Marx, Das Kapital Buch 2 (1885)
Karl Marx (1818-1883) | Title Page of Das Kapital vol. 2 (1885) |
Introduction
This is the first German edition of volume 2 of Karl Marx’s multi-volume work Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie (1867-1894) which appeared in 1885. A facsimile PDF of this book can be seen elsewhere on this site.
An English translation by Friedrich Engels and Ernest Untermann of the 2nd edition (1910) can be found here.
For further information about socialism, and Karl Marx and his work see:
- Karl Marx (1818-1883)
- Topic: Socialism and the Classical Liberal Critique
- School of Thought: Socialism
- Study Guide: Socialism
Source
Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Von Karl Marx. Zweiter Band. Buch II: Der Circulationsprocess des Kapitals. Herausgegeben von Friedrich Engels. (Hamburg: Otto Meissner, 1885).
The original HTML source was put online by the Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften under a Creative Commons License https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885. The HTML was designed to look as much like the original text as possible, hence the footnotes appear at the bottom of the “page.” - Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885. In: Deutsches Textarchiv https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885, abgerufen am 27.06.2018.
Inhaltsverzeichniss.
Vorwort III
Inhaltsverzeichniss XXV
Zweites Buch. Der Circulationsprocess des Kapitals.
Erster Abschnitt. Die Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf.
-
Erstes Kapitel. Der Kreislauf des Geldkapitals1
- I. Erstes Stadium: G—W 2
- II. Zweites Stadium: Funktion des produktiven Kapitals P 11
- III. Drittes Stadium: W'—G' 15
- IV. Der Gesammtkreislauf 26
-
Zweites Kapitel. Der Kreislauf des produktiven Kapitals 38
- I. Einfache Reproduktion 39
- II. Akkumulation und Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter 53
- III. Geldakkumulation 58
- IV. Reservefonds 60
- Drittes Kapitel. Der Kreislauf des Waarenkapitals 62
-
Viertes Kapitel. Die drei Figuren des Kreislaufs 76
- Natural-, Geld- und Kreditwirthschaft 92
- Decken von Nachfrage und Zufuhr 94
- Fünftes Kapitel. Die Umlaufszeit 97
-
Sechstes Kapitel. Die Cirkulationskosten 105
- I. Reine Cirkulationskosten 105
- 1) Kauf- und Verkaufszeit 105
- 2) Buchführung 109
- 3) Geld 112
- II. Aufbewahrungskosten 113
- 1) Vorrathsbildung überhaupt 114
- 2) Eigentlicher Waarenvorrath 120
- III. Transportkosten 126
- I. Reine Cirkulationskosten 105
Zweiter Abschnitt. Der Umschlag des Kapitals.
- Siebentes Kapitel. Umschlagszeit und Umschlagszahl130
-
Achtes Kapitel. Fixes Kapital und cirkulirendes Kapital 134
- I. Die Formunterschiede 134
- II. Bestandtheile, Ersatz, Reparatur, Akkumulation des fixen Kapitals 147
- Neuntes Kapitel. Der Gesammt-Umschlag des vorgeschossnen Kapitals. Umschlagscyklen 161
- Zehntes Kapitel. Theorien über fixes und cirkulirendes Kapital. Die Physiokraten und A. Smith 168
- Elftes Kapitel. Theorien über fixes und cirkulirendes Kapital. Ricardo 195
- Zwölftes Kapitel. Die Arbeitsperiode 209
- Dreizehntes Kapitel. Die Produktionszeit 220
- Vierzehntes Kapitel. Die Umlaufszeit 231
-
Fünfzehntes Kapitel. Wirkung der Umschlagszeit auf die Grösse des Kapitalvorschusses 240
- I. Arbeitsperiode gleich der Umlaufszeit 250
- II. Arbeitsperiode grösser als Umlaufszeit 254
- III. Arbeitsperiode kleiner als Umlaufszeit 259
- IV. Resultate 264
- V. Wirkung von Preiswechsel 270
-
Sechszehntes Kapitel. Der Umschlag des variablen Kapitals 279
- I. Die Jahresrate des Mehrwerths 279
- II. Der Umschlag des variablen Einzelkapitals 295
- III. Der Umschlag des variablen Kapitals, gesellschaftlich betrachtet 300
-
Siebzehntes Kapitel. Die Cirkulation des Mehrwerths 306
- I. Einfache Reproduktion 313
- II. Akkumulation und erweiterte Reproduktion 334
Dritter Abschnitt. Die Reproduktion und Cirkulation des gesellschaftlichen Gesammtkapitals.
-
Achtzehntes Kapitel. Einleitung341
- I. Gegenstand der Untersuchung 341
- II. Die Rolle des Geldkapitals 344
-
Neunzehntes Kapitel. Frühere Darstellungen des Gegenstandes 350
- I. Die Physiokraten 350
- II. A. Smith 353
- 1) Smith's allgemeine Gesichtspunkte 353
- 2) Smith's Auflösung des Tauschwerths in v + m 362
- 3) Der konstante Kapitaltheil 365
- 4) Kapital und Revenue bei A. Smith 371
5) Zusammenfassung 378
- III. Die Späteren 383
-
Zwanzigstes Kapitel. Einfache Reproduktion 386
- I. Stellung der Frage 386
- II. Die zwei Abtheilungen der gesellschaftlichen Produktion 389
- III. Der Umsatz zwischen beiden Abtheilungen: I (v + m) gegen IIc 393
- IV. Der Umsatz innerhalb Abtheilung II. Nothwendige Lebens- mittel und Luxusmittel 397
- V. Die Vermittlung der Umsätze durch die Geldcirkulation 407
- VI. Das konstante Kapital der Abtheilung I 418
- VII. Variables Kapital und Mehrwerth in beiden Abtheilungen 421
- VIII. Das konstante Kapital in beiden Abtheilungen 426
- IX. Rückblick auf A. Smith, Storch und Ramsay 431
- X. Kapital und Revenue: Variables Kapital und Arbeitslohn 435
- XI. Ersatz des fixen Kapitals 447
- 1) Ersatz des Verschleiss-Werththeils in Geldform 451
- 2) Ersatz des fixen Kapitals in natura 456
- 3) Resultate 466
- XII. Die Reproduktion des Geldmaterials 468
- XIII. Destutt de Tracy's Reproduktionstheorie 480
-
Einundzwanzigstes Kapitel. Akkumulation und erweiterte Reproduktion 490
- I. Akkumulation in Abtheilung I 493
- 1) Schatzbildung 493
- 2) Das zusätzliche konstante Kapital 497
- 3) Das zusätzliche variable Kapital 502
- II. Akkumulation in Abtheilung II 503
- III. Schematische Darstellung der Akkumulation 508
- 1) Erstes Beispiel 512
- 2) Zweites Beispiel 516
- 3) Umsatz von IIc bei Akkumulation 522
- IV. Nachträgliches 525
- I. Akkumulation in Abtheilung I 493
<hr align="center" width="50%" />
Das Kapital. Kritik der politischen Oekonomie. Zweiter Band. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals.
Das zweite Buch des „Kapital“ druckfertig herzustellen und zwar so, dass es einerseits als zusammenhängendes und möglichst abgeschlossnes Werk, andrerseits aber auch als das ausschliessliche Werk des Verfassers, nicht des Herausgebers dastand, war keine leichte Arbeit. Die grosse Zahl der vorhandnen, meist fragmentarischen Bearbeitungen erschwerte die Aufgabe. Höchstens eine einzige (Manuskript IV) war, soweit sie ging, durchweg für den Druck redigirt; dafür aber auch der grösste Theil durch Redaktionen aus späterer Zeit veraltet. Die Hauptmasse des Materials war, wenn auch grösstentheils sachlich, so doch nicht sprachlich fertig aus- gearbeitet; abgefasst in der Sprache worin Marx seine Auszüge an- zufertigen pflegte: nachlässiger Styl, familiäre, oft derbhumoristische Ausdrücke und Wendungen, englische und französische technische Bezeichnungen, oft ganze Sätze und selbst Seiten Englisch; es ist Niederschrift der Gedanken in der Form, wie sie sich jedesmal im Kopf des Verfassers entwickelten. Neben einzelnen, ausführlich dargestellten Partien andre, gleich wichtige nur angedeutet; das Material illustrirender Thatsachen gesammelt, aber kaum gruppirt, geschweige verarbeitet; am Schluss der Kapitel, unter dem Drang zum nächsten zu kommen, oft nur ein paar abgerissne Sätze als Marksteine der hier unvollendet gelassnen Entwicklung; endlich die bekannte, dem Verfasser selbst manchmal unleserliche Handschrift.
Ich habe mich damit begnügt, die Manuskripte so wörtlich wie möglich wieder zu geben, am Styl nur das zu ändern was Marx selbst geändert haben würde, und nur da erläuternde Zwischensätze und Uebergänge einzuschieben wo dies absolut nöthig und der Sinn
obendrein ganz unzweifelhaft war. Sätze, deren Deutung nur im Entferntesten Zweifel zuliess, sind lieber ganz wörtlich abgedruckt worden. Die von mir herrührenden Umarbeitungen und Einschie- bungen betragen im Ganzen noch keine zehn Druckseiten, und sind nur formeller Natur.
Die blosse Aufzählung des von Marx hinterlassnen handschrift- lichen Materials zu Buch II beweist, mit welcher Gewissenhaftigkeit ohne Gleichen, mit welcher strengen Selbstkritik er seine grossen ökonomischen Entdeckungen bis zur äussersten Vollendung auszu- arbeiten strebte, ehe er sie veröffentlichte; eine Selbstkritik, die ihn nur selten dazu kommen liess, die Darstellung nach Inhalt und Form seinem stets durch neue Studien sich erweiternden Gesichts- kreis anzupassen. Dies Material besteht nun aus folgendem.
Zuerst ein Manuskript „Zur Kritik der politischen Oekonomie,“ 1472 Quartseiten in 23 Heften, geschrieben August 1861 bis Juni 1863. Es ist die Fortsetzung des 1859 in Berlin erschienenen ersten Hefts desselben Titels. Es behandelt auf Seite 1—220 (Heft I—V) und dann wieder auf Seite 1159—1472 (Heft XIX—XXIII) die in Buch I des „Kapital“ untersuchten Themata von der Verwandlung von Geld in Kapital bis zum Schluss, und ist die erste vorhandne Redaktion dafür. Die Seiten 973—1158 (Heft XVI—XVIII) handeln von: Kapital und Profit, Profitrate, Kauf- mannskapital und Geldkapital, also von Thematen, die später im Manuskript zu Buch III entwickelt sind. Die in Buch II, sowie sehr viele später in Buch III behandelten Themata sind dagegen noch nicht besonders zusammengestellt. Sie werden nebenbei be- handelt, namentlich in dem Abschnitt, der den Hauptkörper des Manuskripts ausmacht: Seite 220—972 (Heft VI—XV): Theorien über den Mehrwerth. Dieser Abschnitt enthält eine ausführliche kritische Geschichte des Kernpunkts der politischen Oekonomie, der Mehrwerthstheorie, und entwickelt daneben, in polemischem Gegen- satz zu den Vorgängern, die meisten der später im Manuskript zu Buch II und III besonders und in logischem Zusammenhang unter- suchten Punkte. Ich behalte mir vor, den kritischen Theil dieses Manuskripts, nach Beseitigung der zahlreichen durch Buch II und III bereits erledigten Stellen, als Buch IV des „Kapital“ zu
veröffentlichen. So werthvoll dies Manuskript, so wenig war es für die gegenwärtige Ausgabe des Buch II zu benutzen.
Das dem Datum nach jetzt folgende Manuskript ist das von Buch III. Es ist wenigstens grösstentheils 1864 und 1865 ge- schrieben. Erst nachdem dies im Wesentlichen fertig, ging Marx an die Ausarbeitung von Buch I, des 1867 gedruckten ersten Bandes. Dies Manuskript von Buch III bearbeite ich jetzt für den Druck.
Aus der nächsten Periode — nach Erscheinen des Buch I — liegt vor für Buch II eine Sammlung von vier Manuskripten in Folio, von Marx selbst I—IV numerirt. Davon ist Manuskript I (150 Seiten), vermuthlich von 1865 oder 67 datirend, die erste selbständige, aber mehr oder weniger fragmentarische Bearbeitung von Buch II in seiner gegenwärtigen Eintheilung. Auch hiervon war nichts benutzbar. Manuskript III besteht theils aus einer Zu- sammenstellung von Citaten und Hinweisen auf Marx’ Auszugshefte — meist auf den ersten Abschnitt des Buch II bezüglich — theils aus Bearbeitungen einzelner Punkte, namentlich der Kritik der A. Smith’schen Sätze über fixes und cirkulirendes Kapital und über die Quelle des Profits; ferner eine Darstellung des Verhältnisses der Mehrwerthsrate zur Profitrate, die in Buch III gehört. Die Hin- weise lieferten wenig neue Ausbeute, die Ausarbeitungen waren so- wohl für Buch II wie Buch III durch spätere Redaktionen überholt, mussten also auch meist bei Seite gelegt werden. — Manuskript IV ist eine druckfertige Bearbeitung des ersten, und der ersten Kapitel des zweiten Abschnitts von Buch II, und ist da, wo es an die Reihe kommt, auch benutzt worden. Obwohl sich herausstellte dass es früher abgefasst ist als Manuskript II, so konnte es doch, weil vollendeter in der Form, für den betreffenden Theil des Buchs mit Vortheil benutzt werden; es genügte, aus Manuskript II einige Zu- sätze zu machen. — Dies letztre Manuskript ist die einzige einiger- massen fertig vorliegende Bearbeitung des Buch II und datirt von 1870. Die gleich zu erwähnenden Notizen für die schliessliche Redaktion sagen ausdrücklich: „Die zweite Bearbeitung muss zu Grunde gelegt werden.“
Nach 1870 trat wieder eine Pause ein, bedingt hauptsächlich
durch Krankheitszustände. Wie gewöhnlich füllte Marx diese Zeit durch Studien aus; Agronomie, amerikanische und namentlich russische ländliche Verhältnisse, Geldmarkt und Bankwesen, endlich Natur- wissenschaften: Geologie und Physiologie, und namentlich selbständige mathematische Arbeiten, bilden den Inhalt der zahlreichen Auszugs- hefte aus dieser Zeit. Anfang 1877 fühlte er sich so weit her- gestellt, dass er wieder an seine eigentliche Arbeit gehn konnte. Von Ende März 1877 datiren Hinweise und Notizen aus obigen vier Manuskripten als Grundlage einer Neubearbeitung von Buch II, deren Anfang in Manuskript V (56 Seiten Folio) vorliegt. Es um- fasst die ersten vier Kapitel und ist noch wenig ausgearbeitet; wesentliche Punkte werden in Noten unter dem Text behandelt; der Stoff ist mehr gesammelt als gesichtet, aber es ist die letzte voll- ständige Darstellung dieses wichtigsten Theils des ersten Abschnitts. — Ein erster Versuch, hieraus ein druckfertiges Manuskript zu machen, liegt vor in Manuskript VI (nach Oktober 1877 und vor Juli ’78); nur 17 Quartseiten, den grössten Theil des ersten Kapitels umfassend, ein zweiter — der letzte — in Manuskript VII, „2. Juli 1878“, nur 7 Folioseiten.
Um diese Zeit scheint Marx sich darüber klar geworden zu sein, dass ohne eine vollständige Revolution seines Gesundheitszu- standes er nie dahin kommen werde, eine ihm selbst genügende Be- arbeitung des zweiten und dritten Buchs zu vollenden. In der That tragen die Manuskripte V—VIII die Spuren gewaltsamen Ankampfs gegen niederdrückende Krankheitszustände nur zu oft an sich. Das schwierigste Stück des ersten Abschnitts war in Manuskript V neu bearbeitet; der Rest des ersten und der ganze zweite Abschnitt (mit Ausnahme des siebzehnten Kapitels) boten keine bedeutenden theo- retischen Schwierigkeiten; der dritte Abschnitt dagegen, die Repro- duktion und Cirkulation des gesellschaftlichen Kapitals, schien ihm einer Umarbeitung dringend bedürftig. In Manuskript II war näm- lich die Reproduktion behandelt zuerst ohne Berücksichtigung der sie vermittelnden Geldcirkulation, und sodann nochmals mit Rück- sicht auf diese. Dies sollte beseitigt, und der ganze Abschnitt über- haupt so umgearbeitet werden, dass er dem erweiterten Gesichtskreis des Verfassers entsprach. So entstand Manuskript VIII, ein Heft
von nur 70 Quartseiten; was Marx aber auf diesen Raum zu- sammenzudrängen verstand beweist die Vergleichung von Abschnitt III im Druck, nach Abzug der aus Manuskript II eingeschobnen Stücke.
Auch dies Manuskript ist nur eine vorläufige Behandlung des Gegenstands, bei der es vor Allem darauf ankam die gewonnenen neuen Gesichtspunkte gegenüber Manuskript II festzustellen und zu entwickeln, unter Vernachlässigung der Punkte über die nichts Neues zu sagen war. Auch ein wesentliches Stück von Kapitel XVII des zweiten Abschnitts, das ohnehin einigermassen in den dritten Abschnitt übergreift, wird wieder hineingezogen und erweitert. Die logische Folge wird öfters unterbrochen, die Behandlung ist stellen- weise lückenhaft und namentlich am Schluss ganz fragmentarisch. Aber was Marx sagen wollte ist in dieser oder jener Weise darin gesagt.
Das ist das Material zu Buch II, woraus, nach einer Aeusserung von Marx zu seiner Tochter Eleanor kurz vor seinem Tode, ich „etwas machen“ sollte. Ich habe diesen Auftrag in seinen engsten Grenzen genommen; wo irgend möglich, habe ich meine Thätigkeit auf blosse Auswahl zwischen den verschiednen Redaktionen beschränkt. Und zwar so, dass stets die letzte vorhandne Redaktion unter Ver- gleichung der frühern zu Grunde gelegt wurde. Wirkliche, d. h. andre als bloss technische Schwierigkeiten boten dabei nur der erste und dritte Abschnitt, diese aber auch nicht geringe. Ich habe sie zu lösen gesucht ausschliesslich im Geist des Verfassers.
Die Citate im Text habe ich meist übersetzt bei Belegen für Thatsachen oder wo, wie bei Stellen aus A. Smith, das Original Jedem zu Gebot steht der der Sache auf den Grund kommen will. Nur in Kapitel X war dies nicht möglich, weil hier direkt der englische Text kritisirt wird. — Die Citate aus Buch I tragen die Seitenzahlen der zweiten Auflage, der letzten die Marx noch er- lebt hat.
Für das Buch III liegt ausser der ersten Bearbeitung im Manuskript: „Zur Kritik“, den erwähnten Stücken in Manuskript III und einigen, in Auszugsheften gelegentlich eingesprengten kurzen Noten, nur vor: das erwähnte Manuskript in Folio von 1864—65, ausgearbeitet in ungefähr derselben Vollständigkeit wie Manuskript II
von Buch II, und endlich ein Heft von 1875: Das Verhältniss der Mehrwerthsrate zur Profitrate, mathematisch (in Gleichungen) ent- wickelt. Die Fertigstellung dieses Buchs für den Druck schreitet rasch voran. Soweit ich bis jetzt beurtheilen kann, wird sie haupt- sächlich nur technische Schwierigkeiten machen, mit Ausnahme frei- lich einiger sehr wichtigen Abschnitte.
Es ist hier der Ort eine Anklage gegen Marx zurückzuweisen, die, erst nur leise und vereinzelt erhoben, jetzt, nach seinem Tode, von deutschen Katheder- und Staatssocialisten und deren Anhang als ausgemachte Thatsache verkündet wird — die Anklage, als habe Marx ein Plagiat an Rodbertus begangen. Ich habe bereits an andrer Stelle das Dringendste darüber gesagt(FN1), kann aber erst hier die entscheidenden Belege beibringen.
Diese Anklage findet sich meines Wissens zuerst in R. Meyer’s „Emancipationskampf des vierten Standes,“ S. 43: „Aus diesen Publikationen“ (den bis in die letzte Hälfte der dreissiger Jahre zurückdatirenden von Rodbertus) „hat nachweisbar Marx den grössten Theil seiner Kritik geschöpft.“ Ich darf bis auf weitern Nachweis wohl annehmen, dass die ganze „Nachweisbarkeit“ dieser Behauptung darin besteht, dass Rodbertus dies Herrn Meyer ver- sichert hat. — 1879 tritt Rodbertus selbst auf die Bühne, und schreibt an J. Zeller (Tübinger „Zeitschrift für die gesammte Staats- wissenschaft“, 1879, S. 219) mit Beziehung auf seine Schrift: „Zur Erkenntniss unsrer staatswirthschaftlichen Zustände“, (1842) wie folgt: „Sie werden finden, dass derselbe“ [der darin entwickelte Ge- dankengang] „schon ganz hübsch von Marx ..... benutzt worden ist, freilich ohne mich zu citiren“. Was ihm denn auch sein posthumer Herausgeber Th. Kozak ohne Weiteres nachplappert. (Das Kapital von Rodbertus. Berlin 1884. Einleitung, S. XV.) — Endlich, in den von R. Meyer 1881 herausgegebnen „Briefen und socialpolitischen
Aufsätzen von Dr. Rodbertus-Jagetzow“, sagt Rodbertus geradezu: „heute finde ich mich von Schäffle und Marx geplündert ohne dass ich genannt werde.“ (Brief No. 60, S. 134.) Und an einer andern Stelle nimmt Rodbertus’ Anspruch bestimmtere Gestalt an: „Woraus der Mehrwerth des Kapitalisten entspringt, habe ich in meinem 3. socialen Brief im Wesentlichen ebenso wie Marx, nur kürzer und klarer gezeigt.“ (Brief No. 48, S. 111.)
Von allen diesen Anklagen auf Plagiat hatte Marx nie etwas erfahren. In seinem Exemplar des „Emancipationskampfs“ war nur der die Internationale betreffende Theil aufgeschnitten, das Auf- schneiden des übrigen habe ich selbst erst nach seinem Tode besorgt. Die Tübinger Zeitschrift sah er nie an. Die „Briefe etc.“ an R. Meyer blieben ihm ebenfalls unbekannt, und bin ich auf die Stelle von wegen der „Plünderung“ erst 1884 durch die Güte des Herrn Dr. Meyer selbst aufmerksam gemacht worden. Dagegen den Brief No. 48 kannte Marx; Herr Meyer hatte die Gefälligkeit ge- habt, das Original der jüngsten Tochter von Marx zu schenken Marx, dem allerdings einiges geheimnissvolle Gemunkel über die bei Rodbertus zu suchende geheime Quelle seiner Kritik zu Ohren gekommen war, zeigte ihn mir mit der Bemerkung: Hier habe er endlich authentische Auskunft darüber was Rodbertus selbst be- anspruche; wenn er weiter nichts behaupte, so könne dies ihm, Marx, schon recht sein; und dass Rodbertus seine eigne Darstellung für die kürzre und klarere halte, dies Vergnügen könne er ihm auch lassen. In der That hielt er durch diesen Brief von Rodbertus die ganze Sache für erledigt.
Er konnte dies um so eher, als ihm, wie ich positiv weiss, die ganze literarische Thätigkeit von Rodbertus unbekannt geblieben war bis gegen 1859, wo seine eigne Kritik der politischen Oekonomie nicht nur in den Grundzügen, sondern auch in den wichtigsten Einzelheiten fertig war. Er begann seine ökonomischen Studien 1843 in Paris mit den grossen Engländern und Franzosen; von den Deutschen kannte er nur Rau und List und hatte genug an ihnen. Weder Marx noch ich erfuhren von der Existenz von Rodbertus ein Wort, bis wir 1848 in der „Neuen Rheinischen Zeitung“ seine Reden als Berliner Abgeordneter und seine Handlungen als Minister
zu kritisiren hatten. Wir waren so unwissend, dass wir die rheinischen Abgeordneten befrugen, wer denn dieser Rodbertus sei, der so plötzlich Minister geworden. Aber auch diese wussten nichts von den ökonomischen Schriften Rodbertus’ zu verrathen. Dass da- gegen Marx, auch ohne Rodbertus’ Hülfe, schon damals sehr gut wusste, nicht nur woher, sondern auch wie „der Mehrwerth des Kapitalisten entspringt“, beweisen die „Misère de la Philosophie“, 1847, und die, 1847 in Brüssel gehaltnen und 1849 in der „Neuen Rheinischen Zeitung“, No. 264—69, veröffentlichten Vorträge über Lohnarbeit und Kapital. Erst durch Lassalle erfuhr Marx gegen 1859 dass es auch einen Oekonomen Rodbertus gebe, und fand dann dessen „dritten socialen Brief“ auf dem Britischen Museum.
Dies der thatsächliche Zusammenhang. Wie steht es nun mit dem Inhalt, um den Marx den Rodbertus „geplündert“ haben soll? „Woraus der Mehrwerth des Kapitalisten entspringt“, sagt Rodbertus, „habe ich in meinem 3. socialen Brief ebenso wie Marx, nur kürzer und klarer gezeigt.“ Also das ist der Kernpunkt: die Mehrwerths- theorie; und es ist in der That nicht zu sagen, was sonst Rodbertus bei Marx als sein Eigenthum allenfalls reklamiren könnte. Rodbertus erklärt sich hier also für den wirklichen Urheber der Mehrwerths- theorie, die Marx ihm geplündert habe.
Und was sagt uns der 3. sociale Brief über die Entstehung des Mehrwerths? Einfach, dass die „Rente“, wie er Bodenrente und Profit zusammenfasst, nicht aus einem „Werthzuschlag“ auf den Werth der Waare entstehe, sondern „in Folge eines Werthabzugs, den der Arbeitslohn erleidet, mit andren Worten: weil der Arbeits- lohn nur einen Theil des Werths des Produkts beträgt“, und bei hinreichender Produktivität der Arbeit „nicht äqual dem natürlichen Tauschwerth ihres Produkts zu sein braucht, damit von diesem noch zu Kapitalersatz (!) und Rente übrig bleibt.“ Wobei uns nicht ge- sagt wird, was das für ein „natürlicher Tauschwerth“ des Produkts ist, bei dem zu „Kapitalersatz“, also doch wohl Ersatz des Rohstoffs und des Verschleisses der Werkzeuge nichts übrig bleibt.
Glücklicher Weise ist uns vergönnt zu konstatiren, welchen Eindruck diese epochemachende Entdeckung Rodbertus’ auf Marx machte. Im Manuskript: „Zur Kritik etc.“ findet sich in Heft X,
S. 445 ff. eine „Abschweifung. Herr Rodbertus. Eine neue Grund- rententheorie.“ Nur unter diesem Gesichtspunkt wird hier der dritte sociale Brief betrachtet. Die Rodbertus’sche Mehrwerthstheorie im Allgemeinen wird erledigt mit der ironischen Bemerkung: „Herr Rodbertus untersucht erst, wie es in einem Lande aussieht, wo Grund- und Kapitalbesitz nicht geschieden sind, und kommt dann zum wichtigen Resultat, dass die Rente (worunter er den ganzen Mehrwerth versteht) bloss gleich der unbezahlten Arbeit oder dem Quantum von Produkten ist worin sie sich darstellt.“
Die kapitalistische Menschheit hat nun schon verschiedliche Jahrhunderte lang Mehrwerth producirt und ist allmählich auch da- hin gekommen, sich über dessen Entstehung Gedanken zu machen. Die erste Ansicht war die aus der unmittelbaren kaufmännischen Praxis entspringende: der Mehrwerth entstehe aus einem Aufschlag auf den Werth des Produkts. Sie herrschte unter den Merkantilisten, aber schon James Steuart sah ein dass dabei, was der Eine gewinnt, der Andre nothwendig verlieren muss. Trotzdem spukt diese Ansicht noch lange fort, namentlich unter Socialisten; aus der klassischen Wissenschaft wird sie aber verdrängt durch A. Smith.
Bei ihm heisst es, Wealth of Nations, b. I, ch. VI: „Sobald Kapital (stock) sich angehäuft hat in den Händen Einzelner, werden Einige darunter es natürlicher Weise anwenden, um fleissige Leute an die Arbeit zu setzen und diesen Rohstoffe und Lebensmittel zu liefern, um durch den Verkauf der Produkte ihrer Arbeit, oder durch das was ihre Arbeit dem Werth jener Rohstoffe hinzu- gefügt hat, einen Profit zu machen. . . . . . Der Werth den die Arbeiter den Rohstoffen zusetzen, löst sich hier in zwei Theile auf, wovon der eine ihren Lohn zahlt, der andre den Profit des Beschäftigers auf den ganzen von ihm vorgeschossnen Betrag von Rohstoffen und Arbeitslöhnen.“ Und etwas weiter: „So- bald der Boden eines Landes durchweg Privateigenthum geworden, lieben es die Grundbesitzer wie andre Leute auch, zu ernten, wo sie nicht gesäet, und fordern Bodenrente selbst für die natürlichen Erzeugnisse des Bodens . . . . Der Arbeiter . . . . muss dem Grund- besitzer einen Antheil von dem abtreten, was seine Arbeit ge- sammelt oder producirt hat. Dieser Antheil, oder was dasselbe, der Preis dieses Antheils, macht die Bodenrente aus.“
Zu dieser Stelle bemerkt Marx in dem erwähnten Manuskript: „Zur Kritik“ etc., S. 253: „A. Smith fasst also den Mehrwerth, nämlich die Surplusarbeit, den Ueberschuss der verrichteten und in der Waare vergegenständlichten Arbeit über die bezahlte Arbeit hinaus, also über die Arbeit hinaus die ihr Aequivalent im Lohn er- halten hat, als die allgemeine Kategorie auf, wovon der eigent- liche Profit und die Grundrente nur Abzweigungen.“
Ferner sagt A. Smith, B. I, ch. VIII: „Sobald der Boden Privateigenthum geworden, verlangt der Grundbesitzer einen Antheil fast aller Produkte die der Arbeiter darauf erzeugen oder ein- sammeln kann. Seine Bodenrente macht den ersten Abzug vom Produkt der auf den Boden verwandten Arbeit aus. Aber der Bebauer des Bodens hat selten die Mittel sich bis zur Ein- bringung der Ernte zu erhalten. Sein Unterhalt wird ihm gewöhn- lich vorgeschossen aus dem Kapital (stock) eines Beschäftigers, des Pächters, der kein Interesse hätte ihn zu beschäftigen, wenn er nicht das Produkt seiner Arbeit mit ihm theilte, oder sein Kapital ihm ersetzt würde sammt einem Profit. Dieser Profit macht einen zweiten Abzug von der auf den Boden verwandten Arbeit. Das Produkt fast aller Arbeit ist demselben Abzug für Profit unter- worfen. In allen Industrien bedürfen die meisten Arbeiter eines Beschäftigers, um ihnen bis zur Vollendung der Arbeit Rohstoff und Arbeitslohn und Unterhalt vorzuschiessen. Dieser Beschäftiger theilt mit ihnen das Produkt ihrer Arbeit, oder den Werth den diese den verarbeiteten Rohstoffen zufügt, und in diesem Antheil besteht sein Profit“.
Marx hierzu (Manuskript, S. 256): „Hier also bezeichnet A. Smith in dürren Worten Grundrente und Profit des Kapitals als blosse Abzüge von dem Produkt des Arbeiters, oder von dem Werth seines Produkts, gleich der von ihm dem Rohstoff zugefügten Arbeit. Dieser Abzug kann aber, wie A. Smith früher selbst aus- einandergesetzt, nur bestehn aus dem Theil der Arbeit, den der Arbeiter den Stoffen zusetzt über das Arbeitsquantum hinaus, welches nur seinen Lohn zahlt oder nur ein Aequivalent für seinen Lohn liefert — also aus der Surplusarbeit, aus dem unbezahlten Theil seiner Arbeit.“
„Woraus der Mehrwerth des Kapitalisten entspringt“ und oben- drein der des Grundeigenthümers, hat also schon A. Smith gewusst; Marx erkennt dies schon 1861 aufrichtig an, während Rodbertus und der Schwarm seiner unter dem warmen Sommerregen des Staatssocialismus wie Pilze emporschiessenden Verehrer es total vergessen zu haben scheint.
„Dennoch“, fährt Marx fort, „hat Smith den Mehrwerth als solchen nicht als eigne Kategorie geschieden von den besondren Formen, die er im Profit und Grundrente erhält. Daher bei ihm, wie noch mehr bei Ricardo, viel Irrthum und Mangelhaftigkeit in der Untersuchung.“ — Dieser Satz passt wörtlich auf Rodbertus. Seine „Rente“ ist einfach die Summe von Bodenrente + Profit; von der Bodenrente macht er sich eine total falsche Theorie, den Profit nimmt er unbesehen wie er ihn bei seinen Vorgängern findet. — Marx’ Mehrwerth dagegen ist die allgemeine Form der ohne Aequivalent von den Eignern der Produktionsmittel angeeigneten Werthsumme, die sich nach ganz eigenthümlichen, erst von Marx entdeckten Gesetzen in die besondren, verwandelten Formen von Profit und Bodenrente spaltet. Diese Gesetze werden entwickelt in Buch III, wo sich erst zeigen wird, wie viele Mittelglieder nöthig sind, um vom Verständniss des Mehrwerths im Allgemeinen zum Verständniss seiner Verwandlung in Profit und Grundrente, also zum Verständniss der Gesetze der Vertheilung des Mehrwerths innerhalb der Kapitalistenklasse zu kommen.
Ricardo geht schon bedeutend weiter als A. Smith. Er be- gründet seine Auffassung des Mehrwerths auf eine neue, bei A. Smith zwar schon im Keim vorhandne, aber in der Ausführung fast immer wieder vergessne Werththeorie, die der Ausgangspunkt aller nachfolgenden ökonomischen Wissenschaft geworden. Aus der Bestimmung des Waarenwerths durch die in den Waaren realisirte Arbeitsmenge leitet er die Vertheilung des den Rohstoffen durch die Arbeit zugesetzten Werthquantums unter Arbeiter und Kapitalisten ab, ihre Spaltung in Arbeitslohn und Profit (d. h. hier Mehrwerth). Er weist nach, dass der Werth der Waaren derselbe bleibt, wie auch das Verhältniss dieser beiden Theile wechsle, ein Gesetz, bei dem er nur einzelne Ausnahmsfälle zugibt. Er stellt sogar einige Hauptgesetze über das wechselseitige Verhältniss von Arbeitslohn
und Mehrwerth (in der Form von Profit gefasst) wenn auch in zu allgemeiner Fassung fest (Marx, Kapital I, Kap. XV, A) und weist die Grundrente als einen unter bestimmten Umständen abfallenden Ueberschuss über den Profit nach. — In keinem dieser Punkte ist Rodbertus über Ricardo hinausgegangen. Die innern Widersprüche der Ricardo’schen Theorie, an denen seine Schule zu Grunde ging, blieben ihm entweder ganz unbekannt oder verleiteten ihn nur („Zur Erkenntniss“ etc., S. 130) zu utopistischen Forderungen statt zu ökonomischen Lösungen.
Die Ricardo’sche Lehre vom Werth und Mehrwerth brauchte aber nicht auf Rodbertus’ „Zur Erkenntniss“ etc. zu warten, um socialistisch ausgebeutet zu werden. Auf S. 609 des ersten Bandes „Kapital“ (2. Aufl.) findet sich citirt: „The possessors of surplus produce or capital“, aus einer Schrift: The Source and Remedy of the National Difficulties. A Letter to Lord John Russell. London 1821. In dieser Schrift, auf deren Bedeutung schon der eine Aus- druck: surplus produce or capital hätte aufmerksam machen müssen, und die ein von Marx aus seiner Verschollenheit gerissnes Pamphlet von 40 Seiten ist, heisst es:
„Was auch dem Kapitalisten zukommen möge“ [vom Stand- punkt des Kapitalisten aus] „er kann immer nur die Mehrarbeit (surplus labour) des Arbeiters aneignen, denn der Arbeiter muss leben.“ (p. 23.) Wie aber der Arbeiter lebt, und wie gross daher die vom Kapitalisten angeeignete Mehrarbeit sein kann, ist sehr relativ. „Wenn das Kapital nicht an Werth abnimmt im Verhält- niss wie es an Masse zunimmt, so wird der Kapitalist dem Arbeiter das Produkt jeder Arbeitsstunde abpressen über das Minimum hinaus wovon der Arbeiter leben kann . . . . . der Kapitalist kann schliesslich dem Arbeiter sagen: du sollst kein Brot essen, denn man kann von Runkelrüben und Kartoffeln leben; und dahin sind wir gekommen.“ (p. 24.) „Wenn der Arbeiter dahin gebracht werden kann sich von Kartoffeln zu nähren, statt von Brot, so ist es unbestreitbar richtig, dass mehr aus seiner Arbeit herausgeschlagen werden kann; d. h. wenn, um von Brot zu leben, er genöthigt war, für seine Erhaltung und die seiner Familie die Arbeit des Montags und Dienstags für sich zu behalten, so wird er bei Kartoffelnahrung nur die
Hälfte des Montags für sich erhalten; und die andre Hälfte des Montags und der ganze Dienstag werden freigesetzt entweder für den Nutzen des Staats oder für den Kapitalisten.“ (p. 26.) „Man bestreitet nicht (it is admitted), dass die den Kapitalisten be- zahlten Interessen, sei es in der Gestalt von Rente, Geldzins, oder Geschäftsprofit, bezahlt werden aus der Arbeit Anderer.“ (p. 23.) Hier also ganz Rodbertus’ „Rente“, nur dass statt „Rente“: Interessen gesagt wird.
Marx bemerkt hierzu (Manuskript Zur Kritik, S. 852): „Dies kaum bekannte Pamphlet — erschienen zu der Zeit, wo der „un- glaubliche Schuhflicker“ Mac Culloch anfing von sich reden zu machen — enthält einen wesentlichen Fortschritt über Ricardo hin- aus. Es bezeichnet direkt den Mehrwerth oder „Profit“, wie Ricardo es nennt (oft auch Mehrprodukt, surplus produce) oder interest, wie der Verfasser des Pamphlets es heisst, als surplus labour, Mehr- arbeit, die Arbeit die der Arbeiter gratis verrichtet, die er verrichtet über das Quantum Arbeit hinaus, wodurch der Werth seiner Arbeits- kraft ersetzt, also ein Aequivalent für seinen Lohn producirt wird. Ganz so wichtig wie es war, den Werth in Arbeit aufzulösen, ganz so wichtig war es, den Mehrwerth (surplus value), der sich in einem Mehrprodukt (surplus produce) darstellt, in Mehrarbeit (surplus labour). Dies ist in der That bei A. Smith schon gesagt, und bildet ein Hauptmoment in Ricardo’s Entwicklung. Aber es ist bei ihnen nirgends in der absoluten Form herausgesagt und fixirt.“ Es heisst dann weiter, S. 859 des Manuskripts: „Im Uebrigen ist der Verfasser in den ökonomischen Kategorien befangen, wie er sie vorfindet. Ganz wie bei Ricardo das Verwechseln von Mehrwerth und Profit zu unangenehmen Widersprüchen führt, so bei ihm, dass er Mehrwerth Kapitalinteressen tauft. Zwar steht er darin über Ricardo, dass er erstens allen Mehrwerth auf Mehrarbeit reducirt und, wenn er den Mehrwerth Kapitalinteressen nennt, zu- gleich hervorhebt, dass er unter interest of capital die allgemeine Form der Mehrarbeit versteht, im Unterschied von ihren besondern Formen, Rente, Geldzins und Geschäftsprofit. Aber er nimmt den Namen einer dieser besondern Formen, interest, wieder als den der allgemeinen Form. Und dies reicht hin, damit er wieder
in das ökonomische Kauderwelsch (slang steht im Manuskript) zurückfällt.“
Dieser letztere Passus sitzt unserm Rodbertus wie angegossen. Auch er ist befangen in den ökonomischen Kategorien wie er sie vorfindet. Auch er tauft den Mehrwerth mit dem Namen einer seiner verwandelten Unterformen, den er noch dazu ganz unbestimmt macht: Rente. Das Ergebniss dieser beiden Böcke ist, dass er wieder in das ökonomische Kauderwelsch verfällt, seinen Fortschritt über Ricardo hinaus nicht weiter kritisch verfolgt, und statt dessen sich verleiten lässt, seine unfertige Theorie, ehe sie noch die Eier- schalen losgeworden, zur Grundlage einer Utopie zu machen, mit der er wie überall zu spät kommt. Das Pamphlet erschien 1821, und anticipirt die Rodbertus’sche „Rente“ von 1842 bereits voll- ständig.
Unser Pamphlet ist nur der äusserste Vorposten einer ganzen Literatur, die in den zwanziger Jahren die Ricardo’sche Werth- und Mehrwerththeorie im Interesse des Proletariats gegen die kapitalistische Produktion kehrt, die Bourgeoisie mit ihren eignen Waffen bekämpft. Der ganze Owen’sche Kommunismus, soweit er ökonomisch-polemisch auftritt, stützt sich auf Ricardo. Neben ihm aber noch eine ganze Reihe von Schriftstellern, von denen Marx schon 1847 nur einige gegen Proudhon, Misère de la Philosophie. p. 49, anführt: Edmonds, Thompson, Hodgskin etc., etc., „und noch vier Seiten Etcetera.“ Ich greife aus dieser Unzahl von Schriften nur auf’s Gerathewohl eine heraus; An Inquiry into the Principles of the Distribution of Wealth, most conducive to Human Happiness, by William Thompson; a new edition. London 1850. Diese 1822 verfasste Schrift erschien zu- erst 1827. Auch hier wird der von den nichtproducirenden Klassen angeeignete Reichthum überall als Abzug vom Produkt des Arbeiters bezeichnet, und das in ziemlich starken Ausdrücken. „Das beständige Streben dessen was wir Gesellschaft nennen, bestand darin, durch Betrug oder Beredung, durch Schrecken oder Zwang, den produkti- ven Arbeiter zu bewegen, die Arbeit zu verrichten für den möglichst kleinen Theil des Produkts seiner eignen Arbeit“ (p. 28). „Warum soll der Arbeiter nicht das ganze absolute Produkt seiner Arbeit erhalten?“ (p. 32.) „Diese Kompensation, die die Kapitalisten dem
produktiven Arbeiter abnöthigen unter dem Namen Bodenrente oder Profit, wird beansprucht für den Gebrauch des Bodens oder andrer Gegenstände . . . . . Da alle physischen Stoffe, an denen oder ver- mittelst derer der besitzlose produktive Arbeiter, der nichts besitzt ausser seiner Fähigkeit zu produciren, diese seine Produktionsfähig- keit geltend machen kann, im Besitz Andrer sind, deren Interessen den seinen entgegengesetzt, und deren Einwilligung eine Vorbedingung seiner Thätigkeit ist, — hängt es da nicht ab, und muss es nicht abhängen von der Gnade dieser Kapitalisten, welchen Theil der Früchte seiner eignen Arbeit sie ihm als Entschädigung für diese Arbeit wollen zukommen lassen? (p. 125) . . . . . im Verhält- niss zur Grösse des zurückbehaltenen Produkts, ob man dies Steuern, Profit oder Diebstahl nenne . . . . diese Defalkationen“ (p. 126) u. s. w.
Ich gestehe, ich schreibe diese Zeilen nicht ohne eine gewisse Beschämung. Dass die antikapitalistische englische Literatur der zwanziger und dreissiger Jahre in Deutschland so gänzlich un- bekannt ist, trotzdem Marx schon in der Misère de la Philosophie direkt darauf hingewiesen und Manches davon — das Pamphlet von 1821, Ravenstone, Hodgskin etc., im ersten Band des „Kapital“ mehrfach citirt — das mag noch hingehn. Aber dass nicht nur der sich an Rodbertus’ Rockschösse mit Verzweiflung anklammernde Literatus vulgaris, „der wirklich auch nichts gelernt hat,“ sondern auch der Professor in Amt und Würden, der „sich mit Gelehrsam- keit brüsten thut,“ seine klassische Oekonomie bis zu dem Grad vergessen hat, dass er Marx ernsthaft vorwirft, er habe Rodbertus Dinge entwendet, die schon in A. Smith und Ricardo zu lesen stehn — das beweist, wie tief die officielle Oekonomie heute herunter- gekommen ist.
Was hat dann aber Marx über den Mehrwerth Neues gesagt? Wie kommt es, dass Marx’ Mehrwerthstheorie wie ein Blitz aus heitrem Himmel eingeschlagen hat, und das in allen civilisirten Ländern, während die Theorien aller seiner socialistischen Vorgänger, Rodbertus eingeschlossen, wiirkungslos verpufften?
Die Geschichte der Chemie kann uns das an einem Beispiel zeigen.
Noch gegen Ende des vorigen Jahrhunderts herrschte bekannt- lich die phlogistische Theorie, wonach das Wesen jeder Verbrennung darin bestand, dass sich von dem verbrennenden Körper ein andrer, hypothetischer Körper trenne, ein absoluter Brennstoff, der mit dem Namen Phlogiston bezeichnet wurde. Diese Theorie reichte hin, die meisten damals bekannten chemischen Erscheinungen zu erklären, wenn auch in manchen Fällen nicht ohne Anwendung von Gewalt. Nun stellte 1774 Priestley eine Luftart dar, „die er so rein oder so frei von Phlogiston fand, dass gewöhnliche Luft im Vergleich damit schon verdorben erschien.“ Er nannte sie: dephlogistisirte Luft. Kurz nachher stellte Scheele in Schweden dieselbe Luftart dar, und wies deren Vorhandensein in der Atmosphäre nach. Er fand auch, dass sie verschwindet, wenn man einen Körper in ihr oder in gewöhn- licher Luft verbrennt, und nannte sie daher Feuerluft. „Aus diesen Ergebnissen zog er nun den Schluss, dass die Verbindung, welche bei der Vereinigung von Phlogiston mit einem der Bestandtheile der Luft“ [also bei der Verbrennung] „entstehe, nichts weiter als Feuer oder Wärme sei, welche durch das Glas entweiche.“(FN2)
Priestley wie Scheele hatten den Sauerstoff dargestellt, wussten aber nicht was sie unter der Hand hatten. Sie „blieben befangen in den“ phlogistischen „Kategorien, wie sie sie vorfanden.“ Das Element, das die ganze phlogistische Anschauung umstossen und die Chemie revolutioniren sollte, war in ihrer Hand mit Unfruchtbarkeit geschlagen. Aber Priestley hatte seine Entdeckung gleich darauf in Paris Lavoisier mitgetheilt, und Lavoisier untersuchte nun, an der Hand dieser neuen Thatsache, die ganze phlogistische Chemie, ent- deckte erst, dass die neue Luftart ein neues chemisches Element war, dass in der Verbrennung nicht das geheimnissvolle Phlogiston aus dem verbrennenden Körper weggeht, sondern dies neue Element sich mit dem Körper verbindet, und stellte so die ganze Chemie, die in ihrer phlogistischen Form auf dem Kopf gestanden, erst auf die Füsse. Und wenn er auch nicht, wie er später behauptet, den Sauerstoff gleichzeitig mit den Andern, und unabhängig von ihnen dargestellt hat, so bleibt er dennoch der eigentliche Entdecker des
Sauerstoffs gegenüber den Beiden, die ihn bloss dargestellt haben, ohne auch nur zu ahnen, was sie dargestellt hatten.
Wie Lavoisier zu Priestley und Scheele, so verhält sich Marx zu seinen Vorgängern in der Mehrwerthstheorie. Die Existenz des Produkten-Werththeils, den wir jetzt Mehrwerth nennen, war fest- gestellt lange vor Marx; ebenso war mit grössrer oder geringrer Klarheit ausgesprochen, woraus er besteht, nämlich aus dem Produkt der Arbeit für welche der Aneigner kein Aequivalent gezahlt hat. Weiter aber kam man nicht. Die einen — die klassischen bürger- lichen Oekonomen — untersuchten höchstens das Grössenverhältniss, worin das Arbeitsprodukt vertheilt wird zwischen dem Arbeiter und dem Besitzer der Produktionsmittel. Die andren — die Socialisten — fanden diese Vertheilung ungerecht und suchten nach utopistischen Mitteln, die Ungerechtigkeit zu beseitigen. Beide blieben be- fangen in den ökonomischen Kategorien, wie sie sie vorgefunden hatten.
Da trat Marx auf. Und zwar in direktem Gegensatz zu allen seinen Vorgängern. Wo diese eine Lösung gesehn hatten, sah er nur ein Problem. Er sah, dass hier weder dephlogistisirte Luft vor- lag noch Feuerluft, sondern Sauerstoff — dass es sich hier nicht handelte, sei es um die blosse Konstatirung einer ökonomischen Thatsache, sei es um den Konflikt dieser Thatsache mit der ewigen Gerechtigkeit und der wahren Moral, sondern um eine Thatsache, die berufen war, die ganze Oekonomie umzuwälzen, und die für das Verständniss der gesammten kapitalistischen Produktion den Schlüssel bot — für den der ihn zu gebrauchen wusste. An der Hand dieser Thatsache untersuchte er die sämmtlichen vorgefundnen Kategorien, wie Lavoisier an der Hand des Sauerstoffs die vorgefundnen Kate- gorien der phlogistischen Chemie untersucht hatte. Um zu wissen was der Mehrwerth war, musste er wissen was der Werth war. Ricardo’s Werththeorie selbst musste vor allem der Kritik unter- worfen werden. Marx also untersuchte die Arbeit auf ihre werth- bildende Qualität und stellte zum ersten Mal fest, welche Arbeit, und warum, und wie, sie Werth bildet, und dass Werth überhaupt nichts ist als festgeronnene Arbeit dieser Art — ein Punkt, den Rodbertus bis zuletzt nicht begriffen hat. Marx untersuchte dann
das Verhältniss von Waare und Geld, und wies nach wie und warum, kraft der ihr innewohnenden Wertheigenschaft, die Waare und der Waarenaustausch den Gegensatz von Waare und Geld er- zeugen muss; seine hierauf gegründete Geldtheorie ist die erste er- schöpfende und jetzt stillschweigend allgemein acceptirte. Er unter- suchte die Verwandlung von Geld in Kapital, und bewies, dass sie auf dem Kauf und Verkauf der Arbeitskraft beruhe. Indem er hier die Arbeitskraft, die werthschaffende Eigenschaft, an die Stelle der Arbeit setzte, löste er mit einem Schlag eine der Schwierigkeiten, an der die Ricardo’sche Schule zu Grunde gegangen war: die Un- möglichkeit, den gegenseitigen Austausch von Kapital und Arbeit in Einklang zu bringen mit dem Ricardo’schen Gesetz der Werth- bestimmung durch Arbeit. Indem er die Unterscheidung des Kapitals in konstantes und variables konstatirte, kam er erst dahin, den Process der Mehrwerthbildung in seinem wirklichen Hergang bis in’s Einzelnste darzustellen, und damit zu erklären — was keiner seiner Vorgänger fertig gebracht; konstatirte er also einen Unter- schied innerhalb des Kapitals selbst, mit dem Rodbertus ebensowenig wie die bürgerlichen Oekonomen im Stande waren das Geringste an- zufangen, der aber den Schlüssel zur Lösung der verwickeltsten ökonomischen Probleme liefert, wovon hier wieder Buch II — und noch mehr, wie sich zeigen wird, Buch III — der schlagendste Be- weis. Den Mehrwerth selbst untersuchte er weiter, fand seine beiden Formen: absoluter und relativer Mehrwerth, und wies die verschiedne, aber beidemal entscheidende Rolle nach, die sie in der geschicht- lichen Entwicklung der kapitalistischen Produktion gespielt. Auf Grundlage des Mehrwerths entwickelte er die erste rationelle Theorie des Arbeitslohns die wir haben, und gab zum ersten Mal die Grund- züge einer Geschichte der kapitalistischen Akkumulation und eine Darstellung ihrer geschichtlichen Tendenz.
Und Rodbertus? Nachdem er das alles gelesen, findet er darin — wie immer Tendenzökonom! — einen „Einbruch in die Gesell- schaft,“ findet dass er selbst bereits viel kürzer und klarer gesagt hat woraus der Mehrwerth entsteht, und findet endlich, dass das alles zwar auf „die heutige Kapitalform“ passt, d. h. auf das Kapital wie es historisch besteht, nicht aber auf „den Kapitalbegriff,“
d. h. die utopistische Vorstellung des Herrn Rodbertus vom Kapital. Ganz der alte Priestley, der bis an sein Ende auf’s Phlogiston schwor und vom Sauerstoff nichts wissen wollte. Nur dass Priestley den Sauerstoff wirklich zuerst dargestellt, während Rodbertus in seinem Mehrwerth oder vielmehr seiner „Rente“ nur einen Gemein- platz wieder entdeckt hatte, und dass Marx es verschmähte, im Gegensatz zu Lavoisier’s Verfahren, zu behaupten, er sei der erste der die Thatsache der Existenz des Mehrwerths aufgedeckt.
Was Rodbertus sonst ökonomisch geleistet hat, steht auf dem- selben Niveau. Seine Verarbeitung des Mehrwerths in eine Utopie ist von Marx in der Misère de la Philosophie schon unabsichtlich mit kritisirt; was sonst noch darüber zu sagen, habe ich in der Vorrede zur deutschen Uebersetzung jener Schrift gesagt. Seine Erklärung der Handelskrisen aus der Unterkonsumtion der Arbeiter- klasse findet sich bereits in Sismondi’s Nouveaux Principes de l’Economie Politique, liv. IV, ch. IV.(FN3) Nur dass Sismondi dabei stets den Weltmarkt vor Augen hatte, während Rodbertus’ Horizont nicht über die preussische Grenze hinausgeht. Seine Spekulationen darüber, ob der Arbeitslohn aus Kapital oder Einkommen stamme, gehören der Scholastik an und erledigen sich endgültig durch den dritten Abschnitt dieses zweiten Buchs des „Kapital“. Seine Renten- theorie ist sein ausschliessliches Eigenthum geblieben, und kann fort- schlummern bis das sie kritisirende Manuskript von Marx erscheint. Endlich seine Vorschläge zur Emancipation des altpreussischen Grundbesitzes vom Druck des Kapitals sind wieder durchaus uto- pistisch; sie vermeiden nämlich die einzige praktische Frage um die es sich dabei handelt — die Frage: Wie kann der altpreussische Landjunker jahraus jahrein sage 20,000 Mark einnehmen und sage 30,000 Mark ausgeben, und doch keine Schulden machen?
Die Richardo’sche Schule scheiterte gegen 1830 am Mehrwerth. Was sie nicht lösen konnte blieb erst recht unlösbar für ihre Nach-
folgerin, die Vulgärökonomie. Die beiden Punkte, an denen sie zu Grunde ging, waren diese:
Erstens. Die Arbeit ist das Maß des Werths. Nun hat aber die lebendige Arbeit im Austausch mit dem Kapital einen geringern Werth als die vergegenständlichte Arbeit, gegen die sie ausgetauscht wird. Der Arbeitslohn, der Werth eines bestimmten Quantums lebendiger Arbeit, ist stets geringer als der Werth des Produkts, das von diesem selben Quantum lebendiger Arbeit erzeugt wird, oder worin dieses sich darstellt. Die Frage ist in dieser Fassung in der That unlöslich. Sie ist von Marx richtig gestellt und damit beantwortet worden. Es ist nicht die Arbeit die einen Werth hat. Als werthschaffende Thätigkeit kann sie ebensowenig einen besondren Werth haben, wie die Schwere ein besondres Gewicht, die Wärme eine besondre Temperatur, die Elektricität eine besondre Stromstärke. Es ist nicht die Arbeit, die als Waare gekauft und verkauft wird, sondern die Arbeitskraft. Sobald sie Waare wird, richtet sich ihr Werth nach der in ihr, als einem gesellschaftlichen Produkt, ver- körperten Arbeit, ist er gleich der zu ihrer Produktion und Repro- duktion gesellschaftlich nöthigen Arbeit. Der Kauf und Verkauf der Arbeitskraft auf Grund dieses ihres Werths widerspricht also keineswegs dem ökonomischen Werthgesetz.
Zweitens. Nach dem Ricardo’schen Werthgesetz produciren zwei Kapitale, die gleich viel und gleich hoch bezahlte lebendige Arbeit anwenden, alle andern Umstände gleich gesetzt, in gleichen Zeiten Produkte von gleichem Werth und ebenfalls Mehrwerth oder Profit von gleicher Höhe. Wenden sie aber ungleiche Mengen lebendiger Arbeit an, so können sie nicht Mehrwerth oder wie die Ricardianer sagen, Profit von gleicher Höhe produciren. Nun ist aber das Gegentheil der Fall. Thatsächlich produciren gleiche Kapitale, einerlei wie viel oder wie wenig lebendige Arbeit sie anwenden, in gleichen Zeiten durchschnittlich gleiche Profite. Hier liegt also ein Widerspruch gegen das Werthgesetz vor, den schon Ricardo fand, und den seine Schule ebenfalls zu lösen unfähig war. Auch Rodbertus konnte nicht umhin diesen Widerspruch zu sehn; statt ihn zu lösen, macht er ihn zu einem der Ausgangspunkte seiner Utopie. (Zur Erk. S. 131.) Diesen Widerspruch hatte Marx bereits
im Manuskript „Zur Kritik“ gelöst; die Lösung erfolgt nach dem Plan des „Kapital“ in Buch III. Bis zu seiner Veröffentlichung werden noch Monate verstreichen. Die Oekonomen also, die in Rodbertus die geheime Quelle und einen überlegnen Vorgänger von Marx entdecken wollen, haben hier eine Gelegenheit zu zeigen, was die Rodbertus’sche Oekonomie leisten kann. Wenn sie nachweisen, wie nicht nur ohne Verletzung des Werthgesetzes, sondern vielmehr auf Grundlage desselben eine gleiche Durchschnittsprofitrate sich bilden kann und muss, dann wollen wir weiter mit einander sprechen. In- zwischen mögen sie sich gefälligst beeilen. Die brillanten Unter- suchungen dieses Buch II und ihre ganz neuen Ergebnisse auf bis- her fast unbetretenen Gebieten sind nur Vordersätze zum Inhalt des Buch III, das die Schlussergebnisse der Marx’schen Darstellung des gesellschaftlichen Reproduktionsprocesses auf kapitalistischer Grund- lage entwickelt. Wenn dies Buch III erschienen, wird von einem Oekonomen Rodbertus wenig mehr die Rede sein.
Dies Zweite Buch des „Kapital“ sollte, wie Marx mir öfters sagte, seiner Frau gewidmet werden.
London, an Marx’ Geburtstag, 5. Mai 1885.
Friedrich Engels.
Der bequemeren Uebersicht wegen folgt hier eine kurze Zu- sammenstellung der den einzelnen Manuskripten II—VIII entlehnten Stellen.
Erster Abschnitt.
S. 1. aus Ms. II. — S. 2—13 Ms. VII. — S. 13—17, Ms. VI. — S. 17—93, Ms. V. — S. 94—97 Note, unter Bücher-Auszügen ge- funden. — S. 97 bis Schluss, Ms. IV; jedoch eingesprengt: S. 105—107, Stelle aus Ms. VIII; S. 110 u. 117, Noten aus Ms. II.
Zweiter Abschnitt.
Anfang, S. 130—140 ist Schluss von Ms. IV. — Von hier an bis Schluss des Abschnitts S. 340 alles aus Ms. II.
Dritter Abschnitt.
Der Kreislaufsprozess (FN1) des Kapitals geht vor sich in drei Stadien, welche, nach der Darstellung des ersten Bandes, folgende Reihe bilden:
Erstes Stadium: Der Kapitalist erscheint auf dem Waaren- markt und Arbeitsmarkt als Käufer; sein Geld wird in Waare umgesetzt oder macht den Cirkulationsakt G — W durch.
Zweites Stadium: Produktive Konsumtion der gekauften Waaren durch den Kapitalisten. Er wirkt als kapitalistischer Waaren- producent; sein Kapital macht den Produktionsprocess durch. Das Resultat ist: Waare von mehr Werth als dem ihrer Produktionselemente.
Drittes Stadium: Der Kapitalist kehrt zum Markt zurück als Verkäufer; seine Waare wird in Geld umgesetzt oder macht den Cirkulationsakt W — G durch.
Die Formel für den Kreislauf des Geldkapitals ist also: G — W … P … W' — G', wo die Punkte andeuten, dass der Cirkulationsprocess unterbrochen ist, und W' wie G' ein durch Mehrwerth vermehrtes W und G bezeichnen.
Das erste und dritte Stadium wurden im ersten Buch nur erörtert, soweit dies nöthig für das Verständniss des zweiten Stadiums, den Pro- duktionsprocess des Kapitals. Die verschiednen Formen, worin das Kapital in seinen verschiednen Stadien sich kleidet, und die es bei wiederholtem Kreislauf bald annimmt, bald abstreift, blieben daher unberücksichtigt. Sie bilden jetzt den nächsten Gegenstand der Untersuchung.
Um die Formen rein aufzufassen, ist zunächst von allen Momenten zu abstrahiren, die mit dem Formwechsel und der Formbildung als solchen nichts zu thun haben. Daher wird hier angenommen, nicht nur, dass die Waaren zu ihren Werthen verkauft werden, sondern auch, dass dies unter gleichbleibenden Umständen geschieht. Es wird also auch abge- sehn von den Werthveränderungen, die während des Kreislaufsprocesses eintreten können.
G — W stellt den Umsatz einer Geldsumme in eine Summe von Waaren dar; für den Käufer Verwandlung seines Geldes in Waare, für die Verkäufer Verwandlung ihrer Waaren in Geld. Was aus diesem Vor- gang der allgemeinen Waarencirkulation zugleich einen funktionell be- stimmten Abschnitt im selbständigen Kreislauf eines individuellen Kapitals macht, ist zunächst nicht die Form des Vorgangs, sondern sein stofflicher Gehalt, der specifische Gebrauchscharakter der Waaren, welche den Platz mit dem Gelde wechseln. Es sind einerseits Produktionsmittel, andrer- seits Arbeitskraft, sachliche und persönliche Faktoren der Waarenpro- duktion, deren besondre Art natürlich der Sorte des herzustellenden Ar- tikels entsprechen muss. Nennen wir die Arbeitskraft A, die Pro- duktionsmittel Pm, so ist die zu kaufende Waarensumme W = A + Pm, oder kürzer . G — W, seinem Inhalt nach betrachtet, stellt sich also dar als ; d. h. G — W zerfällt in G — A und G — Pm; die Geldsumme G spaltet sich in zwei Theile, wovon der eine Arbeitskraft, der andre Produktionsmittel kauft. Diese beiden Reihen von Käufen gehören ganz und gar verschiednen Märkten an, die eine dem eigentlichen Waarenmarkt, die andre dem Arbeitsmarkt.
Ausser dieser qualitativen Spaltung der Waarensumme, worin G umgesetzt wird, stellt aber noch ein höchst charakte- ristisches quantitatives Verhältniss dar.
Wir wissen, dass der Werth, resp. Preis der Arbeitskraft ihrem Inhaber, der sie als Waare feilhält, in der Form von Arbeitslohn be- zahlt wird, d. h. als Preis einer Arbeitssumme, die Mehrarbeit enthält; sodass, wenn z. B. der Tageswerth der Arbeitskraft = 3 Mark, dem Produkt fünfstündiger Arbeit, diese Summe in dem Kontrakt zwischen Käufer und Verkäufer figurirt als der Preis oder Lohn, sage für zehn- stündige Arbeit. Wurde ein solcher Kontrakt z. B. mit 50 Arbeitern geschlossen, so haben sie zusammen dem Käufer während eines Tages 500 Arbeitsstunden zu liefern, wovon die Hälfte, 250 Arbeitsstunden = 25 zehnstündigen Arbeitstagen, bloss aus Mehrarbeit besteht. Quantum wie Umfang der zu kaufenden Produktionsmittel müssen hinreichen zur Anwendung dieser Arbeitsmasse.
drückt also nicht nur das qualitative Verhältniss aus, dass eine bestimmte Geldsumme, z. B. 422 Pfd. St. in einander entsprechende Produktionsmittel und Arbeitskraft umgesetzt wird, sondern auch ein quantitatives Verhältniss zwischen dem in Arbeitskraft A und dem in Produktionsmitteln Pm ausgelegten Theilen des Geldes, ein Ver- hältniss, von vornherein bestimmt durch die Summe der von einer be- stimmten Arbeiterzahl zu verausgabenden überschüssigen Mehrarbeit.
Wenn also z. B. in einer Spinnerei der Wochenlohn der 50 Arbeiter 50 Pfd. St. beträgt, müssen 372 Pfd. St. in Produktionsmitteln veraus- gabt werden, falls dies der Werth der Produktionsmittel, welche die Wochenarbeit von 3000 Stunden, wovon 1500 Stunden Mehrarbeit, in Garn verwandelt.
Wie weit in verschiednen Industriezweigen die Anwendung zu- schüssiger Arbeit einen Werthzuschuss in der Form von Produktions- mitteln bedingt, ist hier ganz gleichgültig. Es handelt sich nur darum, dass unter allen Umständen der in Produktionsmitteln verausgabte Theil des Geldes — die in G — Pm gekauften Produktionsmittel — hin- reichen, also von vornherein darauf berechnet, in entsprechender Pro- portion beschafft sein müssen. Oder die Masse der Produktionsmittel muss hinreichen um die Arbeitsmasse zu absorbiren, um durch sie in Produkt verwandelt zu werden. Wären nicht hinreichend Produktions-
mittel vorhanden, so wäre die überschüssige Arbeit, über die der Käufer verfügt, nicht verwendbar; sein Verfügungsrecht darüber führte zu nichts. Wären mehr Produktionsmittel vorhanden als verfügbare Arbeit, so blieben sie ungesättigt mit Arbeit, würden nicht in Produkt verwandelt.
Sobald vollzogen, verfügt der Käufer nicht nur über die zur Produktion eines nützlichen Artikels nöthigen Produktionsmittel und Arbeitskraft. Er verfügt über eine grössere Flüssigmachung der Ar- beitskraft, oder grösseres Quantum Arbeit, als zum Ersatz des Werths der Arbeitskraft nöthig, und zugleich über die Produktionsmittel, erheischt zur Verwirklichung oder Vergegenständlichung dieser Arbeitssumme: er verfügt also über die Faktoren der Produktion von Artikeln von grösserem Werth als dem ihrer Produktionselemente, oder einer Mehrwerth ent- haltenden Waarenmasse. Der von ihm in Geldform vorgeschossne Werth befindet sich also jetzt in einer Naturalform, worin er als Mehrwerth (in Gestalt von Waaren) heckender Werth verwirklicht werden kann. In andern Worten: er befindet sich in dem Zustand oder der Form von produktivem Kapital, welches die Fähigkeit hat, als Werth und Mehrwerth schaffend zu fungiren. Kapital in dieser Form heisse P.
Der Werth von P ist aber = Werth von A + Pm, = dem in A und Pm umgesetzten G. G ist derselbe Kapitalwerth wie P, nur in verschiedner Existenzweise, nämlich Kapitalwerth in Geldzustand oder Geldform — Geldkapital.
, oder seiner allgemeinen Form nach G — W, Summe von Waarenkäufen, dieser Vorgang der allgemeinen Waarencirku- lation ist daher zugleich, als Stadium im selbständigen Kreislaufsprocess des Kapitals, Verwandlung des Kapitalwerths aus seiner Geldform in seine produktive Form, oder kürzer Verwandlung von Geldkapital in pro- duktives Kapital. In der hier zunächst betrachteten Figur des Kreis- laufs erscheint also Geld als der erste Träger des Kapitalwerths, daher Geldkapital als die Form, worin das Kapital vorgeschossen wird.
Als Geldkapital befindet es sich in einem Zustand, worin es Geld- funktionen vollziehen kann, wie im vorliegenden Fall die Funktionen des allgemeinen Kaufmittels und des allgemeinen Zahlungsmittels. (Letztres, sofern die Arbeitskraft zwar zuerst gekauft, aber erst gezahlt wird nach- dem sie gewirkt hat. Soweit die Produktionsmittel nicht fertig auf dem Markt vorhanden, sondern erst zu bestellen sind, wirkt das Geld bei
G — Pm ebenfalls als Zahlungsmittel.) Diese Fähigkeit entspringt nicht daraus, dass das Geldkapital Kapital, sondern daraus, dass es Geld ist.
Andrerseits kann der Kapitalwerth im Geldzustand auch nur Geld- funktionen, und keine andern, verrichten. Was diese letztren zu Kapital- funktionen macht, ist ihre bestimmte Rolle in der Bewegung des Kapi- tals, daher auch der Zusammenhang des Stadiums, worin sie erscheinen, mit den andern Stadien seines Kreislaufs. Z. B. im Fall, der uns zu- nächst vorliegt, wird Geld umgesetzt in Waaren, deren Verbindung die Naturalform des produktiven Kapitals bildet, die also latent, der Möglich- keit nach, bereits das Resultat des kapitalistischen Produktionsprocesses in sich birgt.
Ein Theil des Geldes, welches in die Funktion von Geldkapital verrichtet, geht durch die Vollziehung dieser Cirkulation selbst in eine Funktion über, worin sein Kapitalcharakter verschwindet und sein Geldcharakter bleibt. Die Cirkulation des Geldkapitals G zerfällt in G — Pm und G — A, Kauf von Produktionsmitteln und Kauf von Arbeitskraft. Betrachten wir den letztern Vorgang für sich. G — A ist Kauf von Arbeitskraft seitens des Kapitalisten; es ist Verkauf der Arbeitskraft — wir können hier sagen der Arbeit, da die Form des Arbeitslohns vorausgesetzt — von Seiten des Arbeiters, des Inhabers der Arbeitskraft. Was für den Käufer G — W (= G — A), ist hier, wie bei jedem Kauf, für den Verkäufer (den Arbeiter) A — G (= W — G), Verkauf seiner Arbeitskraft. Dies ist das erste Cirkulationsstadium oder die erste Metamorphose der Waare (Buch I, Kap. III, 2a); es ist, seitens des Verkäufers der Arbeit, Verwandlung seiner Waare in ihre Geldform. Das so erhaltne Geld verausgabt der Arbeiter nach und nach in einer Summe von Waaren, die seine Bedürfnisse befriedigen, in Konsumtions- artikeln. Die Gesammtcirkulation seiner Waare stellt sich also dar als A — G — W, d. h. erstens A — G (= W — G) und zweitens G — W, also in der allgemeinen Form der einfachen Waarencirkulation W — G — W, wo das Geld als blosses verschwindendes Cirkulationsmittel, als blosser Vermittler des Umsatzes von Waare gegen Waare figurirt.
G — A ist das charakteristische Moment der Verwandlung von Geldkapital in produktives Kapital, weil es die wesentliche Bedingung, damit der in Geldform vorgeschossne Werth sich wirklich in Kapital, in Mehrwerth producirenden Werth verwandle. G — Pm ist nur noth-
wendig, um die durch G — A gekaufte Arbeitsmasse zn realisiren. G — A wurde daher von diesem Gesichtspunkt aus dargestellt in Buch I, Abschn. II, Verwandlung von Geld in Kapital. Die Sache ist hier noch von einem andern Gesichtspunkt aus zu betrachten, mit speciellem Bezug auf das Geldkapital als Erscheinungsform des Kapitals.
G — A wird allgemein als charakteristisch angesehn für die kapi- talistische Produktionsweise. Aber keineswegs aus dem angegebnen Grund, weil der Kauf der Arbeitskraft ein Kaufkontrakt ist, worin die Lieferung eines grössern Quantums Arbeit bedungen wird als zum Ersatz des Preises der Arbeitskraft, des Arbeitslohns, nöthig ist; also Lieferung von Mehrarbeit — die Grundbedingung für die Kapitalisation des vor- geschossnen Werths, oder was dasselbe, für Produktion von Mehrwerth. Sondern vielmehr seiner Form halber, weil in der Form des Arbeitslohns mit Geld Arbeit gekauft wird, und dies gilt als Merkmal der Geld- wirthschaft.
Hier ist es wieder nicht das Irrationelle der Form, welches für charakteristisch gilt. Dies Irrationelle wird vielmehr übersehn. Das Irrationelle besteht darin, dass die Arbeit als werthbildendes Element selbst keinen Werth besitzen, also auch ein bestimmtes Quantum Arbeit keinen Werth haben kann, der sich in ihrem Preise ausdrückt, in ihrer Aequivalenz mit einem bestimmten Quantum Geld. Aber wir wissen, dass der Arbeitslohn bloss eine verkleidete Form ist, eine Form, worin z. B. der Tagespreis der Arbeitskraft sich als Preis der während eines Tages von dieser Arbeitskraft flüssig gemachten Arbeit darstellt, sodass also etwa der in 6 Stunden Arbeit von dieser Arbeitskraft producirte Werth als Werth ihrer zwölfstündigen Funktion oder Arbeit ausgedrückt wird.
G — A gilt als das Charakteristische, als die Signatur der sogen. Geldwirthschaft, weil die Arbeit hier als Waare ihres Besitzers erscheint, das Geld daher als Käufer — also wegen des Geldverhältnisses (d. h. Kauf und Verkauf von menschlicher Thätigkeit). Nun aber erscheint das Geld schon sehr früh als Käufer sogenannter Dienste, ohne dass G sich in Geldkapital verwandelte oder der allgemeine Charakter der Wirth- schaft umgewälzt würde.
Dem Geld ist es durchaus gleichgültig, in welche Sorte von Waaren es verwandelt wird. Es ist die allgemeine Aequivalentform aller Waaren, die in ihren Preisen schon zeigen, dass sie ideell eine bestimmte Geld-
summe darstellen, ihre Verwandlung in Geld erwarten, und nur durch ihren Stellenwechsel mit Geld die Form erhalten, worin sie in Gebrauchs- werthe für ihre Besitzer umsetzbar sind. Findet sich also auf dem Markt die Arbeitskraft einmal als Waare ihres Besitzers vor, deren Verkauf unter der Form der Zahlung für Arbeit geschieht, in Gestalt des Arbeits- lohns, so stellt ihr Kauf und Verkauf nichts Auffallenderes dar als der Kauf und Verkauf jeder andern Waare. Nicht, dass die Waare Arbeits- kraft käuflich ist, sondern dass die Arbeitskraft als Waare erscheint, ist das Charakteristische.
Durch , die Verwandlung von Geldkapital in pro- duktives Kapital, bewirkt der Kapitalist die Verbindung der gegenständ- lichen und persönlichen Faktoren der Produktion, soweit diese Faktoren aus Waaren bestehn. Wird Geld zum ersten Mal in produktives Kapital verwandelt, oder fungirt es für seinen Besitzer zum ersten Mal als Geld- kapital, so muss er erst die Produktionsmittel kaufen, Arbeitsgebäude, Maschinen etc., ehe er die Arbeitskraft kauft; denn sobald letztre in seine Botmäßigkeit übergeht, müssen die Produktionsmittel da sein, um sie als Arbeitskraft anwenden zu können.
So stellt sich die Sache von Seiten des Kapitalisten dar.
Von Seiten des Arbeiters: Die produktive Bethätigung seiner Ar- beitskraft wird erst möglich von dem Augenblick, wo sie in Folge ihres Verkaufs in Verbindung mit den Produktionsmitteln gesetzt wird. Sie existirt also vor dem Verkauf getrennt von den Produktionsmitteln, von den gegenständlichen Bedingungen ihrer Bethätigung. In diesem Zustand der Trennung kann sie weder direkt verwandt werden zur Produktion von Gebrauchswerthen für ihren Besitzer, noch zur Produktion von Waaren, von deren Verkauf dieser leben könnte. Sobald sie aber durch ihren Verkauf in Verbindung mit den Produktionsmitteln gesetzt ist, bildet sie einen Bestandtheil des produktiven Kapitals ihres Käufers, ebensogut wie die Produktionsmittel.
Obgleich daher in dem Akt G — A Geldbesitzer und Arbeitskraft- Besitzer sich nur als Käufer und Verkäufer zu einander verhalten, als Geldbesitzer und Waarenbesitzer einander gegenübertreten, sich also nach dieser Seite hin in blossem Geldverhältniss zu einander befinden, — so tritt doch der Käufer von vornherein zugleich als Besitzer der Produk- tionsmittel auf, welche die gegenständlichen Bedingungen der produktiven
Verausgabung der Arbeitskraft durch ihren Besitzer bilden. Mit andern Worten: diese Produktionsmittel treten dem Besitzer der Arbeitskraft gegenüber als fremdes Eigenthum. Andrerseits steht der Verkäufer der Arbeit ihrem Käufer gegenüber als fremde Arbeitskraft, die in seine Botmälsigkeit übergehn, seinem Kapital einverleibt werden muss, damit dies wirklich als produktives Kapital sich bethätige. Das Klassen- verhältniss zwischen Kapitalist und Lohnarbeiter ist also schon vorhanden, schon vorausgesetzt, in dem Augenblick wo beide in dem Akt G — A (A — G von Seiten des Arbeiters) sich gegenübertreten. Es ist Kauf und Verkauf, Geldverhältniss, aber ein Kauf und Verkauf wo der Käufer als Kapitalist und der Verkäufer als Lohnarbeiter vorausgesetzt wird, und dies Verhältniss ist damit gegeben, dass die Bedingungen zur Verwirk- lichung der Arbeitskraft — Lebensmittel und Produktionsmittel — ge- trennt sind als fremdes Eigenthum von dem Besitzer der Arbeitskraft.
Wie diese Trennung entsteht, beschäftigt uns hier nicht. Sie existirt, sobald G — A vollzogen wird. Was uns hier interessirt, ist: Wenn G — A als eine Funktion des Geldkapitals erscheint, oder Geld hier als Existenzform des Kapitals, so keineswegs bloss, weil das Geld hier auftritt als Zahlungsmittel für eine menschliche Thätigkeit, die einen Nutzeffekt hat, für einen Dienst; also keineswegs durch die Funktion des Geldes als Zahlungsmittel. Das Geld kann nur in dieser Form verausgabt werden, weil die Arbeitskraft im Zustand der Trennung von ihren Produktions- mitteln (einschliesslich der Lebensmittel als Produktionsmittel der Arbeits- kraft selbst) sich befindet; und weil diese Trennung nur dadurch aufge- hoben wird, dass die Arbeitskraft an den Inhaber der Produktionsmittel verkauft wird; dass also auch die Flüssigmachung der Arbeitskraft, deren Grenzen keineswegs mit den Grenzen der zur Reproduktion ihres eignen Preises nöthigen Arbeitsmasse zusammenfallen, dem Käufer gehört. Das Kapitalverhältniss während des Produktionsprocesses kommt nur heraus, weil es an sich schon im Cirkulationsakt existirt, in den unterschiednen ökonomischen Grundbedingungen, worin Käufer und Verkäufer sich gegen- über treten, in ihrem Klassenverhältniss. Es ist nicht das Geld, mit dessen Natur das Verhältniss gegeben ist; es ist vielmehr das Dasein dieses Verhältnisses, das eine blosse Geldfunktion in eine Kapitalfunktion verwandeln kann.
Bei Auffassung des Geldkapitals (wir haben mit diesem einstweilen nur zu thun innerhalb der bestimmten Funktion, in der es uns hier gegen- übertritt) laufen gewöhnlich zwei Irrthümer neben oder durcheinander. Erstens: Die Funktionen, die der Kapitalwerth als Geldkapital verrichtet, und die er eben verrichten kann, weil er sich in Geldform befindet, werden irrthümlich aus seinem Kapitalcharacter abgeleitet, während sie nur dem Geldzustand des Kapitalwerths geschuldet sind, seiner Erscheinungsform als Geld. Und zweitens umgekehrt: Der specifische Gehalt der Geld- funktion, der sie zugleich zu einer Kapitalfunktion macht, wird aus der Natur des Geldes hergeleitet (Geld daher mit Kapital verwechselt), während sie gesellschaftliche Bedingungen voraussetzt, wie hier in Vollziehung von G — A, die in blosser Waaren-, und entsprechender Geldcirkulation keineswegs gegeben sind.
Auch der Kauf und Verkauf von Sklaven ist seiner Form nach Waaren-Kauf und Verkauf. Ohne Existenz der Sklaverei kann Geld aber nicht diese Funktion vollziehn. Ist Sklaverei da, so kann Geld im Ankauf von Sklaven ausgelegt werden. Umgekehrt reicht Geld in der Hand des Käufers keineswegs hin, um Sklaverei zu ermöglichen.
Dass der Verkauf der eignen Arbeitskraft (in der Form des Verkaufs der eignen Arbeit oder des Arbeitslohns) nicht als isolirte Erscheinung, sondern als gesellschaftlich maßgebende Voraussetzung der Produktion von Waaren sich darstelle, dass also das Geldkapital auf gesellschaftlicher Stufenleiter die hier betrachtete Funktion vollziehe, — dies unterstellt historische Processe, durch welche die ursprüngliche Ver- bindung der Produktionsmittel mit der Arbeitskraft aufgelöst wurde; Pro- cesse, in Folge deren die Masse des Volks, die Arbeiter, als Nichteigen- thümer und die Nichtarbeiter als Eigenthümer dieser Produktionsmittel sich gegenüberstehn. Wobei es nichts zur Sache thut, ob die Verbindung, vor ihrer Zersetzung, die Form besass, dass der Arbeiter selbst als Pro- duktionsmittel zu den andern Produktionsmitteln gehörte, oder ob er deren Eigner war.
Der Thatbestand, der hier also dem Akt zu Grunde liegt, ist die Vertheilung; nicht die Vertheilung im gewöhnlichen Sinn als Vertheilung der Konsumtionsmittel, sondern die Vertheilung der Elemente der Produktion selbst, von denen die gegenständlichen Faktoren auf der einen Seite koncentrirt sind, die Arbeitskraft davon isolirt auf der andern.
Die Produktionsmittel, der gegenständliche Theil des produktiven Kapitals, müssen also dem Arbeiter schon als solche, als Kapital gegen- überstehn, bevor der Akt G — A ein allgemein gesellschaftlicher Akt werden kann.
Wir haben früher gesehn, dass die kapitalistische Produktion, einmal etablirt, in ihrer Entwicklung nicht nur diese Trennung reproducirt, sondern sie auf stets grössern Umfang erweitert, bis sie der allgemein herrschende gesellschaftliche Zustand geworden. Die Sache bietet aber noch eine andre Seite dar. Damit das Kapital sich bilden und sich der Produktion be- mächtigen kann, ist eine gewisse Entwicklungsstufe des Handels voraus- gesetzt, also auch der Waarencirkulation und damit der Waarenproduktion; denn es können nicht Artikel als Waaren in die Cirkulation eingehn, so- fern sie nicht für den Verkauf, also als Waaren, producirt werden. Als normaler, herrschender Charakter der Produktion erscheint die Waaren- produktion aber erst auf Grundlage der kapitalistischen Produktion.
Die russischen Grundeigenthümer, die in Folge der sogen. Bauern- emancipation ihre Landwirthschaft jetzt mit Lohnarbeitern statt mit leibeignen Zwangsarbeitern betreiben, klagen über zweierlei: Erstens über Mangel an Geldkapital. So heisst es z. B.: Bevor man die Ernte verkauft, habe man Lohnarbeitern in grösserem Umfang zu zahlen, und da fehle es an der ersten Bedingung, an Baarem. Kapital in der Form von Geld muss gerade zur Zahlung des Arbeitslohns beständig vorhanden sein, um die Produktion kapitalistisch zu betreiben. Doch darüber mögen sich die Grundbesitzer trösten. Mit der Zeit pflückt man Rosen, und verfügt der industrielle Kapitalist nicht nur über sein eignes Geld, sondern auch über l’argent des autres.
Charakteristischer aber ist die zweite Klage, nämlich: dass wenn man auch Geld habe, man nicht in hinreichendem Umfang und zu be- liebiger Zeit die zu kaufenden Arbeitskräfte disponibel finde, indem der russische Landarbeiter in Folge des Gemeineigenthums der Dorfgemeinde an Grund und Boden noch nicht völlig von seinen Produktionsmitteln ge- trennt, daher noch kein „freier Lohnarbeiter“ im vollen Sinne des Worts ist. Aber das Vorhandensein des letztren auf gesellschaftlicher Stufen- leiter ist unerlässliche Bedingung damit G — W, Verwandlung von Geld in Waare, als Verwandlung von Geldkapital in produktives Kapital, dar- stellbar sei.
Es versteht sich daher von selbst, dass die Formel für den Kreis- lauf des Geldkapitals: G — W … P … W' — G' selbstverständliche Form des Kapitalkreislaufs nur auf Grundlage schon entwickelter kapitalistischer Produktion ist, weil sie das Vorhandensein der Lohnarbeiterklasse auf ge- sellschaftlicher Stufe voraussetzt. Die kapitalistische Produktion, wie wir gesehn, producirt nicht nur Waare und Mehrwerth; sie reproducirt, und in stets erweitertem Umfang, die Klasse der Lohnarbeiter und verwandelt die ungeheure Majorität der unmittelbaren Producenten in Lohnarbeiter. G — W … P … W' — G', da die erste Voraussetzung seines Ver- laufs das beständige Vorhandensein der Lohnarbeiterklasse, unterstellt daher schon das Kapital in der Form des produktiven Kapitals, und daher die Form des Kreislaufs des produktiven Kapitals.
Der hier betrachtete Kreislauf des Kapitals beginnt mit dem Cirku- lationsakt G — W, der Verwandlung von Geld in Waare, Kauf. Die Cirkulation muss also ergänzt werden durch die entgegengesetzte Meta- morphose W — G, Verwandlung von Waare in Geld, Verkauf. Aber das unmittelbare Resultat von ist die Unterbrechung der Cir- kulation des in Geldform vorgeschossnen Kapitalwerths. Durch die Ver- wandlung von Geldkapital in produktives Kapital hat der Kapitalwerth eine Naturalform erhalten, worin er nicht fortcirkuliren kann, sondern in die Konsumtion, nämlich in die produktive Konsumtion, eingehn muss. Der Gebrauch der Arbeitskraft, die Arbeit, kann nur im Arbeitsprocess realisirt werden. Der Kapitalist kann den Arbeiter nicht wieder als Waare verkaufen, da dieser nicht sein Sklave ist, und jener weiter nichts gekauft hat, als die Vernutzung seiner Arbeitskraft auf bestimmte Zeit. Er kann andrerseits die Arbeitskraft nur vernutzen, indem er durch sie die Pro- duktionsmittel als Waarenbildner vernutzen lässt. Das Resultat des ersten Stadiums ist also der Eintritt in das zweite, das produktive Stadium des Kapitals.
Die Bewegung stellt sich dar als … P, wo die Punkte andeuten, dass die Cirkulation des Kapitals unterbrochen ist, sein Kreislaufsprocess aber fortdauert, indem es aus der Sphäre der Waaren- cirkulation in die Produktionssphäre eintritt. Das erste Stadium, die Ver- wandlung von Geldkapital in produktives Kapital, erscheint also nur als
Vorläufer und Einleitungsphase des zweiten Stadiums, der Funktion des produktiven Kapitals.
setzt voraus, dass das Individuum, welches diesen Akt vollzieht, nicht nur über Werthe in beliebiger Gebrauchsform verfügt, sondern dass es diese Werthe in Geldform besitzt, dass es Geldbesitzer ist. Der Akt besteht aber gerade in der Weggabe des Geldes, und jener kann nur Geldbesitzer bleiben, soweit ihm das Geld implicite durch den Akt der Weggabe selbst zurückströmt. Geld kann ihm aber nur zurück- fliessen durch den Verkauf von Waaren. Der Akt setzt ihn also voraus als Waarenproducenten.
G — A. Der Lohnarbeiter lebt nur vom Verkauf der Arbeitskraft. Ihre Erhaltung — seine Selbsterhaltung — erfordert tägliche Konsumtion. Seine Zahlung muss also beständig in kürzern Terminen wiederholt werden, damit er die zu seiner Selbsterhaltung nöthigen Einkäufe — den Akt A — G — W oder W — G — W — wiederholen kann. Der Kapitalist muss ihm daher beständig als Geldkapitalist, und sein Kapital als Geld- kapital gegenüber treten. Andrerseits aber, damit die Masse der unmittel- baren Producenten, der Lohnarbeiter, den Akt A — G — W vollziehn könne, müssen ihr die nothwendigen Lebensmittel in käuflicher, d. h. in Waarenform, beständig gegenübertreten. Dieser Zustand erheischt also schon einen hohen Grad der Cirkulation der Produkte als Waaren, also auch des Umfangs der Waarenproduktion. Sobald die Produktion vermit- telst Lohnarbeit allgemein, muss die Waarenproduktion die allgemeine Form der Produktion sein. Diese als allgemein vorausgesetzt, bedingt ihrerseits eine stetig wachsende Theilung der gesellschaftlichen Arbeit, d. h. stets grössre Besondrung des Produkts, das als Waare von einem bestimmten Kapitalisten producirt wird, stets grössre Spaltung sich er- gänzender Produktionsprocesse in verselbständigte. In demselben Grad wie G — A, entwickelt sich daher G — Pm; d. h. in demselben Um- fang trennt sich die Produktion der Produktionsmittel von der der Waare, deren Produktionsmittel sie sind, und treten diese jedem Waarenproducenten selbst als Waaren gegenüber, die er nicht producirt, sondern zum Behuf seines bestimmten Produktionsprocesses kauft. Sie kommen her aus, von dem seinen vollständig getrennten, selbständig betriebnen Produktions- zweigen, und gehn ein in seinen Produktionszweig als Waaren, müssen daher gekauft werden. Die sachlichen Bedingungen der Waarenproduktion
treten ihm in immer grösserem Umfang als Produkte andrer Waarenpro- ducenten, als Waaren, gegenüber. In demselben Umfang muss der Ka- pitalist als Geldkapitalist auftreten, oder erweitert sich der Maßstab, wor- auf sein Kapital als Geldkapital fungiren muss.
Andrerseits: Dieselben Umstände, welche die Grundbedingung der kapitalistischen Produktion produciren — das Dasein einer Lohnarbeiter- klasse — sollicitiren den Uebergang aller Waarenproduktion in kapita- listische Waarenproduktion. Im Umfang wie diese sich entwickelt, wirkt sie zersetzend und auflösend auf jede ältre Form der Produktion die, vorzugsweis auf unmittelbaren Selbstbedarf gerichtet, nur den Ueberschuss des Produkts in Waare verwandelt. Sie macht den Verkauf des Produkts zum Hauptinteresse, zunächst ohne scheinbar die Produktionsweise selbst anzugreifen, wie dies z. B. die erste Wirkung des kapitalistischen Welt- handels auf solche Völker war, wie Chinesen, Indier, Araber etc. Zwei- tens aber, wo sie Wurzel gegriffen, zerstört sie alle Formen der Waaren- produktion, die entweder auf Selbstarbeit der Producenten gegründet, oder blos auf den Verkauf des überschüssigen Produkts als Waare. Sie ver- allgemeinert zuerst die Waarenproduktion, und verwandelt dann stufenweise alle Waarenproduktion in kapitalistische(FN3).
Welches immer die gesellschaftlichen Formen der Produktion, Arbeiter und Produktionsmittel bleiben stets ihre Faktoren. Aber die einen und die andern sind dies nur der Möglichkeit nach im Zustand ihrer Trennung von einander. Damit überhaupt producirt werde, müssen sie sich verbin- den. Die besondere Art und Weise, worin diese Verbindung bewerkstelligt wird, unterscheidet die verschiedenen ökonomischen Epochen der Gesellschafts- struktur. Im vorliegenden Fall ist die Trennung des freien Arbeiters von seinen Produktionsmitteln der gegebne Ausgangspunkt, und wir haben ge- sehn, wie und unter welchen Bedingungen beide in der Hand des Kapita- listen vereint werden — nämlich als produktive Daseinsweise seines Ka- pitals. Der wirkliche Process, den die so zusammmengebrachten persönlichen und sachlichen Waarenbildner mit einander eingehn, der Produktionsprocess, wird daher selbst eine Funktion des Kapitals — kapitalistischer Pro- duktionsprocess, dessen Natur ausführlich im ersten Buch dieser Schrift entwickelt worden. Jeder Betrieb der Waarenproduktion wird zugleich Be-
trieb der Ausbeutung der Arbeitskraft; aber erst die kapitalistische Waaren- produktion wird zu einer epochemachenden Ausbeutungsweise, die in ihrer geschichtlichen Fortentwicklung durch die Organisation des Arbeitspro- cesses und die riesenhafte Ausbildung der Technik die ganze ökonomische Struktur der Gesellschaft umwälzt und alle früheren Epochen unvergleich- bar übergipfelt.
Durch die verschiednen Rollen, die sie während des Produktionspro- cesses selbst bei der Werthbildung, also auch in der Erzeugung von Mehr- werth spielen, unterscheiden sich Produktionsmittel und Arbeitskraft, soweit sie Existenzformen des vorgeschossnen Kapitalwerths, als konstantes und variables Kapital. Als verschiedne Bestandtheile des produktiven Kapitals unterscheiden sie sich ferner dadurch, dass die erstern, im Besitz des Kapitalisten, sein Kapital bleiben auch ausserhalb des Produktionsprocesses, während bloss innerhalb desselben die Arbeitskraft Daseinsform eines in- dividuellen Kapitals wird. Wenn die Arbeitskraft nur in der Hand ihres Verkäufers, des Lohnarbeiters, Waare ist, so wird sie dagegen Kapital nur in der Hand ihres Käufers, des Kapitalisten, dem ihr zeitweiser Gebrauch zufällt. Die Produktionsmittel selbst werden nur gegenständliche Gestalten des produktiven Kapitals, oder produktives Kapital, von dem Augenblick wo ihnen die Arbeitskraft, als persönliche Daseinsform desselben, einver- leibbar geworden ist. So wenig also menschliche Arbeitskraft von Natur Kapital, so wenig sind es die Produktionsmittel. Sie erhalten diesen spe- cifischen gesellschaftlichen Charakter nur unter bestimmten, geschichtlich entwickelten Bedingungen, wie nur unter solchen den edlen Metallen der des Geldes, oder gar dem Geld der des Geldkapitals aufgeprägt wird.
Indem es fungirt, verbraucht das produktive Kapital seine eignen Be- standtheile, um sie in eine höherwerthige Produktenmasse umzusetzen. Da die Arbeitskraft nur als eins seiner Organe wirkt, ist auch der durch ihre Mehrarbeit erzeugte Ueberschuss des Produktwerths über den Werth seiner Bildungselemente die Frucht des Kapitals. Die Mehrarbeit der Arbeits- kraft ist die Gratisarbeit des Kapitals und bildet daher für den Kapita- listen Mehrwerth, einen Werth, der ihm kein Aequivalent kostet. Das Produkt ist daher nicht nur Waare, sondern mit Mehrwerth befruchtete Waare. Ihr Werth ist = P + M, gleich dem Werth des in ihrer Her- stellung verzehrten produktiven Kapitals P plus dem von ihm erzeugten Mehrwerth M. Unterstellen wir, diese Waare bestehe aus 10,000 ℔.
Garn, in deren Herstellung Produktionsmittel zum Werth von 372 Pfd. St. und Arbeitskraft zum Werth von 50 Pfd. St. verbraucht worden. Wäh- rend des Spinnprocesses üsertrugen die Spinner den Werth der durch ihre Arbeit verzehrten Produktionsmittel im Belauf von 372 Pfd. St. auf das Garn, wie sie zugleich, entsprechend ihrer Arbeitsausgabe, einen Neuwerth von, sage 128 Pfd. St. darstellten. Die 10,000 ℔. Garn sind daher Träger eines Werths von 500 Pfd. St.
Waare wird Waarenkapital als unmittelbar aus dem Pro- duktionsprocess selbst entsprungene funktionelle Daseinsform des bereits verwertheten Kapitalwerths. Würde die Waarenproduktion in ihrem ganzen gesellschaftlichen Umfang kapitalistisch betrieben, so wäre alle Waare von Haus aus Element eines Waarenkapitals, bestehe sie nun aus Roheisen oder Brüsseler Spitzen, Schwefelsäure oder Cigarren. Das Problem, welche Sorten des Waarenheers durch ihre Beschaffenheit zum Kapitalrang be- stimmt, welche andere zum gemeinen Waarendienst, ist eins der selbstge- schaffnen holden Drangsale der scholastischen Oekonomie.
In einer Waarenform muss das Kapital Waarenfunktion verrichten. Die Artikel, woraus es besteht, von Haus aus für den Markt producirt, müssen verkauft, in Geld verwandelt werden, also die Bewegung W — G durchlaufen.
Die Waare des Kapitalisten bestehe aus 10,000 ℔. Baumwollengarn. Wurden im Spinnprocess Produktionsmittel zum Werth von 372 Pfd. St. verzehrt und ein Neuwerth von 128 Pfd. St. geschaffen, so hat das Garn einen Werth von 500 Pfd. St., welchen es ausdrückt in seinem gleichnamigen Preise. Dieser Preis werde realisirt durch den Verkauf W — G. Was macht diesen einfachen Vorgang aller Waarencirkulation gleichzeitig zu einer Kapitalfunktion? Keine Veränderung, die sich inner- halb desselben ereignet, sei es mit Bezug auf ihren Gebrauchscharakter, denn als Gebrauchsgegenstand geht die Waare an den Käufer über, sei es mit Bezug auf ihren Werth, denn dieser erleidet keinen Grössen- wechsel, sondern nur einen Formwechsel. Erst existirte er in Garn, jetzt existirt er in Geld. So tritt ein wesentlicher Unterschied hervor zwischen dem ersten Stadium W — G und dem letzten Stadium W — G. Dort fungirt das vorgeschossne Geld als Geldkapital, weil es sich ver- mittelst der Cirkulation in Waaren von specifischem Gebrauchswerth um-
setzt. Hier kann die Waare nur als Kapital fungiren, sofern sie diesen Charakter schon fertig aus dem Produktionsprocess mitbringt, bevor ihre Cirkulation beginnt. Während des Spinnprocesses schufen die Spinner Garnwerth zum Belauf von 128 Pfd. St. Davon bilden, sage 50 Pfd. St., dem Kapitalisten bloss ein Aequivalent für seine Auslage in Arbeitskraft, und 78 Pfd. St. — bei einem Exploitationsgrad der Arbeitskraft von 156 % — bilden Mehrwerth. Der Werth der 10,000 ℔. Garn enthält also erstens den Werth des aufgezehrten produktiven Kapitals P, wovon der konstante Theil = 372 Pfd. St., der variable = 50 Pfd. St., ihre Summe = 422 Pfd. St., = 8440 ℔. Garn. Der Werth des pro- duktiven Kapitals P ist aber = W, dem Werth seiner Bildungselemente, die in dem Stadium G — W dem Kapitalisten als Waaren in den Händen ihrer Verkäufer gegenüberstanden. — Zweitens aber enthält der Werth des Garns einen Mehrwerth von 78 Pfd. St. = 1560 ℔. Garn. W als Werthausdruck der 10,000 ℔. Garn ist also = W + Δ W, W plus einem Inkrement von W (= 78 Pfd. St.), welches wir w nennen wollen, da es in derselben Waarenform existirt wie jetzt der ursprüng- liche Werth W. Der Werth der 10,000 ℔. Garn = 500 Pfd. St. ist also = W + w = W'. Was W, als Werthausdruck der 10000 ℔. Garn, zu W' macht, ist nicht seine absolute Werthgrösse (500 Pfd. St.), denn sie ist wie bei allen andren W als Werthausdruck irgend einer andern Waarensumme bestimmt durch die Grösse der in ihr vergegen- ständlichten Arbeit. Es ist seine relative Werthgrösse, seine Werthgrösse verglichen mit dem Werth des in seiner Produktion aufgezehrten Kapi- tals P. Dieser Werth ist in ihr enthalten, plus dem vom produktiven Kapital gelieferten Mehrwerth. Sein Werth ist grösser, überschüssig über diesen Kapitalwerth, um diesen Mehrwerth w. Die 10,000 ℔. Garn sind Träger des verwertheten, mit einem Mehrwerth bereicherten Kapitalwerths, und sind dies als Produkt des kapitalistischen Produktionsprocesses. W' drückt ein Werthverhältniss aus, das Verhältniss des Werths des Waaren- produkts zu dem des in seiner Produktion verausgabten Kapitals, also die Zusammensetzung seines Werths aus Kapitalwerth und Mehrwerth. Die 10,000 ℔. Garn sind Waarenkapital, W', nur als verwandelte Form des produktiven Kapitals P, also in einem Zusammenhang, der zunächst nur im Kreislauf dieses individuellen Kapitals existirt, oder für den Kapi- talisten, der mit seinem Kapital Garn producirt hat. Es ist sozusagen
nur ein inneres, kein auswärtiges Verhältniss, das die 10,000 ℔ Garn als Werthträger zu Waarenkapital macht; sie tragen ihr kapitalistisches Muttermal nicht in der absoluten Grösse ihres Werths, sondern in seiner rela- tiven Grösse, in ihrer Werthgrösse verglichen mit der, die das in ihnen ent- haltne Kapital besass, ehe es sich in Waare verwandelt hatte. Werden daher die 10,000 ℔. Garn zu ihrem Werth von 500 Pfd. St. verkauft, so ist dieser Cirkulationsakt, für sich betrachtet, = W — G, blosse Ver- wandlung eines gleichbleibenden Werths aus Waarenform in Geldform. Aber als besondres Stadium im Kreislauf eines individuellen Kapitals ist derselbe Akt Realisirung des von der Waare getragnen Kapitalwerths von 422 Pfd. St. + dem von ihr getragnen Mehrwerth von 78 Pfd. St., also W' — G', Verwandlung des Waarenkapitals aus seiner Waarenform in Geldform(FN4).
Die Funktion von W' ist nun die alles Waarenprodukts: sich in Geld zu verwandeln, verkauft zu werden, die Cirkulationsphase W — G durchzumachen. So lange das jetzt verwerthete Kapital in der Form des Waarenkapitals verharrt, auf dem Markt festliegt, steht der Produktions- process still. Es wirkt weder als Produkt- noch als Werthbildner. Je nach dem verschiednen Grad der Geschwindigkeit, womit das Kapital seine Waarenform abstösst und seine Geldform annimmt, oder je nach der Raschheit des Verkaufs, wird derselbe Kapitalwerth in sehr un- gleichem Grad als Produkt- und Werthbildner dienen und die Stufenleiter der Reproduktion sich ausdehnen oder verkürzen. Es wurde im ersten Buch gezeigt, dass der Wirkungsgrad eines gegebnen Kapitals durch Potenzen des Produktionsprocesses bedingt ist, die von seiner eignen Werthgrösse in gewissem Grad unabhängig sind. Hier zeigt sich, dass der Cirkulationsprocess neue, von der Werthgrösse des Kapitals unab- hängige Potenzen seines Wirkungsgrads, seiner Expansion und Kontrak- tion, in Bewegung setzt.
Die Waarenmasse W', als Träger des verwertheten Kapitals, muss ferner in ihrem ganzen Umfang die Metamorphose W' — G' durch- machen. Die Quantität des Verkauften wird hier wesentliche Bestim- mung. Die einzelne Waare figurirt nur noch als integrirender Theil der Gesammtmasse. Die 500 Pfd. St. Werth existiren in 10,000 ℔. Garn.
Gelingt es dem Kapitalisten, nur 7440 ℔. zu ihrem Werth von 372 Pfd. Sterl. zu verkaufen, so hat er nur den Werth seines konstanten Kapitals, den Werth der verausgabten Produktionsmittel, ersetzt; wenn 8440 ℔, so nur die Werthgrösse des vorgeschossnen Gesammtkapitals. Er muss mehr verkaufen um Mehrwerth zu realisiren, und er muss alle 10,000 ℔. Garn verkaufen, um den ganzen Mehrwerth von 78 Pfd. St. (= 1560 ℔. Garn) zu realisiren. Er erhält also in 500 Pfd. St. Geld nur einen Gleichwerth für die verkaufte Waare; seine Transaktion innerhalb der Cirkulation ist einfaches W — G. Hätte er seinen Arbeitern 64 Pfd. St. statt 50 Pfd. St. Lohn gezahlt, so wäre sein Mehrwerth nur 64 Pfd. St. statt 78 Pfd. St., und der Exploitationsgrad nur 100 % statt 156 %; aber nach wie vor bliebe der Werth seines Garns unverändert; nur das Verhältniss seiner verschiednen Theile wäre ein andres; der Cirkulationsakt W — G wäre nach wie vor Verkauf von 10,000 ℔ Garn für 500 Pfd. St., ihren Werth.
W' = W + w (= 422 Pfd. St. + 78 Pfd. St.). — W ist gleich dem Werth von P oder dem produktiven Kapital, und dies gleich dem Werth von G, das in G — W, dem Kauf der Produktionselemente, vorgeschossen wurde; in unserm Beispiel = 422 Pfd. St. Wird die Waarenmasse zu ihrem Werth verkauft, so W = 422 £ und w = 78 £, dem Werth des Mehrprodukts von 1560 ℔. Garn. Nennen wir w, in Geld ausgedrückt, g, so ist W' — G' = (W + w) — (G + g), und der Kreislauf G — W … P … W' — G' in seiner expliciten Form also … P … (W + w) — (G + g).
Im ersten Stadium entzieht der Kapitalist Gebrauchsartikel dem eigent- lichen Waarenmarkt und dem Arbeitsmarkt; im dritten Stadium wirft er Waare zurück, aber nur in Einen Markt, den eigentlichen Waarenmarkt. Wenn er aber durch seine Waare dem Markt mehr Werth wieder entzieht als er ursprünglich hineinwarf, so nur, weil er grössern Waarenwerth hineinwirft als er ursprünglich entzog. Er warf den Werth G hinein und entzog den Gleichwerth W; er wirft W + w hinein und entzieht den Gleichwerth G + g. — G war in unserm Beispiel gleich dem Werth von 8440 ℔. Garn; er wirft aber 10,000 ℔. in den Markt, gibt ihm also grössern Werth als er ihm nahm. Andrerseits hat er diesen ge- wachsnen Werth nur hineingeworfen, weil er im Produktionsprocess Mehr- werth (als aliquoter Theil des Produkts ausgedrückt in Mehrprodukt) durch
Exploitation der Arbeitskraft producirte. Nur als Produkt dieses Pro- cesses ist die Waarenmasse Waarenkapital, Träger des verwertheten Kapital- werths. Durch Vollziehung von W' — G' wird sowohl der vorge- schossne Kapitalwerth realisirt wie der Mehrwerth. Die Realisation beider fällt zusammen in der Reihe von Verkäufen, oder auch in dem Verkauf, auf einen Schlag, der gesammten Waarenmasse, die W' — G' ausdrückt. Aber derselbe Cirkulationsvorgang W' — G' ist verschieden für Kapital- werth und Mehrwerth insofern, als er für jeden von beiden ein verschiednes Stadium ihrer Cirkulation, einen verschiednen Abschnitt in der von ihnen innerhalb der Cirkulation zu durchlaufenden Metamorphosenreihe ausdrückt. w, der Mehrwerth, kam erst zur Welt innerhalb des Produktionsprocesses. Er tritt also zum ersten Mal auf den Waarenmarkt, und zwar in Waaren- form; sie ist seine erste Cirkulationsform, daher auch der Akt w — g sein erster Cirkulationsakt oder seine erste Metamorphose, die also noch zu ergänzen bleibt durch den entgegengesetzten Cirkulationsakt oder die umgekehrte Metamorphose g — w.(FN5)
Anders verhält es sich mit der Cirkulation, die der Kapitalwerth W im selben Cirkulationsakt W' — G' vollzieht, welches für ihn der Cirku- lationsakt W — G ist, wo W = P, gleich dem ursprünglich vor- geschossnen G. Es hat seinen ersten Cirkulationsakt als G, als Geld- kapital, eröffnet und kehrt durch den Akt W — G zur selben Form zurück; es hat also die beiden entgegengesetzten Phasen der Cirkulation 1) G — W und 2) W — G durchlaufen und befindet sich wieder in der Form, in der es denselben Kreislaufsprocess von Neuem beginnen kann. Was für den Mehrwerth erste Verwandlung der Waarenform in Geldform, ist für den Kapitalwerth Rückkehr oder Rückverwandlung in seine ur- sprüngliche Geldform.
Durch wurde das Geldkapital in eine gleichwerthige Summe Waaren, A und Pm, umgesetzt. Diese Waaren funktioniren nicht wieder als Waaren, als Verkaufsartikel. Ihr Werth existirt jetzt in der Hand ihres Käufers, des Kapitalisten, als Werth seines produktiven Kapi- tals P. Und in der Funktion von P, der produktiven Konsumtion, werden
sie verwandelt in eine von den Produktionsmitteln stofflich verschiedne Waarensorte, in Garn, worin ihr Werth nicht nur erhalten, sondern ver- grössert wird, von 422 Pfd. St. auf 500 Pfd. St. Durch diese reale Metamorphose werden die im ersten Stadium G — W dem Markt ent- zognen Waaren ersetzt durch stofflich und werthlich verschiedne Waare, die nun als Waare fungiren, in Geld verwandelt und verkauft werden muss. Der Produktionsprocess erscheint daher nur als Unterbrechung des Cirkulationsprocesses des Kapitalwerths, wovon bis dahin nur die erste Phase G — W durchlaufen ist. Er durchläuft die zweite und abschlies- sende Phase W — G, nachdem W stofflich und werthlich verändert. Soweit aber der Kapitalwerth, für sich genommen, in Betracht kommt, hat er nur eine Veränderung seiner Gebrauchsform im Produktionsprocess erlitten. Er existirte als 422 Pfd. St. Werth in A und Pm, er existirt jetzt als 422 Pfd. St. Werth von 8440 ℔. Garn. Betrachten wir also bloss die beiden Phasen des Cirkulationsprocesses des, von seinem Mehr- werth getrennt gedachten, Kapitalwerths, so durchläuft er 1) G — W und 2) W — G, wo das zweite W eine veränderte Gebrauchsform, aber denselben Werth hat wie das erste W; also G — W — G, eine Cirku- lationsform, die durch den doppelten Stellenwechsel der Waare in entgegen- gesetzter Richtung, Verwandlung aus Geld in Waare, Verwandlung aus Waare in Geld, nothwendig die Rückkehr des als Geld vorgeschossnen Werths zu seiner Geldform bedingt: seine Rückverwandlung in Geld.
Derselbe Cirkulationsakt W' — G', der für den in Geld vorge- schossnen Kapitalwerth zweite abschliessende Metamorphose, Rückkehr zur Geldform, ist für den gleichzeitig vom Waarenkapital mitgetragnen und durch seinen Umsatz in Geldform mitrealisirten Mehrwerth erste Meta- morphose, Verwandlung aus Waarenform in Geldform, W — G, erste Cirkulationsphase.
Es ist hier also zweierlei zu bemerken. Erstens: Die schliessliche Rückverwandlung des Kapitalswerths in seine ursprüngliche Geldform ist eine Funktion des Waarenkapitals. Zweitens: Diese Funktion schliesst ein die erste Formverwandlung des Mehrwerths aus seiner ursprünglichen Waarenform in Geldform. Die Geldform spielt also hier doppelte Rolle; sie ist einerseits rückkehrende Form eines ursprünglich in Geld vorge- schossnen Werths, also Rückkehr zur Werthform, die den Process er- öffnete; sie ist andrerseits erste verwandelte Form eines Werths, der
ursprünglich in Waarenform in die Cirkulation tritt. Werden die Waaren, woraus das Waarenkapital besteht, zu ihrem Werth verkauft, wie hier vorausgesetzt, so wird W + w verwandelt in das gleichwerthige G + g; in dieser Form G + g (422 Pfd. St. + 78 Pfd. St. = 500 Pfd. St.) existirt das realisirte Waarenkapital jetzt in der Hand des Kapitalisten. Kapitalwerth und Mehrwerth sind jetzt als Geld vorhanden, also in der allgemeinen Aequivalentform.
Am Schluss des Processes befindet sich der Kapitalwerth also wieder in derselben Form, worin er in ihn eintrat, kann ihn also wieder von neuem als Geldkapital eröffnen und durchlaufen. Eben weil die Ausgangs- und Schlussform des Processes die des Geldkapitals (G) wird diese Form des Kreislaufsprocesses von uns als Kreislauf des Geldkapitals bezeichnet. Nicht die Form, sondern nur die Grösse des vorgeschossnen Werths ist am Schluss verändert.
G + g sind nichts als eine Geldsumme von einer bestimmten Grösse, in unserm Fall 500 Pfd. St. Aber als Resultat des Kreislaufs des Kapi- tals, als realisirtes Waarenkapital, enthält diese Geldsumme den Kapital- werth und den Mehrwerth; und zwar sind diese nun nicht mehr mit einander verwachsen, wie im Garn; sie liegen jetzt neben einander. Ihre Realisation hat jedem der beiden selbständige Geldform gegeben. davon sind der Kapitalwerth, 422 Pfd. St., und davon der Mehr- werth von 78 Pfd. St. Diese durch Realisation des Waarenkapitals be- wirkte Trennung hat nicht nur den formellen Gehalt, wovon wir gleich sprechen werden; sie wird wichtig im Reproduktionsprocess des Kapitals, je nachdem g ganz, theilweise oder gar nicht zu G geschlagen wird, also je nachdem es als Bestandtheil des vorgeschossnen Kapitalwerths fortfungirt oder nicht. g und G können auch ganz verschiedne Cirkulation durchlaufen.
In G' ist das Kapital wieder zu seiner ursprünglichen Form G zurück- gekehrt, zu seiner Geldform; aber in einer Form, worin es als Kapital verwirklicht ist.
Erstens ist eine quantitative Differenz da. Es war G, 422 Pfd. St.; es ist jetzt G', 500 Pfd. St., und diese Differenz ausgedrückt in G … G', den quantitativ verschiednen Extremen des Kreislaufs, dessen Bewegung selbst nur durch die Punkte … angedeutet ist. G' ist > G, G' — G = M, dem Mehrwerth. — Aber als Resultat dieses Kreislaufs G … G' existirt jetzt nur noch G'; es ist das Produkt, worin sein Bildungsprocess
erloschen ist. G' existirt jetzt selbständig für sich, unabhängig von der Bewegung, die es hervorbrachte. Sie ist vergangen, es ist da an ihrer Stelle.
Aber G' als G + g, 500 Pfd. St. als 422 Pfd. St. vorgeschossnes Kapital plus einem Inkrement desselben von 78 Pfd. St., stellt zugleich ein qualitatives Verhältniss dar, obgleich dies qualitative Verhältniss selbst nur als Verhältniss der Theile einer gleichnamigen Summe, also als quantitatives Verhält- niss existirt. G, das vorgeschossne Kapital, das jetzt wieder in seiner ursprünglichen Form (422 Pfd. St.) vorhanden ist, existirt jetzt als realisirtes Kapital. Es hat sich nicht nur erhalten, es hat sich auch als Kapital realisirt, indem es sich als solches unterscheidet von g (78 Pfd. St.) worauf es bezogen ist als auf seinen Zuwachs, seine Frucht, auf ein durch es selbst ge- hecktes Inkrement. Es ist als Kapital realisirt, weil als Werth, der einen Werth geheckt hat. G' existirt als Kapitalverhältniss; G erscheint nicht mehr als blosses Geld, sondern es ist ausdrücklich als Geldkapital gesetzt, ausgedrückt als Werth, der sich verwerthet hat, also auch die Eigenschaft besitzt sich zu verwerthen, mehr Werth zu hecken als er selbst hat. G ist als Kapital gesetzt durch sein Verhältniss zu einem andern Theil von G', als dem durch es Gesetzten, aus ihm als Ursache Bewirktem, als der Folge wovon es der Grund. So erscheint G' als in sich differen- zirte, sich funktionell (begrifflich) in sich selbst unterscheidende, das Kapi- talverhältniss ausdrückende Werthsumme.
Aber dies ist nur ausgedrückt als Resultat, ohne die Vermittlung des Processes, dessen Resultat es ist.
Werththeile unterscheiden sich als solche qualitativ nicht von einander, ausser soweit sie als Werthe verschiedner Artikel, konkreter Dinge auf- treten, also in verschiednen Gebrauchsformen, daher als Werthe verschiedner Waarenkörper — ein Unterschied, der nicht aus ihnen selbst als blossen Werththeilen entspringt. Im Geld ist alle Verschiedenheit der Waaren aus- gelöscht, weil es eben die ihnen allen gemeinsame Aequivalentform ist. Eine Geldsumme von 500 £ besteht aus lauter gleichnamigen Elementen von 1 £. Da in dem einfachen Dasein dieser Geldsumme die Vermitt- lung ihrer Herkunft ausgelöscht und von der specifischen Differenz, welche die verschiednen Kapitalbestandtheile im Produktionsprocess besitzen, jede Spur verschwunden ist, so existirt der Unterschied nur noch in der be- grifflichen Form einer Hauptsumme (englisch principal) = dem vor- geschossnen Kapital von 422 £ und einer überschüssigen Werthsumme
von 78 £. G' sei z. B. = 110 £, wovon 100 = C, Hauptsumme, und 10 = M, Mehrwerth. Es herrscht absolute Gleichartigkeit, also be- griffliche Unterschiedslosigkeit, zwischen den beiden konstituirenden Theilen der Summe von 110 £. Beliebige 10 £ sind immer der Gesammt- summe von 110 £, ob sie nun ⅒ der vorgeschossnen Hauptsumme von 100 £ oder der Ueberschuss von 10 £ über dieselbe. Hauptsumme und Zuwachssumme, Kapital und Mehrsumme sind daher ausdrückbar als Bruchtheile der Gesammtsumme; in unserm Beispiel bilden die Haupt- summe oder das Kapital, die Mehrsumme. Es ist daher begriffsloser Ausdruck des Kapitalverhältnisses, worin hier am Schluss seines Processes das realisirte Kapital in seinem Geldausdruck erscheint.
Allerdings gilt dies auch für W' (= W + w). Aber mit dem Unterschied, dass W', worin W und w auch nur proportionelle Werththeile derselben homogenen Waarenmasse, hinweist auf seinen Ursprung P, dessen unmittelbares Produkt es ist, während in G', einer unmittelbar aus der Cirkulation herstammenden Form, direkte Beziehung zu P verschwunden ist.
Der begriffslose Unterschied zwischen Haupt- und Zuwachssumme, der in G' enthalten ist, soweit es das Resultat der Bewegung G … G' ausdrückt, verschwindet sofort, sobald es aktiv als Geldkapital wieder fungirt, also nicht umgekehrt als Geldausdruck des verwertheten industri- ellen Kapitals fixirt wird. Der Kreislauf des Geldkapitals kann nie mit G' beginnen (obgleich G' jetzt als G fungirt) sondern nur mit G; d. h. nie als Ausdruck des Kapitalverhältnisses, sondern nur als Vorschussform des Kapitalwerths. Sobald die 500 Pfd. St. von neuem als Kapital vor- geschossen werden, um sich von neuem zu verwerthen, sind sie Ausgangs- punkt statt Rückkehrpunkt. Statt einem Kapital von 422 Pfd. St. ist jetzt eins von 500 Pfd. St. vorgeschossen, mehr Geld als früher, mehr Kapitalwerth, aber das Verhältniss zwischen den zwei Bestandtheilen ist weggefallen, ganz wie ursprünglich die Summe von 500 Pfd. St. statt der von 422 Pfd. St. hätte als Kapital fungiren können.
Es ist keine aktive Funktion des Geldkapitals sich als G' darzustellen; seine eigne Darstellung als G' ist vielmehr eine Funktion von W'. Schon in der einfachen Waarencirkulation, 1) W1 — G, 2) G — W2, fungirt G erst aktiv im zweiten Akt G — W2; seine Darstellung als G ist nur Resultat des ersten Akts, kraft dessen es erst als verwandelte Form von W1 auftritt. Das in G' enthaltene Kapitalverhältniss, die Beziehung eines
seiner Theile als des Kapitalwerths auf den andern als dessen Werth- inkrement, bekommt allerdings funktionelle Bedeutung, soweit, bei be- ständiger Wiederholung des Kreislaufs G … G', G' sich in zwei Cir- kulationen spaltet, Kapitalcirkulation und Mehrwerthcirkulation, also die beiden Theile nicht blos quantitativ, sondern auch qualitativ verschiedne Funktionen vollziehn, G andre als g. Aber an sich betrachtet, schliesst die Form G … G' die Konsumtion des Kapitalisten nicht ein, sondern ausdrücklich nur die Selbstverwerthung und die Akkumulation, soweit letztre zunächst in periodischem Anwachs des stets von neuem vorge- schossnen Geldkapitals sich ausdrückt.
Obgleich begriffslose Form des Kapitals, ist G' = G + g zugleich erst das Geldkapital in seiner realisirten Form, als Geld, welches Geld geheckt hat. Hier ist aber zu unterscheiden von der Funktion des Geld- kapitals im ersten Stadium . G in diesem ersten Stadium cirkulirt als Geld. Es fungirt als Geldkapital nur deshalb, weil es nur in seinem Geldzustand eine Geldfunktion verrichten, sich in die ihm als Waaren gegenüberstehenden Elemente von P, in A und Pm umsetzen kann. In diesem Cirkulationsakt fungirt es nur als Geld; aber weil dieser Akt das erste Stadium des processirenden Kapitalwerths, ist er zugleich Funktion des Geldkapitals, kraft der specifischen Gebrauchsform der Waaren A und Pm, die gekauft werden. G' dagegen, zusammengesetzt aus G, dem Kapitalwerth, und g, dem durch diesen erzeugten Mehrwerth, drückt verwertheten Kapitalwerth aus, den Zweck und das Resultat, die Funktion des gesammten Kreislaufsprocesses des Kapitals. Dass es dies Resultat in Geldform, als realisirtes Geldkapital ausdrückt, entspringt nicht daraus, dass es Geldform des Kapitals, Geldkapital ist, sondern umge- kehrt daraus, dass es Geldkapital, Kapital in Geldform ist, dass das Kapital in dieser Form den Process eröffnet hat, in Geldform vorge- schossen worden ist. Die Rückverwandlung in die Geldform ist eine Funktion des Waarenkapitals W', wie wir gesehn, nicht des Geldkapitals. Was aber die Differenz von G' gegenüber G betrifft, so ist sie (g) nur Geldform von w, dem Inkrement von W; G' ist nur = G + g, weil W' = W + w war. In W' ist also diese Differenz und das Verhält- niss des Kapitalwerths zu dem von ihm geheckten Mehrwerth vorhanden und ausgedrückt, bevor beide in G' verwandelt, in eine Geldsumme, worin beide Werththeile selbständig einander gegenüber treten und daher auch zu
selbständigen und von einander verschiednen Funktionen verwendbar sind.
G ist nur Resultat der Realisirung von W'. Beide, W' wie G', sind nur verschiedne Formen, Waarenform und Geldform, des verwertheten Kapitalwerths, beide haben dies gemein, dass sie verwertheter Kapitalwerth. Beide sind verwirklichtes Kapital, weil hier der Kapitalwerth als solcher mit- sammt dem Mehrwerth als von ihm verschiedner, durch ihn erhaltner Frucht existirt, obgleich dies Verhältniss nur ausgedrückt ist in der be- griffslosen Form des Verhältnisses zweier Theile einer Geldsumme oder eines Waarenwerths. Aber als Ausdrücke des Kapitals in Beziehung zu, und im Unterschied von, dem durch es erzeugten Mehrwerth, also als Ausdrücke von verwerthetem Werth, sind G' und W' dasselbe und drücken dasselbe aus, nur in verschiedner Form; sie unterscheiden sich nicht als Geldkapital und Waarenkapital, sondern als Geld und Waare. Sofern sie verwertheten Werth, als Kapital bethätigtes Kapital darstellen, drücken sie nur das Re- sultat der Funktion des produktiven Kapitals aus, der einzigen Funktion, worin der Kapitalwerth Werth heckt. Ihr Gemeinsames ist, dass sie beide, Geldkapital und Waarenkapital, Existenzweisen des Kapitals sind. Das eine ist Kapital in Geldform, das andre in Waarenform. Die sie unterscheiden- den specifischen Funktionen können daher nichts andres sein, als Unter- schiede zwischen Geldfunktion und Waarenfunktion. Das Waarenkapital, als direktes Produkt des kapitalistischen Produktionsprocesses, erinnert an diesen seinen Ursprung und ist daher in seiner Form rationeller, minder be- griffslos als das Geldkapital, in dem jede Spur dieses Processes erloschen ist, wie überhaupt im Geld alle besondre Gebrauchsform der Waare erlischt. Es ist daher nur wo G' selbst als Waarenkapital fungirt, wo es unmittel- bares Produkt eines Produktionsprocesses und nicht verwandelte Form dieses Produkts ist, dass seine bizarre Form verschwindet — also in der Pro- duktion des Geldmaterials selbst. Für Goldproduktion z. B. wäre die Formel: … P … G' (G + g), wo G' als Waarenprodukt figu- rirt, weil P mehr Gold liefert als für die Produktionselemente des Goldes im ersten G, dem Geldkapital, vorgeschossen war. Hier verschwindet also das Irrationelle des Ausdrucks G … G' (G + g), wo ein Theil einer Geldsumme als Mutter eines andern Theils derselben Geldsumme erscheint.
Wir haben gesehn, dass der Cirkulationsprocess nach Ablauf seiner ersten Phase unterbrochen wird durch P, wo die auf dem Markt gekauften Waaren A und Pm nun als stoffliche und werthliche Be- standtheile des produktiven Kapitals konsumirt werden; das Produkt dieser Konsumtion ist eine neue Waare, W', stofflich und werthlich verändert. Der unterbrochene Cirkulationsprocess, G — W, muss ergänzt werden durch W — G. Aber als Träger dieser zweiten und abschliessenden Phase der Cirkulation erscheint W', eine stofflich und werthlich von dem ersten W verschiedne Waare. Die Cirkulationsreihe stellt sich also dar als 1) G — W1; 2) W'2 — G', wo in der zweiten Phase der ersten Waare W1 eine andre von höherem Werth und verschiedner Gebrauchsform, W'2, untergeschoben ist während der durch die Funktion von P verursachten Unterbrechung, der Produktion von W' aus den Elementen von W, den Daseinsformen des produktiven Kapitals P. Die erste Erscheinungsform dagegen, worin uns das Kapital (Buch I, Kap. IV, 1) gegenübertrat, G — W — G' (aufgelöst: 1) G — W1; 2) W1 — G') zeigt dieselbe Waare zweimal. Es ist beide- mal dieselbe Waare, worin sich das Geld in der ersten Phase verwandelt, und welche sich in der zweiten Phase in mehr Geld rückverwandelt. Trotz dieser wesentlichen Verschiedenheit haben beide Cirkulationen das gemein, dass in ihrer ersten Phase Geld in Waare, und in ihrer zweiten Waare in Geld verwandelt wird, das in der ersten Phase verausgabte Geld also in der zweiten wieder zurückfliesst. Einerseits haben sie diesen Rückstrom des Geldes zu seinem Ausgangspunkt gemein, andrerseits aber auch den Ueberschuss des rückströmenden Geldes über das vorgeschossne. Insofern erscheint auch G — W … W' — G' in der allgemeinen Formel G — W — G' enthalten.
Es ergiebt sich hier ferner, dass in den beiden der Cirkulation an- gehörigen Metamorphosen G — W und W' — G' sich jedesmal gleich grosse, gleichzeitig vorhandne Werthexistenzen gegenüberstehn und einander ersetzen. Die Werthveränderung gehört lediglich der Metamorphose P, dem Produktionsprocess, der so als reale Metamorphose des Kapitals, gegen- über den bloss formellen Metamorphosen der Cirkulation, erscheint.
Betrachten wir nun die Gesammtbewegung G — W … P … W' — G', oder ihre explicite Form .
Das Kapital erscheint hier als ein Werth, der eine Reihenfolge zusammen- hängender, durch einander bedingter Verwandlungen durchläuft, eine Reihe von Metamorphosen, die eben so viele Phasen oder Stadien seines Gesammt- processes bilden. Zwei dieser Phasen gehören der Cirkulationssphäre an, eine der Produktionssphäre. In jeder dieser Phasen befindet sich der Kapitalwerth in verschiedner Gestalt, der eine verschiedne, specielle Funktion entspricht. Innerhalb dieser Bewegung erhält sich nicht nur der vorge- schossne Werth, sondern er wächst, vermehrt seine Grösse. Endlich, im Schlussstadium, kehrt er zur selben Form zurück, worin er beim Ausgang des Gesammtprocesses erschien. Dieser Gesammtprocess ist daher Kreislaufs- process.
Die beiden Formen, die der Kapitalwerth innerhalb seiner Cirkulations- stadien annimmt, sind die von Geldkapital und Waarenkapital; seine dem Produktionsstadium angehörige Form ist die von produktivem Ka- pital. Das Kapital, welches im Verlauf seines Gesammtkreislaufs diese Formen annimmt und wieder abstreift und in jeder die ihr entsprechende Funktion vollzieht, ist industrielles Kapital — industriell hier in dem Sinn, dass es jeden kapitalistisch betriebnen Produktionszweig umfasst.
Geldkapital, Waarenkapital, produktives Kapital, bezeichnen hier also nicht selbständige Kapitalsorten, deren Funktionen den Inhalt gleichfalls selbständiger und von einander getrennter Geschäftszweige bilden. Sie be- zeichnen hier nur besondre Funktionsformen des indnstriellen Kapitals, das sie alle drei nach einander annimmt.
Der Kreislauf des Kapitals geht nur normal von Statten, so lange seine verschiednen Phasen ohne Stockung in einander übergehn. Stockt das Kapital in der ersten Phase G — W, so erstarrt das Geldkapital zum Schatz; wenn in der Produktionsphase, so liegen die Produktionsmittel funktionslos auf der einen Seite, während die Arbeitskraft auf der andern unbeschäftigt bleibt; wenn in der letzten Phase W' — G', so versperren unverkäuflich aufgehäufte Waaren den Cirkulationsfluss.
Andrerseits liegt es in der Natur der Sache, dass der Kreislauf selbst die Fixirung des Kapitals, während bestimmter Fristen, in den ein- zelnen Kreisabschnitten bedingt. In jeder seiner Phasen ist das indus- trielle Kapital an eine bestimmte Form gebunden, als Geldkapital, produk- tives Kapital, Waarenkapital. Nur nachdem es die seiner jedesmaligen Form entsprechende Funktion vollzogen hat, erhält es die Form, worin es
eine neue Verwandlungsphase eingehn kann. Um dies klar zu legen, haben wir in unserm Beispiel angenommen, dass der Kapitalwerth der im Produktionsstadium erzeugten Waarenmasse gleich sei der Gesammtsumme des ursprünglich als Geld vorgeschossnen Werths, mit andern Worten, dass der ganze als Geld vorgeschossne Kapitalwerth auf einmal aus dem einen Stadium in das jedesmal nächstfolgende tritt. Wir haben aber ge- sehn (Buch I, Kap. IV), dass ein Theil des konstanten Kapitals, die eigentlichen Arbeitsmittel (z. B. Maschinen) in einer grössern oder geringern Anzahl von Wiederholungen derselben Produktionsprocesse stets von neuem dienen, ihren Werth daher auch nur stückweis an das Produkt abgeben. Wie weit dieser Umstand den Kreislaufsprocess des Kapitals modificirt, wird sich später zeigen. Hier genügt Folgendes: In unserm Beispiel enthielt der Werth des produktiven Kapitals = 422 £ nur den durchschnittlich be- rechneten Verschleiss der Fabrikgebäude, Maschinerie etc., also nur den Werththeil, den sie bei Verwandlung von 10,600 ℔. Baumwolle in 10,000 ℔. Garn auf letztres übertragen, auf das Produkt eines wöchent- lichen Spinnprocesses von 60 Stunden. In den Produktionsmitteln, in welche sich das vorgeschossne konstante Kapital von 372 £ verwandelt, figurirten daher auch die Arbeitsmittel, Gebäude, Maschinerie etc. so, als ob sie auf dem Markt gegen wöchentliche Ratenzahlung nur gemiethet wären. Dies ändert jedoch absolut nichts am Sachverhalt. Wir brauchen das in der Woche producirte Garnquantum von 10,000 ℔. nur mit der Anzahl der, auf eine gewisse Reihe von Jahren berechneten Wochen zu multipliciren, damit der ganze Werth der gekauften und in dieser Zeit aufgebrauchten Arbeitsmittel auf es übertragen wird. Es ist dann klar, dass das vorgeschossne Geldkapital erst in diese Mittel verwandelt, also aus dem ersten Stadium G — W herausgetreten sein muss, bevor es als produktives Kapital P fungiren kann. Ebenso klar ist es in unserm Bei- spiel, dass die dem Garn während des Produktionsprocesses einverleibte Kapitalwerthsumme von 422 £ nicht als Werthbestandtheil der 10,000 ℔. Garn in die Cirkulationsphase W' — G' eingehn kann, ehe es fertig ist. Das Garn kann nicht verkauft werden, ehe es gesponnen.
In der allgemeinen Formel wird das Produkt von P betrachtet als ein von den Elementen des produktiven Kapitals verschiednes materielles Ding, als ein Gegenstand, der eine vom Produktionsprocess abgesonderte Existenz, eine von der der Produktionselemente verschiedne Gebrauchsform
besitzt. Und wenn das Resultat des Produktionsprocesses als Ding auftritt, ist dies stets der Fall, selbst wo ein Theil des Produkts wieder als Ele- ment in die erneuerte Produktion eingeht. So dient Getreide als Aussaat zu seiner eignen Produktion; aber das Produkt besteht nur aus Getreide, hat also eine von den mitverwandten Elementen, der Arbeitskraft, den In- strumenten, dem Dünger, verschiedne Gestalt. Es giebt aber selbständige Industriezweige, wo das Produkt des Produktionsprocesses kein neues gegen- ständliches Produkt, keine Waare ist. Oekonomisch wichtig davon ist nur die Kommunikationsindustrie, sei sie eigentliche Transportindustrie für Waaren und Menschen, sei sie Uebertragung blos von Mittheilungen, Briefen, Telegrammen etc.
A. Čuprov (FN6) sagt darüber: „Der Fabrikant kann zuerst Artikel pro- duciren und dann Konsumenten dafür suchen“ [sein Produkt, nachdem es als fertig aus dem Produktionsprocess ausgestossen, geht als von demselben getrennte Waare in die Cirkulation über]. „Produktion und Konsumtion erscheinen so als zwei, dem Raum und der Zeit nach getrennte Akte. In der Transportindustrie, die keine neuen Produkte schafft, sondern nur Menschen und Dinge versetzt, fallen diese beiden Akte zusammen; die Dienste“ [die Ortsveränderung] „müssen in demselben Augenblick kon- sumirt werden, in dem sie producirt werden. Deshalb erstreckt sich der Rayon, aus dem die Eisenbahnen Kundschaft suchen können, auf höchstens 50 Werst (53 Km.) auf beiden Seiten.“
Das Resultat — ob Menschen oder Waaren transportirt werden — ist ihr verändertes örtliches Dasein, z. B. dass das Garn sich jetzt in Indien befindet statt in England, wo es producirt worden.
Was aber die Transportindustrie verkauft, ist die Ortsveränderung selbst. Der hervorgebrachte Nutzeffekt ist untrennbar verbunden mit dem Transportprocess, d. h. dem Produktionsprocess der Transportindustrie. Menschen und Waare reisen mit dem Transportmittel, und sein Reisen, seine örtliche Bewegung, ist eben der durch es bewirkte Produktionspro- cess. Der Nutzeffekt ist nur konsumirbar während des Produktionspro- cesses; er existirt nicht als ein von diesem Process verschiednes Gebrauchs- ding, das erst nach seiner Produktion als Handelsartikel fungirt, als Waare cirkulirt. Der Tauschwerth dieses Nutzeffekts ist aber bestimmt,
wie der jeder andern Waare, durch den Werth der in ihm verbrauchten Produktionselemente (Arbeitskraft und Produktionsmittel) plus dem Mehr- werth, den die Mehrarbeit der in der Transportindustrie beschäftigten Arbeiter geschaffen hat. Auch in Beziehung auf seine Konsumtion ver- hält sich dieser Nutzeffekt ganz wie andre Waaren. Wird er individuell konsumirt, so verschwindet sein Werth mit der Konsumtion; wird er pro- duktiv konsumirt, so dass er selbst ein Produktionsstadium der im Trans- port befindlichen Waare, so wird sein Werth als Zuschusswerth auf die Waare selbst übertragen. Die Formel für die Transportindustrie wäre also … P — G', da der Produktionsprocess selbst, nicht ein von ihm trennbares Produkt, gezahlt und konsumirt wird. Sie hat also fast genau dieselbe Form wie die für die Produktion der edlen Me- talle, nur dass G' hier verwandelte Form des während des Produktions- processes hervorgebrachten Nutzeffekts, nicht Naturalform des während dieses Processes hervorgebrachten und aus ihm abgestossnen Goldes oder Silbers ist.
Das industrielle Kapital ist die einzige Daseinsweise des Kapitals, worin nicht nur Aneignung von Mehrwerth, resp. Mehrprodukt, sondern zugleich dessen Schöpfung Funktion des Kapitals ist. Es bedingt daher den kapitalistischen Charakter der Produktion; sein Dasein schliesst das des Klassengegensatzes von Kapitalisten und Lohnarbeitern ein. Im Maß wie es sich der gesellschaftlichen Produktion bemächtigt, werden Technik und gesellschaftliche Organisation des Arbeitsprocesses umgewälzt, und damit der ökonomisch-geschichtliche Typus der Gesellschaft. Die andern Arten von Kapital, die vor ihm inmitten vergangner oder untergehender gesellschaftlicher Produktionszustände erschienen, werden ihm nicht nur untergeordnet und im Mechanismus ihrer Funktionen ihm entsprechend verändert, sondern bewegen sich nur noch auf seiner Grundlage, leben und sterben, stehen und fallen daher mit dieser ihrer Grundlage. Geld- kapital und Waarenkapital, soweit sie mit ihren Funktionen als Träger eigner Geschäftszweige neben dem industriellen Kapital auftreten, sind nur noch durch die gesellschaftliche Theilung der Arbeit verselbständigte und einseitig ausgebildete Existenzweisen der verschiednen Funktionsformen, die das industrielle Kapital innerhalb der Cirkulationssphäre bald annimmt, bald abstreift.
Der Kreislauf G … G' verschlingt sich einerseits mit der allge- meinen Waarencirkulation, geht aus ihr hervor und in sie ein, und bildet
einen Theil von ihr. Andrerseits bildet er eine eigne selbständige Be- wegung des Kapitalwerths für den individuellen Kapitalisten, eine Be- wegung, die theils innerhalb der allgemeinen Waarencirkulation vorgeht, theils ausserhalb derselben, die aber stets ihren selbständigen Charakter bewahrt. Erstens dadurch, dass ihre beiden in der Cirkulationssphäre vorgehenden Phasen G — W und W' — G' als Phasen der Kapital- bewegung funktionell bestimmte Charaktere besitzen; in G — W ist W stofflich bestimmt als Arbeitskraft und Produktionsmittel; in W' — G' wird der Kapitalwerth realisirt + dem Mehrwerth. Zweitens umschliesst P, der Produktionsprocess, die produktive Konsumtion. Drittens macht die Rückkehr des Geldes zu ihrem Ausgangspunkt die Bewegung G … G' zu einer sich in sich selbst abschliessenden Kreislaufsbewegung.
Einerseits bildet also jedes individuelle Kapital in seinen beiden Cirkulationshälften G — W und W' — G' ein Agens der allgemeinen Waarencirkulation, worin es entweder als Geld oder als Waare fungirt oder verkettet ist, und so selbst ein Glied bildet in der allgemeinen Metamorphosenreihe der Waarenwelt. Andrerseits beschreibt es innerhalb der allgemeinen Cirkulation seinen eignen selbständigen Kreislauf, worin die Produktionssphäre ein Durchgangsstadium bildet, und worin es zu seinem Ausgangspunkt in derselben Form zurückkehrt, in der es ihn verliess. Innerhalb seines eignen Kreislaufs, der seine reale Metamor- phose im Produktionsprocess einschliesst, verändert es zugleich seine Werthgrösse. Es kehrt zurück, nicht nur als Geldwerth, sondern als vergrösserter, gewachsener Geldwerth.
Betrachten wir schliesslich G — W … P … W' — G' als specielle Form des Kreislaufsprocesses des Kapitals neben den andern, später zu untersuchenden Formen, so zeichnet es sich durch Folgen- des aus.
1) Es erscheint als Kreislauf des Geldkapitals, weil das in- dustrielle Kapital in seiner Geldform, als Geldkapital, den Ausgangspunkt und den Rückkehrpunkt seines Gesammtprocesses bildet. Die Formel selbst drückt aus, dass das Geld hier nicht als Geld verausgabt, sondern nur vorgeschossen wird, also nur Geldform des Kapitals, Geldkapital ist. Sie drückt ferner aus, dass der Tauschwerth, nicht der Gebrauchswerth, der bestimmende Selbstzweck der Bewegung ist. Eben weil die Geld- gestalt des Werths seine selbständige, handgreifliche Erscheinungsform ist,
drückt die Cirkulationsform G … G', deren Ausgangspunkt und Schluss- punkt wirkliches Geld, das Geldmachen, das treibende Motiv der kapi- talistischen Produktion, am handgreiflichsten aus. Der Produktionsprocess erscheint nur als unvermeidliches Mittelglied, als nothwendiges Uebel zum Behuf des Geldmachens. Alle Nationen kapitalistischer Produktionsweise werden daher periodisch vom Schwindel ergriffen, worin sie ohne Ver- mittlung des Produktionsprocesses das Geldmachen vollziehen wollen.
2) Das Produktionsstadium, die Funktion von P, bildet in diesem Kreislauf die Unterbrechung der zwei Phasen der Cirkulation G — W … W' — G', die wieder nur Vermittlung der einfachen Cirkulation G — W — G'. Der Produktionsprocess erscheint in der Form des Kreis- laufsprocesses selbst, formell und ausdrücklich als das, was er in der kapitalistischen Produktionsweise ist, als blosses Mittel zur Verwerthung des vorgeschossnen Werths, also die Bereicherung als solche als Selbst- zweck der Produktion.
3) Weil die Reihenfolge der Phasen durch G — W eröffnet wird, ist das zweite Glied der Cirkulation W' — G'; also Ausgangspunkt G, das zu verwerthende Geldkapital, Schlusspunkt G', das verwerthete Geld- kapital G + g, worin G als realisirtes Kapital neben seinem Spröss- ling g figurirt. Dies unterscheidet den Kreislauf G von den beiden andern Kreisläufen P und W', und zwar in doppelter Weise. Einerseits durch die Geldform der beiden Extreme; Geld ist aber die selbständige, handgreifliche Existenzform des Werths, der Werth des Produkts in seiner selbständigen Werthform, worin alle Spur des Gebrauchswerths der Waaren ausgelöscht ist. Andrerseits wird die Form P … P nicht nothwendig zu P … P' (P + p), und in der Form W' … W' ist überhaupt keine Werthdifferenz zwischen beiden Extremen sichtbar. — Der Formel G … G' ist es also charakteristisch, einerseits, dass der Kapitalwerth den Ausgangspunkt und der verwerthete Kapitalwerth den Rückkehrpunkt bildet, sodass der Vorschuss des Kapitalwerths als Mittel, der verwerthete Kapitalwerth als Zweck der ganzen Operation erscheint; andrerseits, dass dies Verhältniss in Geldform ausgedrückt ist, der selbständigen Werth- form, daher das Geldkapital als Geld heckendes Geld. Die Erzeugung von Mehrwerth durch den Werth ist nicht nur als Alpha und Omega des Processes ausgedrückt, sondern ausdrücklich in der blinkenden Geldform.
4) Da G', das realisirte Geldkapital als Resultat von W' — G', der ergänzenden und abschliessenden Phase von G — W, sich absolut in derselben Form befindet, worin es seinen ersten Kreislauf eröffnet hat, kann es, sowie es aus demselben hervorgeht, denselben Kreislauf wieder eröffnen als vergrössertes (akkumulirtes) Geldkapital: G' = G + g; und es ist wenigstens nicht in der Form von G … G' ausgedrückt, dass bei Wiederholung des Kreislaufs die Cirkulation von g sich von der von G trennt. In seiner einmaligen Gestalt betrachtet, formell, drückt der Kreislauf des Geldkapitals daher nur den Verwerthungs- und Akkumulationsprocess aus. Die Konsumtion ist darin nur als produktive Konsumtion ausgedrückt durch , nur diese ist einge- schlossen in diesen Kreislauf des individuellen Kapitals. G — A ist A — G oder W — G von Seiten des Arbeiters; ist also die erste Phase der Cirkulation, die seine individuelle Konsumtion vermittelt: A — G — W (Lebensmittel). Die zweite Phase G — W fällt nicht mehr in den Kreislauf des individuellen Kapitals; aber sie ist durch ihn eingeleitet, von ihm vorausgesetzt, da der Arbeiter, um sich stets als exploitirbarer Stoff des Kapitalisten auf dem Markt zu befinden, vor allen Dingen leben, also sich durch individuelle Konsumtion erhalten muss. Aber diese Konsumtion selbst ist hier nur vorausgesetzt als Bedingung der produktiven Konsumtion der Arbeitskraft durch das Kapital, also auch nur soweit sich der Arbeiter durch seine individuelle Konsumtion als Arbeitskraft erhält und reproducirt. Die Pm, die eigentlichen Waaren aber, die in den Kreislauf eingehn, bilden nur Speisematerial der pro- duktiven Konsumtion. Der Akt A — G vermittelt die individuelle Kon- sumtion des Arbeiters, Verwandlung der Lebensmittel in sein Fleisch und Blut. Allerdings muss auch der Kapitalist da sein, also auch leben und konsumiren um als Kapitalist zu fungiren. Dazu brauchte er in der That nur als Arbeiter zu konsumiren, und mehr ist daher in dieser Form des Cirkulationsprocesses nicht vorausgesetzt. Formell ausgedrückt ist selbst das nicht, da die Formel schliesst mit G', also einem Resultat, das sofort wieder als vergrössertes Geldkapital fungiren kann.
In W' — G' ist der Verkauf von W' direkt enthalten; aber W' — G', Verkauf, von der einen Seite, ist G — W, Kauf, von der andern, und die Waare wird endgültig nur ihres Gebrauchswerths wegen gekauft um (von Zwischenverkäufen abgesehn) in den Konsumtionsprocess einzugehn,
sei dieser nun individuell oder produktiv, je nach der Natur des gekauften Artikels. Aber diese Konsumtion geht nicht ein in den Kreislauf des individuellen Kapitals, dessen Produkt W' ist; dies Produkt wird eben als zu verkaufende Waare aus dem Kreislauf abgestossen. Das W' ist aus- drücklich bestimmt zu fremder Konsumtion. Wir finden daher bei Doll- metschern des Merkantilsystems (dem die Formel G — W … P … W' — G' zu Grunde liegt) sehr weitläufige Predigten darüber, dass der einzelne Kapitalist nur als Arbeiter konsumiren muss, wie die Kapi- talistennation den andern, dümmern Nationen das Verzehren ihrer Waaren und überhaupt den Konsumtionsprocess überlassen, dagegen die produk- tive Konsumtion zu ihrer Lebensaufgabe machen muss. Diese Predigten erinnern oft der Form und dem Inhalt nach an analoge ascetische Er- mahnungen der Kirchenväter.
Der Kreislaufsprocess des Kapitals ist also Einheit von Cirkulation und Produktion, schliesst beide ein. Sofern die beiden Phasen G — W, W' — G' Cirkulationsvorgänge, bildet die Cirkulation des Kapitals Theil der allgemeinen Waarencirkulation. Aber als funktionell bestimmte Ab- schnitte, Stadien im Kreislauf des Kapitals, der nicht nur der Cirku- lationssphäre, sondern auch der Produktionssphäre angehört, vollzieht das Kapital innerhalb der allgemeinen Waarencirkulation seinen eignen Kreis- lauf. Die allgemeine Waarencirkulation dient ihm im ersten Stadium dazu, die Gestalt anzunehmen worin es als produktives Kapital fungiren kann; im zweiten, die Waarenform abzustossen worin es seinen Kreis- lauf nicht erneuern kann; und zugleich ihm die Möglichkeit zu eröffnen, seinen eignen Kapitalkreislauf zu trennen von der Cirkulation des ihm angewachsnen Mehrwerths.
Der Kreislauf des Geldkapitals ist daher die einseitigste, darum schlagendste und charakteristischste Erscheinungsform des Kreislaufs des industriellen Kapitals, dessen Ziel und treibendes Motiv: Verwerthung des Werths, Geldmachen und Akkumulation, in die Augen springend dar- gestellt wird (kaufen um theurer zu verkaufen). Dadurch, dass die erste Phase G — W ist, tritt auch hervor die Herkunft der Bestandtheile des produktiven Kapitals aus dem Waarenmarkt, wie überhaupt die Be- dingtheit des kapitalistischen Produktionsprocesses durch die Cirkulation, den Handel. Der Kreislauf des Geldkapitals ist nicht nur Waaren-
produktion; er kommt selbst nur durch die Cirkulation zu Stande, er setzt sie voraus. Es liegt dies schon darin, dass die der Cirkulation angehörige Form G als erste und reine Form des vorgeschossnen Kapital- werths erscheint, was in den beiden andern Kreislaufsformen nicht der Fall.
Der Kreislauf des Geldkapitals bleibt insofern stets der allgemeine Ausdruck des industriellen Kapitals, als er stets Verwerthung des vor- geschossnen Werths einschliesst. In P … P tritt der Geldausdruck des Kapitals nur als Preis der Produktionselemente hervor, also nur als in Rechengeld ausgedrückter Werth, und wird in dieser Form festgehalten in der Buchhaltung.
Besondere Form des Kreislaufs des industriellen Kapitals wird G … G' soweit neu auftretendes Kapital zuerst als Geld vorgeschossen und in derselben Form zurückgezogen wird, sei es beim Uebertritt aus einem Ge- schäftszweig in den andern, sei es beim Rücktritt des industriellen Kapitals aus dem Geschäft. Es schliesst dies ein die Kapitalfunktion des zuerst in Geldform vorgeschossnen Mehrwerths, und tritt am schlagendsten hervor, wenn dieser in einem andern Geschäft fungirt als dem woraus er herkommt. G … G' kann erster Kreislauf eines Kapitals sein; es kann letzter sein; es kann als Form des gesellschaftlichen Gesammtkapitals gelten; es ist die Form von Kapital das neu angelegt wird, sei es als in Geldform neu akkumulirtes Kapital, sei es als altes Kapital, das ganz in Geld verwandelt wird zur Uebertragung aus einem Produktionszweig in den andern.
Als stets in allen Kreisläufen einbegriffne Form vollzieht das Geld- kapital diesen Kreislauf gerade für den Theil des Kapitals, der den Mehr- werth erzeugt, das variable Kapital. Die normale Form des Vorschusses des Arbeitslohns ist Zahlung in Geld; dieser Process muss in kürzeren Terminen stets erneuert werden, weil der Arbeiter von der Hand in den Mund lebt. Dem Arbeiter muss der Kapitalist daher beständig als Geld- kapitalist, und sein Kapital als Geldkapital gegenübertreten. Es kann hier nicht, wie beim Kauf der Produktionsmittel und Verkauf der produktiven Waaren, direkte oder indirekte Ausgleichung stattfinden (sodass die grössere Masse des Geldkapitals thatsächlich nur in Form von Waaren, das Geld nur in der Form des Rechengelds, und schliesslich baar nur für Aus- gleichung der Bilanzen figurirt). Andrerseits wird ein Theil des aus dem variablen Kapital entspringenden Mehrwerths vom Kapitalisten verausgabt für seine Privatkonsumtion, die dem Kleinhandel angehört und, auf welchen
Umwegen immer, baar, in der Geldform des Mehrwerths verausgabt wird. Wie gross oder klein dieser Theil des Mehrwerths sei, ändert nichts an der Sache. Fortwährend erscheint von neuem das variable Kapital als im Arbeitslohn angelegtes Geldkapital (G — A) und g als Mehrwerth, der zur Bestreitung der Privatbedürfnisse des Kapitalisten verausgabt wird. Also G als vorgeschossner variabler Kapitalwerth und g als sein Zuwachs, beide in Geldform nothwendig festgehalten, um in solcher verausgabt zu werden.
Die Formel G — W … P … W' — G', mit dem Resultat G' = G + g, schliesst in ihrer Form eine Täuschung ein, trägt einen illusorischen Charakter, der aus dem Dasein des vorgeschossnen und verwertheten Werths in seiner Aequivalentform, dem Geld, entspringt. Der Accent liegt nicht auf Verwerthung des Werths, sondern auf der Geldform dieses Processes, darauf, dass mehr Werth in Geldform schliesslich aus der Cirkulation gezogen wird als ihr ursprünglich vorgeschossen ward, also auf Vermehrung der dem Kapitalisten gehörigen Gold- und Silbermasse. Das sogenannte Monetärsystem ist bloss Ausdruck der begriffslosen Form G — W — G', einer Bewegung, die ausschliesslich in der Cirkulation verläuft und daher die beiden Akte: 1) G — W, 2) W — G' nur da- durch erklären kann, dass W im zweiten Akt über seinen Werth verkauft wird, daher mehr Geld der Cirkulation entzieht als durch seinen Kauf in sie hineingeworfen ward. Dagegen G — W … P . , . W' — G', als ausschliessliche Form fixirt, liegt dem entwickelteren Merkantilsystem zu Grund, wo nicht nur Waarencirkulation, sondern auch Waarenproduktion als nothwendiges Element erscheint.
Der illusorische Charakter von G — W … P … W' — G', und die ihr entsprechende illusorische Deutung ist da, sobald diese Form als einmalige fixirt wird, nicht als fliessende, beständig sich erneuernde; sobald sie daher nicht als eine der Formen des Kreislaufs, sondern als seine ausschliessliche gilt. Sie weist aber selbst auf andre Formen hin.
Erstens setzt dieser ganze Kreislauf den kapitalistischen Charakter des Produktionsprocesses selbst voraus, und als Basis daher diesen Produktions- process nebst dem specifischen, durch ihn bedingten Gesellschaftszustand. G — W = ; aber G — A unterstellt den Lohnarbeiter, und daher die Produktionsmittel als Theil des produktiven Kapitals, daher
den Arbeits- und Verwerthungsprocess, den Produktionsprocess schon als Funktion des Kapitals.
Zweitens: Wird G … G' wiederholt, so erscheint die Rückkehr zur Geldform ebenso verschwindend, wie die Geldform im ersten Stadium. G — W verschwindet um P Platz zu machen. Der beständige Wieder- vorschuss in Geld, ebensosehr wie seine beständige Rückkehr als Geld, er- scheinen selbst als nur im Kreislauf verschwindende Momente.
Drittens: [Formel 1] … etc.
Schon bei der zweiten Wiederholung des Kreislaufs erscheint der Kreislauf P … W' — G' . G — W … P, bevor der zweite Kreis- lauf von G vollendet ist, und alle ferneren Kreisläufe können so unter der Form P … W' — G — W … P betrachtet werden, sodass G — W als erste Phase des ersten Kreislaufs nur die verschwindende Vorbereitung des sich stets wiederholenden Kreislaufs des produktiven Kapitals bildet, wie dies in der That der Fall bei zum ersten Mal in der Form von Geld- kapital angelegtem, industriellem Kapital.
Andrerseits, bevor der zweite Kreislauf von P vollendet, ist der erste Kreislauf W' — G' G — W … P … W' (abgekürzt W' … W') beschrieben, der Kreislauf des Waarenkapitals. So enthält die erste Form schon die beiden andern und es verschwindet so die Geldform, so- weit sie nicht blosser Werthausdruck, sondern Werthausdruck in der Aequivalentform, in Geld.
Endlich: Nehmen wir ein neu auftretendes einzelnes Kapital, welches zum ersten Mal den Kreislauf G — W … P … W' — G' beschreibt, so ist G — W die Vorbereitungsphase, der Vorläufer des ersten Pro- duktionsprocesses den dies einzelne Kapital durchmacht. Diese Phase G — W ist daher nicht vorausgesetzt, sondern wird vielmehr durch den Produktionsprocess gesetzt oder bedingt. Aber dies gilt nur für dies ein- zelne Kapital. Allgemeine Form des Kreislaufs des industriellen Kapitals ist der Kreislauf des Geldkapitals, soweit die kapitalistische Produktions- weise vorausgesetzt ist, also innerhalb eines durch die kapitalistische Pro- duktion bestimmten Gesellschaftszustandes. Der kapitalistische Pro- duktionsprocess ist daher als ein prius vorausgesetzt, wenn nicht in dem ersten Kreislauf des Geldkapitals eines neu angelegten industriellen Ka-
pitals, so ausserhalb desselben; das beständige Dasein dieses Produktions- processes unterstellt den beständig erneuerten Kreislauf von P … P. Innerhalb des ersten Stadiums tritt diese Voraussetzung selbst schon auf, indem dies einerseits das Dasein der Lohnarbeiterklasse voraussetzt; indem andrerseits das, was erstes Stadium G — W für den Käufer der Produktionsmittel, W' — G' für ihren Verkäufer ist, also in W' das Waarenkapital, somit die Waare selbst als Resultat der kapita- listischen Produktion, und damit die Funktion des produktiven Kapitals voraussetzt.
Der Kreislauf des produktiven Kapitals hat die allgemeine Formel: P … W' — G' — W … P. Er bedeutet die periodisch erneuerte Funktion des produktiven Kapitals, also die Reproduktion, oder seinen Produktionsprocess als Reproduktionsprocess mit Bezug auf die Ver- werthung; nicht nur Produktion, sondern periodische Reproduktion von Mehrwerth; die Funktion des in seiner produktiven Form befindlichen industriellen Kapitals, nicht als einmalige, sondern als periodisch wieder- holte Funktion, sodass der Wiederbeginn durch den Ausgangspunkt selbst gegeben ist. Ein Theil von W' kann unmittelbar (in gewissen Fällen, Anlagezweigen des industriellen Kapitals) wieder als Produktionsmittel in denselben Arbeitsprocess eingehn, aus dem er als Waare herauskam; dadurch wird nur die Verwandlung seines Werths in wirkliches Geld oder Geldzeichen erspart, oder sie erhält nur selbständigen Ausdruck als Rechengeld. Dieser Werththeil geht nicht in die Cirkulation ein. Es gehn so Werthe in den Produktionsprocess ein, die nicht in den Cirku- lationsprocess eingehn. Dasselbe gilt von dem Theil von W' den der Kapitalist als Theil des Mehrprodukts in natura verzehrt. Dies ist je- doch für die kapitalistische Produktion unbedeutend; es kommt höchstens bei der Agrikultur in Betracht.
Zweierlei springt sofort bei dieser Form in die Augen.
Erstens. Während in der ersten Form G … G' der Produktions- process, die Funktion von P, die Cirkulation des Geldkapitals unterbricht und nur als Vermittler zwischen seinen beiden Phasen G — W und W' — G' erscheint, bildet hier der gesammte Cirkulationsprocess des industriellen Kapitals, seine ganze Bewegung innerhalb der Cirkulations- phase, nur eine Unterbrechung und daher nur die Vermittlung zwischen dem produktiven Kapital, das als erstes Extrem den Kreislauf eröffnet und als letztes ihn in derselben Form, also in der Form seines Wieder- beginns, schliesst. Die eigentliche Cirkulation erscheint nur als Ver- mittlung der periodisch erneuerten und durch die Erneurung kontinuirlichen Reproduktion.
Zweitens. Die gesammte Cirkulation stellt sich dar in der entgegen- gesetzten Form von der, die sie im Kreislauf des Geldkapitals besitzt. Sie war dort: G — W — G (G — W. W — G), abgesehn von der Werthbestimmung; sie ist hier, wieder abgesehn von der Werthbestim- mung, W — G — W (W — G. G — W), also die Form der einfachen Waarencirkulation.
Betrachten wir also zunächst den zwischen den Extremen P … P in der Cirkulationssphäre verlaufenden Process W' — G' — W.
Der Ausgangspunkt dieser Cirkulation ist das Waarenkapital: W' = W + w = P + w. Die Funktion des Waarenkapitals W' — G' (die Realisirung des in ihm enthaltenen Kapitalwerths = P, der jetzt als Waarenbestandtheil W existirt, wie des in ihm enthaltnen Mehrwerths, der als Bestandtheil derselben Waarenmasse, mit dem Werth w, existirt) wurde in der ersten Form des Kreislaufs betrachtet. Aber dort bildete sie die zweite Phase der unterbrochnen Cirkulation und die Abschlussphase des ganzen Kreislaufs. Hier bildet sie die zweite Phase des Kreislaufs, aber die erste Phase der Cirkulation. Der erste Kreislauf endet mit G', und da G' ebensowohl wie das ursprüngliche G von neuem als Geldka- pital den zweiten Kreislauf eröffnen kann, war es zunächst nicht nöthig weiter zuzusehn, ob die in G' enthaltnen G und g (der Mehrwerth) ihre Bahn mit einander fortsetzen, oder ob sie verschiedne Bahnen beschreiben. Dies wäre nur nöthig geworden, hätten wir den ersten Kreislauf in seiner Erneurung weiter verfolgt. Dieser Punkt muss aber im Kreislauf des pro-
duktiven Kapitals entschieden werden, da die Bestimmung schon seines ersten Kreislaufs davon abhängt, und weil W' — G' in ihm als erste Cir- kulationsphase erscheint, welche durch G — W zu ergänzen ist. Es hängt von dieser Entscheidung ab, ob die Formel einfache Reproduktion oder Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter darstellt. Je nach ihrer Entscheidung also ändert sich der Charakter des Kreislaufs.
Nehmen wir also zunächst die einfache Reproduktion des produktiven Kapitals, wobei wie im ersten Kapitel gleichbleibende Umstände und Kauf und Verkauf der Waaren zu ihrem Werth vorausgesetzt sind. Der ganze Mehrwerth geht unter dieser Annahme in die persönliche Konsumtion des Kapitalisten ein. Sobald die Verwandlung des Waarenkapitals W' in Geld stattgefunden, cirkulirt der Theil der Geldsumme, der den Kapitalwerth darstellt, fort im Kreislauf des industriellen Kapitals; der andre, der ver- goldeter Mehrwerth ist, geht ein in die allgemeine Waarencirkulation, ist vom Kapitalisten ausgehende Geldcirkulation, geht aber vor ausserhalb der Cirkulation seines individuellen Kapitals.
In unserm Beispiel hatten wir ein Waarenkapital W' von 10,000 ℔. Garn zum Werth von 500 £; 422 £ davon sind der Werth des pro- duktiven Kapitals, und setzen als Geldform von 8440 ℔. Garn die von W' begonnene Kapitalcirkulation fort, während der Mehrwerth von 78 £, Geldform von 1560 ℔. Garn, dem überschüssigen Theil des Waarenpro- dukts, aus dieser Cirkulation heraustritt und eine getrennte Bahn inner- halb der allgemeinen Waarencirkulation beschreibt.
[Formel 1]
g — w ist eine Reihe von Käufen vermittelst des Geldes, das der Kapitalist, sei es in eigentlichen Waaren, sei es in Diensten für seine werthe Person, resp. Familie, verausgabt. Diese Käufe sind zersplittert, finden zu verschiednen Terminen statt. Das Geld existirt also zeitweis in der Form eines für die laufende Konsumtion bestimmten Geldvorraths oder Schatzes, da in seiner Cirkulation unterbrochnes Geld sich in Schatzform befindet. Seine Funktion als Cirkulationsmittel, das auch seine vorüber- gehende Form als Schatz einbegreift, geht nicht in die Cirkulation des Kapitals in seiner Geldform G ein. Das Geld wird nicht vorgeschossen sondern verausgabt.
Wir haben vorausgesetzt, dass das vorgeschossne Gesammtkapital stets ganz aus einer seiner Phasen in die andre übergeht, so auch hier, dass das Waarenprodukt von P den Gesammtwerth des produktiven Kapitals P = 422 £ + dem während des Produktionsprocesses geschaffnen Mehr- werth = 78 £ trägt. In unserm Beispiel, wo wir es mit einem dis- kreten Waarenprodukt zu thun haben, existirt der Mehrwerth in der Form von 1560 ℔. Garn; ganz wie er auf 1 ℔. Garn berechnet in der Form von 2.496 Unzen Garn existirt. Wäre dagegen das Waarenprodukt z. B. eine Maschine von 500 £ und von derselben Werthzusammensetzung, so wäre zwar ein Werththeil dieser Maschine = 78 £ Mehrwerth, aber diese 78 £ existirten nur in der Gesammtmaschine; sie ist nicht in Ka- pitalwerth und Mehrwerth theilbar, ohne sie selbst in Stücke zu zer- schlagen und so mit ihrem Gebrauchswerth auch ihren Werth zu ver- nichten. Die beiden Werthbestandtheile können also nur ideell in Bestand- theilen des Waarenkörpers dargestellt werden, nicht als selbständige Ele- mente der Waare W', wie jedes Pfund Garn als trennbares, selbständiges Waarenelement der 10,000 ℔. Im ersten Fall muss die Gesammtwaare, das Waarenkapital, die Maschine, ganz verkauft sein, bevor g seine be- sondre Cirkulation eingehn kann. Dagegen wenn der Kapitalist 8440 ℔. verkauft, würde der Verkauf der weitern 1560 ℔. eine vollständig ge- trennte Cirkulation des Mehrwerths in der Form w (1560 ℔. Garn) — g (78 £) = w (Konsumtionsartikel) darstellen. Die Werthelemente jedes einzelnen Quotums des Garnprodukts von 10,000 ℔. sind aber in Theilen des Produkts ebenso darstellbar wie im Gesammtprodukt. Wie dieses, 10,000 ℔. Garn, sich eintheilen lässt in konstanten Kapitalwerth (c), 7440 ℔. Garn zum Werth 372 £, variablen Kapitalwerth (v) von 1000 ℔. Garn zu 50 £ und Mehrwerth (m) von 1560 ℔. Garn zu 78 £, so jedes Pfund Garn in c = 11.904 Unzen zum Werth von 8.928 d., v = 1.600 Unze Garn zum Werth von 1.200 d., m = 2.496 Unzen Garn zum Werth von 1.872 d. Der Kapitalist könnte auch bei successivem Verkauf der 10,000 ℔. die in den successiven Por- tionen enthaltnen Mehrwerthselemente successive verzehren, und dadurch ebenso successive die Summe von c + v realisiren. Aber diese Operation unterstellt schliesslich ebenfalls, dass die ganzen 10,000 ℔. verkauft, dass also auch durch Verkauf von 8440 ℔. der Werth von c und v ersetzt wird. (Buch I, Kap. VII, 2)
Wie dem aber auch sei, durch W' — G' erhalten sowohl der in W' enthaltene Kapitalwerth wie der Mehrwerth eine trennbare Existenz, die Existenz verschiedner Geldsummen; in beiden Fällen ist G sowohl wie g wirklich verwandelte Form des Werths, der ursprünglich in W' nur als Preis der Waare eignen, nur ideellen Ausdruck besitzt.
w — g — w ist einfache Waarencirkulation, deren erste Phase w — g in der Cirkulation des Waarenkapitals W' — G' einbegriffen ist, also in den Kreislauf des Kapitals; deren ergänzende Phase w — g dagegen ausser- halb dieses Kreislaufs fällt, als davon getrennter Vorgang der allgemeinen Waarencirkulation. Die Cirkulation von W und w, von Kapitalwerth und Mehrwerth, spaltet sich nach der Verwandlung von W' in G'. Es folgt daher:
Erstens: Indem durch W' — G' = W' — (G + g) das Waaren- kapital realisirt wird, wird die in W' — G' noch gemeinsame und von derselben Waarenmasse getragne Bewegung von Kapitalwerth und Mehr- werth spaltbar, indem beide jetzt selbständige Formen als Geldsummen besitzen.
Zweitens: Findet diese Spaltung statt, indem g als Revenue des Kapitalisten verausgabt wird, während G als funktionelle Form des Kapi- talwerths seine durch den Kreislauf bestimmte Bahn fortsetzt — so ist der erste Akt W' — G', im Zusammenhang mit den nachfolgenden Akten G — W und g — w, darstellbar als die zwei verschiednen Cirkulationen: W — G — W und w — g — w; beides, der allgemeinen Form nach, der gewöhnlichen Waarencirkulation angehörige Reihen.
Uebrigens werden in der Praxis bei kontinuirlichen Waarenkörpern, die sich nicht theilen lassen, die Werthbestandtheile ideell für sich isolirt. Z. B. im Londoner Baugeschäft, das grösstentheils auf Kredit betrieben wird, erhält der Bauunternehmer Vorschüsse je nachdem der Bau des Hauses sich in verschiednen Stadien befindet. Keins dieser Stadien ist ein Haus, sondern nur ein wirklich existirender Bestandtheil eines werden- den künftigen Hauses; also trotz seiner Wirklichkeit nur ideeller Bruchtheil des ganzen Hauses, aber dennoch wirklich genug um als Sicherheit für zusätzlichen Vorschuss zu dienen. (Siehe hierüber unten Kap. XII.)
Drittens: Trennt sich die in W und G noch gemeinschaftliche Be- wegung von Kapitalwerth und Mehrwerth nur theilweise (sodass ein Theil des Mehrwerths nicht als Revenue verausgabt wird) oder gar nicht, so
geht im Kapitalwerth selbst eine Veränderung vor noch innerhalb seines Kreislaufs, vor Vollendung desselben. In unserm Beispiel war der Werth des produktiven Kapitals gleich 422 £. Setzt es also G — W fort, z. B. als 480 £ oder 500 £, so durchmisst es die letztern Stadien des Kreislaufs als ein um 58 £ oder 78 £ grösserer Werth denn der an- fängliche war. Es kann dies zugleich verbunden sein mit Aenderung seiner Werthkonstitution. —
W' — G', das zweite Stadium der Cirkulation und das abschlies- sende Stadium des Kreislaufs I (G … G'), ist in unserm Kreislauf zweites Stadium desselben und erstes der Waarencirkulation. So weit die Cirkulation in Betracht kommt, muss es also ergänzt werden durch G' — W'. Aber W' — G' hat nicht nur den Verwerthungsprocess (hier die Funktion von P, das erste Stadium) bereits hinter sich, sondern sein Resultat, das Waarenprodukt W' ist bereits realisirt. Der Verwerthungs- process des Kapitals, sowie die Realisirung des Waarenprodukts, worin sich der verwerthete Kapitalwerth darstellt, ist also beendet mit W' — G'.
Wir haben also einfache Reproduktion vorausgesetzt, d. h. dass g — w sich ganz trennt von G — W. Da beide Cirkulationen, w — g — w ebenso wie W — G — W, der allgemeinen Form nach der Waaren- cirkulation angehören (und daher auch keine Werthdifferenzen zwischen den Extremen zeigen), so ist es leicht, wie die Vulgärökonomie es thut, den kapitalistischen Produktionsprocess aufzufassen als blosse Pro- duktion von Waaren, Gebrauchswerthen zur Konsumtion irgend einer Art bestimmt, die der Kapitalist nur producirt um sie durch Waaren von anderm Gebrauchswerth zu ersetzen oder sie damit umzutauschen, wie es in der Vulgärökonomie fälschlich heisst.
W' tritt von vornherein als Waarenkapital auf, und der Zweck des ganzen Processes, die Bereicherung (Verwerthung) schliesst eine mit der Grösse des Mehrwerths (also auch des Kapitals) wachsende Konsumtion des Kapitalisten keineswegs aus sondern erst recht ein.
In der Cirkulation der Revenue des Kapitalisten dient in der That die producirte Waare w (oder der ihr ideell entsprechende Bruchtheil des Waarenprodukts W') nur dazu, sie zuerst in Geld, und aus Geld in eine Reihe andrer, der Privatkonsumtion dienender Waaren umzusetzen. Aber der kleine Umstand ist hierbei nicht zu übersehn, dass w Waaren- werth ist, der dem Kapitalisten nichts gekostet hat, Verkörperung von
Mehrarbeit, daher es ursprünglich als Bestandtheil des Waarenkapitals W' auf die Bühne tritt. Dies w selbst ist also schon seiner Existenz nach gebunden an den Kreislauf des processirenden Kapitalwerths und kommt dieser in’s Stocken oder wird sonst wie gestört, so beschränkt sich nicht nur die Konsumtion von w, oder hört ganz auf, sondern damit zugleich der Absatz für die Waarenreihe, welche den Ersatz für w bilden. Dasselbe ist der Fall wenn W' — G' misslingt oder nur ein Theil von W' verkäuflich ist.
Wir sahen, dass w — g — w, als Cirkulation der Revenue des Kapitalisten, nur in die Kapitalcirkulation eingeht solange w Werththeil von W', dem Kapital in seiner Funktionsform von Waarenkapital, ist: aber sobald verselbstständigt durch g — w, also in der ganzen Form w — g — w, geht sie nicht in die Bewegung des vom Kapitalisten vorgeschossnen Kapitals ein, obgleich sie aus derselben hervorgeht. Sie hängt damit soweit zusammen als die Existenz des Kapitals die Existenz des Kapitalisten voraussetzt, und diese letztere ist bedingt durch seinen Verzehr von Mehrwerth.
Innerhalb der allgemeinen Cirkulation fungirt W', z. B. Garn, nur als Waare; aber als Moment der Cirkulation des Kapitals fungirt es als Waarenkapital, eine Gestalt die der Kapitalwerth abwechselnd annimmt und abstösst. Nach dem Verkauf des Garns an den Kaufmann ist es aus dem Kreislaufsprocess desjenigen Kapitals, dessen Produkt es ist, entfernt, befindet sich aber trotzdem fortwährend als Waare im Umkreis der allgemeinen Cirkulation. Die Cirkulation derselben Waarenmasse dauert fort, obgleich sie aufgehört hat ein Moment im selbständigen Kreislauf des Kapitals des Spinners zu bilden. Die wirkliche definitive Metamorphose der vom Kapitalisten in die Cirkulation geworfnen Waaren- masse, W — G, ihr schliessliches Herausfallen in die Konsumtion kann daher zeitlich und räumlich durchaus getrennt sein von der Metamor- phose worin diese Waarenmasse als sein Waarenkapital fungirt. Dieselbe Metamorphose, die in der Cirkulation des Kapitals vollzogen ist, bleibt in der Sphäre der allgemeinen Cirkulation noch zu vollziehen.
Es ändert nichts an der Sache, wenn das Garn wieder in den Kreislauf eines andern industriellen Kapitals eingeht. Die allgemeine Cirkulation umfasst ebensosehr die Verschlingung der Kreisläufe der ver- schiednen selbständigen Bruchstücke des gesellschaftlichen Kapitals,
d. h. die Gesammtheit der einzelnen Kapitale, wie die Cirkulation der nicht als Kapital auf den Markt geworfnen Werthe.
Das Verhältniss zwischen dem Kreislauf des Kapitals, sofern er Theil der allgemeinen Cirkulation und sofern er Glieder eines selb- ständigen Kreislaufs bildet, zeigt sich ferner, wenn wir die Cirkulation von G' = G + g betrachten. G, als Geldkapital, setzt den Kreislauf des Kapitals fort. g, als Revenueausgabe (g — w), geht in die all- gemeine Cirkulation ein, fliegt aber aus dem Kreislauf des Kapitals hinaus. Nur der Theil geht in letztren Kreislauf ein, der als zusätzliches Geld- kapital fungirt. In w — g — w fungirt Geld nur als Münze; Zweck dieser Cirkulation ist die individuelle Konsumtion des Kapitalisten. Es charakterisirt den Kretinismus der Vulgärökonomie, dass sie diese Cirku- lation, die nicht in den Kreislauf des Kapitals eingeht — die Cirkulation des als Revenue verzehrten Theils des Werthprodukts — für den charak- teristischen Kreislauf des Kapitals ausgibt.
In der zweiten Phase, G — W, ist der Kapitalwerth G = P (dem Werth des produktiven Kapitals, das den Kreislauf des industriellen Kapi- tals hier eröffnet) wieder vorhanden, erledigt vom Mehrwerth, also in der- selben Werthgrösse, wie in dem ersten Stadium des Kreislaufs des Geld- kapitals G — W. Trotz der verschiednen Stelle ist die Funktion des Geldkapitals, worin nun das Waarenkapital umgewandelt, dieselbe: seine Verwandlung in Pm und A, Produktionsmittel und Arbeitskraft.
Gleichzeitig mit w — g hat also der Kapitalwerth in der Funktion des Waarenkapitals W' — G' die Phase W — G durchlaufen und tritt nun in die ergänzende Phase ; seine Gesammtcirkulation ist also W — .
Erstens: Das Geldkapital G trat in Form I (Kreislauf G … G') als ursprüngliche Form auf worin der Kapitalwerth vorgeschossen wird; es tritt hier von vornherein auf als Theil der Geldsumme, worin das Waarenkapital in der ersten Cirkulationsphase W' — G' sich verwandelt hat, also von vornherein als durch Verkauf des Waarenprodukts ver- mittelte Verwandlung von P, dem produktiven Kapital, in Geldform. Das Geldkapital existirt hier von vornherein als nicht ursprüngliche und nicht schliessliche Form des Kapitalwerths, da nur durch abermalige Ab- streifung der Geldform die, die Phase W — G abschliessende Phase G — W vollzogen werden kann. Der Theil von G — W, der zugleich
G — A, erscheint daher auch nicht mehr als blosser Geldvorschuss durch Ankauf von Arbeitskraft, sondern als Vorschuss, worin der Arbeitskraft dieselben 1000 ℔. Garn zum Werth von 50 £, in Geldform vorge- schossen werden, die einen Theil des von der Arbeitskraft geschaffnen Waarenwerths bilden. Das Geld, das dem Arbeiter hier vorgeschossen wird, ist nur verwandelte Aequivalentform eines Werththeils des von ihm selbst producirten Waarenwerths. Und schon darum ist der Akt G — W, soweit er G — A, keineswegs nur Ersatz von Waare in Geldform durch Waare in Gebrauchsform, sondern schliesst andre, von der allgemeinen Waarencirkulation als solcher unabhängige Elemente ein.
G' erscheint als verwandelte Form von W', welches selbst Produkt der vergangnen Funktion von P, dem Produktionsprocess, ist; die gesammte Geldsumme G' daher als Geldausdruck vergangner Arbeit. In unserm Beispiel: 10,000 ℔. Garn = 500 £, Produkt des Spinnprocesses; davon 7440 ℔ Garn = dem vorgeschossnen konstanten Kapital c = 372 £; 1000 ℔. Garn = dem vorgeschossnen variablen Kapital v = 50 £; und 1560 ℔. Garn = dem Mehrwerth m = 78 £. Wird von G' nur das ursprüngliche Kapital = 422 £ von neuem vorgeschossen, unter sonst gleichbleibenden Verhältnissen, so erhält der Arbeiter in G — A nur einen Theil der in dieser Woche producirten 10,000 ℔. Garn (den Geldwerth von (1000 ℔. Garn) in der nächsten Woche vorgeschossen. Als Resultat von W — G ist das Geld stets Ausdruck vergangner Arbeit. Soweit der ergänzende Akt G — W sofort auf dem Waarenmarkt sich vollzieht, also G gegen existirende, auf dem Markt befindliche Waaren umgesetzt wird, ist es wieder Umsatz vergangner Arbeit, aus einer Form (Geld) in andrer Form (Waare). Aber G — W ist in der Zeit von W — G verschieden. Es kann gleichzeitig sein, ausnahmsweise, wenn z. B. der Kapitalist, der G — W vollzieht, und der Kapitalist, für den dieser Akt W — G ist, sich ihre Waaren wechselseitig zur selben Zeit überweisen und G dann nur die Bilanz ausgleicht. Die Zeitdifferenz zwischen der Exekution von W — G und der von G — W kann mehr oder minder beträchtlich sein. Obgleich als Resultat des Akts W — G, G vergangne Arbeit vorstellt, kann G für den Akt G — W die verwandelte Form von Waaren vorstellen, die noch gar nicht auf dem Markt befindlich sind, sondern sich erst in Zukunft darauf befinden werden, da G — W erst vorzugehn braucht, nachdem W neu producirt ist,
Ebensowohl kann G Waaren vorstellen, die gleichzeitig mit dem W, dessen Geldausdruck es ist, producirt werden. Z. B. in dem Umsatz G — W (Ankauf von Produktionsmitteln) können die Kohlen gekauft werden, ehe sie aus der Grube gehoben sind. Soweit g als Geldakkumu- lation figurirt, nicht als Revenue verausgabt wird, kann es Baumwolle vorstellen, die erst nächstes Jahr producirt wird. Ebenso bei der Veraus- gabung von Revenue des Kapitalisten, g — w. Ebenso der Arbeitslohn A = 50 £; es ist dies Geld nicht nur Geldform der vergangnen Arbeit der Arbeiter, sondern zugleich Anweisung auf gleichzeitige oder zukünf- tige Arbeit, die sich erst realisirt, oder in Zukunft realisiren soll. Der Arbeiter mag damit einen Rock kaufen, der erst in nächster Woche ge- macht wird. Namentlich ist dies der Fall mit Bezug auf die sehr grosse Zahl nothwendiger Lebensmittel, die beinahe unmittelbar im Augenblick ihrer Produktion konsumirt werden müssen, sollen sie nicht verderben. So erhält der Arbeiter in dem Geld, worin er seinen Arbeitslohn aus- bezahlt erhält, die verwandelte Form seiner eignen zukünftigen Arbeit oder der andrer Arbeiter. Mit einem Theil seiner vergangnen Arbeit gibt ihm der Kapitalist Anweisung auf seine eigne künftige Arbeit. Es ist seine eigne gleichzeitige oder künftige Arbeit, die den noch nicht vor- handnen Vorrath bildet, womit ihm seine vergangne Arbeit bezahlt wird. Hier verschwindet die Vorstellung der Vorrathbildung ganz.
Zweitens: In der Cirkulation W — wechselt das- selbe Geld zweimal die Stelle; der Kapitalist erhält es erst als Verkäufer und gibt es fort als Käufer; die Verwandlung von Waare in Geldform dient nur dazu, sie aus Geldform wieder in Waarenform zu verwandeln; die Geldform des Kapitals, sein Dasein als Geldkapital, ist daher in dieser Bewegung nur verschwindendes Moment; oder das Geldkapital, soweit die Bewegung flüssig, erscheint nur als Cirkulationsmittel wenn es als Kauf- mittel dient; als eigentliches Zahlungsmittel erscheint es wenn Kapitalisten gegenseitig von einander kaufen, daher nur Zahlungsbilanz zu saldiren ist.
Drittens: Die Funktion des Geldkapitals, ob es als blosses Cirku- lationsmittel oder als Zahlungsmittel diene, vermittelt nur den Ersatz von W durch A und Pm, d. h. den Ersatz des Garns, des Waarenprodukts, worin das produktive Kapital resultirt (nach Abzug des als Revenue zu verwendenden Mehrwerths) durch seine Produktionselemente, also Rückver- wandlung des Kapitalwerths aus seiner Form als Waare in die Bildungs-
elemente dieser Waare; sie vermittelt also schliesslich nur die Rückver- wandlung des Waarenkapitals in produktives Kapital.
Damit der Kreislauf sich normal vollzieht, muss W' zu seinem Werth und in seiner Gesammtheit verkauft werden. Ferner schliesst W — G — W nicht nur Ersatz einer Waare durch eine andre, sondern Ersatz in den- selben Werthverhältnissen ein. Es ist unsre Annahme, dass dies hier ge- schieht. Thatsächlich aber variiren die Werthe der Produktionsmittel; gerade der kapitalistischen Produktion ist fortwährender Wechsel der Werthverhältnisse eigen schon durch den beständigen Wechsel in der Pro- duktivität der Arbeit, der die kapitalistische Produktion charakterisirt. Auf diesen später zu erörternden Werthwechsel der Produktionsfaktoren weisen wir hier nur hin. Die Verwandlung der Produktionselemente in Waaren- produkt, von P in W' geht in der Produktionssphäre vor, die Rückver- wandlung von W' in P in der Cirkulationssphäre. Sie ist vermittelt durch die einfache Waarenmetamorphose. Ihr Inhalt aber ist ein Moment des Re- produktionsprocesses als Ganzes betrachtet. W — G — W, als Cirku- lationsform des Kapitals, schliesst einen funktionell bestimmten Stoffwechsel ein. Der Umsatz W — G — W bedingt ferner, dass W = den Produk- tionselementen des Waarenquantums W', und dass diese ihre ursprüng- lichen Werthverhältnisse gegen einander behaupten; es ist also unterstellt nicht nur dass die Waaren zu ihrem Werthe gekauft und verkauft werden, sondern auch dass sie während des Kreislaufs keinen Werth- wechsel erleiden; wo nicht, kann der Process nicht normal verlaufen.
In G … G' ist G die ursprüngliche Form des Kapitalwerths, die abgestreift wird um wieder angenommen zu werden. In P … W' — G' — W … P ist G nur im Process angenommene Form, die schon innerhalb desselben wieder abgestreift wird. Die Geldform erscheint hier nur als verschwindende selbständige Werthform des Kapitals; das Kapital als W' ist ebenso ängstlich sie anzunehmen, wie als G' sie ab- zustreifen, sobald es sich in sie verpuppt hat, um sich wieder in die Form des produktiven Kapitals umzusetzen. So lange es in der Geldge- stalt verharrt, fungirt es nicht als Kapital, und verwerthet sich daher nicht; das Kapital liegt brach. G wirkt hier als Cirkulationsmittel, aber als Cirkulationsmittel des Kapitals. Der Schein der Selbständigkeit, den die Geldform des Kapitalwerths in der ersten Form seines Kreislaufs (des Geldkapital[s]) besitzt, verschwindet in dieser zweiten Form, welche somit
die Kritik der Form I bildet, und sie auf eine nur besondre Form redu- cirt. Stösst die zweite Metamorphose G — W auf Hindernisse (fehlen z. B. die Produktionsmittel auf dem Markt), so ist der Kreislauf, der Fluss des Reproduktionsprocesses unterbrochen, ebensosehr als wenn das Ka- pital in der Form des Waarenkapitals festliegt. Der Unterschied ist aber der: In Geldform kann es länger ausharren als in der vergänglichen Waarenform. Es hört nicht auf Geld zu sein, wenn es nicht als Geld- kapital fungirt; es hört aber auf Waare zu sein und überhaupt Gebrauchs- werth, wenn es zu lange in seiner Funktion als Waarenkapital aufge- halten wird. Zweitens ist es in Geldform fähig, statt seiner ursprüng- lichen produktiven Kapitalform eine andre anzunehmen, während es als W' überhaupt nicht vom Platze kommt.
W' — G' — W schliesst nur für W' seiner Form nach Cirkula- tionsakte ein, die Momente seiner Reproduktion sind; aber die wirkliche Reproduktion von W, worin sich W' umsetzt, ist nöthig zur Ausführung von W' — G' — W; diese ist aber bedingt durch Reproduktionsprocesse ausserhalb des Reproduktionsprocesses des individuellen in W' darge- stellten Kapitals. —
In der Form I bereitet nur die erste Verwandlung von Geldkapital in produktives Kapital vor; in der Form II die Rück- verwandlung aus Waarenkapital in produktives Kapital; also, soweit die Anlage des industriellen Kapitals dieselbe bleibt, Rückverwandlung des Waarenkapitals in dieselben Produktionselemente aus denen es hervorge- gangen. Es erscheint daher hier, wie in Form I, als vorbereitende Phase des Produktionsprocesses, aber als Rückkehr zu demselben, Erneuerung desselben, daher als Vorläufer des Reproduktionsprocesses, also auch der Wiederholung des Verwerthungsprocesses.
Es ist nun wieder zu bemerken, dass G — A nicht einfacher Waaren- austausch ist, sondern Kauf einer Waare A, die der Produktion von Mehrwerth dienen soll, wie G — Pm nur Procedur, die zur Ausführung dieses Zwecks stofflich unerlässlich ist.
Mit Vollziehung von ist G in produktives Kapital rückverwandelt, in P, und beginnt der Kreislauf von neuem.
Die explicite Form von P … W' — G' — W … P ist also:
[Formel 1]
Die Verwandlung von Geldkapital in produktives Kapital ist Waaren- kauf zur Waarenproduktion. Nur soweit die Konsumtion diese produk- tive Konsumtion ist, fällt sie in den Kreislauf des Kapitals selbst; ihre Bedingung ist, dass vermittelst der so konsumirten Waaren Mehrwerth gemacht wird. Und dies ist etwas sehr Verschiednes von Produktion und selbst Waarenproduktion, deren Zweck die Existenz der Producenten ist; ein so durch Mehrwerthsproduktion bedingter Ersatz von Waare durch Waare ist etwas ganz andres als Produktenaustausch — nur durch Geld vermittelt — an sich ist. So wird aber die Sache genommen von den Oekonomen zum Beweis, dass keine Ueberproduktion möglich ist.
Ausser der produktiven Konsumtion von G, das in A und Pm ver- wandelt wird, enthält der Kreislauf das erste Glied von G — A, welches für den Arbeiter A — G = W — G ist. Von der Cirkulation des Arbeiters A — G — W, welche seine Konsumtion einschliesst, fällt nur das erste Glied als Resultat von G — A in den Kreislauf des Ka- pitals. Der zweite Akt, nämlich G — W, fällt nicht in die Cirkulation des individuellen Kapitals, obgleich sie aus derselben hervorgeht. Das beständige Dasein der Arbeiterklasse ist aber für die Kapitalistenklasse nöthig, daher auch die durch G — W vermittelte Konsumtion des Arbeiters.
Der Akt W' — G' unterstellt für die Fortsetzung des Kreislaufs des Kapitalwerths, wie für die Konsumtion des Mehrwerths durch den Kapitalisten, nur dass W' in Geld verwandelt, verkauft worden. Es wird natürlich nur gekauft, weil der Artikel ein Gebrauchswerth, also zur Konsumtion irgend einer Art, produktiven oder individuellen, tauglich. Wenn aber W' weiter cirkulirt, z. B. in der Hand des Kaufmanns, der das Garn gekauft hat, so berührt das zunächst keineswegs die Fort- setzung des Kreislaufs des individuellen Kapitals, das das Garn producirt und an den Kaufmann verkauft hat. Der ganze Process geht seinen Gang fort, und mit ihm auch die dadurch bedingte individuelle Kon- sumtion von Kapitalist und Arbeiter. Ein Punkt wichtig bei Betrachtung der Krisen.
Sobald W' nämlich verkauft, in Geld verwandelt ist, kann es in die realen Faktoren des Arbeitsprocesses und darum des Reproduktions- processes rückverwandelt werden. Ob W' daher vom definitiven Konsu- menten gekauft ist oder vom Kaufmann, der es wieder verkaufen will, ändert unmittelbar nichts an der Sache. Der Umfang der von der kapitali- stischen Produktion erzeugten Waarenmassen wird bestimmt durch die Stufenleiter dieser Produktion und das Bedürfniss der beständigen Aus- dehnung dieser letztren, nicht durch einen prädestinirten Kreis von Nach- frage und Angebot, von zu befriedigenden Bedürfnissen. Die Massen- produktion kann für ihren unmittelbaren Käufer, ausser andern industriellen Kapitalisten, nur den Grosskaufmann haben. Innerhalb gewisser Grenzen kann der Reproduktionsprocess auf derselben oder erweiterten Stufe vor- gehn, obgleich die aus ihm ausgestossnen Waaren nicht wirklich in die individuelle oder produktive Konsumtion eingegangen sind. Die Konsum- tion der Waaren ist nicht eingeschlossen in den Kreislauf des Kapitals, aus dem sie hervorgegangen sind. Sobald das Garn z. B. verkauft ist, kann der Kreislauf des im Garn dargestellten Kapitalwerths von neuem beginnen, was auch immer zunächst aus dem verkauften Garn wird. So- lange das Produkt verkauft wird, geht vom Standpunkt des kapitalisti- schen Producenten alles seinen regelmäßigen Gang. Der Kreislauf des Kapitalwerths, den er repräsentirt, wird nicht unterbrochen. Und ist dieser Process erweitert — was erweiterte produktive Konsumtion der Produktionsmittel einschliesst — so kann diese Reproduktion des Kapi- tals von erweiterter individueller Konsumtion (also Nachfrage) der Ar- beiter begleitet sein, da er durch produktive Konsumtion eingeleitet und vermittelt ist. Es kann so die Produktion von Mehrwerth und mit ihr auch die individuelle Konsumtion des Kapitalisten wachsen, der ganze Reproduktionsprocess sich im blühendsten Zustand befinden und dennoch ein grosser Theil der Waaren nur scheinbar in die Konsumtion eingegangen sein, in Wirklichkeit aber unverkauft in den Händen von Wiederverkäufern lagern, thatsächlich sich also noch auf dem Markt befinden. Nun folgt Waarenstrom auf Waarenstrom und es tritt endlich hervor, dass der frühere Strom nur scheinbar von der Konsumtion verschlungen ist. Die Waarenkapitale machen sich wechselseitig ihren Platz auf dem Markt streitig. Die Nachrückenden, um zu verkaufen, verkaufen unter dem Preis. Die früheren Ströme sind noch nicht flüssig gemacht, während
die Zahlungstermine dafür fällig werden. Ihre Inhaber müssen sich insol- vent erklären, oder verkaufen zu jedem Preis um zu zahlen. Dieser Ver- kauf hat absolut nichts zu thun mit dem wirklichen Stand der Nachfrage. Er hat nur zu thun mit der Nachfrage nach Zahlung, mit der ab- soluten Nothwendigkeit Waare in Geld zu verwandeln. Dann bricht die Krise los. Sie wird sichtbar nicht in der unmittelbaren Abnahme der kon- sumtiven Nachfrage, der Nachfrage für individuelle Konsumtion, sondern in der Abnahme des Austauschs von Kapital gegen Kapital, des Reproduktions- processes des Kapitals. —
Wenn die Waaren Pm und A, worin sich G umgesetzt, um seine Funktion als Geldkapital, als zur Rückverwandlung in produktives Kapital bestimmter Kapitalwerth, zu vollziehn — wenn diese Waaren in ver- schiednen Terminen zu kaufen oder zu zahlen sind, G — W also eine Reihe nach einander vorgehender Käufe und Zahlungen vorstellt, so voll- zieht ein Theil von G den Akt G — W, während ein anderer Theil im Geldzustand verharrt, um erst zu einer durch die Bedingungen des Pro- cesses selbst bestimmten Zeit für gleichzeitige oder successive Akte G — W zu dienen. Es ist der Cirkulation nur zeitweilig entzogen, um am be- stimmten Zeitpunkt in Aktion zu treten, seine Funktion auszuüben. Diese Aufspeicherung desselben ist dann selbst eine durch seine Cirkulation und für die Cirkulation bestimmte Funktion. Sein Dasein als Kauf- und Zah- lungsfonds, die Suspension seiner Bewegung, der Zustand seiner unter- brochnen Cirkulation, ist dann ein Zustand, worin das Geld eine seiner Funkti nen als Geldkapital ausübt. Als Geldkapital; denn in diesem Fall ist das zeitweilig in Ruhe verharrende Geld selbst ein Theil des Geldkapi- tals G (von G' — g = G), des Werththeils des Waarenkapitals, der = P, dem Werth des produktiven Kapitals, von dem der Kreislauf ausgeht. Andrerseits befindet sich alles der Cirkulation entzogne Geld in Schatzform. Die Schatzform des Geldes wird also hier Funktion des Geldkapitals, ganz wie in G — W die Funktion des Geldes als Kauf- oder Zahlungsmittel zur Funktion des Geldkapitals wird, und zwar weil der Kapitalwerth hier in Geldform existirt, der Geldzustand hier ein durch den Zusammenhang des Kreislaufs vorgeschriebner Zustand des industriellen Kapitals in einem seiner Stadien ist. Aber es bewährt sich hier wieder zugleich, dass das Geldkapital innerhalb des Kreislaufs des industriellen Kapitals keine andren als Geldfunktionen verrrichtet, und diese Geldfunktionen nur durch ihren
Zusammenhang mit den andren Stadien dieses Kreislaufs zugleich die Be- deutung von Kapitalfunktionen haben.
Die Darstellung von G' als Verhältniss von g zu G, als Kapital- verhältniss, ist unmittelbar keine Funktion des Geldkapitals, sondern des Waarenkapitals W', welches selbst wieder als Verhältniss von w und W nur das Resultat des Produktionsprocesses ausdrückt, der darin vorgegangnen Selbstverwerthung des Kapitalwerths.
Stösst der Fortgang des Cirkulationsprocesses auf Hindernisse, sodass G durch äussre Umstände, Lage des Markts etc., seine Funktion G — W suspendiren muss und deswegen in seinem Geldzustand kürzer oder länger verharrt, so ist das wieder ein Schatzzustand des Geldes, der auch in der einfachen Waarencirkulation vorkommt, sobald der Uebergang von G — W in W — G durch äussre Umstände unterbrochen wird. Es ist unfreiwillige Schatzbildung. In unserm Fall hat das Geld so die Form von brachliegendem, latentem Geldkapital. Doch gehn wir zunächst nicht weiter darauf ein.
In beiden Fällen aber erscheint das Verharren des Geldkapitals in seinem Geldzustand als Resultat unterbrochner Bewegung, sei diese nun zweckgemäss oder zweckwidrig, freiwillig oder unfreiwillig, funktionsgemäss oder funktionswidrig.
Da die Proportionen, worin der Produktionsprocess erweiterbar, nicht willkürlich, sondern technisch vorgeschrieben sind, so kann der realisirte Mehrwerth, obgleich zur Kapitalisirung bestimmt, oft erst durch die Wieder- holung verschiedner Kreisläufe zu dem Umfang heranwachsen (muss also bis dahin aufgehäuft werden) worin er wirklich als zuschüssiges Kapital fungiren oder in den Kreislauf des processirenden Kapitalwerths eingehn kann. Der Mehrwerth erstarrt also zum Schatz und bildet in dieser Form latentes Geldkapital. Latent, weil es, solange es in der Geldform verharrt, nicht als Kapital wirken kann.(FN6) So erscheint hier die Schatzbildung als
ein innerhalb des kapitalistischen Akkumulationsprocesses einbegriffnes, ihn begleitendes, aber zugleich wesentlich von ihm unterschiednes Moment. Denn durch die Bildung von latentem Geldkapital wird der Reproduk- tionsprocess selbst nicht erweitert. Umgekehrt. Latentes Geldkapital wird hier gebildet, weil der kapitalistische Producent die Stufenleiter seiner Produktion nicht unmittelbar erweitern kann. Verkauft er sein Mehrpro- dukt an einen Gold- oder Silberproducenten, der neues Gold oder Silber in die Cirkulation hineinwirft, oder, was auf dasselbe hinauskommt, an einen Kaufmann, der für einen Theil des nationalen Mehrprodukts zu- schüssiges Gold oder Silber vom Ausland importirt, so bildet sein latentes Geldkapital ein Inkrement des nationalen Gold- oder Silberschatzes. In allen andren Fällen haben z. B. die 78 £, die in der Hand des Käufers Cirkulationsmittel waren, in der Hand des Kapitalisten nur die Schatzform angenommen; es hat also nur andre Vertheilung des nationalen Gold- oder Silberschatzes stattgefunden.
Fungirt das Geld in den Transaktionen unsres Kapitalisten als Zahlungsmittel (in der Art, dass die Waare erst in kürzrem oder längrem Termin vom Käufer zu zahlen) so verwandelt sich das zur Kapitalisation bestimmte Mehrprodukt nicht in Geld, sondern in Schuldforderungen, Eigen- thumstitel auf ein Aequivalent, das der Käufer vielleicht schon im Besitz, vielleicht erst in Aussicht hat. Es geht nicht in den Reproduktionspro- cess des Kreislaufs ein, so wenig wie Geld, das in zinstragenden Papieren etc. angelegt, obgleich es in dem Kreislauf andrer industriellen Einzelka- pitale eingehn kann.
Der ganze Charakter der kapitalistischen Produktion ist bestimmt durch die Verwerthung des vorgeschossnen Kapitalwerths, also in erster Instanz durch Produktion von möglichst viel Mehrwerth; zweitens aber (siehe Buch I, Kap. XXII) durch Produktion von Kapital, also dnrch Ver- wandlung von Mehrwerth in Kapital. Die Akkumulation oder Produktion auf erweiterter Stufenleiter, die als Mittel zu stets ausgedehntrer Produktion von Mehrwerth, daher Bereicherung des Kapitalisten, als persönlicher Zweck des letztren erscheint, und eingeschlossen ist in die allgemeine Tendenz der kapitalistischen Produktion, wird aber weiter, wie im ersten Buch gezeigt, durch ihre Entwicklung eine Nothwendigkeit für jeden individuellen Kapi- talisten. Die stete Vergrößrung seines Kapitals wird Bedingung der Er-
haltung desselben. Doch haben wir nicht weiter auf das früher Entwickelte zurückzukommen.
Wir betrachteten zuerst die einfache Reproduktion, wobei unterstellt wurde, dass der ganze Mehrwerth als Revenue verausgabt wird. In der Wirklichkeit muss unter normalen Verhältnissen immer ein Theil des Mehr- werths als Revenue verausgabt und ein andrer Theil kapitalisirt werden, wobei es ganz gleichgültig, ob innerhalb bestimmter Perioden producirter Mehrwerth bald ganz verzehrt, bald ganz kapitalisirt wird. Im Durch- schnitt der Bewegung — und die allgemeine Formel kann nur diesen dar- stellen — findet beides statt. Um die Formel nicht zu kompliciren, ist es indess besser anzunehmen, dass der ganze Mehrwerth akkumulirt wird. Die Formel drückt aus: produk- tives Kapital, das auf größrer Stufenleiter und mit größrem Werth re- producirt wird, und als angewachsnes produktives Kapital seinen zweiten Kreislauf beginnt, oder was dasselbe, seinen ersten Kreislauf erneuert. So- bald dieser zweite Kreislauf beginnt, haben wir wieder P als Ausgangs- punkt; blos ist P ein grössres produktives Kapital als das erste P war. So, wenn in der Formel G … G' der zweite Kreislauf mit G' beginnt, fungirt G' als G, als vorgeschossnes Geldkapital von bestimmter Grösse; es ist grössres Geldkapital als das, womit der erste Kreislauf eröffnet ward, aber alle Beziehung auf sein Angewachsensein durch Kapitalisirung von Mehrwerth ist verschwunden, sobald es in der Funktion von vorge- schossnem Geldkapital auftritt. Dieser Ursprung ist ausgelöscht in seiner Form als Geldkapital, dass seinen Kreislauf beginnt. Ebenso mit P', so- bald es als Ausgangspunkt eines neuen Kreislaufs fungirt.
Vergleichen wir P … P' mit G … G' oder dem ersten Kreis- lauf, so haben sie durchaus nicht dieselbe Bedeutung. G … G', für sich genommen als vereinzelter Kreislauf, drückt nur aus, dass G das Geldkapital (oder das industrielle Kapital in seinem Kreislauf als Geld- kapital), Geld heckendes Geld, Werth heckender Werth ist, Mehrwerth setzt. Im Kreislauf von P dagegen ist der Verwerthungsprocess selbst mit Ablauf des ersten Stadiums, des Produktionsprocesses, bereits voll- zogen, und nach Durchlaufen des zweiten Stadiums (des ersten Cirkula- tionsstadiums) W' — G' existiren Kapitalwerth + Mehrwerth bereits als realisirtes Geldkapital, als G', welches als letztes Extrem im ersten Kreis- lauf erschien. Dass Mehrwerth producirt worden, ist in der zuerst be-
trachteten Form von P … P dargestellt (siehe explicite Formel S. 50) durch w — g — w, das in seinem zweiten Stadium ausserhalb der Kapitalcirkulation fällt und die Cirkulation des Mehrwerths als Revenue darstellt. In dieser Form, wo sich die ganze Bewegung in P … P dar- stellt, also keine Werthdifferenz zwischen den beiden Endpunkten stattfindet, ist also die Verwerthung des vorgeschossnen Werths, die Erzeugung von Mehrwerth, ebenso dargestellt wie in G … G'; nur erscheint der Akt W' — G' als letztes Stadium in G … G', und als zweites des Kreis- laufs, erstes der Cirkulation in P … P.
In P … P' drückt P' aus, nicht dass Mehrwerth producirt, son- dern dass der producirte Mehrwerth kapitalisirt, also Kapital akkumulirt worden ist, und daher P', gegenüber P, aus dem ursprünglichen Kapital- werth plus dem Werth von, durch dessen Bewegung akkumulirtem, Ka- pital besteht.
G', als blosser Schluss von G … G', sowohl wie W', wie es innerhalb aller dieser Kreisläufe erscheint, drücken für sich genommen nicht die Bewegung aus, sondern ihr Resultat: die in Waarenform oder Geldform realisirte Verwerthung des Kapitalwerths, und daher den Kapi- talwerth als G + g oder als W + w, als Verhältniss von Kapitalwerth zu seinem Mehrwerth, als seinen Abkömmling. Sie drücken dies Resultat aus als verschiedne Cirkulationsformen des verwertheten Kapitalwerths. Aber weder in der Form W' noch in der Form G', ist die stattgefundene Verwerthung selbst eine Funktion, sei es des Geldkapitals, sei es des Waarenkapitals. Als besondre, verschiedne Formen, Daseinsweisen, die besondren Funktionen des industriellen Kapitals entsprechen, kann Geldka- pital nur Geldfunktionen, Waarenkapital nur Waarenfunktionen vollziehn, ist ihr Unterschied von einander nur der von Geld und Waare. Ebenso kann das industrielle Kapital, in seiner Form als produktives Ka- pital, nur aus denselben Elementen bestehn, wie jeder andre produkt- bildende Arbeitsprocess: einerseits gegenständlichen Arbeitsbedingungen (Produktionsmitteln), andrerseits sich produktiv (zweckgemäss) bethätigen- der Arbeitskraft. Wie das industrielle Kapital innerhalb der Pro- duktionssphäre nur in der, dem Produktionsprocess überhaupt, also auch dem nichtkapitalistischen Produktionsprocess, entsprechenden Zusammen- setzung existiren kann, so kann es in der Cirkulationssphäre nur exis- tiren in den beiden ihr entsprechenden Formen von Waare und Geld.
Wie aber die Summe der Produktionselemente von vorn herein dadurch sich als produktives Kapital ankündigt, dass die Arbeitskraft fremde Arbeitskraft ist, die der Kapitalist gekauft hat von ihrem eignen Inhaber, ganz wie er seine Produktionsmittel von andren Waareninhabern gekauft; wie daher auch der Produktionsprocess selbst als produktive Funktion des industriellen Kapitals auftritt, so Geld und Waare als Cirkulations- formen desselben industriellen Kapitals, also auch ihre Funktionen als seine Cirkulationsfunktionen, die die Funktionen des produktiven Kapitals entweder einleiten oder daraus entspringen. Nur durch ihren Zusammen- hang als Funktionsformen, die das industrielle Kapital in den verschiednen Stadien seines Kreislaufprocesses zu verrichten hat, sind hier Geldfunktion und Waarenfunktion zugleich Funktion von Geldkapital und Waaren- kapital. Es ist also verkehrt, die das Geld als Geld und die Waare als Waare charakterisirenden, specifischen Eigenschaften und Funktionen aus ihre Kapitalcharakter herleiten zu wollen, und ebenso verkehrt ist es, umgekehrt die Eigenschaften des produktiven Kapitals aus seiner Existenzweise in Produktionsmitteln abzuleiten.
Sobald G' oder W' fixirt werden als G + g, W + w, d. h. als Verhältniß des Kapitalwerths zum Mehrwerth als seinem Sprössling, ist dies Verhältniss in beiden ausgedrückt, das eine Mal in Geldform, das andre Mal in Waarenform, was an der Sache selbst nichts ändert. Dies Verhältniss entspringt daher weder aus Eigenschaften und Funktionen die dem Geld als solchem, noch der Waare als solcher zukommen. In beiden Fällen ist die das Kapital charakterisirende Eigenschaft, Werth heckender Werth zu sein, nur als Resultat ausgedrückt. W' ist stets das Produkt der Funktion von P, und G' ist stets nur die im Kreislauf des industriellen Kapitals verwandelte Form von W'. Sobald daher das realisirte Geldkapital seine besondre Funktion als Geldkapital wieder be- ginnt, hört es auf, das in G' = G + g enthaltne Kapitalverhältniss auszudrücken. Wenn G … G' durchlaufen ist, und G' den Kreislauf von neuem beginnt, figurirt es nicht als G' sondern als G, selbst wenn der ganze in G' enthaltne Mehrwerth kapitalisirt wird. Der zweite Kreislauf beginnt in unserm Fall mit einem Geldkapital von 500 £, statt wie der erste mit 422 £. Das Geldkapital, das den Kreislauf eröffnet, ist um 78 £ größer als vorher; dieser Unterschied existirt in der Vergleichung des einen Kreislaufs mit dem andren; aber diese Ver-
gleichung existirt nicht innerhalb jedes einzelnen Kreislaufs. Die als Geldkapital vorgeschossnen 500 £, wovon 78 £ früher als Mehrwerth existirten, spielen keine andre Rolle, als 500 £, womit ein andrer Ka- pitalist seinen ersten Kreislauf eröffnet. Ebenso im Kreislauf des pro- duktiven Kapitals. Das vergrösserte P' tritt beim Wiederbeginn als P auf, sogut wie P in der einfachen Reproduktion P … P.
Im Stadium ist die angewachsne Grösse nur durch W' angezeigt, aber nicht durch A' und Pm'. Da W die Summe von A und Pm, ist schon durch W' angezeigt, daß die Summe der in ihm enthaltnen A und Pm grösser ist als das ursprüngliche P. Zweitens aber wäre die Bezeichnung A' und Pm' falsch, weil wir wissen, daß mit dem Wachsthum des Kapitals eine Aenderung seiner Werthkon- stitution verbunden ist, im Fortschritt derselben der Werth von Pm wächst, der von A stets relativ abnimmt, oft absolut.
Ob g, der vergoldete Mehrwerth, sofort wieder dem processirenden Kapitalwerth zugeschlagen, und so, zusammen mit dem Kapital G, in der Grösse G' in den Kreislaufsprocess eingehn kann, hängt von Umständen ab, die unabhängig sind von dem blossen Vorhandensein von g. Soll g als Geldkapital in einem, neben dem ersten Geschäft anzulegenden, zweiten selbständigen Geschäft dienen, so ist klar dass es hierzu nur anwendbar, wenn es die zu solchem Geschäft erheischte Minimalgrösse besitzt. Soll es zur Ausdehnung des ursprünglichen Geschäfts verwandt werden, so be- dingen die Verhältnisse der stofflichen Faktoren von P und deren Werth- verhältnisse ebenfalls eine bestimmte Minimalgrösse für g. Alle in diesem Geschäft wirkenden Produktionsmittel haben nicht nur ein qualitatives, sondern ein bestimmtes quantitatives Verhältniss zu einander, einen pro- portionellen Umfang. Diese stofflichen und die von ihnen getragnen Werth- verhältnisse der in das produktive Kapital eingehenden Faktoren bestimmen den Minimalumfang, den g besitzen muss, um in zuschüssige Produktions- mittel und Arbeitskraft, oder nur in erstere, als Zuwachs des produktiven Kapitals umsetzbar zu werden. So kann der Spinner nicht die Zahl seiner Spindeln vermehren, ohne gleichzeitig die entsprechenden Kratzen und Vor- spinnstühle anzuschaffen, abgesehn von der vermehrten Ausgabe für Baum- wolle und Arbeitslohn, die eine solche Geschäftsausdehnung bedingt. Um diese letztre auszuführen, muss also der Mehrwerth schon eine ziemliche
Summe ausmachen (1 £ per Spindel Neuanschaffung wird gewöhnlich ge- rechnet). Solange g diesen Minimalumfang nicht besitzt, muss der Kreis- lauf des Kapitals sich mehrmals wiederholen, bis die Summe der succes- sive von ihm erzeugten g, mit G zusammen, also in fungiren kann. Schon blosse Detailveränderungen, z. B. in der Spinn- maschinerie, soweit sie diese produktiver machen, erheischen grössre Aus- gabe in Spinnmaterial, Ausdehnung der Vorspinnmaschinerie etc. In der Zwischenzeit wird also g angehäuft, und seine Anhäufung ist nicht seine eigne Funktion, sondern das Resultat wiederholter P … P. Seine eigne Funktion ist sein Verharren im Geldzustand, bis es aus den wiederholten Verwerthungskreisläufen, also von aussen, Zuschuss genug erhalten hat, um die zu seiner aktiven Funktion erheischte Minimalgrösse zu erreichen, die Grösse, in der allein es wirklich als Geldkapital, im gegebnen Fall als akkumulirter Theil des in Funktion begriffnen Geldkapitals G, mit in die Funktion dieses letztren eingehn kann. In der Zwischenzeit wird es angehäuft und existirt nur in der Form eines im Bildungsprocess, im Wachsthum begriffnen Schatzes. Geldakkumulation, Schatzbildung, er- scheint hier also als ein Process, der die wirkliche Akkumulation, die Ausdehnung der Stufenleiter, worauf das industrielle Kapital wirkt, vor- übergehend begleitet. Vorübergehend, denn so lange der Schatz in seinem Schatzzustande verharrt, fungirt er nicht als Kapital, nimmt nicht Theil am Verwerthungsprocess, bleibt eine Geldsumme, die nur an- wächst weil, ohne ihr Zuthun vorhandnes, Geld in denselben Kasten geworfen wird.
Die Form des Schatzes ist nur die Form von nicht in Cirkulation be- findlichem Geld, von Geld, das in seiner Cirkulation unterbrochen ist und deshalb in seiner Geldform aufbewahrt wird. Was den Process des Schatzbildens selbst betrifft, so ist er aller Waarenproduktion gemein und spielt als Selbstzweck eine Rolle nur in den unentwickelten vor- kapitalistischen Formen derselben. Hier aber erscheint der Schatz als Form des Geldkapitals und die Schatzbildung als ein Process, der die Akkumulation des Kapitals vorübergehend begleitet, weil und sofern das Geld hier als latentes Geldkapital figurirt; weil die Schatzbildung, der Schatzzustand des in Geldform vorhandnen Mehrwerths ein ausser- halb des Kreislaufs des Kapitals vorgehendes, funktionell bestimmtes Vorbereitungsstadinm für die Verwandlung des Mehrwerths in wirklich
fungirendes Kapital ist. Es ist also latentes Geldkapital durch diese seine Bestimmung, weshalb auch der Umfang, den es erreicht haben muss um in den Process einzutreten, durch die jedesmalige Werthkon- stitution des produktiven Kapitals bestimmt ist. Solange es aber im Schatzzustande verharrt, fungirt es noch nicht als Geldkapital, ist noch brachliegendes Geldkapital; nicht wie vorher in seiner Funktion unter- brochnes, sondern noch nicht zu seiner Funktion fähiges.
Wir nehmen hier die Geldanhäufung in ihrer ursprünglichen realen Form, als wirklichen Geldschatz. Sie kann auch existiren in der Form von blossen Guthaben, Schuldforderungen des Kapitalisten, der W' ver- kauft hat. Was die andren Formen betrifft, wo dies latente Geldkapital in der Zwischenzeit selbst in Gestalt von Geld heckendem Geld existirt, z. B. als zinstragendes Depositum in einer Bank, in Wechseln oder Werthpapieren irgend einer Art, so gehören sie nicht hierher. Der in Geld realisirte Mehrwerth verrichtet dann besondre Kapitalfunktionen ausserhalb des Kreislaufs des industriellen Kapitals, dem er entsprungen; Funktionen, die erstens mit jenem Kreislauf als solchem nichts zu thun haben, zweitens aber von den Funktionen des industriellen Kapitals unter- schiedne Kapitalfunktionen unterstellen, die hier noch nicht entwickelt sind.
In der eben betrachteten Form ist der Schatz, als welcher der Mehrwerth existirt, Geldakkumulationsfonds, die Geldform, welche die Kapitalakkumulation vorübergehend besitzt, und insofern selbst Be- dingung der letztren. Dieser Akkumulationsfonds kann aber auch be- sondre Nebendienste verrichten, d. h. in den Kreislaufsprocess des Kapitals eingehn ohne dass dieser die Form P … P' besitzt, also ohne dass die kapitalistische Reproduktion erweitert ist.
Verlängert sich der Process W' — G' über sein normales Maß, ist also das Waarenkapital anormal aufgehalten in seiner Verwandlung in Geldform; oder ist, wenn letztre vollzogen, z. B. der Preis der Pro- duktionsmittel, worin das Geldkapital umgesetzt werden muss, gestiegen über den Stand, den er beim Beginn des Kreislaufs hatte, so kann der als Akkumulationsfonds fungirende Schatz verwandt werden um die Stelle des Geldkapitals oder eines Theils desselben einzunehmen. Der Geldakkumu- lationsfonds dient so als Reservefonds, um Störungen des Kreislaufs aus- zugleichen.
Als solcher Reservefonds ist er verschieden von dem im Kreislauf P … P betrachteten Fonds von Kauf- oder Zahlungsmitteln. Die letztren sind ein Theil des fungirenden Geldkapitals (also Daseinsformen eines Theils des im Process begriffnen Kapitalwerths überhaupt), dessen Theile nur in verschiednen Zeitterminen nach einander in Funktion treten. Es bildet sich in der Kontinuität des Produktionsprocesses be- ständig Reservegeldkapital, da heute Zahlungen eingegangen, erst an einem spätern Termin wieder zu machen, heute grössre Waarenmassen verkauft, an spätern Tagen erst wieder größre Waarenmassen zu kaufen sind; in diesen Intervallen existirt also beständig ein Theil des cirku- lirenden Kapitals in Geldform. Dagegen ist der Reservefonds nicht ein Bestandtheil des fungirenden Kapitals, näher Geldkapitals, sondern des in einem Vorstadium seiner Akkumulation begriffnen Kapitals, des noch nicht in aktives Kapital verwandelten Mehrwerths. Es versteht sich übrigens ganz von selbst, dass der Kapitalist in Nöthen in keiner Weise nach den bestimmten Funktionen des in seiner Hand befindlichen Geldes fragt, sondern anwendet was er hat, um den Kreislaufsprocess seines Kapitals in Gang zu halten. Z. B. in unserm Beispiel G = 422 £, G' = 500 £. Wenn ein Theil des Kapitals von 422 £ als Fonds von Zahlungs- und Kaufmitteln, als Geldvorrath existirt, so ist er darauf berechnet, dass er bei gleichbleibenden Umständen ganz in den Kreislauf eintritt, hierfür aber auch genügt. Der Reservefonds aber ist ein Theil der 78 £ Mehrwerth; er kann nur in den Kreislaufsprocess des Ka- pitals von 422 £ Werth eintreten, soweit dieser Kreislauf unter nicht sich gleichbleibenden Umständen vollzogen wird; denn er ist ein Theil des Akkumulationsfonds, und figurirt hier ohne Erweitrung der Stufen- leiter der Reproduktion.
Der Geldakkumulationsfonds ist schon Dasein von latentem Geldka- pital; also Verwandlung von Geld in Geldkapital.
Die allgemeine Formel des Kreislaufs des produktiven Kapitals, welche einfache und Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter zusammen- fasst, ist: [Formel 1] ,
Ist P = P, so G in 2) = G' — g; ist P = P', so ist G in
2) grösser als G' — g; d. h. g ist ganz oder theilweise in Geldkapital verwandelt worden.
Der Kreislauf des produktiven Kapitals ist die Form, worin die klassische Oekonomie den Kreislaufsprozess des industriellen Kapitals betrachtet.
Die allgemeine Formel für den Kreislauf des Waarenkapitals ist: W' — G' — W … P … W'.
W' erscheint nicht nur als Produkt, sondern auch als Voraus- setzung der beiden früheren Kreisläufe, da, was G — W für das eine Kapital, schon W' — G' für das andre einschliesst, sofern wenigstens ein Theil der Produktionsmittel selbst das Waarenprodukt andrer in ihrem Kreislauf befindlichen individuellen Kapitale ist. In unserm Fall z. B. sind Kohle, Maschinen etc. das Waarenkapital des Grubenexploi- teurs, des kapitalistischen Maschinenbauers u. s. w. Ferner ist schon in Kap. I, 4, gezeigt, dass schon bei der ersten Wiederholung von G … G', schon ehe dieser zweite Kreislauf des Geldkapitals vollendet, nicht nur der Kreislauf P … P, sondern auch der Kreislauf W' … W' voraus- gesetzt ist
Findet Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter statt, so ist das Schluss-W' grösser als das Ausgangs-W', und soll deshalb hier mit W'' bezeichnet werden.
Der Unterschied der dritten Form von den zwei ersten zeigt sich darin, erstens, dass hier die Gesammtcirkulation mit ihren zwei entgegen- gesetzten Phasen den Kreislauf eröffnet, während in Form I die Cirkula- tion durch den Produktionsprocess unterbrochen wird, in Form II die Gesammtcirkulation mit ihren zwei sich ergänzenden Phasen nur als Ver- mittlung des Reproduktionsprocesses erscheint und daher die vermittelnde Bewegung zwischen P … P bildet. Bei G … G' ist die Cirku- lationsform G — W … W' — G' = G — W — G'. Bei P … P ist sie die um gekehrte W' — G'. G — W = W — G — W. In W' … W' shat sie ebenfalls diese letztre Form.
Zweitens: In der Wiederholung der Kreisläufe I und II, auch wenn die Schlusspunkte G' und P' die Anfangspunkte des erneuerten Kreislaufs bilden, verschwindet die Form in der sie erzeugt waren. G' = G + g, P' = P + p beginnt den neuen Process wieder als G und P. In Form III aber muss der Ausgangspunkt W als W' be- zeichnet werden, auch bei Erneuerung des Kreislaufs auf derselben Stufen- leiter, und zwar aus folgendem Grund. In Form I, sobald G' als solches einen neuen Kreislauf eröffnet, fungirt es als Geldkapital G, Vor- schuss des zu verwerthenden Kapitalwerths in Geldform. Die Größe des vorgeschossnen Geldkapitals, angewachsen durch die im ersten Kreislauf vollzogne Akkumulation, hat zugenommen. Aber ob 422 £ oder 500 £ die Größe des vorgeschossnen Geldkapitals, ändert nichts daran, dass es als blosser Kapitalwerth erscheint. G' existirt nicht nicht mehr als ver- werthetes oder mit Mehrwerth geschwängertes Kapital, als Kapitalver- hältniß. Es soll sich ja erst im Process verwerthen. Dasselbe gilt für P … P'; P' muss stets als P, als Kapitalwerth, der Mehrwerth produciren soll, weiter fungiren und den Kreislauf erneuern. — Da- gegen der Kreislauf des Waarenkapitals eröffnet sich nicht mit Kapitalwerth, sondern mit in Waarenform vermehrtem Kapitalwerth, schließt also von vornherein den Kreislauf nicht nur des in Waarenform vorhandnen Kapitalwerths, sondern auch des Mehrwerths ein. Findet daher in dieser Form einfache Reproduktion statt, so tritt ein W' von gleicher Größe am Schlußpunkt wie am Ausgangspnnkt ein. Geht ein Theil des Mehrwerths in den Kapitalkreislauf ein, so erscheint zwar am Schluß statt W', W'', ein größres W'; aber der nun folgende Kreislauf wird wieder eröffnet mit W', was nur ein größres W' ist als im vorigen Kreislauf und mit grössrem akkumulirtem Kapitalwerth, daher auch mit verhältnißmäßig grössrem neu erzeugtem Mehrwerth seinen neuen Kreis- lauf beginnt. In allen Fällen eröffnet W' den Kreislauf stets als ein Waarenkapital, welches = Kapitalwerth + Mehrwerth.
W' als W erscheint in dem Kreislauf eines einzelnen industriellen Kapitals, nicht als Form dieses Kapitals, sondern als Form eines andren industriellen Kapitals, soweit die Produktionsmittel dessen Produkt sind. Der Akt G — W (d. h. G — Pm) des ersten Kapitals ist für dieses zweite Kapital W' — G'.
Im Cirkulationsvorgang verhalten sich A und Pm
soweit identisch, als sie Waaren sind in der Hand ihrer Verkäufer, hier der Arbeiter, die ihre Arbeitskraft, dort der Besitzer der Produk- tionsmittel, die diese verkaufen. Für den Käufer, dessen Geld hier als Geldkapital fungirt, fungiren sie nur als Waaren so lange er sie noch nicht gekauft hat, so lange sie also seinem in Geldform existirenden Kapital als Waaren Andrer gegenübertreten. Pm und A unterscheiden sich hier nur soweit, als Pm in der Hand seines Verkäufers = W', also Kapital sein kann, wenn Pm Waarenform seines Kapitals ist, während A für den Arbeiter stets nur Waare ist, und erst Kapital wird in der Hand des Käufers, als Bestandtheil von P.
W' kann daher nie als blosses W, als blosse Waarenform des Ka- pitalwerths einen Kreislauf eröffnen. Als Waarenkapital ist es immer ein Doppeltes, Unter dem Gesichtspunkt des Gebrauchswerths ist es das Produkt der Funktion von P, hier Garn, dessen als Waaren aus der Cirkulation herkommende Elemente, A und Pm, nun als Produkt- bildner dieses Produkts fungirt haben. Zweitens, unter dem Gesichts- punkt des Werths, ist es der Kapitalwerth P plus dem in der Funktion von P erzeugten Mehrwerth m.
Nur im Kreislauf von W' selbst kann und muss W = P = dem Kapitalwerth sich trennen von dem Theil von W' worin Mehrwerth exi- stirt, also das Waarenprodukt, worin der Kapitalwerth existirt, von dem Mehrprodukt, worin der Mehrwerth steckt; ob beide nun thatsächlich trennbar, wie bei Garn, oder nicht, wie in der Maschine. Sie werden jedesmal trennbar, sobald W' in G' verwandelt.
Ist das gesammte Waarenprodukt trennbar in selbständige homogene Theilprodukte, wie z. B. unsre 10,000 ℔. Garn, und kann daher der Akt W' — G' sich in einer Summe nacheinander vollzogner Verkäufe dar- stellen, so kann der Kapitalwerth in Waarenform als W fungiren, sich von W' lostrennen, bevor der Mehrwerth, also bevor W' als Ganzes realisirt ist.
Von den 10,000 ℔. Garn zu 500 £ ist der Werth von 8440 ℔. = 422 £ = dem Kapitalwerth, getrennt vom Mehrwerth. Verkauft der Kapitalist erst 8440 ℔. Garn zu 422 £, so stellen diese 8440 ℔. Garn W dar, den Kapitalwerth in Waarenform; das in W' ausserdem enthaltne Mehrprodukt von 1560 ℔. Garn = Mehrwerth von 78 £ cir- kulirte erst später; der Kapitalist könnte W — vollziehn vor der Cirkulation des Mehrprodukts w — g — w.
Oder wenn er erst 7440 ℔. Garn zum Werth von 372 £ und dann 1000 ℔. Garn zum Werth von 50 £ verkaufte, so könnten mit dem ersten Theil von W die Produktionsmittel (der konstante Kapital- theil c) und mit dem zweiten Theil von W der variable Kapitaltheil v, die Arbeitskraft ersetzt werden, und dann wie vorher.
Finden aber solche successiven Verkäufe statt und erlauben es die Bedingungen des Kreislaufs, so kann der Kapitalist, statt W' zu trennen in c + v + m, diese Trennung auch bei aliquoten Theilen von W' vornehmen.
Z. B. 7440 ℔. Garn = 372 £, die als Theile von W' (10,000 ℔. Garn = 500 £) den konstanten Kapitaltheil repräsentiren, sind selbst wieder zerfällbar in 5535.360 ℔. Garn zum Werth von 276.768 £, die bloss den konstanten Theil, den Werth der in 7440 ℔. Garn ver- brauchten Produktionsmittel ersetzen; 744 ℔. Garn zum Werth von 37.200 £, die nur das variable Kapital ersetzen; 1160.640 ℔. Garn zum Werth von 58.032 £, welche als Mehrprodukt Träger des Mehrwerths sind. Von den verkauften 7440 ℔. Garn kann er also den in ihnen enthaltnen Kapitalwerth ersetzen durch Verkauf von 6279.360 ℔. Garn zum Preis von 313.968 £, und den Werth des Mehrprodukts 1160.640 ℔. = 58.032 £ als Revenue verausgaben.
Ebenso kann er weiter 1000 ℔. Garn = 50 £ = dem variablen Kapitalwerth zerfällen und demgemäß verkaufen: 744 ℔. Garn zu 37.200 £, konstanter Kapitalwerth von 1000 ℔. Garn; 100 ℔. Garn zu 5.000 £, variabler Kapitaltheil von ditto; also 844 ℔. Garn zu 42.200 £, Ersatz des in den 1000 ℔. Garn enthaltnen Kapitalwerths; endlich 156 ℔. Garn zum Werth von 7.800 £, die das darin ent- haltne Mehrprodukt darstellen und als solches verzehrt werden können.
Endlich kann er die noch übrigen 1560 ℔. Garn zum Werth von 78 £, wenn der Verkauf gelingt, in der Weise zerfällen, dass der Ver- kauf von 1160.640 ℔. Garn zu 58.032 £ den Werth der in den 1560 ℔. Garn enthaltnen Produktionsmittel, und 156 ℔. Garn zum Werth von 7.800 £ den variablen Kapitalwerth ersetzen; zusammen 1316.640 ℔. Garn = 65.832 £, Ersatz des gesammten Kapitalwerths; endlich das Mehrprodukt 243.360 ℔. = 12.168 £ bleibt als Revenue zu verausgaben.
Wie j edes i Garn existirende Element c, v, m, wieder in dieselben Bestandtheile zerlegbar ist, so auch jedes einzelne Pfund Garn zum Werth von 1 sh. = 12 d.
Addiren wir die Resultate der drei obigen Theilverkäufe zusammen, so kommt dasselbe Resultat heraus, wie beim Verkauf der 10,000 ℔. Garn auf einen Schlag.
Wir haben an konstantem Kapital:
An variablem Kapital:
An Mehrwerth:
Summa Summarum:
W' — G' ist für sich selbst nichts als ein Verkauf von 10,000 ℔. Garn. Die 10,000 ℔. Garn sind Waare wie alles andre Garn. Den Käufer interessirt der Preis von 1 sh. per Pfund, oder von 500 £ für 10,000 ℔.. Lässt er sich bei dem Handel auf die Werthkonstitution ein,
dann nur mit der heimtückischen Absicht nachzuweisen, dass das Pfund unter 1 sh. verkauft werden könne und der Verkäufer dabei immer noch ein gutes Geschäſt machen werde. Das Quantum aber, das er kauft, hängt von seinen Bedürfnissen ab; ist er z. B. Webereibesitzer, dann von der Konstitution seines eignen in der Weberei fungirenden Kapitals, nicht von der des Spinners, von dem er kauft. Die Verhältnisse, worin W' einerseits das in ihm aufgearbeitete Kapital (resp. dessen verschiedne Be- standtheile) zu ersetzen, andrerseitsals Mehrprodukt, sei es zur Verausgabung von Mehrwerth, sei es zur Kapitalakkumulation, zu dienen hat, existiren nur im Kreislauf des Kapitals, dessen Waarenform die 10,000 ℔. Garn sind. Sie haben mit dem Verkauf als solchem nichts zu thun. Hier ist ausserdem unterstellt, dass W' zu seinem Werth verkauft wird, es sich also nur um seine Verwandlung aus Waarenform in Geldform handelt. Für W', als funktionelle Form im Kreislauf dieses einzelnen Kapitals, woraus das produktive Kapital ersetzt werden muss, ist es natürlich ent- scheidend, ob und wieweit Preis und Werth beim Verkauf von einander abweichen, aber damit haben wir hier bei Betrachtung der blossen Form- unterschiede nichts zu schaffen.
In Form I, G … G' erscheint der Produktionsprocess in der Mitte zwischen den zwei sich ergänzenden und einander entgegengesetzten Phasen der Cirkulation des Kapitals; er ist vergangen, bevor die abschliessende Phase W' — G' eintritt. Geld ist als Kapital vorgeschossen, zuerst in die Produktionselemente, aus diesen in Waarenprodukt verwandelt und dies Waarenprodukt wieder in Geld umgesetzt. Es ist ein fertig abgeschlossner Ge- schäftscyklus, dessen Resultat das zu Allem und Jedem verwendbare Geld. Der Neubeginn ist so nur der Möglichkeit nach gegeben. G … P … G' kann ebensowohl der letzte Kreislauf sein, der beim Rücktritt aus dem Ge- schäft die Funktion eines individuellen Kapitals abschliesst, wie erster Kreislauf eines neu in Funktion tretenden individuellen Kapitals. Die allgemeine Bewegung ist hier G … G', von Geld zu mehr Geld.
In Form II, P … W' — G' — W … P (P') folgt der gesammte Cirkulationsprocess auf das erste P und geht dem zweiten vorher; er er- folgt aber in entgegengesetzter Ordnung wie in Form I. Das erste P ist das produktive Kapital, und seine Funktion der Produktionsprocess, als Vorbedingung des nachfolgenden Cirkulationsprocesses. Das ab- schliessende P dagegen ist nicht der Produktionsprocess; es ist nur das
Wiederdasein des industriellen Kapitals in seiner Form als produktives Kapital. Und zwar ist es dies als Resultat der in der letzten Cirku- lationsphase vollzognen Verwandlung des Kapitalwerths in A + Pm, in die subjektiven und objektiven Faktoren, welche in ihrer Vereinigung die Daseinsform des produktiven Kapitals bilden. Das Kapital, sei es P oder P', ist am Schluss wieder in einer Form fertig vorhanden worin es von neuem als produktives Kapital fungiren, den Produktionsprocess vollziehn muss. Die allgemeine Form der Bewegung, P … P, ist die Form der Reproduktion und zeigt nicht, wie G … G', die Verwerthung als Zweck des Processes an. Sie macht es deshalb der klassischen Oekonomie um so leichter, von der bestimmten kapitalistischen Form des Produktionspro- cesses abzusehn und die Produktion als solche als Zweck des Processes darzustellen, sodass möglichst viel und wohlfeil zu produciren und das Produkt gegen möglichst vielseitige andre Produkte auszutauschen sei, theils zur Erneuerung der Produktion (G — W), theils zur Konsumtion (g — w). Wobei denn, da G und g hier nur als verschwindendes Cir- kulationsmittel erscheinen, die Eigenthümlichkeiten sowohl des Geldes wie des Geldkapitals übersehn werden können, und der ganze Process einfach und natürlich erscheint, d. h. die Natürlichkeit des flachen Rationalismus besitzt. Beim Waarenkapital wird ebenso der Profit gelegentlich vergessen, und figurirt es, sobald vom Produktionskreislauf als Ganzem die Rede, nur als Waare; sobald aber von den Werthbestandtheilen die Rede, als Waarenkapital. Die Akkumulation erscheint natürlich in derselben Weise wie die Produktion.
In Form III, W' — G' — W … P … W' eröffnen die zwei Phasen des Cirkulationsprocesses den Kreislauf, und zwar in derselben Ordnung wie in Form II, P … P; es folgt dann P, und zwar wie in Form I mit seiner Funktion, dem Produktionsprocess; mit dem Resultat des letztren, W', schliesst der Kreislauf. Wie in Form II mit P, als blossem Wiederdasein des produktiven Kapitals, schliesst er hier mit W', als Wiederdasein des Waarenkapitals; wie in Form II das Kapital in seiner Schlussform P den Process wieder beginnen muss als Produktions- process, so muss hier mit dem Wiedererscheinen des industriellen Kapitals in der Form von Waarenkapital, der Kreislauf sich von neuem eröffnen mit der Cirkulationsphase W' — G'. Beide Formen des Kreislaufs sind unvollendet, weil sie nicht mit G', dem in Geld rückyerwandelten, ver-
wertheten Kapitalwerth abschliessen. Beide müssen also weiter fortgesetzt werden, und schliessen daher die Reproduktion ein. Der Gesammtkreis- lauf in Form III ist W' … W'.
Was die dritte Form von den beiden ersten unterscheidet ist, dass nur in diesem Kreislauf der verwerthete Kapitalwerth, nicht der ursprüng- liche, erst zu verwerthende Kapitalwerth als Ausgangspunkt seiner Ver- werthung erscheint. W' als Kapitalverhältniss ist hier der Ausgangs- punkt und wirkt als solches determinirend auf den ganzen Kreislauf ein, indem es sowohl den Kreislauf des Kapitalwerths als den des Mehrwerths schon in seiner ersten Phase einschliesst, und der Mehrwerth, wenn auch nicht in jedem einzelnen Kreislauf, doch in ihrem Durchschnitt, zum Theil als Revenue verausgabt werden, die Cirkulation w — g — w durch- laufen, zum Theil als Element der Kapitalakkumulation fungiren muss.
In der Form W' … W' ist die Konsumtion des gesammten Waarenprodukts als Bedingung des normalen Verlaufs des Kreislaufs des Kapitals selbst vorausgesetzt. Die individuelle Konsumtion des Arbeiters und die individuelle Konsumtion des nicht akkumulirten Theils des Mehr- produkts umschliesst die gesammte individuelle Konsumtion. Es geht also die Konsumtion ihrer Gesammtheit nach — als individuelle und als produktive Konsumtion — als Bedingung in den Kreislauf W' ein. Die produktive Konsumtion (worin der Sache nach die individuelle Konsumtion des Arbeiters eingeschlossen, da Arbeitskraft beständiges Produkt, inner- halb gewisser Grenzen, der individuellen Konsumtion des Arbeiters) ge- schieht durch jedes individuelle Kapital selbst. Die individuelle Kon- sumtion — ausser soweit zur Existenz des individuellen Kapitalisten nöthig — ist nur unterstellt als gesellschaftlicher Akt, keineswegs als Akt des individuellen Kapitalisten.
In den Formen I und II stellt sich die Gesammtbewegung dar als Bewegung des vorgeschossnen Kapitalwerths. In der Form III bildet das verwerthete Kapital, in Gestalt des gesammten Waarenprodukts, den Aus- gangspunkt, und besitzt die Form des sich bewegenden Kapitals, Waaren- kapitals. Erst nach seiner Verwandlung in Geld zweigt diese Bewegung sich ab in Kapitalbewegung und Revenuebewegung. Die Vertheilung des gesellschaftlichen Gesammtprodukts, wie die besondre Vertheilung des Produkts für jedes individuelle Waarenkapital, einerseits in individuellen
Konsumtionsfonds, andrerseits in Reproduktionsfonds, ist in dieser Form in den Kreislauf des Kapitals eingeschlossen.
In G … G' ist mögliche Erweitrung des Kreislaufs eingeschlossen, je nach dem Umfang des g das in den erneuerten Kreislauf eingeht.
In P … P kann P mit demselben Werth, vielleicht mit geringrem, den neuen Kreislauf beginnen und dennoch Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter darstellen; wenn z. B. Waarenelemente sich in Folge gestei- gerter Produktivität der Arbeit verwohlfeilern. Umgekehrt kann im ent- gegengesetzten Fall das dem Werth nach gewachsne produktive Kapital Reproduktion auf stofflich verengerter Stufenleiter darstellen, wenn z. B. Produktionselemente vertheuert. Dasselbe gilt für W' … W'.
In W' … W' ist Kapital in Waarenform der Produktion voraus- gesetzt; es kehrt wieder als Voraussetzung innerhalb dieses Kreislaufs im zweiten W. Ist dies W noch nicht producirt oder reproducirt, so ist der Kreislauf gehemmt; dies W muss reproducirt werden, grösstentheils als W' eines andren industriellen Kapitals. In diesem Kreislauf existirt W' als Ausgangspunkt, Durchgangspunkt, Schlusspunkt der Bewegung, ist daher stets da. Es ist beständige Bedingung des Reproduktionsprocesses.
W' … W' unterscheidet sich durch ein andres Moment von den Formen I und II. Alle drei Kreisläufe haben das gemein, dass die Form, worin das Kapital seinen Kreislaufsprocess eröffnet, auch die Form ist worin es ihn schliesst, und damit sich wieder in der Anfangsform befindet worin es denselben Kreislauf neu eröffnet. Die Anfangsform G, P, W' ist stets die Form worin der Kapitalwerth (in III mit dem ihm angewachsnen Mehrwerth) vorgeschossen wird, also seine mit Bezug auf den Kreislauf ursprüngliche Form; die Schlussform G', P, W', ist jedesmal verwandelte Form einer im Kreislauf vorhergehenden funktionellen Form, welche nicht die ursprüngliche Form ist.
So ist G' in I verwandelte Form von W', das Schluss-P in II ver- wandelte Form von G (und in I und II wird diese Verwandlung durch einen einfachen Vorgang der Waarencirkulation, durch formellen Stellen- wechsel von Waare und Geld bewirkt); in III ist W' verwandelte Form von P, dem produktiven Kapital. Aber hier in III betrifft erstens die Verwandlung nicht nur die funktionelle Form des Kapitals, sondern auch seine Werthgrösse; zweitens aber ist die Verwandlung das Resultat nicht eines dem Cirkulationsprocess angehörigen, bloss formellen Stellenwechsels,
sondern der wirklichen Verwandlung, welche Gebrauchsform und Werth der Waarenbestandtheile des produktiven Kapitals im Produktionsprocess durchgemacht haben.
Die Form des Anfangsextrems G, P, W' ist dem jedesmaligen Kreis- lauf I, II, III vorausgesetzt; die im Schlussextrem wiederkehrende Form ist gesetzt und daher bedingt durch die Metamorphosenreihe des Kreis- laufs selbst. W', als Schlusspunkt eines individuellen industriellen Kapi- talkreislaufs, setzt nur die nicht der Cirkulation angehörige Form P des- selben industriellen Kapitals voraus, dessen Produkt es ist. G', als Schlusspunkt in I, als verwandelte Form von W' (W' — G'), setzt G[,] voraus in der Hand des Käufers, als ausserhalb des Kreislaufs G … G' existirend und durch Verkauf von W' in ihn hineingezogen und zu seiner eignen Schlussform gemacht. So setzt in II das Schluss-P voraus A und Pm (W) als ausserhalb existirend und durch G — W ihm als Schlussform inkorporirt. Aber abgesehn von dem letzten Extrem, setzt weder der Kreislauf des individuellen Geldkapitals das Dasein des Geldkapitals über- haupt, noch der Kreislauf des individuellen produktiven Kapitals das des produktiven Kapitals in ihrem Kreislauf voraus. In I kann G das erste Geldkapital, in II P das erste produktive Kapital sein, das auf der ge- schichtlichen Bühne auftritt, aber in III [Formel 1] ist W zweimal ausserhalb des Kreislaufs vorausgesetzt. Einmal im Kreislauf . Dies W, soweit es aus Pm besteht, ist Waare in der Hand des Verkäufers; es ist selbst Waarenkapital, so- weit es Produkt eines kapitalistischen Produktionsprocesses; und selbst wenn das nicht, erscheint es als Waarenkapital in der Hand des Kauf- manns. Das andre Mal in dem zweiten w in w — g — w, das ebenfalls als Waare vorhanden sein muss, um gekauft werden zu können. Jeden- falls, ob Waarenkapital oder nicht, sind A und Pm Waaren so gut wie W' und verhalten sich zu einander als Waaren. Dasselbe gilt von dem zweiten w in w — g — w. Soweit also W' = W (A + Pm), hat es Waaren zu seinen eignen Bildungselementen und muss durch gleiche
Waaren in der Cirkulation ersetzt werden; wie auch in w — g — w das zweite w durch andre gleiche Waaren in der Cirkulation zu er- setzen ist.
Auf Grundlage der kapitalistischen Produktionsweise, als herrschender, muss ausserdem alle Waare in der Hand des Verkäufers Waarenkapital sein. Sie fährt fort es zu sein in der Hand des Kaufmanns, oder wird es in seiner Hand, wenn sie es noch nicht war. Oder aber sie muss Waare sein — z. B. eingeführte Artikel — welche ursprüngliches Waaren- kapital ersetzt, ihm daher nur eine andre Daseinsform gegeben hat.
Die Waarenelemente A und Pm, woraus das produktive Element P besteht, besitzen als Daseinsformen von P nicht dieselbe Gestalt wie auf den verschiednen Waarenmärkten, auf denen sie zusammengesucht werden. Sie sind jetzt vereinigt, und in ihrer Verbindung können sie als produk- tives Kapital fungiren.
Dass nur in dieser Form III, innerhalb des Kreislaufs selbst, W als Voraussetzung von W erscheint, kommt daher, dass der Ausgangs- punkt das Kapital in Waarenform ist. Der Kreislauf wird eröffnet durch Umsatz von W' (soweit es als Kapitalwerth fungirt, ob durch Zusatz von Mehrwerth vergrössert oder nicht) in die Waaren, die seine Produktions- elemente bilden. Dieser Umsatz aber umfasst den ganzen Cirkulations- process W — G — W (= A + Pm) und ist dessen Resultat. Hier steht also W auf beiden Extremen, aber das zweite Extrem, das seine Form W durch G — W von aussen aus dem Waarenmarkt erhält, ist nicht letztes Extrem des Kreislaufs, sondern nur seiner zwei ersten, den Cirkulationsprocess umfassenden Stadien. Sein Resultat ist P, dessen Funk- tion dann eintritt, der Produktionsprocess. Erst als dessen Resultat, also nicht als Resultat des Cirkulationsprocesses, erscheint W' als Schluss des Kreislaufs und in derselben Form wie das Anfangsextrem W'. Dagegen in G … G', P … P, sind die Schlussextreme G' und P unmittelbare Re- sultate des Cirkulationsprocesses. Hier sind also nur am Schluss das eine Mal G', das andre Mal P in andrer Hand vorausgesetzt. Soweit der Kreis- lauf zwischen den Extremen vorgeht, erscheint weder G in dem einen Fall, noch P in dem andren — das Dasein von G, als fremdem Geld, von P, als fremdem Produktionsprocess — als Voraussetzung dieser Kreisläufe. W' … W' dagegen setzt W (= A + Pm) als fremde Waaren in fremder Hand voraus, die durch den einleitenden Cirkulationsprocess in
den Kreislauf gezogen und in das produktive Kapital verwandelt werden, als Resultat von dessen Funktion nun W' wieder Schlussform des Kreislaufs wird.
Aber eben weil der Kreislauf W' … W' innerhalb seiner Beschrei- bung andres industrielles Kapital in der Form von W (= A + Pm) voraussetzt (und Pm umschliesst verschiedenartige andre Kapitale, z. B. in unserm Fall Maschinen, Kohlen, Oel etc.), fordert er selbst dazu heraus, ihn zu betrachten nicht nur als allgemeine Form des Kreis- laufs, d. h. als eine gesellschaftliche Form, worunter jedes einzelne in- dustrielle Kapital (ausser bei seiner ersten Anlage) betrachtet werden kann, daher nicht nur als eine allen individuellen industriellen Kapitalen ge- meinsame Bewegungsform, sondern zugleich als Bewegungsform der Summe der individuellen Kapitale, also des Gesammtkapitals der Kapitalistenklasse, eine Bewegung, worin die jedes individuellen industriellen Kapitals nur als eine Theilbewegung erscheint, die mit der andren sich verschlingt und durch sie bedingt wird. Betrachten wir z. B. das jährliche Gesammt- Waarenprodukt eines Landes und analysiren die Bewegung, wodurch ein Theil desselben das produktive Kapital in allen individuellen Geschäften ersetzt, ein andrer Theil in die individuelle Konsumtion der verschiednen Klassen eingeht, so betrachten wir W' … W' als Bewegungsform so- wohl des gesellschaftlichen Kapitals, als des von diesem erzeugten Mehr- werths, resp. Mehrprodukts. Dass das gesellschaftliche Kapital = Summe der individuellen Kapitale (incl. der Aktienkapitale resp. des Staatskapi- tals, soweit Regierungen produktive Lohnarbeit in Bergwerken, Eisen- bahnen etc. anwenden, als industrielle Kapitalisten fungiren), und dass die Gesammtbewegung des gesellschaftlichen Kapitals = der algebraischen Summe der Bewegungen der individuellen Kapitale ist, schliesst in keiner Weise aus, dass diese Bewegung als Bewegung des vereinzelten indivi- duellen Kapitals andre Phänomene darbietet, als dieselbe Bewegung, wenn sie unter dem Gesichtspunkt eines Theils der Gesammtbewegung des ge- sellschaftlichen Kapitals, also in ihrem Zusammenhang mit den Be- wegungen seiner andren Theile betrachtet wird, und dass sie zugleich Probleme löst, deren Lösung bei der Betrachtung des Kreislaufs eines einzelnen individuellen Kapitals vorausgesetzt werden muss, statt sich daraus zu ergeben.
W' … W' ist der einzige Kreislauf, worin der ursprünglich vorge- schossne Kapitalwerth nur einen Theil des die Bewegung eröffnenden Ex-
trems bildet und die Bewegung von vornherein sich so als Totalbewegung des industriellen Kapitals ankündigt; sowohl des Produkttheils, der das produktive Kapital ersetzt, als des Produkttheils der Mehrprodukt bildet und der durchschnittlich theils als Revenue verausgabt wird, theils als Element der Akkumulation zu dienen hat. Soweit die Verausgabung von Mehrwerth als Revenue in diesen Kreislauf eingeschlossen, soweit ist es auch die individuelle Konsumtion. Diese letztre ist aber auch ferner da- durch eingeschlossen, dass der Ausgangspunkt W, Waare, existirt als irgend ein beliebiger Gebrauchsartikel; jeder kapitalistisch producirte Ar- tikel ist aber Waarenkapital, gleichgültig ob seine Gebrauchsform ihn be- stimmt für produktive oder für individuelle Konsumtion, oder für beide. G … G' zeigt nur hin auf die Werthseite, die Verwerthung des vorge- schossnen Kapitalwerths als Zweck des ganzen Processes; P … P (P') auf den Produktionsprocess des Kapitals als Reproduktionsprocess mit gleich- bleibender oder wachsender Grösse des produktiven Kapitals (Akkumulation); W' … W', während es schon in seinem Anfangsextrem sich als Gestalt der kapitalistischen Waarenproduktion ankündigt, umschliesst produktive und individuelle Konsumtion von vornherein; die produktive Konsumtion und die darin eingeschlossne Verwerthung erscheint nur als Zweig seiner Be- wegung. Endlich, da W' existiren kann in Gebrauchsform, die nicht wieder in irgend einen Produktionsprocess eingehn kann, so ist von vorn- herein angezeigt, dass die verschiednen in Produkttheilen ausgedrückten Werthbestandtheile von W' eine andre Stelle einnehmen müssen, je nach- dem W' … W' als Form der Bewegung des gesellschaftlichen Gesammt- kapitals, oder als selbständige Bewegung eines individuellen industriellen Kapitals gilt. In allen diesen seinen Eigenthümlichkeiten weist dieser Kreislauf über sich selbst hinaus als vereinzelten Kreislauf eines bloss individuellen Kapitals.
In Figur W' … W' erscheint die Bewegung des Waarenkapitals, d. h. des kapitalistisch producirten Gesammtprodukts, sowohlsals Voraussetzung des selbständigen Kreislaufs des individuellen Kapitals, wie ihrerseits durch denselben bedingt. Wird diese Figur daher in ihrer Eigenthümlichkeit aufgefasst, so genügt es nicht mehr sich dabei zu beruhigen, dass die Metamorphosen W' — G' und G — W einerseits funktionell bestimmte Ab- schnitte in der Metamorphose des Kapitals sind, andrerseits Glieder der allgemeinen Waarencirkulation. Es wird nothwendig, die Verschlingungen
der Metamorphosen eines individuellen Kapitals mit denen andrer indivi- dueller Kapitale und mit dem für den individuellen Konsum bestimmten Theil des Gesammtprodukts klar zu legen. Bei Analyse des Kreislaufs des individuellen industriellen Kapitals legen wir daher vorzugsweise die beiden ersten Formen zu Grunde.
Als Form eines einzelnen individuellen Kapitals erscheint der Kreis- lauf W' … W' z. B. in der Agrikultur, wo von Ernte zu Ernte ge- rechnet wird. In Figur II wird von der Aussaat, in Figur III von der Ernte ausgegangen, oder wie die Physiokraten sagen, in der ersteren von den avances, in den letzteren von den reprises. Die Bewegung des Ka- pitalwerths erscheint in III von vornherein nur als Theil der Bewegung der allgemeinen Produktenmasse, während in I und II die Bewegung von W' nur ein Moment in der Bewegung eines vereinzelten Kapitals bildet.
In Figur III bilden auf dem Markt befindliche Waaren die bestän- dige Voraussetzung des Produktions- und Reproduktionsprocesses. Fixirt man daher diese Figur, so scheinen alle Elemente des Produktionspro- cesses aus der Waarencirkulation herzukommen und nur aus Waaren zu bestehn. Diese einseitige Auffassung übersieht die von den Waarenele- menten unabhängigen Elemente des Produktionsprocesses.
Da in W' … W' das Gesammtprodukt (der Gesammtwerth) Aus- gangspunkt ist, so zeigt sich hier, dass (abgesehn vom auswärtigen Handel) Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter, bei sonst gleichbleibender Produktivität, nur stattfinden kann, wenn in dem zu kapitalisirenden Theil des Mehrprodukts die stofflichen Elemente des zusätzlichen pro- duktiven Kapitals bereits enthalten sind; dass also, soweit die Produktion eines Jahres der des folgenden zur Voraussetzung dient, oder soweit dies gleichzeitig mit dem einfachen Reproduktionsprocess innerhalb eines Jahres geschehn kann, Mehrprodukt sofort producirt wird in der Form, die es befähigt als zuschüssiges Kapital zu fungiren. Vermehrte Pro- duktivität kann nur den Kapitalstoff vermehren, ohne dessen Werth zu erhöhn; sie bildet aber damit zusätzliches Material für die Verwerthung.
W' … W' liegt dem Tableau économique Quesnays zu Grunde und es zeigt grossen und richtigen Takt, dass er im Gegensatz zu G … G' (der isolirt festgehaltnen Form des Merkantilsystems) diese Form und nicht P … P wählte.
Die drei Figuren können dargestellt werden, wenn Ck für den Ge- sammtcirkulationsprocess steht:
Fassen wir alle drei Formen zusammen, so erscheinen alle Vor- aussetzungen des Processes als sein Resultat, als von ihm selbst produ- cirte Voraussetzung. Jedes Moment erscheint als Ausgangspunkt, Durch- gangspunkt und Punkt der Rückkehr. Der Gesammtprocess stellt sich dar als Einheit von Produktionsprocess und Cirkulationsprocess; der Pro- duktionsprocess wird Vermittler des Cirkulationsprocesses und umgekehrt.
Allen drei Kreisläufen ist gemeinsam: Verwerthung des Werths als bestimmender Zweck, als treibendes Motiv. In I ist das in der Form ausgedrückt. Form II beginnt mit P, dem Verwerthungsprocess selbst. In III beginnt der Kreislauf mit dem verwertheten Werth und schliesst mit neu verwerthetem Werth, selbst wenn die Bewegung auf gleichblei- bender Stufe wiederholt wird.
Soweit W — G für den Käufer G — W, und G — W für den Verkäufer W — G, stellt die Cirkulation des Kapitals nur die gewöhn- liche Waarenmetamorphose dar, und gelten die bei derselben (Buch I, Kap. III, 2) entwickelten Gesetze über die Masse des cirkulirenden Geldes. Wird aber nicht an dieser formellen Seite festgehalten, sondern der reale Zusammenhang der Metamorphosen der verschiednen individuellen Kapitale betrachtet, also in der That der Zusammenhang der Kreisläufe der indi- viduellen Kapitale als der Theilbewegungen des Reproduktionsprocesses des gesellschaftlichen Gesammtkapitals, so kann dies nicht aus dem blossen Formwechsel von Geld und Waare erklärt werden.
In einem beständig rotirenden Kreis ist jeder Punkt zugleich Aus- gangspunkt und Punkt der Rückkehr. Unterbrechen wir die Rotation, so ist nicht jeder Ausgangspunkt Punkt der Rückkehr. So haben wir gesehn, dass nicht nur jeder besondre Kreislauf den andern (implicite) voraussetzt, sondern auch, dass die Wiederholung des Kreislaufs in einer
Form die Beschreibung des Kreislaufs in den andren Formen einbegreift. So stellt sich der ganze Unterschied als ein bloss formaler dar, oder auch als ein bloss subjektiver, nur für den Betrachter bestehender Unterschied.
Sofern jeder dieser Kreislänfe als besondre Form der Bewegung be- trachtet wird, worin sich verschiedne individuelle industrielle Kapitale be- finden, so existirt auch diese Verschiedenheit immer nur als eine indivi- duelle. In Wirklichkeit aber befindet sich jedes individuelle industrielle Kapital in allen dreien zugleich. Die drei Kreisläufe, die Reproduktions- formen der drei Gestalten des Kapitals, vollziehn sich kontinuirlich neben einander. Ein Theil des Kapitalwerths z. B., der jetzt als Waarenkapital fungirt, verwandelt sich in Geldkapital, aber gleichzeitig tritt ein andrer Theil aus dem Produktionsprocess in die Cirkulation als neues Waaren- kapital. So wird die Kreisform W' …W' beständig beschrieben; ebenso die beiden andren Formen. Die Reproduktion des Kapitals in jeder seiner Formen und jedem seiner Stadien ist ebenso kontinuirlich, wie die Meta- morphose dieser Formen und der successive Verlauf durch die drei Stadien. Hier ist also der gesammte Kreislauf wirkliche Einheit seiner drei Formen.
In unsrer Betrachtung wurde unterstellt, dass der Kapitalwerth seiner gesammten Werthgrösse nach, ganz als Geldkapital, oder als produktives Kapital, oder als Waarenkapital auftritt. So hatten wir z. B. die 422 £ zuerst ganz als Geldkapital, dann ebenso ihrem ganzen Umfang nach in produktives Kapital verwandelt, endlich als Waarenkapital: Garn zum Werth von 500 £ (worin 78 £ Mehrwerth). Hier bilden die ver- schiednen Stadien ebensoviele Unterbrechungen. So lange z. B. die 422 £ in Geldform verharren, d. h. bis die Käufe G — W (A + Pm) voll- zogen, existirt und fungirt das gesammte Kapital nur als Geldkapital. Sobald es in produktives Kapital verwandelt, fungirt es weder als Geld- kapital noch als Waarenkapital. Sein gesammter Cirkulationsprocess ist unterbrochen, wie andrerseits sein gesammter Produktionsprocess unter- brochen ist, sobald es in einem der beiden Cirkulationsstadien fungirt, sei es als G oder W'. So würde sich also der Kreislauf P … P nicht nur als periodische Erneuerung des produktiven Kapitals darstellen, son- dern ebensosehr als Unterbrechung seiner Funktion, des Produktions- processes, bis der Cirkulationsprocess zurückgelegt; statt kontinuirlich erfolgte die Produktion ruckweise, und erneuerte sich nur nach Zeit-
abschnitten von zufälliger Dauer, je nachdem die beiden Stadien des Cir- kulationsprocesses rascher oder langsamer absolvirt werden. So z. B. bei einem chinesischen Handwerker, der bloss für Privatkunden arbeitet und dessen Produktionsprocess aufhört, bis die Bestellung erneuert wird.
In der That gilt dies für jeden einzelnen, in Bewegung befindlichen Kapitaltheil, und alle Theile des Kapitals machen der Reihe nach diese Bewegung durch. Z. B. die 10,000 ℔. Garn sind das Wochenprodukt eines Spinners. Diese 10,000 ℔. Garn treten ganz aus der Produktions- sphäre hinaus in die Cirkulationssphäre; der in ihm enthaltne Kapital- werth muss ganz in Geldkapital verwandelt werden, und so lange er in der Form von Geldkapital verharrt, kann er nicht von neuem in den Pro- duktionsprocess eingehn; er muss vorher in die Cirkulation eintreten und in die Elemente des produktiven Kapitals A + Pm rückverwandelt werden. Der Kreislaufsprocess des Kapitals ist beständige Unterbrechung, Verlassen eines Stadiums, Eintreten in das nächste; Abstreifen einer Form, Dasein in einer andren; jedes dieser Stadien bedingt nicht nur das andre, son- dern schliesst es zugleich aus.
Kontinuität ist aber das charakteristische Merkmal der kapitali- stischen Produktion und durch ihre technische Grundlage bedingt, wenn auch nicht immer unbedingt erreichbar. Sehn wir also wie die Sache in der Wirklichkeit zugeht. Während z. B. die 10,000 ℔. Garn als Waaren- kapital auf den Markt treten und ihre Verwandlung in Geld (sei dies nun Zahlungsmittel, Kaufmittel oder gar nur Rechengeld) vollziehn, tritt neue Baumwolle, Kohle etc. im Produktionsprocess an ihre Stelle, hat also schon aus Geldform und Waarenform sich wieder in die Form des pro- duktiven Kapitals rückverwandelt und beginnt ihre Funktion als solches; während zur selben Zeit wo die ersten 10,000 ℔. Garn in Geld um- gesetzt werden, frühere 10,000 ℔. Garn schon das zweite Stadium ihrer Cirkulation beschreiben und sich aus Geld in die Elemente des produk- tiven Kapitals rückverwandeln. Alle Theile des Kapitals machen den Kreislaufsprocess der Reihe nach durch, befinden sich gleichzeitig in ver- schiednen Stadien desselben. So befindet sich das industrielle Kapital in der Kontinuität seines Kreislaufs gleichzeitig in allen seinen Stadien und den ihnen entsprechenden verschiednen Funktionsformen. Für den Theil, der zum ersten Mal aus Waarenkapital sich in Geld verwandelt, ist der Kreislauf W' … W' eröffnet, während für das industrielle Kapital, als
sich bewegendes Ganze, der Kreislauf W' … W' durchlaufen ist. Mit der einen Hand wird Geld vorgeschossen, mit der andren eingenommen; die Eröffnung des Kreislaufs G … G' auf einen Punkt ist zugleich seine Rückkehr auf einem andren. Das Gleiche gilt für das produktive Kapital.
Der wirkliche Kreislauf des industriellen Kapitals in seiner Konti- nuität ist daher nicht nur Einheit von Cirkulations- und Produktions- process, sondern Einheit aller seiner drei Kreisläufe. Solche Einheit kann er aber nur sein, sofern jeder verschiedne Theil des Kapitals successive die einander folgenden Phasen des Kreislaufs durchmessen, aus einer Phase, einer Funktionsform in die andre übergehn kann, das industrielle Kapital, als Ganzes dieser Theile, sich also gleichzeitig in den verschiednen Phasen und Funktionen befindet, und so alle drei Kreisläufe gleichzeitig beschreibt. Das Nacheinander jedes Theils ist hier bedingt durch das Nebeneinander der Theile, d. h. durch die Theilung des Kapitals. So befindet sich in dem gegliederten Fabriksystem das Produkt ebenso fortwährend auf den verschiednen Stufen seines Bildungsprocesses, wie im Uebergang aus einer Produktionsphase in die andre. Da das individuelle industrielle Kapital, eine bestimmte Grösse darstellt, die abhängig ist von den Mitteln des Kapitalisten und die für jeden Industriezweig eine bestimmte Minimalgrösse hat, so müssen bestimmte Verhältnisszahlen bei seiner Theilung bestehn. Die Grösse des vorhandnen Kapitals bedingt den Umfang des Produk- tionsprocesses, dieser den Umfang von Waarenkapital und Geldkapital, soweit sie neben dem Produktionsprocess fungiren. Das Nebeneinander, wodurch die Kontinuität der Produktion bedingt wird, existirt aber nur durch die Bewegungen der Theile des Kapitals, worin sie nach einander die verschiednen Stadien des Kreislaufs beschreiben. Das Nebeneinander ist selbst nur Resultat des Nacheinander. Stockt z. B. W' — G' für einen Theil, ist die Waare unverkäuflich, so ist der Kreislauf dieses Theils unterbrochen und der Ersatz durch seine Produktionsmittel wird nicht vollzogen; die nachfolgenden Theile, die als W' aus dem Produk- tionsprocess hervorgehn, finden ihren Funktionswechsel durch ihre Vor- gänger gesperrt. Dauert dies einige Zeit fort, so wird die Produktion eingeschränkt und der ganze Process zum Stillstand gebracht. Jede Stockung des Nacheinander bringt das Nebeneinander in Unordnung, jede Stocknng in einem Stadium bewirkt grössre oder geringre Stockung im
gesammten Kreislauf nicht nur des stockenden Kapitaltheils, sondern auch des gesammten individuellen Kapitals.
Die nächste Form, worin sich der Process darstellt, ist die einer Succession von Phasen, sodass der Uebergang des Kapitals in eine neue Phase durch sein Verlassen der andren bedingt ist. Jeder besondre Kreis- lauf hat daher auch eine der Funktionsformen des Kapitals zum Ausgangs- punkt und Rückkehrpunkt. Andrerseits ist der Gesammtprocess in der That die Einheit der drei Kreisläufe, die die verschiednen Formen sind, in denen die Kontinuität des Processes sich ausdrückt. Der Gesammt- kreislauf stellt sich für jede Funktionsform des Kapitals als ihr specifischer Kreislauf dar, und zwar bedingt jeder dieser Kreisläufe die Kontinuität des Gesammtprocesses; der Zirkellauf der einen funktionellen Form bedingt den der andren. Es ist eine nothwendige Bedingung für den Gesammt- produktionsprocess, besonders für das gesellschaftliche Kapital, dass er zugleich Reproduktionsprocess, und daher Kreislauf jedes seiner Momente ist. Verschiedne Bruchtheile des Kapitals durchlaufen successiv die ver- schiednen Stadien und Funktionsformen. Jede Funktionsform, obgleich sich stets ein andrer Theil des Kapitals darin darstellt, durchläuft da- durch gleichzeitig mit den andren ihren eignen Kreislauf. Ein Theil des Kapitals, aber ein stets wechselnder, stets reproducirt, existirt als Waaren- kapital, das sich in Geld verwandelt; ein andrer als Geldkapital, dass sich in produktives verwandelt; ein dritter als produktives Kapital, das sich in Waarenkapital verwandelt. Das beständige Vorhandensein aller drei Formen ist vermittelt durch den Kreislauf des Gesammtkapitals durch eben diese drei Phasen.
Als Ganzes befindet sich das Kapital dann gleichzeitig, räumlich nebeneinander, in seinen verschiednen Phasen. Aber jeder Theil geht be- ständig der Reihe nach aus der einen Phase, aus der einen Funktionsform, in die andre über, fungirt so der Reihe nach in allen. Die Formen sind so fliessende Formen, deren Gleichzeitigkeit durch ihr Nacheinander ver- mittelt ist. Jede Form folgt der andren nach und geht ihr vorher, so- dass die Rückkehr des einen Kapitaltheils zu einer Form durch die Rück- kehr des andren zu einer andren Form bedingt ist. Jeder Theil be- schreibt fortwährend seinen eignen Umlauf, aber es ist stets ein andrer Theil des Kapitals, der sich in dieser Form befindet, und diese besondren Umläufe bilden nur gleichzeitige und successive Momente des Gesammtverlaufs.
Der processirende Kapitalwerth durchläuft immer in einer zeitlichen Reihenfolge seine verschiednen Phasen, ob er nun jedesmal ganz nur in einer Form fungire und sich in einem bestimmten Stadium aufhalte, um dann ganz in das nächstfolgende Stadium und die ihr entsprechende Form überzutreten, oder ob durch Vertheilung des Kapitalwerths in die ver- schiednen Formen und Phasen Gleichzeitigkeit und räumliches Nebenein- ander seiner verschiednen Formen und Processe stattfinde. Im letzren Fall ist es nur die zeitliche Aufeinanderfolge der Phasen, wodurch ihre Gleichzeitigkeit oder ihr räumliches Nebeneinander möglich wird. Bestimmte Werththeile des Kapitals machen hier successive, nicht zur selben Zeit, die Reihenfolge durch, so dass während ein Theil ein Stadium verlässt, der andre darin eintritt; und also erstens der gesammte Kapital- werth, wenn auch stückweis, die ganze Reihenfolge zeitlich dnrchläuft; und zweitens die gleichzeitigen oder räumlich nebeneinander vorhandnen Processe der verschiednen Theile des Kapitalwerths durch die Succession der Processe des Gesammtkapitals und die jedes seiner Theile vermittelt werden und eine gleichzeitige processirende Einheit bilden.
Nur in der Einheit der drei Kreisläufe ist die Kontinuität des Ge- sammtprocesses verwirklicht statt der oben geschilderten Unterbrechung. Das gesellschaftliche Gesammtkapital besitzt stets diese Kontinuität und besitzt sein Process stets die Einheit der drei Kreisläufe.
Für individuelle Kapitale wird die Kontinuität der Reproduktion stellenweise mehr oder minder unterbrochen. Erstens sind die Werth- massen häuflg zu verschiednen Epochen in ungleichen Portionen auf die verschiednen Stadien und Funktionsformen vertheilt. Zweitens können sich je nach dem Charakter der zu producirenden Waare, also je nach der besondren Produktionssphäre worin das Kapital angelegt ist, diese Portionen verschieden vertheilen. Drittens kann die Kontinuität mehr oder weniger unterbrochen werden in Produktionszweigen, die von der Jahres- zeit abhängen, sei es in Folge von Naturbedingungen (Agrikultur, Härings- fang etc.), sei es in Folge konventioneller Umstände, wie z. B. bei soge- nannten Saisonarbeiten. Am regelmässigsten und uniformsten verläuft der Process in der Fabrik und im Bergbau. Aber diese Verschiedenheit der Produktionszweige bewirkt keine Verschiedenheit in den allgemeinen Formen des Kreislaufsprocesses.
Das Kapital als sich verwerthender Werth umschliesst nicht nur Klassenverhältnisse, einen bestimmten gesellschaftlichen Charakter, der auf dem Dasein der Arbeit als Lohnarbeit ruht. Es ist eine Bewegung, ein Kreislaufsprocess durch verschiedne Stadien, der selbst wieder drei verschiedne Formen des Kreislaufsprocesses einschliesst. Es kann daher nur als Bewegung und nicht als ruhendes Ding begriffen werden. Die- jenigen, die die Verselbständigung des Werths als blosse Abstraktion be- trachten, vergessen, dass die Bewegung des industriellen Kapitals diese Abstraktion in actu ist. Der Werth durchläuft hier verschiedne Formen, verschiedne Bewegungen, in denen er sich erhält und zugleich verwerthet, vergrössert. Da wir es hier zunächst mit der blossen Bewegungsform zu thun haben, werden die Revolutionen nicht berücksichtigt, die der Kapital- werth in seinem Kreislaufsprocess erleiden kann; aber es ist klar, dass trotz aller Werthrevolutionen die kapitalistische Produktion nur so lange existirt und fortexistiren kann, als der Kapitalwerth verwerthet wird, d. h. als verselbständigter Werth seinen Kreislaufsprocess beschreibt, so lange also die Werthrevolutionen in irgend einer Art überwältigt und ausge- glichen werden. Die Bewegungen des Kapitals erscheinen als Aktionen des einzelnen industriellen Kapitalisten in der Weise, dass er als Waaren- und Arbeitkäufer, Waarenverkäufer und produktiver Kapitalist fungirt, durch seine Thätigkeit also den Kreislauf vermittelt. Erleidet der gesell- schaftliche Kapitalwerth eine Werthrevolution, so kann es vorkommen, dass sein individuelles Kapital ihr erliegt und untergeht, weil es die Bedingungen dieser Werthbewegung nicht erfüllen kann. Je akuter und häufiger die Werthrevolutionen werden, desto mehr macht sich die automatische, mit der Gewalt eines elementaren Naturprocesses wirkende Bewegung des ver- selbständigten Werths geltend gegenüber der Voraussicht und Berechnung des einzelnen Kapitalisten, desto mehr wird der Lauf der normalen Pro- duktion unterthan der anormalen Spekulation, desto grösser wird die Gefahr für die Existenz der Einzelkapitale. Diese periodischen Werthrevolutionen bestätigen also, was sie angeblich widerlegen sollen: die Verselbständigung, die der Werth als Kapital erfährt und durch seine Bewegung forterhält und verschärft.
Diese Reihenfolge der Metamorphosen des processirenden Kapitals schliesst fortwährende Vergleichung der im Kreislauf vollbrachten Verände- rung der Werthgrösse des Kapitals ein mit dem ursprünglichen Werth.
Wenn die Verselbständigung des Werths gegenüber der werthbildenden Kraft, der Arbeitskraft, im Akt G — A (Kauf der Arbeitskraft) einge- leitet und während des Produktionsprocesses als Exploitation der Arbeits- kraft verwirklicht wird, so erscheint diese Verselbständigung des Werths nicht wieder in diesem Kreislauf, worin Geld, Waare, Produktionselemente, nur abwechselnde Formen des processirenden Kapitalwerths sind, und die vergangne Werthgrösse mit der gegenwärtigen veränderten des Kapitals sich vergleicht.
„Value“, sagt Bailey gegen die Verselbständigung des Werths, welche die kapitalistische Produktionsweise charakterisirt, und die er als Illusion gewisser Oekonomen traktirt, „value is a relation between cotemporary com- modities, because such only admit of being exchanged with each other.“ Dies sagt er gegen den Vergleich von Waarenwerthen in verschiednen Zeit- epochen, ein Vergleich, der, den Geldwerth einmal für jede Epoche fixirt, nur eine Vergleichung der in den verschiednen Epochen erforderlichen Ausgabe von Arbeit für Produktion derselben Sorte Waaren bedeutet. Es entspringt dies seinem allgemeinen Missverständniss, wonach Tauschwerth = Werth, die Form des Werths der Werth selbst ist; Waarenwerthe also nicht mehr vergleichbar sind, sobald sie nicht aktiv als Tauschwerthe fungiren, also nicht realiter gegen einander ausgetauscht werden können. Er ahnt also nicht im geringsten, dass Werth nur als Kapitalwerth oder Kapital fungirt, sofern er in den verschiednen Phasen seines Kreislaufs, die keineswegs cotemporary sind, sondern nach einander fallen, mit sich selbst identisch bleibt und mit sich selbst verglichen wird.
Um die Formel des Kreislaufs rein zu betrachten, genügt es nicht zu unterstellen, dass die Waaren zu ihrem Werth verkauft werden, sondern dass dies unter sonst gleichbleibenden Umständen geschieht. Nehmen wir z. B. die Form P … P abgesehn von allen technischen Revolutionen innerhalb des Produktionsprocesses, die das produktive Kapital eines be- stimmten Kapitalisten entwerthen können; abgesehn ebenfalls von allem Rückschlag eines Wechsels der Werthelemente des produktiven Kapitals auf den Werth des vorhandnen Waarenkapitals, der gesteigert oder gesenkt werden kann, wenn Vorrath davon vorhanden. W', die 10,000 ℔ Garn, seien zu ihrem Werth von 500 £ verkauft; 8440 £ = 422 £ er- setzen den in W' enthaltnen Kapitalwerth. Ist aber der Werth von Baumwolle, Kohle etc. gestiegen (da wir hier von blossen Preisschwankungen
absehn) so reichen vielleicht diese 422 £ nicht hin um die Elemente des produktiven Kapitals ganz zu ersetzen; es ist zuschüssiges Geldkapital nöthig, Geldkapital wird gebunden. Umgekehrt wenn jene Preise gefallen; Geldkapital wird freigesetzt. Ganz normal verläuft der Process nur, wenn die Werthverhältnisse konstant bleiben; er verläuft faktisch, so lange sich Störungen in der Wiederholung des Kreislaufs ausgleichen; je grösser die Störungen, um so grössres Geldkapital muss der industrielle Kapitalist be- sitzen, um die Ausgleichung abwarten zu können; und da im Fortgang der kapitalistischen Produktion sich die Stufenleiter jedes individuellen Produktionsprocesses, und mit ihm die Minimalgrösse des vorzuschiessenden Kapitals erweitert, so kommt jener Umstand zu den andren, die die Funktion des industriellen Kapitalisten mehr und mehr in ein Monopol grosser Geldkapitalisten, vereinzelter oder associirter, verwandeln.
Es ist hier beiläufig zu bemerken: Tritt ein Werthwechsel der Pro- duktionselemente ein, so zeigt sich ein Unterschied zwischen der Form G … G' einerseits und P … P' und W … W' andrerseits.
In G … G', als der Formel des neu angelegten Kapitals, das zuerst als Geldkapital auftritt, wird ein Fall im Werth der Produktionsmittel, z. B. Rohmaterialien, Hülfsstoffe etc., geringre Auslage von Geldkapital erheischen, als vor dem Fall, um ein Geschäft von bestimmtem Umfang zu eröffnen, da der Umfang des Produktionsprocesses (bei gleichbleibender Entwicklung der Produktionskraft) von der Masse und dem Umfang der Produktions- mittel abhängt, die eine gegebne Menge Arbeitskraft bewältigen kann; aber weder von dem Werth dieser Produktionsmittel, noch von dem der Arbeitskraft (letztrer hat nur Einfluss auf die Grösse der Verwerthung). Umgekehrt. Findet eine Wertherhöhung in allen oder einzelnen Produk- tionselementen der Waaren statt, welche die Elemente des produktiven Ka- pitals bilden, so ist mehr Geldkapital nöthig um ein Geschäft von ge- gebnem Umfang zu gründen. In beiden Fällen wird nur die Menge des neu anzulegenden Geldkapitals afficirt; im ersten wird Geldkapital über- schüssig, im zweiten wird Geldkapital gebunden, wofern der Zuwachs neuer individueller industrieller Kapitale in gewohnter Weise in einem gegebnen Produktionszweig vorangeht.
Die Kreisläufe P … P und W' … W' stellen sich selbst nur soweit als G … G' dar, als die Bewegung von P und W' zugleich Akkumulation ist, also zuschüssiges g, Geld, in Geldkapital verwandelt
wird. Abgesehn hiervon werden sie anders afficirt als G … G' durch Werthwechsel der Elemente des produktiven Kapitals; wir sehn hier wieder ab von der Rückwirkung solches Werthwechsels auf die im Produktions- process begriffnen Bestandtheile des Kapitals. Es ist hier nicht die ur- sprüngliche Auslage, die direkt afficirt wird, sondern ein in seinem Re- produktionsprocess, nicht in seinem ersten Kreislauf, begriffnes industrielles Kapital; also , der Rückumsatz des Waarenkapitals in seine Produktionselemente, soweit diese aus Waaren bestehn. Beim Werthfall (resp. Preisfall) sind drei Fälle möglich: der Reproduktionsprocess wird auf derselben Stufenleiter fortgesetzt; dann wird ein Theil des bisherigen Geldkapitals freigesetzt und es findet Anhäufung von Geldkapital statt, ohne dass wirkliche Akkumulation (Produktion auf erweiterter Stufenleiter) oder die sie einleitende und begleitende Verwandlung von g (Mehrwerth) in Akkumulationsfonds stattgefunden; oder der Reproduktionsprocess wird auf grössrer Stufenleiter erweitert, als sonst geschehn wäre, falls die tech- nischen Proportionen dies erlauben; oder aber es findet grössre Vorrath- bildung von Rohmaterialien etc. statt.
Umgekehrt bei Steigen des Werths der Ersatzelemente des Waaren- kapitals. Die Reproduktion findet dann nicht mehr in ihrem normalen Umfang statt (es wird z. B. kürzre Zeit gearbeitet); oder es muss zu- schüssiges Geldkapital eintreten, um sie auf ihrem alten Umfang fortzu- setzen (Bindung von Geldkapital); oder der Akkumulations-Geldfonds, wenn vorhanden, dient ganz oder theilweise, statt zur Erweitrung des Repro- duktionsprocesses, zu seinem Betrieb auf der alten Stufenleiter. Es ist dies auch Bindung von Geldkapital, nur dass hier das zuschüssige Geld- kapital nicht von aussen her, vom Geldmarkt, sondern aus den Mitteln des industriellen Kapitalisten selbst herkommt.
Es können aber bei P … P, W' … W', modificirende Umstände stattfinden. Hat unser Baumwollspinner z. B. grossen Vorrath von Baum- wolle (also grossen Theil seines produktiven Kapitals in Form von Baum- wollvorrath), so wird ein Theil seines produktiven Kapitals entwerthet durch einen Fall der Baumwollpreise; sind letztre dagegen gestiegen, so findet Werthsteigerung dieses Theils seines produktiven Kapitals statt. Andrer- seits, hat er grosse Massen in der Form des Waarenkapitals fixirt, z. B. in Baumwollgarn, so wird beim Fall der Baumwolle ein Theil seines Waarenkapitals, also überhaupt seines im Kreislauf befindlichen Kapitals,
entwerthet; umgekehrt beim Steigen der Baumwollpreise. Endlich in dem Process W' — : wenn W' — G, Realisirung des Waaren- kapitals, stattgefunden hat vor dem Werthwechsel in den Elementen von W, so wird das Kapital nur in der im ersten Fall betrachteten Weise afficirt, nämlich im zweiten Cirkulationsakt ; wenn aber vor Vollziehung von W' — G, so bewirkt bei sonst gleichbleibenden Um- ständen der Fall im Preis der Baumwolle entsprechenden Fall im Preis des Garns, und Preissteigerung im Preis der Baumwolle umgekehrt Preis- steigerung des Garns. Die Wirkung auf die verschiednen, im selben Pro- duktionszweig angelegten Einzelkapitale kann sehr verschieden sein nach den verschiednen Umständen worin sie sich befinden können. — Frei- setzung und Bindung von Geldkapital können ebenso aus Verschiedenheiten in der Zeitdauer des Cirkulationsprocesses, also auch der Cirkulations- geschwindigkeit, entspringen. Dies gehört jedoch in die Betrachtung des Umschlags. Hier interessirt uns nur der reale Unterschied, der sich mit Bezug auf Werthwechsel der Elemente des produktiven Kapitals zwi- schen G … G' und den beiden andren Formen des Kreislaufsprocesses zeigt.
In dem Cirkulationsabschnitt wird in der Epoche be- reits entwickelter, daher vorherrschender kapitalistischer Produktionsweise ein grosser Theil der Waaren, aus denen Pm, die Produktionsmittel, be- stehn, selbst fremdes fungirendes Waarenkapital sein. Es findet also vom Standpunkt des Verkäufers W' — G' statt, Verwandlung von Waaren- kapital in Geldkapital. Aber es gilt dies nicht absolut. Umgekehrt. Innerhalb seines Cirkulationsprocesses, wo das industrielle Kapital entweder als Geld oder als Waare fungirt, durchkreuzt sich der Kreislauf des in- dustriellen Kapitals, sei es als Geldkapital oder als Waarenkapital, mit der Waarencirkulation der verschiedensten socialen Produktionsweisen, so- weit letztre zugleich Waarenproduktion ist. Ob die Waare das Produkt der auf Sklaverei gegründeten Produktion, oder von Bauern (Chinesen, indische Ryots), oder Gemeinwesen (holländisch Ostindien), oder der Staats- produktion (wie solche, auf Leibeigenschaft gegründet, in früheren Epochen der russischen Geschichte vorkommt) oder halbwilder Jägervölker etc.: als Waaren und Geld treten sie gegenüber dem Geld und den Waaren, worin sich das industrielle Kapital darstellt, und gehn ein ebenso sehr in den Kreislauf desselben, wie in den des vom Waarenkapital getragnen Mehr- werths, sofern letztrer als Revenue verausgabt wird; also in beide Cirku-
lationszweige des Waarenkapitals. Der Charakter des Produktionsprocesses, aus dem sie herkommen, ist gleichgültig; als Waaren fungiren sie auf dem Markt, als Waaren gehn sie ein in den Kreislauf des industriellen Kapi- tals, wie in die Cirkulation des von ihm getragnen Mehrwerths. Es ist also der allseitige Charakter ihrer Herkunft, das Dasein des Markts als Weltmarkt, der den Cirkulationsprocess des industriellen Kapitals aus- zeichnet. Was von fremden Waaren gilt, gilt von fremden Geld; wie das Waarenkapital ihm gegenüber nur als Waare, so fungirt dies Geld ihm gegenüber nur als Geld; das Geld fungirt hier als Weltgeld.
Hier ist jedoch zweierlei zu bemerken.
Erstens. Die Waaren (Pm), sobald der Akt G — Pm vollendet, hören auf Waaren zu sein und werden eine der Daseinsweisen des in- dustriellen Kapitals in seiner Funktionsform als P, produktives Kapital. Damit aber ist ihre Herkunft ausgelöscht; sie existiren nur noch als Exi- stenzformen des industriellen Kapitals, sind ihm einverleibt. Doch bleibt es dabei, dass zu ihrem Ersatz ihre Reproduktion nöthig, und insofern ist die kapitalistische Produktionsweise bedingt durch ausserhalb ihrer Ent- wicklungsstufe liegende Produktionsweisen. Ihre Tendenz aber ist, alle Produktion möglichst in Waarenproduktion umzuwandeln; ihr Hauptmittel hierzu ist gerade dies Hereinziehn derselben in ihren Cirkulationsprocess; und die entwickelte Waarenproduktion selbst ist kapitalistische Waaren- produktion. Das Eingreifen des industriellen Kapitals befördert überall diese Umwandlung, mit ihr aber auch die Verwandlung aller unmittel- baren Producenten in Lohnarbeiter.
Zweitens. Die in den Cirkulationsprocess des industriellen Kapitals eingehenden Waaren (wozu auch die nothwendigen Lebensmittel gehören, in die sich das variable Kapital nach seiner Auszahlung an die Arbeiter, behufs Reproduktion der Arbeitskraft umsetzt), welches immer ihre Her- kunft, die gesellschaftliche Form des Produktionsprocesses, dem sie ent- stammen — treten dem industriellen Kapital selbst schon in der Form von Waarenkapital gegenüber, in der Form von Waarenhandlungs- oder Kaufmannskapital; dies aber umfasst seiner Natur nach Waaren aller Pro- duktionsweisen.
Wie die kapitalistische Produktionsweise grosse Stufenleiter der Pro- duktion voraussetzt, so auch nothwendig grosse Stufenleiter des Verkaufs; also Verkauf an den Kaufmann, nicht an den einzelnen Konsumenten.
Soweit dieser Konsument selbst produktiver Konsument, also industrieller Kapitalist, also soweit das industrielle Kapital eines Produktionszweigs dem andren Zweige Produktionsmittel liefert, findet (in Form von Be- stellung etc.) auch direkter Verkauf eines industriellen Kapitalisten an viele andre statt. Jeder industrielle Kapitalist ist sofern direkter Verkäufer, selbst sein Kaufmann, was er übrigens auch im Verkauf an den Kaufmann ist.
Der Waarenhandel als Funktion des Kaufmannskapitals ist voraus- gesetzt und entwickelt sich immer mehr mit der Entwicklung der kapita- listischen Produktion. Wir unterstellen ihn also gelegentlich zur Illu- stration einzelner Seiten des kapitalistischen Cirkulationsprocesses; nehmen aber bei dessen allgemeiner Analyse direkten Verkauf ohne Zwischenkunft des Kaufmanns an, weil letztre verschiedne Momente der Bewegung verdeckt.
Man sehe Sismondi, der die Sache etwas naiv darstellt:
»Le commerce emploie un capital considérable qui paraît, au premier coup d’oeil, ne point faire partie de celui dont nous avous détaillé la marche. La valeur des draps accumulés dans les magasins du marchand-drapier semble d’abord tout-à-fait étrangère à cette partie de la production an- nuelle que le riche donne au pauvre comme salaire pour le faire travailler. Ce capital n’a fait cependant que remplacer celui dont nous avons parlé. Pour saisir avec clarté le progrès de la richesse, nous l’avons prise à sa création, et nous l’avons suivie jusqu’à sa consommation. Alors le capital employé dans la manufacture des draps, par exemple, nous a paru tou- jours le même; échangé contre le revenu du consommateur, il ne s’est partagé qu’en deux parties: l’un a servi de revenu au fabricant comme produit, l’autre a servi de revenu aux ouvriers comme salaire, tandis qu’ils fabriquent de nouveau drap.
Mais on trouva bientôt que, pour l’avantage de tous, il valait mieux que les diverses parties de ce capital se remplaçassent l’une l’autre, et que, si cent mille écus suffisaient à faire toute la circulation entre le fabricant et le consommateur, ces cent mille écus se partageassent également entre le fabricant, le marchand en gros, et le marchand en détail. Le premier, avec le tiers seulement, fit le même ouvrage qu’il avait fait avec la to- talité, parcequ’au moment où sa fabrication était achevée, il trouvait le marchand acheter beaucoup plus tôt qu’il n’aurait trouvé le consomma- teur. Le capital du marchand en gros se trouvait de son côté beaucoup plus tôt remplacé par celui du marchand en détail . . . . . La differénce entre les
sommes des salaires avancés et le prix d’achat du dernier consommateur devait faire le profit des capitaux. Elle se répartit entre le fabricant, le marchand et le détaillant, depuis qu’ils eurent divisé entre eux leurs fonctions, et l’ouvrage accompli fut le même, quoiqu’il eût employé trois personnes et trois fractions de capitaux, au lieu d’un. (Nouveaux Prin- cipes, I, p. 159, 160.) — Tous (die Kaufleute) concouraient indirecte- ment à la production; car celle-ci, ayant pour objet la consommation, ne peut être considérée comme accomplie que quand elle a mis la chose pro- duite à la portée du consommateur. (Ib., p. 157.)
Wir nehmen bei der Betrachtung der allgemeinen Formen des Kreis- laufs und überhaupt in diesem ganzen zweiten Buch, Geld als metallisches Geld, mit Ausschluss von symbolischem Geld, blossen Werthzeichen, die nur Specialität gewisser Staaten bilden, und von Kreditgeld, das noch nicht ent- wickelt ist. Erstens ist das der historische Gang; Kreditgeld spielt keine oder nur unbedeutende Rolle in der ersten Epoche der kapitalis- tischen Produktion. Zweitens ist die Nothwendigkeit dieses Gangs auch theoretisch dadurch bewiesen, dass alles was bisher Kritisches über die Cirkulation des Kreditgelds von Tooke und Andren entwickelt worden ist, sie zwang, immer wieder zu der Betrachtung zurückzukehren, wie sich die Sache auf Grundlage bloss metallischer Cirkulation darstellen würde. Man darf aber nicht vergessen, dass das Metallgeld ebensowohl als Kauf- mittel wie als Zahlungsmittel fungiren kann. Der Vereinfachung wegen gilt es uns im Allgemeinen in diesem Buch II nur in der ersten Funktionsform.
Der Cirkulationsprocess des industriellen Kapitals, der nur einen Theil seines individuellen Kreislaufsprocesses bildet, ist bestimmt soweit er nur eine Vorgangsreihe innerhalb der allgemeinen Waarencirkulation darstellt, durch die früher (Buch I, Kap. III) entwickelten allgemeinen Gesetze. Dieselbe Geldmasse z. B. von 500 £ setzt nach einander um so mehr industrielle Kapitale (oder auch individuelle Kapitale in ihrer Form als Waarenkapitale) in Cirkulation, je grösser die Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes, je rascher also jedes einzelne Kapital die Reihe seiner Waaren- oder Geldmetamorphosen durchläuft. Dieselbe Werthmasse von Kapital er- heischt demnach um so weniger Geld zu ihrer Cirkulation, je mehr das Geld als Zahlungsmittel fungirt, je mehr also z. B. bei Ersatz eines Waarenkapitals durch seine Produktionsmittel blosse Bilanzen zu zahlen
sind, und je kürzer die Zahlungstermine, z. B. bei Zahlung des Arbeits- lohns. Andrerseits, die Geschwindigkeit der Cirkulation und alle andren Umstände als gleichbleibend vorausgesetzt, ist die Masse des Geldes, das als Geldkapital cirkuliren muss, bestimmt durch die Preissumme der Waaren (Preis multiplicirt mit der Waarenmasse), oder, Masse und Werthe der Waaren gegeben, durch den Werth des Geldes selbst.
Aber die Gesetze der allgemeinen Waarencirkulation gelten nur, so- weit der Cirkulationsprocess des Kapitals eine Reihe einfacher Cirkulations- vorgänge, nicht aber, soweit letztre funktionell bestimmte Abschnitte des Kreislaufs individueller industrieller Kapitale bilden.
Um dies klar zu machen, ist es am besten den Cirkulationsprocess in seinem ununterbrochnen Zusammenhang zu betrachten, wie er erscheint in den beiden Formen:
Als Reihe von Cirkulationsvorgängen überhaupt stellt der Cirkulations- process (ob als W — G — W oder als G — W — G) nur die beiden entgegengesetzten Reihen von Waarenmetamorphosen dar, von denen jede einzelne Metamorphose wieder die entgegengesetzte Metamorphose auf Seite der fremden Waare oder des fremden Geldes einschliesst, das sich ihr ge- genüber befindet.
W — G von Seiten des Waarenbesitzers ist G — W von Seiten des Käufers; die erste Metamorphose der Waare W — G ist die zweite Metamorphose der als G auftretenden Waare; umgekehrt in G — W. Was also über die Verschlingung der Waarenmetamorphose in dem einen Stadium mit der einer andren Waare im andren Stadium gezeigt worden, gilt für die Kapitalcirkulation, soweit der Kapitalist als Käufer und Ver- käufer von Waare, sein Kapital daher als Geld fremder Waare, oder als
Waare fremdem Geld gegenüber fungirt. Aber diese Verschlingung ist nicht zugleich Ausdruck für die Metamorphosenverschlingung der Kapitale.
Erstens kann G — W (Pm), wie wir gesehn, eine Verschlingung der Metamorphosen verschiedner individuellen Kapitale darstellen. Z. B. das Waarenkapital des Baumwollspinners, Garn, wird zum Theil ersetzt durch Kohle. Ein Theil seines Kapitals befindet sich in Geldform, und wird daraus in Waarenform umgesetzt, während das Kapital des kapitalistischen Kohlenproducenten sich in Waarenform befindet und daher in Geldform umgesetzt wird; derselbe Cirkulationsakt stellt hier entgegengesetzte Meta- morphosen zweier (verschiednen Produktionszweigen angehörigen) indus- triellen Kapitale dar, also Verschlingung der Metamorphosenreihe dieser Kapitale. Wie wir jedoch gesehn, braucht das Pm, worin G sich um- setzt, nicht Waarenkapital im kategorischen Sinn, d. h. keine Funktions- form von industriellem Kapital, nicht von einem Kapitalisten producirt zu sein. Es ist immer G — W auf der einen, W — G auf der andren Seite, nicht aber immer Verschlingung von Kapitalmetamorphosen. Ferner ist G — A, der Ankauf der Arbeitskraft, nie Verschlingung von Ka- pitalmetamorphosen, da die Arbeitskraft zwar Waare des Arbeiters ist, aber erst Kapital wird, sobald sie an den Kapitalisten verkauft ist. Andrerseits im Process W' — G' braucht das G' nicht formelles Waaren- kapital zu sein; es kann Versilbrung sein der Waare Arbeitskraft (Ar- beitslohn), oder eines vom selbständigen Arbeiter, Sklaven, Leibeignen, Ge- meinwesen, producirten Produkts.
Zweitens aber gilt für die funktionell bestimmte Rolle, welche jede innerhalb des Cirkulationsprocesses eines individuellen Kapitals vorkom- mende Metamorphose spielt, keineswegs, dass sie im Kreislauf des andren Kapitals die entsprechende entgegengesetzte Metamorphose darstellt, wenn wir nämlich die gesammte Produktion des Weltmarkts als kapitalistisch betrieben voraussetzen. Z. B. im Kreislauf P … P kann das G' welches W' versilbert, auf Seiten des Käufers nur Versilbrung seines Mehrwerths sein (wenn die Waare Konsumtionsartikel ist); oder in G' — W'<A Pm (wo also das Kapital akkumulirt eingeht) kann es für den Verkäufer von Pm nur als Ersatz seines Kapitalvorschusses eingehn, oder gar nicht wieder eingehn in seine Kapitalcirkulation, wenn es nämlich in die Revenueausgabe abzweigt.
Wie also die verschiednen Bestandtheile des gesellschaftlichen Ge- sammtkapitals, wovon die Einzelkapitale nur selbständig fungirende Be-
standtheile sind, sich im Cirkulationsprocess wechselseitig ersetzen — mit Bezug auf das Kapital sowohl als den Mehrwerth — ergibt sich nicht aus den einfachen Metamorphosenverschlingungen der Waarencirkulation, welche die Vorgänge der Kapitalcirkulation mit aller andren Waarencirku- lation gemein haben, sondern erfordert andre Untersuchungsweise. Man hat sich dabei bisher mit Phrasen begnügt die, näher analysirt, nichts enthalten als unbestimmte Vorstellungen, wie sie lediglich den aller Waaren- cirkulation angehörigen Verschlingungen von Metamorphosen entlehnt sind.
Eine der handgreiflichsten Eigenthümlichkeiten des Kreislaufspro- cesses des industriellen Kapitals, also auch der kapitalistischen Produktion, ist der Umstand, dass einerseits die Bildungselemente des produktiven Ka- pitals aus dem Waarenmarkt herstammen und beständig aus demselben erneuert, als Waaren gekauft werden müssen; andrerseits das Produkt des Arbeitsprocesses als Waare aus ihm hervorgeht, und beständig von neuem als Waare verkauft werden muss. Man vergleiche z. B. einen modernen Pächter von Nieder-Schottland mit einem altmodischen kon- tinentalen Kleinbauer. Der erstre verkauft sein ganzes Produkt und hat daher auch alle Elemente desselben, selbst die Aussaat, auf dem Markt zu ersetzen; der andre verzehrt den grössten Theil seines Produkts direkt, kauft und verkauft möglichst wenig, verfertigt Werkzeuge, Kleidung etc. soweit möglich selbst.
Man hat daraufhin Naturalwirthschaft, Geldwirthschaft und Kredit- wirthschaft als die drei charakteristischen ökonomischen Bewegungsformen der gesellschaftlichen Produktion einander gegenübergestellt.
Erstens stellen diese drei Formen keine gleichwerthigen Entwicklungs- phasen dar. Die sogenannte Kreditwirthschaft ist selbst nur eine Form der Geldwirthschaft, soweit beide Bezeichnungen Verkehrsfunktionen oder Verkehrsweisen zwischen den Producenten selbst ausdrücken. In der ent- wickelten kapitalistischen Produktion erscheint die Geldwirthschaft nur noch als Grundlage der Kreditwirthschaft. Geldwirthschaft und Kredit- wirthschaft entsprechen so nur verschiednen Entwicklungsstufen der kapi- talistischen Produktion, sind aber keineswegs verschiedne selbständige Ver- kehrsformen gegenüber der Naturalwirthschaft. Mit demselben Recht könnte man die sehr verschiednen Formen der Naturalwirthschaft als gleich- werthig jenen beiden gegenüberstellen.
Zweitens: Da man in den Kategorien: Geldwirthschaft, Kreditwirth- schaft, nicht die Wirthschaft, d. h. den Produktionsprocess selbst betont und als unterscheidendes Merkmal hervorhebt, sondern die der Wirthschaft entsprechende Verkehrsweise zwischen den verschiednen Produktionsagenten oder Producenten, so müsste dasselbe bei der ersten Kategorie geschehn. Statt Natural wirthschaft also Tauschwirthschaft. Vollständig abgeschlossne Na- turalwirthschaft, z. B. der peruanische Inkastaat, fiele unter keine dieser Kategorien.
Drittens: Geldwirthschaft ist aller Waarenproduktion gemein, und das Produkt erscheint als Waare in den verschiedensten gesellschaftlichen Produktionsorganismen. Es wäre also nur der Umfang, worin das Pro- dukt als Handelsartikel, als Waare producirt wird, also auch seine eignen Bildungselemente wieder als Handelsartikel, als Waaren in die Wirth- schaft, aus der es herkommt, eingehn müssen, welche die kapitalistische Produktion charakterisirte.
In der That ist die kapitalistische Produktion die Waarenproduktion als allgemeine Form der Produktion, aber sie ist es nur, und wird es stets mehr in ihrer Entwicklung, weil die Arbeit hier selbst als Waare erscheint, weil der Arbeiter die Arbeit, d. h. die Funktion seiner Arbeits- kraft, verkauft, und zwar, wie wir annehmen, zu ihrem durch ihre Re- produktionskosten bestimmten Werth. Im Umfang, wie die Arbeit Lohn- arbeit wird, wird der Producent industrieller Kapitalist; daher die kapi- talistische Produktion (also auch die Waarenproduktion) erst in ihrem ganzen Umfang erscheint, wenn auch der unmittelbare ländliche Producent Lohnarbeiter ist. In dem Verhältniss zwischen Kapitalist und Lohnarbeiter wird das Geldverhältniss, das Verhältniss von Käufer und Verkäufer, ein der Produktion selbst immanentes Verhältniss. Dies Verhältniss aber be- ruht der Grundlage nach auf dem gesellschaftlichen Charakter der Pro- duktion, nicht der Verkehrsweise; dieser entspringt umgekehrt aus jenem. Es entspricht übrigens dem bürgerlichem Horizont, wo das Geschäftchen- machen den ganzen Kopf einnimmt, nicht im Charakter der Produktions- weise die Grundlage der ihr entsprechenden Verkehrsweise zu sehn, son- dern umgekehrt.(FN7)
Der Kapitalist wirft weniger Werth in der Form von Geld in die Cirkulation hinein, als er aus ihr herauszieht, weil er mehr Werth in der Form von Waare hineinwirft, als er ihr in Form von Waare entzogen hat. Soweit er bloss als Personifikation des Kapitals fungirt, als indu- strieller Kapitalist, ist seine Zufuhr von Waarenwerth stets grösser als seine Nachfrage nach Waarenwerth. Deckung seiner Zufuhr und seiner Nachfrage in dieser Beziehung wäre gleich Nichtverwerthung seines Kapitals; es hätte nicht als produktives Kapital fungirt; das produktive Kapital hätte sich in Waarenkapital verwandelt, das nicht mit Mehrwerth geschwängert; es hätte während des Produktionsprocesses keinen Mehrwerth in Waaren- form aus der Arbeitskraft gezogen, also überhaupt nicht als Kapital fun- girt; er muss in der That „theurer verkaufen als er gekauft hat“, aber dies gelingt ihm eben nur, weil er vermittelst des kapitalistisehen Pro- duktionsprocesses die wohlfeilere, weil minderwerthige Waare, die er ge- kauft hat, in eine mehrwerthige, also theurere, verwandelt hat. Er ver- kauft theurer, nicht weil über den Werth seiner Waare, sondern weil Waare von einem Werth über der Werthsumme ihrer Produktionsingredienzien.
Die Rate, worin der Kapitalist sein Kapital verwerthet, ist um so grösser, je grösser die Differenz zwischen seiner Zufuhr und seiner Nach- frage, d. h. je grösser der Ueberschuss des Waarenwerths, den er zuge- führt, über den Waarenwerth, den er nachfragt. Statt des Deckens beider ist das möglichste Nichtdecken, das Ueberdecken seiner Nachfrage durch seine Zufuhr, sein Ziel.
Was von dem einzelnen Kapitalisten, gilt von der Kapitalistenklasse.
Soweit der Kapitalist bloss das industrielle Kapital personificirt, be- steht seine eigne Nachfrage nur in der Nachfrage nach Produktionsmitteln und Arbeitskraft. Seine Nachfrage nach Pm, ihrer Werthigkeit nach be- trachtet, ist kleiner als sein vorgeschossnes Kapital; er kauft Produktionsmittel zu geringrem Werth als dem Werth seines Kapitals, und daher von noch viel geringrem Werth, als dem des Waarenkapitals, das er zuführt.
Was seine Nachfrage nach Arbeitskraft anbetrifft, so ist sie ihrer Werthigkeit nach bestimmt durch das Verhältniss seines variablen Kapitals zu seinem Gesammtkapital, also = v : C, und ist daher in der kapi- talistischen Produktion, der Proportion nach betrachtet, wachsend kleiner als seine Nachfrage nach Produktionsmitteln. Er ist in beständig zu- nehmendem Maß grössrer Käufer für Pm als für A.
Sofern der Arbeiter seinen Lohn allzumeist in Lebensmittel umsetzt, und zum allergrössten Theil in nothwendige Lebensmittel, ist die Nach- frage des Kapitalisten nach Arbeitskraft indirekt zugleich Nachfrage nach den in den Konsum der Arbeiterklasse eingehenden Konsumtionsmitteln. Aber diese Nachfrage ist = v und nicht ein Atom grösser (wenn der Arbeiter von seinem Lohn spart — wir lassen alle Kreditverhältnisse hier nothwendig ausser Augen — so heisst dies, dass er einen Theil seines Lohns in Schatz verwandelt und pro tanto nicht als Nachfragender, als Käufer auftritt). Die Maximalgrenze der Nachfrage des Kapitalisten ist = C = c + v, aber seine Zufuhr ist = c + v + m; ist also die Konstitution seines Waarenkapitals 80c + 20v + 20m, so ist seine Nachfrage = 80c + 20v, also der Werthigkeit nach betrachtet ⅕ kleiner als seine Zufuhr. Je grösser der Procentsatz der von ihm pro- ducirten Masse m (die Profitrate), um so kleiner wird seine Nachfrage im Verhältniss zu seiner Zufuhr. Obgleich die Nachfrage des Kapitalisten nach Arbeitskraft, und daher indirekt nach nothwendigen Lebensmitteln, mit dem Fortschritt der Produktion fortschreitend kleiner wird als seine Nachfrage nach Produktionsmitteln, so ist andrerseits nicht zu vergessen dass seine Nachfrage nach Pm stets kleiner ist als sein Kapital, tagaus tagein gerechnet. Seine Nachfrage nach Produktionsmitteln muss also immer minderwerthig sein, als das Waarenprodukt des mit gleichem Ka- pital und unter sonst gleichen Umständen arbeitenden Kapitalisten, der ihm diese Produktionsmittel liefert. Dass das viele Kapitalisten sind und nicht einer, ändert nichts an der Sache. Gesetzt, sein Kapital sei 1000 £, der konstante Theil desselben = 800 £; so ist seine Nachfrage an ihre Gesammtheit = 800 £; zusammen liefern sie per 1000 £ (wie viel davon auf jeden Einzelnen unter ihnen falle und welchen Theil auch das auf Jeden fallende Quantum von seinem Gesammtkapital bilde), bei gleicher Profitrate, Produktionsmittel zum Werthe von 1200 £; also seine Nach- frage deckt nur ⅔ ihrer Zufuhr, während seine eigne Gesammtnachfrage nur = ⅘ seiner eignen Zufuhr ist, der Werthgrösse nach betrachtet.
Wir müssen jetzt noch beiläufig die Betrachtung des Umschlags vorausnehmen. Gesetzt, sein Gesammtkapital sei 5000 £, wovon 4000 £ fix und 1000 £ cirkulirend; diese 1000 = 800c + 200v nach obiger Annahme. Sein cirkulirendes Kapital muss fünfmal im Jahre umschlagen, damit sein Gesammtkapital einmal im Jahre umschlage; sein Waaren-
produkt ist dann = 600 £, also um 1000 £ grösser als sein vor- geschossnes Kapital, was wieder dasselbe Verhältniss von Mehrwerth er- gibt wie oben:
5000 C : 1000m = 100(c + v) : 20m. Dieser Umschlag ändert also nichts am Verhältniss seiner Gesammtnachfrage zu seiner Gesammt- zufuhr, die erstre bleibt ⅕ kleiner als die letztre.
Sein fixes Kapital sei zu erneuern in 10 Jahren. rtir amortisirt also jährlich ⅒ = 400 £. Dadurch hat er nur noch Werth von 3600 £ in fixem Kapital + 400 £ in Geld. Soweit Reparaturen nöthig, und diese nicht über das Durchschnittsmaß gehn, sind sie nichts als Kapital- anlage, die er erst nachträglich macht. Wir können die Sache so be- trachten, als habe er die Reparaturkosten gleich eingerechnet bei der Werthschätzung seines Anlagekapitals, soweit dies ins jährliche Waaren- produkt eingeht, sodass sie einbegriffen sind in dem ⅒ Amortisirung. (Ist in der That sein Reparaturbedürfniss unter dem Durchschnitt, so ist das ein Schnitt für ihn, ganz wie sein Schaden, wenn über. Dies gleicht sich aber aus für die ganze Klasse der in demselben Industriezweig be- schäftigten Kapitalisten.) Jedenfalls, obgleich bei einmaligem Umschlag seines Gesammtkapitals im Jahr, seine jährliche Nachfrage = 5000 £ bleibt, gleich seinem ursprünglich vorgeschossnen Kapitalwerth, so nimmt sie zu mit Bezug auf den cirkulirenden Theil des Kapitals, während sie mit Bezug auf den fixen Theil desselben beständig abnimmt.
Kommen wir nun zur Reproduktion. Gesetzt der Kapitalist verzehre den ganzen Mehrwerth g und setze nur die ursprüngliche Kapitalgrösse G wieder in produktives Kapital um. Jetzt ist die Nachfrage des Kapita- listen gleichwerthig mit seiner Zufuhr. Aber nicht mit Bezug auf die Bewegung seines Kapitals; sondern als Kapitalist übt er nur Nachfrage aus nach ⅘ seiner Zufuhr (der Werthgrösse nach); ⅕ verzehrt er als Nichtkapitalist, nicht in seiner Funktion als Kapitalist, sondern für sein Privatbedürfniss oder Vergnügen.
Seine Rechnung ist dann procentig gerechnet:
Diese Voraussetzung ist gleich Voraussetzung der Nichtexistenz der kapitalistischen Produktion, und daher der Nichtexistenz des industriellen
Kapitalisten selbst. Denn der Kapitalismus ist schon in der Grundlage aufgehoben durch die Voraussetzung, dass der Genuss als treibendes Motiv wirkt, nicht die Bereicherung selbst.
Sie ist aber auch technisch unmöglich. Der Kapitalist muss nicht nur ein Reservekapital bilden gegen Preisschwankungen und um die gün- stigsten Konjunkturen für Kauf und Verkauf abwarten zu können; er muss Kapital akkumuliren, um damit die Produktion auszudehnen und die tech- nischen Fortschritte seinem produktiven Organismus einzuverleiben.
Um Kapital zu akkumuliren, muss er zunächst einen Theil des Mehr- werths in Geldform, der ihm aus der Cirkulation zufloss, der Cirkulation entziehn, als Schatz anwachsen lassen, bis dieser die zur Ausdehnung des alten Geschäfts, oder Eröffnung eines Nebengeschäfts erforderlichen Dimen- sionen angenommen hat. So lange die Schatzbildung dauert, vermehrt sie die Nachfrage des Kapitalisten nicht; das Geld ist immobilisirt; es ent- zieht dem Waarenmarkt kein Aequivalent in Waare für das Geldäquivalent, das es ihm für zugeführte Waare entzogen hat.
Vom Kredit wird hier abgesehn; und zum Kredit gehört, wenn der Kapitalist z. B. das Geld, im Mafs wie es sich aufhäuft, bei einer Bank auf laufende Rechnung gegen Zinsen deponirt.
Die Bewegung des Kapitals durch die Produktionssphäre und die zwei Phasen der Cirkulationssphäre vollzieht sich, wie man gesehn, in einer zeitlichen Reihenfolge. Die Dauer seines Aufenthalts in der Produktions- sphäre bildet seine Produktionszeit, die in der Cirkulationssphäre seine Cirkulations- oder Umlaufszeit. Die Gesammtzeit, worin es seinen Kreis- lauf beschreibt, ist daher gleich der Summe von Produktionszeit und Umlaufszeit.
Die Produktionszeit umschliesst natürlich die Periode des Arbeits- processes, aber sie ist nicht von ihr umschlossen. Zunächst erinnert man sich, dass ein Theil des konstanten Kapitals in Arbeitsmitteln, wie Ma- schinen, Baulichkeiten u. s. w., existirt, die bis an ihr Lebensende in denselben stets neu wiederholten Arbeitsprocessen dienen. Periodische Unterbrechung des Arbeitsprocesses, Nachts z. B., unterbricht zwar die Funktion dieser Arbeitsmittel, aber nicht ihren Aufenthalt in der Pro- duktionsstätte. Ihr gehören sie an, nicht nur während sie fungiren, son- dern auch während sie nicht fungiren. Andrerseits muss der Kapitalist einen bestimmten Vorrath von Rohmaterial und Hülfsstoffen bereit halten, damit der Produktionsprocess auf vorher bestimmter Stufenleiter während kürzrer oder längrer Abschnitte vorgehe. ohne von den Zufällen täglicher Zufuhr vom Markt abzuhängen. Dieser Vorrath von Rohstoffen u. s. w. wird nur nach und nach produktiv konsumirt. Es findet daher Differenz statt zwischen seiner Produktionszeit(FN9) und seiner Funktionszeit. Die Produktionszeit der Produktionsmittel überhaupt umfasst also 1) die Zeit, während deren sie als Produktionsmittel fungiren, also im Produktions- processe dienen, 2) die Pausen, während deren der Produktionsprocess, also auch die Funktion der ihm einverleibten Produktionsmittel unter- brochen ist, 3) die Zeit, während deren sie zwar als Bedingungen des Processes bereit liegen, also schon produktives Kapital darstellen, aber noch nicht in den Produktionsprocess eingegangen sind.
Die bisher betrachtete Differenz ist jedesmal Differenz zwischen der Auf- enthaltszeit des produktiven Kapitals in der Produktionssphäre und derjenigen im Produktionsprocess. Aber der Produktionsprocess selbst kann Unterbrechungen des Arbeitsprocesses und daher der Arbeitszeit bedingen, Zwischenräume, worin der Arbeitsgegenstand der Einwirkung physischer Processe ohne weitre Zuthat menschlicher Arbeit anheimgegeben wird. Der Produktionsprocess, daher die Funktion der Produktionsmittel, dauert fort in diesem Fall, obgleich der Ar- beitsprocess, und daher die Funktion der Produktionsmittel als Arbeitsmittel, unterbrochen ist. So z. B. das Korn, das gesät ist, der Wein, der im Keller gährt, Arbeitsmaterial vieler Manufakturen, wie z. B. Gerbereien, das chemischen Processen anheimfällt. Die Produktionszeit ist hier grösser als die Ar-
beitszeit. Die Differenz beider besteht in einem Ueberschuss der Pro- duktionszeit über die Arbeitszeit. Dieser Ueberschuss beruht stets darauf, dass produktives Kapital sich latent in der Produktionssphäre befindet, ohne im Produktionsprocess selbst zu fungiren, oder dass es im Pro- duktionsprocess fungirt, ohne sich im Arbeitsprocess zu befinden.
Der Theil des latenten produktiven Kapitals, der nur als Bedingung für den Produktionsprocess bereit liegt, wie Baumwolle, Kohle u. s. w. in der Spinnerei, wirkt weder als Produkt- noch Werthbildner. Er ist brachliegendes Kapital, obgleich seine Brache eine Bedingung für den un- unterbrochnen Fluss des Produktionsprocesses bildet. Die Baulichkeiten, Apparate etc., nöthig um als Behälter des produktiven Vorraths (des la- tenten Kapitals) zu dienen, sind Bedingungen des Produktionsprocesses und bilden daher Bestandtheile des vorgeschossnen produktiven Kapitals. Sie erfüllen ihre Funktion als Bewahrer der produktiven Bestandtheile im vor- läufigen Stadium. Soweit Arbeitsprocesse in diesem Stadium nöthig sind, vertheuern sie das Rohmaterial etc., sind aber produktive Arbeiten und bilden Mehrwerth, weil ein Theil dieser Arbeit, wie aller andren Lohnar- beit, nicht bezahlt wird. Die normalen Unterbrechungen des ganzen Pro- duktionsprocesses, also die Intervalle, worin das produktive Kapital nicht fungirt, produciren weder Werth noch Mehrwerth. Daher das Bestreben, auch Nachts arbeiten zu lassen. (Buch I, Kap. VIII, 4.) — Die Inter- valle in der Arbeitszeit, die der Arbeitsgegenstand während des Produktions- processes selbst durchmachen muss, bilden weder Werth noch Mehrwerth; aber fördern das Produkt, bilden einen Theil in dessen Leben, einen Pro- cess, den es durchmachen muss. Der Werth der Apparate etc. wird auf das Produkt übertragen im Verhältniss zu der ganzen Zeit, während deren sie fungiren; das Produkt ist durch die Arbeit selbst in dies Stadium gesetzt, und der Gebrauch dieser Apparate ist ebensosehr Bedingung der Produktion, wie das Zerstäuben eines Theils der Baumwolle, der nicht ins Produkt eingeht, aber doch seinen Werth auf es überträgt. Der andre Theil des latenten Kapitals, wie die Baulichkeiten, Maschinen u. s. w. d. h. die Arbeitsmittel, deren Funktion nur durch die regelmässigen Pausen des Produktionsprocesses unterbrochen ist — unregelmässige Unter- brechungen in Folge von Einschränkung der Produktion, Krisen u. s. w. sind reine Verluste — setzt Werth zu, ohne in die Produktbildung ein- zugehn; der Gesammtwerth, den er dem Produkt zusetzt, ist durch seine
Durchschnittsdauer bestimmt; er verliert Werth, weil Gebrauchswerth, so- wohl in der Zeit, worin er fungirt, als auch in dei Zeit, worin er nicht fungirt.
Endlich der Werth des konstanten Kapitaltheils, der im Produktions- process kontinuirt, obgleich der Arbeitsprocess unterbrochen ist, erscheint wieder im Resultat des Produktionsprocesses. Durch die Arbeit selbst sind die Produktionsmittel hier unter Bedingungen gestellt, innerhalb deren sie von selbst gewisse Naturprocesse durchlaufen, deren Resultat ein be- stimmter Nutzeffekt oder eine veränderte Form ihres Gebrauchswerths. Die Arbeit überträgt den Werth der Produktionsmittel immer auf das Produkt, soweit sie dieselben wirklich zweckgemäß als Produktionsmittel verzehrt. Hieran wird nichts geändert, ob die Arbeit, zur Hervorbringung dieses Effekts, kontinuirlich vermittelst der Arbeitsmittel auf den Arbeits- gegenstand wirken muss, oder ob sie nur den Anstoss zu geben braucht, indem sie die Produktionsmittel unter Bedingungen stellt, wodurch ohne weitre Mitthat der Arbeit die Produktionsmittel von selbst, in Folge von Naturprocessen, die beabsichtigte Veränderung erleiden.
Welches immer der Grund des Ueberschusses der Produktionszeit über die Arbeitszeit — sei es, dass Produktionsmittel nur latentes pro- duktives Kapital bilden, also sich noch in einer Vorstufe zum wirklichen Produktionsprocess befinden, oder dass innerhalb des Produktionsprocesses durch dessen Pausen ihre eigne Funktion unterbrochen wird, oder dass endlich der Produktionsprocess selbst Unterbrechungen des Arbeitsprocesses bedingt — in keinem dieser Fälle fungiren die Produktionsmittel als Arbeitseinsauger. Saugen sie keine Arbeit ein, so auch keine Mehrarbeit. Es findet daher keine Verwerthung des produktiven Kapitals statt, so lange es sich in dem Theil seiner Produktionszeit befindet, der über- schüssig über die Arbeitszeit ist, so unzertrennlich auch die Vollführung des Verwerthungsprocesses von diesen seinen Pausen sein mag. Es ist klar, dass je mehr Produktionszeit und Arbeitszeit sich decken, um so grösser die Produktivität und Verwerthung eines gegebnen produktiven Kapitals in gegebnem Zeitraum. Daher die Tendenz der kapitalistischen Produktion, den Ueberschuss der Produktionszeit über die Arbeitszeit mög- lichst zu verkürzen. Obgleich aber die Produktionszeit des Kapitals von seiner Arbeitszeit abweichen mag, so umschliesst sie stets dieselbe, und ist der Ueberschuss selbst Bedingung des Produktionsprocesses. Die Pro- duktionszeit ist also stets die Zeit, während deren das Kapital Gebrauchs-
werthe producirt und sich selbst verwerthet, daher als produktives Kapital fungirt, obgleich sie Zeit einschliesst, worin es entweder latent ist oder auch producirt ohne sich zu verwerthen.
Innerhalb der Cirkulationssphäre haust das Kapital als Waarenkapital und Geldkapital. Seine beiden Cirkulationsprocesse bestehn darin, sich aus der Waarenform in Geldform und aus Geldform in Waarenform zu verwandeln. Der Umstand, dass die Verwandlung der Waare in Geld hier zugleich Realisation des der Waare einverleibten Mehrwerths, und dass die Verwandlung des Geldes in Waare zugleich Verwandlung oder Rückverwandlung des Kapitalwerths in die Gestalt seiner Produktions- elemente ist, ändert durchaus nichts daran, dass diese Processe, als Cirkulationsprocesse, Processe der einfachen Waarenmetamorphose sind.
Umlaufszeit und Produktionszeit schliessen sich wechselseitig aus. Während seiner Umlaufszeit fungirt das Kapital nicht als produktives Kapital, und producirt daher weder Waare noch Mehrwerth. Betrachten wir den Kreislauf in der einfachsten Form, sodass der gesammte Kapital- werth jedesmal auf einen Schlag aus der einen Phase in die andre tritt, so ist handgreiflich, dass der Produktionsprocess unterbrochen ist, also auch die Selbstverwerthung des Kapitals, so lange seine Umlaufszeit dauert, und dass je nach deren Länge die Erneuerung des Produktionsprocesses rascher oder träger sein wird. Durchlaufen dagegen die verschiednen Theile des Kapitals den Kreislauf nacheinander, sodass der Kreislauf des gesammten Kapitalwerths sich successive im Kreislauf seiner verschiednen Portionen vollzieht, so ist klar, dass je länger der beständige Aufenthalt seiner aliquoten Theile in der Cirkulationsphäre, um so kleiner sein be- ständig in der Produktionssphäre fungirender Theil sein muss. Die Ex- pansion und Kontraktion der Umlaufszeit wirkt daher als negative Schranke auf die Kontraktion oder Expansion der Produktionszeit oder des Umfangs, worin ein Kapital von gegebner Grösse als produktives Kapital fungirt. Je mehr die Cirkulationsmetamorphosen des Kapitals nur ideell sind, d. h. jemehr die Umlaufszeit = 0 wird oder sich Null nähert, um- somehr fungirt das Kapital, um so grösser wird seine Produktivität und Selbstverwerthung. Arbeitet ein Kapitalist z. B. auf Bestellung, sodass er bei Lieferung des Produkts Zahlung erhält, und erfolgt die Zahlung in seinen eignen Produktionsmitteln, so nähert sich die Cirkulationszeit Null.
Die Umlaufszeit des Kapitals beschränkt also überhaupt seine Pro- duktionszeit und daher seinen Verwerthungsprocess. Und zwar beschränkt sie denselben im Verhältniss zu ihrer Dauer. Diese kann aber sehr ver- schieden zu- oder abnehmen, und daher in sehr verschiednem Grad die Produktionszeit des Kapitals beschränken. Was aber die politische Oeko- nomie sieht, ist das was erscheint, nämlich die Wirkung der Umlaufs- zeit auf den Verwerthungsprocess des Kapitals überhaupt. Sie fasst diese negative Wirkung als positive auf, weil ihre Folgen positiv sind. Sie haftet um so mehr an diesem Schein fest, als er den Beweis zu liefern scheint, dass das Kapital eine, von seinem Produktionsprocess und daher von der Exploitation der Arbeit unbahängige mystische Quelle der Selbst- verwerthung besitzt, die ihm aus der Cirkulationssphäre zufliesst. Wir werden später sehn, wie selbst die wissenschaftliche Oekonomie sich durch diesen Schein täuschen lässt. Er wird, wie sich ebenfalls zeigen wird, befestigt durch verschiedne Phänomene: 1) die kapitalistische Berechnungs- weise des Profits, worin der negative Grund als positiver figurirt, indem für Kapitale in verschiednen Anlagesphären, wo nur die Umlaufszeit ver- schieden, längre Umlaufszeit als Grund der Preiserhöhung wirkt, kurz, als einer der Gründe in der Ausgleichung der Profite. 2) Die Umlaufs- zeit bildet nur ein Moment der Umschlagszeit; letztre aber schliesst die Produktionszeit, resp. Reproduktionszeit ein. Was der letztren geschuldet, scheint der Umlaufszeit geschuldet. 3) Der Umsatz der Waaren in va- riables Kapital (Arbeitslohn) ist bedingt durch ihre vorherige Verwand- lung in Geld. Bei der Kapitalakkumulation geht also der Umsatz in zuschüssiges variables Kapital in der Cirkulationssphäre vor, oder während der Umlaufszeit. Die damit gegebne Akkumulation scheint daher der letztren geschuldet.
Innerhalb der Cirkulationssphäre durchläuft das Kapital — ob in der einen oder andren Reihenfolge — die zwei entgegengesetzten Phasen W — G und G — W. Seine Umlaufszeit zerfällt also auch in zwei Theile, die Zeit, die es braucht, um sich aus Waare in Geld, und die Zeit, die es braucht, um sich aus Geld in Waare zu verwandeln. Man weiss bereits aus der Analyse der einfachen Waarencirkulation (Buch I, Kap. III), dass W — G, der Verkauf, der schwierigste Theil seiner Metamorphose ist und daher, unter gewöhnlichen Umständen, von der Umlaufszeit den grössren Theil bildet. Als Geld befindet sich der Werth
in seiner stets umsetzbaren Form. Als Waare muss er erst durch Ver- wandlung in Geld diese Gestalt unmittelbarer Austauschbarkeit und daher stets schlagfertiger Wirksamkeit erhalten. Indess handelt es sich beim Cirkulationsprocess des Kapitals in seiner Phase G — W um seine Ver- wandlung in Waaren, die bestimmte Elemente des produktiven Kapitals in einer gegebnen Anlage bilden. Die Produktionsmittel sind vielleicht nicht auf dem Markt vorhanden, sondern müssen erst producirt werden, oder sie sind von entlegnen Märkten zu beziehn, oder es finden Ausfälle in ihrer gewöhnlichen Zufuhr statt, Preiswechsel u. s. w., kurz, eine Masse von Umständen, die in dem einfachen Formwechsel G — W nicht erkennbar sind, aber auch für diesen Theil der Cirkulationsphase bald mehr bald weniger Zeit beanspruchen. Wie W — G und G — W zeitlich, können sie auch räumlich getrennt sein, Kaufmarkt und Ver- kaufmarkt räumlich verschiedne Märkte sein. Bei Fabriken z. B. sind Einkäufer und Verkäufer sogar häufig getrennte Personen. Die Cirku- lation ist ebenso nothwendig bei der Waarenproduktion wie die Produk- tion selbst, also die Cirkulationsagenten ebenso nöthig wie die Produk- tionsagenten. Der Reproduktionsprocess schliesst beide Funktionen des Kapitals ein, also auch die Nothwendigkeit der Vertretung dieser Funk- tionen, sei es durch den Kapitalisten selbst, sei es durch Lohnarbeiter, Agenten desselben. Dies ist aber ebensowenig ein Grund, die Cirkulations- agenten mit den Produktionsagenten zu verwechseln, als es ein Grund ist, die Funktionen von Waarenkapital und Geldkapital mit denen von produktivem Kapital zu verwechseln. Die Cirkulationsagenten müssen bezahlt werden durch die Produktionsagenten. Wenn aber Kapitalisten, die unter einander kaufen und verkaufen, durch diesen Akt weder Produkte noch Werth schaffen, so ändert sich das nicht, wenn der Umfang ihres Geschäfts sie befähigt und nöthigt, diese Funktion auf Andre abzuwälzen. In manchen Geschäften werden Einkäufer und Verkäufer durch Tantième am Profit bezahlt. Die Phrase, dass sie durch die Konsumenten bezahlt werden, hilft nichts. Die Konsumenten können nur zahlen, soweit sie sich selbst als Agenten der Produktion ein Aequivalent in Waaren produciren oder sich solches von den Produktionsagenten aneignen, sei es auf Rechtstitel hin (als deren Associés u. s. w.), sei es durch persönliche Dienste.
Es besteht ein Unterschied zwischen W — G und G — W, der nichts mit der Formverschiedenheit von Waare und Geld zu thun hat,
sondern aus dem kapitalistischen Charakter der Produktion entspringt. An und für sich sind sowohl W — G als G — W blosse Uebersetzungen von gegebnem Werth aus einer Form in die andre. Aber W' — G' ist zugleich Realisirung des in W' enthaltnen Mehrwerths. Nicht so G — W. Daher ist der Verkauf wichtiger als der Kauf. G — W ist unter nor- malen Bedingungen nothwendiger Akt für Verwerthung des in G aus- gedrückten Werths, aber es ist nicht Realisirung von Mehrwerth; es ist Einleitung zu seiner Produktion, nicht Nachtrag dazu.
Für die Cirkulation des Waarenkapitals W' — G' sind bestimmte Schranken durch die Existenzform der Waaren selbst, ihr Dasein als Gebrauchswerthe gezogen. Sie sind von Natur vergänglich. Gehn sie also innerhalb gewisser Frist nicht in die produktive oder individuelle Konsumtion ein, je nach ihrer Bestimmung; werden sie, in andren Worten, nicht in bestimmter Zeit verkauft, so verderben sie und verlieren mit ihrem Gebrauchswerth die Eigenschaft, Träger des Tauschwerths zu sein. Der in ihnen enthaltne Kapitalwerth, resp. der ihm angewachsne Mehr- werth, geht verloren. Die Gebrauchswerthe bleiben nur Träger des peren- nirenden und sich verwerthenden Kapitalwerths, soweit sie beständig er- neuert und reproducirt, durch neue Gebrauchswerthe derselben oder andrer Art ersetzt werden. Ihr Verkauf in ihrer fertigen Waarenform, also ihr durch denselben vermitteltes Eingehn in die produktive oder individuelle Konsumtion, ist aber die stets sich erneuernde Bedingung ihrer Repro- duktion. Sie müssen innerhalb bestimmter Zeit ihre alte Gebrauchsform wechseln um in einer neuen fortzuexistiren. Der Tauschwerth erhält sich nur durch diese beständige Erneuerung seines Körpers. Die Gebrauchs- werthe verschiedner Waaren verderben rascher oder langsamer; es kann also mehr oder weniger Zwischenzeit zwischen ihrer Produktion und ihrer Konsumtion verstreichen; sie können also, ohne zu Grunde zu gehn, kürzer oder länger in der Cirkulationsphase W — G als Waarenkapital ausharren, kürzre oder längre Umlaufszeit als Waaren ertragen. Die Grenze der Umlaufszeit des Waarenkapitals durch den Verderb des Waaren- körpers selbst ist die absolute Grenze dieses Theils der Umlaufszeit oder der Umlaufszeit, die das Waarenkapital qua Waarenkapital beschreiben kann. Je vergänglicher eine Waare, je unmittelbarer nach ihrer Pro- duktion sie daher verzehrt, also auch verkauft werden muss, desto ge- ringrer Entfernung von ihrem Produktionsort ist sie fähig, desto enger
also ihre räumliche Cirkulationssphäre, desto lokalerer Natur ihr Absatz- markt. Je vergänglicher daher eine Waare, je grösser durch ihre phy- sische Beschaffenheit die absolute Schranke ihrer Umlaufszeit als Waare, desto weniger eignet sie sich zum Gegenstand der kapitalistischen Pro- duktion. Letztrer kann sie nur anheimfallen an volkreichen Plätzen, oder im Maß wie die lokalen Abstände durch Entwicklung der Transport- mittel zusammenrücken. Die Koncentration der Produktion eines Artikels in wenigen Händen und an einem volkreichen Platz kann aber relativ grossen Markt auch für solche Artikel schaffen, wie z. B. bei grossen Bierbrauereien, Milchereien u. s. w.
Die Formverwandlungen des Kapitals aus Waare in Geld und aus Geld in Waare sind zugleich Händel des Kapitalisten, Akte des Kaufs und Verkaufs. Die Zeit, worin diese Formverwandlungen des Kapitals sich vollziehn, sind subjektiv, vom Standpunkt des Kapitalisten, Verkaufszeit und Kaufzeit, die Zeit, während deren er auf dem Markt als Verkäufer und Käufer fungirt. Wie die Umlaufszeit des Kapitals einen nothwendigen Abschnitt seiner Reproduktionszeit bildet, so bildet die Zeit, während deren der Kapitalist kauft und verkauft, sich auf dem Markt herumtreibt, einen nothwendigen Abschnitt seiner Funktionszeit als Kapitalist, d. h. als per- sonificirtes Kapital. Sie bildet Theil seiner Geschäftszeit.
[Da angenommen wurde, dass die Waaren zu ihren Werthen gekauft und verkauft werden, so handelt es sich bei diesen Vorgängen nur um die Umsetzung desselben Werths aus einer Form in die andre, aus Waarenform in Geldform, und aus Geldform in Waarenform — um eine Zustandsänderung. Werden die Waaren zu ihren Werthen verkauft, so bleibt die Werthgrösse in der Hand sowohl des Käufers wie des Ver-
käufers unverändert; nur seine Daseinsform hat sich verändert. Werden die Waaren nicht zu ihren Werthen verkauft, so bleibt die Summe der umgesetzten Werthe unverändert; was auf der einen Seite plus, ist auf der andern minus.
Die Metamorphosen W — G und G — W sind aber Händel, die zwischen Käufer und Verkäufer vorgehn; sie brauchen Zeit um Handels einig zu werden, um so mehr, als hier ein Kampf vorgeht, worin jede Seite die andre zu übervortheilen sucht, und sich Geschäftsleute gegen- überstehn, so: „when Greek meets Greek then comes the tug of war.“ Die Zustandsänderung kostet Zeit und Arbeitskraft, aber nicht um Werth zu schaffen, sondern um die Umsetzung des Werths aus einer Form in die andre hervorzubringen, wobei der wechselseitige Versuch, bei dieser Gelegenheit ein überschüssiges Quantum Werth sich anzueignen, nichts ändert. Diese Arbeit, vergrössert durch die beiderseitigen böswilligen Ab- sichten, schafft so wenig Werth, wie die Arbeit, die bei einem gericht- lichen Process stattfindet, die Werthgrösse des streitigen Objekts vermehrt. Es verhält sich mit dieser Arbeit — die ein nothwendiges Moment des kapitalistischen Produktionsprocesses in seiner Totalität, wo er auch die Cirkulation einschliesst, oder von ihr eingeschlossen wird — wie etwa mit der Verbrennungsarbeit eines Stoffs, der zur Erzeugung von Wärme ver- wandt wird. Diese Verbrennungsarbeit erzeugt keine Wärme, obgleich sie ein nothwendiges Moment des Verbrennungsprocesses ist. Um z. B. Kohle als Heizmaterial zu verbrauchen, muss ich sie mit Sauerstoff ver- binden, und dazu sie aus dem festen in den gasförmigen Zustand über- führen (denn im Kohlensäuregas, dem Resultat der Verbrennung, ist die Kohle im Gaszustand), also eine physikalische Daseinsform- oder Zustands- veränderung bewirken. Die Lostrennung der Kohlenstoffmoleküle, die zu einem festen Ganzen verbunden sind, und die Zersprengung des Kohlen- stoffmoleküls selbst in seine einzelnen Atome, muss der Neuverbindung vorhergehn, und dies kostet einen gewissen Kraftaufwand, der sich also nicht in Wärme verwandelt, sondern von dieser abgeht. Sind die Waaren- besitzer daher keine Kapitalisten, sondern selbständige unmittelbare Pro- ducenten, so ist die zu Kauf und Verkauf verwendete Zeit ein Abzug von ihrer Arbeitszeit, und suchten sie daher stets (im Alterthum wie im Mittelalter) solche Operationen auf Festtage zu verlegen.
Die Dimensionen, die der Waarenumsatz in den Händen der Ka-
pitalisten annimmt, können natürlich diese, keinen Werth schaffende, son- dern nur Formwechsel des Werths vermittelnde Arbeit nicht in werth- schaffende verwandeln. Ebensowenig kann das Mirakel dieser Transsubstan- tiation durch eine Transposition vorgehn, d. h. dadurch, dass die indus- triellen Kapitalisten, statt selbst jene „Verbrennungsarbeit“ zu vollziehn, sie zum ausschliesslichen Geschäft dritter von ihnen bezahlter Personen machen. Diese dritten Personen werden ihnen natürlich nicht aus Liebe für ihre beaux yeux ihre Arbeitskraft zur Verfügung stellen. Dem Rentenkollekteur eines Grundbesitzers oder dem Hausknecht einer Bank ist es ebenfalls gleichgültig, dass ihre Arbeit die Werthgrösse weder der Rente, noch der zu einer andern Bank sackweise getragnen Goldstücke um keinen Deut vermehrt.](FN10)
Für den Kapitalisten, der Andre für sich arbeiten lässt, wird Kauf und Verkauf eine Hauptfunktion. Da er das Produkt Vieler auf grössrem gesellschaftlichen Mafsstab aneignet, so hat er es auch auf solchem zu verkaufen und später wieder aus Geld in die Produktionselemente zurück- zuverwandeln. Nach wie vor schafft Kauf und Verkaufszeit keinen Werth. Eine Illusion kommt herein durch die Funktion des Kaufmannskapitals. Aber, ohne hier noch näher darauf einzugehn, ist so viel von vornherein klar: Wenn durch Theilung der Arbeit eine Funktion, die an und für sich unproduktiv, aber ein nothwendiges Moment der Reproduktion ist, aus einer Nebenverrichtung Vieler in die ausschliessliche Verrichtung Weniger verwandelt wird, in ihr besondres Geschäft, so verwandelt sich nicht der Charakter der Funktion selbst. Ein Kaufmann (hier als blosser Agent der Formverwandlung der Waaren, als blosser Käufer und Verkäufer be- trachtet) mag durch seine Operationen die Kauf- und Verkaufszeit für viele Producenten abkürzen. Er ist dann als eine Maschine zu betrachten, die nutzlosen Kraftaufwand vermindert oder Produktionszeit freisetzen hilft.(FN11)
Wir wollen, um die Sache zu vereinfachen (da wir erst später den Kaufmann als Kapitalisten und das Kaufmannskapital betrachten), an- nehmen, dieser Agent zum Kaufen und Verkaufen sei ein Mann, der seine Arbeit verkauft. Er verausgabt seine Arbeitskraft und seine Arbeitszeit in dicsen Operationen W — G und G — W. Und er lebt daher davon, wie ein Andrer z. B. vom Spinnen oder Pillendrehn. Er verrichtet eine nothwendige Funktion, weil der Reproduktionsprocess selbst unproduktive Funktionen einschliesst. Er arbeitet so gut wie ein Andrer, aber der Inhalt seiner Arbeit schafft weder Werth noch Produkt. Er selbst gehört zu den faux frais der Produktion. Sein Nutzen besteht nicht darin, eine unproduktive Funktion in eine produktive zu verwandeln, oder unproduk- tive Arbeit in produktive. Es wäre ein Wunder, wenn dergleichen Ver- wandlung durch solche Uebertragung der Funktion bewerkstelligt werden könnte. Sein Nutzen besteht vielmehr darin, dass ein geringrer Theil der Arbeitskraft und Arbeitszeit der Gesellschaft in dieser unproduktiven Funktion gebunden wird. Noch mehr. Wir wollen annehmen, er sei blosser Lohnarbeiter, meinetwegen besser bezahlter. Welches immer seine Zahlung, als Lohnarbeiter arbeitet er einen Theil seiner Zeit umsonst. Er erhält vielleicht täglich das Werthprodukt von acht Arbeitsstunden und fungirt während zehn. Die zwei Stunden Mehrarbeit, die er verrichtet, produciren ebensowenig Werth wie seine acht Stunden nothwendige Arbeit, obgleich vermittelst dieser letztren ein Theil des gesellschaftlichen Produkts auf ihn übertragen wird. Erstens wird nach wie vor, gesellschaftlich be- trachtet, eine Arbeitskraft während zehn Stunden in dieser blossen Cirku- lationsfunktion vernutzt. Sie ist für nichts Andres verwendbar, nicht für produktive Arbeit. Zweitens aber zahlt die Gesellschaft diese zwei Stunden Mehrarbeit nicht, obgleich sie von dem Individuum, das sie verrichtet,
verausgabt werden. Die Gesellschaft eignet sich dadurch kein überschüs- siges Produkt oder Werth an. Aber die Cirkulationskosten, die er reprä- sentirt, vermindern sich um ein Fünftel, von zehn Stunden auf acht. Die Gesellschaft zahlt kein Aequivalent für ein Fünftel dieser aktiven Cirkulationszeit, deren Agent er ist. Ist es aber der Kapitalist, der diesen Agenten anwendet, so vermindern sich durch Nichtzahlung der zwei Stunden die Cirkulationskosten seines Kapitals, die einen Abzug von seiner Ein- nahme bilden. Für ihn ist es ein positiver Gewinn, weil sich die negative Schranke der Verwerthung seines Kapitals enger zieht. So lange kleine selbständige Waarenproducenten einen Theil ihrer eignen Zeit in Kaufund Ver- kauf verausgaben, stellt sich dies nur dar entweder als Zeit, verausgabt in den In- tervallen ihrer produktiven Funktion, oder als Abbruch an ihrer Produktionszeit.
Unter allen Umständen ist die hierauf verwandte Zeit eine Cirku- lationskost, die den umgesetzten Werthen nichts zuführt. Es ist die Kost, erforderlich sie aus Waarenform in Geldform zu übersetzen. Soweit der kapitalistische Waarenproducent als Cirkulationsagent erscheint, unter- scheidet er sich vom unmittelbaren Waarenproducenten nur dadurch, dass er auf grössrer Stufenleiter verkauft und kauft, und daher in grössrem Umfang als Cirkulationsagent fungirt. Sobald der Umfang seines Geschäfts ihn aber zwingt oder befähigt, eigne Cirkulationsagenten als Lohnarbeiter zu kaufen (dingen), so ist das Phänomen der Sache nach nicht verändert. Arbeitskraft und Arbeitszeit muss zu gewissem Grad im Cirkulationsprocess (soweit er blosse Formverwandlung) verausgabt werden. Aber dies erscheint jetzt als zusätzliche Kapitalauslage; ein Theil des variablen Kapitals muss ausgelegt werden im Ankauf dieser nur in der Cirkulation fungirenden Arbeitskräfte. Dieser Kapitalvorschuss schafft weder Produkt noch Werth. Er vermindert pro tanto den Umfang, worin das vorgeschossne Kapital produktiv fungirt. Es ist dasselbe als würde ein Theil des Produkts in eine Maschine verwandelt, welche den übrigen Theil des Produkts kauft und verkauft. Diese Maschine verursacht einen Abzug von Produkt. Sie wirkt nicht mit im Produktionsprocess, obgleich sie die in der Cirku- lation verausgabte Arbeitskraft etc. vermindern kann. Sie bildet bloss einen Theil der Cirkulationskosten.
Neben dem wirklichen Kaufen und Verkaufen wird Arbeitszeit ver- ausgabt in der Buchführung, in die ausserdem vergegenständlichte Arbeit
eingeht, Feder, Tinte, Papier, Schreibpult, Bureaukosten. Es wird also in dieser Funktion einerseits Arbeitskraft verausgabt, andrerseits Arbeits- mittel. Es verhält sich hiermit ganz wie mit der Kauf- und Verkaufszeit.
Als Einheit innerhalb seiner Kreisläufe, als processirender Werth, sei es nun innerhalb der Produktionssphäre, sei es innerhalb der beiden Phasen der Cirkulationssphäre, existirt das Kapital nur ideell in der Ge- stalt des Rechengelds, zunächst im Kopf des Waarenproducenten, resp. kapitalistischen Waarenproducenten. Durch die Buchführung, welche auch die Preisbestimmung oder die Berechnung der Waarenpreise (Preiskalku- lation) einbegreift, wird diese Bewegung fixirt und kontrolirt. Die Be- wegung der Produktion und namentlich der Verwerthung — wobei die Waaren nur als Werthträger figuriren, als Namen von Dingen, deren ideelles Werthdasein in Rechengeld fixirt ist — erhält so ein sym- bolisches Abbild in der Vorstellung. So lange der einzelne Waarenpro- ducent entweder nur in seinem Kopf Buch führt (wie z. B. der Bauer; erst die kapitalistische Agrikultur producirt den Buch führenden Pächter) oder nur nebenbei, ausserhalb seiner Produktionszeit, ein Buch über seine Aus- gaben, Einnahmen, Zahlungstermine u. s. w. führt, so lange ist es hand- greiflich, dass diese seine Funktion und die Arbeitsmittel, die er etwa dabei verbraucht, wie Papier u. s. w., zusätzlichen Verbrauch von Ar- beitszeit und Arbeitsmitteln darstellen, die nothwendig sind, aber einen Abzug bilden sowohl an der Zeit, die er produktiv verbrauchen kann, wie an den Arbeitsmitteln die im wirklichen Produktionsprocess fungiren, in die Produkt- und Werthbildung eingehn.(FN12) Die Natur der Funktion selbst verändert sich nicht, weder durch den Umfang, den sie dadurch
erhält, dass sie in der Hand des kapitalistischen Waarenproducenten kon- centrirt wird und statt als Funktion vieler kleiner Waarenproducenten als die eines Kapitalisten, als Funktion innerhalb eines Produktionsprocesses auf grosser Stufenleiter erscheint; noch durch ihre Losreissung von den produktiven Funktionen, von denen sie ein Beiwerk bildete, und durch ihre Verselbständigung als Funktion besondrer, ausschliesslich mit ihr be- trauter Agenten.
Die Theilung der Arbeit, die Verselbständigung einer Funktion, macht sie nicht produkt- und werthbildend, wenn sie es nicht an sich, also schon vor ihrer Verselbständigung ist. Legt ein Kapitalist sein Kapital neu an, so muss er einen Theil im Ankauf eines Buchhalters etc. und in Mitteln der Buchführung anlegen. Ist sein Kapital bereits in Funktion, in seinem beständigen Reproduktionsprocess begriffen, so muss er einen Theil des Waarenprodukts, vermittelst Verwandlung in Geld, be- ständig rückverwandeln in Buchhalter, Kommis u. dergl. Dieser Theil des Kapitals ist dem Produktionsprocess entzogen und gehört zu den Cirkulationskosten, Abzügen am Gesammtertrag. (Eingeschlossen die Ar- beitskraft selbst, die ausschliesslich auf diese Funktion verwendet wird.)
Es findet jedoch ein gewisser Unterschied statt zwischen den aus der Buchführung entspringenden Kosten, resp. unproduktiven Verausgabung von Arbeitszeit einerseits und denen der blossen Kauf- und Verkaufszeit andrerseits. Die letztren entspringen nur aus der bestimmten gesell- schaftlichen Form des Produktionsprocesses, daraus, dass er Produktions- process von Waare ist. Die Buchführung, als Kontrole und ideelle Zu- sammenfassung des Processes wird um so nothwendiger, jemehr der Pro- cess auf gesellschaftlicher Stufenleiter vorgeht und den rein individuellen Charakter verliert; also nothwendiger in der kapitalistischen Produktion als in der zersplitterten des Handwerks- und Bauernbetriebs, nothwendiger bei gemeinschaftlicher Produktion als bei kapitalistischer. Die Kosten der Buchführung reduciren sich aber mit der Koncentration der Produktion, und jemehr sie sich in gesellschaftliche Buchführung verwandelt.
Es handelt sich hier nur um den allgemeinen Charakter der Cirku- lationskosten, die aus der blossen formellen Metamorphose entspringen. Es ist hier überflüssig, auf alle ihre Detailformen einzugehn. Wie aber der reinen Formverwandlung des Werths angehörige, also aus der be- stimmten gesellschaftlichen Form des Produktionsprocesses entspringende
Formen, die bei dem individuellen Waarenproducenten nur verschwindende und kaum bemerkbare Momente sind, neben seinen produktiven Funktionen herlaufen oder sich mit ihnen verschlingen — wie diese als massenhafte Cirkulationskosten die Augen frappiren können, sieht man beim blossen Einnehmen und Ausgeben von Geld, sobald es als ausschliessliche Funktion von Banken etc. oder des Kassirers in individuellen Ge- schäften, verselbständigt und auf grosser Stufenleiter koncentrirt ist. Was festzuhalten, ist, dass diese Cirkulationskosten durch die veränderte Gestalt ihren Charakter nicht ändern.
Ob ein Produkt als Waare oder nicht als Waare producirt wird, es ist stets stoffliche Gestalt von Reichthum, Gebrauchswerth, bestimmt, in die individuelle oder produktive Konsumtion einzugehn. Als Waare existirt sein Werth ideell im Preise, der an seiner wirklichen Gebrauchs- gestalt nichts ändert. Dass aber bestimmte Waaren, wie Gold und Silber, als Geld fungiren und als solche ausschliesslich den Cirkulationsprocess be- hausen (auch als Schatz, Reserve etc. bleiben sie, obwohl latent, in der Cirkulationssphäre) ist ein reines Produkt der bestimmten gesellschaftlichen Form des Produktionsprocesses, der Produktionsprocess von Waaren ist. Da auf Grundlage der kapitalistischen Produktion Waare die allgemeine Gestalt des Pro- dukts wird, und die grösste Masse des Produkts als Waare producirt wird und daher die Geldform annehmen muss, da also die Waarenmasse, der als Waare fungirende Theil des gesellschaftlichen Reichthums fortwährend wächst — so nimmt hier auch der Umfang des als Cirkulationsmittel, Zahlungs- mittel, Reserve etc. fungirenden Golds und Silbers zu. Diese als Geld fungirenden Waaren gehn weder in die individuelle noch in die pro- duktive Konsumtion ein. Es ist gesellschaftliche Arbeit, in einer Form fixirt, worin sie als blosse Cirkulationsmaschine dient. Ausserdem dass ein Theil des gesellschaftlichen Reichthums in diese unproduktive Form ge- bannt ist, erheischt der Verschleiss des Geldes beständigen Ersatz desselben oder Umwandlung von mehr gesellschaftlicher Arbeit — in Produktform — in mehr Gold und Silber. Diese Ersatzkosten sind bei kapitalistisch ent- wickelten Nationen bedeutend, weil überhaupt der in Form des Gelds ge- bannte Theil des Reichthums umfangreich ist. Gold und Silber, als Geld- waaren, bilden für die Gesellschaft Cirkulationskosten die nur aus der ge- sellschaftlichen Form der Produktion entspringen. Es sind faux frais der
Waarenproduktion überhaupt, die mit der Entwicklung der Waarenpro- duktion, und besonders der kapitalistischen Produktion, wachsen. Es ist ein Theil des gesellschaftlichen Reichthums, der dem Cirkulationsprocess geopfert werden muss.(FN13)
Cirkulationskosten, die aus dem blossen Formwechsel des Werths, aus der Cirkulation ideell betrachtet, hervorgehn, gehn nicht in den Werth der Waaren ein. Die in ihnen verausgabten Kapitaltheile bilden blosse Ab- züge von dem produktiv verausgabten Kapital, soweit der Kapitalist be- trachtet wird. Von andrer Natur sind die Cirkulationskosten die wir jetzt betrachten. Sie können aus Produktionsprocessen entspringen, die nur in der Cirkulation fortgesetzt werden, deren produktiver Charakter also durch die Cirkulationsform nur versteckt ist. Sie können andrerseits, ge- sellschaftlich betrachtet, blosse Kosten, unproduktive Verausgabung, sei es lebendiger, sei es vergegenständlichter Arbeit sein, aber doch eben dadurch für den individuellen Kapitalisten werthbildend wirken, einen Zusatz zum Verkaufspreis seiner Waare bilden. Dies folgt schon daraus, dass diese Kosten in verschiednen Produktionssphären und stellenweise für verschiedne individuelle Kapitale innerhalb derselben Produktionssphäre verschieden sind. Durch ihren Zusatz zum Preis der Waare werden sie in dem Maß ver- theilt, worin sie auf die individuellen Kapitalisten fallen. Aber alle Arbeit, die Werth zusetzt, kann auch Mehrwerth zusetzen und wird auf kapitalistischer Grundlage immer Mehrwerth zusetzen, da der Werth, den sie bildet, von ihrer eignen Größe, der Mehrwerth, den sie bildet, von dem Umfang abhängt, worin der Kapitalist sie bezahlt. Kosten also, die die Waare vertheuern, ohne ihr Gebrauchswerth zuzusetzen, für die Gesellschaft also zu den faux frais der Produktion gehören, können für den individuellen Kapitalisten Quelle der Bereicherung bilden. Andrerseits, so- weit der Zusatz, den sie dem Preis der Waare hinzufügen, diese Cirku- lationskosten nur gleichmässig vertheilt, hört ihr unproduktiver Charakter
dadurch nicht auf. Z. B. Assekuranzgesellschaften vertheilen die Verluste individueller Kapitalisten unter die Kapitalistenklasse. Dies verhindert je- doch nicht, dass die so ausgeglichnen Verluste nach wie vor, das gesell- schaftliche Gesammtkapital betrachtet, Verluste sind.
Während seines Daseins als Waarenkapital oder seines Aufenthalts auf dem Markt, also so lange es sich in dem Intervall befindet zwischen dem Produktionsprocess, aus dem es herauskommt, und dem Konsumtions- process, in den es eingeht, bildet das Produkt Waarenvorrath. Als Waare auf dem Markt, und daher in der Gestalt des Vorraths, erscheint das Waarenkapital doppelt in jedem Kreislauf, einmal als Waarenprodukt des processirenden Kapitals selbst, dessen Kreislauf betrachtet wird; das andre Mal dagegen als Waarenprodukt eines andren Kapitals, das sich auf dem Markt vorfinden muss, um gekauft und in produktives Kapital verwandelt zu werden. Allerdings ist es möglich, dass dies letztre Waarenkapital erst auf Bestellung producirt wird. Dann findet Unterbrechung statt, so lange bis es producirt ist. Der Fluss des Produktions- und Repro- duktionsprocesses erheischt jedoch, dass eine Masse Waaren (Produktions- mittel) sich beständig auf dem Markt vorfindet, also Vorrath bildet. Ebenso umfasst das produktive Kapital den Ankauf der Arbeitskraft, und die Geldform ist hier nur die Werthform von Lebensmitteln, die der Arbeiter großentheils auf dem Markt vorfinden muss. Wir gehn im Fortgang dieses Paragraphen näher hierauf ein. Hier ist bereits dieser Punkt ge- wonnen. Stellen wir uns auf den Standpunkt des processirenden Kapital- werths, der sich in Waarenprodukt verwandelt hat und nun verkauft oder in Geld rückverwandelt werden muss, der also jetzt als Waarenkapital auf dem Markt fungirt, so ist der Zustand, worin es Vorrath bildet, ein zweckwidriger unfreiwilliger Aufenthalt auf dem Markt. Je rascher ver- kauft, desto flüssiger der Reproduktionsprocess. Der Aufenthalt in der Formverwandlung W' — G' hindert den realen Stoffwechsel, der im Kreis- lauf des Kapitals vorgehn muss, wie seine weitere Funktion als pro- duktives Kapital. Andrerseits für G — W erscheint das beständige Vor- handensein der Waare auf dem Markt, der Waarenvorrath, als Bedingung des Flusses des Reproduktionsprocesses wie der Anlage von neuem oder zusätzlichem Kapital.
Das Verharren des Waarenkapitals als Waarenvorrath auf dem Markt erheischt Baulichkeiten, Magazine, Reservoirs der Waaren, Waarenlager, also Auslage von konstantem Kapital; ebenso Zahlung von Arbeitskräften zur Einmagazinirung der Waaren in ihre Reservoirs. Ausserdem ver- derben die Waaren und sind schädlichen elementaren Einflüssen ausgesetzt. Zum Schutz davor ist zusätzliches Kapital auszulegen, theils in Arbeits- mitteln, in gegenständlicher Form, theils in Arbeitskraft.(FN14)
Das Dasein des Kapitals in seiner Form als Waarenkapital und daher als Waarenvorrath verursacht also Kosten, die, da sie nicht der Pro- duktionssphäre angehören, zu den Cirkulationskosten zählen. Diese Cir- kulationskosten unterscheiden sich von den sub I aufgeführten dadurch, dass sie in gewissem Umfang in den Werth der Waaren eingehn, also die Waare vertheuern. Unter allen Umständen sind Kapital und Arbeits- kraft, die zur Erhaltung und Aufbewahrung des Waarenvorraths dienen, dem direkten Produktionsprocess entzogen. Andrerseits müssen die hier angewandten Kapitale, Arbeitskraft eingerechnet als Bestandtheil des Ka- pitals, aus dem gesellschaftlichen Produkt ersetzt werden. Ihre Auslage wirkt daher wie eine Verminderung der Produktionskraft der Arbeit, so- dass ein grösseres Quantum Kapital und Arbeit erheischt ist, um einen bestimmten Nutzeffekt zu erzielen. Es sind Unkosten.
Soweit nun die, durch die Bildung des Waarenvorraths bedingten Cirkulationskosten nur aus der Zeitdauer der Verwandlung vorhandner Werthe aus Waarenform in Geldform, also nur aus der bestimmten ge- sellschaftlichen Form des Produktionsprocesses entspringen (nur daraus, dass das Produkt als Waare producirt wird und daher auch die Verwand- lung in Geld durchmachen muss) — theilen sie ganz den Charakter der
sub I aufgezählten Cirkulationskosten. Andrerseits wird der Werth der Waaren hier nur konservirt, resp. vermehrt, weil der Gebrauchswerth, das Produkt selbst, unter bestimmte gegenständliche Bedingungen versetzt wird, die Kapitalauslage kosten; und Operationen unterworfen wird, die zusätzliche Arbeit auf die Gebrauchswerthe wirken lassen. Die Berech- nung der Waarenwerthe, die Buchführung über diesen Process, die Kauf- und Verkaufshändel dagegen wirken nicht auf den Gebrauchswerth, worin der Waarenwerth existirt. Sie haben es nur mit seiner Form zu thun. Obgleich daher in dem vorausgesetzten Fall diese Unkosten der Vorrath- bildung (die hier unfreiwillig ist) bloss aus einem Aufenthalt der Form- verwandlung und aus der Nothwendigkeit derselben entspringen, so unter- scheiden sie sich dennoch von den Unkosten sub I dadurch, dass ihr Gegenstand selbst nicht die Formverwandlung des Werths, sondern die Er- haltung des Werths ist, der in der Waare, als Produkt, Gebrauchswerth, existirt und daher nur durch die Erhaltung des Produkts, des Gebrauchs- werths selbst erhalten werden kann. Der Gebrauchswerth wird hier weder erhöht noch vermehrt, im Gegentheil er nimmt ab. Aber seine Abnahme wird beschränkt und er wird erhalten. Auch der vorgeschossne, in der Waare existirende Werth wird hier nicht erhöht. Aber neue Arbeit, ver- gegenständlichte und lebendige, wird hinzugesetzt.
Es ist nun weiter zu untersuchen wie weit diese Unkosten aus dem eigenthümlichen Charakter der Waarenproduktion überhaupt und der Waarenproduktion in ihrer allgemeinen, absoluten Form hervorgehn, d. h. der kapitalistischen Waarenproduktion; wie weit sie andrerseits aller gesell- schaftlichen Produktion gemeinsam sind und hier nur innerhalb der kapi- talistischen Produktion eine besondre Gestalt annehmen, eine besondre Erscheinungsform.
A. Smith hat die fabelhafte Ansicht aufgestellt, dass die Vorrath- bildung ein der kapitalistischen Produktion eigenthümliches Phänomen sei.(FN15) Neuere Oekonomen, z. B. Lalor, behaupten umgekehrt, dass sie mit der Entwicklung der kapitalistischen Produktion abnimmt. Sismondi betrachtet dies sogar als eine Schattenseite der letztren.
In der That existirt der Vorrath in drei Formen: in der Form des produktiven Kapitals, in der Form des individuellen Konsumtionsfonds, und in Form des Waarenvorraths oder Waarenkapitals. Der Vorrath in
der einen Form nimmt relativ ab, wenn er in der andren Form zunimmt, obgleich er seiner absoluten Grösse nach in allen drei Formen gleich- zeitig wachsen mag.
Es ist von vornherein klar, dass wo die Produktion direkt auf die Befriedigung des Selbstbedarfs gerichtet ist und nur zum geringern Theil für den Austausch oder Verkauf producirt wird, also das gesellschaft- liche Produkt gar nicht oder nur zum kleinern Theil die Form der Waare annimmt, der Vorrath in der Form der Waare oder Waarenvorrath nur einen geringen und verschwindenden Theil des Reichsthums bildet. Der Konsumtionsfonds ist aber hier relativ gross, namentlich der eigent- lichen Lebensmittel. Man hat nur alterthümliche Bauernwirthschaft an- zusehn. Ein überwiegender Theil des Produkts verwandelt sich hier un- mittelbar, ohne Waarenvorrath zu bilden — eben weil er in der Hand seines Besitzers bleibt — in vorräthige Produktionsmittel oder Lebens- mittel. Er nimmt nicht die Form des Waarenvorraths an und eben des- wegen existirt in Gesellschaften, die auf solcher Produktionsweise ge- gründet sind, nach A. Smith kein Vorrath. A. Smith verwechselt die Form des Vorraths mit dem Vorrath selbst und glaubt, dass die Gesell- schaft bisher von der Hand in den Mund lebte oder sich auf den Zufall des folgenden Tages verliess.(FN16) Es ist ein kindisches Missverständniss.
Vorrath in der Form des produktiven Kapitals existirt in der Form von Produktionsmitteln, die sich bereits im Produktionsprocess befinden oder wenigstens in der Hand des Producenten, also latent schon im Produk- tionsprocess. Man hat früher gesehn, dass mit der Entwicklung der Produktivität der Arbeit, also auch mit der Entwicklung der kapita- listischen Produktionsweise — welche die gesellschaftliche Produktivkraft der Arbeit mehr entwickelt als alle früheren Produktionsweisen — die Masse der in der Form von Arbeitsmitteln dem Process ein für allemal einverleibten und stets wiederholt, während längrer oder kürzrer Periode in ihm fungirenden Produktionsmittel (Gebäude, Maschinen etc.) beständig wächst, und dass ihr Wachsthum sowohl Voraussetzung wie Wirkung der Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit ist. Das nicht nur absolute, sondern relative Wachsthum des Reichthums in dieser Form (vergl. Buch I, Kap. XXIII, 2) charakterisirt vor allem die ka- pitalistische Produktionsweise. Die stofflichen Existenzformen des kon- stanten Kapitals, die Produktionsmittel, bestehn aber nicht nur aus der- artigen Arbeitsmitteln, sondern auch aus Arbeitsmaterial auf den ver- schiedensten Stufen der Verarbeitung und aus Hülfsstoffen. Mit der Stufenleiter der Produktion und der Steigerung der Produktivkraft der Arbeit durch Kooperation, Theilung, Maschinerie u. s. w. wächst die Masse des Rohmaterials, der Hülfsstoffe etc., die in den täglichen Repro- duktionsprocess eingehn. Diese Elemente müssen in der Produktionsstätte bereit liegen. Der Umfang dieses in der Form von produktiven Kapital existirenden Vorraths wächst also absolut. Damit der Process fliesse — ganz davon abgesehn, ob dieser Vorrath täglich oder nur in bestimmten Terminen erneuert werden kann — muss stets mehr Anhäufung von Roh- stoff etc. in der Produktionsstätte bereit liegen, als z. B. täglich oder wöchentlich verbraucht wird. Die Kontinuität des Processes erheischt, dass das Dasein seiner Bedingungen weder abhänge von möglicher Unter- brechung bei täglichen Einkäufen, noch davon, dass das Waarenprodukt täglich oder wöchentlich verkauft werde und daher nur unregelmäßig in seine Produktionselemente rückverwandelbar sei. Indess kann offenbar das produktive Kapital in sehr verschiednem Umfang latent sein oder Vor- rath bilden. Es macht z. B. grossen Unterschied, ob der Spinner Baumwolle oder Kohlen für drei Monate oder für einen parat liegen haben muss. Man sieht, dass dieser Vorrath relativ abnehmen kann, obgleich er absolut zunimmt.
Es hängt dies von verschiednen Bedingungen ab, die alle im wesent- lichen hinauskommen auf die grössre Geschwindigkeit, Regelmässigkeit und Sicherheit, womit die nöthige Masse von Rohstoff stets so zugeführt werden kann, dass nie Unterbrechung entsteht. Je weniger diese Be- dingungen erfüllt sind, je geringer also Sicherheit, Regelmäßigkeit und Geschwindigkeit der Zufuhr, desto grösser muss der latente Theil des produktiven Kapitals, d. h. der noch seine Verarbeitung erwartende Vorrath von Rohstoffen u. s. w. in der Hand des Producenten sein. Diese Bedingungen stehn im umgekehrten Verhältniss zur Entwicklungshöhe der kapitalistischen Produktion und daher der Produktivkraft der gesellschaft- lichen Arbeit. Also auch der Vorrath in dieser Form.
Indess ist das, was hier als Abnahme des Vorraths erscheint (z. B. bei Lalor), zum Theil nur Abnahme des Vorraths in der Form des Waarenkapitals oder des eigentlichen Waarenvorraths; also bloss Form- wechsel desselben Vorraths. Ist z. B. die Masse Kohlen, die täglich im Lande selbst producirt wird, also Umfang und Energie der Kohlenpro- duktion, gross, so braucht der Spinner kein grosses Kohlenlager um die Kontinuität seiner Produktion zu sichern. Die beständige sichere Er- neuerung der Kohlenzufuhr macht dies überflüssig. Zweitens: Die Ge- schwindigkeit, womit das Produkt eines Processes als Produktionsmittel in einen andren Process übergehn kann, hängt ab von der Entwicklung der Transport- und Kommunikationsmittel. Die Wohlfeilheit des Trans- ports spielt grosse Rolle dabei. Der beständig erneuerte Transport z. B. von Kohlen von der Grube zur Spinnerei wäre theurer als die Versorgung mit einer grössren Kohlenmasse für längre Zeit bei relativ wohlfeilerm Transport. Diese beiden bisher betrachteten Umstände gehn aus dem Pro- duktionsprocess selbst hervor. Drittens wirkt ein die Entwicklung des Kreditsystems. Je weniger der Spinner für Erneuerung seiner Vorräthe an Baumwolle, Kohle etc. vom unmittelbaren Verkauf seines Garns ab- hängt — und je entwickelter das Kreditsystem, je geringer ist diese un- mittelbare Abhängigkeit — desto kleiner kann die relative Grösse dieser Vorräthe sein, um eine von den Zufällen des Garnverkaufs unabhängige kontinuirliche Garnproduktion auf gegebner Stufenleiter zu sichern. Vier- tens aber bedürfen viele Rohstoffe, Halbfabrikate etc. längrer Zeitperioden zu ihrer Produktion, und namentlich gilt dies von allen Rohstoffen, die die Agrikultur liefert. Soll keine Unterbrechung des Produktionsprocesses
stattfinden, so muss also ein bestimmter Vorrath derselben vorhanden sein für den ganzen Zeitabschnitt, worin Neuprodukt nicht die Stelle des alten ersetzen kann. Nimmt dieser Vorrath ab in der Hand des industriellen Kapitalisten, so beweist das nur, dass er in der Form des Waarenvorraths in der Hand des Kaufmanns zunimmt. Die Entwicklung der Transport- mittel z. B. gestattet die im Importhafen liegende Baumwolle rasch von Liverpool nach Manchester überzuführen, sodass der Fabrikant, je nach Bedarf, in relativ kleinen Portionen seinen Baumwollvorrath erneuern kann. Aber dann liegt dieselbe Baumwolle in um so grössren Massen als Waaren- vorrath in der Hand von Kaufleuten zu Liverpool. Es ist also blosser Formwechsel des Vorraths, was Lalor und Andre übersehn haben. Und, das gesellschaftliche Kapital betrachtet, befindet sich hier nach wie vor dieselbe Produktmasse in der Form des Vorraths. Für ein einzelnes Land nimmt der Umfang, worin z. B. die für das Jahr nöthige Masse bereit sein muss, ab mit der Entwicklung der Transportmittel. Gehn viele Dampf- und Segelschiffe zwischen Amerika und England, so vermehren sich die Gelegenheiten der Erneuerung des Baumwollvorraths für England und nimmt also die Masse des Baumwollvorraths ab, die durchschnittlich in England lagern muss. Ebenso wirkt die Entwicklung des Weltmarkts und daher die Vervielfachung der Bezugsquellen desselben Artikels. Der Artikel wird stückweis von verschiednen Ländern und in verschiednen Zeit- terminen zugeführt.
Man hat bereits gesehn: auf Grundlage der kapitalistischen Pro- duktion wird die Waare zur allgemeinen Form des Produkts, und je mehr jene sich nach Umfang und Tiefe entwickelt, desto mehr. Es existirt also — selbst bei gleichem Umfang der Produktion — ein ungleich größrer Theil des Produkts als Waare, im Vergleich, sei es zu frühern Produktionsweisen, sei es zur kapitalistischen Produktionsweise auf minder entwickeltem Grad. Alle Waaren aber — also auch alles Waaren- kapital, welches nur Waare ist, aber Waare als Daseinsform des Kapital- werths — soweit sie aus ihrer Produktionssphäre nicht unmittelbar in die produktive oder individuelle Konsumtion eingeht, also im Intervall auf dem Markt sich befindet, bildet ein Element des Waarenvorraths. An und für sich — bei gleichbleibendem Umfang der Produktion — wächst daher der Waarenvorrath (d. h. diese Verselbständigung und Fixi-
rung der Waarenform des Produkts) mit der kapitalistischen Produktion. Man hat bereits gesehn, dass dies nur Formwechsel des Vorraths ist, d. h. dass auf der einen Seite der Vorrath in Waarenform zunimmt, weil er auf der andren Seite in der Form von direktem Produktions- oder Konsumtionsvorrath abnimmt. Es ist nur eine veränderte gesellschaftliche Form des Vorraths. Wenn zugleich nicht nur die relative Grösse des Waarenvorraths im Verhältniss zum gesellschaftlichen Gesammtprodukt zu- nimmt, sondern auch seine absolute Grösse, so, weil mit der kapitalisti- schen Produktion die Masse des Gesammtprodukts wächst.
Mit der Entwicklung der kapitalistischen Produktion wird die Stufen- leiter der Produktion in stets geringrem Grad durch die unmittelbare Nachfrage nach dem Produkt bestimmt, und in stets größrem durch den Umfang des Kapitals, worüber der individuelle Kapitalist verfügt, durch den Verwerthungstrieb seines Kapitals und die Nothwendigkeit der Kon- tinuität und der Ausdehnung seines Produktionsprocesses. Damit wächst nothwendig in jedem besondren Produktionszweig die Produktmasse, die sich als Waare auf dem Markt befindet oder nach Absatz sucht. Es wächst die in der Form des Waarenkapitals kürzer oder länger fixirte Kapitalmasse. Es wächst daher der Waarenvorrath.
Endlich wird der grösste Theil der Gesellschaft in Lohnarbeiter verwandelt, Leute, die aus der Hand in den Mund leben, ihren Lohn wöchentlich empfangen und täglich ausgeben, die also ihre Lebensmittel als Vorrath vorfinden müssen. So sehr dle einzelnen Elemente dieses Vorraths fliessen mögen, muss ein Theil derselben doch beständig stocken, damit der Vorrath stets in Fluss bleiben kann.
Alle diese Momente gehn hervor aus der Form der Produktion und der in ihr einbegriffenen Formverwandlung, die das Produkt im Cirkula- tionsprocess durchlaufen muss.
Welches immer die gesellschaftliche Form des Produktenvorraths, seine Aufbewahrung erfordert Kosten: Baulichkeiten, Gefässe u. s. w., welche die Behälter des Produkts bilden; ebenso Produktionsmittel und Arbeit, mehr oder weniger je nach der Natur des Produkts, die veraus- gabt werden müssen zur Abwehr störender Einflüsse. Jemehr die Vor- räthe gesellschaftlich koncentrirt, desto relativ kleiner sind diese Kosten. Diese Auslagen bilden stets einen Theil gesellschaftlicher Arbeit, sei es in vergegenständlichter oder lebendiger Form — also in der kapitalisti-
schen Form Kapitalauslagen — die nicht in die Produktbildung selbst ein- gehn, also Abzüge vom Produkt. Sie sind nothwendig, Unkosten des gesellschaftlichen Reichthums. Sie sind die Erhaltungskosten des ge- sellschaftlichen Produkts, ob seine Existenz als Element des Waarenvor- raths nun bloss der gesellschaftlichen Form der Produktion, also der Waarenform und ihrer nothwendigen Formverwandlung entspringe, oder ob wir den Waarenvorrath nur als eine Specialform des Produktenvor- raths betrachten, der allen Gesellschaften gemeinsam, wenn auch nicht in der Form des Waarenvorraths, dieser dem Cirkulationsprocess angehörigen Form desselben.
Es fragt sich nun, wie weit diese Kosten in den Werth der Waaren eingehn.
Wenn der Kapitalist sein in Produktionsmitteln und Arbeitskraft vorgeschossnes Kapital in Produkt verwandelt hat, in eine fertige zum Verkauf bestimmte Waarenmasse, und diese bleibt unverkäuflich lagern, so stockt nicht nur der Verwerthungsprocess seines Kapitals während dieser Zeit. Die Ausgaben, welche die Erhaltung dieses Vorraths in Baulichkeiten, zusätzlicher Arbeit etc. erheischt, bilden positiven Verlust. Der schliessliche Käufer würde ihn auslachen, wenn er sagte: Meine Waare war während sechs Monaten unverkaufbar und ihre Erhaltung wäh- rend dieser sechs Monate hat mir nicht nur so und so viel Kapital brach- gelegt, sondern ausserdem x = Unkosten verursacht. Tant pis pour vous, sagt der Käufer. Da neben Euch steht ein andrer Verkäufer, dessen Waare erst vorgestern fertig geworden ist. Eure Waare ist ein Laden- hüter und wahrscheinlich mehr oder minder angenagt vom Zahn der Zeit. Ihr müsst also wohlfeiler verkaufen als Euer Rival. — Ob der Waaren- producent der wirkliche Producent seiner Waare, oder ihr kapitalistischer Producent, in der That also nur Repräsentant ihrer wirklichen Produ- centen, ändert nichts an den Lebensbedingungen der Waare. Er hat seine Sache in Geld zu verwandeln. Die Unkosten, die ihre Fixirung in ihrer Waarenform ihm verursacht, gehören zu seinen individuellen Abenteuern, die den Käufer der Waare nichts angehn. Dieser zahlt ihm nicht die Cirkulationszeit seiner Waare. Selbst wenn der Kapitalist seine Waare absichtlich vom Markt zurückhält, in Zeiten wirklicher oder vermutheter Werthrevolution, so hängt es ab vom Eintreffen dieser Werthrevolution, von der Richtigkeit oder Unrichtigkeit seiner Spekulation, ob er die zu-
sätzlichen Unkosten realisirt. Aber die Werthrevolution ist keine Folge seiner Unkosten. Soweit also die Vorrathbildung Cirkulationsstockung, setzen die dadurch verursachten Kosten der Waare keinen Werth zu. Andrerseits kann kein Vorrath vorhanden sein ohne Aufenthalt in der Cirkulationssphäre, ohne Verharren, länger oder kürzer, des Kapitals in seiner Waarenform; also kein Vorrath ohne Cirkulationsstockung, ganz wie kein Geld cirkuliren kann ohne Geldreserve-Bildung. Also ohne den Waarenvorrath keine Waarencirkulation. Tritt diese Nothwendigkeit dem Kapitalisten nicht in W' — G', so tritt sie ihm in G — W entgegen; nicht für sein Waarenkapital, aber für das Waarenkapital andrer Kapitalisten die Produktionsmittel für ihn und Lebensmittel für seine Arbeiter produciren.
Ob die Vorrathbildung freiwillig oder unfreiwillig, d. h. ob der Waarenproducent absichtlich einen Vorrath hält, oder ob seine Waaren Vorrath bilden in Folge des Widerstands, den die Umstände des Cirku- lationsprocesses selbst ihrem Verkauf entgegenstellen, scheint an dem Wesen der Sache nichts ändern zu können. Doch ist zur Lösung dieser Frage nützlich zu wissen, was die freiwillige von der unfreiwilligen Vor- rathbildung unterscheidet. Die unfreiwillige Bildung des Vorraths ent- springt aus, oder ist identisch mit, einer Cirkulationsstockung, die vom Wissen des Waarenproducenten unabhängig ist und seinem Willen in die Quere kommt. Was charakterisirt die freiwillige Vorrathbildung? Nach wie vor sucht der Verkäufer seine Waare so rasch wie möglich loszu- schlagen. Er bietet stets das Produkt als Waare feil. Entzöge er es dem Verkauf, so bildete es nur mögliches (δυνάμει) kein effektives (ἐνεϱγείᾳ) Element des Waarenvorraths. Die Waare als solche ist ihm nach wie vor nur Träger ihres Tauschwerths, und als solcher kann sie nur wirken durch und nach Abstreifung ihrer Waarenform und Annahme der Geldform.
Der Waarenvorrath muss einen gewissen Umfang haben, um wäh- rend einer gegebnen Periode zu genügen für den Umfang der Nachfrage. Es wird dabei gerechnet auf beständige Ausdehnung des Kreises der Käufer. Um z. B. während eines Tags auszureichen, muss ein Theil der auf dem Markt befindlichen Waaren beständig in der Waarenform ausharren, während der andre fliesst, sich in Geld verwandelt. Der Theil der stockt, während der andre fliesst, nimmt zwar beständig ab, wie der Umfang des Vorraths selbst abnimmt, bis er schliesslich ganz verkauft ist.
Die Waarenstockung ist hier also berechnet als nothwendige Bedingung des Verkanfs der Waare. Der Umfang muss ferner grösser sein als der mittlere Verkauf oder der Umfang der mittleren Nachfrage. Die Ueber- schüsse über dieselben könnten sonst nicht befriedigt werden. Andrer- seits muss der Vorrath beständig erneuert werden, weil er sich beständig auflöst. Diese Erneurung kann in letzter Instanz nur aus der Pro- duktion herkommen, aus einer Zufuhr von Waare. Ob diese vom Aus- land kommt oder nicht, ändert nichts an der Sache. Die Erneurung hängt ab von den Perioden, die die Waaren zu ihrer Reproduktion brauchen. Während dieser Zeit muss der Waarenvorrath ausreichen. Dass er nicht in der Hand des ursprünglichen Producenten bleibt, son- dern durch verschiedne Reservoirs läuft, vom grossen Kaufmann bis zum Detailverkäufer, ändert nur die Erscheinung, nicht die Sache selbst. Gesellschaftlich betrachtet, befindet sich nach wie vor ein Theil des Kapi- tals in der Form des Waarenvorraths, so lange die Waare nicht in die produktive oder individuelle Konsumtion eingegangen ist. Der Producent selbst sucht einen seiner durchschnittlichen Nachfrage entsprechenden Lagerbestand zu haben, um nicht unmittelbar von der Produktion ab- zuhängen, und um sich einen beständigen Kreis von Kunden zu sichern. Den Produktionsperioden entsprechend bilden sich Kauftermine und bildet die Waare während längrer oder kürzrer Zeit Vorrath, bis sie durch neue Exemplare derselben Art ersetzt werden kann. Nur durch diese Vorrath- bildung ist die Beständigkeit und Kontinuität des Cirkulationsprocesses, und daher des Reproduktionsprocesses, die den Cirkulationsprocess ein- schliesst, gesichert.
Man muss sich erinnern: W' — G' kann für den Producenten von W vollzogen sein, obgleich W sich noch auf dem Markt befindet. Wollte der Producent selbst seine eigne Waare auf Lager halten bis sie an den definitiven Konsumenten verkauft ist, so müsste er ein doppeltes Kapital in Bewegung setzen, eins als Producent der Waare, das andre als Kauf- mann. Für die Waare selbst — betrachtet, sei es als einzelne Waare oder als Bestandtheil des gesellschaftlichen Kapitals — ändert es nichts an der Sache, ob die Kosten der Vorrathbildung auf ihren Producenten fallen oder auf eine Reihe Kaufleute von A bis Z.
Soweit der Waarenvorrath nichts ist als die Waarenform des Vor- raths, der auf gegebner Stufenleiter der gesellschaftlichen Produktion
entweder als produktiver Vorrath (latenter Produktionsfonds) oder als Kon- sumtionsfonds (Reserve von Konsumtionsmitteln) existiren würde, wenn er nicht als Waarenvorrath existirte, sind auch die Kosten, die die Erhal- tung des Vorraths erheischt, also die Kosten der Vorrathbildung — d. h. die hierauf verwandte vergegenständlichte oder lebendige Arbeit — bloss transponirte Kosten der Erhaltung, sei es des gesellschaftlichen Produk- tionsfonds, sei es des gesellschaftlichen Konsumtionsfonds. Die Erhöhung des Werths der Waare, die sie verursachen, vertheilt diese Kosten nur gleichmässig auf die verschiednen Waaren, da dieselben für verschiedne Waarensorten verschieden sind. Nach wie vor bleiben Kosten der Vor- rathbildung Abzüge von dem gesellschaftlichen Reichthum, obgleich sie eine Existenzbedingung desselben sind.
Nur soweit der Waarenvorrath Bedingung der Waarencirkulation, und selbst eine in der Waarencirkulation nothwendig entstandne Form ist, soweit diese scheinbare Stagnation also Form des Flusses selbst, ganz wie Bildung von Geldreserve Bedingung der Geldcirkulation ist — nur soweit ist sie normal. Sobald dagegen die in ihren Cirkulations- reservoirs verweilenden Waaren der nacheilenden Wellen der Produktion nicht Platz machen, die Reservoirs also überfüllt werden, dehnt sich der Waarenvorrath aus in Folge der Cirkulationsstockung, ganz wie die Schätze wachsen, wenn die Geldcirkulation stockt. Es ist dabei gleich- gültig, ob diese Stockung in den Speichern des industriellen Kapitalisten oder in den Lagerhäusern des Kaufmanns stattfindet. Der Waarenvorrath ist dann nicht Bedingung des ununterbrochnen Verkaufs, sondern Folge der Unverkäuflichkeit der Waaren. Die Kosten bleiben dieselben, aber, da sie jetzt rein aus der Form entspringen, nämlich aus der Nothwendig- keit, die Waaren in Geld zu verwandeln, und der Schwierigkeit dieser Metamorphose, so gehn sie nicht ein in den Werth der Waare, sondern bilden Abzüge, Werthverlust in der Realisirung des Werths. Da die normale und die anormale Form des Vorraths sich der Form nach nicht unterscheiden, und beides Cirkulationsstockungen sind, so können die Phänomene verwechselt werden und umsomehr den Produktionsagenten selbst täuschen, als für den Producenten der Cirkulationsprocess seines Kapitals fliessen kann, obgleich der Cirkulationsprocess seiner Waaren, die in die Hände der Kaufleute übergegangen sind, stockt. Schwillt der Umfang der Produktion und Konsumtion, so, bei sonst gleichbleibenden Um-
ständen, der Umfang des Waarenvorraths. Er wird ebenso rasch erneuert und absorbirt, aber sein Umfang ist grösser. Der durch die Cirkulations- stockung schwellende Umfang des Waarenvorraths kann also für ein Symptom der Erweitrung des Reproduktionsprocesses versehn werden, namentlich, sobald mit der Entwicklung des Kreditsystems die wirkliche Bewegung mystificirt werden kann.
Die Kosten der Vorrathbildung bestehn 1) aus quantitativer Abnahme der Produktmasse (z. B. bei Mehlvorrath; 2) Verderb der Qualität; 3) aus der vergegenständlichten und lebendigen Arbeit, welche die Erhaltung des Vorraths erheischt.
Es ist nicht nöthig, hier auf alle Details der Cirkulationskosten ein- zugehn, wie z. B. Verpackung, Sortirung etc. Das allgemeine Gesetz ist, dass alle Cirkulationskosten, die nur aus der Formverwand- lung der Waare entspringen, dieser letztren keinen Werth hinzusetzen. Es sind bloss Kosten zur Realisirung des Werths oder zu seiner Uebersetzung aus einer Form in die andre. Das in diesen Kosten ausgelegte Kapital (eingeschlossen die von ihm kommandirte Ar- beit) gehört zu den faux frais der kapitalistischen Produktion. Der Er- satz derselben muss aus dem Mehrprodukt geschehn und bildet, die ganze Kapitalistenklasse betrachtet, einen Abzug vom Mehrwerth oder Mehrprodukt, ganz wie für einen Arbeiter die Zeit, die er zum Einkauf seiner Lebensmittel braucht, verlorne Zeit ist. Die Transportkosten spielen aber eine zu wichtige Rolle, um sie hier nicht noch kurz zu betrachten.
Innerhalb des Kreislaufs des Kapitals und der Waarenmetamorphose, welche einen Abschnitt desselben bildet, vollzieht sich der Stoffwechsel der gesellschaftlichen Arbeit. Dieser Stoffwechsel mag den Raumwechsel der Produkte bedingen, ihre wirkliche Bewegung von einem Ort zum andren. Cirkulation von Waaren kann aber stattfinden ohne ihre physische Bewegung und Produktentransport ohne Waarencirkulation, und selbst ohne unmittelbaren Produktenaustausch. Ein Haus, welches A an B ver- kauft, cirkulirt als Waare, aber es geht nicht spazieren. Bewegliche Waarenwerthe, wie Baumwolle oder Roheisen, hocken auf demselben Waaren- lager, zur selben Zeit, wo sie Dutzende von Cirkulationsprocessen durch- laufen, gekauft und wieder verkauft werden von den Spekulanten.(FN17) Was
sich hier wirklich bewegt, ist der Eigenthumstitel an der Sache, nicht die Sache selbst. Andrerseits spielte z. B. im Reich der Inka’s die Trans- portindustrie eine grosse Rolle, obgleich das gesellschaftliche Produkt weder als Waare cirkulirte, noch auch vermittelst des Tauschhandels vertheilt ward.
Wenn die Transportindustrie daher auf Grundlage der kapitalistischen Produktion als Ursache von Cirkulationskosten erscheint, so ändert diese besondre Erscheinungsform nichts an der Sache.
Produktmassen vermehren sich nicht durch ihren Transport. Auch die durch ihn etwa bewirkte Veränderung ihrer natürlichen Eigenschaften ist mit gewissen Ausnahmen kein beabsichtigter Nutzeffekt, sondern ein unvermeidliches Uebel. Aber der Gebrauchswerth von Dingen verwirklicht sich nur in ihrer Konsumtion, und ihre Konsumtion mag ihre Ortsver- änderung nöthig machen, also den zusätzlichen Produktionsprocess der Transportindustrie. Das in dieser angelegte produktive Kapital setzt also den transportirten Produkten Werth zu, theils durch Werthüber- tragung von den Transportmitteln, theils durch Werthzusatz vermittelst der Transportarbeit. Dieser letztre Werthzusatz zerfällt, wie bei aller ka- pitalistischen Produktion, in Ersatz von Arbeitslohn und in Mehrwerth.
Innerhalb jedes Produktionsprocesses spielt die Ortsveränderung des Arbeitsgegenstands und die dazu nöthigen Arbeitsmittel und Arbeitskräfte — Baumwolle z. B., die aus dem Kardirraum in den Spinnraum rückt, Kohle, die aus dem Schacht auf die Oberfläche gehoben wird — grosse Rolle. Der Uebergang des fertigen Produkts als fertige Waare aus einer selbständigen Produktionsstätte in die andre, räumlich davon entfernte, zeigt dasselbe Phänomen nur auf größrer Stufenleiter. Auf den Transport der Produkte aus einer Produktionsstätte in eine andre folgt noch der der fer- tigen Produkte aus der Produktionssphäre in die Konsumtionssphäre. Das Pro- dukt ist erst fertig für die Konsumtion, sobald es diese Bewegung vollendet hat.
Es ist, wie früher gezeigt, allgemeines Gesetz der Waarenproduktion: Die Produktivität der Arbeit und ihre Werthschöpfung stehn im umge- kehrten Verhältniss. Wie von jeder andren, gilt dies von der Transport- industrie. Je kleiner die Arbeitsmenge, todte und lebendige, welche der Transport der Waare für gegebne Entfernung erheischt, desto grösser die Produktivkraft der Arbeit, und umgekehrt.(FN18)
Die absolute Werthgrösse, welche der Transport den Waaren zusetzt, steht unter sonst gleichbleibenden Umständen im umgekehrten Verhältniss zur Produktivkraft der Transportindustrie, und im direkten Verhältniss zu den zu durchlaufenden Entfernungen.
Der relative Werththeil, den die Transportkosten, unter sonst gleich- bleibenden Umständen, dem Preis der Waare zusetzen, steht in direktem Verhältniss zu ihrer Raumgrösse und ihrem Gewicht. Die modificirenden Umstände sind jedoch zahlreich. Der Transport erheischt z. B. grössre oder geringre Vorsichtsmaßregeln, daher grössre oder geringre Ausgabe von Arbeit und Arbeitsmitteln, je nach der relativen Zerbrechlichkeit, Ver- gänglichkeit, Explodirbarkeit des Artikels. Hier entwickeln die Eisenbahn- magnaten grössres Genie in phantastischer Speciesbildung als Botaniker oder Zoologen. Die Klassifikatien der Güter auf englischen Eisenbahnen z. B. füllt Bände und beruht dem allgemeinen Princip nach auf der Ten- denz, die buntverschiednen natürlichen Eigenschaften der Güter in ebenso zahlreiche Transportgebresten und obligate Prellereivorwände umzuwandeln. „Glas, welches früher 11 £ per crate (eine Packkiste von bestimmtem Rauminhalt) werth war, ist jetzt in Folge industrieller Fortschritte und der Abschaffung der Glassteuer nur 2 £ werth, aber die Transportkosten stehn so hoch wie früher, und höher bei Kanaltransport. Früher wurden Glas und Glaswaaren für Bleiarbeiten innerhalb 50 Meilen von Birming- ham zu 10 sh. per Tonne verführt. Jetzt ist der Transportpreis auf das Dreifache erhöht unter dem Vorwand des Risikos von wegen Zerbrechlich- keit des Artikels. Wer aber nicht zahlt, was wirklich bricht, ist die
Eisenbahndirektion.“(FN19) Dass ferner der relative Werththeil, den die Trans- portkosten einem Artikel zusetzen, im umgekehrten Verhältniss zu seinem Werth steht, wird für die Eisenbahnmagnaten zum besondren Grund, einen Artikel im direkten Verhältniss zu seinem Werth zu besteuern. Die Klagen der Industriellen und Kaufleute über diesen Punkt kehren auf jeder Seite der Zeugenaussagen des angeführten Berichts wieder.
Die kapitalistische Produktionsweise vermindert die Transportkosten für die einzelne Waare durch die Entwicklung der Transport- und Kom- munikationsmittel, wie durch die Koncentration — die Grösse der Stufen- leiter — des Transports. Sie vermehrt den Theil der gesellschaftlichen Arbeit, lebendiger und vergegenständlichter, der im Waarentransport ver- ausgabt wird, zuerst durch Verwandlung der grossen Mehrzahl aller Pro- dukte in Waaren, und sodann durch die Ersetzung lokaler durch entfernte Märkte.
Das Cirkuliren, d. h. thatsächliche Umlaufen der Waaren im Raum löst sich auf in den Transport der Waare. Die Transportindustrie bildet einerseits einen selbständigen Produktionszweig, und daher eine besondre Anlagesphäre des produktiven Kapitals. Andrerseits unterscheidet sie sich dadurch, dass sie als Fortdauer eines Produktionsprocesses innerhalb des Cirkulationsprocesses und für den Cirkulationsprocess erscheint.
Man hat gesehn: Die gesammte Cirkulationszeit eines gegebnen Kapitals ist gleich der Summe seiner Umlaufszeit und seiner Produktions- zeit. Es ist der Zeitabschnitt von dem Augenblick des Vorschusses des Kapitalwerths in einer bestimmten Form bis zur Rückkehr des processi- renden Kapitalwerths in derselben Form.
Der bestimmende Zweck der kapitalistischen Produktion ist stets Verwerthung des vorgeschossnen Werths, ob dieser Werth nun in seiner selbständigen Form, d. h. in der Geldform vorgeschossen sei, oder in Waare, sodass seine Werthform im Preis der vorgeschossnen Waaren nur ideelle Selbständigkeit besitzt. In beiden Fällen durchläuft dieser Ka- pitalwerth während seines Kreislaufs verschiedne Existenzformen. Seine Identität mit sich selbst wird konstatirt in den Büchern des Kapitalisten, oder in der Form des Rechengelds.
Ob wir die Form G … G' nehmen oder die Form P … P, beide Formen schliessen ein 1) dass der vorgeschossne Werth als Kapitalwerth fungirt und sich verwerthet hat; 2) dass er zu der Form, worin er seinen Process begann, nach Beschreibung desselben zurückgekehrt ist. Die Verwerthung des vorgeschossnen Werths G und zugleich die Rückkehr des Kapitals zu dieser Form (der Geldform) ist handgreiflich sichtbar in G … G'. Aber dasselbe findet in der zweiten Form statt. Denn der Ausgangspunkt von P ist das Vorhandensein der Produktionselemente,
Waaren von gegebnem Werth. Die Form schliesst die Verwerthung dieses Werths ein (W' und G') und die Rückkehr zu der ursprünglichen Form, denn im zweiten P besitzt der vorgeschossne Werth wieder die Form der Produktionselemente, worin er ursprünglich vorgeschossen war.
Man hat früher gesehn: „Hat die Produktion kapitalistische Form, so die Reproduktion. Wie in der kapitalistischen Produktionsweise der Arbeitsprocess nur als ein Mittel für den Verwerthungsprocess erscheint, so die Reproduktion nur als ein Mittel den vorgeschossnen Werth als Kapital zu reproduciren, d. h. als sich verwerthenden Werth.“ (Buch I, Kap. XXI, S. 588.)
Die drei Formen I) G … G', II) P … P, und III) W' … W', unterscheiden sich dadurch: In Form II (P … P) ist die Wieder- erneurung des Processes, der Reproduktionsprocess, als wirklich, in Form I aber nur der Möglichkeit nach ausdrückt. Aber beide unterscheiden sich dadurch von Form III, dass der vorgeschossne Kapitalwerth — sei es als Geld, sei es in der Gestalt der stofflichen Produktionselemente — den Ausgangspunkt bildet und daher auch den Punkt der Rückkehr. In G … G' ist die Rückkehr G' = G + g. Wird der Process auf der- selben Stufenleiter erneuert, so bildet G wieder den Ausgangspunkt und g geht nicht in ihn ein, sondern zeigt uns nur, dass G sich als Kapital verwerthet und daher einen Mehrwerth g erzeugt, aber von sich abge- stossen hat. In der Form P … P bildet der in der Form der Pro- duktionselemente P vorgeschossne Kapitalwerth ebenfalls den Ausgangspunkt. Die Form schliesst seine Verwerthung ein. Findet einfache Reproduktion statt, so fängt derselbe Kapitalwerth, in derselben Form P, seinen Pro- cess von neuem an. Findet Akkumulation statt, so eröffnet P' (der Werthgrösse nach = G' = W') jetzt als vergrösserter Kapitalwerth den Process. Aber er beginnt wieder mit dem vorgeschossnen Kapitalwerth in der anfänglichen Form, wenn auch mit grössrem Kapitalwerth als vorher. Dagegen in Form III beginnt der Kapitalwerth nicht als vor- geschossner den Process, sondern als bereits verwertheter, als der ge- sammte in der Form von Waaren befindliche Reichthum, wovon der vor- geschossne Kapitalwerth nur ein Theil. Die letztre Form ist wichtig für den dritten Abschnitt, wo die Bewegung der Einzelkapitale im Zusammen- hang mit der Bewegung des gesellschaftlichen Gesammtkapitals aufgefasst wird. Sie ist dagegen nicht zu benutzen für den Umschlag des Kapi-
tals, der stets beginnt mit dem Vorschuss von Kapitalwerth, sei es in Form von Geld oder Waare, und stets die Rückkehr des kreisenden Ka- pitalwerths bedingt in der Form, worin er vorgeschossen war. Von den Kreisläufen I und II ist der erstre festzuhalten, soweit hauptsächlich der Einfluss des Umschlags auf Mehrwerthbildung ins Auge gefasst wird; die zweite, soweit sein Einfluss auf Produktbildung.
So wenig die Oekonomen die verschiednen Formen der Kreisläufe ge- schieden, so wenig haben sie dieselben mit Bezug auf den Umschlag des Kapitals getrennt betrachtet. Gewöhnlich wird die Form G … G' ge- nommen, weil sie den einzelnen Kapitalisten beherrscht und ihm bei seiner Rechnung dient, selbst wenn das Geld nur in der Gestalt des Rechen- gelds Ausgangspunkt bildet. Andre gehn von der Auslage in Form der Produktionselemente aus, bis Rückfluss erfolgt, wobei von der Form des Rückflusses, ob in Waare oder Geld, gar nicht die Rede. Z. B.: „Der ökonomische Cyklus, … d. h. der ganze Verlauf der Produktion, von der Zeit wo die Auslage gemacht wird bis der Rückfluss erfolgt ist.“ (Economic Cycle, … the whole course of production, from the time that outlays are made till returns are received. In agriculture seedtime is its commencement, and harvesting its ending. — S. P. Newman, Ele- ments of Pol. Econ. Andover and New York. p. 81.) Andre beginnen mit W' (III. Form): „Die Welt des Produktionsverkehrs kann angesehn werden als umlaufend in einem Kreise, den wir einen ökonomischen Cyklus nennen wollen, und worin sie je einen Umlauf vollbracht hat, sobald das Geschäft, nach Vollzug seiner successiven Transaktionen, wieder ankommt bei dem Punkt wovon es ausgegangen. Der Anfang kann datirt werden von dem Punkt, wo der Kapitalist die Eingänge erhalten hat, vermittelst deren ihm sein Kapital zurückfliesst; von welchem Punkt an er von neuem dazu schreitet, seine Arbeiter anzuwerben und ihnen ihren Unterhalt, oder vielmehr die Macht, ihn anzuschaffen, in Arbeitslohn auszutheilen; von ihnen die Artikel fertig gestellt zu erhalten, in denen er macht; diese Artikel auf den Markt zu bringen und dort den Kreislauf dieser einen Reihe von Bewegungen zum Abschluss zu bringen, indem er verkauft und im Erlös der Waare eine Wiedererstattung seiner ganzen Kapitalauslage empfängt.“ (Th. Chalmers, On Pol. Econ. 2nd ed., London 1832, p. 84 seq.)
Sobald der gesammte Kapitalwerth, den ein individueller Kapitalist in einem beliebigen Produktionszweig anlegt, den Kreislauf seiner Bewegung beschrieben hat, befindet er sich wieder in seiner Anfangsform und kann nun denselben Process wiederholen. Er muss ihn wiederholen, soll der Werth sich als Kapitalwerth verewigen und verwerthen. Der einzelne Kreislauf bildet im Leben des Kapitals nur einen Abschnitt, der sich be- ständig wiederholt, also eine Periode. Am Abschluss der Periode G … G' befindet sich das Kapital wieder in der Form des Geldkapitals, das die Reihe der Formverwandlungen, worin sein Reproduktions-, resp. Ver- werthungsprocess einbegriffen ist, von neuem durchläuft. Beim Abschluss der Periode P … P befindet das Kapital sich wieder in der Form der Produktionselemente, welche die Voraussetzung seines erneuerten Kreis- laufs bilden. Der Kreislauf des Kapitals, nicht als vereinzelter Vorgang, sondern als periodischer Process bestimmt, heisst sein Umschlag. Die Dauer dieses Umschlags ist gegeben durch die Summe seiner Produktions- zeit und seiner Umlaufszeit. Diese Zeitsumme bildet die Umschlagszeit des Kapitals. Sie mißt daher den Zwischenraum zwischen einer Kreis- laufsperiode des gesammten Kapitalwerths und der nächstfolgenden; die Periodicität im Lebensprocess des Kapitals, oder wenn man will, die Zeit der Erneurung, Wiederholung des Verwerthungs-, resp. Produktions- processes desselben Kapitalwerths.
Abgesehn von den individuellen Abenteuern, die für ein einzelnes Kapital die Umschlagszeit beschleunigen oder abkürzen mögen, ist die Umschlagszeit der Kapitale verschieden je nach ihren verschiednen An- lagesphären.
Wie der Arbeitstag die natürliche Maßeinheit für die Funktion der Arbeitskraft, bildet das Jahr die natürliche Maßeinheit für die Umschläge des processirenden Kapitals. Die Naturbasis dieser Maßeinheit liegt darin, dass die wichtigsten Erdfrüchte der gemäßigten Zone, welche das Mutterland der kapitalistischen Produktion ist, jährliche Produkte sind.
Nennen wir das Jahr als Maßeinheit der Umschlagszeit U, die Um- schlagszeit eines bestimmten Kapitals u, die Anzahl seiner Umschläge n, so ist . Beträgt also z. B. die Umschlagszeit u 3 Monate, so n = = 4; das Kapital vollzieht 4 Umschläge im Jahr oder schlägt vier- mal um. Ist u = 18 Monate, so n = = ⅔ oder das Kapital legt in
einem Jahr nur ⅔ seiner Umschlagszeit zurück. Beträgt seine Um- schlagszeit mehrere Jahre, so wird sie also nach Vielfachen eines Jahres berechnet.
Für den Kapitalisten ist die Umschlagszeit seines Kapitals die Zeit, während deren er sein Kapital vorschiessen muss, um es zu verwerthen und in der ursprünglichen Gestalt zurückzuerhalten.
Bevor wir den Einfluss des Umschlags auf den Produktions- und Verwerthungsprocess näher untersuchen, sind zwei neue Formen zu be- trachten, die dem Kapital aus dem Cirkulationsprocess anschiessen und auf die Form seines Umschlags einwirken.
Man sah Buch I, Kap. VI: Ein Theil des konstanten Kapitals be- hält die bestimmte Gebrauchsform, worin es in den Produktionsprocess eingeht, gegenüber den Produkten, zu deren Bildung es beiträgt. Es ver- richtet also während einer kürzern oder längern Periode in stets wieder- holten Arbeitsprocessen stets wieder dieselben Funktionen. So z. B. Ar- beitsgebäude, Maschinen etc., kurz alles was wir unter der Bezeichnung Arbeitsmittel zusammenfassen. Dieser Theil des konstanten Kapitals gibt Werth an das Produkt ab im Verhältniss, worin er mit seinem eignen Gebrauchswerth seinen eignen Tauschwerth verliert. Diese Werthabgabe oder dies Uebergehn des Werths eines solchen Produktionsmittels auf das Produkt, zu dessen Bildung es mitwirkt, wird bestimmt durch eine Durch- schnittsrechnung; es wird gemessen durch die Durchschnittsdauer seiner Funktion, von dem Augenblick, worin das Produktionsmittel in den Pro- duktionsprocess eingeht, bis zu dem Augenblick, wo es ganz abgenutzt, verstorben ist, und durch ein neues Exemplar derselben Art ersetzt oder reproducirt werden muss.
Das Eigenthümliche dieses Theils des konstanten Kapitals — der eigentlichen Arbeitsmittel — ist also dies:
Ein Theil des Kapitals ist in der Form von konstantem Kapital, d. h. von Produktionsmitteln vorgeschossen worden, die nun als Faktoren des Arbeitsprocesses fungiren, so lange die selbständige Gebrauchsgestalt ausdauert, mit der sie in denselben eintreten. Das fertige Produkt, also auch die Produktbildner, soweit sie in Produkt verwandelt worden, wird aus dem Produktionsprocess abgestossen, um als Waare aus der Pro- duktionssphäre in die Cirkulationssphäre überzugehn. Die Arbeitsmittel dagegen verlassen nie die Produktionssphäre, nachdem sie einmal in die- selbe eingetreten sind. Ihre Funktion bannt sie darin fest. Ein Theil des vorgeschossnen Kapitalwerths ist in diese, durch die Funktion der Arbeitsmittel im Process bestimmte Form fixirt. Mit der Funktion und daher der Abnutzung des Arbeitsmittels geht ein Theil seines Werths auf das Produkt über, ein andrer bleibt fixirt im Arbeitsmittel und daher im Produktionsprocess. Der so fixirte Werth nimmt beständig ab, bis das Arbeitsmittel ausgedient, und daher auch sein Werth sich in einer längern oder kürzern Periode über eine Masse von Produkten vertheilt hat, die aus einer Reihe beständig wiederholter Arbeitsprocesse hervorgehn. So lange es aber noch als Arbeitsmittel wirksam ist, also nicht durch ein neues Exemplar derselben Art ersetzt werden muss, bleibt stets konstanter Ka- pitalwerth in ihm fixirt, während ein andrer Theil des ursprünglich in ihm fixirten Werths auf das Produkt übergeht und daher als Bestandtheil des Waarenvorraths cirkulirt. Je länger das Arbeitsmittel ausdauert, je langsamer es verschleisst, desto länger bleibt der konstante Kapitalwerth in dieser Gebrauchsform fixirt. Welches aber immer der Grad seiner Dauerhaftigkeit, die Proportion, worin es Werth abgibt, steht immer im umgekehrten Verhältniss zu seiner gesammten Funktionszeit. Wenn von zwei Maschinen von gleichem Werth die eine in fünf Jahren verschleisst, die andre in zehn, so gibt die erste in gleichem Zeitraum doppelt so viel Werth ab wie die zweite.
Dieser im Arbeitsmittel fixirte Theil des Kapitalwerths cirkulirt so gut wie jeder andre. Wir haben überhaupt gesehn, dass der ganze Ka- pitalwerth in beständiger Cirkulation begriffen und in diesem Sinn daher alles Kapital cirkulirendes Kapital ist. Aber die Cirkulation des hier be- trachteten Kapitaltheils ist eigenthümlich. Erstens cirkulirt er nicht in
seiner Gebrauchsform, sondern nur sein Werth cirkulirt, und zwar allmälig, bruchweis, im Maß, wie er von ihm auf das Produkt übergeht, das als Waare cirkulirt. Während seiner ganzen Funktionsdauer bleibt ein Theil seines Werths stets in ihm fixirt, selbständig gegenüber den Waaren, die es produciren hilft. Durch diese Eigenthümlichkeit erhält dieser Theil des konstanten Kapitals die Form: Fixes Kapital. Alle andern stoff- lichen Bestandtheile des im Produktionsprocess vorgeschossnen Kapitals dagegen bilden im Gegensatz dazu: Cirkulirendes oder flüssiges Kapital.
Ein Theil der Produktionsmittel — solche Hülfsstoffe nämlich, die von den Arbeitsmitteln selbst während ihrer Funktion konsumirt werden, wie Kohle von der Dampfmaschine; oder die nur den Vorgang unter- stützen, wie Leuchtgas etc. — gehn nicht stofflich in das Produkt ein. Nur ihr Werth bildet einen Theil des Produktwerths. In seiner eignen Cirkulation cirkulirt das Produkt ihren Werth. Dies haben sie gemein mit dem fixen Kapital. Aber in jedem Arbeitsprocess, worin sie eingehn, werden sie ganz konsumirt und müssen also für jeden neuen Arbeitspro- cess ganz ersetzt werden durch neue Exemplare derselben Art. Sie be- wahren nicht ihre selbständige Gebrauchsgestalt während ihrer Funktion. Es bleibt also auch während ihrer Funktion kein Theil des Kapitalwerths in ihrer alten Gebrauchsgestalt, ihrer Naturalform fixirt. Der Umstand, dass dieser Theil der Hülfsstoffe nicht stofflich in das Produkt, sondern nur seinem Werth nach als Werththeil in den Produktenwerth eingeht, und das damit Zusammenhängende, dass die Funktion dieser Stoffe innerhalb der Produktionssphäre festgebannt ist, hat Oekonomen wie Ramsey (bei gleichzeitiger Verwechslung von fixem und konstantem Kapital) verleitet, die Kategorie des fixen Kapitals auf sie anzuwenden.
Der Theil der Produktionsmittel, der stofflich in das Produkt ein- geht, also Rohstoff etc., erhält dadurch zum Theil Formen, worin er später als Genussmittel in die individuelle Konsumtion eingehn kann. Die eigent- lichen Arbeitsmittel, die stofflichen Träger des fixen Kapitals, werden nur produktiv verzehrt und können nicht in die individuelle Konsumtion ein- gehn, weil sie nicht in das Produkt oder den Gebrauchswerth eingehn, den sie bilden helfen, vielmehr ihm gegenüber ihre selbständige Gestalt bis zu ihrem völligen Verschleiss bewahren. Eine Ausnahme bilden Trans- portmittel. Der Nutzeffekt, den sie während ihrer produktiven Funktion,
also während ihres Aufenthalts in der Produktionssphäre hervorbringen, die Ortsveränderung, geht gleichzeitig in die individuelle Konsumtion, z. B. des Reisenden, ein. Er zahlt den Gebrauch dann auch, wie er den Gebrauch andrer Konsumtionsmittel zahlt. Man hat gesehn, dass z. B. in der chemischen Fabrikation Rohmaterial und Hülfsstoffe in einander verschwimmen. So auch Arbeitsmittel und Hülfsstoff und Rohmaterial. So gehn im Ackerbau z. B. die in Bodenmeliorationen zugesetzten Stoffe zum Theil als Produktbildner in das Pflanzenprodukt ein. Andrerseits ist ihre Wirkung über eine längre Periode, z. B. 4—5 Jahre vertheilt. Ein Theil derselben geht daher stofflich in das Produkt ein und überträgt da- mit zugleich seinen Werth auf das Produkt, während ein andrer Theil in seiner alten Gebrauchsform auch seinen Werth fixirt. Er dauert fort als Produktionsmittel und erhält daher die Form von fixem Kapital. Als Arbeitsvieh ist ein Ochse fixes Kapital. Wird er gegessen, so fungirt er nicht als Arbeitsmittel, also auch nicht als fixes Kapital.
Die Bestimmung, die einem Theil des in Produktionsmitteln ausge- legten Kapitalwerths den Charakter des fixen Kapitals gibt, liegt aus- schliesslich in der eigenthümlichen Weise, worin dieser Werth cirkulirt. Diese eigne Weise der Cirkulation entspringt aus der eignen Weise, worin das Arbeitsmittel seinen Werth an das Produkt abgibt, oder sich als Werthbildner während des Produktionsprocesses verhält. Und diese selbst wieder entspringt aus der besondren Art der Funktion der Arbeitsmittel im Arbeitsprocess.
Man weiss, dass derselbe Gebrauchswerth, der als Produkt aus dem einen Arbeitsprocess herauskommt, als Produktionsmittel in den andren eingeht. Nur die Funktion eines Produkts als Arbeitsmittel im Produktions- process macht es zu fixem Kapital. Soweit es dagegen selbst erst aus einem Processe herauskommt, ist es keineswegs fixes Kapital. Z. B. eine Ma- schine, als Produkt, resp. Waare des Maschinenfabrikanten, gehört zu seinem Waarenkapital. Fixes Kapital wird sie erst in der Hand ihres Käufers, des Kapitalisten, der sie produktiv anwendet.
Alle andren Umstände gleichgesetzt, wächst der Grad der Fixität mit der Dauerbarkeit des Arbeitsmittels. Von dieser Dauerbarkeit hängt nämlich die Größe der Differenz ab zwischen dem in Arbeitsmitteln fixirten Kapitalwerth und dem Theil dieser Werthgröße, den es in wiederholten Arbeitsprocessen an das Produkt abgibt. Je langsamer diese Werthabgabe
stattfindet — und Werth wird abgegeben vom Arbeitsmittel bei jeder Wiederholung desselben Arbeitsprocesses — um so größer das fixirte Kapital, um so größer die Differenz zwischen dem im Produktionsprocess angewandten und dem in ihm konsumirten Kapital. Sobald diese Differenz verschwunden ist, hat das Arbeitsmittel ausgelebt und mit seinem Ge- brauchswerth seinen Werth verloren. Es hat aufgehört Werthträger zu sein. Da das Arbeitsmittel, wie jeder andre stoffliche Träger von kon- stantem Kapital nur Werth an das Produkt abgibt in dem Maß, worin es mit seinem Gebrauchswerth seinen Werth verliert, so ist es klar, dass je langsamer sein Gebrauchswerth verloren geht, je länger es im Pro- duktionsprocess ausdauert, um so länger die Periode, worin konstanter Kapitalwerth im ihm fixirt bleibt.
Verhält sich ein Produktionsmittel, welches kein Arbeitsmittel im eigentlichen Sinne ist, z. B. Hülfsstoff, Rohmaterial, Halbfabrikat etc., mit Bezug auf Werthabgabe und daher auf Cirkulationsweise seines Werths, wie die Arbeitsmittel, so ist es ebenfalls stofflicher Träger, Existenzform von fixem Kapital. Dies ist der Fall bei solchen schon erwähnten Boden- meliorationen, welche dem Boden chemische Bestandtheile zusetzen, deren Wirkung sich auf mehrere Produktionsperioden oder Jahre erstreckt. Hier existirt noch ein Theil des Werths neben dem Produkt in seiner selb- ständigen Gestalt fort, oder in Gestalt von fixem Kapital, während ein andrer Werththeil an das Produkt abgegeben ist und daher mit ihm cirku- lirt. In diesem Falle geht nicht nur ein Werththeil des fixen Kapitals in das Produkt ein, sondern auch der Gebrauchswerth, die Substanz, worin dieser Werthttheil existirt.
Abgesehn von dem Grundirrthum — der Verwechslung der Kate- gorien: fixes und cirkulirendes Kapital, mit den Kategorien: konstantes und variables Kapital — beruht die Konfusion in der bisherigen Begriffs- bestimmung bei den Oekonomen zunächst auf folgenden Punkten:
Man macht bestimmte Eigenschaften, die den Arbeitsmitteln stofflich zukommen, zu unmittelbaren Eigenschaften des fixen Kapitals, z. B. die physische Unbeweglichkeit, etwa eines Hauses. Es ist dann stets leicht nachzuweisen, dass andre Arbeitsmittel, die als solche auch fixes Kapital sind, die entgegengesetzte Eigenschaft haben, z. B. die physische Be- weglichkeit, etwa eines Schiffs.
Oder man verwechselt die ökonomische Formbestimmtheit, die aus
der Cirkulation des Werths hervorgeht, mit einer dinglichen Eigenschaft; als ob Dinge, die an sich überhaupt nicht Kapital sind, sondern es nur in bestimmten gesellschaftlichen Verhältnissen werden, an sich und von Natur schon Kapital in einer bestimmten Form, fixes oder cirkulirendes, sein könnten. Wir sahen Buch I, Kap. V, dass die Produktionsmittel in jedem Arbeitsprocess, einerlei unter welchen gesellschaftlichen Bedin- gungen er vorgeht, sich eintheilen in Arbeitsmittel und Arbeitsgegenstand. Aber erst innerhalb der kapitalistischen Produktionsweise werden Beide zu Kapital, und zwar zu „produktivem Kapital“ wie es im vorigen Ab- schnitt bestimmt. Damit spiegelt sich der, in der Natur des Arbeits- processes begründete Unterschied von Arbeitsmittel und Arbeitsgegenstand wieder in der neuen Form des Unterschieds von fixem Kapital und cirku- lirendem Kapital. Erst hiermit wird ein Ding, das als Arbeitsmittel fungirt, fixes Kapital. Kann es seinen stofflichen Eigenschaften nach auch in andren Funktionen als der des Arbeitsmittels dienen, so ist es fixes Kapital oder nicht, je nach Verschiedenheit seiner Funktion. Vieh als Arbeitsvieh ist fixes Kapital; als Mastvieh ist es Rohmaterial, das schließ- lich als Produkt in die Cirkulation tritt, also nicht fixes, sondern cirku- lirendes Kapital.
Das blosse längre Fixirtsein eines Produktionsmittels in wiederholten Arbeitsprocessen, die aber zusammenhängen, kontinuirlich sind, und daher eine Produktionsperiode bilden — d. h. die gesammte Produktionszeit, die nöthig ist, um das Produkt fertig zu machen — bedingt ganz wie fixes Kapital längern oder kürzern Vorschuss für den Kapitalisten, macht aber nicht sein Kapital zu fixem Kapital. Samen z. B. ist kein fixes Kapital, sondern nur Roh- material, das während ungefähr eines Jahres im Produktionsprocess fixirt ist. Alles Kapital, so lange es als produktives Kapital fungirt, ist im Produk- tionsprocess fixirt, also auch alle Elemente des produktiven Kapitals, welches immer ihre stoffliche Gestalt, ihre Funktion und die Cirkulations- weise ihres Werths. Ob, je nach der Art des Produktionsprocesses oder dem bezweckten Nutzeffekt, dies Fixirtsein länger oder kürzer dauert, bewirkt nicht den Unterschied von fixem und cirkulirendem Kapital.(FN20)
Ein Theil der Arbeitsmittel, worin die allgemeinen Arbeitsbedin- gungen eingeschlossen, wird entweder örtlich befestigt, sobald er als Arbeitsmittel in den Produktionsprocess eintritt, resp. zur produktiven Funktion bereit gemacht wird, wie z. B. Maschinen. Oder er wird von vornherein in dieser stehenden, an den Ort gebundnen Form producirt, wie z. B. Bodenmeliorationen, Fabrikgebäude, Hochöfen, Kanäle, Eisen- bahnen u. s. w. Das fortwährende Gebundensein des Arbeitsmittels an den Produktionsprocess, innerhalb dessen es fungiren soll, ist hier zugleich durch ihre sinnliche Existenzweise bedingt. Andrerseits kann ein Arbeits- mittel physisch beständig den Ort verändern, sich bewegen, und dennoch beständig sich im Produktionsprocess befinden, wie eine Lokomotive, ein Schiff, Arbeitsvieh etc. Weder gibt ihm, in dem einen Fall, die Un- beweglichkeit den Charakter des fixen Kapitals, noch nimmt ihm, in dem andern, die Beweglichkeit diesen Charakter. Der Umstand jedoch, dass Arbeitsmittel lokal fixirt sind, mit ihren Wurzeln im Grund und Boden feststecken, weist diesem Theil des fixen Kapitals eine eigne Rolle in der Oekonomie der Nationen zu. Sie können nicht ins Ausland geschickt werden, nicht als Waaren auf dem Weltmarkt cirkuliren. Die Eigen- thumstitel an diesem fixen Kapital können wechseln, es kann gekauft und verkauft werden und sofern ideell cirkuliren. Diese Eigenthumstitel können sogar auf fremden Märkten cirkuliren, z. B. in der Form von Aktien. Aber durch den Wechsel der Personen, welche Eigenthümer dieser Art von fixem Kapital sind, wechselt nicht das Verhältniss des stehenden, materiell fixirten Theils des Reichthums in einem Land zu dem beweg- lichen Theil desselben.(FN21)
Die eigenthümliche Cirkulation des fixen Kapitals ergibt einen eigen- thümlichen Umschlag. Der Werththeil, den es in seiner Naturalform durch Abnutzung verliert, cirkulirt als Werththeil des Produkts. Das Produkt verwandelt sich durch seine Cirkulation aus Waare in Geld; also auch der vom Produkt cirkulirte Werththeil des Arbeitsmittels, und zwar tropft sein Werth aus dem Cirkulationsprocess als Geld nieder, in der- selben Proportion, worin dies Arbeitsmittel aufhört Werthträger im Pro- duktionsprocess zu sein. Sein Werth erhält also jetzt Doppelexistenz. Ein Theil desselben bleibt an seine, dem Produktionsprocess angehörige Ge-
brauchs- oder Naturalform gebunden, ein andrer Theil löst sich von ihr ab als Geld. Im Verlauf seiner Funktion nimmt der in der Naturalform existirende Werththeil des Arbeitsmittels beständig ab, während sein in Geldform umgesetzter Werththeil beständig zunimmt, bis es schliesslich ausgelebt hat und sein Gesammtwerth, von seiner Leiche getrennt, in Geld verwandelt ist. Hier zeigt sich die Eigenthümlichkeit im Umschlag dieses Elements des produktiven Kapitals. Die Verwandlung seines Werths in Geld geht gleichen Schritt mit der Geldverpuppung der Waare, die sein Werthträger ist. Aber seine Rückverwandlung aus Geldform in Gebrauchs- form trennt sich von der Rückverwandlung der Waare in ihre sonstigen Produktionselemente und ist vielmehr bestimmt durch seine eigne Repro- duktionsperiode, d. h. durch die Zeit, während deren das Arbeitsmittel sich verlebt hat und durch ein andres Exemplar derselben Art ersetzt werden muss. Beträgt die Funktionsdauer einer Maschine, sage zum Werth von 10,000 £, z. B. 10 Jahre, so beträgt die Umschlagszeit des in ihr ursprünglich vorgeschossnen Werths 10 Jahre. Vor Ablauf dieser Zeit ist sie nicht zu erneuern, sondern wirkt in ihrer Naturalform fort. Ihr Werth cirkulirt unterdess stückweis als Werththeil der Waaren, zu deren kontinuirlicher Produktion sie dient, und wird so allmälig in Geld umgesetzt, bis er schliesslich am Ende der 10 Jahre ganz in Geld verwandelt und aus Geld in eine Maschine rückverwandelt worden ist, also seinen Umschlag vollzogen hat. Bis zum Eintritt dieser Reproduktions- zeit wird ihr Werth allmälig zunächst in der Form eines Geldreservefonds akkumulirt.
Die übrigen Elemente des produktiven Kapitals bestehn theils aus den in Hülfsstoffen und Rohstoffen existirenden Elementen des konstanten Kapitals, theils aus variablem, in Arbeitskraft ausgelegtem.
Die Analyse des Arbeits- und Verwerthungsprocesses (Buch I, Kap. V) zeigte, dass diese verschiednen Bestandtheile sich als Produktbildner und Werthbildner ganz verschieden verhalten. Der Werth des aus Hülfsstoffen und Rohstoffen bestehenden Theils des konstanten Kapitals — ganz wie der Werth seines aus Arbeitsmitteln bestehenden Theils — erscheint wieder im Werth des Produkts als nur übertragner Werth, während die Arbeits- kraft vermittelst des Arbeitsprocesses dem Produkt ein Aequivalent ihres Werths zusetzt, oder ihren Werth wirklich reproducirt. Ferner: Ein Theil der Hülfsstoffe, Heizkohlen, Leuchtgas u. s. w. wird im Arbeitsprocess
aufgezehrt, ohne stofflich in das Produkt einzugehn, während ein andrer Theil derselben körperlich in das Produkt eingeht und das Material seiner Substanz bildet. Alle diese Verschiedenheiten sind jedoch gleichgültig für die Cirkulation und daher für die Umschlagsweise. Soweit Hülfs- und Rohstoffe ganz verzehrt werden in der Bildung ihres Produkts, übertragen sie ihren ganzen Werth auf das Produkt. Er wird daher auch ganz durch das Produkt cirkulirt, verwandelt sich in Geld und aus Geld zurück in die Produktionselemente der Waare. Sein Umschlag wird nicht unter- brochen, wie der des fixen Kapitals, sondern durchläuft fortwährend den ganzen Kreislauf seiner Formen, sodass diese Elemente des produktiven Kapitals beständig in natura erneuert werden.
Was den variablen, in Arbeitskraft ausgelegten Bestandtheil des pro- duktiven Kapitals betrifft: Die Arbeitskraft wird für eine bestimmte Zeit- frist gekauft. Sobald der Kapitalist sie gekauft und dem Produktions- process einverleibt hat, bildet sie einen Bestandtheil seines Kapitals, und zwar dessen variablen Bestandtheil. Sie wirkt täglich während eines Zeit- raums, worin sie nicht nur ihren ganzen Tageswerth, sondern noch einen überschüssigen Mehrwerth, von dem wir hier zunächst absehn, dem Produkt zusetzt. Nachdem die Arbeitskraft für eine Woche z. B. gekauft ist und gewirkt hat, muss der Kauf beständig in den gewohnheitsmäßigen Terminen erneuert werden. Das Aequivalent ihres Werths, das die Arbeitskraft während ihrer Funktion dem Produkt zusetzt und das mit der Cirkulation des Produkts in Geld verwandelt wird, muss aus Geld beständig in Ar- beitskraft rückverwandelt werden oder beständig den vollständigen Kreis- lauf seiner Formen beschreiben, d. h. umschlagen, wenn der Kreislauf der kontinuirlichen Produktion nicht unterbrochen werden soll.
Der in Arbeitskraft vorgeschossne Werththeil des produktiven Kapitals geht also ganz auf das Produkt über (wir sehn hier fortwährend vom Mehrwerth ab), beschreibt mit ihm die beiden der Cirkulationssphäre an- gehörigen Metamorphosen, und bleibt durch diese beständige Erneuerung stets dem Produktionsprocess einverleibt. Wie verschieden die Arbeitskraft sich also auch sonst, mit Bezug auf die Werthbildung, zu den kein fixes Kapital bildenden Bestandtheilen des konstanten Kapitals verhält, diese Art des Umschlags ihres Werths hat sie mit ihnen gemein im Gegensatz zum fixen Kapital. Diese Bestandtheile des produktiven Kapitals — die in Arbeitskraft und in, nicht fixes Kapital bildenden, Produktionsmitteln
ausgelegten Werththeile desselben — stehn durch diesen ihren gemein- schaftlichen Charakter des Umschlags dem fixen Kapital als cirkuliren- des oder flüssiges Kapital gegenüber.
Wie man früher sah ist das Geld, welches der Kapitalist dem Ar- beiter für den Gebrauch der Arbeitskraft zahlt, in der That nur die all- gemeine Aequivalentform für die nothwendigen Lebensmittel des Arbeiters. In sofern besteht das variable Kapital stofflich aus Lebensmitteln. Aber hier, bei Betrachtung des Umschlags, handelt es sich um die Form. Was der Kapitalist kauft, sind nicht die Lebensmittel des Arbeiters, sondern seine Arbeitskraft selbst. Was den variablen Theil seines Kapitals bildet, sind nicht die Lebensmittel des Arbeiters, sondern seine sich bethätigende Arbeitskraft. Was der Kapitalist produktiv im Arbeitsprocess konsumirt ist die Arbeitskraft selbst und nicht die Lebensmittel des Arbeiters. Es ist der Arbeiter selbst, der das für seine Arbeitskraft erhaltne Geld in Lebensmittel umsetzt um sie in Arbeitskraft rückzuverwandeln, um sich am Leben zu erhalten, ganz wie z. B. der Kapitalist einen Theil des Mehr- werths der Waare, die er für Geld verkauft, in Lebensmittel für sich selbst umsetzt, ohne dass man deswegen sagen wird, dass der Käufer seiner Waare ihn in Lebensmittel zahlt. Selbst wenn dem Arbeiter ein Theil seines Lohns in Lebensmitteln, in natura, gezahlt wird, so ist dies heutzutage eine zweite Transaktion. Er verkauft seine Arbeitskraft für einen be- stimmten Preis und es wird dabei akkordirt, dass er einen Theil dieses Preises in Lebensmitteln erhält. Es ändert dies nur die Form der Zahlung, aber nicht, dass das, was er wirklich verkauft, seine Arbeitskraft ist. Es ist eine zweite Transaktion, die nicht mehr zwischen Arbeiter und Kapitalist, sondern zwischen dem Arbeiter als Käufer von Waare und dem Kapita- listen als Verkäufer von Waare vorgeht; während in der ersten Trans- aktion der Arbeiter Verkäufer von Waare (seiner Arbeitskraft) und der Kapitalist ihr Käufer ist. Ganz wie wenn der Kapitalist seine Waare sich durch Waare, z. B. die Maschine, die er an die Eisenhütte verkauft, sich durch Eisen ersetzen lässt. Es sind also nicht die Lebensmittel des Ar- beiters, welche die Bestimmtheit des flüssigen Kapitals im Gegensatz zum fixen Kapital erhalten. Es ist auch nicht seine Arbeitskraft, sondern es ist der in ihr ausgelegte Werththeil des produktiven Kapitals, der durch die Form seines Umschlags diesen Charakter gemeinschaftlich mit einigen, und im Gegensatz zu andren, Bestandtheilen des konstanten Kapitaltheils erhält.
Der Werth des flüssigen Kapitals — in Arbeitskraft und Produktions- mitteln — ist vorgeschossen nur für die Zeit, während welcher das Pro- dukt fertig gemacht wird, je nach der Stufenleiter der Produktion, welche mit dem Umfang des fixen Kapitals gegeben ist. Dieser Werth geht ganz in das Produkt ein, kehrt also durch den Verkauf des Produkts ganz wieder aus der Cirkulation zurück und kann von neuem vorgeschossen werden. Die Arbeitskraft und die Produktionsmittel, worin der flüssige Kapitalbestandtheil existirt, werden in dem Umfang, der für die Bildung und den Verkauf des fertigen Produkts nöthig ist, der Cirkulation ent- zogen, aber sie müssen beständig durch Rückkauf, durch Rückverwandlung aus der Geldform in die Produktionselemente, ersetzt und erneuert werden. Sie werden in geringren Massen, als die Elemente des fixen Kapitals, auf einmal dem Markt entzogen, aber sie müssen ihm um so häufiger wieder entzogen werden, und der Vorschuss des in ihnen ausgelegten Kapitals er- neuert sich in kürzren Perioden. Diese beständige Erneuerung ist ver- mittelt durch den beständigen Umschlag des Produkts, das ihren ge- sammten Werth cirkulirt. Sie beschreiben endlich fortwährend den ganzen Kreislauf der Metamorphosen, nicht nur ihrem Werth nach, sondern auch in ihrer stofflichen Form; sie werden beständig rückverwandelt aus Waare in die Produktionselemente derselben Waare.
Mit ihrem eignen Werth setzt die Arbeitskraft dem Produkt beständig Mehrwerth zu, die Verkörperung unbezahlter Arbeit. Dieser wird also ebenso beständig vom fertigen Produkt cirkulirt und in Geld verwandelt, wie dessen übrigen Werthelemente. Hier jedoch, wo es sich zunächst um den Umschlag des Kapitalwerths, nicht des gleichzeitig mit ihm um- schlagenden Mehrwerths handelt, wird vor der Hand von letztrem abgesehn.
Aus dem Bisherigen ergibt sich Folgendes:
1) Die Formbestimmtheiten von fixem und flüssigem Kapital ent- springen nur aus dem verschiednen Umschlag des im Produktionsprocess fungirenden Kapitalwerths oder produktiven Kapitals. Diese Ver- schiedenheit des Umschlags entspringt ihrerseits aus der verschiednen Weise, worin die verschiednen Bestandtheile des produktiven Kapitals ihren Werth auf das Produkt übertragen, aber nicht aus ihrem verschiednen Antheil an der Produktion des Produktwerths, oder ihrem charakteristischen Verhalten im Verwerthungsprocess. Die Verschiedenheit der Abgabe des Werths an das Produkt endlich — und daher auch die verschiedne Weise,
worin dieser Werth durch das Produkt cirkulirt und durch dessen Meta- morphosen in seiner ursprünglichen Naturalform erneuert wird — entspringt aus der Verschiedenheit der stofflichen Gestalten, worin das produktive Kapital existirt, und wovon ein Theil während der Bildung des einzelnen Produkts ganz konsumirt, ein andrer nur allmälig vernutzt wird. Es ist also nur das produktive Kapital, das sich in fixes und flüssiges spalten kann. Dagegen existirt dieser Gegensatz nicht für die beiden andren Da- seinsweisen des industriellen Kapitals, also weder für das Waarenkapital, noch für das Geldkapital, noch als Gegensatz beider gegen das produktive Kapital. Er existirt nur für das produktive Kapital und inner- halb desselben. Geldkapital und Waarenkapital mögen noch so sehr als Kapital fungiren, und noch so flüssig cirkuliren, sie können erst dann flüssiges Kapital im Gegensatz zu fixem werden, sobald sie sich in flüssige Bestandtheile des produktiven Kapitals verwandelt. Weil aber diese beiden Formen des Kapitals die Cirkulationsphäre behausen, hat sich die Oeko- nomie seit A. Smith, wie wir sehn werden, verleiten lassen, sie mit dem flüssigen Theil des produktiven Kapitals unter der Kategorie: cirkulirendes Kapital, zusammenzuwerfen. Sie sind in der That Cirkulationskapital im Gegensatz zum produktiven, aber sie sind nicht cirkulirendes Kapital im Gegensatz zum fixen.
2) Der Umschlag des fixen Kapitalbestandtheils, also auch die dazu nöthige Umschlagszeit, umfasst mehrere Umschläge der flüssigen Kapital- bestandtheile. In derselben Zeit, worin das fixe Kapital einmal umschlägt, schlägt das flüssige Kapital mehrmal um. Der eine Werthbestandtheil des produktiven Kapitals erhält die Formbestimmtheit des fixen Kapitals nur, soweit das Produktionsmittel, worin er existirt, nicht in dem Zeitraum abgenutzt wird, worin das Produkt fertig gemacht und aus dem Pro- duktionsprocess als Waare abgestossen wird. Ein Theil seines Werths muss in der alten fortdauernden Gebrauchsform gebunden bleiben, während ein andrer von dem fertigen Produkt cirkulirt wird, dessen Cirkulation dagegen gleichzeitig den Gesammtwerth der flüssigen Kapitalbestandtheile cirkulirt.
3) Der im fixen Kapital ausgelegte Werththeil des produktiven Ka- pitals ist ganz, auf einmal vorgeschossen worden, für die ganze Funktions- dauer desjenigen Theils der Produktionsmittel, woraus das fixe Kapital be- steht. Dieser Werth wird also auf einmal vom Kapitalisten in die Cirku-
lation geworfen; er wird aber der Cirkulation nur stückweis und allmälig wieder entzogen durch die Realisirung der Werththeile, die das fixe Ka- pital den Waaren stückweis zusetzt. Andrerseits: Die Produktionsmittel selbst, worin ein Bestandtheil des produktiven Kapitals fixirt wird, werden auf einmal der Cirkulation entzogen, um dem Produktionsprocess für ihre ganze Funktionsdauer einverleibt zu werden, aber sie bedürfen für dieselbe Zeit nicht des Ersatzes durch neue Exemplare derselben Art, nicht der Re- produktion. Sie fahren während längrer oder kürzrer Zeit fort, zur Bil- dung der in Cirkulation geworfenen Waaren beizutragen, ohne selbst der Cirkulation die Elemente ihrer eignen Erneuerung zu entziehn. Während dieser Zeit erheischen sie also auch ihrerseits keine Erneuerung des Vor- schusses von Seiten des Kapitalisten. Endlich: Der im fixen Kapital aus- gelegte Kapitalwerth durchläuft den Kreislauf seiner Formen, während der Funktionsdauer der Produktionsmittel, worin er existirt, nicht stofflich, sondern nur für seinen Werth, und auch das nur theilweise und allmälig. D. h. ein Theil seines Werths wird fortwährend als Werththeil der Waare cirkulirt und in Geld verwandelt, ohne sich aus Geld in seine ursprüng- liche Naturalform rückzuverwandeln. Diese Rückverwandlung des Gelds in die Naturalform des Produktionsmittels findet erst statt am Schluss seiner Funktionsperiode, wenn das Produktionsmittel gänzlich verbraucht ist.
4) Die Elemente des flüssigen Kapitals sind ebenso beständig im Produktionsprocess — soll er kontinuirlich sein — fixirt wie die Ele- mente des fixen Kapitals. Aber die so fixirten Elemente des erstren werden beständig in natura erneuert (die Produktionsmittel durch neue Exemplare derselben Art, die Arbeitskraft durch stets erneuerten Kauf); während bei den Elementen des fixen Kapitals während ihrer Fortdauer weder sie selbst erneuert werden noch ihr Kauf zu erneuern ist. Es befinden sich beständig Roh- und Hülfsstoffe im Produktionsprocess, aber immer neue Exemplare derselben Art, nachdem die alten in der Bildung des fertigen Produkts verzehrt sind. Es findet sich ebenso beständig Arbeitskraft im Produktionsprocess, aber nur durch beständige Erneuerung ihres Kaufs, und oft mit Wechsel der Personen. Dagegen fahren dieselben identischen Gebäude, Maschinen etc., fort, während wiederholter Umschläge des flüssigen Kapitals in denselben wiederholten Produktionsprocessen zu fungiren.
In derselben Kapitalanlage haben die einzelnen Elemente des fixen Kapitals eine verschiedne Lebenszeit, daher auch verschiedne Umschlags- zeiten. In einer Eisenbahn z. B. haben Schienen, Schwellen, Erdarbeiten, Bahnhofsgebäude, Brücken, Tunnels, Lokomotiven und Wagen verschiedne Funktionsdauer und Reproduktionszeit, also auch das in ihnen vorge- schossne Kapital verschiedne Umschlagszeiten. Während einer langen Reihe von Jahren bedürfen die Gebäude, die Perrons, Wasserbehälter, Via- dukte, Tunnels, Bodeneinschnitte und Dämme, kurz alles was im englischen Eisenbahnwesen als works of art bezeichnet wird, keiner Erneurung. Die hauptsächlichsten Gegenstände des Verschleisses sind der Schienenweg und das Transportmaterial (rolling stock).
Ursprünglich, bei der Errichtung der modernen Eisenbahnen, war es vorherrschende Meinung, genährt durch die ausgezeichnetsten praktischen Ingenieure, dass die Dauer einer Eisenbahn sekulär wäre und der Ver- schleiß der Schienen so durchaus unmerklich, dass er für alle finan- ziellen und praktischen Zwecke ausser Acht zu lassen sei; 100—150 Jahre wurden als Lebenszeit guter Schienen betrachtet. Es stellte sich aber bald heraus, dass die Lebensdauer einer Schiene, die natürlich von der Geschwindigkeit der Lokomotiven, dem Gewicht und der Anzahl der Züge, der Dicke der Schienen selbst und einer Masse andrer Nebenum- stände abhängt, im Durchschnitt 20 Jahre nicht überschritt. In einzelnen Bahnhöfen, Centren grosses Verkehrs, verschleissen die Schienen sogar jedes Jahr. Gegen 1867 fing man an Stahlschienen einzuführen, die un- gefähr doppelt so viel kosteten wie Eisenschienen, dafür aber mehr als doppelt so lange dauern. Die Lebensdauer der Holzschwellen währte 12—15 Jahre. Bei dem Betriebsmaterial stellte sich ein bedeutend grössrer Verschleiss heraus für Güterwagen als für Passagierwagen. Die Lebensdauer einer Lokomotive wurde 1867 auf 10—12 Jahre berechnet.
Der Verschleiss wird bewirkt erstlich durch den Gebrauch selbst. Im allgemeinen verschleissen die Schienen im Verhältniss zur Anzahl der Züge (R. C., No. 17,645). (FN22) Bei vermehrter Geschwindigkeit wuchs
der Verschleiss in einem höheren Verhältniss als dem des Quadrats der Geschwindigkeit; d. h. bei verdoppelter Geschwindigkeit der Züge stieg der Verschleiss um mehr als das Vierfache. (R. C., No. 17,046).
Ein fernerer Verschleiss tritt ein durch die Einwirkung von Natur- kräften. So leiden Schwellen nicht nur durch wirklichen Verschleiss, son- dern auch durch Fäulniss. „Die Unterhaltungskosten der Bahn hängen nicht so sehr ab von dem Verschleiss, den der Bahnverkehr mit sich führt, wie von der Qualität des Holzes, des Eisens und des Mauerwerks, die der Atmosphäre ausgesetzt sind. Ein einziger strenger Wintermonat wird dem Bahnkörper mehr Schaden thun als ein ganzes Jahr Bahn- verkehr. (R. P. Williams, On the Maintenance of Permanent Way. Vor- trag im Institute of Civil Engineers, Herbst 1867.)
Endlich, wie überall in der grossen Industrie, spielt auch hier der moralische Verschleiss seine Rolle: Nach Verlauf von zehn Jahren kann man gewöhnlich dasselbe Quantum Wagons und Lokomotiven für 30,000 £ kaufen, das vorher 40,000 £ kostete. Man muss so auf dies Material eine Depreciation von 25 % des Marktpreises rechnen, selbst wenn keine Depreciation des Gebrauchswerths stattfindet. (Lardner, Railway Economy.)
„Röhren-Brücken werden in ihrer gegenwärtigen Form nicht erneuert werden.“ (Weil man jetzt bessere Formen für solche Brücken hat.) „Ge- wöhnliche Reparaturen daran, Wegnahme und Ersatz einzelner Stücke sind nicht thunlich.“ (W. P. Adams, Roads and Rails. London 1862.) Die Arbeitsmittel werden grossentheils beständig umgewälzt durch den Fort- schritt der Industrie. Sie werden daher nicht in ihrer ursprünglichen Form ersetzt, sondern in der umgewälzten Form. Einerseits bildet die Masse des fixen Kapitals, die in einer bestimmten Naturalform angelegt ist und innerhalb derselben eine bestimmte Durchschnittslebenszeit aus- zudauern hat, einen Grund der nur allmäligen Einführung neuer Ma- schinen etc., und daher ein Hinderniss gegen die rasche allgemeine Ein- führung der verbesserten Arbeitsmittel. Andrerseits zwingt der Konkur- renzkampf, namentlich bei entscheidenden Umwälzungen, die alten Arbeits- mittel vor ihrem natürlichen Lebensende durch die neuen zu ersetzen. Es sind hauptsächlich Katastrophen, Krisen, die solche vorzeitige Erneuerung des Betriebsgeräths auf grössrer gesellschaftlicher Stufenleiter erzwingen.
Der Verschleiss (abgesehn vom moralischen) ist der Werththeil, den das fixe Kapital allmälig durch seine Vernutzung an das Produkt abgibt, in dem Durchschnittsmaß, worin es seinen Gebrauchswerth verliert.
Zum Theil ist diese Abnutzung so, dass das fixe Kapital eine ge- wisse durchschnittliche Lebenszeit besitzt; für diese wird es ganz vorgeschossen; nach Ablauf derselben muss es ganz ersetzt werden. Für die lebendigen Arbeitsmittel, z. B. Pferde, ist die Reproduktionszeit durch die Natur selbst vorgeschrieben. Ihre durchschnittliche Lebenszeit als Ar- beitsmittel ist durch Naturgesetze bestimmt. Sobald dieser Termin abgelaufen, müssen die abgenutzten Exemplare durch neue ersetzt werden. Ein Pferd kann nicht stückweis, sondern nur durch ein andres Pferd ersetzt werden.
Andre Elemente des fixen Kapitals lassen periodische oder theilweise Erneuerung zu. Hier ist der theilweise oder periodische Ersatz zu unter- scheiden von allmäliger Ausdehnung des Geschäftsbetriebs.
Das fixe Kapital besteht zum Theil aus gleichartigen Bestandtheilen, die aber nicht gleich lange dauern, sondern in verschiednen Zeiträumen stückweise erneuert werden. So die Schienen auf Bahnhöfen, die öfter ersetzt werden müssen als auf dem übrigen Bahnkörper. Ebenso die Schwellen, von denen in den 50er Jahren auf den belgischen Eisenbahnen nach Lardner 8 % jährlich, also im Laufe von 12 Jahren die sämmt- lichen Schwellen erneuert wurden. Das Verhältniss ist hier also dies: Es wird eine Summe z. B. für zehn Jahre in einer bestimmten Art des fixen Kapitals vorgeschossen. Diese Auslage wird auf einmal gemacht. Aber ein bestimmter Theil dieses fixen Kapitals, dessen Werth in den Werth des Produkts eingegangen und mit diesem in Geld umgesetzt ist, wird in jedem Jahr in natura ersetzt, während der andre Theil in seiner ursprünglichen Naturalform fortexistirt. Es ist die Auslage auf einmal und die nur stückweise Reproduktion in Naturalform, die dies Kapital als fixes vom flüssigen Kapital unterscheidet.
Andre Stücke des fixen Kapitals bestehn aus ungleichen Bestand- theilen, die in ungleichen Zeiträumen abnutzen und daher ersetzt werden müssen. Dies findet namentlich bei Maschinen statt. Was wir eben be- merkt haben mit Bezug auf die verschiedne Lebenszeit der verschiednen Bestandtheile eines fixen Kapitals, gilt hier mit Bezng auf die Lebenszeit verschiedner Bestandtheile derselben Maschine, die als Stück dieses fixen Kapitals figurirt.
Mit Bezug auf allmälige Ausdehnung des Geschäfts im Lauf der theilweisen Erneuerung bemerken wir Folgendes. Obgleich wie wir ge- sehn, das fixe Kapitel fortfährt in natura im Produktionsprocess zu wirken, hat ein Theil seines Werths, je nach dem Durchschnittsverschleiss, mit dem Produkt cirkulirt, ist in Geld verwandelt worden, bildet Element des Geldreservefonds zum Ersatz des Kapitals für den Termin seiner Repro- duktion in natura. Dieser so in Geld verwandelte Theil des fixen Kapital- werths kann dazu dienen, das Geschäft zu erweitern oder Verbesserungen an den Maschinen anzubringen, welche deren Wirksamkeit vermehren. In kürzren oder längren Abschnitten findet so Reproduktion statt und zwar — vom Standpunkt der Gesellschaft betrachtet — Reproduktion auf er- weiterter Stufenleiter; extensiv, wenn das Produktionsfeld ausgedehnt; in- tensiv, wenn das Produktionsmittel wirksamer gemacht. Diese Reproduk- tion auf erweiterter Stufenleiter entspringt nicht aus Akkumulation — Verwandlung von Mehrwerth in Kapital — sondern aus Rückverwandlung des Werths, welcher sich abgezweigt, in Geldform losgelöst hat vom Körper des fixen Kapitals, in neues, entweder zuschüssiges, oder doch wirksameres, fixes Kapital derselben Art. Es hängt natürlich theils von der speci- fischen Natur des Geschäftsbetriebs ab, wie weit und in welchen Dimen- sionen er solches allmäligen Zuschusses fähig ist, also auch in welchen Dimensionen ein Reservefonds gesammelt sein muss, um in dieser Weise rückangelegt werden zu können, und in welchen Zeiträumen dies geschehn kann. Wie weit andrerseits Detailverbesserungen an vorhandner Maschi- nerie angebracht werden können, hängt natürlich von der Natur der Ver- besserung und der Konstruktion der Maschine selbst ab. Wie sehr aber z. B. bei Eisenbahnanlagen dieser Punkt von vornherein ins Auge gefasst wird, beweisst Adams: „Die ganze Konstruktion sollte sich nach dem Princip richten, das im Bienenkorb herrscht — Fähigkeit unbegrenzter Ausdehnung. Alle übersoliden und von vornherein symmetrischen Strukturen sind vom Uebel, im Fall der Ausdehnung müssen sie niedergerissen werden.“ (p. 123.)
Es hängt dies grossentheils vom verfügbaren Raum ab. Bei einigen Gebäuden kann man Stockwerke in der Höhe zusetzen, bei andren ist Seitenausdehnung, also mehr Boden nöthig. Innerhalb der kapitalistischen Produktion werden einerseits viele Mittel verschwendet, findet andrerseits viel zweckwidrige Seitenausdehnung dieser Art (zum Theil zum Schaden der Arbeitskraft) bei der allmäligen Ausdehnung des Geschäfts statt, weil
nichts nach gesellschaftlichem Plan geschieht, sondern von den unendlich verschiednen Umständen, Mitteln etc. abhängt, womit der einzelne Kapi- talist agirt. Hieraus entsteht grosse Verschwendung der Produktivkräfte.
Diese stückweise Wiederanlage des Geldreservefonds (d. h. des in Geld rückverwandelten Theils des fixen Kapitals) ist am leichtesten im Landbau. Ein räumlich gegebnes Produktionsfeld ist hier der grössten allmäligen Absorption von Kapital fähig. Ebenso wo natürliche Repro- duktion stattfindet, wie bei der Viehzucht.
Das fixe Kapital verursacht besondre Erhaltungskosten. Ein Theil der Erhaltung wird durch den Arbeitsprocess selbst bewirkt; das fixe Kapital verdirbt, wenn es nicht im Arbeitsprocess fungirt. (Siehe Buch I, Kap. VI, p. 196, und Kap. XIII, p. 423: Verschleiss der Maschinerie, der aus ihrem Nichtgebrauch entspringt.) Das englische Gesetz betrachtet es daher auch ausdrücklich als Beschädigung (waste) wenn gepachtete Grundstücke nicht nach Landesgebrauch bebaut werden. (W. A. Holds- worth, Barrister at Law, „The Law of Landlord and Tenant.“ London 1857, p. 96.) Diese Erhaltung, die aus dem Gebrauch im Arbeits- process hervorgeht, ist eine Gratisnaturgabe der lebendigen Arbeit. Und zwar ist die erhaltende Kraft der Arbeit doppelter Art. Einerseits erhält sie den Werth der Arbeitsmaterialien, indem sie ihn auf das Produkt überträgt, andrerseits erhält sie den Werth der Arbeitsmittel, soweit sie nicht auch diesen auf das Produkt überträgt, durch Erhaltung ihres Ge- brauchswerths, vermittelst ihrer Aktion im Produktionsprocess.
Das fixe Kapital erfordert aber auch positive Arbeitsauslage zu seiner Instandhaltung. Die Maschinerie muss von Zeit zu Zeit gereinigt werden. Es handelt sich hier um zusätzliche Arbeit, ohne welche sie gebrauchsunfähig wird; um blosse Abwehr schädlicher elementarer Ein- flüsse, die vom Produktionsprocess unzertrennlich sind, also um Erhaltung im werkfähigen Zustand im wörtlichsten Sinn. Die normale Lebenszeit des fixen Kapitals ist selbstredend darauf berechnet, dass die Bedingungen erfüllt werden, unter denen es während dieser Zeit normal fungiren kann, ganz wie man unterstellt, dass wenn ein Mensch im Durchschnitt 30 Jahre lebt, er sich auch wäscht. Es handelt sich hier auch nicht um Ersatz der in der Maschine enthaltnen Arbeit, sondern um beständige zusätzliche Arbeit, die ihr Gebrauch nöthig macht. Es handelt sich nicht um Arbeit, die die Maschine thut, sondern die an ihr gethan wird,
worin sie nicht Produktionsagent ist, sondern Rohmaterial. Das in dieser Arbeit ausgelegte Kapital, obgleich es nicht in den eigentlichen Arbeits- process eingeht, dem das Produkt seinen Ursprung verdankt, gehört zum flüssigen Kapital. Diese Arbeit muss beständig in der Produktion ver- ausgabt, ihr Werth also auch beständig durch den Werth des Produkts ersetzt werden. Das in ihr ausgelegte Kapital gehört zu dem Theil des flüssigen Kapitals, der die allgemeinen Unkosten zu decken hat, und nach einer jährlichen Durchschnittsrechnung auf das Werthprodukt zu vertheilen ist. Wir haben gesehn, dass in der eigentlichen Industrie diese Arbeit der Reinigung von den Arbeitern gratis in den Ruhepausen, und eben deswegen auch oft während des Produktionsprocesses selbst vorgeht, wo sie die Quelle der meisten Unfälle wird. Diese Arbeit zählt nicht im Preis des Produkts. Der Konsument erhält sie sofern gratis. Andrerseits hat der Kapitalist so die Erhaltungskosten seiner Maschine umsonst. Der Arbeiter zahlt in eigner Person, und dies bildet eins der Selbsterhaltungs- Mysterien des Kapitals, die der That nach einen juristischen Anspruch des Arbeiters auf die Maschinerie bilden und ihm selbst vom bürgerlichen Rechtsstandpunkt aus zu ihrem Miteigenthümer machen. In verschiednen Produktionszweigen jedoch, wo die Maschinerie zu ihrer Reinigung aus dem Produktionsprocess entfernt werden muss, und die Reinigung daher nicht unter der Hand geschehn kann, wie z. B. bei Lokomotiven, zählt diese Erhaltungsarbeit unter den laufenden Kosten, also als Element des flüssigen Kapitals. Eine Lokomotive muss nach höchstens dreitägiger Arbeit in den Schuppen gebracht und dort gereinigt werden; der Kessel muss erst abkühlen, wenn er ohne Schädigung ausgewaschen werden soll. (R. C., No. 17,823.)
Die eigentlichen Reparaturen oder Flickarbeiten erheischen Auslage von Kapital und Arbeit, die nicht in dem ursprünglich vorgeschossnen Kapital enthalten sind, also auch durch den allmäligen Werthersatz des fixen Kapitals, jedenfalls nicht immer, ersetzt und gedeckt werden können. Ist z. B. der Werth des fixen Kapitals = 10,000 £ und seine Gesammt- lebenszeit = 10 Jahre, so ersetzen diese 10,000 £, nach zehn Jahren ganz in Geld verwandelt, nur den Werth des ursprünglichen Anlagekapi- tals, aber sie ersetzen nicht das inzwischen in Reparaturen neu zugesetzte Kapital, resp. Arbeit. Es ist dies ein zuschüssiger Werthbestandtheil, der auch nicht auf einmal vorgeschossen wird, sondern je nach Bedürfniss,
und dessen verschiedne Vorschusszeiten der Natur der Sache nach zu- fällig sind. Solche spätere, dosenweise, zusätzliche Kapitalauslage in Arbeitsmitteln und Arbeitskraft erheischt alles fixe Kapital.
Die Beschädigungen, denen einzelne Theile der Maschinerie etc. aus- gesetzt sind, sind der Natur der Sache nach zufällig, und so sind daher auch die dadurch ernöthigten Reparatureu. Dennoch scheiden sich aus dieser Masse zwei Sorten von Reparaturarbeiten ab, die einen mehr oder minder festen Charakter haben und in verschiedne Perioden der Lebenszeit des fixen Kapitals fallen — Gebresten des Kindesalters und die viel zahl- reicheren Gebresten des über die mittlere Lebenszeit hinausgerückten Alters. Eine Maschine z. B. mag mit noch so vollkommner Konstruktion in den Produktionsprocess eintreten; bei dem wirklichen Gebrauch zeigen sich Mängel, die durch nachträgliche Arbeit korrigirt werden müssen. Andrer- seits, je mehr sie über ihre mittlere Lebenszeit hinausgetreten, je mehr sich also der normale Verschleiss gehäuft hat, das Material, aus dem sie besteht, vernutzt und altersschwach geworden, desto zahlreicher und be- deutender werden die Reparaturarbeiten, nöthig, um die Maschine bis zu Ende ihrer durchschnittlichen Lebensperiode in Athem zu erhalten; ganz wie ein alter Mann, um nicht vorzeitig zu sterben, mehr medicinische Ausgaben hat als ein jugendkräftiger. Trotz ihres zufälligen Charakters vertheilen sich also die Reparaturarbeiten in ungleichen Massen auf die verschiednen Lebensperioden des fixen Kapitals.
Hieraus sowohl, wie aus dem sonst zufälligen Charakter der Repa- raturarbeiten an der Maschine folgt:
Einerseits ist die wirkliche Ausgabe an Arbeitskraft und Arbeits- mitteln für Reparaturarbeiten zufällig, wie die Umstände selbst, welche diese Reparaturen ernöthigen; der Umfang der nöthigen Reparaturen ist verschieden vertheilt auf die verschiednen Lebensperioden des fixen Kapi- tals. Andrerseits ist bei Schätzung der durchschnittlichen Lebensperiode des fixen Kapitals unterstellt, dass es beständig in werkthätigem Zustand erhalten wird, theils durch Reinigung (wozu auch die Reinhaltung der Lokale gehört), theils durch Reparatur, so oft wie erheischt. Die Werth- übertragung durch Verschleiss des fixen Kapitals ist auf dessen durch- schnittliche Lebensperiode berechnet, aber diese durchschnittliche Lebens- periode selbst ist darauf berechnet, dass das zur Instandhaltung erheischte Zusatzkapital fortwährend vorgeschossen wird.
Andrerseits ist es ebenso klar, dass der durch diese zuschüssige Aus- gabe von Kapital und Arbeit zugesetzte Werth nicht in den Preis der Waaren eingehn kann gleichzeitig mit der wirklichen Ausgabe. Ein Spinner z. B. kann diese Woche sein Garn nicht theurer verkaufen als vorige Woche, weil ihm diese Woche ein Rad gebrochen oder ein Riemen zer- rissen ist. Die allgemeinen Kosten der Spinnerei haben sich in keiner Weise verändert durch diesen Unfall in einer einzelnen Fabrik. Hier, wie bei aller Werthbestimmung, bestimmt der Durchschnitt. Die Er- fahrung zeigt den durchschnittlichen Umfang solcher Unfälle und der nöthigen Erhaltungs- und Reparaturarbeiten während der durchschnittlichen Lebensperiode des in einem bestimmten Geschäftszweig angelegten fixen Kapitals. Diese Durchschnittsausgabe wird vertheilt auf die Durchschnitts- Lebensperiode, und wird in entsprechenden aliquoten Theilen auf den Preis des Produkts geschlagen und daher durch den Verkauf desselben ersetzt.
Das Zuschusskapital, das so ersetzt wird, gehört zum flüssigen Kapital, obgleich die Art der Auslage unregelmäßig ist. Da es von der höchsten Wichtigkeit ist, sofort jedes Gebresten der Maschinerie zu ku- riren, so befindet sich bei jeder grössren Fabrik ein den eigentlichen Fabrikarbeitern aggregirtes Personal, Ingenieur, Schreiner, Mechaniker, Schlosser u. s. w. Ihr Lohn bildet Theil des variablen Kapitals, und der Werth ihrer Arbeit vertheilt sich auf das Produkt. Andrerseits werden die in Produktionsmitteln erheischten Ausgaben nach jener Durch- schnittsrechnung bestimmt, und bilden nach dieser Rechnung fortwährend Werththeil des Produkts, obgleich sie faktisch in unregelmäßigen Perio- den vorgeschossen werden und also auch in unregelmäßigen Perioden in das Produkt, resp. das fixe Kapital eingehn. Dies in eigentlichen Re- paraturen ausgelegte Kapital bildet in mancher Hinsicht ein Kapital eigner Art, das weder unter flüssiges noch fixes Kapital zu rangiren ist, aber als unter die laufenden Ausgaben gehörig mehr zum erstren zählt.
Die Art der Buchführung ändert natürlich nichts an dem wirklichen Zusammenhang der Dinge, worüber Buch geführt wird. Es ist aber wichtig zu bemerken, dass es in vielen Geschäftszweigen Gewohnheit ist, die Reparaturkosten mit dem wirklichen Verschleiss des fixen Kapitals in folgender Art zusammenzurechnen. Das vorgeschossne fixe Kapital sei 10,000 £, seine Lebensperiode 15 Jahre; der jährliche Verschleiss ist dann 666⅔ £. Nun wird aber der Verschleiss auf nur zehn Jahre
berechnet, d. h. dem Preis der producirten Waaren jährlich 1000 £ zu- geschlagen für Abnutzung des fixen Kapitals, statt 666⅔ £; d. h. es werden 333⅓ £ für Reparaturarbeit etc. reservirt. (Die Zahlen 10 und 15 sind nur beispielsweise genommen.) Soviel ist also im Durchschnitt an Reparatur verausgabt worden, damit das fixe Kapital 15 Jahre dauert. Diese Rechnung verhindert natürlich nicht, dass das fixe Kapital und das in den Reparaturen ausgelegte Zusatzkapital verschiedne Kategorien bilden. Auf Grund dieser Rechnungsweise wurde z. B. angenommen, dass der nie- drigste Kostenanschlag für die Erhaltung und den Ersatz von Dampf- schiffen 15 % jährlich sei, also Reproduktionszeit = 6⅔ Jahre. In den 60er Jahren vergütete die englische Regierung der Peninsular and Oriental Co. dafür 16 % jährlich, was also einer Reproduktionszeit von 6⅓ Jahr gleichkommt. Bei Eisenbahnen ist die Durchschnitts-Lebensdauer einer Lokomotive 10 Jahre, aber, Reparaturen eingerechnet, wird der Verschleiss angenommen zu 12½ %, was die Lebensdauer auf 8 Jahr reducirt. Bei Passagier- und Güterwagen wird 9 % berechnet, also eine Lebens- zeit von 11⅑ Jahr angenommen.
Die Gesetzgebung hat überall bei Miethkontrakten von Häusern und andren Dingen, die für ihren Eigenthümer fixes Kapital sind und als solches vermiethet werden, den Unterschied anerkannt zwischen dem nor- malen Verschleiss, der durch die Zeit, den Einfluss der Elemente und die normale Vernutzung selbst herbeigeführt wird, und zwischen den gelegent- lichen Reparaturen, die zur Instandhaltung während der normalen Lebens- dauer des Hauses und seiner normalen Benutzung zeitweise erforderlich sind. In der Regel fallen die ersten auf den Eigenthümer, die zweiten auf den Miether. Die Reparaturen unterscheiden sich ferner in gewöhn- liche und substantielle. Die letztren sind theilweise Erneuerung des fixen Kapitals in seiner Naturalform, und fallen ebenfalls auf den Eigenthümer, wo der Kontrakt nicht ausdrücklich das Gegentheil sagt. So z. B. nach englischem Recht:
„Ein Miether von Jahr zu Jahr ist nur verpflichtet, die Baulich- keiten wind- und wasserdicht zu halten, so lange dies geschehn kann ohne substantielle Reparaturen; und überhaupt nur solche Reparaturen zu be- sorgen, die als gewöhnliche bezeichnet werden können. Und selbst in dieser Beziehung muss das Alter und der allgemeine Zustand der betref- fenden Theile des Gebäudes, zur Zeit als der Miether es übernahm, im
Auge behalten werden, denn er ist nicht verpflichtet, weder attes und ver- schlissnes Material durch neues zu ersetzen, noch die aus dem Zeitverlauf und dem regelmässigen Gebrauch entstehende unvermeidliche Entwerthung gut zu machen.“ (Holdsworth, Law of Landlord and Tenant. p. 90, 91.)
Ganz verschieden, sowohl vom Ersatz des Verschleisses wie von den Arbeiten der Erhaltung und Reparatur ist die Versicherung, die sich auf Zerstörung durch ausserordentliche Naturereignisse, Feuersbrunst, Ueber- schwemmungen etc. bezieht. Diese muss aus dem Mehrwerth gutgemacht werden und bildet einen Abzug von demselben. Oder vom Standpunkt der ganzen Gesellschaft betrachtet: Es muss eine beständige Ueberpro- duktion stattfinden, d. h. Produktion auf grössrer Stufenleiter, als zu ein- fachem Ersatz und Reproduktion des vorhandnen Reichthums nöthig — ganz abgesehn von Zunahme der Bevölkerung — um die Produktions- mittel zur Verfügung zu haben, zur Ausgleichung der ausserordentlichen Zerstörung, welche Zufälle und Naturkräfte anrichten.
In der That besteht nur der geringste Theil des zum Ersatz nöthigen Kapitals in dem Geldreservefonds. Der wichtigste Theil besteht in der Ausdehnung der Produktionsleiter selbst, die theils wirkliche Erweiterung ist, theils zum normalen Umfang der Produktionszweige gehört, die das fixe Kapital produciren. So ist z. B. eine Maschinenfabrik darauf einge- richtet, dass jährlich sowohl die Fabriken ihrer Kundschaft erweitert werden, wie auch dass beständig ein Theil davon ganzer oder theilweiser Reproduktion bedarf.
Bei der Bestimmung des Verschleisses, wie der Reparaturkosten nach gesellschaftlichem Durchschnitt, ergeben sich nothwendig grosse Ungleich- heiten, selbst für gleichgrosse und sonst unter denselben Umständen be- findliche Kapitalanlagen in demselben Produktionszweig. In der Praxis dauert für den einen Kapitalisten die Maschine etc. über die Durchschnitts- periode hinaus, bei dem andern nicht so lange. Die Reparaturkosten des einen sind über, die des andren unter dem Durchschnitt u. s. w. Der durch den Verschleiss, wie durch die Reparaturkosten, bestimmte Preiszu- schlag der Waare ist aber derselbe und wird durch den Durchschnitt be- stimmt. Der eine erhält also durch diesen Preiszusatz mehr als er wirk- lich zusetzt, der andre weniger. Dies, wie alle andren Umstände, die bei gleicher Exploitation der Arbeitskraft den Gewinn verschiedner Kapitalisten
in demselben Geschäftszweig verschieden machen, trägt dazu bei, die Ein- sicht in die wahre Natur des Mehrwerths zu erschweren.
Die Grenze zwischen eigentlicher Reparatur und Ersatz, zwischen Erhaltungskosten und Erneuerungskosten, ist eine mehr oder weniger fliessende. Daher der ewige Streit bei Eisenbahnen z. B. ob gewisse Aus- gaben Reparatur oder Ersatz sind, ob sie aus laufender Ausgabe oder dem Grundkapital bestritten werden müssen. Uebertragung von Reparaturaus- gaben auf Kapitalkonto, statt auf Revenuekonto, ist das bekannte Mittel, wodurch Eisenbahndirektionen ihre Dividenden künstlich in die Höhe schrauben. Jedoch hat auch hierfür die Erfahrung die wesentlichsten Anhaltspunkte be- reits geliefert. Die nachträglichen Arbeiten während der ersten Lebens- periode der Eisenbahn z. B. sind „keine Reparaturen, sondern müssen an- gesehn werden als wesentlicher Bestandtheil des Bahnbaus, und sind also dem Kapitalkonto zu belasten, da sie nicht aus dem Verschleiss oder der normalen Wirkung des Verkehrs herrühren, sondern der ursprünglichen und unvermeidlichen Unvollkommenheit des Bahnbaus geschuldet sind.“ (Lardner, l. c., p. 40.) „Dagegen ist es die einzig richtige Methode, die Revenue eines jeden Jahres zu belasten mit der Entwerthung, die noth- wendiger Weise eingetreten ist, damit diese Revenue verdient werden konnte, einerlei ob die Summe wirklich ausgegeben ist oder nicht.“ (Captain Fitzmaurice, Committee of Inquiry on Caledonian Railway, abgedruckt in Money Market Review, 1867.)
Praktisch unmöglich und zwecklos wird die Trennung von Ersatz und Erhaltung des fixen Kapitals in der Landwirthschaft, wenigstens soweit sie noch nicht mit Dampf arbeitet. „Bei einem vollständigen, jedoch nicht übertrieben starken Bestande des Geräth-Inventars (Bedarf an Acker- und sonstigen Arbeits- und Wirthschaftsgeräthen aller Art) pflegt man im grossen Durchschnitt die jährliche Abnutzung und Unterhaltung des Ge- räth-Inventars nach Verschiedenheit der vorliegenden Verhältnisse zu 15 bis 25 % vom Anschaffungskapital anzuschlagen.“ (Kirchhof, Handbuch der landwirthschaftlichen Betriebslehre, Berlin 1862, p. 137.)
Bei dem Betriebsmaterial einer Eisenbahn ist Reparatur und Ersatz gar nicht zu trennen. „Wir erhalten unser Betriebsmaterial der Zahl nach aufrecht. Welche Anzahl von Lokomotiven wir auch haben, diese Zahl erhalten wir aufrecht. Wird eine im Lauf der Zeit unbrauchbar, so dass es vortheilhafter ist eine neue zu bauen, so bauen wir sie auf Kosten
der Revenue, wobei wir der Revenue natürlich den Werth der von der alten Maschine übrigen Materialien gutschreiben. … Es bleibt immer ziemlich viel übrig. . . . Die Räder, die Axen, die Kessel etc., kurz, ein gutes Stück der alten Lokomotive bleibt übrig.“ (T. Gooch, Chairman of Great Western Railway Co., R. C. No. 17,327—29.) — „Repariren heisst erneuern; für mich existirt das Wort „Ersatz“ nicht; … hat eine Eisenbahngesellschaft einen Wagen oder eine Lokomotive einmal gekauft, so sollte sie sie so repariren, dass sie in Ewigkeit fortlaufen können. (17,784.) Wir rechnen 8½ d. für die englische Zugmeile an Loko- motivkosten. Aus diesen 8½ d. erhalten wir die Lokomotiven für immer. Wir erneuern unsre Maschinen. Wenn Sie eine Maschine neu kaufen wollen, so geben Sie mehr Geld aus als nöthig ist. … An der alten Maschine finden sich immer ein paar Räder, eine Axe oder sonst ein Stück, das brauchbar ist, und das hilft eine Maschine wohlfeiler her- stellen, die ebenso gut ist wie eine ganz neue. (17,790.) Ich pro- ducire jetzt jede Woche eine neue Lokomotive, d. h. die so gut wie neu ist, denn Kessel, Cylinder und Gestell sind neu.“ (17,823. Archibald Sturrock, Locomotive Superintendent of Great Northern Railway, in R. C., 1867.)
Ebenso bei den Wagen: „Im Lauf der Zeit wird der Vorrath der Lokomotiven und Wagen fortwährend erneuert; das eine Mal werden neue Räder angesteckt, das andre Mal ein neues Gestell gemacht. Die Theile, auf denen die Bewegung beruht und die dem Verschleiss am meisten ausgesetzt sind, werden allmälig erneuert; die Maschinen und Wagen können dann einer solchen Reihe von Reparaturen unterworfen werden dass in manchen von ihnen nicht eine Spur von dem alten Ma- terial übrig ist. . . . Selbst wenn sie ganz reparaturunfähig werden, werden Stücke von den alten Wagen oder Lokomotiven hinein verarbeitet und verschwinden so nie gänzlich von der Bahn. Das bewegliche Ka- pital ist daher in fortwährender Reproduktion; was für den Bahnkörper zu einer bestimmten Zeit auf einmal stattfinden muss, wenn die ganze Bahn neu belegt wird, das findet beim Betriebsmaterial allmälig von Jahr zu Jahr statt. Seine Existenz ist perennirend, es ist in fortwährender Verjüngung begriffen.“ (Lardner, p. 116.)
Dieser Process, wie hier von Lardner bei der Eisenbahn dargestellt, passt nicht auf eine einzelne Fabrik, wohl aber als Bild der beständigen,
partiellen, mit der Reparatur durcheinander laufenden Reproduktion des fixen Kapitals innerhalb eines ganzen Industriezweigs, oder überhaupt innerhalb der gesammten Produktion, auf gesellschaftlicher Stufenleiter betrachtet.
Hier ein Beweis, innerhalb wie weiter Grenzen geschickte Direktionen mit den Begriffen Reparatur und Ersatz wirthschaften können zur Er- zielung von Dividenden. Nach dem oben citirten Vortrag von R. B. Willi- ams schrieben verschiedne englische Eisenbahngesellschaften im Durch- schnitt einer Reihe von Jahren für Reparatur und Erhaltungskosten des Bahnkörpers und der Baulichkeiten folgende Summe auf Revenue- konto ab (per englische Meile der Bahnlänge jährlich):
Diese Differenzen rühren nur zum allergeringsten Theil von Ver- schiedenheit der wirklichen Auslagen her; sie stammen fast ausschliess- lich aus verschiedner Berechnungsweise, jenachdem Ausgabeposten dem Kapitalkonto oder dem Revenuekonto zur Last gebracht werden. Williams sagt gradezu: „Die geringre Belastung wird angenommen, weil dies für eine gute Dividende nöthig ist, und die grössre Belastung wird gemacht, weil eine stärkere Revenue vorhanden ist, die das ertragen kann.“
In gewissen Fällen wird der Verschleiss, also auch sein Ersatz, eine praktisch verschwindende Grösse, sodass allein die Reparaturkosten in Rechnung kommen. Was Lardner im Folgenden von works of art bei Eisenbahnen sagt, gilt im Allgemeinen für alle solche dauerhaften Werke, Kanäle, Docks, eiserne und steinerne Brücken etc. — „Der Verschleiss, der in Folge der langsamen Wirkung der Zeit bei den solideren Werken eintritt, wirkt fast unmerklich während kürzerer Zeiträume; nach Verfluss eines langen Zeitraums, z. B. von Jahrhunderten, muss er jedoch die Er- neuerung, ganz oder theilweise, selbst bei den solidesten Konstruktionen herbeiführen. Dieser unmerkliche Verschleiss, verglichen mit dem fühl-
bareren bei andren Theilen der Bahn, lässt sich vergleichen mit den seku- lären und periodischen Ungleichheiten in der Bewegung der Weltkörper. Die Wirkung der Zeit auf die massivren Konstruktionen einer Bahn, Brücken, Tunnel, Viadukte etc. liefert Beispiele von dem, was man einen sekulären Verschleiss nennen kann. Die schnellere und sichtbarere Entwerthung, die in kürzern Zeiträumen durch Reparaturen oder Ersatz gutgemacht wird, ist den periodischen Ungleichheiten analog. In die jährlichen Reparatur- kosten wird auch der Ersatz des zufälligen Schadens eingeschlossen, den die Aussenseite auch der dauerhafteren Konstruktionen von Zeit zu Zeit erleidet; aber auch unabhängig von diesen Reparaturen geht das Alter nicht wirkungslos an ihnen vorbei, und wie entfernt sie auch immer sei, die Zeit muss kommen, in der ihr Zustand einen Neubau nöthig macht. In finanzieller und ökonomischer Beziehung mag diese Zeit allerdings viel zu entfernt sein, um sie in praktische Rechnung zu ziehn.“ (Lardner, l. c., p. 38, 39.)
Es gilt dies für alle solche Werke von sekulärer Dauer, bei welchen also nicht das in ihnen vorgeschossne Kapital ihrem Verschleiss entsprechend allmälig zu ersetzen ist, sondern nur die jährlichen Durchschnittskosten der Erhaltung und Reparatur auf den Preis des Produkts zu über- tragen sind.
Obgleich, wie wir gesehn, ein grössrer Theil des zum Ersatz des Verschleisses des fixen Kapitals zurückfliessenden Geldes jährlich, oder selbst in kürzern Zeiträumen, wieder in seine Naturalform rückverwandelt wird, ist dennoch für jeden einzelnen Kapitalisten ein Amortisationsfonds nöthig für den Theil des fixen Kapitals, der nur nach Verlauf von Jahren auf einmal in seinen Reproduktionstermin tritt und dann ganz zu ersetzen ist. Ein bedeutender Bestandtheil des fixen Kapitals schliesst durch seine Beschaffenheit die stückweise Reproduktion aus. Ausserdem, wo die Re- produktion stückweis in der Weise geschieht, dass in kürzern Intervallen dem entwertheten Bestand neuer zugefügt wird, ist je nach dem specifischen Charakter des Produktionszweigs eine vorherige Geldakkumulation von grössrem oder geringrem Umfang nöthig, bevor dieser Ersatz stattfinden kann. Nicht jede beliebige Geldsumme reicht dazu hin, es wird eine Geld- summe von bestimmtem Umfang dazu erheischt.
Betrachten wir dies bloss unter der Voraussetzung der einfachen Geldcirkulation, ohne alle Rücksicht auf das erst später zu entwickelnde
Kreditsystem, so ist der Mechanismus der Bewegung dieser: Im ersten Buch (Kap. III, 3 a) wurde gezeigt, dass wenn ein Theil des in einer Gesellschaft vorhandnen Geldes stets als Schatz brachliegt, während ein andrer als Cirkulationsmittel, resp. als unmittelbarer Reservefonds des direkt cirkulirenden Geldes fungirt, die Proportion beständig wechselt, worin sich die Gesammtmasse des Geldes auf Schatz und auf Cirkulations- mittel vertheilt. In unserm Fall wird nun Geld, das als Schatz in derHand eines größern Kapitalisten in grössrem Umfang aufgehäuft sein muss, beim Einkauf des fixen Kapitals auf einmal in Cirkulation geworfen. Es vertheilt sich selbst wieder in der Gesellschaft als Cirkulationsmittel und als Schatz. Durch den Amortisationsfonds, worin nach Maßgabe des Verschleisses des fixen Kapitals dessen Werth zu seinem Ausgangspunkt zurückfliesst, bildet ein Theil des cirkulirenden Geldes wieder Schatz — für längre oder kürzre Zeit — in der Hand desselben Kapitalisten, dessen Schatz bei Ankauf des fixen Kapitals sich in Cirkulationsmittel verwandelt und von ihm ent- fernt hatte. Es ist eine beständig wechselnde Vertheilung des in der Ge- sellschaft existirenden Schatzes, der abwechselnd als Cirkulationsmittel fungirt, und dann wieder als Schatz aus der Masse des cirkulirenden Geldes abgeschieden wird. Mit der Entwicklung des Kreditwesens, welche der Entwicklung der grossen Industrie und der kapitalistischen Produktion nothwendig parallel geht, fungirt dies Geld nicht als Schatz, sondern als Kapital, aber in der Hand nicht seines Eigenthümers, sondern andrer Ka- pitalisten, denen es zur Verfügung gestellt ist.
Wir haben gesehn, dass die fixen und flüssigen Bestandtheile des produktiven Kapitals verschiedenartig und zu verschiednen Perioden um- schlagen, ebenso dass die verschiednen Bestandtheile des fixen Kapitals in demselben Geschäft je nach ihrer verschiednen Lebens-, daher Repro- duktionszeit, wieder verschiedne Umschlagsperioden haben. (Ueber die wirkliche oder scheinbare Verschiedenheit im Umschlag verschiedner Be-
standtheile des flüssigen Kapitals in demselben Geschäft, siehe am Schluss dieses Kapitels sub 6.)
1) Der Gesammtumschlag des vorgeschossnen Kapitals ist der Durch- schnittsumschlag seiner verschiednen Bestandtheile; Berechnungsmodus weiter unten. Soweit es sich nur um verschiedne Zeitperioden handelt ist natürlich nichts einfacher als ihren Durchschnitt zu ziehn; aber:
2) es findet hier nicht nur quantitativer sondern qualitativer Unter- schied statt.
Das in den Produktionsprocess eingehende flüssige Kapital überträgt seinen ganzen Werth auf das Produkt und muss daher beständig, durch den Verkauf des Produkts, in natura ersetzt werden, soll der Produktionsprocess ohne Unterbrechung vor sich gehn. Das in den Produktionsprocess eingehende fixe Kapital überträgt nur Theil seines Werths (den Verschleiss) auf das Produkt und fährt trotz des Verschleisses fort im Produktionsprocess zu fungiren; es braucht daher nur in kürzern oder längern Intervallen, jedenfalls nicht so oft wie das flüssige Kapital, in natura ersetzt zu werden. Diese Ersatznothwendigkeit, der Reproduktionstermin, ist nicht nur quantitativ verschieden für die verschiednen Bestandtheile des fixen Kapitals, sondern wie wir gesehn haben, ein Theil des länger dauernden, vieljährigen fixen Kapitals kann jährlich oder in kürzern Intervallen er- setzt und dem alten fixen Kapital in natura hinzufügt werden; bei fixem Kapital andrer Beschaffenheit kann der Ersatz nur nach Ende seiner Lebenszeit auf einmal stattfinden.
Es ist daher nöthig, die Sonderumschläge der verschiednen Theile des fixen Kapitals auf gleichartige Form des Umschlags zu reduciren, sodass sie nur noch quantitativ, der Umschlagsdauer nach, verschieden sind.
Diese qualitative Dieselbigkeit findet nicht statt wenn wir P … P — die Form des kontinuirlichen Produktionsprocesses — zum Ausgangs- punkt nehmen. Denn bestimmte Elemente von P müssen beständig in natura ersetzt werden, andre nicht. Wohl aber gibt die Form G … G' diese Dieselbigkeit des Umschlags. Nehmen wir z. B. eine Maschine zum Werth von 10,000 £, die zehn Jahre dauert, wovon sich also jährlich ⅒ = 1000 £ in Geld rückverwandelt. Diese 1000 £ haben sich im Lauf eines Jahres aus Geldkapital in produktives Kapital und Waarenkapital, und aus diesem in Geldkapital rückverwandelt. Sie sind
zu ihrer ursprünglichen Geldform zurückgekehrt, wie das flüssige Kapital, wenn wir es unter dieser Form betrachten, und es ist dabei gleichgültig, ob das Geldkapital von 1000 £ wieder am Ende des Jahres in die Na- turalform einer Maschine rückverwandelt wird oder nicht. Bei der Be- rechnung des Gesammtumschlags des vorgeschossnen produktiven Kapitals fixiren wir daher alle seine Elemente in der Geldform, sodass die Rück- kehr zur Geldform den Umschlag schliesst. Wir betrachten den Werth immer als in Geld vorgeschossen, selbst beim kontinuirlichen Produktions- process, wo diese Geldform des Werths nur die des Rechengelds ist. So können wir dann den Durchschnitt ziehn.
3) Es folgt, dass selbst wenn der bei weitem grössre Theil des vorgeschossnen produktiven Kapitals aus fixem Kapital besteht, dessen Reproduktions-, also auch Umschlagszeit, einen vieljährigen Cyklus um- fasst, dennoch der während des Jahres umgeschlagene Kapitalwerth in Folge der wiederholten Umschläge des flüssigen Kapitals während des Jahres, grösser sein kann als der Gesammtwerth des vorgeschossnen Kapitals.
Das fixe Kapital sei = 80,000 £, seine Reproduktionszeit = 10 Jahre, sodass 8000 £ davon jährlich zu ihrer Geldform zurückkehren oder es ⅒ seines Umschlags vollzieht. Das flüssige Kapital sei = 20,000 £ und schlage fünfmal im Jahre um. Das Gesammtkapital ist dann = 100,000 £. Das umgeschlagne fixe Kapital ist = 8000 £; das umgeschlagne flüssige Kapital = 5 × 20,000 = 100,000 £. Also ist das während des Jahres umgeschlagne Kapital = 108,000 £, grösser um 8000 £ als das vorgeschossne Kapital. 1 + des Kapitals hat umgeschlagen.
4) Der Werthumschlag des vorgeschossnen Kapitals trennt sich also von seiner wirklichen Reproduktionszeit oder der realen Umschlags- zeit seiner Bestandtheile. Ein Kapital von 4000 £ schlage z. B. fünf- mal im Jahre um. Das umgeschlagne Kapital ist dann 5 × 4000 = 20,000 £. Was aber am Ende jedes Umschlags zurückkehrt, um wieder von neuem vorgeschossen zu werden, ist das ursprünglich vorgeschossne Kapital von 4000 £. Seine Grösse wird nicht verändert durch die An- zahl der Umschlagsperioden, während deren es von neuem als Kapital fungirt. (Abgesehn vom Mehrwerth.)
In dem Beispiel sub 3 also ist nach der Voraussetzung am Ende des Jahres in die Hand des Kapitalisten zurückgekehrt a) eine Werth-
summe von 20,000 £, die er von neuem in den flüssigen Bestandtheil des Kapitals auslegt, und b) eine Summe von 8000 £, die sich durch den Verschleiss vom Werth des vorgeschossnen fixen Kapitals losgelöst hat; daneben existirt nach wie vor dasselbe fixe Kapital im Produktionsprocess fort, aber mit dem verminderten Werth von 72,000 £ statt 80,000 £. Es bedürfte also noch neunjähriger Fortsetzung des Produktionsprocesses, bis das vorgeschossne fixe Kapital sich ausgelebt und sowohl als Produkt- bildner wie Werthbildner ausfungirt hat und ersetzt werden muss. Der vorgeschossne Kapitalwerth hat also einen Cyklus von Umschlägen zu be- schreiben, im gegebnen Fall z. B. einen Cyklus von zehn jährlichen Um- schlägen — und zwar ist dieser Cyklus bestimmt durch die Lebenszeit, daher die Reproduktionszeit oder Umschlagszeit des angewandten fixen Kapitals.
In demselben Maße also, worin sich mit der Entwicklung der kapi- talistischen Produktionsweise der Werthumfang und die Lebensdauer des angewandten fixen Kapitals entwickelt, entwickelt sich das Leben der In- dustrie und des industriellen Kapitals in jeder besondren Anlage zu einem vieljährigen, sage im Durchschnitt zehnjährigen. Wenn einerseits die Entwicklung des fixen Kapitals dieses Leben ausdehnt, so wird es andrerseits abgekürzt durch die beständige Umwälzung der Produktions- mittel, die ebenfalls mit der Entwicklung der kapitalistischen Produktions- weise beständig zunimmt. Mit ihr daher auch der Wechsel der Produk- tionsmittel und die Nothwendigkeit ihres beständigen Ersatzes in Folge des moralischen Verschleisses, lange bevor sie physisch ausgelebt sind. Man kann annehmen, dass für die entscheidendsten Zweige der grossen Industrie dieser Lebenscyklus jetzt im Durchschnitt ein zehnjähriger ist. Doch kommt es hier nicht auf die bestimmte Zahl an. Soviel ergibt sich: Durch diesen eine Reihe von Jahren umfassenden Cyklus von zu- sammenhängenden Umschlägen, in welchen das Kapital durch seinen fixen Bestandtheil gebannt ist, ergibt sich eine materielle Grundlage der perio- dischen Krisen, worin das Geschäft aufeinanderfolgende Perioden der Ab- spannung, mittleren Lebendigkeit, Ueberstürzung, Krise durchmacht. Es sind zwar die Perioden, worin Kapital angelegt wird, sehr verschiedne und auseinanderfallende. Indessen bildet die Krise immer den Ausgangs- punkt einer grossen Neuanlage. Also auch — die ganze Gesellschaft be-
trachtet — mehr oder minder eine neue materielle Grundlage für den nächsten Umschlagscyklus.(FN22)
5) Ueber die Berechnungsweise des Umschlags lassen wir einen ameri- kanischen Oekonomen sprechen.
„In einigen Geschäftszweigen wird das ganze vorgeschossne Kapital mehrere Mal innerhalb eines Jahres umgeschlagen oder cirkulirt; in einigen andren schlägt ein Theil mehr als einmal im Jahr um, ein andrer Theil nicht so häufig. Es ist die Durchschnittsperiode, die sein ganzes Kapital gebraucht, um durch seine Hand zu passiren oder um einmal umzu- schlagen, wonach ein Kapitalist seinen Profit berechnen muss. Angenommen, Jemand habe in einem bestimmten Geschäft die Hälfte seines Kapitals in Gebäuden und Maschinerie angelegt, welche einmal in zehn Jahren er- neuert werden; ein Viertel in Werkzeugen etc., die in zwei Jahren er- neuert werden; das letzte Viertel, ausgelegt in Arbeitslöhnen und Roh- stoffen, wäre zweimal im Jahre umgeschlagen. Sein ganzes Kapital sei 50,000 Dollars. Dann wird seine Jahresauslage sein:
Die Durchschnittszeit also, in der sein ganzes Kapital einmal umge- schlagen wird, ist 16 Monate . . . . Nehmen wir einen andern Fall: Ein Viertel des Gesammtkapitals von 50,000 Doll. cirkulirt in 10 Jahren; ein Viertel in 1 Jahr; die übrige Hälfte zweimal in 1 Jahr. Dann wird die jährliche Auslage sein:
(Scrope: Pol. Econ., edit. Alonzo Potter. New York 1841. p. 141, 142.)
6) Wirkliche und scheinbare Verschiedenheiten im Umschlag der ver- schiednen Theile des Kapitals. — Derselbe Scrope sagt an derselben Stelle: „Das Kapital, das ein Fabrikant, Landwirth oder Kaufmann in der Zahlung von Arbeitslöhnen auslegt, cirkulirt am schnellsten, da es vielleicht einmal in der Woche, wenn seine Leute wöchentlich bezahlt werden, durch die wöchentlichen Einkünfte aus seinen Verkäufen oder bezahlten Fakturen umgeschlagen wird. Das in Rohstoffen oder fertigen Vorräthen ausgelegte cirkulirt weniger rasch; es mag zweimal oder vier- mal im Jahr umschlagen, je nach der Zeit die zwischen dem Einkauf der einen und dem Verkauf der audern verbraucht wird, vorausgesetzt, dass er auf gleiche Kreditfrist kauft und verkauft. Das in Werkzeugen und Maschinen steckende Kapital cirkulirt noch langsamer, da es im Durchschnitt vielleicht nur einmal in fünf oder zehn Jahren umgeschlagen, d. h. konsumirt und erneuert wird; obwohl manche Werkzeuge schon in einer einzigen Reihe von Operationen aufgebraucht werden. Das in Ge- bäuden, z. B. Fabriken, Läden, Lagerhäusern, Scheunen, in Strassen, Bewässerungsanlagen etc. ausgelegte Kapital scheint überhaupt kaum zu cirkuliren. In der That aber werden auch diese Anlagen vollständig eben- sosehr wie die früher erwähnten aufgebraucht während sie zur Produktion beitragen, und müssen reproducirt werden, damit der Producent seine Operationen fortführen kann. Nur mit dem Unterschied, dass sie langsamer konsumirt und reproducirt werden als die übrigen . . . . Das in ihnen angelegte Kapital schlägt vielleicht erst in 20 oder 50 Jahren um.“
Scrope verwechselt hier den durch Zahlungstermine und Kredit- verhältnisse für den individuellen Kapitalisten bewirkten Unterschied im Fluss bestimmter Theile des flüssigen Kapitals mit den aus der Natur des Kapitals hervorgehenden Umschlägen. Er sagt, der Arbeitslohn muss wöchentlich gezahlt werden, durch die wöchentlichen Einkünfte aus den bezahlten Verkäufen oder Fakturen. Erstens ist hier zu bemerken, dass mit Bezug auf den Arbeitslohn selbst Unterschiede eintreten, je nach der Länge des Zahlungstermins, d. h. der Länge der Zeit, wofür der Arbeiter dem Kapitalisten Kredit zu geben hat; also jenachdem der Zahlungstermin des Lohns wöchentlich, monatlich, dreimonatlich, halbjährlich u. s. w. Es gilt hier das früher entwickelte Gesetz: „Die nothwendige Masse des Zahlungsmittels (also des auf einen Schlag vorzuschiessenden Geldkapitals)
steht im umgekehrten Verhältniss zur Länge der Zahlungsperioden.“ (Buch I, Kap. III, 3, b) Seite 124.)
Zweitens: In das wöchentliche Produkt geht die Gesammtheit nicht nur des in seiner Produktion durch die Wochenarbeit zugesetzten Neu- werths ein, sondern ebenso der Werth der im Wochenprodukt aufgezehrten Roh- und Hülfsstoffe. Mit dem Produkt cirkulirt dieser in ihm enthaltne Werth. Durch den Verkauf dieses Produkts erhält er die Geldform und muss von neuem in dieselben Produktionselemente umgesetzt werden. Es gilt dies ebensowohl von der Arbeitskraft wie von Roh- und Hülfsstoffen. Aber man hat bereits gesehn (Kap. VI, 2, A), dass die Kontinuität der Produktion einen Vorrath von Produktionsmitteln erheischt, verschieden für verschiedne Geschäftszweige, und im selben Geschäftszweig wieder ver- schieden für verschiedne Bestandtheile dieses Elements des flüssigen Kapi- tals, z. B. für Kohle und Baumwolle. Obgleich daher diese Stoffe be- ständig in natura ersetzt werden müssen, brauchen sie nicht beständig neu gekauft zu werden. Wie oft sich der Kauf erneuert, hängt von der Grösse des angelegten Vorraths ab, wie lange er vorhält bis er erschöpft ist. Bei der Arbeitskraft findet solches Einlegen von Vorrath nicht statt. Die Rückverwandlung in Geld geht für den in Arbeit ausgelegten Kapi- taltheil Hand in Hand mit der des in Hülfs- und Rohstoff ausgelegten. Aber die Rückverwandlung des Geldes, einerseits in Arbeitskraft, andrer- seits in Rohstoffe, geht getrennt vor sich wegen der besondren Kauf- und Zahlungstermine dieser beiden Bestandtheile, von denen der eine als pro- duktiver Vorrath in längeren Terminen gekauft wird, der andre, die Ar- beitskraft, in kürzren, z. B. wöchentlich. Andrerseits muss der Kapitalist neben dem Produktionsvorrath einen Vorrath fertiger Waaren halten. Ab- gesehn von Verkaufsschwierigkeiten etc. ist z. B. eine bestimmte Masse auf Bestellung zu produciren. Während der letzte Theil derselben produ- cirt wird, wartet der schon fertige auf dem Speicher bis zur Zeit, wo die Bestellung ganz ausgeführt werden kann. Andre Unterschiede im Um- schlag des flüssigen Kapitals entstehn, sobald einzelne Elemente desselben länger als andre in einem vorläufigen Stadium des Produktionsprocesses (Austrocknung von Holz u. s. w.) verharren müssen.
Das Kreditwesen, auf das Scrope hier Bezug nimmt, wie das Handels- kapital, modificirt den Umschlag für den einzelnen Kapitalisten. Auf
gesellschaftlicher Stufenleiter modificirt es ihn nur, soweit es nicht nur die Produktion, sondern auch die Konsumtion beschleunigt.
Bei Quesnay erscheint der Unterschied von fixem und cirkulirendem Kapital als avances primitives und avances annuelles. Er stellt diesen Unterschied richtig dar als Unterschied innerhalb des produktiven, dem unmittelbaren Produktionsprocess einverleibten Kapitals. Da ihm das in der Agrikultur angewandte Kapital, also das Kapital des Pächters, als das einzig wirklich produktive gilt, so ergeben sich diese Unterschiede auch nur für das Kapital des Pächters. Hieraus ergiebt sich auch die jährliche Umschlagszeit des einen Theils des Kapitals, und die mehr als jährliche (zehnjährige) des andern. Beiläufig übertragen die Physiokraten im Lauf der Entwicklung diese Unterschiede auch auf andre Sorten Ka- pital, auf das industrielle Kapital überhaupt. Für die Gesellschaft bleibt der Unterschied zwischen jährlichen und mehrjährigen Vorschüssen so wichtig, dass viele Oekonomen, selbst nach A. Smith, zu dieser Bestimmung zurückkehren.
Der Unterschied zwischen beiden Arten von Vorschüssen entsteht erst, sobald vorgeschossnes Geld in die Elemente des produktiven Kapitals ver- wandelt ist. Es ist ein Unterschied, einzig und allein innerhalb des pro- duktiven Kapitals. Es fällt Quesnay daher nicht ein, das Geld, sei es zu den ur- sprünglichen, sei es zu den jährlichen Vorschüssen zu rechnen. Als Vorschüsse der Produktion — d. h. als produktives Kapital — stehn sie beide sowohl dem Geld, wie den auf dem Markt befindlichen Waaren gegenüber. Ferner reducirt sich der Unterschied dieser beiden Elemente des produktiven Kapitals bei Quesnay richtig auf die verschiedne Weise, worin sie in den Werth des fertigen Produkts eingehn, daher auf die verschiedne Weise, worin ihr Werth mit dem Produktenwerth cirkulirt wird, und daher die verschiedne
Weise ihres Ersatzes oder ihrer Reproduktion, indem der Werth des einen jährlich ganz, der des andren in längern Perioden stückweis ersetzt wird.(FN23)
Der einzige Fortschritt, den A. Smith macht, ist die Verallgemeine- rung der Kategorien. Sie bezieht sich bei ihm nicht mehr auf eine spe- cielle Form des Kapitals, das Pächterkapital, sondern auf jede Form des produktiven Kapitals. Es folgt daher von selbst, dass an die Stelle des der Agrikultur entnommenen Unterschieds zwischen jährlichem und mehr- jährigem Umschlag, der allgemeine Unterschied verschiedenzeitigen Um- schlags tritt, sodass ein Umschlag des fixen Kapitals stets mehr als einen Umschlag des cirkulirenden Kapitals umfasst, welches immer die Zeitdauer dieser Umschläge des cirkulirenden Kapitals sei, jährlich, mehr als jähr- lich, oder weniger als jährlich. So verwandeln sich bei Smith die avances annuelles in cirkulirendes und die avances primitives in fixes Kapital. Auf diese Verallgemeinerung der Kategorien beschränkt sich aber sein Fortschritt. Die Ausführung fällt weit hinter Quesnay zurück.
Gleich die roh empirische Art, wie Smith die Untersuchung eröffnet, leitet die Unklarheit ein: „There are two different ways in which a capital may be employed so as to yield a revenue or profit to its em- ployer.“ (Wealth of Nations. Book II, chap. I, p. 189. Edit. Aberdeen, 1848.)
Die Arten, worin Werth angelegt werden kann, um als Kapital zu fungiren, um seinem Eigner einen Mehrwerth abzuwerfen, sind ebenso ver-
schieden, ebenso mannichfach wie die Anlagesphären des Kapitals. Es ist eine Frage nach den verschiednen Produktionszweigen, worin Kapital an- gelegt werden kann. Die Frage, so formulirt, geht noch weiter. Sie schliesst die Frage ein, wie Werth, auch wenn er nicht als produktives Kapital angelegt wird, als Kapital für seinen Eigner fungiren kann, z. B. als zinstragendes Kapital, Kaufmannskapital u. s. w. Hier sind wir also schon himmelweit entfernt von dem wirklichen Gegenstand der Analyse, nämlich von der Frage: wie die Theilung des produktiven Kapitals in seine verschiednen Elemente, abgesehn von ihrer verschiednen Anlage- sphäre, auf ihren Umschlag wird.
A. Smith fährt dann gleich fort: „First, it may be employed in raising, manufacturing, or purchasing goods, and selling them again with a profit.“ A. Smith sagt uns hier nichts, als dass Kapital angewandt werden kann in der Agrikultur, der Manufaktur und dem Handel. Er spricht also nur von den verschiednen Anlagesphären des Kapitals, und auch von solchen, worin, wie im Handel, das Kapital nicht dem unmittelbaren Pro- duktionsprocess einverleibt ist, also nicht als produktives Kapital fungirt. Damit verlässt er schon die Grundlage, worauf die Physiokraten die Unter- schiede des produktiven Kapitals und ihren Einfluss auf den Umschlag darstellen. Ja, er nimmt sofort auch das Kaufmannskapital als Beispiel in einer Frage, wo es sich ausschliesslich um Differenzen des produk- tiven Kapitals im Produkt- und Werthbildungsprocess handelt, die selbst wieder Differenzen in seinem Umschlag und seiner Reproduktion erzeugen.
Er fährt fort: „The capital employed in this manner yields no re- venue or profit to its employer, while it either remains in his possession or continues in th esame shape.“ — The capital employed in this manner! Aber Smith spricht von Kapital, das in der Agrikultur, in der Industrie angelegt ist, und er sagt uns später, dass das so angelegte Kapital in fixes und cirkulirendes zerfällt! Die Anlage des Kapitals in dieser Art kann also das Kapital weder zu fixem noch zu cirkulirendem machen.
Oder meinte er, dass Kapital, angewandt um Waaren zu produciren und diese Waaren mit einem Profit zu verkaufen, nach seiner Verwand- lung in Waaren verkauft werden und durch den Verkauf erstens aus dem Besitz des Verkäufers in den des Käufers übergehn, zweitens aus seiner Naturalform als Waare in seine Geldform sich umsetzen muss, und daher dem Besitzer unnütz ist, so lange es entweder in seinem Besitz oder
— für ihn — in derselben Form bleibt? Aber dann kommt die Sache darauf hinaus: Derselbe Kapitalwerth, der früher in der Form des pro- duktiven Kapitals fungirte, in einer dem Produktionsprocess angehörigen Form, fungirt jetzt als Waarenkapital und Geldkapital, in seinen dem Cirkulationsprocess angehörigen Formen, ist also weder fixes noch flüssiges Kapital mehr. Und es gilt dies ebensowohl für die Werthelemente, welche durch Roh- und Hülfsstoffe, also durch flüssiges, wie für diejenigen, welche durch den Verbrauch der Arbeitsmittel, also durch fixes Kapital, zugefügt werden. Wir kommen auch so dem Unterschied von fixem und und flüssigem Kapital keinen Schritt näher.
Weiter: „The goods of the merchant yield him no revenue or profit till he sells them for money, and the money yields him as little till it is again exchanged for goods. His capital is continually going from him in one shape, and returning to him in another, and it is only by means of such circulation, or successive exchanges, that it can yield him any profit. Such capitals, therefore, may very properly be called circula- ting capitals.“
Was A. Smith hier als cirkulirendes Kapital bestimmt, ist das, was ich Cirkulationskapital nennen will, Kapital, in der dem Cirkulations- process, dem Formwechsel vermittelst des Austausches (Stoffwechsel und Händewechsel) angehörigen Form, also Waarenkapital und Geldkapital, im Gegensatz zu seiner dem Produktionsprocess angehörigen Form, der des produktiven Kapitals. Es sind dies keine besondre Arten, worin der industrielle Kapitalist sein Kapital theilt, sondern es sind verschiedne Formen, die derselbe vorgeschossne Kapitalwerth in seinem curriculum vitae nach einander stets von neuem annimmt und abstreift. Dies wirft A. Smith — und das ist ein grosser Rückschritt gegen die Physiokraten — zu- sammen mit den Formunterschieden, die innerhalb der Cirkulation des Kapitalwerths, in seinem Kreislauf durch seine successiven Formen, ent- springen während der Kapitalwerth sich in der Form des produktiven Kapitals befindet; und zwar entspringen aus der verschiednen Weise, worin die verschiednen Elemente des produktiven Kapitals am Werthbildungs- process sich betheiligen und ihren Werth auf das Produkt übertragen. Wir werden die Folgen dieser Grundverwechslung zwischen dem produk- tiven und dem in der Cirkulationssphäre befindlichen Kapital (Waaren- kapital und Geldkapital) einerseits, und zwischen fixem und flüssigem Ka-
pital andrerseits, weiter unten sehn. Der in fixem Kapital vorgeschossne Kapitalwerth wird ebensowohl durch das Produkt cirkulirt, wie der im flüssigen Kapital vorgeschossne, und er verwandelt sich durch die Cirku- lation des Waarenkapitals ebensosehr in Geldkapital wie der andre. Der Unterschied entspringt nur daraus, dass sein Werth bruchweis cirkulirt und daher auch bruchweis, in kürzern oder längern Perioden ersetzt, in Naturalform reproducirt werden muss.
Dass A. Smith hier unter cirkulirendem Kapital nichts versteht als Cirkulationskapital, d. h. den Kapitalwerth in seinen dem Cirkulations- process angehörigen Formen (Waarenkapital und Geldkapital), beweist das von ihm mit besondrem Ungeschick gewählte Beispiel. Er nimmt als Beispiel eine Kapitalart, die gar nicht dem Produktionsprocess angehört, sondern nur in der Cirkulationssphäre haust, nur aus Cirkulationskapital besteht, das Kaufmannskapital.
Wie abgeschmackt es ist, mit einem Beispiel zu beginnen, worin das Kapital überhaupt nicht als produktives Kapital figurirt, sagt er selbst gleich darauf: „The capital of a merchant is altogether a circula- ting capital.“ Aber der Unterschied zwischen cirkulirendem und fixem Kapital soll ja, wie uns später gesagt wird, ein aus wesentlichen Unter- schieden innerhalb des produktiven Kapitals selbst entspringender sein. Einerseits hat A. Smith den physiokratischen Unterschied im Kopf, an- drerseits die Formunterschiede, die der Kapitalwerth in seinem Kreislauf durchmacht. Und beides geht bunt durcheinander.
Wie aber ein Profit entstehn soll durch den Formwechsel von Geld und Waare, durch blosse Verwandlung des Werths aus einer dieser For- men in die andre, ist absolut nicht abzusehn. Auch wird die Erklärung absolut unmöglich, weil er hier beginnt mit dem Kaufmannskapital, das sich nur in der Cirkulationssphäre bewegt. Wir kommen hierauf zurück; hören wir zunächst was er über das fixe Kapital sagt:
„Secondly, it (capital) may be employed in the improvement of land, in the purchase of useful machines and instruments of trade, or in such like things as yield a revenue or profit withont changing masters, or cir- culating any further. Such capitals, therefore, may very properly be called fixed capitals. Different occupations require very different proportions between the fixed and circulating capitals employed in them. . . . Some part of the capital of every master artificer or manufacturer must be
fixed in the instruments of his trade. This part, however, is very small in some, and very great in others. . . . The far greater part of the ca- pital of all such master artificers (wie Schneider, Schuster, Weber) however is circulated, either in the wages of their workmen, or in the price of their materials, and to be repaid with a profit by the price of the work.“
Abgesehn von der kindlichen Bestimmung über die Quelle des Profits tritt das Schwache und Konfuse gleich darin hervor: Für einen Maschinen- fabrikanten z. B. ist die Maschine Produkt, die als Waarenkapital cir- kulirt, also in A. Smiths Worten: „is parted with, changes masters, cir- culates further.“ Die Maschine wäre also nach seiner eignen Bestimmung kein fixes, sondern cirkulirendes Kapital. Diese Konfusion entspringt wieder daraus, dass Smith den aus der verschiedenartigen Cirkulation der verschiednen Elemente des produktiven Kapitals entspringenden Unterschied von fixem und flüssigem Kapital verwechselt mit Formunterschieden, die dasselbe Kapital durchläuft, soweit es innerhalb des Produktionsprocesses als produktives Kapital fungirt, dagegen innerhalb der Cirkulations- sphäre als Cirkulationskapital, d. h. als Waarenkapital oder als Geld- kapital. Je nach der Stelle, die sie im Lebensprocess des Kapitals ein- nehmen, können dieselben Dinge daher bei A. Smith als fixes Kapital fungiren (als Arbeitsmittel, Elemente des produktiven Kapitals), und als „cirkulirendes“ Kapital, Waarenkapital (als Produkt, das aus der Pro- duktionssphäre in die Cirkulationssphäre abgestossen wird).
Aber A. Smith wechselt auf einmal den ganzen Eintheilungsgrund und widerspricht dem, womit er ein paar Zeilen vorher die ganze Unter- suchung eröffnet hatte. Es geschieht dies namentlich mit dem Satz: „There are two different ways in which a capital may be employed so as to yield a revenue or a profit to its employer,“ nämlich als cirku- lirendes oder als fixes Kapital. Danach waren dies also verschiedne An- wendungsweisen verschiedner von einander unabhängiger Kapitale, wie Kapitale entweder z. B. in der Industrie oder in der Agrikultur ange- wandt werden können. — Jetzt aber heisst es: „Different occupations require very different proportions between the fixed and circulating capitals employed in them.“ Fixes und cirkulirendes Kapital sind jetzt nicht mehr verschiedne, selbständige Kapitalanlagen, sondern verschiedne Portionen desselben produktiven Kapitals, die in verschiednen Anlagesphären ver- schiednen Antheil vom Gesammtwerth dieses Kapitals bilden. Es sind
also Unterschiede, die aus der sachgemässen Theilung des produktiven Kapitals selbst entspringen, und die daher nur mit Bezug auf dieses gelten. Dem widerspricht aber wieder, dass das Handelskapital als bloss cirku- lirendes Kapital dem fixen Kapital gegenüber gestellt wird, denn Smith selbst sagt: „Das Kapital eines Kaufmanns ist ganz und gar cirkulirendes Kapital.“ Es ist in der That ein nur innerhalb der Cirkulationssphäre fungirendes Kapital, und steht als solches dem produktiven Kapital, dem dem Produktionsprocess einverleibten Kapital überhaupt gegenüber, kann aber ebendesshalb nicht als flüssiger (cirkulirender) Bestandtheil des produk- tiven Kapitals dem fixen Bestandtheil des produktiven Kapitals gegenüberstehn.
Bei den Beispielen, die Smith gibt, bestimmt er als fixes Kapital die instruments of trade, als cirkulirendes Kapital den Kapitalantheil aus- gelegt in Arbeitslöhnen und Rohstoffen, Hülfsstoffe eingerechnet (repaid with a profit by the price of the work).
Also zunächst wird nur ausgegangen von den verschiednen Bestand- theilen des Arbeitsprocesses, Arbeitskraft (Arbeit) und Rohstoffen auf der einen Seite, Arbeitsinstrumenten auf der andern. Diese aber sind Kapi- talbestandtheile weil eine Werthsumme, die als Kapital fungiren soll, in ihnen ausgelegt ist. Sofern sind sie die stofflichen Elemente, Daseins- weisen des produktiven, d. h. des im Produktionsprocess fungirenden Kapitals. Warum heisst nun der eine Theil fix? Weil some parts of the capital must be fixed in the instruments of trade. Aber der andre Theil ist auch fixirt in Arbeitslohn und Rohstoffen. Maschinen indessen und instruments of trade … such like things … yield a revenue or profit without changing masters, or cirkulating any further. Such capi- tals, therefore, may very properly be called fixed capitals.
Nehmen wir z. B. den Bergbau. Rohmaterial wird hier gar nicht verwandt indem der Arbeitsgegenstand, z. B. das Kupfer, ein Naturprodukt ist, das durch die Arbeit erst angeeignet werden soll. Das erst anzueig- nende Kupfer, das Produkt des Processes, das später als Waare, resp. Waarenkapital, cirkulirt, bildet kein Element des produktiven Kapitals. Kein Theil seines Werths ist darin ausgelegt. Andrerseits die andren Elemente des Produktionsprocesses, Arbeitskraft und Hülfsstoffe, wie Kohle, Wasser u. s. w., gehn ebensowenig stofflich in das Produkt ein. Die Kohle wird ganz konsumirt und nur ihr Werth geht in das Produkt ein ganz wie ein Werththeil der Maschine etc. in das Produkt eingeht. End-
lich bleibt der Arbeiter ebenso selbständig dem Produkt, dem Kupfer, gegenüber stehn, wie die Maschine. Nur der Werth, den er durch seine Arbeit producirt, ist jetzt Bestandtheil des Kupferwerths. Also in diesem Beispiel wechselt kein einziger Bethandtheil des produktiven Kapitals die Hände (masters), oder wird keiner derselben weiter cirkulirt, weil keiner derselben stofflich in das Produkt eingeht. Wo bleibt hier also das cirku- lirende Kapital? Nach A. Smith eigner Definition bestände das ganze in einem Kupferbergwerke zur Verwendung kommende Kapital nur aus fixem Kapital.
Nehmen wir dagegen eine andre Industrie, die Rohstoffe anwendet, welche die Substanz des Produkts bilden, ferner Hülfsstoffe, die leiblich, nicht nur dem Werth nach, wie etwa Heizkohle in das Produkt eingehn. Mit dem Produkt, dem Garn z. B., wechselt auch der Rohstoff, die Baumwolle, woraus es besteht, die Hände und geht aus dem Produktions- process in den Konsumtionsprocess ein. Aber so lange die Baumwolle als Element des produktiven Kapitals fungirt, verkauft der Eigner sie nicht, sondern bearbeitet sie, lässt Garn aus ihr machen. Er gibt sie nicht aus der Hand. Oder, um Smiths grobfalsch-trivialen Ausdruck zu brauchen, er macht keinen Profit by parting with it, by its changing masters, or by circulating it. Er lässt seine Materialien ebensowenig cirkuliren wie seine Maschinen. Sie sind fixirt im Produktionsprocess, ganz so gut wie die Spinnmaschinen und Fabrikgebäude. Ja, es muss ebenso beständig ein Theil des produktiven Kapitals in der Form von Kohle, Baumwolle etc. fixirt sein, wie in der von Arbeitsmitteln. Der Unterschied ist nur der, dass die zur z. B. wöchentlichen Produktion von Garn nöthige Baumwolle, Kohle etc. beständig in der Produktion des Wochenprodukts ganz konsumirt wird, daher durch neue Exemplare von Baumwolle, Kohle etc. ersetzt werden muss; also diese Elemente des produktiven Kapitals, obgleich sie der Art nach identisch bleiben, be- ständig aus neuen Exemplaren derselben Art bestehn, während dieselbe individuelle Spinnmaschine, dasselbe individuelle Fabrikgebäude fortfährt, ohne Ersatz durch ein neues Exemplar seiner Art, zu einer ganzen Reihe von Wochenproduktionen mitzuwirken. Als Elemente des produktiven Kapitals sind alle seine Bestandtheile beständig im Produktionsprocess fixirt, denn er kann nicht ohne sie vorgehn. Und alle Elemente des produktiven Kapitals, fixe wie flüssige, stehn gleichmäßig als produktives
Kapital dem Cirkulationskapital, d. h. dem Waarenkapital und Geldkapital gegenüber.
Ebenso verhält es sich mit der Arbeitskraft. Ein Theil des pro- duktiven Kapitals muss beständig in ihr fixirt sein, und es sind dieselben identischen Arbeitskräfte, wie dieselben Maschinen, die überall auf längre Zeit von demselben Kapitalisten verwandt werden. Der Unterschied zwi- schen ihnen und den Maschinen besteht hier nicht darin, dass die Ma- schine ein für allemal gekauft ist (was auch nicht der Fall, wenn sie z. B. in Terminen abbezahlt wird), der Arbeiter nicht — sondern darin, dass die Arbeit, die dieser verausgabt, ganz in den Werth des Produkts eingeht, dagegen der Werth der Maschine nur bruchweis.
Smith verwechselt verschiedne Bestimmungen, wenn er vom cirku- lirenden Kapital sagt im Gegensatz zum fixen: „The capital employed in this manner yields no revenue or profit to its employer, while it either remains in his possession or continues in the same shape.“ Er stellt die nur formelle Metamorphose der Waare, die das Produkt, das Waaren- kapital, in der Cirkulationssphäre durchläuft, und die den Händewechsel der Waaren vermittelt, auf gleiche Stufe mit der körperlichen Metamor- phose, welche die verschiednen Elemente des produktiven Kapitals während des Produktionsprocesses durchlaufen. Verwandlung von Waare in Geld und von Geld in Waare, Kauf und Verkauf, wirft er hier ohne weitres zusammen mit Verwandlung von Produktionselementen in Produkt. Sein Beispiel für das cirkulirende Kapital ist das Kaufmannskapital, das sich aus Waare in Geld, aus Geld in Waare verwandelt — der der Waaren- cirkulation angehörige Formwechsel W — G — W. Dieser Formwechsel innerhalb der Cirkulation hat aber für das fungirende industrielle Kapital die Bedeutung, dass die Waaren, worin das Geld rückverwandelt wird, Produktionselemente (Arbeitsmittel und Arbeitskraft) sind, dass er also die Kontinuität seiner Funktion vermittelt, den Produktionsprocess als kontinuirlichen oder als Reproduktionsprocess. Dieser ganze Formwechsel geht in der Cirkulation vor; er ist es, der den wirklichen Uebergang der Waaren aus einer Hand in die andre vermittelt. Dagegen die Meta- morphosen, die das produktive Kapital innerhalb seines Produktionspro- cesses durchläuft, sind dem Arbeitsprocess angehörige Metamorphosen, nothwendig um die Produktionselemente in das bezweckte Produkt zu verwandeln. A. Smith hält sich daran, dass ein Theil der Produktions-
mittel (die eigentlichen Arbeitsmittel) im Arbeitsprocess dient (was er fälschlich ausdrückt: yield a profit to their master), indem er seine Naturalform nicht verändert, sich nur allmälig abnutzt; während ein andrer Theil, die Materialien, sich verändert, und gerade durch seine Veränderung seine Bestimmung als Produktionsmittel erfüllt. Dies ver- schiedne Verhalten der Elemente des produktiven Kapitals im Arbeits- process bildet aber nur den Ausgangspunkt des Unterschieds zwischen fixem und nicht fixem Kapital, nicht diesen Unterschied selbst, was sich schon daraus ergibt, dass es für alle Produktionsweisen, kapitalistische und nichtkapitalistische, gleichmäßig besteht. Diesem verschiednen stoff- lichen Verhalten entspricht aber die Werthabgabe an das Produkt, der hinwieder der Werthersatz durch den Verkauf des Produkts entspricht; und erst dies bildet jenen Unterschied. Das Kapital ist also nicht fix, weil es in den Arbeitsmitteln fixirt ist, sondern weil ein Theil seines in Arbeitsmitteln ausgelegten Werths in demselben fixirt bleibt, während ein andrer Theil als Werthbestandtheil des Produkts cirkulirt.
„If it (the stock) is employed in procuring future profit, it must procure this profit by staying with him (the employer), or by going from him. In the one case it is a fixed, in the other it is a circulating capital.“ (p. 189.)
Zunächst fällt hier auf die roh empirische, aus der Anschauungs- weise des gewöhnlichen Kapitalisten geschöpfte Vorstellung des Profits, die der bessern esoterischen Einsicht A. Smith’s durchaus widerspricht. In dem Preis des Produkts ist der Preis sowohl der Materialien wie der Arbeitskraft ersetzt worden, aber ebenso der von den Arbeitsinstrumenten durch Verchleiss auf das Produkt übertragne Werththeil. Aus diesem Ersatz entquillt in keinem Fall der Profit. Ob ein zur Produktion des Produkts vorgeschossner Werth ganz oder stückweis, auf einmal oder all- mälig durch den Verkauf desselben ersetzt wird, kann nur die Art und die Zeit des Ersatzes ändern; in keinem Fall aber das beiden Gemein- schaftliche — den Werthersatz — in Schöpfung von Mehrwerth ver- wandeln. Es liegt hier zu Grunde die gewöhnliche Vorstellung, dass weil der Mehrwerth erst durch den Verkauf des Produkts, durch seine Cirkulation realisirt wird, er nur aus dem Verkauf, aus der Cirkulation entspringe. In der That ist die verschiedne Entstehungsweise des Profits hier nur falsche Phrase dafür, dass die verschiednen Elemente des pro-
duktiven Kapitals verschieden dienen, als produktive Elemente verschieden im Arbeitsprocess wirken. Schliesslich wird der Unterschied nicht aus dem Arbeits- resp. Verwerthungsprocess, aus der Funktion des produk- tiven Kapitals selbst abgeleitet, sondern soll nur subjektiv gelten für den einzelnen Kapitalisten, dem der eine Kapitaltheil in dieser, der andre in jener Weise nützlich sei.
Dagegen hatte Quesnay die Unterschiede aus dem Reproduktions- process und seinen Nothwendigkeiten selbst hergeleitet. Damit dieser Process kontinuirlich sei, muss aus dem Werth des jährlichen Produkts der Werth der jährlichen Vorschüsse jährlich ganz ersetzt werden, dagegen der Werth des Anlagekapitals nur stückweis; sodass er erst in einer Reihe von z. B. zehn Jahren ganz ersetzt und daher ganz reproducirt (durch neue Exemplare derselben Art ersetzt) werden muss. A. Smith fällt also tief unter Quesnay zurück.
Es bleibt so bei A. Smith für die Bestimmung des fixen Kapitals durchaus nichts übrig, als dass es Arbeitsmittel sind, die ihre Gestalt nicht im Produktionsprocess ändern und fortfahren bis zu ihrer Abnutzung in der Produktion zu dienen, gegenüber den Produkten, zu deren Bildung sie mithelfen. Es wird vergessen, dass alle Elemente des produktiven Kapitals beständig in ihrer Naturalform (als Arbeitsmittel, Materialien und Arbeitskraft) dem Produkt und dem als Waare cirkulirenden Produkt gegenüberstehn, und dass der Unterschied des aus Materialien und Ar- beitskraft bestehenden Theils von dem aus Arbeitsmitteln bestehenden Theil nur darin liegt, mit Bezug auf die Arbeitskraft: dass sie stets neu gekauft wird (nicht für ihre Dauer gekauft wird wie die Arbeitsmittel); in Bezug auf die Materialien: dass nicht dieselben identischen, sondern stets neue Exemplare derselben Art im Arbeitsprocess fungiren. Es wird zugleich der falsche Schein hervorgebracht, als ob der Werth des fixen Kapitals nicht auch cirkulire, obgleich A. Smith natürlich den Verschleiss des fixen Kapitals als Theil des Produktenpreises früher entwickelt hat.
Bei dem cirkulirenden Kapital als Gegensatz zum fixen wird nicht hervorgehoben, dass es diesen Gegensatz nur hat als derjenige Bestand- theil des produktiven Kapitals, der ganz aus dem Werth des Produkts ersetzt werden und dessen Metamorphosen daher ganz mitmachen muss, während dies bei dem fixen Kapital nicht der Fall. Es wird vielmehr zusammengeworfen mit den Gestalten, die das Kapital bei seinem Uebergang
aus der Produktionssphäre in die Cirkulationssphäre annimmt, als Waaren- kapital und Geldkapital. Aber beide Formen, Waarenkapital und Geld- kapital, sind Träger des Werths ebensowohl der fixen wie der flüssigen Bestandtheile des produktiven Kapitals. Beide sind Cirkulationskapital, im Gegensatz zum produktiven, aber nicht cirkulirendes (flüssiges) Kapital im Gegensatz zum fixen.
Endlich: Durch die ganz schiefe Entwicklung vom Machen des Profits durch das fixe Kapital, indem es im Produktionsprocess bleibt; durch das cirkulirende, indem es ihn verlässt und cirkulirt wird, — wird über die Dieselbigkeit der Form, die variables Kapital und den flüs- sigen Bestandtheil des konstanten Kapitals im Umschlag haben, der wesentliche Unterschied derselben im Verwerthungsprocess und der Bildung des Mehrwerths versteckt, also das ganze Geheimniss der kapi- talistischen Produktion noch mehr verdunkelt; durch die gemeinsame Be- zeichnung: cirkulirendes Kapital, wird dieser wesentliche Unterschied auf- gehoben; was dann die spätere Oekonomie noch weiter führte, indem nicht der Gegensatz von variablem und konstantem, sondern der von fixem und cirkulirendem Kapital als das Wesentliche und allein Unterscheidende fest- gehalten wurde.
Nachdem A. Smith fixes und cirkulirendes Kapital erst bezeichnet hat als zwei besondre Arten, Kapital anzulegen, die, jede für sich be- trachtet, einen Profit abwerfen, sagt er. „No fixed capital can yield any revenue but by means of a circulating capital. The most useful machines and instruments of trade will produce nothing without the circulating capital which affords the materials they are employed upon, and the maintenance of the workmen who employ them.“ (p. 188.)
Hier kommt es heraus, was die frühern Ausdrücke: yield a revenue, make a profit, etc. bedeuten, dass nämlich beide Kapitaltheile als Pro- duktbildner dienen.
A. Smith giebt nun folgendes Beispiel: „That part of the capital of the farmer which is employed in the implements of agriculture is a fixed, that which is employed in the wages and maintenance of his la- bouring servants is a circulating capital. (Hier bezieht sich also der Unterschied von fixem und cirkulirendem Kapital richtig nur auf die ver- schiedne Cirkulation, den Umschlag verschiedner Bestandtheile des pro- duktiven Kapitals.) He makes a profit of the one by keeping it in his
own possession, and of the other by parting with it. The price or va- lue of his labouring cattle is a fixed capital (hier wieder das Richtige, dass es der Werth ist worauf sich der Unterschied bezieht, nicht das stoffliche Element), in the same manner as that of the instruments of husbandry; their maintenance (des Arbeitsviehs) is a circulating capital, in the same way as that of the labouring servants. The farmer makes his profit by keeping the labouring cattle, and by parting with their maintenance. (Der Pächter behält das Futter des Viehs, verkauft es nicht. Er verbraucht es als Viehfutter, während er das Vieh selbst als Arbeitsinstrument verbraucht. Der Unterschied ist nur der: Das Vieh- futter, das in die Erhaltung des Arbeitsviehs eingeht, wird ganz aufge- zehrt und muss beständig durch neues Viehfutter aus dem Ackerbaupro- dukt oder seinem Verkauf ersetzt werden; das Vieh selbst wird nur er- setzt im Maß, wie jedes Stück der Reihe nach arbeitsunfähig wird.) Both the price and the maintenance of the cattle which are bought in and fattened, not for labour but for sale, are a circulating capital. The farmer makes his profit by parting with them. (Jeder Waarenproducent, also auch der kapitalistische, verkauft sein Produkt, das Resultat seines Pro- duktionsprocesses, weswegen aber dies Produkt weder fixen noch flüssigen Bestandtheil seines produktiven Kapitals bildet. Es besteht jetzt viel- mehr in einer Form, worin es aus dem Produktionsprocess ausgestossen ist und als Waarenkapital fungiren muss. Das Mastvieh fungirt im Pro- duktionsprocess als Rohmaterial, nicht als Instrument wie das Arbeitsvieh. Es geht daher als Substanz in das Produkt ein, und sein ganzer Werth geht in dasselbe ein, wie der der Hülfsstoffe [sein Futter]. Daher ist es flüssiger Theil des produktiven Kapitals, nicht weil das verkaufte Produkt — das Mastvieh — hier dieselbe Naturalform hat wie der Rohstoff, das noch nieht gemästete Vieh. Dies ist zufällig. Zugleich hätte aber Smith aus diesem Beispiel sehn können, dass es nicht die dingliche Gestalt des Produktionselements ist, was dem in ihm steckenden Werth die Bestim- mung fix und flüssig gibt, sondern seine Funktion innerhalb des Pro- duktionsprocesses.) The whole value of the seed too is a fixed capital. Though it goes backwards and forwards between the ground and the gra- nary, it never changes masters, and therefore it does not properly circu- late. The farmer makes his profit not by its sale, but by its increase.“
Hier bricht die gänzliche Gedankenlosigkeit der Smith’schen Dis-
tinktion an den Tag. Nach ihm wäre die Aussaat fixes Kapital, wenn kein change of masters stattfände, d. h. wenn die Aussaat direkt aus dem jährlichen Produkt ersetzt, von ihm abgezogen wird. Es wäre da- gegen cirkulirendes Kapital, wenn das ganze Produkt verkauft und aus einem Werththeil desselben fremdes Saatkorn gekauft worden. In dem einen Fall findet change of masters statt, in dem andern nicht. Smith verwechselt hier wieder flüssiges Kapital und Waarenkapital. Das Pro- dukt ist der stoffliche Träger des Waarenkapitals. Aber natürlich nur der Theil desselben, der wirklich in Cirkulation tritt und nicht wieder direkt in den Produktionsprocess eingeht, aus dem er als Produkt hervorkam.
Ob der Same direkt als Theil vom Produkt abgezogen, oder ob das ganze Produkt verkauft und ein Theil seines Werths im Ankauf von fremdem Samen umgesetzt wird, in beiden Fällen findet nur Ersatz statt, und wird durch diesen Ersatz kein Profit gemacht. In dem einen Fall tritt der Same mit dem Rest des Produkts als Waare in Cirkulation, im andern Fall figurirt er nur in der Buchhaltung als Werthbestandtheil des vorgeschossnen Kapitals. Aber in beiden Fällen bleibt er flüssiger Bestandtheil des produktiven Kapitals. Es wird ganz aufgezehrt um das Produkt fertig zu machen, und er muss ganz aus ihm ersetzt werden, um die Reproduktion zu ermöglichen.
„Rohmaterialien und Hülfsstoffe verlieren die selbständige Gestalt, womit sie in den Arbeitsprocess als Gebrauchswerthe eintraten. Anders mit den eigentlichen Arbeitsmitteln. Ein Instrument, eine Maschine, ein Fabrikgebäude, ein Gefäss u. s. w. dienen im Arbeitsprocess nur solange sie ihre ursprüngliche Gestalt bewahren und morgen wieder in ebender- selben Form in den Arbeitsprocess eingehn wie gestern. Wie sie während ihres Lebens, des Arbeitsprocesses, ihre selbständige Gestalt gegenüber dem Produkt bewahren, so auch nach dem Tode. Die Leichen von Maschinen, Werkstätten, Arbeitsgebäuden, existiren immer noch selbständig, getrennt von den Produkten, die sie bilden halfen.“ (Buch I, Kap. VI, S. 192.)
Diese verschiednen Weisen, worin die Produktionsmittel zur Bildung des Produkts vernutzt werden, indem die einen dem Produkt gegenüber ihre selbständige Gestalt bewahren, die andern sie verändern oder ganz verlieren, — diesen, dem Arbeitsprocess als solchem angehörigen Unter- schied, der daher ebenso für Arbeitsprocesse zutrifft, die auf blossen Selbst- bedarf, z. B. der patriarchalischen Familie, gerichtet sind, ohne allen
Austausch, ohne Waarenproduktion — verfälscht A. Smith indem er 1) die hier ganz ungehörige Bestimmung des Profits hineinbringt, dass die einen dem Eigner Profit bringen, indem sie ihre Gestalt beibehalten, die andren, indem sie sie verlieren; 2) indem er die Veränderungen eines Theils der Produktionselemente im Arbeitsprocess zusammenwirft mit dem, dem Aus- tausch der Produkte, der Waarencirkulation angehörigen Formwechsel (Kauf und Verkauf), der zugleich den Wechsel des Eigenthums an den cirku- lirenden Waaren einschliesst.
Der Umschlag unterstellt die Reproduktion als vermittelt durch Cir- kulation, also durch Verkauf des Produkts, durch seine Verwandlung in Geld und Rückverwandlung aus Geld in seine Produktionselemente. So- weit aber ein Theil seines eignen Produkts dem kapitalistischen Pro- ducenten selbst wieder direkt als Produktionsmittel dient, erscheint der Producent als Verkäufer desselben an sich selbst und so figurirt die Sache in seiner Buchhaltung. Dieser Theil der Reproduktion ist dann nicht durch Cirkulation vermittelt, sondern unmittelbar. Der Theil des Pro- dukts, der so wieder als Produktionsmittel dient, ersetzt aber flüssiges Kapital, nicht fixes, soweit 1) sein Werth ganz in das Produkt eingeht und 2) es selbst in natura ganz durch ein neues Exemplar aus dem neuen Produkt ersetzt worden ist.
A. Smith sagt uns nun, woraus cirkulirendes und fixes Kapital be- stehn. Er zählt die Dinge, die stofflichen Elemente auf, welche fixes Kapital, und die, welche cirkulirendes bilden, als ob diese Bestimmtheit diesen Dingen stofflich, von Natur zukäme und nicht vielmehr aus ihrer bestimmten Funktion innerhalb des kapitalistischen Produktionsprocesses ent- spränge. Und doch macht er in demselben Kapital (Book II, chap. I) die Bemerkung, dass, obgleich ein gewisses Ding, wie z. B. ein Wohn- haus, das für unmittelbare Konsumtion reservirt ist, may yield a revenue to its proprietor, and thereby serve in the function of a capital to him, it cannot yield any to the public, nor serve in the function of a capital to it, and the revenue of the whole body of the people can never be in the smallest degree increased by it.“ (S. 186.) Hier spricht A. Smith also klar aus, dass die Kapitaleigenschaft den Dingen nicht als solchen und unter allen Umständen zukommt, sondern eine Funktion ist, mit der sie je nach Umständen bekleidet oder nicht bekleidet sind. Was aber vom Kapital überhaupt, das gilt auch von seinen Unterabtheilungen.
Dieselben Dinge bilden Bestandtheil des flüssigen oder des fixen Kapitals, je nachdem sie andre Funktion im Arbeitsprocess vollziehn. Z. B. ein Vieh, als Arbeitsvieh (Arbeitsmittel) bildet stoffliche Existenz- weise des fixen Kapitals, dagegen als Mastvieh (Rohmaterial) Bestandtheil des cirkulirenden Kapitals des Pächters. Andrerseits kann dasselbe Ding bald als Bestandtheil des produktiven Kapitals fungiren, bald zum un- mittelbaren Konsumtionsfonds gehören. Ein Haus z. B., wenn als Arbeits- lokal fungirend, ist fixer Bestandtheil des produktiven Kapitals; wenn als Wohnhaus, gar keine Form des Kapitals qua Wohnhaus. Dieselben Ar- beitsmittel können in vielen Fällen bald als Produktionsmittel, bald als Konsumtionsmittel fungiren.
Es war dies der eine der Irrthümer, die aus der Smith’schen Auf- fassung folgen: die Charaktere von fixem und cirkulirendem Kapital als den Dingen zukommende Charaktere zu fassen. Schon die Analyse des Arbeitsprocesses (Buch I, Kap. V) zeigt, wie die Bestimmungen von Ar- beitsmittel, Arbeitsmaterial, Produkt wechseln, je nach der verschiednen Rolle, die ein und dasselbe Ding im Process einnimmt. Die Bestim- mungen von fixem und nichtfixem Kapital sind aber ihrerseits aufgebaut auf die bestimmten Rollen, welche diese Elemente im Arbeitsprocess und daher auch im Werthbildungsprocess spielen.
Zweitens aber, bei Aufzählung der Dinge, woraus fixes und cirku- lirendes Kapital bestehn, kommt ganz zum Ausbruch, dass Smith den nur in Bezug auf das produktive Kapital (das Kapital in seiner produk- tiven Form) gültigen und Sinn habenden Unterschied von fixen und flüs- sigen Bestandtheilen desselben zusammenwirft mit dem Unterschied zwi- schen produktiven Kapital und den, dem Kapital in seinem Cirkulations- process angehörigen Formen: Waarenkapital und Geldkapital. Er sagt an derselben Stelle (pp. 187, 188): „The circulating capital consists … of the provisions, materials, and finished work of all kinds that are in the hands of their respective dealers, and of the money that is neces- sary for circulating and distributing them etc.“ — In der That, wenn wir näher zusehn, so ist hier, in Gegensatz zum Frühern, cirkulirendes Kapital wieder gleichgesetzt mit Waarenkapital und Geldkapital, also mit zwei Formen des Kapitals, die gar nicht dem Produktionsprocess ange- hören, die nicht cirkulirendes (flüssiges) Kapital im Gegensatz zum fixen, sondern Cirkulationskapital im Gegensatz zum produktiven Kapital bilden.
Nur neben diesen figuriren dann wieder die in Materialien (Rohstoff oder Halbfabrikaten) vorgeschossnen und wirklich dem Produktionsprocess ein- verleibten Bestandtheile des produktiven Kapitals. Er sagt:
„… The third and last of the three portions into which the gene- ral stock of the society naturally divides itself, is the circulating capital, of which the characteristic is, that it affords a revenue only by circu- lating or changing masters. This is composed likewise of four parts: first, of the money … (Aber Geld ist nie eine Form des produktiven, des im Produktionsprocess fungirenden Kapitals. Es ist stets nur eine der Formen, welche das Kapital innerhalb seines Cirkulations- processes annimmt.) — secondly, of the stock of provisions which are in the possession of the butcher, the grazier, the farmer … and from the sale of which they expect to derive a profit. … Fourthly and lastly, of the work which is made up and completed, but which is still in the hands of the merchant and manufacturer. — Und: thirdly, of the mate- rials, whether altogether rude or more or less manufactured, of clothes, furniture, and building, which are not yet made up into any of those three shapes but which remain in the hands of the growers, the manu- facturers, the mercers and drapers, the timber-merchants, the carpenters and joiners, the brickmakers etc.“
Nr. 2 und 4 enthalten nichts als Produkte, die als solche aus dem Produktionsprocess abgestossen sind und verkauft werden müssen; kurz, die nun als Waaren, daher resp. als Waarenkapital fungiren, also eine Form besitzen und eine Stelle im Process einnehmen, worin sie kein Element des produktiven Kapitals bilden, welches immer ihre schliess- liche Bestimmung, d. h. ob sie der individuellen oder produktiven Kon- sumtion schliesslich ihrem Zweck (Gebrauchswerth) nach anheimfallen sollen. Diese Produkte in 2 sind Nahrungsmittel, in 4 alle andern fer- tigen Produkte, die also selbst wieder nur aus fertigen Arbeitsmitteln oder fer- tigen Genussmitteln (andern als den sub 2 enthaltnen Nahrungsmitteln) bestehn.
Dass Smith dabei auch vom Kaufmann spricht, zeigt seine Kon- fusion. Soweit der Producent sein Produkt an den Kaufmann verkauft hat, bildet es überhaupt keine Form seines Kapitals mehr. Gesellschaftlich betrachtet ist es allerdings immer noch Waarenkapital, wenn auch in andrer Hand als in der seines Producenten; aber eben weil Waaren- kapital, weder fixes noch flüssiges Kapital.
In jeder nicht auf unmittelbaren Selbstbedarf gerichteten Produk- tion muss das Produkt als Waare cirkuliren, d. h. verkauft werden, nicht um daraus einen Profit zu machen, sondern damit der Producent über- haupt leben kann. Bei der kapitalistischen Produktion kommt hinzu, dass mit dem Verkauf der Waare auch der Mehrwerth, der in ihr steckt, realisirt wird. Das Produkt tritt als Waare aus dem Produktionsprocess heraus, ist also weder fixes noch flüssiges Element desselben.
Uebrigens hebt Smith sich hier selbst auf. Die fertigen Produkte, welches immer ihre stoffliche Gestalt oder ihr Gebrauchswerth, ihr Nutz- effekt, sind hier alle Waarenkapital, also Kapital in einer dem Cirku- lationsprocess angehörigen Form. Als in dieser Form befindlich, bilden sie keine Bestandtheile des etwaigen produktiven Kapitals ihres Eigners; was durchaus nicht verhindert, dass, sobald sie verkauft sind, sie in der Hand ihres Käufers Bestandtheile von produktivem Kapital werden, sei es flüssige oder fixe. Es zeigt sich hier, dass dieselben Dinge, die zu einer Zeit als Waarenkapital, im Gegensatz zum produktiven Kapital, auf dem Markt auftreten — sobald sie dem Markt entzogen sind, als flüssige oder fixe Bestandtheile des produktiven Kapitals fungiren oder auch nicht fungiren können.
Das Produkt des Baumwollspinners — Garn — ist die Waarenform seines Kapitals, Waarenkapital für ihn. Es kann nicht wieder als Bestandtheil seines produktiven Kapitals fungiren, weder als Arbeitsmate- rial noch als Arbeitsmittel. Aber in der Hand des Webers, der es kauft, wird es dem produktiven Kapital desselben als einer seiner flüssigen Be- standtheile einverleibt. Für den Spinner ist das Garn aber Träger des Werths eines Theils sowohl seines fixen als seines flüssigen Kapitals (vom Mehrwerth abgesehn). So ist eine Maschine, als Produkt des Maschinen- fabrikanten, Waarenform seines Kapitals, Waarenkapital für ihn; und solange sie in dieser Form verharrt, ist sie weder flüssiges noch fixes Kapital. Verkauft an einen sie verwendenden Fabrikanten, wird sie fixer Bestandtheil eines produktiven Kapitals. Selbst wenn, seiner Gebrauchs- form nach, das Produkt theilweis wieder als Produktionsmittel in den Process eingehn kann, aus dem es herkam, wie z. B. Kohle in die Kohlenproduktion, so repräsentirt gerade der für den Verkauf bestimmte Theil des Kohlenprodukts weder flüssiges noch fixes Kapital, sondern Waarenkapital.
Andrerseits kann das Produkt seiner Gebrauchsform nach durchaus unfähig sein, irgend ein Element des produktiven Kapitals zu bilden, sei es als Arbeitsmaterial oder als Arbeitsmittel. Z. B. irgend ein Lebens- mittel. Nichtsdestoweniger ist es Waarenkapital für seinen Producenten, Werthträger sowohl des fixen wie des flüssigen Kapitals; und des Einen oder des Andern, jenachdem das in seiner Produktion angewandte Kapital ganz oder theilweise ersetzt werden muss, seinen Werth ganz oder theil- weise auf es übertragen hat.
Bei Smith figurirt in Nr. 3 das Rohmaterial (Rohstoff, Halbfabrikat, Hülfsstoff) einerseits nicht als ein schon dem produktiven Kapital einver- leibter Bestandtheil, sondern in der That nur als eine besondre Sorte der Gebrauchswerthe, aus denen das gesellschaftliche Produkt überhaupt be- steht, der Waarenmasse, neben den sub 2 und 4 aufgezählten andern stofflichen Bestandtheilen, Lebensmitteln etc. Andrerseits werden sie aller- dings als dem produktiven Kapital einverleibt, und daher auch als Ele- mente desselben in der Hand des Producenten, aufgeführt. Die Konfusion zeigt sich darin, dass sie theils als in den Händen des Prodncenten fungirend aufgefasst werden (in the hands of the growers, the manufacturers etc.), an- drerseits als in den Händen von Kaufleuten (mercers, drapers, timber-merchants), wo sie blosses Waarenkapital, nicht Bestandtheiledes produktiven Kapitals.
In der That vergisst A. Smith hier in der Aufzählung der Elemente des cirkulirenden Kapitals ganz den nur in Bezug auf das produktive Kapital gültigen Unterschied von fixem und flüssigem Kapital. Er stellt vielmehr Waarenkapital und Geldkapital, d. h. die beiden dem Cirkulations- process angehörigen Formen des Kapitals, dem produktiven Kapital gegen- über, aber auch dies nur bewusstlos.
Auffallend ist endlich, dass A. Smith bei Aufzählung der Bestand- theile des cirkulirenden Kapitals, die Arbeitskraft vergisst. Und zwar geschieht dies aus doppeltem Grund.
Man hat eben gesehn, dass, abgesehn vom Geldkapital, das cirku- lirende Kapital nur ein andrer Name für das Waarenkapital ist. Aber soweit die Arbeitskraft auf dem Markt cirkulirt, ist sie nicht Kapital, keine Form des Waarenkapitals. Sie ist überhaupt nicht Kapital; der Arbeiter ist kein Kapitalist, obgleich er eine Waare auf den Markt bringt, nämlich seine eigne Haut. Erst sobald die Arbeitskraft verkauft, dem Produktionsprocess einverleibt ist, — also nachdem sie aufgehört hat als
Waare zu cirkuliren, wird sie Bestandtheil des produktiven Kapitals: variables Kapital als Quelle des Mehrwerths, flüssiger Bestandtheil des produktiven Kapitals in Bezug auf den Umschlag des in ihr ausgelegten Kapitalwerths. Da Smith hier das flüssige Kapital mit Waarenkapital verwechselt, kann er die Arbeitskraft nicht unterbringen unter seine Ru- brik des cirkulirenden Kapitals. Das variable Kapital tritt daher hier auf in der Form der Waaren, die der Arbeiter mit seinem Lohn kauft, der Lebensmittel. In dieser Form soll der in Arbeitslohn ausgelegte Kapitalwerth zum cirkulirenden Kapital gehören. Was dem Produktions- process einverleibt wird, ist die Arbeitskraft, der Arbeiter selbst, nicht die Lebensmittel, wodurch sich der Arbeiter erhält. Allerdings haben wir gesehn (Buch I, Kap. XXI), dass, gesellschaftlich betrachtet, auch die Reproduktion des Arbeiters selbst durch seinen individuellen Konsum zum Reproduktionsprocess des gesellschaftlichen Kapitals gehört. Aber dies gilt nicht für den einzelnen in sich abgeschlossnen Produktionsprocess, den wir hier betrachten. Die acquired and useful abilities (p. 187), die Smith unter der Rubrik des fixen Kapitals aufführt, bilden im Gegentheil Bestandtheile des flüssigen Kapitals, sobald sie abilities des Lohnarbeiters sind und dieser seine Arbeit mitsammt ihren abilities verkauft hat.
Es ist ein grosser Fehler Smith’s, dass er den ganzen gesellschaft- lichen Reichthum eintheilt in 1) unmittelbaren Konsumtionsfonds, 2) fixes Kapital, 3) cirkulirendes Kapital. Hiernach wäre der Reichthum einzu- theilen in 1) den Konsumtionsfonds, der keinen Theil des fungirenden gesellschaftlichen Kapitals bildet, obgleich Theile desselben beständig als Kapital fungiren können; und 2) in Kapital. Ein Theil des Reichthums fungirt hiernach als Kapital, der andre Theil als Nichtkapital oder Kon- sumtionsfonds. Und es erscheint hier als eine unumgängliche Nothwen- digkeit für alles Kapital, entweder fix zu sein oder flüssig, etwa wie es für ein Säugethier eine Naturnothwendigkeit ist, entweder männlich zu sein oder weiblich. Wir haben aber gesehn, dass der Gegensatz von fix und flüssig nur anwendbar ist auf die Elemente des produktiven Ka- pitals, dass es also neben diesem noch eine sehr bedeutende Menge Ka- pital — Waarenkapital und Geldkapital — gibt, die sich in einer Form befindet in der sie weder fix noch flüssig sein kann.
Da mit Ausnahme des Theils der Produkte, der in Naturalform von den einzelnen kapitalistischen Producenten selbst, direkt ohne Verkauf oder
Einkauf, wieder als Produktionsmittel vernutzt wird, die ganze Masse der gesellschaftlichen Produktion — auf kapitalistischer Grundlage — als Waarenkapital auf dem Markt cirkulirt, so ist es klar, dass aus dem Waarenkapital sowohl die fixen und flüssigen Elemente des produktiven Kapitals, wie auch alle Elemente des Konsumtionsfonds herausgezogen werden; was in der That nichts andres heisst, als dass Produktions- mittel wie Konsumtionsmittel auf Basis der kapitalistischen Produktion zunächst als Waarenkapital auftreten, wenn sie auch die Bestimmung haben, später als Konsumtions- oder Produktionsmittel zu dienen; wie die Arbeitskraft selbst als Waare, wenn auch nicht als Waarenkapital, auf dem Markt vorgefunden wird.
Daher folgende neue Verwirrung bei A. Smith. Er sagt:
„Of these four parts (des circulating capital, d. h. des Kapitals in seinen dem Cirkulationsprocess angehörigen Formen von Waarenkapital und Geldkapital — zwei Theile, die sich dadurch in vier verwandeln, dass Smith die Bestandtheile des Waarenkapitals wieder stofflich unter- scheidet) three — provisions, materials, and finished work, are either annually or in a longer or shorter period, regularly withdrawn from it, and placed either in the fixed capital, or in the stock reserved for im- mediate consumption. Every fixed capital is both originally derived from, and requires to be continually supported by, a circulating capital. All useful machines and instruments of trade are originally derived from a circulating capital, which furnishes the materials of which they are made and the maintenance of the workmen who make them. They require, too, a capital of the same kind to keep them in constant repair.“ (p. 188.)
Mit Ausnahme stets des direkt von ihren Producenten wieder als Produktionsmittel verbrauchten Theils des Produkts, gilt für die kapita- listische Produktion der allgemeine Satz: Alle Produkte kommen als Waaren auf den Markt und cirkuliren daher für den Kapitalisten als Waarenform seines Kapitals, als Waarenkapital, ob diese Produkte nun ihrer Naturalform, ihrem Gebrauchswerth nach, als Elemente des produk- tiven Kapitals (des Produktionsprocesses) fungiren müssen oder können, als Produktionsmittel, und daher als fixe oder flüssige Elemente des pro- duktiven Kapitals; oder ob sie nur als Mittel der individuellen, nicht der produktiven Konsumtion dienen können. Alle Produkte werden als Waaren auf den Markt geworfen; alle Produktions- und Konsumtionsmittel, alle
Elemente der produktiven und individuellen Konsumtion müssen daher durch Kauf als Waaren wieder dem Markt entzogen werden. Diese Trivialität (truism) ist natürlich richtig. Es gilt dies daher auch sowohl für die fixen wie für die flüssigen Elemente des produktiven Kapitals, für Arbeits- mittel wie für Arbeitsmaterial in allen Formen. (Dabei ist noch ver- gessen, dass es Elemente des produktiven Kapitals gibt, die von Natur vorhanden, keine Produkte sind.) Die Maschine wird sowohl auf dem Markt gekauft, wie die Baumwolle. Aber es folgt daraus keineswegs — dies folgt nur aus der Smithschen Verwechslung von Cirkulationskapital mit cirkulirendem oder flüssigen, d. h. nichtfixem Kapital — dass jedes fixe Kapital ursprünglich aus einem flüssigen herstammt. Und zudem hebt Smith sich selbst auf. Die Maschinen bilden als Waare nach ihm selbst Theil von Nr. 4 des cirkulirenden Kapitals. Dass sie aus dem cirkulirenden Kapital herstammen, heisst also nur, dass sie als Waaren- kapital fungirten, bevor sie als Maschinen fungirten, dass sie aber stofflich aus sich selbst herstammen; ebenso wie die Baumwolle als flüssiges Element des Spinnerkapitals aus der Baumwolle auf dem Markt herstammt. Wenn aber Smith, in seiner weitern Ausführung, das fixe Kapital deswegen aus dem flüssigen herleitet, weil Arbeit und Rohmaterial nöthig ist um Ma- schinen zu machen, so sind erstens noch Arbeitsmittel, also fixes Kapital, nöthig um Maschinen zu machen, und es ist zweitens ebenfalls fixes Ka- pital nöthig, Maschinerie etc., um Rohmaterialien zu machen, da das pro- duktive Kapital stets Arbeitsmittel einschliesst, aber nicht stets Arbeits- material. Er selbst sagt gleich darauf: „Lands, mines, and fisheries, require all both a fixed and circulating capital to cultivate them; (er gibt also zu, dass nicht nur flüssiges sondern auch fixes Kapital nöthig zur Produktion von Rohmaterial) and (hier neue Verkehrtheit) their produce replaces with a profit, not only those capitals, but all the others in society. (p. 188.) Dies ist total verkehrt. Ihr Produkt liefert das Rohmaterial, die Hülfstoffe etc., für alle andern Industriezweige. Aber ihr Werth ersetzt nicht den Werth aller andern gesellschaftlichen Kapitale; er ersetzt nur ihren eignen Kapitalwerth (+ Mehrwerth). Hier geht bei A. Smith wieder die Erinnerung an die Physiokraten durch.
Gesellschaftlich betrachtet ist es richtig, dass der Theil des Waaren- kapitals, der aus Produkten besteht, die nur als Arbeitsmittel dienen können, früher oder später — wenn sie nicht überhaupt nutzlos produ-
cirt sein sollen, nicht unverkäuflich sind — auch als Arbeitsmittel fungiren, d. h. auf Basis der kapitalistischen Produktion, sobald sie aufgehört haben Waaren zu sein, wirkliche, wie vorher schon voraussichtliche, Elemente des fixen Theils des gesellschaftlichen produktiven Kapitals bilden müssen.
Hier findet ein Unterschied statt, der aus der Naturalform des Pro- dukts entspringt.
Eine Spinnmaschine z. B. hat keinen Gebrauchswerth, wenn sie nicht zum Spinnen vernutzt wird, also nicht als Produktionselement, also, vom kapitalistischen Standpunkt, als fixer Bestandtheil eines produktiven Ka- pitals fungirt. Aber die Spinnmaschine ist beweglich. Sie kann aus dem Land, worin sie producirt ist, exportirt und im fremden Land, sei es gegen Rohstoffe etc., sei es gegen Champagner, direkt oder indirekt verkauft werden. In dem Land, worin sie producirt wurde, hat sie dann nur als Waarenkapital fungirt, nie aber, auch nicht nach ihrem Verkauf, als fixes Kapital.
Dagegen Produkte, die durch Einverleibung mit dem Boden lokalisirt sind, und daher auch nur lokal vernutzt werden können, z. B. Fabrik- gebäude, Eisenbahnen, Brücken, Tunnels, Docks u. s. w., Bodenverbesse- rungen u. s. w., können nicht körperlich, mit Haut und Haaren, exportirt werden. Sie sind nicht beweglich. Entweder sind sie nutzlos, oder sie müssen, sobald sie verkauft sind, als fixes Kapital fungiren in dem Land, worin sie producirt sind. Für ihren kapitalistischen Producenten, der auf Speculation Fabriken baut oder Ländereien verbessert, um sie zu verkaufen, sind diese Dinge Form seines Waarenkapitals, also nach A. Smith Form des cirkulirenden Kapitals. Aber gesellschaftlich betrachtet, müssen diese Dinge — sollen sie nicht nutzlos sein — schliesslich im Land selbst in einem durch ihre eigne Lokalität fixirten Produktionsprocess als fixes Ka- pital fungiren; woraus keineswegs folgt, dass unbewegliche Dinge als solche ohne weitres fixes Kapital sind; sie können als Wohnhäuser etc. dem Konsumtionsfonds angehören und also überhaupt nicht zum gesellschaft- lichen Kapital gehören, obgleich sie ein Element des gesellschaftlichen Reichthums bilden, wovon das Kapital nur ein Theil. Der Producent dieser Dinge, um uns Smithisch auszudrücken, macht einen Profit durch ihren Verkauf. Also cirkulirendes Kapital! Ihr Nutzanwender, ihr de- finitiver Käufer, kann sie nur benutzen, indem er sie im Produktions- process verwendet. Also fixes Kapital!
Eigenthumstitel, an einer Eisenbahn z. B., können täglich die Hände wechseln, und ihre Besitzer durch den Verkauf dieser Titel sogar im Aus- lande — sodass die Eigenthumstitel exportirbar, obgleich nicht die Eisen- bahn selbst — einen Profit machen. Aber nichtsdestoweniger müssen diese Dinge im Lande selbst, wo sie lokalisirt sind, entweder brach liegen oder als fixer Bestandtheil eines produktiven Kapitals fungiren. Ebenso kann Fabrikant A Profit machen durch Verkauf seiner Fabrik an Fabri- kant B, was aber die Fabrik nicht hindert, nach wie vor als fixes Ka- pital zu fungiren.
Wenn daher die lokal fixirten, vom Boden unzertrennlichen Arbeits- mittel, obgleich sie für ihren Producenten als Waarenkapital fungiren mögen und keine Elemente seines fixen Kapitals bilden (dies besteht für ihn aus den Arbeitsmitteln, die er zum Bau von Gebäuden, Eisenbahnen etc. braucht), dennoch nothwendig voraussichtlich als fixes Kapital im Land selbst fungiren müssen, so folgt daraus keineswegs umgekehrt, dass das fixe Kapital nothwendig aus unbeweglichen Dingen besteht. Ein Schiff und eine Lokomotive wirken nur durch ihre Bewegung; und doch fun- giren sie, nicht für ihren Producenten, aber für ihren Anwender als fixes Kapital. Andrerseits sind Dinge, die wirklichst im Produktionsprocess fixirt sind, in ihm leben und sterben und ihn nie, nachdem sie in ihn eingetreten, wieder verlassen, flüssige Bestandtheile des produktiven Ka- pitals. Z. B. die Kohle, die zum Betrieb der Maschine im Produktions- process, das Gas, das zur Beleuchtung im Fabrikgebäude verzehrt wird u. s. w. Sie sind flüssig, nicht weil sie leiblich mit dem Produkt den Produktionsprocess verlassen und als Waare cirkuliren, sondern weil ihr Werth ganz in den Werth der Waare eingeht, den sie produciren helfen, also auch ganz aus dem Verkauf der Waare ersetzt werden muss.
In der letztcitirten Stelle A. Smith’s ist noch die Phrase zu be- merken: „A circulating capital which furnishes … the maintenance of the workmen who make them (Maschinen etc.).
Bei den Physiokraten figurirt der in Arbeitslohn vorgeschossne Ka- pitaltheil richtig unter den avances annuelles im Gegensatz zu den avances primitives. Andrerseits erscheint bei ihnen als Bestandtheil des vom Pächter angewandten produktiven Kapitals nicht die Arbeitskraft selbst, sondern die den Landarbeitern gegebnen Lebensmittel (the maintenance of the workmen, wie Smith sagt). Dies hängt genau mit ihrer speci-
fischen Doktrin zusammen. Der Werththeil, den die Arbeit dem Produkt zusetzt (ganz wie der Werththeil, den Rohmaterial, Arbeitsinstrumente etc., kurz die stofflichen Bestandtheile des konstanten Kapitals dem Produkt zusetzen), ist nämlich bei ihnen nur gleich dem Werth der den Arbeitern gezahlten, und zur Erhaltung ihrer Funktion als Arbeitskräfte nothwendig zu verzehrenden Lebensmittel. Den Unterschied von konstantem Kapital und variablem Kapital zu entdecken, ist ihnen durch ihre Doktrin selbst versagt. Ist es die Arbeit, welche den Mehrwerth producirt (ausser der Reproduktion ihres eignen Preises), so producirt sie ihn in der In- dustrie so gut wie im Ackerbau. Da sie ihn aber nach dem System nur in dem einen Produktionszweig, dem Ackerbau, producirt, so entspringt er nicht aus ihr, sondern aus der besondren Thätigkeit (Mithülfe) der Natur in diesem Zweige. Und nur desswegen heisst ihnen die Ackerbauarbeit produktive Arbeit, im Unterschied von den andern Arbeitsarten.
A. Smith bestimmt die Lebensmittel der Arbeiter als cirkulirendes Kapital im Gegensatz zum fixen
1) weil er das flüssige Kapital im Gegensatz zum fixen verwechselt mit den der Cirkulationssphäre angehörigen Formen des Kapitals, mit dem Cirkulationskapital; eine Verwechslung, die sich nach ihm kritiklos fort- geerbt hat. Er verwechselt daher das Waarenkapital mit dem flüssigen Bestandtheil des produktiven Kapitals, und da versteht es sich von selbst, dass, wo das gesellschaftliche Produkt die Form der Waare annimmt, die Lebensmittel der Arbeiter, wie die der Nichtarbeiter, die Materialien, wie die Arbeitsmittel selbst, aus dem Waarenkapital geliefert werden müssen.
2) Aber auch die physiokratische Vorstellung läuft bei Smith unter, obgleich sie dem esoterischen — wirklich wissenschaftlichen — Theil seiner eignen Entwicklung widerspricht.
Das vorgeschossne Kapital wird überhaupt umgesetzt in produktives Kapital, d. h. es nimmt die Gestalt von Produktionselementen an, die selbst Produkt früherer Arbeit sind. (Darunter die Arbeitskraft.) Nur in dieser Form kann es innerhalb des Produktionsprocesses fungiren. Setzt man nun statt der Arbeitskraft selbst, worin sich der variable Theil des Ka- pitals umgesetzt hat, die Lebensmittel des Arbeiters, so ist es klar, dass diese Lebensmittel als solche sich in Beziehung auf Werthbildung nicht von den andern Elementen des produktiven Kapitals unterscheiden, von
den Rohmaterialien, und von den Lebensmitteln des Arbeitsviehs, womit Smith, nach Vorgang der Physiokraten, sie daher auch in einer vorher- citirten Stelle auf eine Stufe stellt. Die Lebensmittel können nicht selbst ihren Werth verwerthen oder ihm einen Mehrwerth zusetzen. Ihr Werth, wie der der andren Elemente des produktiven Kapitals, kann nur im Werth des Produkts wieder erscheinen. Sie können ihm nicht mehr Werth zusetzen als sie selbst besitzen. Sie unterscheiden sich, wie Roh- material, Halbfabrikat etc., nur dadurch vom fixen Kapital, das aus Ar- beitsmitteln besteht, dass sie (für den Kapitalisten wenigstens, der sie zahlt) ganz verzehrt werden in dem Produkt, in dessen Bildung sie ein- gehn, ihr Werth daher ganz ersetzt werden muss, was bei dem fixen Kapital nur allmälig, stückweis geschieht. Der in Arbeitskraft (resp. den Lebensmitteln des Arbeiters) vorgeschossne Theil des produktiven Kapitals unterscheidet sich jetzt also nur stofflich, nicht mit Bezug auf den Arbeits- und Verwerthungsprocess, von den übrigen stofflichen Elementen des produktiven Kapitals. Er unterscheidet sich nur als mit einem Theil der objektiven Produktbildner (materials sagt Smith allgemein) in die Kategorie des cirkulirenden Kapitals fallend, im Gegensatz zu einem an- dern Theil der objektiven Produktbildner, der unter die Kategorie des fixen Kapitals fällt.
Dass der in Arbeitslohn ausgelegte Theil des Kapitals zum flüssigen Theil des produktiven Kapitals gehört, die Flüssigkeit gemein hat, im Gegensatz zum fixen Bestandtheil des produktiven Kapitals, mit einem Theil der gegenständlichen Produktbildner, den Rohstoffen etc., hat absolut nichts zu thun mit der Rolle, welche dieser variable Theil des Kapitals, im Gegensatz zum konstanten, im Verwerthungsprocess spielt. Es bezieht sich nur darauf, wie dieser Theil des vorgeschossnen Kapitalwerths aus dem Werth des Produkts vermittelst der Cirkulation ersetzt, erneuert, also re- producirt werden muss. Der Kauf und Wiederkauf der Arbeitskraft ge- hört dem Cirkulationsprocess an. Aber erst innerhalb des Produktions- processes verwandelt sich der in Arbeitskraft ausgelegte Werth (nicht für den Arbeiter, sondern für den Kapitalisten) aus einer bestimmten, kon- stanten, in eine variable Grösse, und wird dadurch überhaupt erst der vorgeschossne Werth in Kapitalwerth, in Kapital, in sich verwerthenden Werth verwandelt. Dadurch aber, dass wie bei Smith nicht der in Ar- beitskraft ausgelegte Werth als flüssiger Bestandtheil des produktiven
Kapitals bestimmt wird, sondern der in den Lebensmitteln des Arbeiters ausgelegte Werth, wird das Begreifen des Unterschieds von variablem und und konstantem Kapital, also das Begreifen des kapitalistischen Pro- duktionsprocesses überhaupt, unmöglich gemacht. Die Bestimmung dieses Kapitaltheils, variables Kapital zu sein im Gegensatz zu dem in gegen- ständlichen Produktbildnern ausgelegten, konstanten Kapital, wird begraben unter der Bestimmung, dass der in Arbeitskraft ausgelegte Kapitaltheil mit Bezug auf den Umschlag zum flüssigen Theil des produktiven Kapi- tals gehört. Das Begräbniss wird vollständig gemacht, indem an Stelle der Arbeitskraft die Lebensmittel des Arbeiters als Element des produk- tiven Kapitals aufgezählt werden. Ob der Werth der Arbeitskraft in Geld oder direkt in Lebensmitteln vorgeschossen wird, ist gleichgültig. Obgleich natürlich das Letztre auf Basis der kapitalistischen Produktion nur Aus- nahme sein kann.(FN24)
Dadurch dass so die Bestimmung des cirkulirenden Kapitals durch A. Smith als das Entscheidende für den in Arbeitskraft ausgelegten Ka- pitalwerth fixirt wurde — diese physiokratische Bestimmung ohne die Vor- aussetzung der Physiokraten — hat Smith bei seinen Nachfolgern glück- lich die Erkenntniss des in Arbeitskraft ausgelegten Kapitaltheils als variablen unmöglich gemacht. Die tiefern und richtigen Entwicklungen, die er anderswo selbst gegeben, siegten nicht, wohl aber dieser sein Ver- stoss. Ja, spätere Schriftsteller sind weiter gegangen, sie haben es nicht nur zur entscheidenden Besstimmung des in Arbeitskraft ausgelegten Ka- pitaltheils gemacht, cirkulirendes — im Gegensatz zu fixem — Kapital zu sein; sie haben es zur wesentlichen Bestimmung des cirkulirenden Ka- pitals gemacht, in Lebensmitteln für die Arbeiter ausgelegt zu werden. Daran schloss sich naturgemäss die Lehre von dem aus nothwendigen Lebensmitteln bestehenden Arbeitsfonds als einer gegebnen Grösse, welche einerseits die Grenzen des Antheils der Arbeiter am gesellschaftlichen Pro-
dukt physisch beschränkt, andrerseits aber auch im Ankauf von Arbeits- kraft seinem ganzen Umfang nach verausgabt werden muss.
Ricardo führt den Unterschied zwischen fixem und cirkulirendem Kapital nur auf, um die Ausnahmen der Werthregel darzustellen, nämlich solche Fälle, wo die Rate des Arbeitslohns auf die Preise wirkt. Darauf kommen wir erst in Buch III zu sprechen.
Die ursprüngliche Unklarheit zeigt sich aber von vornherein in der gleichgültigen Nebeneinanderstellung: „Dieser Unterschied im Grad der Dauerhaftigkeit des fixen Kapitals, und dieser Wechsel in den Verhält- nissen, worin beide Kapitalarten kombinirt sein können.“(FN25)
Fragen wir nun, welches die beiden Kapitalarten sind, so hören wir: „Ebenfalls die Verhältnisse, worin das Kapital, das die Arbeit unterhalten soll, und das Kapital, das in Werkzeugen, Maschinerie und Gebäuden aus- gelegt ist, verschieden kombinirt sein können.“(FN26) Also fixes Kapital = Arbeitsmitteln, und cirkulirendes Kapital = Kapital, das in Arbeit ausgelegt ist. Kapital, das die Arbeit unterhalten soll, ist schon ein ab- geschmackter, aus A. Smith herübergenommener Ausdruck. Das cirku- lirende Kapital wird hier einerseits zusammengeworfen mit dem variablen Kapital, d. h. mit dem in Arbeit ausgelegten Theil des produktiven Ka-
pitals. Andrerseits aber, weil der Gegensatz nicht aus dem Verwerthungs- process geschöpft ist — konstantes und variables Kapital — sondern aus dem Cirkulationsprocess (die alte Smith’sche Konfusion) kommen doppelt falsche Bestimmungen heraus.
Erstens: Die Differenzen im Grad der Dauerhaftigkeit des fixen Kapitals und die Verschiedenheiten der Kapitalzusammensetzung aus kon- stantem und variablem Kapital werden als gleichwerthig gefasst. Der letzre Unterschied aber bestimmt den Unterschied in der Produktion des Mehrwerths; der erste dagegen, soweit der Verwerthungsprocess in Betracht kommt, bezieht sich nur auf die Art und Weise, wie ein gegebner Werth vom Produktionsmittel auf das Produkt übertragen wird; soweit der Cirku- lationsprocess in Betracht kommt, betrifft er nur die Periode der Erneue- rung des ausgelegten Kapitals, oder anders betrachtet, die Zeit für welche es vorgeschossen ist. Wenn man, statt das innere Getriebe des kapi- talistischen Produktionsprocesses zu durchschauen, sich auf den Standpunkt der fertigen Phänomene stellt, so fallen diese Unterschiede in der That zusammen. Bei der Vertheilung des gesellschaftlichen Mehrwerths unter die in verschiednen Betriebszweigen angelegten Kapitale wirken Differenzen in den verschiednen Zeiträumen, wofür Kapital vorgeschossen wird (also z. B. die verschiedne Lebensdauer bei fixem Kapital), und verschiedne organische Zusammensetzungen des Kapitals (also auch die verschiedne Cirkulation von konstantem und variablem Kapital) gleichmäßig mit bei Ausgleichung der allgemeinen Profitrate und bei Verwandlung der Werthe in Produktionspreise.
Zweitens: Vom Standpunkt des Cirkulationsprocesses stehn auf der einen Seite die Arbeitsmittel: fixes Kapital, auf der andern Seite Arbeits- material und Arbeitslohn: flüssiges Kapital. Dagegen vom Standpunkt des Arbeits- und Verwerthungsprocesses steht auf der einen Seite: Pro- duktionsmittel (Arbeitsmittel und Arbeitsmaterial), konstantes Kapital; auf der andern Seite Arbeitskraft, variables Kapital. Für die organische Zu- sammensetzung (Buch I, Kap. XXIII, 2, p. 647) des Kapitals ist es ganz gleichgültig, ob dasselbe Werthquantum konstantes Kapital aus viel Arbeitsmitteln und wenig Arbeitsmaterial, oder aus viel Arbeitsmaterial und wenig Arbeitsmitteln besteht, während alles abhängt vom Verhältniss des in Produktionsmitteln ausgelegten zu dem in Arbeitskraft ausgelegten Kapital. Umgekehrt: Vom Standpunkt des Cirkulationsprocesses, des
Unterschieds von fixem und cirkulirendem Kapital, ist es ebenso gleich- gültig, in welchen Verhältnissen ein gegebnes Werthquantum cirkulirenden Kapitals sich in Arbeitsmaterial und Arbeitslohn theilt. Von dem einen Standpunkt rangirt das Arbeitsmaterial in derselben Kategorie mit den Arbeitsmitteln, im Gegensatz zu dem in Arbeitskraft ausgelegten Kapital- werth. Von dem andern Standpunkt rangirt der in Arbeitskraft aus- gelegte Kapitaltheil zusammen mit dem in Arbeitsmaterial ausgelegten, im Gegensatz zu dem in Arbeitsmitteln ausgelegten Kapitaltheil.
Daher erscheint bei Ricardo der in Arbeitsmaterial (Roh- und Hülfs- stoffen) ausgelegte Werththeil des Kapitals auf keiner Seite. Er verschwindet ganz. Er passt nämlich nicht auf die Seite des fixen Kapitals, weil er in seiner Cirkulationsweise ganz mit dem in Arbeitskraft ausgelegten Kapitaltheil zusammenfällt. Und er darf andrerseits nicht auf Seite des cirkulirenden Kapitals gestellt werden, weil damit die von A. Smith über- tragne und stillschweigend durchlaufende Gleichstellung des Gegensatzes: fixes und cirkulirendes Kapital, mit dem Gegensatz: konstantes und variables Kapital, sich selbst aufhöbe. Ricardo hat zu viel logischen Instinkt, um das nicht zu fühlen, und daher verschwindet ihm dieser Kapitaltheil ganz und gar.
Es ist hier zu bemerken, dass der Kapitalist das in Arbeitslohn ausgelegte Kapital in verschiednen Terminen, in der Sprachweise der politischen Oekonomie, vorschiesst, jenachdem er diesen Lohn z. B. wöchentlich, monatlich oder dreimonatlich zahlt. In der That verhält sich die Sache um- gekehrt. Der Arbeiter schiesst dem Kapitalisten seine Arbeit auf eine Woche, einen Monat, drei Monate vor, jenachdem er wöchentlich, monat- lich oder dreimonatlich bezahlt wird. Kaufte der Kapitalist die Arbeits- kraft, statt sie zu bezahlen, zahlte er also dem Arbeiter den Arbeitslohn per Tag, Woche, Monat oder drei Monate voraus, so könnte von einem Vorschuss für diese Termine gesprochen werden. Da er aber zahlt, nach- dem die Arbeit Tage, Wochen, Monate gedauert hat, statt sie zu kaufen und zu zahlen für den Termin, den sie dauern soll, so ist das Ganze ein kapitalistisches quid pro quo und der Vorschuss, der dem Kapitalisten vom Arbeiter in Arbeit gegeben wird, wird in einen Vorschuss verwandelt, den der Kapitalist in Geld dem Arbeiter gibt. Es ändert durchaus nichts an der Sache, dass der Kapitalist das Produkt selbst oder dessen Werth — je nach der verschiednen Zeitdauer, die seine Herstellung erfordert,
oder auch nach der verschiednen für seine Cirkulation erforderlichen Zeit- dauer — nur in kürzern oder längern Terminen (zusammen mit dem ihm einverleibten Mehrwerth) aus der Cirkulation zurück erhält oder rea- lisirt. Was der Käufer einer Waare mit derselben anfangen will, ist dem Verkäufer durchaus gleichgültig. Der Kapitalist erhält eine Maschine nicht wohlfeiler, weil er ihren ganzen Werth auf einmal vorschiessen muss, während ihm derselbe Werth nur allmälig und stückweis aus der Cirkulation zurückströmt; noch zahlt er die Baumwolle deswegen theurer, weil ihr Werth ganz in den Werth des aus ihr verfertigten Produkts eingeht und daher ganz und auf einmal durch den Verkauf des Produkts ersetzt wird.
Kehren wir zu Ricardo zurück.
1) Das Charakteristische des variablen Kapitals ist, dass ein be- stimmter, gegebner (also als solcher konstanter) Kapitaltheil, eine gegebne Werthsumme (angenommen gleich dem Werth der Arbeitskraft, obgleich es hier gleichgültig ist ob der Arbeitslohn gleich, grösser oder kleiner als der Werth der Arbeitskraft), ausgetauscht wird gegen eine sich ver- werthende, werthschaffende Kraft — die Arbeitskraft, welche nicht nur ihren vom Kapitalisten bezahlten Werth reproduzirt, sondern zugleich einen Mehrwerth producirt, einen vorher nicht vorhandnen und durch kein Aequivalent erkauften Werth. Diese charakteristische Eigenschaft des in Arbeitslohn ausgelegten Kapitaltheils, die es als variables Kapital von dem konstanten Kapital toto coelo unterscheidet, verschwindet sobald der in Arbeitslohn ausgelegte Kapitaltheil bloss vom Standpunkt des Cirkulations- processes betrachtet wird und so als cirkulirendes Kapital erscheint gegen- über dem in Arbeitsmitteln ausgelegten fixen Kapital. Es geht dies schon daraus hervor, dass es dann unter einer Rubrik — der des cirku- lirenden Kapitals — zusammen mit einem Bestandtheil des konstanten Kapitals, dem in Arbeitsmaterial ausgelegten, gegenüber gestellt wird einem andern Bestandtheil des konstanten Kapitals, dem in Arbeitsmitteln ausgelegten. Vom Mehrwerth, also gerade von dem Umstand, der die ausgelegte Werthsumme in Kapital verwandelt, wird dabei ganz abgesehn. Ebenso wird davon abgesehn, dass der Werththeil, den das in Arbeits- lohn ausgelegte Kapital dem Produkt zusetzt, neuproducirt (also auch wirklich reproducirt ist), während der Werththeil, den das Rohmaterial dem Produkt zusetzt, nicht neu producirt, nicht wirklich reproducirt,
sondern nur im Produktwerth erhalten, konservirt ist, und daher als Werthbestandtheil des Produkts nur wieder erscheint. Der Unterschied, wie er sich vom Gesichtspunkt des Gegensatzes von flüssigem und fixem Kapital jetzt darstellt, besteht nur darin: der Werth der zur Produktion einer Waare angewandten Arbeitsmittel geht nur theilweis in den Werth der Waare ein und wird daher durch den Verkauf der Waare auch nur theilweis ersetzt, wird daher überhaupt nur stückweis und allmälig ersetzt. Andrerseits der Werth der zur Produktion einer Waare verwandten Ar- beitskraft und Arbeitsgegenstände (Rohstoffe etc.) geht ganz in die Waare ein und wird daher ganz durch ihren Verkauf ersetzt. Insofern stellt sich mit Bezug auf den Cirkulationsprocess der eine Theil des Kapitals als fix, der andre als flüssig oder cirkulirend dar. Es handelt sich in beiden Fällen um eine Uebertragung gegebner, vorgeschossner Werthe auf das Produkt und um ihren Wiederersatz durch den Verkauf des Produkts. Der Unterschied besteht jetzt nur darin, ob die Werthübertragung, und daher der Werthersatz, stückweis und allmälig oder auf einmal vor sich geht. Damit ist der alles entscheidende Unterschied zwischen variablem und konstantem Kapital ausgelöscht, also das ganze Geheimniss der Mehr- werthbildung und der kapitalistischen Produktion, die Umstände, die ge- wisse Werthe und die Dinge worin sie sich darstellen, in Kapital ver- wandeln, ausgelöscht. Alle Bestandtheile des Kapitals unterscheiden sich nur noch durch die Cirkulationsweise (und die Cirkulation der Waare hat es natürlich nur mit bereits vorhandnen, gegebnen Werthen zu thun); und eine besondre Cirkulationsweise ist dem in Arbeitslohn ausgelegten Kapital gemeinsam mit dem in Rohmaterialien, Halbfabrikaten, Hülfsstoffen aus- gelegten Kapitaltheil im Gegensatz zu dem in Arbeitsmitteln ausgelegten Kapitaltheil.
Man begreift daher, warum die bürgerliche politische Oekonomie A. Smith’s Konfusion der Kategorien „konstantes und variables Kapital“ mit den Kategorien „fixes und cirkulirendes Kapital“ instinktmäßig festhielt und kritiklos ein Jahrhundert durch von Generation zu Generation nachplapperte. Der im Arbeitslohn ausgelegte Kapitaltheil unterscheidet sich bei ihr gar nicht mehr von dem in Rohstoff ausgelegten Kapitaltheil, und unterscheidet sich nur formell — ob er stückweis oder ganz durch das Produkt cirkulirt wird — vom konstanten Kapital. Damit ist die Grundlage für das Verständniss der wirklichen Bewegung der kapitalistischen Produktion,
und daher der kapitalistischen Exploitation mit einem Schlage verschüttet. Es handelt sich nur um das Wiedererscheinen vorgeschossner Werthe.
Bei Ricardo ist die unkritische Aufnahme der Smith’schen Konfusion störender, nicht nur als bei den spätern Apologetikern, bei denen die Be- griffskonfusion vielmehr das Nichtstörende ist, sondern als bei A. Smith selbst, weil Ricardo im Gegensatz zu diesem konsequenter und schärfer Werth und Mehrwerth entwickelt, in der That den esoterischen A. Smith gegen den exoterischen A. Smith behauptet.
Bei den Physiokraten findet sich nichts von dieser Konfusion. Der Unterschied zwischen avances annuelles und avances primitives bezieht sich nur auf die verschiednen Reproduktionsperioden der verschiednen Be- standtheile des Kapitals, speciell des agrikolen Kapitals; während ihre Ansichten von der Produktion des Mehrwerths einen von diesen Unter- scheidungen unabhängigen Theil ihrer Theorie bilden, und zwar das was sie als Pointe der Theorie herauswenden. Die Bildung des Mehrwerths wird nicht aus dem Kapital als solchem erklärt, sondern nur einer be- stimmten Produktionsphäre des Kapitals, der Agrikultur vindicirt.
2) Das Wesentliche bei der Bestimmung des variablen Kapitals — und daher für die Verwandlung irgend einer beliebigen Werthsumme in Kapital — ist, dass der Kapitalist eine bestimmte, gegebne (und in diesem Sinn konstante) Werthgrösse austauscht gegen werthschöpferische Kraft; eine Werthgrösse gegen Werthproduktion, Selbstverwerthung. Ob der Kapitalist den Arbeiter in Geld oder in Lebensmitteln zahlt, ändert an dieser wesentlichen Bestimmung nichts. Es ändert nur die Existenzweise des von ihm vorgeschossnen Werths, der das eine Mal in der Form von Geld existirt, womit der Arbeiter sich selbst auf dem Markt seine Lebens- mittel kauft, das andre Mal in der Form von Lebensmitteln, die er direkt verzehrt. Die entwickelte kapitalistische Produktion unterstellt in der That, dass der Arbeiter in Geld gezahlt wird, wie sie überhaupt den durch den Cirkulationsprocess vermittelten Produktionsprocess, also die Geldwirthschaft, unterstellt. Aber die Schöpfung des Mehrwerths — daher die Kapitalisirung der vorgeschossnen Werthsumme — entspringt weder aus der Geldform, noch aus der Naturalform des Arbeitslohns oder des im Ankauf der Arbeitskraft ausgelegten Kapitals. Sie entspringt aus dem Austausch von Werth gegen werthschaffende Kraft, aus der Um- setzung einer konstanten in eine variable Grösse. —
Die grössre oder geringre Fixität der Arbeitsmittel hängt ab von dem Grad ihrer Dauerhaftigkeit, also von einer physischen Eigenschaft. Je nach dem Grad ihrer Dauerhaftigkeit werden sie, unter sonst gleich- bleibenden Umständen, rascher oder langsamer verschleissen, also länger oder kürzer als fixes Kapital fungiren. Aber es ist keineswegs blos diese physische Eigenschaft der Dauerhaftigkeit, in Folge deren sie als fixes Kapital fungiren. Der Rohstoff in Metallfabriken ist ebenso dauerhaft wie die Maschinen womit fabricirt wird, und dauerhafter als manche Be- standtheile dieser Maschinen, Leder, Holz etc. Nichtsdestoweniger bildet das als Rohstoff dienende Metall einen Theil des cirkulirenden Kapitals, und das vielleicht aus demselben Metall aufgebaute, fungirende Arbeits- mittel einen Theil des fixen Kapitals. Es ist also nicht die stoffliche physische Natur, nicht seine grössre oder geringre Vergänglichkeit, wo- durch dasselbe Metall das eine Mal der Rubrik des fixen, und das andre Mal der Rubrik des cirkulirenden Kapitals untergeordnet wird. Dieser Unterschied entspringt vielmehr aus der Rolle, die es im Produktionspro- cess spielt, das eine Mal als Arbeitsgegenstand, das andre Mal als Ar- beitsmittel.
Die Funktion des Arbeitsmittels im Produktionsprocess erheischt im Durchschnitt, dass es während längrer oder kürzrer Periode stets von neuem in wiederholten Arbeitsprocessen dient. Durch seine Funktion ist daher eine grössre oder geringre Dauerhaftigkeit seines Stoffs vorgeschrieben. Aber die Dauerhaftigkeit des Stoffs, aus dem es gemacht wird, macht es nicht an und für sich zum fixen Kapital. Derselbe Stoff, wenn Roh- material, wird cirkulirendes Kapital, und bei den Oekonomen, die den Unterschied von Waarenkapital und produktivem Kapital mit dem Unter- schied von cirkulirendem und fixem Kapital verwechseln, ist derselbe Stoff, dieselbe Maschine, cirkulirendes Kapital als Produkt, fixes Kapital als Arbeitsmittel.
Obgleich nun nicht der dauerhafte Stoff, aus dem das Arbeitsmittel gemacht ist, es zum fixen Kapital macht, so erheischt doch seine Rolle als Arbeitsmittel, dass es aus einem relativ dauerhaften Material bestehe. Die Dauerhaftigkeit seines Stoffs ist also eine Bedingung seiner Funktion als Arbeitsmittel, daher auch materielle Grundlage der Cirkulationsweise, die es zum fixen Kapital macht. Unter sonst gleichbleibenden Umständen drückt die grössre oder geringre Vergänglichkeit seines Stoffs ihm in nie-
drigrem oder höhrem Grad den Stempel der Fixität auf, ist also sehr wesentlich verwachsen mit seiner Qualität als fixes Kapital.
Wird der in Arbeitskraft ausgelegte Kapitaltheil nun ausschliesslich unter dem Gesichtspunkt von cirkulirendem Kapital betrachtet, also im Gegensatz zum fixen Kapital; werden daher auch die Unterschiede von konstantem und variablem Kapital mit den Unterschieden von fixem und cirkulirendem Kapital zusammengeworfen, so ist es natürlich, wie die stoff- liche Realität des Arbeitsmittels eine wesentliche Grundlage seines Charak- ters als fixes Kapital bildet, so nun im Gegensatz zu demselben aus der stofflichen Realität des in Arbeitskraft ausgelegten Kapitals seinen Cha- rakter als cirkulirendes Kapital herzuleiten, und dann wieder das cirku- lirende Kapital zu bestimmen durch die stoffliche Realität des variablen Kapitals.
Der wirkliche Stoff des in Arbeitslohn ausgelegten Kapitals ist die Arbeit selbst, die sich bethätigende, werthschaffende Arbeitskraft, lebendige Arbeit, die der Kapitalist gegen todte, vergegenständlichte Arbeit austauscht und seinem Kapital einverleibt hat, wodurch erst der in seiner Hand be- findliche Werth sich in einen sich selbst verwerthenden Werth verwandelt. Aber diese Selbstverwerthungskraft verkauft der Kapitalist nicht. Sie bildet stets nur Bestandtheil seines produktiven Kapitals, wie seine Arbeitsmittel; nie seines Waarenkapitals, wie z. B. das fertige Produkt das er verkauft. Innerhalb des Produktionsprocesses, als Bestandtheile des produktiven Ka- pitals, stehn die Arbeitsmittel der Arbeitskraft nicht als fixes Kapital gegenüber, ebensowenig wie Arbeitsmaterial und Hülfstoffe als cirku- lirendes Kapital mit ihr zusammenfallen; beiden steht die Arbeitskraft als persönlicher Faktor gegenüber, während jene die sachlichen Faktoren sind — dies vom Standpunkt des Arbeitsprocesses. Beide stehn der Arbeits- kraft, dem variablen Kapital als konstantes Kapital gegenüber — dies vom Standpunkt des Verwerthungsprocesses. Oder, wenn hier von einer stofflichen Verschiedenheit, soweit sie auf den Cirkulationsprocess einwirkt, die Rede sein soll, ist es nur diese: aus der Natur des Werths, der nichts ist als vergegenständlichte Arbeit, und aus der Natur der sich bethä- tigenden Arbeitskraft, die nichts ist als sich vergegenständlichende Arbeit, folgt, dass die Arbeitskraft während ihrer Funktionsdauer beständig Werth und Mehrwerth schafft; dass das, was auf ihrer Seite sich als Bewegung, als Werthschöpfang, sich auf Seite ihres Produkts in ruhender Form,
als geschaffner Werth darstellt. Hat die Arbeitskraft gewirkt, so besteht das Kapital nicht länger aus Arbeitskraft auf der einen Seite, aus Pro- duktionsmitteln auf der andern. Der Kapitalwerth, der in Arbeitskraft ausgelegt war, ist jetzt Werth, der (+ Mehrwerth) dem Produkt zuge- setzt worden. Um den Process zu wiederholen, muss das Produkt verkauft und mit dem aus ihm gelösten Geld beständig von neuem die Arbeits- kraft gekauft und dem produktiven Kapital einverleibt werden. Dies gibt dann dem in Arbeitskraft ausgelegten Kapitaltheil, ebenso wie dem in Ar- beitsmaterial u. s. w. ausgelegten, den Charakter von cirkulirendem Ka- pital im Gegensatz zu dem in den Arbeitsmitteln fixirt bleibendem Kapital.
Wird dagegen die sekundäre und ihm mit einem Theil des konstanten Kapitals (den Roh- und Hülfsstoffen) gemeinsame Bestimmung des cirku- lirenden Kapitals zur wesentlichen Bestimmung des in Arbeitskraft aus- gelegten Kapitaltheils gemacht, — nämlich dass der in ihm ausgelegte Werth sich ganz auf das Produkt überträgt, in dessen Produktion es konsumirt wird, und nicht allmälig und stückweis, wie beim fixen Kapital, dass er daher auch ganz durch den Verkauf des Produkts ersetzt werden muss — so muss auch der in Arbeitslohn ausgelegte Kapitaltheil stofflich nicht aus sich bethätigender Arbeitskraft bestehn, sondern aus den stoff- lichen Elementen, die der Arbeiter mit seinem Lohn kauft, also aus dem Theil des gesellschaftlichen Waarenkapitals, der in den Konsum des Ar- beiters eingeht — aus Lebensmitteln. Das fixe Kapital besteht dann aus den langsamer vergänglichen und daher langsamer zu ersetzenden Arbeitsmitteln, das in Arbeitskraft ausgelegte Kapital aus den rascher zu ersetzenden Lebensmitteln.
Die Grenzen der raschern oder langsameren Vergänglichkeit ver- wischen sich jedoch.
„Die Nahrung und Kleidung, die der Arbeiter konsumirt, die Gebäude, worin er arbeitet, die Werkzeuge, die bei seiner Arbeit mitwirken, sind alle vergänglicher Natur. Es besteht aber ein gewaltiger Unterschied in der Zeit, während welcher diese verschiednen Kapitale vorhalten; eine Dampfmaschine dauert länger als ein Schiff, ein Schiff länger als die Kleidung des Arbeiters, die Kleidung des Arbeiters wieder länger als die Nahrung die er verzehrt.“(FN27)
Wobei Ricardo vergißt das Haus, worin der Arbeiter wohnt, seine Möbel, seine Konsumtionswerkzeuge, wie Messer, Gabeln, Gefässe etc., die alle denselben Charakter der Dauerhaftigkeit besitzen, wie die Arbeits- mittel. Dieselben Dinge, dieselben Klassen von Dingen erscheinen hier als Konsumtionsmittel, dort als Arbeitsmittel.
Der Unterschied, wie Ricardo ihn ausspricht, ist dieser: „Jenachdem Kapital rasch vergänglich ist und oft reproducirt werden muss, oder je- nachdem es langsam konsumirt wird, klassificirt man es unter das cir- kulirende oder unter das fixe Kapital.“(FN28)
Dazu macht er die Note: „Eine unwesentliche Eintheilung, in welcher zudem die Scheidelinie nicht genau gezogen werden kann.“(FN29)
So sind wir wieder glücklich bei den Physiokraten angekommen, wo der Unterschied zwischen avances annuelles und avances primitives ein Unterschied war in der Zeit der Konsumtion und daher auch in der ver- schiednen Reproduktionszeit des angewandten Kapitals. Nur, was bei ihnen ein für die gesellschaftliche Produktion wichtiges Phänomen aus- drückt und im Tableau économique auch im Zusammenhang mit dem Cirkulationsprocess dargestellt ist, wird hier zu einer subjektiven, und wie Ricardo selbst sagt, überflüssigen Unterscheidung.
Sobald der in Arbeit ausgelegte Kapitaltheil sich nur durch seine Reproduktionsperiode und daher seinen Cirkulationstermin von dem in Ar- beitsmitteln ausgelegten Kapitaltheil unterscheidet, sobald der eine Theil aus Lebensmitteln besteht, wie der andre aus Arbeitsmitteln, sodass die letztren sich von den erstren nur durch raschern Grad der Vergänglich- keit unterscheiden, wie erstere ja selbst verschiedne Grade der Vergäng- lichkeit besitzen — ist natürlich alle differentia specifica zwischen dem in Arbeitskraft und dem in Produktionsmitteln ausgelegten Kapital ausgelöscht.
Dies widerspricht ganz Ricardo’s Lehre vom Werth, sowie seiner Profittheorie, die thatsächlich Mehrwerththeorie ist. Er betrachtet über- haupt den Unterschied von fixem und cirkulirendem Kapital nur insoweit verschiedne Proportionen von beiden, bei gleich grossen Kapitalen, in ver- schiednen Geschäftszweigen, das Gesetz des Werths beeinflussen, und zwar, in wie weit eine Erhöhung oder Senkung des Arbeitslohns in Folge dieser Umstände die Preise afficirt. Doch selbst innerhalb dieser beschränkten Untersuchung begeht er, in Folge der Verwechslung von fixem und cir- kulirendem Kapital mit konstantem und variablem, die grössten Irrthümer und geht in der That von einer ganz falschen Basis der Untersuchung aus. Es werden also 1) soweit der in Arbeitskraft ausgelegte Werththeil des Kapitals unter die Rubrik des cirkulirenden Kapitals zu subsumiren ist, die Bestimmungen des cirkulirenden Kapitals selbst falsch entwickelt und speciell die Umstände, die den in Arbeit ausgelegten Kapitaltheil unter diese Rubrik subsumiren. 2) Es findet Verwechslung statt zwischen der Bestimmung, wonach der in Arbeit ausgelegte Kapitaltheil variabel, und derjenigen, wonach er cirkulirend im Gegensatz zum fixen Kapital ist.
Es ist von vornherein klar, dass die Bestimmung des in Arbeits- kraft ausgelegten Kapitals als cirkulirend oder flüssig eine sekundäre Be- stimmung ist, worin seine differentia specifica im Produktionsprocess aus- gelöscht ist; denn in dieser Bestimmung sind einerseits die in Arbeit und die in Rohstoffen etc. ausgelegten Kapitale gleichwerthig; eine Rubrik, die einen Theil des konstanten Kapitals identificirt mit dem variablen Kapital, hat es nicht mit der differentia specifica des variablen Kapitals im Gegen- satz zum konstanten zu thun. Andrerseits werden zwar die in Arbeit, und die in Arbeitsmitteln ausgelegten Kapitaltheile einander entgegenge- setzt, aber keineswegs mit Bezug darauf, dass sie in ganz verschiedner Weise in die Produktion des Werths eingehn, sondern mit Bezug darauf, dass von beiden ihr gegebner Werth auf das Produkt übertragen wird, nur in verschiednen Zeiträumen.
Es handelt sich in allen diesen Fällen darum, wie ein gegebner Werth, der im Produktionsprocess der Waare ausgelegt wird, sei es Ar- beitslohn, Preis des Rohstoffs oder Preis der Arbeitsmittel, auf das Pro- dukt übertragen, daher durch das Produkt cirkulirt und durch seinen Verkauf zu seinem Ausgangspunkt zurückgeführt oder ersetzt wird. Der
einzige Unterschied besteht hier in dem „wie“, in der besondren Art und Weise der Uebertragung, und daher auch der Cirkulation dieses Werths.
Ob der in jedem Fall kontraktlich vorher bestimmte Preis der Ar- beitskraft in Geld oder Lebensmitteln gezahlt wird, ändert nichts an seinem Charakter, ein bestimmter gegebner Preis zu sein. Indess ist bei dem in Geld gezahlten Arbeitslohn evident, dass nicht das Geld selbst in den Produktionsprocess eingeht, in derselben Weise, wie nicht nur der Werth, sondern auch der Stoff der Produktionsmittel in den Produktions- process eingeht. Werden dagegen die Lebensmittel, die der Arbeiter mit seinem Lohn kauft, direkt als stoffliche Gestalt des cirkulirenden Kapi- tals mit den Rohstoffen etc. unter eine Rubrik, und den Arbeitsmitteln entgegen gestellt, so gibt dies der Sache einen andern Schein. Wenn der Werth dieser Dinge, der Produktionsmittel, im Arbeitsprocess auf das Produkt übertragen wird, so erscheint der Werth jener andern Dinge, der Lebensmittel, in der Arbeitskraft, die sie verzehrt, wieder und wird durch Bethätigung derselben ebenfalls auf das Produkt übertragen. Es handelt sich in allem Diesem gleichmässig um das blosse Wiedererscheinen der während der Produktion vorgeschossnen Werthe im Produkt. (Die Phy- siokraten nahmen dies ernsthaft und leugneten daher, dass die industrielle Arbeit Mehrwerth schaffe.) So in der bereits citirten Stelle von Wey- land: „Es kommt nicht darauf an, in welcher Form das Kapital wieder erscheint . . . . die verschiednen Arten der Nahrung, Kleidung und Woh- nung, die für das Dasein und Wohlbefinden des Menschen nöthig sind, werden auch verändert. Sie werden im Lauf der Zeit verzehrt und ihr Werth erscheint wieder etc.“ (Elements of Pol. Econ., p. 31, 32.) Die der Produktion in Gestalt von Produktionsmitteln und Lebensmitteln vor- geschossnen Kapitalwerthe erscheinen hier gleichmässig im Werth des Pro- dukts wieder. Damit ist denn die Verwandlung des kapitalistischen Pro- duktionsprocesses in ein vollständiges Mysterium glücklich vollbracht und der Ursprung des im Produkt vorhandnen Mehrwerths gänzlich dem Blick entrückt.
Ferner vollendet sich damit der der bürgerlichen Oekonomie eigen- thümliche Fetischismus, der den gesellschaftlichen, ökonomischen Charakter, welchen Dinge im gesellschaftlichen Produktionsprocess aufgeprägt erhalten, in einen natürlichen, aus der stofflichen Natur dieser Dinge entspringen- den Charakter verwandelt. Z. B. Arbeitsmittel sind fixes Kapital — eine
scholastische Bestimmung, die zu Widersprüchen und Konfusion führt. Ganz wie beim Arbeitsprocess (Buch I, Kap. V) nachgewiesen wurde, dass es ganz von der jedesmaligen Rolle abhängt, welche die gegenständ- lichen Bestandtheile in einem bestimmten Arbeitsprocess spielen, von ihrer Funktion, ob sie als Arbeitsmittel, Arbeitsmaterial oder Produkt fungiren, — ganz ebenso sind Arbeitsmittel nur da fixes Kapital, wo der Produk- tionsprocess überhaupt kapitalistischer Produktionsprocess und daher die Produktionsmittel überhaupt Kapital sind, die ökonomische Bestimmtheit, den gesellschaftlichen Charakter von Kapital besitzen; und zweitens sind sie fixes Kapital nur, wenn sie ihren Werth in einer besondern Weise auf das Produkt übertragen. Weun nicht, bleiben sie Arbeitsmittel, ohne fixes Kapital zu sein. Ebenso Hülfsstoffe, wie Dünger, wenn sie in der- selben besondern Art Werth abgeben, wie der grösste Theil der Arbeits- mittel, werden fixes Kapital, obgleich sie keine Arbeitsmittel sind. Es handelt sich hier nicht um Definitionen, unter welchen die Dinge sub- sumirt werden. Es handelt sich um bestimmte Funktionen, welche in bestimmten Kategorien ausgedrückt werden.
Gilt es für eine den Lebensmitteln an sich, unter allen Umständen zukommende Eigenschaft, in Arbeitslohn ausgelegtes Kapital zu sein, so wird es auch Charakter dieses „cirkulirenden“ Kapitals „die Arbeit zu erhalten“, to support labour [Ricardo, p. 25]. Wären die Lebensmittel nicht „Kapital“, so würden sie also nicht die Arbeitskraft erhalten; wäh- rend ihr Kapitalcharakter ihnen gerade die Eigenschaft gibt, das Kapi- tal zu erhalten durch fremde Arbeit.
Sind Lebensmittel an sich cirkulirendes Kapital — nachdem dieses verwandelt in Arbeitslohn — so ergibt sich ferner, dass die Grösse des Arbeitslohns abhängt von dem Verhältniss der Arbeiterzahl zu der ge- gebnen Masse des cirkulirenden Kapitals — ein beliebter ökonomischer Satz — während in der That die Masse der Lebensmittel, die der Ar- beiter dem Markt entzieht, und die Masse der Lebensmittel, worüber der Kapitalist zu seinem Konsum verfügt, abhängt vom Verhältniss des Mehr- werths zum Preis der Arbeit.
Ricardo wie Barton(FN29) verwechselt überall das Verhältniss des va-
riablen Kapitals zum konstanten mit dem Verhältniss des cirkulirenden Kapitals zum fixen. Wir werden später sehn, wie dies seine Untersuchung über die Profitrate verfälscht.
Ricardo setzt ferner die Unterschiede, die im Umschlag aus andren Gründen entspringen, als aus dem Unterschied von fixem und cirkulirendem Kapital, mit diesem gleich: „Es ist ferner zu bemerken, dass das cirkulirende Ka- pital in sehr ungleichen Zeiträumen cirkuliren oder seinem Anwender zurück- fliessen kann. Der von einem Pächter zur Aussaat gekaufte Weizen ist ein fixes Kapital verglichen mit dem von einem Bäcker zur Verwandlung in Brot gekauften Weizen. Der Eine lässt ihn im Boden, und kann erst nach einem Jahr einen Rückfluss erhalten; der Andre kann ihn zu Mehl vermahlen lassen und als Brot an seine Kunden verkaufen, sodass er innerhalb einer Woche sein Kapital wieder frei hat, um dieselbe Operation von neuem, oder irgend eine andre damit zu beginnen.“(FN30)
Hier ist charakteristisch, dass Weizen, obgleich er als Saatkorn nicht als Lebensmittel, sondern als Rohmaterial dient, erstens cirkulirendes Kapital ist, weil an sich Lebensmittel, und zweitens fixes Kapital, weil sein Rückfluss sich über ein Jahr erstreckt. Es ist aber nicht nur der langsamere oder schnellere Rückfluss, der ein Produktionsmittel zu fixem Kapital macht, sondern die bestimmte Art und Weise der Werthabgabe an das Produkt.
Die von A. Smith angerichtete Konfusion hat zu folgenden Resul- taten geführt:
1) Der Unterschied zwischen fixem und flüssigem Kapital wird ver- wechselt mit dem Unterschied von produktivem Kapital und Waarenkapital. So ist z. B. dieselbe Maschine cirkulirendes Kapital, wenn sie sich als Waare auf dem Markt befindet, und fixes Kapital, wenn sie dem Pro- duktionsprocess einverleibt ist. Dabei ist absolut nicht abzusehn, warum eine bestimmte Art Kapital mehr fix oder mehr cirkulirend sein soll als die andre.
2) Alles cirkulirende Kapital wird identificirt mit in Arbeitslohn ausgelegtem oder auszulegendem Kapital. So bei J. St. Mill u. A.
3) Der Unterschied zwischen variablem und konstantem Kapital, der schon bei Barton, Ricardo u. A. mit dem von cirkulirendem und fixem ver- wechselt, wird endlich ganz auf diesen reducirt, wie z. B. bei Ramsey, wo alle Produktionsmittel, Rohstoffe etc., sowohl wie Arbeitsmittel, fixes Kapital, und nur das in Arbeitslohn ausgelegte Kapital cirkulirendes Kapital ist. Weil aber die Reduktion in dieser Form geschieht, wird der wirkliche Unterschied von konstantem und variablem Kapital nicht begriffen.
4) Bei den neuesten englischen, besonders schottischen Oekonomen, die alles vom unsäglich bornirten Standpunkt des Bankierkommis betrachten, wie MacLeod, Patterson u. A., verwandelt sich der Unterschied von fixem und cirkulirendem Kapital in den von money on call und money not on call (Depositengeld, das ohne Kündigung oder nur nach vorheriger Kün- digung zurückgezogen werden kann).
Nehmen wir zwei Geschäftszweige, worin gleich grosser Arbeitstag, sage zehnstündiger Arbeitsprocess, besteht, z. B. Baumwollspinnerei und Fabrikation von Lokomotiven. In dem einen Zweig wird täglich, wöchent- lich ein bestimmtes Quantum fertiges Produkt geliefert, Baumwollengarn; in dem andren muss der Arbeitsprocess vielleicht während drei Monaten wiederholt werden, um ein fertiges Produkt, eine Lokomotive, herzustellen. In dem einen Fall ist das Produkt diskreter Natur, und täglich oder wöchentlich beginnt dieselbe Arbeit von neuem. In dem andern Fall ist der Arbeitsprocess kontinuirlich, erstreckt sich über eine längere Anzahl täglicher Arbeitsprocesse, die in ihrer Verbindung, in der Kontinuität ihrer Operation erst nach längrer Frist ein fertiges Produkt liefern. Obgleich die Dauer des täglichen Arbeitsprocesses hier dieselbe ist, findet ein sehr bedeutender Unterschied statt in der Dauer des Produktionsakts, d. h. in
der Dauer der wiederholten Arbeitsprocesse, die erheischt sind um das Produkt fertig zu liefern, es als Waare auf den Markt zu schicken, also es aus produktivem Kapital in Waarenkapital zu verwandeln. Der Unter- schied zwischen fixem und cirkulirendem Kapital hat hiermit nichts zu thun. Der angegebne Unterschied würde bestehn, selbst wenn in beiden Geschäftszweigen genau dieselben Proportionen von fixem und cirkuliren- dem Kapital angewandt würden.
Diese Unterschiede in der Dauer des Produktionsakts finden statt, nicht nur zwischen verschiednen Produktionssphären, sondern auch inner- halb derselben Produktionssphäre, je nach dem Umfang des zu liefernden Produkts. Ein gewöhnliches Wohnhaus wird in kürzrer Zeit gebaut als eine grössre Fabrik, und erfordert daher eine geringre Zahl kontinuirlicher Arbeitsprocesse. Wenn der Bau einer Lokomotive drei Monate, kostet der eines Panzerschiffs ein oder mehrere Jahre. Die Getreideproduktion nimmt beinahe ein Jahr in Anspruch, die Produktion von Hornvieh mehrere Jahre, die Holzzucht kann von 12 bis 100 Jahre umfassen; ein Land- weg vielleicht in einigen Monaten gebaut werden, wo eine Eisenbahn Jahre erfordert; ein gewöhnlicher Teppich vielleicht eine Woche, Gobelins Jahre etc. Die Unterschiede in der Dauer des Produktionsakts sind also unendlich mannichfaltig.
Der Unterschied in der Dauer des Produktionsakts muss offenbar einen Unterschied in der Geschwindigkeit des Umschlags bei gleich grosser Ka- pitalauslage erzeugen, also in den Zeiträumen, für welche ein gegebnes Kapital vorgeschossen ist. Gesetzt, die Maschinenspinnerei und die Loko- motivenfabrik wendeten gleich grosses Kapital an, die Theilung zwischen konstantem und variablem Kapital sei dieselbe, auch die zwischen den fixen und flüssigen Bestandtheilen des Kapitals, endlich sei der Arbeitstag gleich gross und seine Theilung zwischen nothwendiger Arbeit und Mehr- arbeit dieselbe. Um ferner alle aus dem Cirkulationsprocess entspringen- den und diesem Fall äusserlichen Umstände zu beseitigen, wollen wir an- nehmen, dass beide, Garn und Lokomotive, auf Bestellung fabricirt und bei Lieferung des fertigen Produkts bezahlt werden. Nach Ende der Woche, bei Ablieferung des fertigen Garns, erhält der Spinnfabrikant (wir sehn hier vom Mehrwerth ab) das ausgelegte cirkulirende Kapital zurück und ebenso den Verschleiss des fixen Kapitals, der im Garnwerth steckt. Er kann also mit demselben Kapital denselben Kreislauf von
neuem wiederholen. Es hat seinen Umschlag vollbracht. Der Lokomotiv- fabrikant dagegen muss während der drei Monate Woche für Woche immer neues Kapital in Arbeitslohn und Rohmaterial auslegen, und erst nach drei Monaten, nach Ablieferung der Lokomotive, befindet sich das während dieser Zeit in einem und demselben Produktionsakt, zur Herstellung einer und derselben Waare, nach und nach ausgelegte cirkulirende Kapital wie- der in einer Form, worin es seinen Kreislauf von neuem beginnen kann; ebenso wird ihm der Verschleiss der Maschinerie während dieser drei Monate erst jetzt ersetzt. Die Auslage des Einen ist die für eine Woche, die des Andren ist die Wochenauslage multiplicirt mit 12. Alle andren Umstände gleich vorausgesetzt, muss der Eine zwölfmal mehr cirkulirendes Kapital zur Verfügung haben als der Andre.
Dass die wöchentlich vorgeschossnen Kapitale gleich sind, ist hier jedoch ein gleichgültiger Umstand. Welches immer die Gröfse des vor- geschossnen Kapitals, in dem einen Fall ist es nur für eine Woche, in dem andren für zwölf Wochen vorgeschossen, bevor von neuem damit operirt, dieselbe Operation damit wiederholt oder eine andersartige damit begonnen werden kann.
Der Unterschied in der Geschwindigkeit des Umschlags oder der Zeit- länge, für welche das einzelne Kapital vorgeschossen werden muss, bevor derselbe Kapitalwerth wieder zu einem neuen Arbeits- oder Verwerthungs- process dienen kann, entspringt hier daraus:
Nehmen wir an, der Bau der Lokomotive oder irgend einer Maschine koste 100 Arbeitstage. Mit Bezug auf die in Spinnerei und Maschinenbau beschäftigten Arbeiter bilden die 100 Arbeitstage gleichmässig eine dis- kontinuirliche (diskrete) Grösse, nach der Unterstellung aus 100 aufein- ander folgenden, separaten zehnstündigen Arbeitsprocessen bestehend. Aber mit Bezug auf das Produkt — die Maschine — bilden die 100 Arbeitstage eine kontinuirliche Größe, einen Arbeitstag von 1000 Arbeitsstunden, einen einzigen zusammenhängenden Produktionsakt. Einen solchen Arbeitstag, der durch die Aufeinanderfolge mehr oder minder zahlreicher zusammen- hängender Arbeitstage gebildet ist, nenne ich eine Arbeitsperiode. Sprechen wir vom Arbeitstag, so meinen wir die Länge der Arbeitszeit, während deren der Arbeiter seine Arbeitskraft täglich verausgaben, täglich arbeiten muss. Sprechen wir dagegen von der Arbeitsperiode, so bedeutet das die Zahl zusammenhängender Arbeitstage, die in einem bestimmten
Geschäftszweig erheischt ist, um ein fertiges Produkt zu liefern. Das Produkt jedes Arbeitstags ist hier nur ein Theilprodukt, welches Tag für Tag weiter ausgeführt wird und erst am Schluss der längern oder kürzern Periode der Arbeitszeit seine fertige Gestalt erhält, ein fertiger Gebrauchs- werth ist.
Unterbrechungen, Störungen des gesellschaftlichen Produktionspro- cesses, z. B. in Folge von Krisen, wirken daher sehr verschieden auf Arbeitsprodukte, die diskreter Natur sind, und auf solche, die zu ihrer Produktion eine längere, zusammenhängende Periode erheischen. Auf die heutige Produktion einer bestimmten Masse von Garn, Kohle u. s. w., folgt in dem einen Fall morgen keine neue Produktion von Garn, Kohle u. s. w. Anders aber mit Schiffen, Gebäuden, Eisenbahnen u. s. w. Nicht nur die Arbeit wird unterbrochen, ein zusammenhängender Produk- tionsakt wird unterbrochen. Wird das Werk nicht weiter geführt, so sind die bereits in seiner Produktion verzehrten Produktionsmittel und Arbeit nutzlos verausgabt. Selbst wenn es wieder aufgenommen wird, hat in der Zwischenzeit stets Deterioration stattgefunden.
Während der ganzen Dauer der Arbeitsperiode häuft sich schicht- weis der Werththeil, den das fixe Kapital täglich bis zu seiner Reife an das Produkt abgibt. Und hier zeigt sich zugleich der Unterschied von fixem und cirkulirendem Kapital in seiner praktischen Wichtigkeit. Das fixe Kapital ist für längre Zeitdauer dem Produktionsprocess vorgeschossen, es braucht nicht vor Ablauf dieser vielleicht mehrjährigen Frist erneuert zu werden. Der Umstand, ob die Dampfmaschine ihren Werth stückweis täglich auf Garn, das Produkt eines diskreten Arbeitsprocesses, oder wäh- rend drei Monaten auf eine Lokomotive, das Produkt eines kontinuirlichen Produktionsakts, abgibt, ändert durchaus nichts an der Auslage des für den Ankauf der Dampfmaschine nöthigen Kapitals. In dem einen Fall strömt ihr Werth in kleinen Dosen zurück, z. B. wöchentlich, im andern in grössren Massen, z. B. dreimonatlich. Aber in beiden Fällen findet die Erneuerung der Dampfmaschine vielleich erst nach 20 Jahren statt. Solange jede einzelne Periode, innerhalb deren ihr Werth durch Verkauf des Produkts stückweis zurückfliesst, kürzer ist als ihre eigne Existenzperiode, fährt dieselbe Dampfmaschine fort, während mehrerer Arbeitsperieden im Produktionsprocess zu fungiren.
Anders verhält es sich dagegen mit den cirkulirenden Bestandtheilen des vorgeschossnen Kapitals. Die für diese Woche gekaufte Arbeitskraft ist verausgabt während dieser Woche und hat sich im Produkt vergegenständ- licht. Sie muss Ende dieser Woche bezahlt werden. Und diese Kapital- auslage in Arbeitskraft wiederholt sich wöchentlich während der drei Mo- nate, ohne dass die Verausgabung dieses Kapitaltheils in der einen Woche den Kapitalisten befähige den Ankauf der Arbeit in der nächsten Woche zu bestreiten. Es muss wöchentlich neues zuschüssiges Kapital in Zahlung von Arbeitskraft verausgabt werden und, wenn wir von allen Kreditver- hältnissen absehn, muss der Kapitalist fähig sein, für die Zeit von drei Monaten Arbeitslohn auszulegen, obgleich er ihn nur in wöchentlichen Dosen zahlt. Ebenso mit dem andern Theil des cirkulirenden Kapitals, den Roh- und Hülfsstoffen. Eine Schicht von Arbeit nach der andern lagert sich auf dem Produkt ab. Nicht nur der Werth der verausgabten Arbeitskraft, sondern auch Mehrwerth wird beständig während des Arbeits- processes auf das Produkt übertragen, aber auf unfertiges Produkt, das noch nicht die Gestalt der fertigen Waare hat, also noch nicht cirkula- tionsfähig ist. Dasselbe gilt von dem in Roh- und Hülfsstoffen schicht- weis auf das Produkt übertragnen Kapitalwerth.
Je nach der längern oder kürzern Dauer der Arbeitsperiode, welche die specifische Natur des Produkts oder des zu erreichenden Nutzeffekts zu ihrer Herstellung beansprucht, ist eine beständige, zuschüssige Aus- gabe von cirkulirendem Kapital (Arbeitslohn, Roh- und Hülfsstoffen) er- fordert, wovon kein Theil sich in einer cirkulationsfähigen Form befindet und daher zur Erneuerung derselben Operation dienen könnte; jeder Theil vielmehr successive als Bestandtheil des werdenden Produkts innerhalb der Produktionsphäre festgelegt, in Form von produktivem Kapital gebunden ist. Die Umschlagszeit ist aber gleich der Summe der Produktionszeit und der Cirkulationszeit des Kapitals. Eine Verlängrung der Produk- tionszeit vermindert also ebensosehr die Umschlagsgeschwindigkeit wie eine Verlängerung der Cirkulationszeit. In dem vorliegenden Fall ist aber Doppeltes zu bemerken:
Erstens: der verlängerte Aufenthalt in der Produktionssphäre. Das z. B. in der ersten Woche in Arbeit, Rohmaterial etc. vorgeschossne Kapital, ebenso wie die vom fixen Kapital an das Produkt abgegebnen Werththeile, bleiben für den ganzen Termin von drei Monaten in die Pro-
duktionssphäre gebannt und können, als einem erst werdenden, noch un- fertigen Produkt einverleibt, nicht als Waare in die Cirkulation treten.
Zweitens: Da die für den Produktionsakt nöthige Arbeitsperiode drei Monate dauert, in der That nur einen zusammenhängenden Arbeitsprocess bildet, so muss beständig wöchentlich eine neue Dose von cirkulirendem Kapital den vorhergehenden zugefügt werden. Die Masse des nacheinander vorgeschossnen, zusätzlichen Kapitals wächst also mit der Länge der Ar- beitsperiode.
Wir haben unterstellt, dass in der Spinnerei und Maschinenfabrikation gleichgroße Kapitale angelegt sind, dass diese Kapitale in gleichgroßen Proportionen in konstantes und variables Kapital, ditto in fixes und cir- kulirendes getheilt sind, dass die Arbeitstage gleich lang sind, kurz, dass alle Umstände dieselben sind ausser der Dauer der Arbeitsperiode. In der ersten Woche ist die Auslage für beide gleich groß, aber das Produkt des Spinners kann verkauft und mit dem Erlös neue Arbeitskraft und neue Rohstoffe etc. gekauft, kurz die Produktion auf derselben Stufenleiter fortgeführt werden. Der Maschinenfabrikant dagegen kann das in der ersten Woche verausgabte cirkulirende Kapital erst nach drei Monaten nach Fertigstellung seines Produkts, in Geld rückverwandeln und damit von neuem operiren. Es ist also erstens Differenz im Rückfluss desselben ausgelegten Kapitalquantums. Zweitens aber: Während der drei Monate ist gleich großes produktives Kapital in der Spinnerei und dem Maschinen- bau angewandt, aber die Größe der Kapitalauslage ist für den Spinner und den Maschinenbauer durchaus verschieden, weil in dem einen Fall dasselbe Kapital sich rasch erneuert und dieselbe Operation daher von neuem wiederholen kann; in dem andern sich relativ nur langsam erneuert und daher bis zum Termin seiner Erneuerung beständig neue Kapital- quanta den alten hinzugefügt werden müssen. Es ist also sowohl die Zeitlänge verschieden, worin sich bestimmte Portionen des Kapitals er- neuern, oder die Länge der Vorschusszeit, wie auch die Masse des Kapi- tals (obgleich das täglich oder wöchentlich angewandte Kapital dasselbe ist) die je nach der Länge des Arbeitsprocesses vorgeschossen werden muss. Der Umstand ist deswegen zu merken, weil die Länge des Vor- schusses wachsen kann, wie in den im folgenden Kapitel zu betrachtenden Fällen, ohne dass deswegen die Masse des vorzuschiessenden Kapitals im Verhältniss zu dieser Zeitlänge wächst. Das Kapital muss länger vorge-
schossen werden, und eine größre Menge Kapital ist in der Form von produktivem Kapital gebunden.
Auf den unentwickelteren Stufen der kapitalistischen Produktion werden Unternehmungen, die eine lange Arbeitsperiode, also große Kapi- talauslage für längre Zeit bedingen, namentlich wenn nur auf großer Stufenleiter ausführbar, entweder gar nicht kapitalistisch betrieben, wie z. B. Strassen, Kanäle etc. auf Gemeinde- oder Staatskosten (in ältren Zeiten meist durch Zwangsarbeit, soweit die Arbeitskraft in Betracht kommt). Oder solche Produkte, deren Herstellung eine längre Arbeitsperiode bedingt, werden nur zum geringsten Theil durch das Vermögen des Kapitalisten selbst fabricirt. Z. B. beim Hausbau zahlt die Privatperson, für welche das Haus gebaut wird, portionsweis Vorschüsse an den Bauunternehmer. Sie zahlt daher in der That das Haus stückweis, im Maß wie sein Pro- duktionsprocess vorangeht. In der entwickelten kapitalistischen Aera da- gegen, wo einerseits massenhafte Kapitale in den Händen Einzelner kon- centrirt sind, andrerseits neben den Einzelkapitalisten der associirte Kapi- talist (Aktiengesellschaften) tritt und gleichzeitig das Kreditwesen ent- wickelt ist, baut ein kapitalistischer Bauunternehmer nur noch ausnahms- weis auf Bestellung für einzelne Privatpersonen. Er macht ein Geschäft daraus, Häuserreihen und Stadtviertel für den Markt zu bauen, wie ein- zelne Kapitalisten ein Geschäft daraus machen, Eisenbahnen als Kontrak- toren zu bauen.
Wie die kapitalistische Produktion den Häuserbau in London umge- wälzt hat, darüber geben uns die Aussagen eines Bauunternehmers vor dem Bankkomité von 1857 Auskunft. In seiner Jugend, sagte er, wurden Häuser meistens auf Bestellung gebaut und der Betrag während des Baues ratenweise an den Unternehmer bezahlt bei Vollendung gewisser Stadien des Baues. Auf Spekulation wurde nur wenig gebaut; die Unternehmer liessen sich hierauf haupsächlich nur ein um ihre Arbeiter regelmäßig beschäftigt und damit zusammen zu halten. Seit den letzten 40 Jahren hat sich das alles geändert. Auf Bestellung wird nur noch sehr wenig gebaut. Wer ein neues Haus braucht, sucht sich eins aus von den auf Spekulation gebauten oder noch im Bau begriffnen. Der Unternehmer arbeitet nicht mehr für den Kunden, sondern für den Markt; ganz wie jeder andre Industrielle ist er gezwungen fertige Waare im Markt zu haben. Während früher ein Unternehmer vielleicht drei oder vier Häuser
gleichzeitig auf Spekulation im Bau hatte, muss er jetzt ein ausgedehntes Grundstück kaufen (d. h. in kontinentaler Ausdrucksweise auf meist 99 Jahre miethen), bis zu 100 oder 200 Häuser darauf errichten und sich so auf eine Unternehmung einlassen, die sein Vermögen um das zwanzig- bis fünfzigfache übersteigt. Die Fonds werden beschafft durch Aufnahme von Hypotheken und das Geld dem Unternehmer zur Verfügung gestellt im Maß, wie der Bau der einzelnen Häuser fortschreitet. Kommt dann eine Krisis, die die Einzahlung der Vorschussraten zum Stocken bringt, so scheitert gewöhnlich die ganze Unternehmung; im besten Fall bleiben die Häuser unvollendet bis auf bessre Zeiten, im schlimmsten kommen sie unter den Hammer und werden zum halben Preis losgeschlagen. Ohne Spekulationsbau, und das auf grosser Stufenleiter, kann heute kein Unter- nehmer mehr vorankommen. Der Profit aus dem Bauen selbst ist äusserst gering; sein Hauptgewinn besteht in Steigerung der Grundrente, in ge- schickter Auswahl und Ausnutzung des Bauterrains. Auf diesem Wege der die Nachfrage nach Häusern anticipirenden Spekulation sind fast ganz Belgravia und Tyburnia und die zahllosen Tausende von Villen um London gebaut worden. (Abgekürzt aus Report from the Select Committee on Bank Acts. Part I, 1857, Evidence, Fragen 5413—18, 5535—36.)
Die Ausführung von Werken von bedeutend langer Arbeitsperiode und grofser Stufenleiter fällt erst vollständig der kapitalistischen Pro- duktion anheim, wenn die Koncentration des Kapitals bereits sehr be- deutend ist, andrerseits die Entwicklung des Kreditsystems dem Kapitalisten das bequeme Auskunftsmittel bietet, fremdes statt sein eignes Kapital vorzuschiessen und daher auch zu riskiren. Es versteht sich jedoch von selbst, dass der Umstand, ob das der Produktion vorgeschossne Kapital seinem Anwender gehört oder nicht gehört, auf Umschlagsgechwindigkeit und Umschlagszeit keinen Einfluss hat.
Die Umstände, welche das Produkt des einzelnen Arbeitstags ver- größern, wie Kooperation, Theilung der Arbeit, Anwendung der Maschi- nerie, verkürzen zugleich die Arbeitsperiode bei zusammenhängenden Pro- duktionsakten. So verkürzt Maschinerie die Bauzeit von Häusern, Brücken etc.; die Mäh- und Dreschmaschine etc. verkürzen die Arbeitsperiode, er- heischt um das gereifte Korn in fertige Waare zu verwandeln. Ver- besserter Schiffsbau verkürzt mit vermehrter Geschwindigkeit die Umschlags- zeit des in der Schifffahrt ausgelegten Kapitals. Diese Verbesserungen,
welche die Arbeitsperiode und daher die Zeit verkürzen für welche cir- kulirendes Kapital vorgeschossen werden muss, sind jedoch meist verbunden mit vermehrter Auslage von fixem Kapital. Andrerseits kann die Arbeits- periode in bestimmten Zweigen verkürzt werden durch blosse Ausdehnung der Kooperation; die Fertigstellung einer Eisenbahn wird dadurch verkürzt, dass große Arbeiterarmeen auf die Beine gestellt werden und das Werk daher vielseitig im Raum angegriffen wird. Die Umschlagszeit wird hier verkürzt durch Wachsthum des vorgeschossnen Kapitals. Mehr Pro- duktionsmittel und mehr Arbeitskraft müssen unter dem Kommando des Kapitalisten vereint sein.
Wenn die Verkürzung der Arbeitsperiode daher meist mit Vergröße- rung des für die kürzre Zeit vorgeschossnen Kapitals verbunden ist, so- dass, im Maß wie die Vorschusszeit sich verkürzt, die Masse, worin das Kapital vorgeschossen wird, sich vergrößert — so ist hier zu erinnern, dass, abgesehn von der vorhandnen Masse des gesellschaftlichen Kapitals, es darauf ankommt, in welchem Grade die Produktions- und Lebensmittel, resp. die Verfügung darüber, zersplittert oder in den Händen individueller Kapitalisten vereinigt sind, also welchen Umfang die Koncentration der Kapitale bereits erreicht hat. Insofern der Kredit die Koncentration von Kapital in einer Hand vermittelt, beschleunigt und steigert, trägt er da- zu bei, die Arbeitsperiode, und damit die Umschlagszeit, abzukürzen.
In Produktionszweigen, wo die Arbeitsperiode, sei sie nun kontinuir- lich oder unterbrochen, durch bestimmte Naturbedingungen vorgeschrieben ist, kann keine Verkürzung durch die oben angegebnen Mittel stattfinden. „Der Ausdruck: rascherer Umschlag, kann nicht auf Kornernten ange- wandt werden, da nur ein Umschlag im Jahr möglich ist. Was den Viehstand angeht, wollen wir einfach fragen: Wie ist der Umschlag zwei- und dreijähriger Schafe und vier- und fünfjähriger Ochsen zu beschleunigen?“ (W. Walter Good: Political, Agricultural, and Commercial Fallacies. London, 1866, p. 325.)
Die Nothwendigkeit, früher Geld flüssig zu haben (z. B. um fixe Leistungen, wie Steuern, Grundrente etc. zu zahlen) löst diese Frage da- durch, dass Vieh z. B. verkauft und geschlachtet wird, bevor es das öko- nomische Normalalter erreicht hat, zum grossen Schaden der Agrikultur; es bewirkt dies auch schliesslich ein Steigen der Fleischpreise. „Die Leute, welche früher hauptsächlich Vieh züchteten um die Weidegründe der
Midland counties im Sommer, und die Ställe der östlichen Grafschaften im Winter damit zu versorgen . . . . sind durch die Schwankungen und Senkungen der Kornpreise so heruntergebracht worden, dass sie froh sind, aus den hohen Preisen von Butter und Käse Vortheil ziehn zu können; die erstre bringen sie wöchentlich auf den Markt, um laufende Ausgaben zu decken; gegen den letztren nehmen sie Vorschüsse von einem Faktor, der den Käse abholt sobald er transportfähig ist, und der natürlich seinen eignen Preis macht. Aus diesem Grund, und da die Landwirthschaft durch die Grundsätze der politischen Oekonomie regiert wird, werden die Kälber, die früher von den milchwirthschaftenden Gegenden zur Aufzucht nach Süden kamen, jetzt massenweise geopfert, oft wenn sie erst acht bis zehn Tage alt sind, in den Schlachthäusern von Birmingham, Man- chester, Liverpool und andern benachbarten Großstädten. Wäre dagegen das Malz unbesteuert, so hätten nicht nur die Pächter mehr Profit ge- macht, und so ihr Jungvieh behalten können, bis es älter und schwerer wurde, sondern das Malz hätte auch statt Milch zur Aufzucht von Käl- bern gedient bei Leuten, die keine Kühe halten; und der jetzige er- schreckende Mangel an Jungvieh wäre großentheils vermieden worden. Empfiehlt man diesen kleinen Leuten jetzt, die Kälber aufzuziehn, so sagen sie: Wir wissen sehr wohl, dass die Aufzucht mit Milch sich lohnen würde, aber erstens müssten wir Geld auslegen, und das können wir nicht, und zweitens müssten wir lange warten, bis wir unser Geld wieder be- kommen, während wir es in der Milchwirthschaft sogleich zurückerhalten.“ (Ibid., p. 12, 13.)
Wenn die Verlängrung des Umschlags solche Folgen schon bei klei- nern englischen Pächtern hat, so ist leicht zu begreifen, welche Störungen sie bei den Kleinbauern des Kontinents hervorrufen muss.
Entsprechend der Dauer der Arbeitsperiode, also auch der Zeitperiode bis zur Fertigstellung der cirkulationsfähigen Waare, häuft sich der Werth- theil, den das fixe Kapital schichtweis an das Produkt abgibt, und ver- zögert sich der Rückfluss dieses Werththeils. Aber diese Verzögrung verursacht nicht erneuerte Auslage in fixem Kapital. Die Maschine fährt fort im Produktionsprocess zu wirken, ob der Ersatz ihres Verschleisses langsamer oder rascher in Geldform zurückströmt. Anders verhält es sich mit dem cirkulirenden Kapital. Nicht nur muss im Verhältniss zur Dauer der Arbeitsperiode Kapital auf längre Zeit festgelegt, es muss auch be-
ständig neues Kapital in Arbeitslohn, Roh- und Hülfsstoffen vorgeschossen werden. Es zeigt sich hier, dass die Unterschiede von fixem und flüssigem Kapital aus der Rolle entspringen, welche die verschiednen Faktoren im Arbeitsprocess spielen, indem die einen in wiederholten Arbeitsprocessen fortwirken, die andren beständig erneuert werden, diese also beständig durch die Cirkulation ganz ersetzt werden müssen, jene nicht. Verzögerter Rückfluss wirkt daher verschieden auf beide. Der Rückfluss mag lang- samer oder rascher sein, das fixe Kapital fährt fort zu wirken. Das cir- kulirende Kapital dagegen wird funktionsunfähig bei verzögertem Rückfluss, wenn es in der Form von unverkauftem oder unfertigem, noch nicht ver- käuflichem Produkt festliegt und kein Zuschusskapital vorhanden ist, um es in natura zu erneuern. — „Während der Bauer verhungert, gedeiht sein Vieh. Es hatte ziemlich geregnet und das Grasfutter stand üppig. Der indische Bauer wird verhungern neben einem fetten Ochsen. Die Vorschriften des Aberglaubens erscheinen grausam gegenüber dem Ein- zelnen, aber sie sind erhaltend für die Gesellschaft; die Erhaltung des Arbeitsviehs sichert den Fortgang des Ackerbaus, und damit die Quellen künftigen Lebensunterhalts und Reichthums. Es mag hart und traurig lauten, aber es ist so: In Indien ist ein Mensch leichter zu ersetzen als ein Ochse.“ (Return, East India. Madras and Orissa Famine. Nr. 4, p. 4.) Man vergleiche hiermit den Satz des Manara-Dharma-Sestra, Cap. X, p. 862: „Hingebung des Lebens ohne Belohnung, um einen Priester oder eine Kuh zu erhalten . . . . kann die Seligkeit dieser niedrig gebornen Stämme sichern.“
Es ist natürlich unmöglich, ein fünfjähriges Thier vor dem Ende von fünf Jahren zu liefern. Was aber innerhalb gewisser Grenzen mög- lich, das ist, durch veränderte Behandlungsweise Thiere in kürzrer Zeit für ihre Bestimmung fertig zu machen. Dies wurde namentlich geleistet durch Bakewell. Früher waren englische Schafe, wie die französischen noch 1855, vor dem vierten oder fünften Jahre nicht schlachtfertig. Nach Bakewell’s System kann schon ein einjähriges Schaf gemästet werden und in jedem Fall ist es vor Ablauf des zweiten Jahres voll- ständig ausgewachsen. Durch sorgfältige Zuchtwahl reducirte Bakewell, Pächter von Dishley Grange, das Knochenskelett der Schafe auf das zu ihrer Existenz nothwendige Minimum. Seine Schafe hießen die New Lei- cesters. „Der Züchter kann jetzt drei Schafe auf den Markt liefern in
derselben Zeit, in der er früher eins fertig stellte, und das in breiterer, runderer, größerer Entwicklung der am meisten Fleisch gebenden Theile. Fast ihr ganzes Gewicht ist pures Fleisch.“ (Lavergne, The Rural Eco- nomy of England etc. 1855. p. 22.)
Die Methoden, welche die Arbeitsperiode abkürzen, sind in ver- schiednen Industriezweigen nur in sehr verschiednem Grad anwendbar und gleichen nicht die Unterschiede in der Zeitlänge der verschiednen Arbeits- perioden aus. Um bei unsrem Beispiel zu bleiben, so mag durch An- wendung neuer Werkzeugmaschinen die zur Herstellung einer Lokomotive nöthige Arbeitsperiode absolut verkürzt werden. Wird aber durch ver- besserte Processe in der Spinnerei das täglich oder wöchentlich gelieferte fertige Produkt ungleich rascher vermehrt, so hat die Länge der Arbeits- periode in der Maschinenfabrikation dennoch relativ zugenommen, im Ver- gleich mit der Spinnerei.
Die Arbeitszeit ist immer Produktionszeit, d. h. Zeit, während deren das Kapital in die Produktionssphäre gebannt ist. Aber umgekehrt ist nicht alle Zeit, während deren das Kapital sich im Produktionsprocess befindet, deswegen nothwendig auch Arbeitszeit.
Es handelt sich hier nicht um Unterbrechungen des Arbeitsprocesses, welche durch die Naturschranken der Arbeitskraft selbst bedingt sind, obgleich sich gezeigt hat, wie sehr der blosse Umstand, dass das fixe Kapital, Fabrikgebäude, Maschinerie u. s. w. während der Pausen des Arbeitsprocesses brachliegt, eins der Motive wurde zur unnatürlichen Ver- längrung des Arbeitsprocesses und zur Tag- und Nachtarbeit. Es han- delt sich hier von einer, von der Länge des Arbeitsprocesses unabhängigen, durch die Natur des Produkts und seiner Herstellung selbst bedingten Unterbrechung, während deren der Arbeitsgegenstand kürzer oder länger dauernden Naturprocessen unterworfen ist, physikalische, chemische, physio-
logische Verändrungen durchmachen muss, während deren der Arbeits- process ganz oder theilweise suspendirt ist.
So muss gekelterter Wein erst eine Zeit lang die Gährung durch- machen und dann wieder eine Zeit lang liegen, um einen bestimmten Grad der Vollkommenheit zu erreichen. In vielen Industriezweigen muss das Produkt eine Trocknung durchmachen, wie in der Töpferei, oder ge- wissen Umständen ausgesetzt sein, um seine chemische Beschaffenheit zu ändern, wie in der Bleicherei. Winterkorn braucht vielleicht neun Monate zur Reife. Zwischen Saat- und Erntezeit ist der Arbeitsprocess fast ganz unterbrochen. In der Holzzucht, nachdem die Aussaat und die dabei nöthigen Vorarbeiten beendet, braucht der Same vielleicht 100 Jahre, um in fertiges Produkt verwandelt zu werden; während dieser ganzen Zeit braucht er relativ nur sehr unbedeutende Einwirkung von Arbeit.
In allen diesen Fällen wird während eines grossen Theils der Pro- duktionszeit nur stellenweis zuschüssige Arbeit zugesetzt. Das im vorigen Kapitel beschriebne Verhältniss, wo dem bereits im Produktionsprocess festgelegten Kapital zuschüssiges Kapital und Arbeit zugesetzt werden muss, findet hier nur mit längern oder kürzern Unterbrechungen statt.
In allen diesen Fällen besteht also die Produktionszeit des vorge- schossnen Kapitals aus zwei Perioden: Einer Periode, worin das Kapital sich im Arbeitsprocess befindet; einer zweiten Periode, worin seine Existenz- form — die von unfertigem Produkt — dem Walten von Naturprocessen überlassen ist, ohne sich im Arbeitsprocess zu befinden. Ob diese beiden Zeiträume sich stellenweis durchkreuzen und zwischen einander schieben, ändert nichts an der Sache. Arbeitsperiode und Produktionsperiode decken sich hier nicht. Die Produktionsperiode ist grösser als die Arbeitsperiode. Aber erst nach Zurücklegung der Produktionsperiode ist das Produkt fertig, reif, also aus der Form von produktivem Kapital verwandelbar in die von Waarenkapital. Je nach der Länge der nicht aus Arbeitszeit be- stehenden Produktionszeit verlängert sich also auch seine Umschlagsperiode. Soweit die über die Arbeitszeit überschüssige Produktionszeit nicht durch ein für alle Mal gegebne Naturgesetze bestimmt ist, wie beim Reifen des Korns, dem Wuchs der Eiche u. s. w., kann die Umschlagsperiode oft mehr oder minder verkürzt werden durch künstliche Àbkürzung der Pro- duktionszeit. So durch Einführung der chemischen Bleicherei statt der Wiesenbleicherei, durch wirksamere Trockenapparate in Trocknungsprocessen.
So in der Gerberei, wo das Eindringen der Gerbsäure in die Häute nach der alten Methode 6—18 Monate wegnahm, nach der neuen, worin die Luftpumpe angewandt wird, nur anderthalb bis zwei Monate. (J. G. Courcelle-Seneuil, Traité théorique et pratique des Entreprises industriel- les etc. Paris 1857, 2. éd.) Das grossartigste Beispiel von künstlicher Abkürzung der durch Naturprocesse ausgefüllten blossen Produktionszeit liefert die Geschichte der Eisenproduktion und namentlich die Verwandlung von Roheisen in Stahl in den letzten 100 Jahren, von dem um 1780 entdeckten Puddling bis zu dem modernen Bessemer-Process und den seit- dem eingeführten neuesten Verfahrungsweisen. Die Produktionszeit ist enorm abgekürzt worden, aber in demselben Maß auch die Anlage von fixem Kapital vergrössert.
Ein eigenthümliches Beispiel für die Abweichung der Produktionszeit von der Arbeitszeit liefert die amerikanische Fabrikation von Schuhleisten. Hier entsteht ein bedeutender Theil der Unkosten daraus, dass das Holz bis zu 18 Monaten zur Austrocknung lagern muss, damit der fertige Leisten sich nachher nicht zieht, seine Form verändert. Während dieser Zeit macht das Holz keinen andern Arbeitsprocess durch. Die Umschlags- periode des angelegten Kapitals ist daher nicht nur bestimmt durch die zur Leistenfabrikation selbst erheischte Zeit, sondern auch durch die Zeit während deren es im austrocknenden Holz brach liegt. Es befindet sich 18 Monate im Produktionsprocess, bevor es in den eigentlichen Arbeitsprocess eintreten kann. Dies Beispiel zeigt zugleich, wie die Umschlagszeiten ver- schiedner Theile des cirkulirenden Gesammtkapitals verschieden sein können in Folge von Umständen, die nicht innerhalb der Cirkulationssphäre, son- dern aus dem Produktionsprocess entspringen.
Besonders deutlich tritt der Unterschied von Produktionszeit und Ar- beitszeit hervor in der Landwirthschaft. In unsern gemäßigten Klimaten trägt das Land einmal jährlich Korn. Die Abkürzung oder Verlängrung der Produktionsperiode (für Wintersaat durchschnittlich neun Monate) ist selbst wieder vom Wechsel guter oder schlechter Jahre abhängig, daher nicht genau vorher bestimmbar und kontrollirbar wie in der eigentlichen Industrie. Nur Nebenprodukte, Milch, Käse etc. sind fortlaufend in kür- zern Perioden producirbar und verkaufbar. Dagegen stellt sich die Ar- beitszeit wie folgt: „Die Zahl der Arbeitstage wird in den verschiednen Gegenden von Deutschland mit Rücksicht auf die klimatischen und übrigen
einwirkenden Verhältnisse für die drei Hauptarbeitsperioden anzunehmen sein: Für die Frühjahrsperiode von Mitte März oder Anfang April bis Mitte Mai auf 50—60; für die Sommerperiode von Anfang Juni bis Ende August auf 65—80; und für die Herbstperiode von Anfang Sep- tember bis Ende Oktober oder Mitte oder Ende November auf 55—75 Arbeitstage. Für den Winter sind bloss die darin zu verrichtenden Ar- beiten, wie Dünger-, Holz-, Markt-, Baufuhren u. s. w. zu bemerken.“ (F. Kirchhof, Handbuch der landwirthschaftlichen Betriebslehre. Dresden 1852. S. 160.)
Je ungünstiger daher das Klima, desto mehr drängt sich die Ar- beitsperiode der Landwirthschaft, und daher die Auslage in Kapital und Arbeit, auf kurzen Zeitraum zusammen. Z. B. Russland. Dort ist in einigen nördlichen Gegenden Feldarbeit nur möglich während 130—150 Tagen im Jahr. Man begreift, welchen Verlust Russland erleiden würde, wenn 50 aus den 65 Millionen seiner europäischen Bevölkrung ohne Be- schäftigung blieben während der sechs oder acht Wintermonate, wo alle Feldarbeit aufhören muss. Ausser den 200,000 Bauern, welche in den 10,500 Fabriken Russlands arbeiten, haben sich überall auf den Dörfern eigne Hausindustrien entwickelt. So gibt es Dörfer. worin alle Bauern seit Generationen Weber, Gerber, Schuhmacher, Schlosser, Messerschmiede etc. sind; besonders ist dies der Fall in den Gouvernements Moskau, Wladi- mir, Kaluga, Kostroma und Petersburg. Beiläufig wird diese Hausindustrie schon mehr und mehr in den Dienst der kapitalistischen Produktion ge- presst; den Webern z. B. Kette und Einschlag von Kaufleuten direkt oder durch Vermittlung von Faktoren geliefert. (Abgekürzt nach: Reports by H. M. Secretaries of Embassy and Legation, on the Manufactures, Commerce etc. No. 8, 1865. p. 86, 87.) Man sieht hier, wie das Auseinanderfallen von Produktionsperiode und Arbeitsperiode, welche letztre nur einen Theil der erstren bildet, die natürliche Grundlage der Ver- einigung der Agrikultur mit ländlicher Nebenindustrie bildet, wie andrer- seits letztre wieder Anhaltspunkt wird für den Kapitalisten, der sich zu- nächst als Kaufmann dazwischendrängt. Indem die kapitalistische Pro- duktion dann später die Scheidung zwischen Manufaktur und Agrikultur vollzieht, wird der Landarbeiter immer mehr von bloss zufälliger Neben- beschäftigung abhängig und seine Lage dadurch verschlechtert. Für das
Kapital, wie man später sehn wird, gleichen sich alle Verschiedenheiten im Umschlag aus. Für den Arbeiter nicht.
Während in den meisten Zweigen der eigentlichen Industrie, des Bergbaus, des Transports u. s. w. der Betrieb ein gleichmäßiger ist, gleichmäßige Arbeitszeit jahraus jahrein gearbeitet wird und, von Preis- schwankungen, Geschäftsstörungen etc. als von anormalen Unterbrechungen abgesehn, die Auslagen für das in den täglichen Cirkulationsprocess ein- gehende Kapital sich gleichmäßig vertheilen; während ebenfalls, bei sonst gleichbleibenden Marktverhältnissen, auch der Rückfluss des cirkulirenden Kapitals oder seine Erneuerung das Jahr hindurch in gleichmäßige Pe- rioden sich vertheilt — findet in den Kapitalauslagen, wo die Arbeitszeit nur einen Theil der Produktionszeit bildet, während der verschiednen Perioden des Jahrs die grösste Ungleichmäßigkeit in der Auslage von cirkulirendem Kapital statt, indess der Rückfluss nur auf einmal zu der durch Naturbedingungen fixirten Zeit erfolgt. Bei gleicher Stufenleiter des Geschäfts, d. h. bei gleicher Grösse des vorgeschossnen cirkulirenden Kapitals, muss es daher in grössren Massen auf einmal und auf längre Zeit vorgeschossen werden, als in den Geschäften mit kontinuirlichen Arbeitsperioden. Die Lebensdauer des fixen Kapitals unterscheidet sich hier auch bedeutender von der Zeit, worin es wirklich produktiv fungirt. Mit der Differenz von Arbeitszeit und Produktionszeit wird natürlich auch die Gebrauchszeit des angewandten fixen Kapitals auf längre oder kürzre Zeit fortwährend unterbrochen, wie z. B. im Ackerbau bei Arbeitsvieh, Geräthen und Maschinen. Soweit dies fixe Kapital aus Arbeitsthieren be- steht, erheischt es fortwährend dieselben oder fast dieselben Ausgaben in Futter etc. wie während der Zeit worin es arbeitet. Bei todten Arbeits- mitteln verursacht auch der Nichtgebrauch eine gewisse Entwerthung. Es findet also überhaupt Vertheuerung des Produkts statt, indem die Werth- abgabe an das Produkt sich berechnet nicht nach der Zeit, worin das fixe Kapital fungirt, sondern nach der Zeit, worin es Werth verliert. In diesen Produktionszweigen bildet das Brachliegen des fixen Kapitals, ob noch mit laufenden Kosten verbunden oder nicht, ebenso eine Bedingung seiner normalen Anwendung wie z. B. der Verlust eines gewissen Quan- tums von Baumwolle bei der Spinnerei; und ebenso zählt bei jedem Ar- beitsprocess die unter den normalen technischen Bedingungen unproduk- tiv, aber unvermeidlich, verausgabte Arbeitskraft gerade so gut wie die
produktive. Jede Verbessrung, die unproduktive Verausgabung von Ar- beitsmitteln, Rohstoff und Arbeitskraft vermindert, vermindert auch den Werth des Produkts.
In der Landwirthschaft vereinigt sich beides, die längre Dauer der Arbeitsperiode und die große Differenz zwischen Arbeitszeit und Produk- tionszeit. Hodgskin bemerkt darüber richtig: „Der Unterschied in der Zeit,“ [obgleich er hier nicht zwischen Arbeitszeit und Produktionszeit unterscheidet] „die erforderlich ist um die Produkte der Landwirthschaft fertig zu machen, und der von andern Arbeitszweigen, ist die Hauptur- sache der großen Abhängigkeit der Landwirthe. Sie können ihre Waaren nicht in kürzrer Zeit zu Markte bringen als in einem Jahr. Während dieses ganzen Zeitraums müssen sie borgen vom Schuhmacher, Schneider, Schmied, Wagenmacher und den verschiednen andren Producenten, von denen sie Produkte brauchen, und welche Produkte in wenig Tagen oder Wochen fertig werden. In Folge dieses natürlichen Umstands, und in Folge der raschren Reichthumsvermehrung in den andern Arbeitszweigen, sind die Grundbesitzer, die den Boden des ganzen Reichs monopolisirt haben, obgleich sie ausserdem sich das Monopol der Gesetzgebung ange- eignet haben, dennoch unfähig, sich und ihre Diener, die Pächter, vor dem Schicksal zu retten, die abhängigsten Leute im Lande zu werden.“ (Thomas Hodgskin, Popular Political Economy. London 1827. p. 147 Note.)
Alle Methoden, wodurch theilweis die Ausgaben in Arbeitslohn und Arbeitsmitteln in der Agrikultur gleichmäßiger über das ganze Jahr ver- theilt werden, theilweis der Umschlag verkürzt wird, indem verschieden- artigere Produkte erzeugt und so verschiedne Ernten während des Jahres möglich werden, erheischen Vergrößrung des in der Produktion vor- geschossnen, in Arbeitslohn, Dünger, Samen etc. ausgelegten cirkulirenden Kapitals. So beim Uebergang von der Dreifelderwirthschaft mit Brache zur Fruchtwechselwirthschaft ohne Brache. So bei den cultures dérobées in Flandern. „Man nimmt die Wurzelgewächse in culture dérobée; das- selbe Feld trägt zuerst Getreide, Flachs, Raps, für die Bedürfnisse der Menschen, und nach der Ernte werden Wurzelkräuter gesät zur Erhal- tung des Viehs. Dies System, wobei das Hornvieh fortwährend im Stall bleiben kann, ergibt eine beträchtliche Anhäufung von Dünger, und wird so der Angelpunkt der Wechselwirthschaft. Mehr als ein Drittel der be- bauten Oberfläche wird in den Sandgegenden auf die cultures dérobées
verwandt; es ist gerade so, als ob man die Ausdehnung des bebauten Landes um ein Drittel vermehrt hätte.“ Neben Wurzelgewächsen wird hierzu auch Klee und andre Futterkräuter verwandt. „Der Ackerbau, so auf einen Punkt getrieben wo er in Gartenbau übergeht, erfordert begreif- licher Weise ein verhältnissmäßig beträchtliches Anlagekapital. In Eng- land rechnet man 250 Franken Anlagekapital auf die Hektare. In Flan- dern werden unsere Bauern ein Anlagekapital von 500 Franken per Hektare wahrscheinlich viel zu niedrig finden.“ (Essais sur l’Économie Ru- rale de la Belgique par Emile de Laveleye. Paris 1863. p. 59, 60, 63.)
Nehmen wir schliesslich die Holzzucht. — „Die Holzproduktion unter- scheidet sich von den meisten übrigen Produktionen wesentlich dadurch, dass bei ihr die Naturkraft selbständig wirkt und bei natürlicher Verjüngung der Menschen- und Kapitalkraft nicht bedarf. Uebrigens ist auch selbst da, wo die Wälder künstlich verjüngt werden, der Aufwand von Menschen- und Kapitalkraft neben dem Wirken der Naturkräfte nur gering. Ausser- dem findet der Wald noch auf Bodenarten und in Lagen Gedeihen, wo das Getreide nicht mehr fortkommt, oder dessen Produktion doch nicht mehr lohnt. Der Waldbau erfordert aber auch, zu einer regelmäßigen Wirthschaft, einen größren Flächenraum als die Getreidekultur, indem bei kleinren Parcellen keine forstwirthschaftliche Schlagführung ausführbar ist, die Nebennutzungen meist verloren gehn, der Forstschutz schwerer zu handhaben ist u. s. w. Der Produktionsprocess ist aber auch an so lange Zeiträume gebunden, dass er über die Pläne einer Privatwirth- schaft, einzeln sogar über die Zeit eines Menschenlebens hinausgeht. Das für Erwerbung des Landbodens angelegte Kapital“ [bei Gemeinproduktion fällt dieses Kapital fort und ist die Frage nur, wie viel Boden die Ge- meinde für Waldproduktion dem Acker- und Weideboden entziehn kann] „trägt nämlich erst nach langer Zeit lohnende Früchte und schlägt nur theilweise, vollständig aber erst bei manchen Holzarten in Forsten, bis zu 150 Jahren um. Ausserdem erfordert die nachhaltige Holzproduktion selbst einen Vorrath lebendigen Holzes, welcher das zehn- bis vierzigfache der jährlichen Nutzung beträgt. Wer daher nicht noch andres Einkommen hat und bedeutende Waldstrecken besitzt, kann keine regelmäßige Wald- wirthschaft führen.“ (Kirchhof, p. 58.)
Die lange Produktionszeit (die einen relativ nur geringen Umfang der Arbeitszeit einschliesst), daher die Länge ihrer Umschlagsperioden,
macht die Waldzucht zu einem ungünstigen Privat- und daher kapitali- stischen Betriebszweig, welcher letztre wesentlich Privatbetrieb ist, auch wenn statt des einzelnen Kapitalisten der associirte Kapitalist auftritt. Die Entwicklung der Kultur und Industrie überhaupt hat sich von jeher so thätig in der Zerstörung der Waldungen gezeigt, dass dagegen Alles, was sie umgekehrt zu deren Erhaltung und Produktion gethan hat, eine vollständig verschwindende Größe ist.
Besonders bemerkenswerth in dem Citat von Kirchhof ist folgende Stelle: „Ausserdem erfordert die nachhaltige Holzproduktion selbst einen Vorrath lebendigen Holzes, welcher das zehn- bis vierzigfache der jähr- lichen Nutzung beträgt.“
Ebenso bei der Viehzucht. Ein Theil der Heerde (Viehvorrath) bleibt im Produktionsprocess, während ein andrer Theil derselben als jähr- liches Produkt verkauft wird. Nur ein Theil des Kapitals schlägt hier jährlich um, ganz wie bei dem fixen Kapital, Maschinerie, Arbeitsvieh etc. Obgleich dies Kapital für längre Zeit im Produktionsprocess fixirtes Ka- pital ist, und so den Umschlag des Gesammtkapitals verlängert, bildet es nicht fixes Kapital im kategorischen Sinn.
Was hier Vorrath genannt wird — ein bestimmtes Quantum leben- digen Holzes oder Viehs — befindet sich relativ im Produktionsprocess (zugleich als Arbeitsmittel und als Arbeitsmaterial); nach den Natur- bedingungen seiner Reproduktion, bei geregelter Wirthschaft, muss sich stets ein bedeutender Theil in dieser Form befinden.
Aehnlich auf den Umschlag wirkt eine andre Art des Vorraths, die nur potentielles produktives Kapital bildet, aber in Folge der Natur der Wirthschaft in größren oder geringren Massen angehäuft sein, daher für längre Zeit der Produktion vorgeschossen sein muss, obgleich sie nur nach und nach in den aktiven Produktionsprocess eingeht. Dazu gehört z. B. der Dünger, bevor er aufs Feld geführt wird, ebenso Korn, Heu etc. und solche Lebensmittelvorräthe, die in die Produktion des Viehs eingehn. „Ein beträchtlicher Theil des Betriebskapitals ist in den Vorräthen der Wirthschaft enthalten. Diese können aber in ihrem Werth mehr oder weniger verlieren, sobald die für ihre gute Erhaltung erforderlichen Vor- sichtsmaßregeln nicht gehörig in Anwendung gebracht werden; ja es kann durch Mangel an Aufsicht selbst ein Theil der Produktenvorräthe für die Wirthschaft gänzlich verloren gehn. Es wird daher in dieser Beziehung
vorzugsweis èine sorgfältige Aufsicht über die Scheunen, Futter- und Ge- treideböden und Keller erforderlich, sowie die Vorrathsräume stets ge- hörig zu verschliessen, ausserdem aber reinlich zu halten, auszulüften sind u. s. w.; das Getreide und andre zur Aufbewahrung gebrachte Früchte müssen von Zeit zu Zeit gehörig gewendet, Kartoffeln und Rüben sowohl gegen Frost als gegen Wasser und Feuer geschützt werden.“ (Kirchhof, p. 292.) „Bei Berechnung des eignen Bedarfs, besonders für die Viehhaltung, wo- bei die Vertheilung nach Maßgabe des Erzeugnisses und des Zwecks vor- zunehmen ist, muss man nicht nur auf die Deckung des Bedürfnisses, sondern ausserdem auch noch darauf Rücksicht nehmen, dass für unvorher- gesehne Fälle auch noch ein verhältnissmäßiger Vorrath übrig bleibe. Sobald sich nun hierbei ergibt, dass der Bedarf durch das eigne Er- zeugniss nicht vollständig gedeckt werden kann, so hat man zunächst in Betracht zu ziehn, ob man nicht durch andre Erzeugnisse (Ersatzmittel) diesen Mangel decken oder doch solche statt der fehlenden wohlfeiler an- schaffen könne. Wenn z. B. sich ein Mangel an Heu herausstellen sollte, so lässt sich dieser durch Wurzelwerk mit Strohzusatz decken. Ueber- haupt muss man hierbei den Sachwerth und den Marktpreis der ver- schiednen Erzeugnisse stets im Auge behalten und die Bestimmungen für die Konsumtion darnach treffen; ist z. B. der Hafer theurer, während Erbsen und Roggen verhältnissmäßig niedrig stehn, so wird man mit Vortheil einen Theil des Hafers bei Pferden durch Erbsen oder Roggen ersetzen und den hierdurch erübrigten Hafer verkaufen.“ (Ibidem, p. 300.)
Es ist früher bei Betrachtung der Vorrathbildung bereits bemerkt worden, dass ein bestimmtes größres oder kleinres Quantum von poten- tiellem produktivem Kapital erfordert ist, d. h. von für die Produktion bestimmten Produktionsmitteln, die in größren oder kleinren Massen vor- räthig sein müssen um nach und nach in den Produktionsprocess einzu- gehn. Es ist dabei bemerkt worden, dass bei einer gegebnen Geschäfts- unternehmung oder einem Kapitalbetrieb von bestimmtem Umfang die Größe dieses Produktionsvorraths abhängt von der grössren oder geringren Schwierigkeit seiner Erneuerung, relativer Nähe der Bezugsmärkte, Ent- wicklung der Transport- und Kommunikationsmittel etc. Alle diese Um- stände wirken ein auf das Mininum von Kapital, das in der Form von produktivem Vorrath vorhanden sein muss, also auf die Zeitlänge, wofür die Kapitalvorschüsse zu machen, und auf den Umfang der auf einmal
vorzuschiessenden Kapitalmasse. Dieser Umfang, der also auch auf den Umschlag wirkt, wird bedingt durch die längre oder kürzre Zeit, für welche cirkulirendes Kapital in der Form von produktivem Vorrath als bloss potentielles produktives Kapital festliegt. Andrerseits, soweit diese Stauung von grössrer oder geringrer Möglichkeit des raschen Ersatzes, von Marktverhältnissen u. s. w. abhängt, entspringt sie selbst wieder aus der Umlaufszeit, aus Umständen, die der Cirkulationssphäre angehören. „Ferner müssen alle solche Inventarienstücke oder Zuthaten, wie Hand- arbeitsgeräthe, Siebe, Körbe, Stricke, Wagenschmiere, Nägel u. s. w., um- somehr zum augenblicklichen Ersatze im Vorrath vorhanden sein, je we- niger man die Gelegenheit in der Nähe hat, solche schnell anschaffen zu können. Endlich soll jährlich das ganze Geräthinventar im Winter sorg- fältig nachgesehn und für die hierbei sich nothwendig machende Ergänzung und Instandsetzung sofort gesorgt werden. Ob man sich nun aber im allgemeinen grössre oder kleinre Vorräthe zum Bedarf des Inventars halten soll, wird hauptsächlich durch die Lokalverhältnisse bestimmt. Wo Hand- werksleute und Kaufläden nicht in der Nähe sind, da muss man auf grössre Vorrähe halten als dort, wo man solche im Orte oder doch sehr nahe findet. Wenn man aber unter sonst gleichen Verhältnissen die be- dürfenden Vorräthe in grössren Mengen auf einmal anschafft, gewinnt man in der Regel den Vortheil des billigen Einkaufs, wenn man nur sonst hierzu einen geeigneten Zeitpunkt gewählt hat; freilich entzieht man hierdurch aber auch dem umlaufenden Betriebsmaterial eine um so grössre Summe auf einmal, welche nicht immer gut aus dem Wirthschaftsbetriebe entbehrt werden kann.“ (Kirchhof, p. 301.)
Die Differenz von Produktions- und Arbeitszeit lässt, wie wir gesehn, sehr verschiedne Fälle zu. Das cirkulirende Kapital kann sich in der Produktionszeit befinden, ehe es in den eigentlichen Arbeitsprocess eingeht (Leistenfabrikation); oder es befindet sich in Produktionszeit, nachdem es den eigentlichen Arbeitsprocess durchgemacht hat (Wein, Saatkorn); oder die Produktionszeit wird stellenweis durch Arbeitszeit durchbrochen (Feld- bau, Holzzucht); ein grosser Theil von cirkulationsfähigem Produkt bleibt dem aktiven Produktionsprocess einverleibt, während ein viel geringrer Theil in die jährliche Cirkulation eingeht (Holz- und Viehzucht); die grössre oder geringre Zeitlänge, für welche cirkulirendes Kapital in der Form von potentiellem produktivem Kapital, also auch die grössre oder
geringre Masse, worin dies Kapital auf einmal ausgelegt werden muss, entspringt theils aus der Art des Produktionsprocesses (Agrikultur), und hängt theils von der Nähe von Märkten etc., kurz, von Umständen ab, die der Cirkulationssphäre angehören.
Man wird später sehn (Buch III), welche widersinnige Theorien bei MacCulloch, James Mill etc., der Versuch veranlasst hat, die von der Arbeitszeit abweichende Produktionszeit mit der erstren zu identificiren, ein Versuch, selbst wieder entspringend aus falscher Anwendung der Werth- theorie.
Der Umschlagscyklus den wir vorher betrachtet, ist gegeben durch die Dauer des dem Produktionsprocess vorgeschossnen fixen Kapitals. Da dieser eine grössre oder geringre Reihe von Jahren umfasst, so auch eine Reihe jährlicher, resp. während des Jahres wiederholter Umschläge des fixen Kapitals.
In der Agrikultur entsteht ein solcher Umschlagscyklus aus dem System der Fruchtfolge. „Die Dauer der Pachtzeit darf jedenfalls nicht kürzer angenommen werden als die Umlaufszeit der eingeführten Fruchtfolgeaussaat, daher bei der Dreifelderwirthschaft immer mit 3, 6, 9 gerechnet wird. Bei angenommener Dreifelderwirthschaft mit reiner Brache wird aber der Acker in sechs Jahren nur viermal bebaut, und in den Baujahren mit Winter- und Sommergetreide, und erfordert oder erlaubt es die Beschaffenheit des Bodens, auch mit Weizen und Roggen, Gerste und Hafer gewechselt. Jede Getreideart vervielfältigt sich nun auf dem- selben Boden mehr oder weniger als die andre, jede hat einen andren Werth und wird auch für einen andren Preis verkauft. Deshalb fällt der Ertrag des Ackers in jedem Baujahre anders aus, auch anders in der ersten Hälfte des Umlaufs (in den ersten drei Jahren), anders in der zweiten. Selbst der durchschnittliche Ertrag in der Umlaufszeit ist nicht in der einen wie in der andern gleich gross, indem die Fruchtbarkeit nicht allein von der Güte des Bodens, sondern auch von der Jahreswitterung, sowie die Preise von mancherlei Verhältnissen abhängen. Berechnet man nun den Betrag des Ackers nach mittlern Fruchtjahren der ganzen Umlaufszeit auf sechs Jahre und nach den Durchschnittspreisen derselben, so hat
man den Gesammtertrag auf ein Jahr sowohl in der einen als in der andern Umlaufszeit gefunden. Dies ist jedoch nicht der Fall, wenn der Ertrag nur für die Hälfte der Umlaufszeit, also für drei Jahre berechnet wird, indem alsdann der Gesammtertrag ungleich ausfallen würde. Hieraus geht hervor, dass die Dauer der Pachtzeit bei der Dreifelderwirthschaft mindestens auf sechs Jahre bestimmt werden muss. Weit wünschenswerther aber für Pächter und Verpächter bleibt es aber immer, wenn die Pacht- zeit ein Vielfaches der Pachtzeit [sic!] ausmacht, und also bei der Drei- felderwirthschaft anstatt auf 6 auf 12, 18 und noch mehr Jahre, bei Siebenfelderwirthschaft aber anstatt auf 7 auf 14, 28 Jahre gestellt ist.“ (Kirchhof, p. 117, 118.)
(Hier steht im Manuskript: „Die englische Fruchtwechselwirth- schaft. Hier Note zu machen.“)
Alle bisher betrachteten Umstände, welche die Umlaufsperioden ver- schiedner, in verschiednen Geschäftszweigen angelegter Kapitale differen- ziren, daher auch die Zeiten, während deren Kapital vorgeschossen werden muss, entspringen innerhalb des Produktionsprocesses selbst, wie der Unter- schied von fixem und flüssigem Kapital, der Unterschied in den Arbeits- perioden u. s. w. Die Umschlagszeit des Kapitals ist jedoch gleich der Summe seiner Produktionszeit und seiner Umlaufs- oder Cirkulationszeit. Es versteht sich daher von selbst, dass verschiedne Länge der Umlaufs- zeit die Umschlagszeit und daher die Länge der Umschlagsperiode ver- schieden macht. Am handgreiflichsten wird dies sichtbar, entweder wenn man zwei verschiedne Kapitalanlagen vergleicht, worin alle andren den Um- schlag modificirenden Umstände gleich und nur die Umlaufszeiten ver- schieden sind, oder wenn man ein gegebnes Kapital nimmt mit gegebner Zusammensetzung aus fixem und flüssigem Kapital, gegebner Arbeitsperiode etc., und nur die Umlaufszeiten hypothetisch variiren lässt.
Der eine Abschnitt der Umlaufszeit — und der relativ entscheidendste — besteht aus der Verkaufszeit, der Epoche, worin das Kapital sich im Zustand von Waarenkapital befindet. Je nach der relativen Größe dieser Frist verlängert oder verkürzt sich die Umlaufszeit und daher die Um- schlagsperiode überhaupt. Es kann auch in Folge von Aufbewahrungs- kosten etc. zuschüssige Auslage von Kapital nothwendig werden. Von vornherein ist klar, dass die für den Verkauf ihrer fertigen Waaren er- forderliche Zeit sehr verschieden sein kann für die einzelnen Kapitalisten, in einem und demselben Geschäftszweig; also nicht nur für die Kapital- massen, die in verschiednen Produktionszweigen angelegt sind, sondern auch für die verschiednen selbständigen Kapitale, die in der That nur ver- selbständigte Stücke des in derselben Produktionssphäre angelegten Ge- sammtkapitals bilden. Unter sonst gleichbleibenden Umständen wird die Verkaufsperiode für dasselbe individuelle Kapital mit den allgemeinen Schwankungen der Marktverhältnisse oder mit ihren Schwankungen in dem besondren Geschäftszweig wechseln. Hierbei halten wir uns jetzt nicht länger auf. Wir konstatiren nur die einfache Thatsache: Alle Um- stände, welche überhaupt Verschiedenheit in den Umschlagsperioden der in verschiednen Geschäftszweigen angelegten Kapitale erzeugen, haben, wenn sie individuell wirken (wenn z. B. der eine Kapitalist Gelegenheit hat rascher zu verkaufen als sein Konkurrent, wenn der Eine mehr Methoden anwendet, welche die Arbeitsperioden verkürzen, als der Andre etc.), eben- falls Verschiedenheit im Umschlag der verschiednen, in demselben Ge- schäftszweig hausenden Einzelkapitale zur Folge.
Eine stetig wirkende Ursache in der Differenzirung der Verkaufszeit, und daher der Umschlagszeit überhaupt, ist die Entfernung des Markts, wo die Waare verkauft wird, von ihrem Verkaufsplatz. Während der ganzen Zeit seiner Reise zum Markt befindet sich das Kapital gebannt in den Zustand des Waarenkapitals; wenn auf Ordre producirt wird, bis zum Moment der Abliefrung; wenn nicht auf Ordre producirt, kommt zur Zeit der Reise zum Markt noch die Zeit hinzu, wo die Waare sich auf dem Markt zum Verkauf befindet. Verbessrung der Kommunikations- und Transportmittel kürzt die Wandrungsperiode der Waaren absolut ab, hebt aber nicht die aus der Wandrung entspringende, relative Differenz in der Umlaufszeit verschiedner Waarenkapitale auf, oder auch ver- schiedner Stücke desselben Waarenkapitals, die nach verschiednen Märkten
wandern. Die verbesserten Segelschiffe und Dampfschiffe z. B., welche die Reise verkürzen, verkürzen sie ebensowohl für nahe gelegne wie ferne Häfen. Die relative Differenz bleibt, obwohl oft vermindert. Die relativen Differenzen können aber in Folge der Entwicklung der Transport- und Kommunikationsmittel verschoben werden in einer Weise, die nicht den natürlichen Entfernungen entspricht. Z. B. eine Eisenbahn, die von dem Produktionsplatz nach einem inländischen Hauptcentrum der Bevölkerung führt, mag die Entfernung nach einem näher gelegnen Punkt des Inlands, wohin keine Eisenbahn führt, absolut oder relativ verlängern im Vergleich zu dem natürlich entferntern; ebenso mag in Folge desselben Umstands die relative Entfernung der Produktionsplätze von den grössern Absatz- märkten selbst verschoben werden, woraus sich der Verfall alter und das Aufkommen neuer Produktionscentren mit veränderten Transport- und Kommunikationsmitteln erklärt. (Hierzu kommt noch die größre relative Wohlfeilheit des Transports für längre als für kürzre Distanzen.) Gleich- zeitig mit der Entwicklung der Transportmittel wird nicht nur die Ge- schwindigkeit der Raumbewegung beschleunigt, und damit die räumliche Entfernung zeitlich verkürzt. Es entwickelt sich nicht nur die Masse der Kommunikationsmittel, sodass z. B. viele Schiffe gleichzeitig nach dem- selben Hafen abgehn, mehrere Züge gleichzeitig auf verschiednen Eisen- bahnen zwischen denselben zwei Punkten fahren, sondern es gehe z. B. in der Woche an verschiednen successiven Tagen Frachtschiffe von Liver- pool nach New-York, oder zu verschiednen Tagesstunden Waarenzüge von Manchester nach London. Die absolute Geschwindigkeit — also dieser Theil der Umlaufszeit — wird durch diesen letztren Umstand, bei ge- gebner Leistung der Transportmittel, zwar nicht alterirt. Aber successive Quanta Waaren können in kürzer aufeinander folgenden Zeiträumen die Reise antreten und so successive auf den Markt kommen, ohne sich bis zur wirklichen Versendung in grössren Massen als potentielles Waaren- kapital aufzuhäufen. Es vertheilt sich daher auch der Rückfluss über kürzre successive Zeitperioden, sodass beständig ein Theil in Geldkapital verwandelt ist, während der andre als Waarenkapital cirkulirt. Durch diese Vertheilung des Rückflusses auf mehrere successive Perioden wird die Gesammt-Umlaufszeit abgekürzt und daher auch der Umschlag. Zunächst entwickelt sich die grössre oder geringre Häufigkeit, worin die Transport- mittel fungiren, z. B. die Anzahl der Züge einer Eisenbahn, einerseits
mit dem Grade, worin ein Produktionsplatz mehr producirt, ein größres Produktionscentrum wird, und nach der Richtung auf den bereits vor- handnen Absatzmarkt hin, also nach den grossen Produktions- und Be- völkrungscentren, nach Exporthäfen u. s. w. Andrerseits bewirkt aber umgekehrt diese besondre Verkehrsleichtigkeit und der dadurch beschleunigte Umschlag des Kapitals (soweit er von der Umlaufszeit bedingt wird) eine beschleunigte Koncentration, einerseits des Produktionscentrums, andrerseits seines Marktplatzes. Mit der so beschleunigten Koncentration von Menschen- und Kapitalmassen an gegebnen Punkten schreitet fort die Koncentration dieser Kapitalmassen in wenigen Händen. Zugleich findet wieder Ver- schiebung und Deplacement statt in Folge der mit den veränderten Kom- munikationsmitteln veränderten relativen Lage von Produktions- und Markt- plätzen. Ein Produktionsplatz, der durch seine Lage an Landstrasse oder Kanal besondren Positionsvortheil besass, befindet sich jetzt an der Seite einer einzigen Zweigbahn, die nur in relativ großen Intervallen fungirt, während ein andrer Punkt, der ganz von den Hauptverkehrswegen ablag, nun am Kreuzpunkt mehrerer Bahnen liegt. Der zweite Ort kommt auf, der erste verkommt. Es wird also durch die Verändrung in den Trans- portmitteln eine örtliche Verschiedenheit in der Umlaufszeit der Waaren, der Gelegenheiten einzukaufen, zu verkaufen u. s. w. erzeugt, oder die schon existirende örtliche Verschiedenheit wird anders vertheilt. Die Wichtigkeit dieses Umstandes für den Umschlag des Kapitals zeigt sich in den Streitereien der kaufmännischen und industriellen Repräsentanten der verschiednen Plätze mit den Eisenbahndirektionen. (Siehe z. B. das oben citirte Blaubuch des Railway Committee.)
Alle Produktionszweige, die der Natur ihres Produkts nach haupt- sächlich auf lokalen Absatz angewiesen sind, wie Brauereien, entwickeln, sich daher in der größten Dimension in Hauptcentren der Bevölkrung. Der raschre Umschlag des Kapitals gleicht hier zum Theil die Ver- theurung mancher Produktionsbedingungen, des Bauplatzes etc., aus.
Wenn einerseits mit dem Fortschritt der kapitalistischen Produktion die Entwicklung der Transport- und Kommunikationsmittel die Umlaufs- zeit für ein gegebnes Quantum Waaren abkürzt, so führt derselbe Fort- schritt und die mit der Entwicklung der Transport- und Kommunikations- mittel gegebne Möglichkeit — umgekehrt die Nothwendigkeit herbei, für immer entferntere Märkte, mit einem Wort, für den Weltmarkt zu ar-
beiten. Die Masse der auf Reise befindlichen und nach entfernten Punkten reisenden Waaren wächst enorm, und daher absolut und relativ auch der Theil des gesellschaftlichen Kapitals, der sich beständig für längre Fristen im Stadium des Waarenkapitals, innerhalb der Umlaufszeit befindet. Da- mit wächst gleichzeitig auch der Theil des gesellschaftlichen Reichthums, der, statt als direktes Produktionsmittel zu dienen, in Transport- und Kommunikationsmitteln und in dem für ihren Betrieb erheischten fixen und cirkulirenden Kapital ausgelegt wird.
Die blosse relative Länge der Reise der Waare vom Produktions- zum Absatz-Ort bewirkt eine Differenz nicht nur in dem ersten Theil der Umlaufszeit, der Verkaufszeit, sondern auch in dem zweiten Theil, der Rückverwandlung des Geldes in die Elemente des produktiven Kapitals, der Kaufzeit. Z. B. die Waare wird nach Indien geschickt. Dies dauert z. B. vier Monate. Wir wollen die Verkaufszeit = 0 setzen, d. h. die Waare sei auf Bestellung gesandt und werde bei Abliefrung an den Agenten des Producenten gezahlt. Die Rücksendung des Geldes (die Form in der es zurückgesandt wird ist hier gleichgültig) dauert wieder vier Monate. So dauert es im ganzen acht Monate, bevor dasselbe Kapital wieder als produktives Kapital fungiren, dieselbe Operation damit erneuert werden kann. Die so hervorgebrachten Verschiedenheiten im Umschlag bilden eine der materiellen Grundlagen der verschiednen Kredittermine, wie denn der überseeische Handel z. B. in Venedig und Genua überhaupt eine der Quellen des eigentlichen Kreditwesens bildet. „Die Krisis von 1847 befähigte das Bank- und Handelsgeschäft jener Zeit die indische und chinesische Usance (für die Laufzeit von Wechseln zwischen dort und Europa) von zehn Monate nach Dato auf 6 Monate nach Sicht zu redu- ciren und der Verlauf von 20 Jahren mit seiner Beschleunigung der Fahrt und Einrichtung von Telegraphen macht jetzt eine fernere Reduktion nöthig von sechs Monaten nach Sicht auf vier Monate nach Dato als ersten Schritt zu vier Monate nach Sicht. Die Reise eines Segelschiffs um das Kap von Kalkutta nach London dauert durchschnittlich unter 90 Tagen. Eine Usance von vier Monaten nach Sicht würde einer Lauf- zeit von sage 150 Tagen gleichkommen. Die gegenwärtige Usance von sechs Monaten nach Sicht kommt einer Laufzeit von sage 210 Tagen gleich.“ (London Economist„ 16. Juni 1866.) — Dagegen: „Die Bra- silische Usance steht noch immer auf zwei und drei Monate nach Sicht,
Wechsel von Antwerpen (auf London) werden drei Monate nach Dato ge- zogen, und selhst Manchester und Bradford ziehn auf London auf drei Monate und längre Daten. Durch stillschweigende Uebereinkunft wird dem Kaufmann so eine hinreichende Gelegenheit gegeben, seine Waare zu realisiren zwar nicht vor, aber doch bis zu der Zeit wo die dagegen ge- zognen Wechsel verfallen. Daher ist die Usance indischer Wechsel nicht übermäßig. Indische Produkte, die in London meistens auf drei Monate Ziel verkauft werden, können nicht, wenn man einige Zeit für den Ver- kauf einrechnet, in viel kürzrer Zeit als fünf Monaten realisirt werden, während andre fünf Monate durchschnittlich verfliessen zwischen dem Ein- kauf in Indien und der Ablieferung im englischen Lagerhaus. Hier haben wir eine Periode von zehn Monaten, während die gegen die Waaren ge- zognen Wechsel nicht über sieben Monate laufen.“ (Ibid., 30. Juni 1866.) „Am 2. Juli 1866 notificirten fünf große Londoner Banken, die haupt- sächlich mit Indien und China verkehren, sowie das Pariser Comptoir d’Escompte, dass vom 1. Januar 1867 ihre Zweigbanken und Agenturen im Orient nur solche Wechsel kaufen und verkaufen würden, die nicht über vier Monate nach Sicht gezogen wären.“ (Ibidem, 7. Juli 1866.) Diese Herabsetzung missglückte jedoch und musste wieder aufgegeben werden. (Seitdem hat der Suezkanal dies alles revolutionirt.)
Fs versteht sich, dass mit der längern Umlaufszeit der Waaren das Risiko eines Preiswechsels auf dem Verkaufsmarkt steigt, da die Periode wächst, innerhalb deren Preiswechsel stattfinden können.
Eine Verschiedenheit in der Umlaufszeit, theils individuell zwischen verschiednen Einzelkapitalen desselben Geschäftszweigs, theils zwischen verschiednen Geschäftszweigen nach den verschiednen Usancen, da wo nicht gleich baar gezahlt wird, entspringt aus den verschiednen Terminen der Zahlung bei Ein- und Verkauf. Wir halten uns bei diesem für das Kreditwesen wichtigen Punkt hier nicht weiter auf.
Aus dem Umfang der Liefrungskontrakte, und dieser wächst mit Umfang und Stufenleiter der kapitalistischen Produktion, entspringen eben- falls Unterschiede in der Umschlagszeit. Der Liefrungskontrakt als Trans- aktion zwischen Käufer und Verkäufer ist eine dem Markt, der Cirku- lationssphäre, angehörige Operation. Die hieraus entspringenden Unter- schiede in der Umschlagszeit entspringen also aus der Cirkulationssphäre, schlagen aber unmittelbar auf die Produktionssphäre zurück, und zwar
abgesehn von allen Zahlungsterminen und Kreditverhältnissen, also auch bei baarer Zahlung. Kohle, Baumwolle, Garn u. s. w., sind z. B. dis- krete Produkte. Jeder Tag liefert sein Quantum fertiges Produkt. Ueber- nimmt nun aber der Spinner oder der Grubenbesitzer Liefrungen von Pro- duktenmassen, welche eine, sage vier- oder sechswöchentliche Periode nach- einander folgender Arbeitstage erheischen, so ist das mit Bezug auf die Zeitlänge, wofür Kapital vorzuschiessen ist, ganz dasselbe als ob eine kontinuirliche Arbeitsperiode von vier oder sechs Wochen in diesem Ar- beitsprocess eingeführt wäre. Es wird hier natürlich vorausgesetzt, dass die ganze bestellte Masse Produkt auf einmal zu liefern ist, oder doch erst gezahlt wird, nachdem sie ganz geliefert. So hat denn, einzeln be- trachtet, jeder Tag sein bestimmtes Quantum fertiges Produkt geliefert. Aber diese fertige Masse ist immer nur ein Theil der kontraktlich zu liefernden Masse. Befindet sich in diesem Fall der bereits fertige Theil der bestellten Waaren nicht weiter im Produktionsprocess, so liegt er doch als nur potentielles Kapital auf dem Lagerhaus.
Kommen wir nun zur zweiten Epoche der Umlaufszeit: der Kaufzeit oder der Epoche während deren das Kapital sich aus Geldform in die Elemente des produktiven Kapitals rückverwandelt. Während dieser Epoche muss es kürzre oder längre Zeit in seinem Zustand als Geldkapital ver- harren, also ein gewisser Theil des vorgeschossnen Gesammtkapitals sich fortwährend im Zustand des Geldkapitals befinden, obgleich dieser Theil aus beständig wechselnden Elementen besteht. Es muss z. B. in einem bestimmten Geschäft von dem vorgeschossnen Gesammtkapital n × 100 £ in der Form von Geldkapital vorhanden sein, sodass, während alle Be- standtheile dieser n × 100 £ sich fortwährend in produktives Kapital verwandeln, diese Summe dennoch durch den Zufluss aus der Cirkulation, aus dem realisirten Waarenkapital, sich ebenso beständig wieder ergänzt. Ein bestimmter Werththeil des vorgeschossnen Kapitals befindet sich also beständig im Zustand von Geldkapital, also in einer nicht seiner Pro- duktionssphäre, sondern seiner Cirkulationssphäre angehörigen Form.
Man hat bereits gesehn, dass die durch Entfernung des Markts be- wirkte Verlängrung der Zeit, in der das Kapital in die Form des Waaren- kapitals gebannt ist, direkt verspäteten Rückfluss des Geldes bewirkt, also auch die Verwandlung des Kapitals aus Geldkapital in produktives Kapital verzögert.
Man hat ferner gesehn (Kap. VI), wie mit Bezug auf den Einkauf der Waaren die Kaufzeit, die grössre oder geringre Entfernung von den Hauptbezugsquellen des Rohmaterials es nöthig macht, für längre Perioden Rohmaterial einzukaufen und in der Form von produktivem Vorrath, laten- tem oder potentiellem produktivem Kapital, verwendbar zu halten; dass sie also die Masse des Kapitals, das auf einmal vorgeschossen werden muss, und die Zeit, für die es vorgeschossen werden muss, bei sonst gleicher Stufenleiter der Produktion vergrössert.
Aehnlich wirken in verschiednen Geschäftszweigen die Perioden — kürzre oder längre — worin grössre Massen Rohmaterial auf den Markt geworfen werden. So finden z. B. in London alle drei Monate grosse Wollversteigrungen statt, die den Wollmarkt beherrschen; während der Baumwollmarkt von Ernte zu Ernte im ganzen kontinuirlich, wenn auch nicht immer gleichmäßig, erneuert wird. Solche Perioden bestimmen die Haupteinkaufstermine dieser Rohstoffe und wirken namentlich auch auf die spekulativen, längre oder kürzre Vorschüsse in diesen Produktions- elementen bedingenden Einkäufe, ganz wie die Natur der producirten Waaren auf die spekulative, absichtliche, längre oder kürzre Zurückhaltung des Produkts in der Form von potentiellem Waarenkapital wirkt. „Der Landwirth muss also auch bis zu einem gewissen Grade Spekulant sein und daher nach Maßgabe der Zeitverhältnisse mit dem Verkauf seiner Produkte zurückhalten“ . . . . Folgen einige allgemeine Regeln. . . . . „Indessen kommt doch bei dem Absatz der Produkte das meiste auf die Person, auf das Produkt selbst und auf die Lokalität an. Wer bei Ge- schick und Glück (!) mit hinreichendem Betriebskapital versehn ist, wird nicht zu tadeln sein, wenn er seine gewonnene Fruchternte bei unge- wöhnlich niedrigem Preise einmal ein Jahr liegen lässt; wem es dagegen an Betriebskapital oder überhaupt (!) an Spekulationsgeist fehlt, der wird die laufenden Durchschnittspreise zu erreichen suchen und also absetzen müssen, sobald und so oft er dazu Gelegenheit hat. Wolle länger als ein Jahr liegen zu lassen, wird fast immer nur Schaden bringen; während Getreidefrüchte und Oelsaat ein paar Jahre ohne Nachtheil für Beschaffenheit und Güte aufbewahrt werden können. Solche Produkte, welche für ge- wöhnlich einem grossen Steigen und Fallen in kurzen Zeiträumen unter- worfen sind, wie z. B. Oelsaat, Hopfen, Karden u. dergl. lässt man mit Recht in den Jahren liegen, wo der Preis weit unter den Produktions-
preisen steht. Am wenigsten darf man mit dem Verkauf von solchen Gegenständen zögern, welche tägliche Unterhaltungskosten verursachen, wie ausgemästetes Vieh, oder welche dem Verderben unterliegen, wie Obst, Kartoffeln u. s. w. In manchen Gegenden hat ein Produkt zu gewissen Jahreszeiten im Durchschnitt seinen niedrigsten, zu andern Zeiten dagegen seinen höchsten Preis; so steht z. B. das Getreide um Martini im Durch- schnitt an manchen Orten niedriger im Preise als zwischen Weihnachten und Ostern. Ferner sind manche Produkte in manchen Gegenden nur zu gewissen Zeiten allein gut zu verkaufen, wie das z. B. mit der Wolle auf den Wollmärkten in solchen Gegenden der Fall ist, wo ausserdem der Wollhandel gewöhnlich stockt u. s. w.“ (Kirchhof, p. 302.)
Bei Betrachtung der zweiten Hälfte der Umlaufszeit, worin das Geld in die Elemente des produktiven Kapitals zurückverwandelt wird, kommt in Betracht nicht nur dieser Umsatz selbst, für sich genommen; nicht nur die Zeit, worin das Geld zurückfliesst, je nach der Entfernung des Markts, auf dem das Produkt verkauft wird; es kommt auch vor allem in Betracht der Umfang, worin ein Theil des vorgeschossnen Kapitals sich beständig in Geldform, im Zustand von Geldkapital befinden muss.
Abgesehn von aller Spekulation hängt der Umfang der Einkäufe derjenigen Waaren, die beständig als produktiver Vorrath vorhanden sein müssen, ab von den Zeiten der Erneuerung dieses Vorraths, also von Umständen, die wieder von Marktverhältnissen abhängig, daher für ver- schiedne Rohstoffe etc. verschieden sind; es muss hier also von Zeit zu Zeit Geld in grössren Mengen auf einmal vorgeschossen werden. Es fliesst, je nach dem Umschlag des Kapitals, rascher oder langsamer, stets aber bruchweis zurück. Ein Theil davon wird ebenso beständig wieder in kürzern Zeiträumen ausgegeben, nämlich der in Arbeitslohn rückverwan- delte Theil. Ein andrer Theil aber, der in Rohmaterial etc. rückzuver- wandelnde, ist für längre Zeiträume aufzuhäufen, als Reservefonds, sei es für Ankauf, sei es für Zahlung. Er existirt daher in der Form des Geldkapitals, obgleich der Umfang wechselt, worin er als solches existirt.
Wir werden im nächsten Kapitel sehn, wie andre Umstände, ob sie nun aus dem Produktions- oder Cirkulationsprocess entspringen, dies Vorhan- densein einer bestimmten Portion des vorgeschossnen Kapitals in Geldform ernöthigen. Allgemein aber ist zu bemerken, dass die Oekonomen sehr geneigt sind zu vergessen, dass ein Theil des im Geschäft nöthigen
Kapitals beständig nicht nur die drei Formen von Geldkapital, produktivem Kapital und Waarenkapital wechselsweis durchläuft, sondern dass ver- schiedne Portionen desselben beständig neben einander diese Formen be- sitzen, wenn auch die relative Grösse dieser Portionen beständig wechselt. Namentlich ist es der beständig als Geldkapital vorhandne Theil, den die Oekonomen vergessen, obgleich gerade dieser Umstand zum Verständniss der bürgerlichen Wirthschaft sehr nöthig ist und daher auch in der Praxis als solcher sich geltend macht.
In diesen und dem nächstfolgenden sechzehnten Kapitel behandeln wir den Einfluss der Umschlagszeit auf die Verwerthung des Kapitals.
Nehmen wir das Waarenkapital, welches das Produkt einer Arbeits- periode ist, z. B. von neun Wochen. Sehn wir einstweilen ab sowohl von dem Werththeil des Produkts, der ihm durch den Durchschnittsver- schleiss des fixen Kapitals zugesetzt ist, wie von dem während des Pro- duktionsprocesses ihm zugesetzten Mehrwerth, so ist der Werth dieses Produkts gleich dem Werth des zu seiner Produktion vorgeschossnen flüssigen Kapitals, d. h. des Arbeitslohns und der in seiner Produktion aufgezehrten Roh- und Hülfsstoffe. Dieser Werth sei = 900 £, sodass die Wochenauslage 100 £ beträgt. Die periodische Produktionszeit, welche hier mit der Arbeitsperiode zusammenfällt, beträgt also 9 Wochen. Es ist dabei gleichgültig, ob man annimmt, es handle sich hier um eine Arbeitsperiode für ein kontinuirliches Produkt, oder um eine kontinuir- liche Arbeitsperiode für ein diskretes Produkt, sofern nur das Quantum von diskretem Produkt, welches auf einmal zu Markte geschafft wird, 9 Wochen Arbeit kostet. Die Umlaufszeit daure 3 Wochen. Die ganze Umschlagsperiode daure also 12 Wochen. Nach Verlauf von 9 Wochen ist das vorgeschossne produktive Kapital in Waarenkapital verwandelt, aber
es haust nun drei Wochen in der Cirkulationsperiode. Der neue Produk- tionstermin kann also erst wieder beginnen Anfang der 13. Woche, und die Produktion wäre für drei Wochen stillgesetzt, oder für ein Viertel der ganzen Umschlagsperiode. Es ist wieder gleichgültig ob man voraus- setzt, es daure im Durchschnitt so lange bis die Waare verkauft ist oder es sei diese Zeit durch die Entfernung des Markts bedingt oder durch die Zahlungstermine für die verkaufte Waare. Während je 3 Mo- naten stände die Produktion 3 Wochen still, also während des Jahres 4 × 3 = 12 Wochen = 3 Monaten = ¼ der jährlichen Umschlags- periode. Soll die Produktion daher kontinuirlich sein und Woche aus Woche ein auf demselben Maßstab betrieben werden, so ist nur zweierlei möglich.
Entweder muss der Maßstab der Produktion verkürzt werden, sodass also die 900 £ reichen um die Arbeit in Gang zu halten sowohl während der Arbeits- periode wie während der Umlaufszeit des ersten Umschlags. Mit der 10. Woche wird dann eine zweite Arbeitsperiode, also auch Umschlagsperiode, eröffnet, bevor die erste Umschlagsperiode beendet ist, denn die Umschlagsperiode ist zwölfwöchentlich, die Arbeitsperiode neunwöchentlich. 900 £ auf 12 Wochen vertheilt gibt 75 £ wöchentlich. Zunächst ist klar, dass eine solche verkürzte Stufenleiter des Geschäfts veränderte Dimensionen des fixen Kapitals, also überhaupt eine verkürzte Geschäftsanlage voraussetzt. Zweitens ist es fraglich, ob diese Verkürzung überhaupt stattfinden kann, da der Entwicklung der Produktion in den verschiednen Geschäften gemäß ein Normalminimum der Kapitalanlage besteht, unterhalb dessen das ein- zelne Geschäft konkurrenzunfähig wird. Dies Normalminimum selbst wächst beständig mit der kapitalistischen Entwicklung der Produktion, ist also kein fixes. Zwischen dem jedesmal gegebnen Normalminimum und dem sich stets ausdehnenden Normalmaximum finden aber zahlreiche Zwischenstufen statt — eine Mitte, die sehr verschiedne Grade der Kapi- talanlage zulässt. Innerhalb der Grenzen dieser Mitte kann daher auch Verkürzung stattfinden, deren Grenze das jedesmalige Normalminimum selbst ist. — Bei Hemmung der Produktion, Ueberfüllung der Märkte, Theurung des Rohstoffs etc. findet Beschränkung der normalen Auslage von cirkulirendem Kapital bei gegebner Grundlage des fixen Kapitals statt durch Beschränkung der Arbeitszeit, indem z. B. nur halbe Tage gear- beitet wird; wie ebenso in Zeiten der Prosperität auf gegebner Grundlage
des fixen Kapitals anormale Ausdehnung des cirkulirenden Kapitals statt- findet theils durch Verlängrung der Arbeitszeit, theils durch Intensifi- kation derselben. Bei Geschäften, die von vornherein auf solche Schwan- kungen berechnet sind, hilft man sich theils durch die obigen Mittel, theils durch die gleichzeitige Anwendung einer grössren Arbeiteranzahl, verbunden mit Anwendung von Reserve-Fixkapital, z. B. Reserveloko- motiven bei der Eisenbahn etc. Solche anormalen Schwankungen bleiben aber hier, wo wir normale Verhältnisse voraussetzen, ausser Betracht.
Um die Produktion kontinuirlich zu machen ist also hier die Aus- gabe desselben cirkulirenden Kapitals über eine grössre Zeitlänge ver- theilt, über 12 Wochen statt über 9. In jedem gegebnen Zeitabschnitt fungirt also ein verkürztes produktives Kapital; der flüssige Theil des produktiven Kapitals ist verkürzt von 100 auf 75 oder um ein Viertel. Die Gesammtsumme, um welche das während der Arbeitsperiode von 9 Wochen fungirende produktive Kapital verkürzt wird, ist = 9 × 25 = 225 £, oder ¼ von 900 £. Aber das Verhältniss der Umlaufszeit zur Umschlagsperiode ist ebenfalls = ¼. Es folgt daher: Soll die Produktion nicht unterbrochen werden während der Umlaufszeit des in Waarenkapital verwandelten produktiven Kapitals, soll sie vielmehr gleichzeitig und kontinuirlich Woche für Woche fortgesetzt werden, und ist hierfür kein besondres cirkulirendes Kapital gegeben, so kann dies nur erreicht werden durch Vermindrung des Produktionsbetriebs, durch Ver- kürzung des flüssigen Bestandtheils des fungirenden produktiven Kapitals. Der so für die Produktion während der Umlaufszeit freigesetzte flüssige Kapitaltheil verhält sich zum vorgeschossnen flüssigen Gesammtkapital wie die Umlaufszeit zur Umschlagsperiode. Es gilt dies, wie bereits bemerkt, nur für Produktionszweige in denen der Arbeitsprocess Woche ein Woche aus auf derselben Stufenleiter ausgeführt wird, wo also nicht zu ver- schiednen Arbeitsperioden wechselnde Kapitalsummen auszulegen sind, wie in der Agrikultur.
Nehmen wir aber umgekehrt an, die Anlage des Geschäfts schliesse eine Verkürzung der Stufenleiter der Produktion und daher auch des wöchentlich vorzuschiessenden flüssigen Kapitals aus, so kann die Kon- tinuität der Produktion nur erreicht werden durch ein zuschüssiges flüssiges Kapital, im obigen Fall von 300 £. Während der Umschlags- periode von 12 Wochen werden successive 1200 £ vorgeschossen, davon
300 der vierte Theil, wie 3 Wochen von 12. Nach der Arbeitsperiode von 9 Wochen ist der Kapitalwerth von 900 £ aus der Form von pro- duktivem Kapital in die Form von Waarenkapital verwandelt. Seine Arbeitsperiode ist beschlossen, aber sie kann nicht mit demselben Kapital erneuert werden. Während der drei Wochen, worin es die Cirkulations- sphäre behaust, als Waarenkapital fungirt, befindet es sich mit Bezug auf den Produktionsprocess in demselben Zustand, als wenn es überhaupt nicht existirte. Es wird hier von allen Kreditverhältnissen abgesehn und daher unterstellt, dass der Kapitalist nur mit eignem Kapital wirthschaftet. Während aber das für die erste Arbeitsperiode vorgeschossne Kapital, nach vollbrachtem Produktionsprocess, sich während 3 Wochen im Cir- kulationsprocess aufhält, fungirt ein zuschüssig ausgelegtes Kapital von 300 £, sodass die Kontinuität der Produktion nicht unterbrochen wird.
Es ist nun hierbei Folgendes zu bemerken:
Erstens: Die Arbeitsperiode des zuerst vorgeschossnen Kapitals von 900 £ ist beendet nach 9 Wochen und es fließt zurück nicht vor 3 Wochen, also erst im Beginn der 13. Woche. Aber eine neue Arbeits- periode wird sofort wieder eröffnet mit dem zuschüssigen Kapital von 300 £. Eben dadurch ist die Kontinuität der Produktion hergestellt.
Zweitens: Die Funktionen des ursprünglichen Kapitals von 900 £ und des am Schluss der ersten Arbeitsperiode von 9 Wochen neu zuge- schossnen Kapitals von 300 £, das die zweite Arbeitsperiode nach Schluss der ersten ohne Unterbrechung eröffnet, sind in der ersten Umschlags- periode genau geschieden, oder können es wenigstens sein, während sie dagegen im Verlauf der zweiten Umschlagsperiode einander durchkreuzen.
Stellen wir uns die Sache sinnlich vor:
Erste Umschlagsperiode von 12 Wochen. Erste Arbeitsperiode von 9 Wochen; der Umschlag des hierin vorgeschossnen Kapitals wird vollendet im Anfang der 13. Woche. Während der letzten 3 Wochen fungirt das zusätzliche Kapital von 300 £ und eröffnet die zweite Arbeitsperiode von 9 Wochen.
Zweite Umschlagsperiode. Anfang der 13. Woche sind 900 £ zu- rückgeflossen und fähig einen neuen Umschlag zu beginnen. Aber die zweite Arbeitsperiode ist bereits durch die zuschüssigen 300 £ in der 10. Woche eröffnet worden; im Beginn der 13. Woche ist durch dasselbe bereits ein Drittel der Arbeitsperiode vollendet, 300 £ aus produktivem
Kapital in Produkt verwandelt. Da nur noch 6 Wochen zur Beendigung der zweiten Arbeitsperiode nöthig, können nur zwei Drittel des zurück- geflossnen Kapitals von 900 £, nämlich nur 600 £, in den Pro- duktionsprocess der zweiten Arbeitsperiode eingehn. 300 £ sind freige- setzt von den ursprünglichen 900 £, um dieselbe Rolle zu spielen, welche das zugeschossne Kapital von 300 £ in der ersten Arbeitsperiode spielte. Ende der 6. Woche der zweiten Umschlagsperiode ist die zweite Arbeits- periode absolvirt. Das in ihr ausgelegte Kapital von 900 £ fließt zu- rück nach 3 Wochen, also Ende der 9. Woche der zweiten zwölfwöchent- lichen Umschlagsperiode. Während der 3 Wochen seiner Umlaufszeit tritt ein das freigesetzte Kapital von 300 £. Damit beginnt die dritte Ar- beitsperiode eines Kapitals von 900 £ in der 7. Woche der zweiten Um- schlagsperiode, oder der 19. Jahreswoche.
Dritte Umschlagsperiode. Ende der 9. Woche der zweiten Umschlags- periode neuer Rückfluss von 900 £. Aber die dritte Arbeitsperiode hat bereits begonnen in der 7. Woche der vorigen Umschlagsperiode, und 6 Wochen sind bereits zurückgelegt. Sie dauert also nur noch 3 Wochen. Von den zurückgeflossnen 900 £ gehn also nur 300 £ in den Pro- duktionsprocess ein. Die vierte Arbeitsperiode füllt die übrigen 9 Wochen dieser Umschlagsperiode aus und so beginnt mit der 37. Woche des Jahres gleichzeitig die vierte Umschlagsperiode und die fünfte Ar- beitsperiode.
Um den Fall für die Berechnung zu vereinfachen, wollen wir an- nehmen: Arbeitsperiode 5 Wochen, Umlaufszeit 5 Wochen, also Um- schlagsperiode von 10 Wochen; das Jahr zu 50 Wochen gerechnet, Ka- pitalauslage per Woche 100 £. Die Arbeitsperiode erfordert also ein flüssiges Kapital von 500 £, und die Umlaufszeit ein zuschüssiges Ka- pital von ferneren 500 £. Arbeitsperioden und Umschlagszeiten stellen sich dann wie folgt:
Wenn die Umlaufszeit = 0, die Umschlagsperiode also gleich der Arbeitsperiode, so ist die Anzahl der Umschläge gleich der Anzahl der Arbeitsperioden im Jahr. Bei fünfwöchentlicher Arbeitsperiode also Wochen = 10, und der Werth des umgeschlagnen Kapitals wäre = 500 × 10 = 5000. In der Tabelle, wo eine Umlaufszeit von 5 Wochen angenommen, werden jährlich ebenfalls Waaren zum Werth von 5000 £ producirt, wovon aber ⅒ = 500 £ sich stets in Gestalt von Waarenkapital befindet und erst nach 5 Wochen zurückfliesst. Am Ende des Jahrs hat dann das Produkt der zehnten Arbeitsperiode (46— 50. Arbeitswoche) seine Umschlagszeit nur zur Hälfte vollendet,, indem deren Umlaufszeit in die ersten 5 Wochen des nächsten Jahres fällt.
Wir wollen noch ein drittes Beispiel nehmen: Arbeitsperiode 6 Wochen, Umlaufszeit 3 Wochen, wöchentlicher Vorschuss im Arbeitsprocess 100 £.
Es werden also in 9 Arbeitsperioden (= 54 Wochen) 600 × 9 = 5400 £ Waare producirt. Am Ende der neunten Arbeitsperiode be- sitzt der Kapitalist 300 £ in Geld und 600 £ in Waare, die ihre Umlaufszeit noch nicht zurückgelegt hat.
Bei Vergleichung dieser drei Beispiele finden wir erstens, dass nur beim zweiten Beispiel eine successive Ablösung des Kapitals I von 500 £ und des Zuschusskapitals II von ebenfalls 500 £ stattfindet, so dass diese zwei Kapitaltheile sich getrennt von einander bewegen und zwar nur deswegen, weil hier die ganz ausnahmsweise Unterstellung gemacht ist,
dass Arbeitsperiode und Umlaufszeit zwei gleiche Hälften der Umschlags- periode bilden. In allen andern Fällen, welches auch immer die Un- gleichheit zwischen den beiden Perioden der Umschlagsperiode sei, durchkreuzen sich die Bewegungen der beiden Kapitale, wie in Beispiel I und III, schon von der zweiten Umschlagsperiode an. Es bildet dann das zuschüssige Kapital II, zusammen mit einem Theil des Kapitals I, das in der zweiten Umschlagsperiode fungirende Kapital, während der Rest des Kapitals I für die ursprüngliche Funktion des Kapitals II frei- gesetzt wird. Das während der Umlaufszeit des Waarenkapitals thätige Kapital ist hier nicht identisch mit dem ursprünglich für diesen Zweck vorgeschossnen Kapital II, aber es ist ihm gleich an Werth und bildet dieselbe Aliquote des vorgeschossnen Gesammtkapitals.
Zweitens: Das Kapital, welches während der Arbeitsperiode fungirt hat, liegt während der Umlaufszeit brach. Im zweiten Beispiel fungirt das Kapital während 5 Wochen Arbeitsperiode und liegt brach während 5 Wochen Umlaufszeit. Die gesammte Zeit also, während deren Kapital I hier im Verlauf des Jahres brachliegt, beträgt ein halbes Jahr. Für diese Zeit tritt dann das Zuschusskapital II ein, das also im vorliegenden Fall seinerseits auch ein halbes Jahr brachliegt. Aber das zuschüssige Kapital, erforderlich um die Kontinuität der Produktion während der Um- laufszeit zu bewirken, ist nicht bestimmt durch den Gesammtumfang, resp. durch die Summe der Umlaufszeiten innerhalb des Jahres, sondern nur durch das Verhältniss der Umlaufszeit zur Umschlagsperiode. (Es ist hier natürlich vorausgesetzt, dass sämmtliche Umschläge unter denselben Be- dingungen vorgehn.) Es sind daher im Beispiel II 500 £ Zusatzkapital nöthig, nicht 2500 £. Es rührt dies einfach daher, dass das Zusatz- kapital ebensogut in den Umschlag eintritt, wie das ursprünglich vorge- schossne, und also ganz wie dieses durch die Zahl seiner Umschläge seine Masse ersetzt.
Drittens: Ob die Produktionszeit länger ist als die Arbeitszeit, än- dert an den hier betrachteten Umständen nichts. Es werden dadurch allerdings die Gesammt-Umschlagsperioden verlängert, aber wegen dieses verlängerten Umschlags wird kein zuschüssiges Kapital für den Arbeits- process erheischt. Das zuschüssige Kapital hat nur den Zweck, die durch die Umlaufszeit entstehenden Lücken im Arbeitsprocess auszufüllen; es soll also die Produktion nur vor Störungen schützen, die aus der Um-
laufszeit entspringen; Störungen, die aus den eignen Bedingungen der Produktion entstehn, sind auf andre, hier nicht zu betrachtende Weise, auszugleichen. Es gibt dagegen Geschäfte in denen nur stoßweis, auf Bestellung gearbeitet wird, wo also zwischen den Arbeitsperioden Unter- brechungen eintreten können. Bei solchen fällt die Nothwendigkeit des zusätzlichen Kapitals pro tanto weg. Andrerseits ist in den meisten Fällen von Saison-Arbeit auch eine gewisse Grenze für die Zeit des Rück- flusses gegeben. Dieselbe Arbeit kann mit demselben Kapital nächstes Jahr nicht erneuert werden, wenn inzwischen die Cirkulationszeit dieses Kapitals nicht abgelaufen. Dagegen kann die Umlaufszeit auch kürzer sein als der Abstand von einer Produktionsperiode bis zur nächsten. In diesem Fall liegt das Kapital brach, wenn es nicht in der Zwischenzeit anderweitig angewandt wird.
Viertens: Das für eine Arbeitsperiode vorgeschossne Kapital, z. B. die 600 £ im Beispiel III, werden theils in Roh- und Hülfsstoffen aus- gelegt, in produktivem Vorrath für die Arbeitsperiode, in konstantem cir- kulirendem Kapital, theils in variablem cirkulirendem Kapital, in Zahlung der Arbeit selbst. Der in konstantem cirkulirendem Kapital ausgelegte Theil mag nicht für dieselbe Zeitlänge in der Form von produktivem Vorrath existiren, z. B. das Rohmaterial nicht für die ganze Arbeits- periode daliegen, die Kohlen nur alle zwei Wochen beschafft werden. Indess — da hier Kredit noch ausgeschlossen — muss dieser Theil des Kapitals, soweit er nicht in Form von produktivem Vorrath disponibel ist, in der Form von Geld disponibel bleiben um nach Bedarf in pro- duktiven Vorrath verwandelt zu werden. Es ändert dies nichts an der Größe des für sechs Wochen vorgeschossnen konstanten cirkulirenden Ka- pitalwerths. Dagegen — abgesehn von dem Geldvorrath für unvorherge- sehene Ausgaben, dem eigentlichen Reservefonds zur Ausgleichung von Störungen — wird der Arbeitslohn in kürzern Perioden, meist wöchent- lich gezahlt. Falls also nicht der Kapitalist den Arbeiter zwingt, ihm längre Vorschüsse seiner Arbeit zu machen, muss das für Arbeitslohn nöthige Kapital in Geldform vorhanden sein. Beim Rückfluss des Kapitals muss also ein Theil in Geldform festgehalten werden zur Zahlung der Arbeit, während der andre Theil in produktiven Vorrath verwandelt werden kann.
Das Zuschusskapital theilt sich ein ganz wie das ursprüngliche- Was es aber von Kapital I unterscheidet ist, dass es (von Kreditverhält- nissen abgesehn), um für seine eigne Arbeitsperiode disponibel zu sein, vorgeschossen sein muss schon während der ganzen Dauer der ersten Ar- beitsperiode von Kapital I, in die es nicht eingeht. Während dieser Zeit kann es, theilweise wenigstens, schon in konstantes cirkulirendes Kapital verwandelt werden, das für die ganze Umschlagsperiode vorgeschossen ist. Wie weit es diese Form annimmt, oder wie weit es in der Form von zuschüssigem Geldkapital verharrt, bis zum Moment, wo diese Ver- wandlung nothwendig wird, wird abhängen theils von den besondren Pro- duktionsbedingungen bestimmter Geschäftszweige, theils von Lokalum- ständen, theils von Preisschwankungen der Rohstoffe etc. Das gesell- schaftliche Gesammtkapital betrachtet, wird sich stets ein mehr oder minder bedeutender Theil dieses zuschüssigen Kapitals für längre Zeit im Zustand des Geldkapitals befinden. Was dagegen den in Arbeitslohn vorzu- schiessenden Theil des Kapitals II betrifft, so wird er stets erst allmälig in Arbeitskraft verwandelt im Maß wie kleinre Arbeitsperioden ablaufen und bezahlt werden. Dieser Theil des Kapitals II ist also für die ganze Dauer der Arbeitsperiode in der Form des Geldkapitals vorhanden, bis er durch Verwandlung in Arbeitskraft in die Funktion des produktiven Ka- pitals eingeht.
Dies Hereinkommen des zur Verwandlung der Umlaufszeit von Kapital I in Produktionszeit erheischten Zuschusskapitals vermehrt also nicht nur die Größe des vorgeschossnen Kapitals und die Länge der Zeit, wofür das Gesammtkapital nothwendig vorgeschossen wird, sondern es vermehrt auch specifisch den Theil des vorgeschossnen Kapitals, der als Geldvorrath existirt, also sich im Zustand von Geldkapital befindet und die Form von potentiellem Geldkapital besitzt.
Dies findet ebenso statt, — sowohl was den Vorschuss in der Form von produktivem Vorrath wie in der Form von Geldvorrath betrifft, — wenn die durch die Umlaufszeit erheischte Spaltung des Kapitals in zwei Theile: Kapital für die erste Arbeitsperiode und Ersatzkapital für die Um- laufszeit, nicht durch Vergrößrung des ausgelegten Kapitals, sondern durch Vermindrung der Stufenleiter der Produktion hervorgebracht ist. Im Ver- hältniß zur Stufenleiter der Produktion wächst hier eher noch die Zu- nahme des in Geldform gebannten Kapitals.
Was durch diese Vertheilung des Kapitals in ursprünglich produk- tives und Zuschusskapital überhaupt erreicht ist, ist die ununterbrochne Aufeinanderfolge der Arbeitsperioden, die beständige Funktion eines gleich großen Theils des vorgeschossnen Kapitals als produktives Kapital.
Sehn wir uns Beispiel II an. Das beständig im Produktionsprocess befindliche Kapital ist 500 £. Da die Arbeitsperiode = 5 Wochen, arbeitet es während 50 Wochen (als Jahr angenommen) zehnmal. Das Produkt beträgt daher auch, abgesehn vom Mehrwerth, 10 × 500 = 5000 £. Vom Standpunkt des unmittelbar und ununterbrochen im Pro- duktionsprocess arbeitenden Kapitals — eines Kapitalwerths von 500 £ — erscheint also die Umlaufszeit als gänzlich ausgelöscht. Die Umschlags- periode fällt zusammen mit der Arbeitsperiode; die Umlaufszeit ist = 0 gesetzt.
Wäre dagegen das Kapital von 500 £ in seiner produktiven Thätig- keit regelmäßig durch die Umlaufszeit von 5 Wochen gehemmt, sodass es erst wieder produktionsfähig wäre nach Beendigung der ganzen Um- schlagsperiode von 10 Wochen, so hätten wir in den 50 Jahreswochen 5 zehnwöchentliche Umschläge; darin 5 fünfwöchentliche Produktions- perioden, also zusammen 25 Produktionswochen mit einem Gesammt- produkt von 5 × 500 = 2500 £; 5 fünfwöchentliche Umlaufszeiten, also Gesammt-Umlaufszeit ebenfalls 25 Wochen. Sagen wir hier: das Kapital von 500 £ hat fünfmal im Jahre umgeschlagen, so ist sichtbar und klar, dass während der Hälfte jeder Umschlagsperiode dies Kapital von 500 £ gar nicht als produktives Kapital fungirt hat und dass, alles zusammengerechnet, es nur während eines halben Jahres fungirt hat, während des andren Halbjahrs aber gar nicht.
In unserm Beispiel tritt für die Dauer dieser fünf Umlaufszeiten das Ersatzkapital von 500 £ ein und dadurch wird der Umschlag von 2500 auf 5000 £ erhöht. Aber das vorgeschossne Kapital ist nun auch 1000 £ statt 500 £. 5000 dividirt durch 1000 ist gleich 5. Also statt der zehn Umschläge fünf. So wird denn auch in der That gerechnet. Aber indem es dann heisst, das Kapital von 1000 £ hat fünfmal im Jahr umgeschlagen, verschwindet in den hohlen Kapitalisten- schädeln die Erinnrung an die Umlaufszeit, und eine konfuse Vorstellung bildet sich, als ob dies Kapital während der successiven fünf Umschläge beständig im Produktionsprocess fungirt hahe. Sagen wir aber, dies Ka- pital von 1000 £ hat fünfmal umgeschlagen, so ist darin sowohl Um-
laufszeit wie Produktionszeit eingeschlossen. In der That, wären wirklich 1000 £ im Produktiensprocess fortwährend thätig gewesen, so müsste das Produkt unter unsern Voraussetzungen 10,000 £ statt 5000 sein. Um aber 1000 £ fortwährend im Produktionsprocess zu haben, müssten dann auch 2000 £ überhaupt vorgeschossen sein. Die Oekonomen, bei denen überhaupt nichts klares über den Mechanismus des Umschlags zu finden, übersehn fortwährend dies Hauptmoment, dass stets nur ein Theil des industriellen Kapitals thatsächlich im Produktionsprocess engagirt sein kann, wenn die Produktion ununterbrochen vorangehen soll. Während der eine Theil sich in der Produktionsperiode, muss stets ein andrer Theil sich in der Cirkulationsperiode befinden. Oder mit andern Worten, der eine Theil kann nur als produktives Kapital fungiren unter der Bedin- gung, dass ein andrer Theil in der Form von Waaren- oder Geldkapital der eigentlichen Produktion entzogen bleibt. Indem dies übersehn wird, wird überhaupt die Bedeutung und Rolle des Geldkapitals übersehn.
Wir haben jetzt zu untersuchen, welche Verschiedenheit im Umschlag sich herausstellt, jenachdem die beiden Abschnitte der Umschlagsperiode — Arbeitsperiode und Cirkulationsperiode — einander gleich sind, oder die Arbeitsperiode grösser oder kleiner als die Cirkulationsperiode ist, und ferner, wie dies auf die Bindung von Kapital in der Form Geldkapital wirkt.
Wir nehmen an, dass das wöchentlich vorzuschiessende Kapital in allen Fällen 100 £, und die Umschlagsperiode 9 Wochen sei, also das für jede Umschlagsperiode vorzuschiessende Kapital = 900 £.
Dieser Fall, obgleich in der Wirklichkeit nur zufällige Ausnahme, muss als Ausgangspunkt für die Betrachtung dienen, weil hier die Ver- hältnisse sich am einfachsten und handgreiflichsten darstellen.
Die zwei Kapitale (Kapital I, das für die erste Arbeitsperiode vor- geschossen, und Zusatzkapital II, das während der Cirkulationsperiode von Kapital I fungirt) lösen sich in ihren Bewegungen ab ohne sich zu durchkreuzen. Mit Ausnahme der ersten Periode ist daher auch jedes der beiden Kapitale nur für seine eigne Umschlagsperiode vorgeschossen. Die Umschlagsperiode sei, wie in den folgenden Beispielen, 9 Wochen, Arbeitsperiode und Umlaufsperiode also je 4½ Woche. Dann haben wir folgendes Jahresschema:
Tabelle I. Kapital I:
Innerhalb der 50 Wochen, die wir hier als Jahr annehmen, hat Kapital I sechs volle Arbeitsperioden absolvirt, also für 6 × 450 = 2700 £, und Kapital II in fünf vollen Arbeitsperioden für 5 × 450 = 2250 £ Waaren producirt. Dazu hat Kapital II in den letzten 1½ Wochen des Jahrs (Mitte der 50. bis Ende der 51. Woche) noch für 150 £ producirt — Gesammtprodukt in 51 Wochen: 5100 £. In Bezug auf unmittelbare Produktion von Mehrwerth, der nur während der Arbeitsperiode producirt wird, hätte das Gesammtkapital von 900 £ also 5⅔ Mal umgeschlagen (5⅔ × 900 = 5100 £). Aber wenn wir den wirklichen Umschlag betrachten, so hat Kapital I 5⅔ Mal umge- schlagen, da es am Ende der 51. Woche noch 3 Wochen seiner sechsten Umschlagsperiode zu absolviren hat; 5⅔ × 450 = 2550 £; und
Kapital II 5⅙ Mal, da es erst 1½ Woche seiner sechsten Umschlags- periode vollendet hat, also noch 7½ Woche davon ins nächste Jahr fallen; 5⅙ × 450 = 2325 £; wirklicher Gesammtumschlag = 4875 £.
Betrachten wir Kapital I und Kapital II als zwei gegeneinander ganz selbständige Kapitale. In ihren Bewegungen sind sie ganz selbständig; diese Bewegungen ergänzen sich nur weil ihre Arbeits- und Cirkulations- perioden einander direkt ablösen. Sie können als zwei ganz unabhängige, verschiednen Kapitalisten gehörige Kapitale betrachtet werden.
Das Kapital I hat fünf vollständige und zwei Drittel seiner sechsten Umschlagsperiode zurückgelegt. Es befindet sich am Ende des Jahres in der Form von Waarenkapital, dem zu seiner normalen Realisirung noch 3 Wochen erforderlich sind. Während dieser Zeit kann es nicht in den Produktionsprocess eingehn. Es fungirt als Waarenkapital: es cirkulirt. Von seiner letzten Umschlagsperiode hat es nur ⅔ zurückgelegt. Dies wird so ausgedrückt: es hat nur ⅔ Mal umgeschlagen, nur ⅔ seines Gesammtwerths haben einen vollständigen Umschlag zurückgelegt. Wir sagen: 450 £ legen ihren Umschlag in 9 Wochen zurück, also 300 £ in 6 Wochen. Bei dieser Ausdrucksweise werden die organischen Ver- hältnisse zwischen den beiden specifisch verschiednen Bestandtheilen der Umschlagszeit vernachlässigt. Der exakte Sinn davon, dass das vorge- schossne Kapital von 450 £ 5⅔ Umschläge gemacht, ist nur, dass es fünf Umschläge ganz und vom sechsten nur ⅔ zurückgelegt hat. Dagegen hat der Ausdruck, dass das umgeschlagne Kapital = 5⅔ Mal das vor- geschossne Kapital, also im obigen Fall = 5⅔ × 450 £ = 2550 £ das Richtige, dass, wenn dies Kapital von 450 £ nicht ergänzt wäre durch ein andres Kapital von 450 £, in der That ein Theil davon sich im Produktionsprocess, ein andrer im Cirkulationsprocess befinden müsste. Soll die Umschlagszeit in der Masse des umgeschlagnen Kapitals ausgedrückt werden, so kann sie immer nur in einer Masse von vorhandnem Werth (in der That von fertigem Produkt) ausgedrückt werden. Der Umstand, dass das vorgeschossne Kapital sich nicht in einem Zustand befindet, worin es den Produktionsprocess von neuem eröffnen kann, drückt sich darin aus, dass nur ein Theil davon sich im produktionsfähigen Zustand befindet, oder dass, um sich im Zustand kontinuirlicher Produktion zu befinden, das Kapital getheilt werden müsste in einen Theil, der sich beständig in der Produktionsperiode und einen andern Theil, der sich beständig in der
Cirkulationsperiode befände, je nach dem Verhältniss dieser Perioden zu einander. Es ist dasselbe Gesetz, das die Masse des beständig fungiren- den produktiven Kapitals bestimmt durch das Verhältniss der Umlaufszeit zur Umschlagszeit.
Von Kapital II sind Ende der 51. Jahreswoche, die wir hier als Jahresschluss annehmen, vorgeschossen 150 £ in der Produktion von unfertigem Produkt. Ein fernrer Theil befindet sich in der Form von flüssigem konstantem Kapital — Rohstoff etc. — d. h. in einer Form, worin es als produktives Kapital im Produktionsprocess fungiren kann. Aber ein dritter Theil befindet sich in Geldform, nämlich zum Mindesten der Betrag des Arbeitslohns für den Rest der Arbeitsperiode (3 Wochen), der aber erst Ende jeder Woche bezahlt wird. Obgleich nun dieser Theil des Kapitals am Anfang des neuen Jahrs, also eines neuen Umschlags- cyklus, sich nicht in der Form von produktivem Kapital befindet, sondern in der von Geldkapital, in der es nicht in den Produktionsprocess eingehn kann, so befindet sich dennoch bei Eröffnung des neuen Umschlags flüs- siges variables Kapital, d. h. lebendige Arbeitskraft, im Produktionspro- cess thätig. Diese Erscheinung kommt daher, dass die Arbeitskraft zwar am Anfang der Arbeitsperiode, sage per Woche, gekauft und verbraucht, aber erst Ende der Woche gezahlt wird. Das Geld wirkt hier als Zah- lungsmittel. Es befindet sich daher einerseits als Geld noch in der Hand des Kapitalisten, während andrerseits die Arbeitskraft, die Waare worin es umgesetzt wird, sich schon im Produktionsprocess thätig befindet, der- selbe Kapitalwerth hier also doppelt erscheint.
Betrachten wir bloss die Arbeitsperioden, so hat
Das vorgeschossne Gesammtkapital von 900 £ hat also 5⅔ Mal im Jahr als produktives Kapital fungirt. Ob stets 450 £ im Produktionsprocess und stets 450 £ im Cirkulationsprocess abwechselnd, oder ob 900 £ während je 4½ Woche im Produktionsprocess und währen der folgenden 4½ Wochen im Cirkulationsprocess fungiren, ist für die Produktion von Mehrwerth einerlei.
Betrachten wir dagegen die Umschlagsperioden, so hat
umgeschlagen. Denn der Umschlag des Gesammtkapitals ist gleich der Summe der von I und II umgeschlagnen Beträge dividirt durch die Summe von I und II.
Es ist zu bemerken, dass Kapital I und II, wenn sie selb- ständig gegen einander wären, doch nur verschiedne selbständige Theile des in derselben Produktionssphäre vorgeschossnen gesellschaft- lichen Kapitals bilden würden. Bestände also das gesellschaftliche Kapital innerhalb dieser Produktionssphäre nur aus I und II, so würde für den Umschlag des gesellschaftlichen Kapitals in dieser Sphäre dieselbe Rechnung gelten, die hier für die beiden Bestandtheile I und II desselben Privatkapitals gilt. Weiter ausgedehnt kann jeder in einer besondren Pro- duktionssphäre angelegte Theil des gesammten Gesellschaftskapitals so be- rechnet werden. Schliesslich aber ist die Umschlagszahl des gesammten gesellschaftlichen Kapitals gleich der Summe des in den verschiednen Pro- duktionssphären umgeschlagnen Kapitals, dividirt durch die Summe des in diesen Produktionssphären vorgeschossnen Kapitals.
Es ist ferner zu bemerken dass, wie hier in demselben Privatge- schäft die Kapitale I und II, genau genommen, verschiedne Umschlags- jahre haben (indem der Umschlagscyklus von Kapital II 4½ Woche später beginnt als der von Kapital I, das Jahr von I daher 4½ Woche früher abläuft als das von II) so auch die verschiednen Privatkapitale in derselben Produktionssphäre ihre Geschäfte in ganz verschiednen Zeitab- schnitten beginnen und ihren Jahresumschlag daher auch zu verschiednen Zeiten im Jahr vollenden. Dieselbe Durchschnittsrechnung, die wir oben für I und II anwandten, reicht auch hier aus, um die Umschlagsjahre der verschiednen selbständigen Theile des gesellschaftlichen Kapitals auf ein einheitliches Umschlagsjahr zu reduciren. —
Es durchkreuzen sich die Arbeits- und Umschlagsperioden der Ka- pitale I und II, statt einander abzulösen. Gleichzeitig findet hier Frei- setzung von Kapital statt, was bei dem bisher betrachteten Fall nicht vorkam.
Es ändert dies aber nichts daran, dass nach wie vor 1) die Zahl der Arbeitsperioden des vorgeschossnen Gesammtkapitals gleich ist der Summe des Werths des Jahresprodukts beider vorgeschossnen Kapitaltheile, dividirt durch das vorgeschossne Gesammtkapital, und 2) die Umschlags- zahl des Gesammtkapitals gleich ist der Summe der beiden umge- schlagnen Beträge, dividirt durch die Summe der beiden vorgeschossnen Kapitale. Wir müssen auch hier beide Kapitaltheile so betrachten als vollzögen sie von einander ganz unabhängige Umschlagsbewegungen.
Wir nehmen also wieder an, dass wöchentlich 100 £ im Arbeits- process vorzuschiessen sind. Die Arbeitsperiode daure 6 Wochen, bean- spruche also jedesmal 600 £ Vorschuss (Kapital I). Die Cirkulations- periode 3 Wochen; also Umschlagsperiode, wie oben, 9 Wochen. Ein Kapital II von 300 £ trete ein während der dreiwöchentlichen Cirku- lationsperiode von Kapital I. Betrachten wir beide als von einander un- abhängige Kapitale, so stellt sich das Schema des Jahresumschlags wie folgt:
Tabelle II. Kapital I, 600 £:
Zusatzkapital II, 300 £.
Dies stimmt aber nicht, weil, wie wir sehn werden, die wirklichen Pro- duktions- und Cirkulationsperioden nicht absolut zusammenfallen mit denen des obigen Schemas, worin es hauptsächlich darauf ankam, die beiden Kapitale I und II als von einander unabhängige erscheinen zu lassen.
In Wirklichkeit nämlich hat Kapital II keine von der des Kapital I getrennte, besondre Arbeits- und Cirkulationsperiode. Die Arbeitsperiode ist 6 Wochen, die Cirkulationsperiode 3 Wochen. Da Kapital II nur = 300 £, kann es nur Theil einer Arbeitsperiode ausfüllen. Dies ist der Fall. Ende der 6. Woche tritt ein Produktenwerth von 600 £ in Cirkulation, und fließt Ende der 9. Woche in Geld zurück. Damit tritt Anfang der 7. Woche das Kapital II in Thätigkeit und deckt die Be- dürfnisse der nächsten Arbeitsperiode für die 7—9. Woche. Nun aber ist nach unsrer Annahme Ende der 9. Woche die Arbeitsperiode nur halb abgemacht. Es tritt also Anfang der 10. Woche das soeben zurück- geflossne Kapital I von 600 £ wieder in Thätigkeit und füllt mit
300 £ die für die 10—12. Woche nöthigen Vorschüsse aus. Damit ist die zweite Arbeitsperiode erledigt. Es befindet sich ein Produkten- werth von 600 £ in Cirkulation und wird Ende der 15. Woche zurück- fließen; daneben aber sind 300 £, der Betrag des ursprünglichen Ka- pitals II, freigesetzt und können in der ersten Hälfte der folgenden Ar- beitsperiode, also in der 13—15. Woche, fungiren. Nach deren Ablauf fließen dann wieder die 600 £ zurück; 300 £ davon reichen bis zum Schluss der Arbeitsperiode, 300 £ bleiben für die folgende freigesetzt.
Die Sache verläuft also wie folgt:
Auf diese Weise ergeben sich acht volle Umschlagsperioden eines Kapitals von 600 £ (I: 1—9. Woche; II: 7—15.; III: 13—21.; IV: 19—27.; V:25—33.; VI: 31—39.; VII: 37—45.; VIII: 43—51.
Woche) bis Ende der 51. Woche. Da aber die 49—51. Woche auf die achte Cirkulationsperiode fallen, müssen während derselben die 300 £ freigesetztes Kapital eintreten und die Produktion im Gang halten. Damit stellt sich der Umschlag am Ende des Jahres wie folgt: 600 £ haben ihren Kreislauf achtmal vollendet, macht 4800 £. Dazu kommt das Produkt der letzten 3 Wochen (49—51.), das aber erst ein Drittel seines Kreislaufs von 9 Wochen zurückgelegt hat, also in der Umschlags- summe nur für ein Drittel seines Betrags, mit 100 £ zählt. Wenn also das Jahresprodukt von 51 Wochen = 5100 £, so ist das umgeschlagne Kapital nur 4800 + 100 = 4900 £; das vorgeschossne Gesammt- kapital von 900 £ hat also 5 Mal umgeschlagen, also um eine Kleinig- keit mehr als unter Fall I.
In dem vorliegenden Beispiel war ein Fall unterstellt, wo die Ar- beitszeit = ⅔, die Umlaufszeit = ⅓ der Umschlagsperiode, also die Arbeitszeit ein einfaches Multipel der Umlaufszeit ist. Es fragt sich, ob die oben konstatirte Freisetzung von Kapital auch stattfindet wenn dies nicht der Fall.
Nehmen wir Arbeitsperiode = 5 Wochen, Umlaufszeit = 4 Wochen, Kapitalvorschuss per Woche 100 £.
Bis zu Ende der 14. Woche (11—14.) fungiren die oben frei- gesetzten 400 £; 100 £ aus den alsdann zurückgeflossnen 500 £ kompletiren den Bedarf für die dritte Arbeitsperiode (11—15. Woche), sodass wiederum 400 £ für die vierte Arbeitsperiode freigesetzt werden.
Dasselbe Phänomen wiederholt sich in jeder Arbeitsperiode; bei ihrem Be- ginn findet sie 400 £ vor, die für die ersten 4 Wochen reichen. Ende der 4. Woche fliessen 500 £ in Geld zurück, von denen nur 100 £ für die letzte Woche benöthigt sind, die übrigen 400 £ für die nächste Arbeitsperiode freigesetzt bleiben.
Nehmen wir ferner eine Arbeitsperiode von 7 Wochen, mit Kapital I von 700 £; eine Umlaufszeit von 2 Wochen mit Kapital II von 200 £.
Dann dauert die erste Umschlagsperiode von 1—9. Woche, davon erste Arbeitsperiode 1—7. Woche, mit Vorschuss von 700 £, und erste Cirkulationsperiode 8—9. Woche. Ende der 9. Woche fliessen die 700 £ in Geld zurück.
Die zweite Umschlagsperiode 8—16. Woche, umschliesst die zweite Arbeitsperiode 8—14. Woche. Davon ist der Bedarf für 8. und 9. Woche gedeckt durch Kapital II. Ende der 9. Woche fliessen obige 700 £ zurück; davon werden verbraucht bis Schluss der Arbeitsperiode (10—14. Woche) 500 £. Bleiben 200 £ freigesetzt für die nächst- folgende Arbeitsperiode. Die zweite Umlaufsperiode dauert 15—16. Woche; Ende der 16. Woche fliessen wieder 700 £ zurück. Von nun an wiederholt sich in jeder Arbeitsperiode dieselbe Erscheinung. Der Kapitalbedarf der ersten beiden Wochen ist gedeckt durch die am Schluss der vorigen Arbeitsperiode freigesetzten 200 £; Ende der 2. Woche fliessen 700 zurück; die Arbeitsperiode zählt aber nur noch 5 Wochen, sodass sie nur 500 £ verbrauchen kann; es bleiben also stets 200 £ freigesetzt für die nächste Arbeitsperiode.
Es stellt sich also heraus, dass in unserm Fall, wo die Arbeits- periode grösser angenommen als die Umlaufsperiode, unter allen Umstän- den am Schluss einer jeden Arbeitsperiode sich ein Geldkapital freigesetzt findet, welches von gleicher Grösse ist wie das für die Cirkulationsperiode vorgeschossne Kapital II. In unsern drei Beispielen war Kapital II im ersten = 300 £, im zweiten = 400 £, im dritten = 200 £; dem entsprechend war das am Schluss der Arbeitsperiode freigesetzte Kapital je 300, 400, 200 £.
Wir nehmen zunächst wieder an eine Umschlagsperiode von 9 Wochen; davon Arbeitsperiode 3 Wochen, für welche disponibel Kapital I =
300 £. Die Umlaufsperiode sei 6 Wochen. Für diese 6 Wochen ist ein Zusatzkapital von 600 £ nöthig, das wir aber wieder in zwei Kapitale von je 300 £ eintheilen können, wovon jedes eine Arbeitsperiode aus- füllt. Wir haben dann drei Kapitale von je 300 £, wovon immer 300 £ in der Produktion beschäftigt sind, während 600 £ umlaufen.
Tabelle III.
Kapital I:
Kapital II:
Kapital III:
Wir haben hier das genaue Gegenbild von Fall I, nur mit dem Unterschied, dass jetzt drei Kapitale einander ablösen statt zwei. Eine Durchkreuzung oder Verschlingung der Kapitale findet nicht statt; jedes einzelne kann bis zum Jahresschluss getrennt verfolgt werden. Ebenso- wenig wie bei Fall I findet also eine Freisetzung von Kapital am Schluss einer Arbeitsperiode statt. Kapital I ist ganz ausgelegt Ende der 3 Woche, fliesst ganz zurück Ende der 9., und tritt wieder in Funktion Anfang der 10. Woche. Aehnlich mit Kapital II und III. Die regel- mäßige und vollständige Ablösung schliesst jede Freisetzung aus.
Der Gesammtumschlag berechnet sich folgendermaßen:
Nehmen wir jetzt auch ein Beispiel, wo die Umlaufsperiode nicht ein genaues Vielfaches der Arbeitsperiode bietet; z. B. Arbeitsperiode 4 Wochen, Cirkulationsperiode 5 Wochen; die entsprechenden Kapitalbeträge wären also Kapital I = 400 £, Kapital II = 400 £, Kapital III = 100 £. Wir geben nur die ersten drei Umschläge.
Tabelle IV.
Kapital I:
Kapital II:
Kapital III:
Es findet hier in sofern Verschlingung der Kapitale statt, als die Arbeitsperiode von Kapital III, das keine selbständige Arbeitsperiode hat, weil es nur für eine Woche reicht, zusammenfällt mit der ersten Arbeits- woche von Kapital I. Dafür aber findet sich am Schluss der Arbeits- periode, sowohl von Kapital I wie von Kapital II, ein dem Kapital III gleicher Betrag von 100 £ freigesetzt. Wenn nämlich Kapital III die erste Woche der zweiten und aller folgenden Arbeitsperioden von Ka- pital I ausfüllt und am Schluss dieser ersten Woche das ganze Kapital I, 400 £, zurückströmt, so bleibt für den Rest der Arbeitsperiode von Ka- pital I nur eine Zeit von 3 Wochen und eine entsprechende Kapitalaus- lage von 300 £. Die so freigesetzten 100 £ genügen dann für die erste Woche der sich unmittelbar anschließenden Arbeitsperiode von Ka- pital II; am Schluss dieser Woche fließt das ganze Kapital II mit 400 £ zurück; da aber die angebrochne Arbeitsperiode nur noch 300 £ absorbiren kann, so bleiben an deren Schluss wieder 100 £ freigesetzt; und so weiter. Es findet also Freisetzung von Kapital am Schlusse der Arbeitsperiode statt, sobald die Umlaufszeit nicht ein einfaches Multipel der Arbeitsperiode bildet; und zwar ist dies freigesetzte Kapital gleich dem Kapitaltheil, welcher den Ueberschuss der Cirkulationsperiode über eine Arbeitsperiode oder über ein Multipel von Arbeitsperioden auszu- füllen hat.
In allen untersuchten Fällen wurde angenommen, dass sowohl Ar- beitsperiode wie Umlaufszeit das ganze Jahr hindurch in dem beliebigen, hier betrachteten Geschäft dieselben bleiben. Diese Voraussetzung war nöthig, wollten wir den Einfluss der Umlaufszeit auf Umschlag und Ka- pitalvorschuss feststellen. Dass sie in der Wirklichkeit nicht in dieser Unbedingtheit, und oft gar nicht gilt, ändert an der Sache nichts.
Wir haben in diesem ganzen Abschnitt nur die Umschläge des cir- kulirenden Kapitals betrachtet, nicht die des fixen. Aus dem einfachen Grund, weil die behandelte Frage nichts mit dem fixen Kapital zu thun hat. Die im Produktionsprocess angewandten Arbeitsmittel etc. bilden nur fixes Kapital, soweit ihre Gebrauchszeit länger dauert als die Um- schlagsperiode des flüssigen Kapitals; soweit die Zeit, während deren diese Arbeitsmittel fortfahren in beständig wiederholten Arbeitsprocessen zu dienen, größer ist als die Umschlagsperiode des flüssigen Kapitals, also = n Umschlagsperioden des flüssigen Kapitals ist. Ob die Gesammtzeit, welche durch diese n Umschlagsperioden des flüssigen Kapitals gebildet wird, länger oder kürzer ist, der Theil des produktiven Kapitals, der für diese Zeit in fixem Kapital vorgeschossen war, wird innerhalb derselben nicht von neuem vorgeschossen. Er fährt fort, in seiner alten Ge- brauchsform zu fungiren. Der Unterschied ist nur der: je nach der ver- schiednen Länge der einzelnen Arbeitsperiode jeder Umschlagsperiode des flüssigen Kapitals, gibt das fixe Kapital größren oder geringren Theil seines Originalwerths an das Produkt dieser Arbeitsperiode ab, und je nach der Dauer der Cirkulationszeit einer jeden Umschlagsperiode fließt dieser an das Produkt abgegebne Werththeil des fixen Kapitals rascher oder langsamer in Geldform zurück. Die Natur des Gegenstands, den wir in diesem Abschnitt behandeln — der Umschlag des cirkulirenden Theils des produktiven Kapitals — geht aus der Natur dieses Kapitaltheils selbst hervor. Das in einer Arbeitsperiode angewandte flüssige Kapital kann nicht in einer neuen Arbeitsperiode angewandt werden, bevor es seinen Umschlag vollendet, sich in Waarenkapital, aus diesem in Geldkapital, und aus diesem wieder in produktives Kapital verwandelt hat. Um da- her die erste Arbeitsperiode sofort durch eine zweite zu kontinuiren, muss von neuem Kapital vorgeschossen und in die flüssigen Elemente des pro- duktiven Kapitals verwandelt werden, und zwar in hinreichender Quantität, um die durch die Cirkulationsperiode des für die erste Arbeitsperiode vor- geschossnen flüssigen Kapitals entstehende Lücke auszufüllen. Daher der Einfluss der Länge der Arbeitsperiode des flüssigen Kapitals auf die Be- triebsstufenleiter des Arbeitsprocesses und auf die Theilung des vorge- schossnen Kapitals, resp. auf Zuschuss von neuen Kapitalportionen. Dies aber ist es gerade, was wir in diesem Abschnitt zu betrachten hatten.
Aus der bisherigen Untersuchung ergibt sich:
A. Die verschiednen Portionen, worin das Kapital getheilt werden muss, damit ein Theil desselben sich beständig in der Arbeitsperiode be- finden kann, während andre Theile sich in der Cirkulationsperiode be- finden — lösen sich ab, wie verschiedne selbständige Privatkapitale, in zwei Fällen. 1) Wenn die Arbeitsperiode gleich der Cirkulationsperiode, die Umschlagsperiode also in zwei gleiche Abschnitte getheilt ist. 2) Wenn die Cirkulationsperiode länger ist als die Arbeitsperiode, aber zugleich ein einfaches Multipel der Arbeitsperiode bildet, sodass eine Cirkulationsperiode = n Arbeitsperioden, wo n eine ganze Zahl sein muss. In diesen Fällen wird kein Theil des successiv vorgeschossnen Kapitals freigesetzt.
B. Dagegen in allen Fällen, wo 1) die Cirkulationsperiode größer als die Arbeitsperiode, ohne ein einfaches Multipel derselben zu bilden, und 2) wo die Arbeitsperiode größer als die Cirkulationsperiode, wird ein Theil des flüssigen Gesammtkapitals vom zweiten Umschlag an beständig und periodisch am Schluss jeder Arbeitsperiode freigesetzt. Und zwar ist dieses freigesetzte Kapital gleich dem für die Cirkulationsperiode vor- geschossnen Theil des Gesammtkapitals, wenn die Arbeitsperiode größer als die Cirkulationsperiode; und gleich dem Kapitaltheil, welcher den Ueberschuss der Cirkulationsperiode über eine Arbeitsperiode oder über ein Multipel von Arbeitsperioden auszufüllen hat, wenn die Cirkulations- periode größer ist als die Arbeitsperiode.
C. Es folgt daraus, dass für das gesellschaftliche Gesammtkapital, nach seinem flüssigen Theil betrachtet, die Freisetzung von Kapital die Regel, die blosse Ablösung der successive im Produktionsprocess fungirenden Kapitaltheile die Ausnahme bilden muss. Denn die Gleichheit von Arbeits- periode und Cirkulationsperiode, oder die Gleichheit der Cirkulationsperiode mit einem einfachen Multipel der Arbeitsperiode, diese regelmäßige Pro- portionalität der zwei Bestandtheile der Umschlagsperiode hat mit der Natur der Sache durchaus nichts zu thun und kann daher im ganzen und grossen nur ausnahmsweise stattfinden.
Ein sehr bedeutender Theil des jährlich mehrmals umschlagenden, gesellschaftlichen cirkulirenden Kapitals wird sich also während des jähr- lichen Umschlagscyklus periodisch in der Form von freigesetztem Kapital befinden.
Es ist ferner klar, dass, alle andern Umstände gleichbleibend ge- setzt, die Grösse dieses freigesetzten Kapitals mit dem Umfang des Ar- beitsprocesses oder mit der Stufenleiter der Produktion, also überhaupt mit der Entwicklung der kapitalistischen Produktion wächst. In dem Falle sub B. 2), weil das vorgeschossne Gesammtkapital wächst; in B. 1) weil mit der Entwicklung der kapitalistischen Produktion die Länge der Cirku- lationsperiode wächst, also auch die Umschlagsperiode in den Fällen wo die Arbeitsperiode, ohne regelmäßiges Verhältniss der beiden Perioden.
Im ersten Fall hatten wir z B. 100 £ wöchentlich auszulegen. Für sechswöchentliche Arbeitsperiode 600 £, für dreiwöchentliche Cirku- lationsperiode 300 £, zusammen 900 £. Hier werden beständig 300 £ freigesetzt. Werden dagegen 300 £ wöchentlich ausgelegt, so haben wir für die Arbeitsperiode 1800 £, für die Cirkulationsperiode 900 £; also auch 900 £ statt 300 £ periodisch freigesetzt.
D. Das Gesammtkapital von z. B. 900 £ muss in zwei Theile getheilt werden, wie oben 600 £ für die Arbeitsperiode und 300 £ für die Cirkulationsperiode. Der Theil, der wirklich im Arbeitsprocess ausgelegt, wird dadurch um ein Drittel vermindert, von 900 £ auf 600 £, und daher die Produktionsleiter um ein Driitel reducirt. Andrer- seits fungiren die 300 £ nur um die Arbeitsperiode kontinuirlich zu machen, sodass in jeder Woche des Jahres 100 £ im Arbeitsprocess aus- gelegt werden können.
Abstrakt genommen ist es dasselbe, ob 600 £ während 6 × 8 = 48 Wochen arbeiten (Produkt = 4800 £), oder ob das ganze Ka- pital von 900 £ während 6 Wochen im Arbeitsprocess ausgelegt wird und dann während der Cirkulationsperiode von 3 Wochen brachliegt; im letztern Fall würde es im Lauf der 48 Wochen 5⅓ × 6 = 32 Wochen arbeiten (Produkt = 5⅓ × 900 = 4800 £), und 16 Wochen brachliegen. Aber abgesehn vom grössren Verderb des fixen Kapitals während der Brache von 16 Wochen, und der Vertheurung der Arbeit, die während des ganzen Jahres bezahlt werden muss, obgleich sie nur einen Theil desselben wirkt, ist eine solche regelmäßige Unterbrechung des Produktionsprocesses mit dem Betrieb der modernen grossen Industrie überhaupt unvereinbar. Diese Kontinuität ist selbst eine Produktivkraft der Arbeit.
Sehn wir uns nun das freigesetzte, in der That suspendirte Kapital näher an, so zeigt sich, dass ein bedeutender Theil desselben stets die Form von Geldkapital besitzen muss. Bleiben wir bei dem Beispiel: Arbeitsperiode 6 Wochen, Cirkulationsperiode 3 Wochen, Auslage per Woche 100 £. In der Mitte der zweiten Arbeitsperiode, Ende der 9. Woche, fliessen 600 £ zurück, von denen nur 300 £ während des Rests der Arbeitsperiode anzulegen sind. Ende der zweiten Arbeitsperiode werden also 300 £ davon freigesetzt. In welchem Zustand befinden sich diese 300 £? Wir wollen annehmen, dass ⅓ für Arbeitslohn, ⅔ für Roh- und Hülfsstoffe auszulegen sind. Von den zurückgeflossnen 600 £ befinden sich also 200 £ für Arbeitslohn in Geldform, und 400 £ in der Form von produktivem Vorrath, in der Form von Elementen des konstanten flüssigen produktiven Kapitals. Da aber für die zweite Hälfte der Arbeitsperiode II nur die Hälfte dieses produktiven Vorraths erheischt ist, befindet sich die andre Hälfte während 3 Wochen in der Form von überschüssigem, d. h. von über eine Arbeitsperiode überschüssigem pro- duktiven Vorrath. Der Kapitalist weiss aber, dass er von diesem Theil (= 400 £) des zurückfliessenden Kapitals nur die Hälfte = 200 £ für die laufende Arbeitsperiode braucht. Es wird also von den Markt- verhältnissen abhängen, ob er diese 200 £ sofort wieder ganz oder nur zum Theil in überschüssigen produktiven Vorrath verwandeln, oder sie ganz oder theilweise in Erwartung günstigerer Marktverhältnisse als Geld- kapital festhalten wird. Andrerseits versteht sich von selbst, dass der in Arbeitslohn auszulegende Theil, = 200 £ in Geldform festgehalten wird. Der Kapitalist kann die Arbeitskraft nicht wie das Rohmaterial im Waaren- lager deponiren, nachdem er sie gekauft hat. Er muss sie dem Produk- tionsprocess einverleiben und zahlt sie Ende der Woche. Von dem frei- gesetzten Kapital von 300 £ werden also jedenfalls diese 100 £ die Form von freigesetztem, d. h. nicht für die Arbeitsperiode nöthigem Geld- kapital besitzen. Das in Form von Geldkapital freigesetzte Kapital muss also mindestens gleich sein dem variablen, in Arbeitslohn ausgelegten Kapitaltheil; im Maximum kann es das ganze freigesetzte Kapital um- fassen. In der Wirklichkeit schwankt es beständig zwischen diesem Mini- mum und Maximum.
Das so durch den blossen Mechanismus der Umschlagsbewegung frei- gesetzte Geldkapital (neben dem durch den successiven Rückfluss des fixen
Kapitals und dem in jedem Arbeitsprocess für variables Kapital nöthigem Geldkapital) muss eine bedeutende Rolle spielen, sobald sich das Kredit- system entwickelt, und muss zugleich eine der Grundlagen desselben bilden.
Nehmen wir in unserm Beispiel an, die Cirkulationszeit verkürze sich von 3 Wochen auf 2. Dies sei nicht normal, sondern etwa Folge guter Geschäftszeit, verkürzter Zahlungstermine etc. Das Kapital von 600 £, das während der Arbeitsperiode ausgelegt worden, fliesst eine Woche früher als nöthig zurück, es ist also für diese Woche freigesetzt. Es werden ferner, wie vorher, in der Mitte der Arbeitsperiode 300 £ freigesetzt (Theil jener 600 £) aber für 4 Wochen statt für 3. Es befinden sich also auf dem Geldmarkt während einer Woche 600 £ und während 4 statt 3 Wochen 300 £. Da dies nicht nur einen Kapitalisten betrifft sondern viele, und zu verschiednen Perioden in verschiednen Geschäfts- zweigen sich ereignet, so erscheint hiermit mehr disponibles Geldkapital auf dem Markt. Dauert dieser Zustand länger, so wird die Produktion erweitert werden, wo dies zulässig; Kapitalisten, die mit geborgtem Kapital arbeiten, werden weniger Nachfrage auf dem Geldmarkt ausüben, was diesen ebensosehr erleichtert wie vermehrtes Angebot; oder endlich die Summen, die für den Mechanismus überschüssig geworden sind, werden definitiv auf den Geldmarkt hinausgeworfen.
In Folge der Kontraktion der Umschlagszeit von 3 auf 2 Wochen, und daher der Umschlagsperiode von 9 auf 8 Wochen, wird ⅑ des vor- geschossnen Gesammtkapitals überflüssig; die sechswöchentliche Arbeits- periode kann nun mit 800 £ ebenso beständig in Gang gehalten werden wie früher mit 900 £. Ein Werththeil des Waarenkapitals = 100 £, einmal in Geld rückverwandelt, verharrt daher in diesem Zustand als Geld- kapital, ohne weiter als Theil des für den Produktionsprocess vorgeschoss- nen Kapitals zu fungiren. Während die Produktion auf gleichbleibender Stufenleiter und zu sonst gleichbleibenden Bedingungen, wie Preisen etc. fortgeführt wird, vermindert sich die Werthsumme des vorgeschossnen Ka- pitals von 900 £ auf 800 £ der Rest von 100 £ des ursprünglich vorgeschossnen Werths wird ausgeschieden in der Form von Geldkapital. Als solches tritt es in den Geldmarkt ein und bildet zuschüssigen Theil der hier fungirenden Kapitale.
Man ersieht hieraus, wie eine Plethora von Geldkapital entstehn kann — und zwar nicht nur in dem Sinn, dass das Angebot von Geld-
kapital grösser ist als die Nachfrage; dies ist immer nur eine relative Plethora, die z. B. stattfindet in der „melancholischen Periode“, welche nach Ende der Krise den neuen Cyklus eröffnet. Sondern in dem Sinn, dass für die Betreibung des gesammten gesellschaftlichen Reproduktions- processes (welcher den Cirkulationsprocess einschliesst) ein bestimmter Theil des vorgeschossnen Kapitalwerths überflüssig und daher in der Form von Geldkapital ausgeschieden ist; eine Plethora, entstanden bei gleich- bleibender Stufenleiter der Produktion und gleichbleibenden Preisen durch blosse Kontraktion der Umschlagsperiode. Es hat die Masse — grössre oder kleinre — des in Cirkulation befindlichen Geldes hierauf nicht den geringsten Einfluss gehabt.
Nehmen wir umgekehrt an, die Cirkulationsperiode verlängre sich, sage von 3 Wochen zu 5. Dann findet schon beim nächsten Um- schlag der Rückfluss des vorgeschossnen Kapitals um 2 Wochen zu spät statt. Der letzte Theil des Produktionsprocesses dieser Ar- beitsperiode kann nicht weiter geführt werden durch den Mechanismus des Umschlags des vorgeschossnen Kapitals selbst. Bei längrer Dauer dieses Zustandes könnte, wie im vorigen Fall Erweiterung, so hier Kon- traktion des Produktionsprocesses — des Umfangs auf dem er betrieben — eintreten. Um aber den Process auf derselben Stufenleiter fortzuführen, müsste das vorgeschossne Kapital für die ganze Dauer dieser Verlängrung der Cirkulationsperiode um = 200 £ vermehrt werden. Dies Zu- satzkapital kann nur dem Geldmarkt entnommen werden. Gilt die Ver- läugerung der Cirkulationsperiode für einen oder mehrere grosse Geschäfts- zweige, so kann sie daher einen Druck auf den Geldmarkt herbeiführen, wenn nicht diese Wirkung durch Gegenwirkung von andrer Seite auf- gehoben wird. Auch in diesem Fall ist sichtbar und handgreiflich, dass dieser Druck, wie vorher jene Plethora, nicht das geringste zu thun hatte mit einer Aenderung weder in den Preisen der Waaren, noch in der Masse der vorhandnen Cirkulationsmittel.
[Die Fertigstellung dieses Kapitals für den Druck hat nicht geringe Schwierigkeiten gemacht. So sattelfest Marx als Algebraiker war, so un- geläufig blieb ihm das Rechnen mit Zahlen, namentlich das kaufmännische, trotzdem ein dickes Konvolut Hefte existirt, worin er sämmtliche kauf- männische Rechnungsarten selbst in vielen Exempeln durchgerechnet hat. Aber Kenntniss der einzelnen Rechnungsarten und Uebung im alltäglichen
praktischen Rechnen des Kaufmanns sind keineswegs dasselbe, und so ver- wickelte er sich in den Umschlagsberechnungen der Art, dass neben Un- vollendetem schließlich manches Unrichtige und Widersprechende herauskam. Ich habe in den oben abgedruckten Tabellen nur das einfachste und arith- metisch Richtige beibehalten, und zwar hauptsächlich aus folgendem Grund.
Die unsichern Resultate dieser mühsamen Rechnerei haben Marx veranlasst, einem — nach meiner Ansicht — thatsächlich wenig wichtigen Umstand eine unverdiente Wichtigkeit beizulegen. Ich meine das, was er „Freisetzung“ von Geldkapital nennt. Der wirkliche Sachverhalt, unter den oben angenommenen Voraussetzungen, ist dieser:
Einerlei, welches das Größenverhältniss von Arbeitsperiode und Um- laufszeit, also das von Kapital I zu Kapital II, — nach Ablauf des ersten Umschlags kehrt dem Kapitalisten, in regelmäßigen Intervallen von der Länge der Arbeitsperiode, das für je eine Arbeitsperiode nöthige Kapital — also eine Summe gleich Kapital I — in Geldform zurück.
Ist die Arbeitsperiode = 5 Wochen, Umlaufszeit = 4 Wochen, Kapital I = 500 £, so fließt jedesmal eine Geldsumme von 500 £ zurück: Ende der 9., der 14., der 19., der 24., der 29. Woche u. s. w.
Ist die Arbeitsperiode = 6 Wochen, Umlaufszeit = 3 Wochen, Kapital I = 600 £, so fließen je 600 £ zurück: Ende der 9., der 15., der 21., der 27., der 33. Woche u. s. w.
Endlich, ist die Arbeitsperiode = 4 Wochen, Umlaufszeit = 5 Wochen, Kapital I = 400 £, so erfolgt Rückfluss von je 400 £: Ende der 9., der 13., der 17., der 21., der 25. Woche u. s. w.
Ob und wie viel von diesem zurückgeflossnen Geld für die laufende Arbeitsperiode überschüssig, also freigesetzt ist, macht keinen Unterschied. Es wird vorausgesetzt, dass die Produktion ununterbrochen auf dem lau- fenden Maßstab vorangeht, und damit dies erfolge, muss das Geld vor- handen sein, also rückfließen, ob „freigesetzt“ oder nicht. Wird die Pro- duktion unterbrochen, so hört auch die Freisetzung auf.
Mit andern Worten: Es erfolgt allerdings Freisetzung von Geld, also Bildung von latentem, nur potentiellem Kapital in Geldform; aber unter allen Umständen und nicht nur unter den im Text näher präcisirten speciellen Bedingungen; und sie erfolgt auf größerem als auf dem im Text angenommenen Maßstab. Mit Beziehung auf das cirkulirende Ka- pital I befindet sich der industrielle Kapitalist am Ende jeden Umschlags
ganz in der Lage wie bei Errichtung des Geschäfts: er hat es wieder ganz und auf einmal in der Hand, während er es nur allmälig wieder in produktives Kapital verwandeln kann.
Worauf es im Text ankommt, ist der Nachweis, dass einerseits ein beträchtlicher Theil des industriellen Kapitals stets in Geldform vor- handen sein, andrerseits ein noch beträchtlicherer zeitweilig Geldform an- nehmen muss. Dieser Nachweis wird durch diese meine zusätzlichen Bemerkungen höchstens verstärkt. — F. E.]
Wir haben eben unterstellt gleichbleibende Preise, gleichbleibende Stufenleiter der Produktion auf der einen Seite, Kontraktion oder Expansion der Cirkulationszeit auf der andern. Unterstellen wir jetzt dagegen gleich- bleibende Größe der Umschlagsperiode, gleichbleibende Stufenleiter der Produktion, aber auf der andern Seite Preiswechsel, d. h. Fall oder Steigen im Preis von Rohmaterialien, Hülfsstoffen und Arbeit, oder der beiden ersten dieser Elemente. Gesetzt, der Preis von Roh- und Hülfsstoffen, sowie der Arbeitslohn, falle um die Hälfte. Es wären dann also in unserm Beispiel wöchentlich 50 £ statt 100 £, und für die neunwöchentliche Umschlagsperiode 450 £ statt 900 £ vorgeschossnes Kapital nöthig. 450 £ des vorgeschossnen Ka- pitalwerths werden ausgeschieden zunächst als Geldkapital, aber der Pro- duktionsprocess auf derselben Stufenleiter und mit derselben Umschlags- periode und der frühern Theilung derselben werde fortgesetzt. Auch die jährliche Produktmasse bleibt dieselbe, aber ihr Werth ist um die Hälfte gefallen. Weder eine Beschleunigung im Umlauf, noch eine Aenderung in der Masse des cirkulirenden Geldes hat diesen Wechsel hervorgebracht, der auch von einem Wechsel in Angebot und Nachfrage von Geldkapital begleitet ist. Umgekehrt. Der Fall im Werth, resp. Preis, der Elemente des produktiven Kapitals um die Hälfte hätte zuerst die Wirkung, dass ein um die Hälfte verminderter Kapitalwerth für das nach wie vor auf gleicher Stufenleiter fortgeführte Geschäft X vorgeschossen, also auch nur die Hälfte Geld von Seiten des Geschäfts X auf den Markt zu werfen wäre, da das Geschäft X diesen Kapitalwerth zunächst in der Form von Geld, d. h. als Geldkapital vorschiesst. Die in Cirkulation geworfne Geldmasse hätte abgenommen, weil die Preise der Produktionselemente ge- fallen. Dies wäre die erste Wirkung.
Zweitens aber: Die Hälfte des ursprünglich vorgeschossnen Kapital- werths von 900 £ = 450 £, die a) abwechselnd die Form von Geld- kapital, produktivem Kapital und Waarenkapital durchlief, b) sich gleich- zeitig beständig nebeneinander zum Theil in der Form von Geldkapital, zum Theil in der von produktivem Kapital, und zum Theil in der von Waarenkapital befand, würde ausgeschieden aus dem Kreislauf des Ge- schäfts X und daher als zuschüssiges Geldkapital auf den Geldmarkt treten, als zuschüssiger Bestandtheil auf ihn wirken. Diese freigesetzten 450 £ Geld wirken als Geldkapital, nicht weil sie zur Betreibung des Geschäfts X überschüssig gewordnes Geld sind, sondern weil sie Bestand- theil des Original - Kapitalwerths sind, daher als Kapital fortwirken und nicht als blosses Cirkulationsmittel verausgabt werden sollen. Die nächste Form, sie als Kapital wirken zu lassen, ist sie als Geldkapital auf den Geldmarkt zu werfen. Andrerseits könnte auch die Stufenleiter der Pro- duktion (abgesehn vom fixen Kapital) verdoppelt werden. Mit demselben vorgeschossnen Kapital von 900 £ würde dann ein Produktionsprocess von doppeltem Umfang betrieben.
Stiegen andrerseits die Preise der flüssigen Elemente des produk- tiven Kapitals um die Hälfte, so wären statt 100 £ wöchentlich 150 £ nöthig, also statt 900 £ vielmehr 1350 £. 450 £ zuschüssiges Kapital wäre nöthig, um das Geschäft auf derselben Stufenleiter zu be- treiben, und dies würde pro tanto, je nach dem Stand des Geldmarkts, einen grössren oder geringren Druck auf ihn ausüben. Wäre alles auf ihm disponible Kapital schon verlangt, so entstände erhöhte Konkurrenz um disponibles Kapital. Läge ein Theil desselben brach, so würde er pro tanto in Aktivität gerufen.
Aber es kann auch drittens, bei gegebner Stufenleiter der Produk- tion, gleichbleibender Umschlagsgeschwindigkeit und gleichbleibendem Preise der Elemente des flüssigen produktiven Kapitals, der Preis der Produkte des Geschäft X fallen oder steigen. Fällt der Preis der vom Geschäft X gelieferten Waaren, so sinkt der Preis seines Waarenkapitals von 600 £, die es beständig in Cirkulation warf, z. B. auf 500 £. Ein Sechstel vom Werth des vorgeschossnen Kapitals fliesst also nicht aus dem Cirkulationsprocess zurück (der im Waarenkapital steckende Mehrwerth bleibt hier ausser Frage); es geht in demselben verloren. Aber da der Werth, resp. Preis, der Produktionselemente derselbe bleibt, reicht
dieser Rückfluss von 500 £ nur hin, um ⅚ des beständig im Pro- duktionsprocess beschäftigten Kapitals von 600 £ zu ersetzen. Es müssten also 100 £ zuschüssiges Geldkapital verausgabt werden, um die Produk- tion auf derselben Stufenleiter fortzusetzen.
Umgekehrt: Stiege der Preis der Produkte des Geschäfts X, so der Preis des Waarenkapitals von 600 £ auf z. B. 700 £. Ein Siebentel seines Preises = 100 £ kommt nicht aus dem Produktionsprocess her, ist nicht in ihm vorgeschossen worden, sondern fliesst aus dem Cirku- lationsprocess her. Es sind aber nur 600 £ nöthig, um die produktiven Elemente zu ersetzen; also Freisetzung von 100 £.
Die Untersuchung der Ursachen, warum im ersten Fall die Um- schlagsperiode sich abkürzt oder verlängert, im zweiten Fall die Preise von Rohmaterial und Arbeit, im dritten Fall die Preise der gelieferten Produkte steigen oder fallen, gehört nicht in den Kreis der bisherigen Untersuchung.
Was aber wohl hierher gehört ist dies:
I. Fall. Gleichbleibende Produktionsleiter, gleichblei- bende Preise der Produktionselemente und Produkte, Wechsel in der Cirkulations- und daher der Umschlagsperiode.
Nach Voraussetzung unsers Beispiels wird durch Verkürzung der Cirkulationsperiode ⅑ weniger vorgeschossnes Gesammtkapital nöthig, das letztre daher von 900 £ auf 800 £ reducirt und 100 £ Geldkapital ausgeschieden.
Das Geschäft X liefert nach wie vor dasselbe sechswöchentliche Produkt mit demselben Werth von 600 £, und da das ganze Jahr hin- durch ununterbrochen gearbeitet wird, liefert es in 51 Wochen dieselbe Masse Produkt zum Werth von 5100 £. Also in Bezug auf die Massen und den Preis des Produkts, den das Geschäft in die Cirkulation wirft, besteht keine Verändrung, auch nicht in Bezug auf die Termine, in welchen es das Produkt auf den Markt wirft. Aber es sind 100 £ ausgeschieden, weil durch Verkürzung der Cirkulationsperiode der Process mit nur 800 £ Vorschusskapital gesättigt ist, statt vorher mit 900 £. Die 100 £ ausgeschiednes Kapital existiren in der Form von Geldkapital. Sie repräsentiren aber keineswegs den Theil des vorgeschossnen Kapitals, der beständig in der Form von Geldkapital fungiren müsste. Unterstellen wir, von dem vorgeschossnen flüssigen Kapital I = 600 £ würden ⅘
beständig in Produktionsmaterialien ausgelegt, = 480 £, und ⅕ = 120 £ in Arbeitslohn. Also wöchentlich 80 £ in Produktionsstoffen, 20 £ in Arbeitslohn. Kapital II = 300 £ muss also ebenfalls ge- theilt werden in ⅘ = 240 £ für Produktionsstoffe und ⅕ = 60 £ für Arbeitslohn. Das in Arbeitslohn ausgelegte Kapital muss stets in Geldform vorgeschossen werden. Sobald das Waarenprodukt zum Werth- betrag von 600 £ in Geldform rückverwandelt, verkauft ist, können davon 480 £ im Produktionsstoffe (in produktiven Vorrath) verwandelt werden, aber 120 £ behalten ihre Geldform, um zur Zahlung des Ar- beitslohns für 6 Wochen zu dienen. Diese 120 £ sind das Minimum des zurückfliessenden Kapitals von 600 £, welches stets in der Form von Geldkapital erneuert und ersetzt werden, und daher stets als in Geld- form fungirender Theil des vorgeschossnen Kapitals vorhanden sein muss.
Wenn nun von dem periodisch für drei Wochen freigesetzten und ebenfalls in 240 £ produktiven Vorrath und 60 £ Arbeitslohn spalt- baren 300 £ durch Verkürzung der Umlaufszeit 100 £ in der Form von Geldkapital ausgeschieden, ganz aus dem Mechanismus des Umschlags herausgeworfen werden — wo kommt das Geld für diese 100 £ Geld- kapital her? Nur zum fünften Theil bestehn sie aus periodisch innerhalb der Umschläge freigesetztem Geldkapital. Aber ⅘ = 80 £ sind bereits ersetzt durch zuschüssigen Produktionsvorrath zu demselben Werth. In welcher Weise wird dieser zuschüssige Produktionsvorrath in Geld ver- wandelt, und wo kommt das Geld zu diesem Umsatz her?
Ist die Verkürzung der Umlaufszeit einmal eingetreten, so werden von den obigen 600 £ statt 480 £ nur 400 £ in Produktionsvorrath rückver- wandelt. Die übrigen 80 £ werden in ihrer Geldform festgehalten und bilden mit den obigen 20 £ für Arbeitslohn die 100 £ ausgeschiednes Kapital. Obgleich diese 100 £ vermittelst des Kaufs der 600 £ Waarenkapital aus der Cirkulation herkommen und ihr jetzt entzogen werden, indem sie nicht wieder in Arbeitslohn und Produktionselementen ausgelegt werden, so ist nicht zu vergessen, dass sie in Geldform wieder in derselben Form sind worin sie ursprünglich in die Cirkulation ge- worfen wurden. Anfänglich wurden 900 £ Geld in Produktionsvorrath und Arbeitslohn ausgelegt. Um denselben Produktionsprocess auszuführen sind jetzt nur noch 800 £ nöthig. Die hiermit in Geldform ausge- schiednen 100 £ bilden jetzt ein neues, Aulage suchendes Geldkapital,
einen neuen Bestandtheil des Geldmarkts. Sie befanden sich zwar perio- disch schon früher in der Form von freigesetztem Geldkapital und von zuschüssigem Produktivkapital, aber diese latenten Zustände selbst waren Bedingung für die Ausführung, weil für die Kontinuität, des Produktions- processes. Jetzt sind sie nicht mehr dazu nöthig und bilden deswegen neues Geldkapital und einen Bestandtheil des Geldmarkts, obgleich sie durchaus weder ein zuschüssiges Element des vorhandnen gesellschaft- lichen Geldvorraths bilden (denn sie existirten beim Beginn des Geschäfts und wurden durch es in die Cirkulation geworfen) noch einen neuakku- mulirten Schatz.
Diese 100 £ sind jetzt in der That der Cirkulation entzogen, so- weit sie ein Theil des vorgeschossnen Geldkapitals sind, der nicht mehr in demselben Geschäft angewandt wird. Aber diese Entziehung ist nur möglich, weil die Verwandlung des Waarenkapitals in Geld und dieses Geldes in produktives Kapital, W' — G — W, um eine Woche beschleu- nigt, also auch der Umlauf des in diesem Process thätigen Geldes be- schleunigt ist. Sie sind ihr entzogen, weil sie nicht mehr zum Umschlag des Kapitals X nöthig.
Es ist hier angenommen, dass das vorgeschossne Kapital seinem Anwender gehört. Wäre es geborgt, so änderte das nichts. Mit der Verkürzung der Umlaufszeit hätte er statt 900 £ nur noch 800 £ geborgtes Kapital nöthig. 100 £ dem Borger zurückgegeben, bilden nach wie vor 100 £ neues Geldkapital, nur in der Hand von Y statt in der Hand von X. Erhält ferner Kapitalist X seine Produktionsstoffe zum Werth von 480 £ auf Kredit, sodass er nur 120 £ in Geld für Arbeitslohn selbst vorzuschiessen hat, so würde er jetzt für 80 £ we- niger Produktionstoffe auf Kredit zu beziehn haben, diese also überschüs- siges Waarenkapital für den Kredit gebenden Kapitalisten bilden, während Kapitalist X 20 £ in Geld ausgeschieden hätte.
Der zuschüssige Produktionsvorrath ist jetzt reducirt um ⅓. Er war, als ⅘ von 300 £, dem zuschüssigen Kapital II, = 240 £, er ist jetzt nur = 160 £; d. h. zuschüssiger Vorrath für 2 Wochen statt für 3. Er wird jetzt alle 2 Wochen erneuert statt alle 3, aber auch nur für 2 Wochen statt für 3. Die Einkäufe, z. B. auf dem Baum- wollmarkt, wiederholen sich so häufiger und in kleineren Portionen. Die- selbe Portion Baumwolle wird dem Markt entzogen, denn die Masse des
Produkts bleibt gleich. Aber die Entziehung vertheilt sich anders in der Zeit und über mehr Zeit. Nehmen wir z. B. an, es handle sich um 3 Monate und um 2; der Jahreskonsum an Baumwolle sei 1200 Ballen. Im ersten Fall werden verkauft:
Dagegen im zweiten Fall:
Also fließt das in Baumwolle angelegte Geld erst einen Monat später vollständig zurück, im November statt im Oktober. Wenn also durch die Verkürzung der Umlaufszeit, und damit des Umschlags, ⅑ des vorge- schossnen Kapitals = 100 £ ausgeschieden wird in der Form von Geld- kapital, und wenn diese 100 £ sich zusammensetzten aus 20 £ pe- riodisch überschüssigem Geldkapital für Zahlung des Wochenlohns, und aus 80 £, die als periodisch überschüssiger Produktionsvorrath für eine Woche existirten, — so entspricht mit Bezug auf diese 80 £ dem ver- ringerten überschüssigen Produktionsvorrath auf Seite des Fabrikanten der vergrößerte Waarenvorrath auf Seite des Baumwollhändlers. Dieselbe Baumwolle liegt ebensoviel länger auf seinem Lager als Waare, als sie kürzer auf dem Lager des Fabrikanten als Produktionsvorrath liegt.
Bisher nahmen wir an, die Verkürzung der Umlaufszeit im Geschäft X rühre daher, dass X seine Waare rascher verkauft oder bezahlt erhält, resp. bei Kredit der Zahlungstermin verkürzt wird. Diese Verkürzung ist also abgeleitet aus einer Verkürzung des Verkaufs der Waare, der Ver- wandlung von Waarenkapital in Geldkapital, W' — G, der ersten Phase des Cirkulationsprocesses. Sie könnte auch entspringen aus der zweiten Phase G — W, und daher aus gleichzeitiger Aendrung, sei es in der Arbeitsperiode, sei es in der Umlaufszeit der Kapitale Y, Z etc., die dem Kapitalisten X die Produktionselemente seines flüssigen Kapitals liefern.
Z. B. wenn Baumwolle, Kohle etc. bei dem alten Transport 3 Wochen auf Reise sind von ihrem Produktions- oder Stapelplatz bis zum Sitz der Produktionsstätte des Kapitalisten X, so muss das Minimum des Pro- duktionsvorraths von X bis zur Ankunft neuer Vorräthe wenigstens für 3 Wochen reichen. Solange Baumwolle und Kohle sich auf Reisen be- finden, können sie nicht als Produktionsmittel dienen. Sie bilden jetzt vielmehr einen Arbeitsgegenstand der Transportindustrie und des darin be- schäftigten Kapitals, und in seiner Cirkulation befindliches Waarenkapital für den Kohlenproducenten oder den Baumwollenverkäufer. Bei verbessertem Transport reducire sich die Reise auf 2 Wochen. So kann der Pro- duktionsvorrath aus einem dreiwöchentlichen sich in einen zweiwöchentlichen verwandeln. Damit wird das hierfür vorgeschossne Zuschusskapital von 80 £ freigesetzt, und ebenso das von 20 £ für Arbeitslohn, weil das umgeschlagne Kapital von 600 £ eine Woche früher zurückfließt.
Andrerseits, wenn z. B. die Arbeitsperiode des Kapitals, das den Roh- stoff liefert, sich verkürzt (wovon Beispiele in den vorigen Kapiteln ge- geben), also auch die Möglichkeit den Rohstoff zu erneuern, kann der produktive Vorrath sich vermindern, der Zeitraum von einer Erneuerungs- periode bis zur andern sich verkürzen.
Wenn umgekehrt die Umlaufszeit und daher die Umschlagsperiode sich verlängert, so ist Vorschuss von zuschüssigem Kapital nöthig. Aus der Tasche des Kapitalisten selbst, wenn er zuschüssiges Kapital besitzt. Dies wird dann aber in irgend einer Form angelegt sein, als Theil des Geldmarkts; um es disponibel zu machen, muss es aus der alten Form losgeschält, z. B. Aktien verkauft, Depositen entzogen werden, so- dass auch hier indirekte Wirkung auf den Geldmarkt eintritt. Oder er muss es aufnehmen. Was den für Arbeitslohn nöthigen Theil des zu- schüssigen Kapitals betrifft, so ist er unter normalen Umständen stets als Geldkapital vorzuschiessen, und hierfür übt der Kapitalist X seinen An- theil direkten Drucks auf den Geldmarkt aus. Für den in Produktions- stoffen anzulegenden Theil ist dies nur dann unerlässlich, wenn er sie baar zahlen muss. Kann er sie auf Kredit erhalten, so übt dies keinen direkten Einfluss auf den Geldmarkt, da das zuschüssige Kapital dann direkt als Produktionsvorrath und nicht in erster Instanz als Geldkapital vorgeschossen wird. Sofern sein Kreditgeber etwa den von X erhaltnen Wechsel wieder direkt auf den Geldmarkt wirft, ihn diskontiren lässt etc.,
würde dies indirekt, durch zweite Hand auf den Geldmarkt wirken. Be- nutzt er aber diesen Wechsel um damit z. B. eine später abzutragende Schuld zu decken, so wirkt dies zuschüssig vorgeschossne Kapital weder direkt noch indirekt auf den Geldmarkt.
II. Fall. Preiswechsel der Produktionsstoffe, alle andren Umstände unverändert.
Wir nahmen eben an, dass das Gesammtkapital von 900 £ ausge- legt wird zu ⅘ = 720 £ in Produktionsstoffen und zu ⅕ = 180 £ in Arbeitslohn.
Fallen die Produktionsstoffe um die Hälfte, so erfordern sie für die sechswöchentliche Arbeitsperiode nur 240 £ statt 480 £, und für das Zusatzkapital No. II nur 120 £ statt 240 £. Kapital I wird also reducirt von 600 £ auf 240 + 120 = 360 £, und Kapital II von 300 £ auf 120 + 60 = 180 £. Das Gesammtkapital von 900 £ auf 360 + 180 = 540 £. Es werden also ausgeschieden 360 £.
Dies ausgeschiedne und jetzt unbeschäftigte, daher auf dem Geld- markt Anlage suchende Kapital, Geldkapital, ist nichts als ein Stück des ursprünglich als Geldkapital vorgeschossnen Kapitals von 900 £, das durch den Preisfall der Produktionselemente, worin es periodisch rückver- wandelt, überflüssig geworden ist, soll das Geschäft nicht erweitert, sondern auf der alten Stufenleiter fortgesetzt werden. Wäre dieser Preis- fall nicht zufälligen Umständen geschuldet (besonders reicher Ernte, Ueber- zufuhr etc.) sondern einer Vermehrung der Produktivkraft in dem Zweig der den Rohstoff liefert, so wäre dies Geldkapital ein absoluter Zuschuss zum Geldmarkt, überhaupt zu dem in der Form von Geldkapital dispo- niblen Kapital, weil es keinen integrirenden Bestandtheil des bereits an- gewandten Kapitals mehr bildete.
III. Fall. Preiswechsel im Marktpreis des Produkts selbst.
Hier geht bei Fall des Preises ein Theil des Kapitals verloren und muss daher durch neuen Vorschuss von Geldkapital ersetzt werden. Dieser Verlust des Verkäufers mag wiedergewonnen werden durch den Käufer. Direkt, wenn das Produkt nur durch zufällige Konjunkturen in seinem Markt- preis gefallen, und nachher wieder auf seinen normalen Preis steigt. Indirekt,
wenn der Preiswechsel durch Werthwechsel hervorgebracht ist, der auf das alte Produkt reagirt, und wenn dies Produkt wieder als Produktionselement in eine andre Produktionssphäre eingeht und hier pro tanto Kapital freisetzt. In beiden Fällen kann das für X verlorne Kapital, für dessen Ersatz er auf den Geldmarkt drückt, von seinen Geschäftsfreunden als neues zu- schüssiges Kapital zugeführt sein. Es findet dann nur Uebertragung statt.
Steigt umgekehrt der Preis des Produkts, so wird ein Kapitaltheil, der nicht vorgeschossen war, aus der Cirkulation angeeignet. Es ist kein organischer Theil des im Produktionsprocess vorgeschossnen Kapitals, und bildet daher, wenn die Produktion nicht ausgedehnt wird, ausgeschiednes Geldkapital. Da hier angenommen, dass die Preise der Elemente des Pro- dukts gegeben waren bevor es als Waarenkapital auf den Markt trat, so könnte hier ein wirklicher Werthwechsel die Preiserhöhung verursacht haben, soweit er retroaktiv wirkte, z. B. die Rohmaterialien nachträg- lich gestiegen wären. In diesem Falle gewänne der Kapitalist X an seinem als Waarenkapital cirkulirenden Produkt und an seinem vorhandnen Pro- duktionsvorrath. Dieser Gewinn würde ihm ein Zuschusskapital liefern, das bei den neuen, erhöhten Preisen der Produktionselemente zum Fort- betrieb seines Geschäfts jetzt nöthig wird.
Oder aber die Preiserhöhung ist nur vorübergehend. Was dann auf Seite des Kapitalisten X als zuschüssiges Kapital nöthig wird, fällt auf andrer Seite als freigesetztes aus, soweit sein Produkt ein Produktions- element für andre Geschäftszweige bildet. Was der Eine verloren, hat der Andre gewonnen.
Unterstellen wir ein cirkulirendes Kapital von 2500 £, und zwar ⅘ = 2000 £ konstantes Kapital (Produktionsstoffe) und ⅕ = 500 £ variables, in Arbeitslohn ausgelegtes Kapital.
Die Umschlagsperiode sei = 5 Wochen; die Arbeitsperiode = 4 Wochen, die Cirkulationsperiode = 1 Woche. Dann ist Kapital I = 2000 £, bestehend aus 1600 £ konstantem Kapital und 400 £ va- riablem Kapital; Kapital II = 500 £, davon 400 £ konstant und 100 £ variabel. In jeder Arbeitswoche wird ein Kapital von 500 £ ausgelegt. In einem Jahr von 50 Wochen wird ein Jahresprodukt von 50 × 500 = 25,000 £ hergestellt. Das beständig in einer Arbeits- periode angewandte Kapital I von 2000 £ schlägt also 12½ Mal um. 12½ × 2000 = 25,000 £. Von diesen 25,000 £ sind ⅘ = 20,000 £ konstantes, in Produktionsmitteln ausgelegtes Kapital, und ⅕ = 5000 £ variables, in Arbeitslohn ausgelegtes Kapital. Dagegen schlägt das Gesammtkapital von 2500 £ = 10 Mal um.
Das während der Produktion verausgabte variable cirkulirende Ka- pital kann nur von neuem im Cirkulationsprocess dienen, soweit das Produkt, worin sein Werth reproducirt ist, verkauft, aus Waarenkapital in Geldkapital verwandelt ist, um von neuem in Zahlung von Arbeits- kraft ausgelegt zu werden. Aber ebenso verhält es sich mit dem in der Produktion ausgelegten konstanten cirkulirenden Kapital (den Produktions- stoffen), deren Werth als Werththeil im Produkt wieder erscheint. Was diese beiden Theile — der variable und der konstante Theil des cirku- lirenden Kapitals — gemein haben, und was sie unterscheidet vom fixen Kapital, ist nicht, dass ihr auf das Produkt übertragner Werth durch
das Waarenkapital cirkulirt wird, d. h. durch die Cirkulation des Produkts als Waare cirkulirt. Ein Werththeil des Produkts, und daher des als Waare cirkulirenden Produkts, des Waarenkapitals, besteht immer aus dem Verschleiß des fixen Kapitals, oder dem Werththeil des fixen Kapitals, den es während der Produktion auf das Produkt übertragen hat. Aber der Unterschied ist: Das fixe Kapital fährt fort in seiner alten Gebrauchs- gestalt im Produktionsprocess zu fungiren während eines längren oder kürzren Cyklus von Umschlagsperioden des cirkulirenden Kapitals (= cir- kulirendem konstantem + cirkulirendem variablem Kapital); während jeder einzelne Umschlag den Ersatz des gesammten, aus der Produktionssphäre — in der Gestalt von Waarenkapital — in die Cirkulationssphäre ein- getretnen cirkulirenden Kapitals zur Bedingung hat. Die erste Phase der Cirkulation W' — G' haben flüssiges konstantes und flüssiges variables Kapital gemein. In der zweiten Phase trennen sie sich. Das Geld, worin die Waare rückverwandelt ist, wird zu einem Theil in Produktionsvorrath umgesetzt (cirkulirendes konstantes Kapital). Je nach den verschiednen Kaufterminen der Bestandtheile desselben mag ein Theil früher, der andre später aus Geld in Produktionsstoffe umgesetzt werden, schliesslich aber geht er ganz darin auf. Ein andrer Theil des aus dem Verkauf der Waare gelösten Geldes bleibt liegen als Geldvorrath um nach und nach in Zahlung der dem Produktionsprocess einverleibten Arbeitskraft veraus- gabt zu werden. Er bildet das cirkulirende variable Kapital. Nichts- destoweniger kommt der ganze Ersatz des einen oder andern Theils jedes- mal aus dem Umschlag des Kapitals, seiner Verwandlung in Produkt, aus Produkt in Waare, aus Waare in Geld her. Dies ist der Grund, warum im vorigen Kapitel, ohne Rücksicht auf das fixe Kapital, der Um- schlag des cirkulirenden Kapitals — konstanten und variablen — be- sonders und gemeinsam behandelt worden ist.
Für die Frage, die wir jetzt zu behandeln haben, müssen wir einen Schritt weiter gehn und den variablen Theil des cirkulirenden Kapitals so behandeln, als ob er ausschliesslich das cirkulirende Kapital bilde. D. h. wir sehn ab von dem konstanten cirkulirenden Kapital, das zu- sammen mit ihm umschlägt.
Es sind vorgeschossen 2500 £, und der Werth des Jahresprodukts ist = 25,000 £. Aber der variable Theil des cirkulirenden Kapitals ist 500 £; daher das in 25,000 £ enthaltne variable Kapital gleich
= 5000 £. Dividiren wir die 5000 £ durch 500 so erhalten wir die Umschlagszahl 10, ganz wie beim Gesammtkapital von 2500 £.
Diese Durchschnittsrechnung, wonach der Werth des Jahresprodukts dividirt wird durch den Werth des vorgeschossnen Kapitals und nicht durch den Werth des beständig in einer Arbeitsperiode angewandten Theils dieses Kapitals (also hier nicht durch 400 sondern 500, nicht durch Kapital I sondern durch Kapital I + Kapital II) ist hier, wo es sich nur um Produktion des Mehrwerths handelt, absolut exakt. Man wird später sehn, dass sie unter andrem Gesichtspunkt nicht ganz exakt ist, wie überhaupt diese Durchschnittsrechnung nicht ganz exakt ist. D. h. sie genügt für die praktischen Zwecke des Kapitalisten, aber sie drückt nicht alle realen Umstände des Umschlags exakt oder angemessen aus.
Wir haben bisher von einem Werththeil des Waarenkapitals ganz abgesehn, nämlich von dem in ihm steckenden Mehrwerth, der während des Produktionsprocesses producirt und dem Produkt einverleibt worden ist. Hierauf haben wir jetzt unser Augenmerk zu richten.
Gesetzt, das wöchentlich ausgelegte variable Kapital von 100 £ pro- ducirt einen Mehrwerth von 100 % = 100 £, so producirt das in der Umschlagsperiode von 5 Wochen ausgelegte variable Kapital von 500 £ einen Mehrwerth von 500 £, d. h. eine Hälfte des Arbeitstags besteht aus Mehrarbeit.
Wenn aber 500 £ variables Kapital 500 £, so produciren 5000 einen Mehrwerth von 10 × 500 = 5000 £. Das vorgeschossne va- riable Kapital ist aber = 500 £. Das Verhältniß der während des Jahres producirten Gesamtmasse von Mehrwerth zu der Werthsumme des vorgeschossnen variablen Kapitals nennen wir die Jahresrate des Mehr- werths. Diese ist also im vorliegenden Fall = = 1000 %. Analysiren wir diese Rate näher, so zeigt sich, dass sie gleich ist der Rate des Mehrwerths die das vorgeschossne variable Kapital während einer Umschlagsperiode producirt, multiplicirt mit der Anzahl der Umschläge des variablen Kapitals (die mit der Anzahl der Umschläge des ganzen cirkulirenden Kapitals zusammenfällt).
Das während einer Umschlagsperiode vorgeschossne variable Kapital ist im vorliegenden Fall = 500 £; der darin erzeugte Mehrwerth eben- falls = 500 £. Die Rate des Mehrwerths während einer Umschlags-
periode ist daher = = 100 %. Diese 100 % multiplicirt mit 10, der Anzahl der Umschläge im Jahr, gibt = 1000 %.
Dies gilt für die Jahresrate des Mehrwerths. Was aber die Masse des Mehrwerths anbetrifft, die während einer bestimmten Umschlagsperiode erzielt wird, so ist diese Masse gleich dem Werth des während dieser Periode vorgeschossnen variablen Kapitals, hier = 500 £, multiplicirt mit der Rate des Mehrwerths, hier also 500 × = 500 × 1 = 500 £. Wäre das vorgeschossne Kapital = 1500 £ bei gleicher Rate des Mehrwerths, so die Masse des Mehrwerths = 1500 × = 1500 £.
Das variable Kapital von 500 £, welches zehnmal im Jahr um- schlägt, innerhalb des Jahres einen Mehrwerth von 5000 £ producirt, für welches die Jahresrate des Mehrwerths also = 1000 % ist, wollen wir Kapital A nennen.
Unterstellen wir nun, dass ein andres variables Kapital B von 5000 £ für ein ganzes Jahr (d. h. hier für 50 Wochen) vorgeschossen wird, und daher nur einmal im Jahr umschlägt. Wir unterstellen dabei ferner, dass Ende des Jahres das Produkt am selben Tage bezahlt wird wo es fertig, also das Geldkapital, worin es verwandelt, am selben Tag zurückfliesst. Die Cirkulationsperiode ist also hier = 0, die Umschlags- periode = der Arbeitsperiode, nämlich = 1 Jahr. Wie im vorigen Fall befindet sich im Arbeitsprocess jede Woche ein variables Kapital von 100 £, daher in 50 Wochen von 5000 £. Die Rate des Mehrwerths sei ferner dieselbe = 100 %, d. h. bei gleicher Länge des Arbeitstags bestehe die Hälfte aus Mehrarbeit. Betrachten wir 5 Wochen, so ist das angelegte variable Kapital = 500 £, Rate des Mehrwerths = 100 % die während der 5 Wochen erzeugte Masse des Mehrwerths also = 500 £. Die Masse der Arbeitskraft, die hier exploitirt wird, und der Exploitations- grad derselben, sind hier nach der Voraussetzung exakt gleich denen von Kapital A.
In je einer Woche erzeugt das angelegte variable Kapital von 100 £ einen Mehrwerth von 100 £, in 50 Wochen daher das angelegte Kapital von 50 × 100 = 5000 £, einen Mehrwerth von 5000 £. Die Masse des jährlich producirten Mehrwerths ist dieselbe wie im vorigen Fall = 5000 £, aber die Jahresrate des Mehrwerths ist durchaus ver-
schieden. Sie ist gleich dem während des Jahres producirten Mehrwerth, dividirt durch das vorgeschossne variable Kapital: = 100 %, wäh- rend sie vorher für Kapital A = 1000 % war.
Bei Kapital A wie bei Kapital B haben wir wöchentlich 100 £ variables Kapital verausgabt; der Verwerthungsgrad oder die Rate des Mehrwerths ist ebenso dieselbe = 100 %; die Grösse des variablen Ka- pitals ist auch dieselbe = 100 £. Es wird dieselbe Masse Arbeitskraft exploitirt, die Grösse und der Grad der Exploitation sind in beiden Fällen dieselben, die Arbeitstage sind gleich, und gleich getheilt in nothwendige Arbeit und Mehrarbeit. Die während des Jahres angewandte variable Kapita]summe ist gleich gross, = 5000 £, setzt dieselbe Masse von Arbeit in Bewegung und extrahirt aus der von den beiden gleichen Ka- pitalen in Bewegung gesetzten Arbeitskraft dieselbe Masse Mehrwerth, 5000 £. Dennoch ist in der Jahresrate des Mehrwerths von A und B eine Differenz von 900 %.
Dies Phänomen sieht allerdings danach aus, als hinge die Rate des Mehrwerths nicht nur ab von der Masse und dem Exploitationsgrad der vom variablen Kapital in Bewegung gesetzten Arbeitskraft, sondern ausser- dem von, aus dem Cirkulationsprocess entspringenden, unerklärlichen Ein- flüssen; und in der That ist dies Phänomen so gedeutet worden und hat, wenn auch nicht in dieser seiner reinen, sondern in seiner komplicirteren und versteckteren Form (der der jährlichen Profitrate) eine völlige Deroute in der Ricardo’schen Schule seit Anfang der 20er Jahre hervorgerufen.
Das Wunderliche des Phänomens verschwindet sofort wenn wir nicht nur scheinbar, sondern wirklich Kapital A und Kapital B unter exakt dieselben Umstände stellen. Dieselben Umstände finden nur statt, wenn das variable Kapital B in demselben Zeitraum seinem ganzen Umfang nach zur Zahlung von Arbeitskraft verausgabt wird wie Kapital A.
Die 5000 £ Kapital B werden dann ausgelegt in 5 Wochen, per Woche 1000 £ gibt für das Jahr eine Auslage von 50,000 £. Der Mehrwerth ist dann ebenfalls unter unserer Voraussetzung = 50,000 £. Das umgeschlagne Kapital = 50,000 £, dividirt durch das vorgeschossne Kapital = 5000 £ ergibt die Anzahl der Umschläge = 10. Die Rate des Mehrwerths = = 100 %, multiplicirt mit der Zahl der Um- schläge = 10, ergibt die Jahresrate des Mehrwerths = =
= 1000 %. Jetzt sind also die Jahresraten des Mehrwerths für A und B gleich, nämlich 1000 %, aber die Massen des Mehrwerths sind: für B 50,000 £, für A 5000 £; die Massen des producirten Mehrwerths verhalten sich jetzt wie die vorgeschossnen Kapitalwerthe B und A, näm- lich wie 5000:500 = 10:1. Dafür hat aber auch Kapital B zehnmal so viel Arbeitskraft in derselben Zeit in Bewegung gesetzt wie Kapital A.
Es ist nur das im Arbeitsprocess wirklich angewandte Kapital, welches den Mehrwerth erzeugt, und für welches alle über den Mehr- werth gegebnen Gesetze gelten, also auch das Gesetz, dass bei gegebner Rate die Masse des Mehrwerths durch die relative Grösse des variablen Kapitals bestimmt ist.
Der Arbeitsprocess selbst ist gemessen durch die Zeit. Länge des Arbeitstags gegeben (wie hier, wo wir alle Umstände zwischen Ka- pital A und Kapital B gleichsetzen, um die Differenz in der Jahresrate des Mehrwerths in klares Licht zu stellen), besteht die Arbeitswoche aus bestimmter Zahl Arbeitstage. Oder wir können irgend eine Arbeitsperiode, z. B. hier fünfwöchentliche, als einen einzigen Arbeitstag, von 300 Stun- den z. B., betrachten, wenn der Arbeitstag = 10 Stunden und die Woche = 6 Arbeitstagen. Ferner aber müssen wir diese Zahl multipliciren mit der Anzahl der Arbeiter, die jeden Tag gleichzeitig in demselben Arbeits- processe gemeinsam angewandt werden. Wäre diese Zahl z. B. 10, so der Wochenbetrag = 60 × 10 = 600 Stunden und eine fünfwöchent- liche Arbeitsperiode = 600 × 5 = 3000 Stunden. Gleichgrosse va- riable Kapitale sind also angewandt bei gleichgrosser Rate des Mehrwerths und bei gleicher Länge des Arbeitstags, wenn gleichgrosse Massen Ar- beitskraft (eine Arbeitskraft vom selben Preis multiplicirt mit derselben Anzahl) in demselben Zeittermin in Bewegung gesetzt werden.
Kehren wir nun zu unsern ursprünglichen Beispielen zurück. In beiden Fällen A und B werden gleichgrosse variable Kapitale, 100 £ per Woche, während jeder Woche des Jahres angewandt. Die ange- wandten, im Arbeitsprocess wirklich fungirenden variablen Kapitale sind daher gleich, aber die vorgeschossnen variablen Kapitale sind durchaus ungleich. Sub A sind für je 5 Wochen 500 £ vorgeschossen, von denen in jeder Woche 100 £ angewandt werden. Sub B sind für die erste fünfwöchentliche Periode 5000 £ vorzuschiessen, von denen aber nur 100 £ per Woche, in den 5 Wochen daher nur 500 £ = ⅒ des
vorgeschossnen Kapital angewandt werden. In der zweiten fünfwöchent- lichen Periode sind 4500 £ vorzuschiessen, aber nur 500 £ an- gewandt u. s. w. Das für eine bestimmte Zeitperiode vorgeschossne va- riable Kapital verwandelt sich nur in angewandtes, also wirklich fungi- rendes und wirkendes variables Kapital in dem Maß, wie es wirklich in die vom Arbeitsprocess erfüllten Abschnitte jener Zeitperiode eintritt, im Arbeitsprocess wirklich fungirt. In der Zwischenzeit, worin ein Theil davon vorgeschossen ist, um erst in einem spätern Zeitabschnitt angewandt zu werden, ist dieser Theil so gut wie nicht vorhanden für den Arbeits- process und hat daher keinen Einfluss weder auf Werth- noch Mehrwerth- bildung. Z. B. beim Kapital A von 500 £. Es ist für 5 Wochen vorgeschossen, aber jede Woche gehn nur 100 £ davon successiv in den Arbeitsprocess ein. In der ersten Woche wird ⅕ davon angewandt; ⅘ sind vorgeschossen ohne angewandt zu werden, obgleich sie für die Arbeitsprocesse der 4 folgenden Wochen vorräthig und daher vorgeschossen sein müssen.
Die Umstände, welche das Verhältniss zwischen dem vorgeschossnen und angewandten variablen Kapital differenziren, wirken auf die Produk- tion von Mehrwerth — bei gegebner Rate des Mehrwerths — nur insofern und nur dadurch ein, dass sie das Quantum variables Kapitals differen- ziren, welches in einer bestimmten Zeitperiode, z. B. in 1 Woche, 5 Wochen etc., wirklich angewandt werden kann. Das vorgeschossne va- riable Kapital fungirt nur als variables Kapital, soweit wie und während der Zeit worin es wirklich angewandt wird; nicht während der Zeit, worin es vorräthig vorgeschossen bleibt ohne angewandt zu werden. Alle Um- stände aber, welche das Verhältniss zwischen vorgeschossnem und ange- wandtem variablem Kapital differenziren, fassen sich zusammen in der Differenz der Umschlagsperioden (bestimmt durch Differenz, sei es der Arbeitsperiode, sei es der Cirkulationsperiode, sei es beider). Das Gesetz der Mehrwerthsproduktion ist, dass bei gleicher Rate des Mehrwerths gleiche Massen von fungirendem variablem Kapital gleiche Massen Mehrwerth er- zeugen. Werden also von den Kapitalen A und B in gleichen Zeitabschnitten bei gleicher Mehrwerthsrate gleiche Massen variables Kapital angewandt, so müssen sie in denselben Zeiträumen gleiche Massen Mehrwerth erzeugen, wie verschieden immer das Verhältniss dieses in bestimmtem Zeitraum an- gewandten variablen Kapitals zu dem während desselben Zeitraums vor-
geschossnen variablen Kapital sei, wie verschieden daher auch das Ver- hältniss der erzeugten Mehrwerthmassen, nicht zu dem angewandten, son- dern zu dem überhaupt vorgeschossnen variablen Kapital sei. Die Ver- schiedenheit dieses Verhältnisses, statt den über die Produktion des Mehr- werths entwickelten Gesetzen zu widersprechen, bestätigt sie vielmehr und ist eine unerlässliche Konsequenz derselben.
Betrachten wir den ersten fünfwöchentlichen Produktionsabschnitt von Kapital B. Ende der 5. Woche sind 500 £ angewandt und aufgezehrt. Das Werthprodukt ist = 1000 £, also = 100 %. Ganz wie bei Kapital A. Dass bei Kapital A der Mehrwerth nebst dem vorge- schossnen Kapital realisirt ist, bei B nicht, geht uns hier noch nichts an, wo es sich nur noch um die Produktion des Mehrwerths und um sein Verhältniss zu dem während seiner Produktion vorgeschossnen variab- len Kapital handelt. Berechnen wir dagegen das Verhältniss des Mehr- werths in B nicht zu dem während seiner Produktion angewandten und daher aufgezehrten Theil des vorgeschossnen Kapitals von 5000 £, son- dern zu diesem vorgeschossnen Gesammtkapital selbst, so erhalten wir = ⅒ = 10 %. Also für Kapital B 10 % und für Kapital A 100 %, d. h. zehnmal mehr. Würde hier gesagt: Diese Differenz in der Rate des Mehrwerths für gleichgrosse Kapitale, die ein gleiches Quantum Arbeit in Bewegung gesetzt haben, und zwar Arbeit, die sich zu gleichen Theilen in bezahlte und unbezahlte Arbeit scheidet, wider- spricht den Gesetzen über die Produktion des Mehrwerths — so wäre die Antwort einfach und durch den blossen Anblick der faktischen Ver- hältnisse gegeben: Sub A drückt ihr die wirkliche Rate des Mehrwerths aus, d. h. das Verhältniss des während 5 Wochen von einem variablen Kapital von 500 £ producirten Mehrwerths zu diesem variablen Kapital von 500 £. Sub B dagegen wird in einer Art gerechnet, die nichts zu thun hat weder mit der Produktion des Mehrwerths noch mit der ihr entsprechenden Bestimmung der Rate des Mehrwerths. Die 500 £ Mehr- werth, die mit einem variablen Kapital von 500 £ producirt worden sind, werden nämlich nicht berechnet mit Bezug auf die 500 £ variables Kapital, das während ihrer Produktion vorgeschossen wird, sondern auf ein Kapital von 5000 £, wovon , 4500 £, mit der Produktion dieses Mehrwerths von 500 £ gar nichts zu thun haben, vielmehr erst allmälig im Verlauf der folgenden 45 Wochen fungiren sollen, also gar
nicht existiren für die Produktion der ersten 5 Wochen, um die es sich hier allein handelt. In diesem Fall also bildet die Differenz in der Rate des Mehrwerths von A und B gar kein Problem.
Vergleichen wir nun die Jahresraten des Mehrwerths für die Kapitale B und A. Für Kapital B haben wir = 100 %; für Kapital A = 1000 %. Aber das Verhältniss der Mehrwerthsraten ist das- selbe wie vorher. Dort hatten wir: [Formel 3] , und jetzt haben wir: [Formel 4] , aber = , also dasselbe Verhältniss wie oben.
Jedoch hat sich das Problem jetzt umgedreht. Die Jahresrate des Kapitals B: = 100 % bietet durchaus keine Abweichung — auch nicht mehr den Schein einer Abweichung — von den uns bekannten Ge- setzen über die Produktion und die ihr entsprechende Rate des Mehr- werths dar. Es sind 5000v während des Jahres vorgeschossen und pro- duktiv konsumirt worden, sie haben 5000m producirt. Die Rate des Mehrwerths ist also der obige Bruch = 100 %. Die Jahresrate stimmt mit der wirklichen Rate des Mehrwerths. Es ist also diesmal nicht, wie vorher, Kapital B sondern Kapital A, das die Anomalie dar- bietet, die zu erklären ist.
Wir haben hier die Rate des Mehrwerths = 1000 %. Aber wenn im ersten Fall 500m, das Produkt von 5 Wochen, berechnet wurde auf ein vorgeschossnes Kapital von 5000 £, wovon nicht in seiner Produktion verwandt waren, so jetzt 5000m berechnet auf 500v, d. h. nur auf ⅒ des variablen Kapitals, das wirklich in der Produktion von 5000m verwandt worden; denn die 5000m sind das Produkt eines wäh- rend 50 Wochen produktiv konsumirten variablen Kapitals von 5000 und nicht während einer einzigen fünfwöchentlichen Periode verbrauchten Kapitals von 500 £. Im ersten Fall wurde der während 5 Wochen producirte Mehrwerth berechnet auf ein Kapital, das für 50 Wochen vor- geschossen ist, also zehnmal grösser als das während der 5 Wochen ver- brauchte. Jetzt wird der während 50 Wochen producirte Mehrwerth
berechnet auf ein Kapital, das für 5 Wochen vorgeschossen, also zehn- mal kleiner ist als das während der 50 Wochen verbrauchte.
Das Kapital A von 500 £ wird nie länger als für 5 Wochen vor- geschossen. Am Ende derselben ist es zurückgeflossen und kann den- selben Process im Lauf des Jahres durch zehnmaligen Umschlag 10 Mal erneuern. Es folgt daraus zweierlei.
Erstens: Das sub A vorgeschossne Kapital ist nur fünfmal grösser als der beständig im Produktionsprocess einer Woche angewandte Kapital- theil. Kapital B dagegen, das nur einmal in 50 Wochen umschlägt, also auch für 50 Wochen vorgeschossen sein muss, ist 50 Mal grösser als der Theil desselben, der beständig in einer Woche angewandt werden kann. Der Umschlag modificirt daher das Verhältniss zwischen dem für den Produktionsprocess während des Jahres vorgeschossnen, und dem für eine bestimmte Produktionsperiode, z. B. Woche, beständig anwendbaren Kapital. Und dies gibt uns den ersten Fall, wo der Mehrwerth von 5 Wochen nicht auf das während dieser 5 Wochen angewandte Kapital be- rechnet wird, sondern auf das während 50 Wochen angewandte, zehn- mal grössre.
Zweitens: Die Umschlagsperiode des Kapitals A von 5 Wochen bildet nur ⅒ des Jahres, das Jahr umfasst daher 10 solcher Umschlags- perioden, in welchen Kapital A von 500 £ stets von neuem angewandt wird. Das angewandte Kapital ist hier gleich dem für 5 Wochen vor- geschossuen Kapital, multiplicirt mit der Zahl der Umschlagsperioden im Jahr. Das während des Jahres angewandte Kapital ist = 500 × 10 = 5000 £. Das während des Jahres vorgeschossne Kapital = = 500 £. In der That, obgleich die 500 £ stets von neuem ange- wandt werden, werden nie mehr als dieselben 500 £ alle 5 Wochen vorgeschossen. Andrerseits, bei Kapital B, werden während 5 Wochen zwar nur 500 £ angewandt und für diese 5 Wochen vorgeschossen. Aber da die Umschlagsperiode hier = 50 Wochen, so ist das während des Jahres angewandte Kapital gleich dem, nicht für je 5 Wochen, son- dern für 50 Wochen vorgeschossnen Kapital. Die jährlich producirte Masse des Mehrwerths richtet sich aber, bei gegebner Rate des Mehr- werths, nach dem während des Jahres angewandten, und nicht nach dem während des Jahres vorgeschossnen Kapital. Sie ist also für dies einmal umschlagende Kapital von 5000 £ nicht grösser als für das zehnmal
umschlagende Kapital von 500 £, und sie ist nur deshalb so gross, weil das einmal im Jahr umschlagende Kapital selbst zehnmal grösser ist als das zehnmal im Jahr umschlagende.
Das während des Jahres umgeschlagne variable Kapital — also der Theil des jährlichen Produkts oder auch der jährlichen Verausgabung, der gleich diesem Theil — ist das im Lauf des Jahrs wirklich angewandte, produktiv verzehrte variable Kapital. Es folgt daher, dass wenn das jähr- lich umgeschlagne variable Kapital A und das jährlich umgeschlagne variable Kapital B gleich gross und sie unter gleichen Verwerthungsbedingungen ange- wandt sind, die Rate des Mehrwerths also für beide dieselbe ist, auch die jähr- lich producirte Masse Mehrwerth für beide dieselbe sein muss; also auch — da die angewandten Kapitalmassen dieselben — die auf’s Jahr be- rechnete Rate des Mehrwerths, soweit sie ausgedrückt wird durch: [Formel 1] . Oder allgemein ausgedrückt: Welches immer die relative Größe der umgeschlagnen variablen Kapitale, die Rate ihres im Jahreslauf producirten Mehrwerths ist bestimmt durch die Rate des Mehrwerths, wozu die respektiven Kapitale in durch- schnittlichen Perioden (z. B. im wöchentlichen oder auch Tagesdurchschnitt) gearbeitet haben.
Dies ist die einzige Konsequenz, welche aus den Gesetzen über die Produktion des Mehrwerths und über die Bestimmung der Rate des Mehr- werths folgt.
Sehn wir nun weiter zu, was das Verhältniss: [Formel 2] (wobei wir, wie gesagt, nur das variable Kapital in Betracht ziehn) ausdrückt. Die Division ergibt die Anzahl der Umschläge des in einem Jahr vorgeschossnen Kapitals.
Für Kapital A haben wir: [Formel 3] ; für Kapital B: [Formel 4] .
In beiden Verhältnissen drückt der Zähler aus das vorgeschossne Kapital multiplicirt mit der Umschlagszahl; für A 500 × 10, für B
5000 × 1. Oder aber multiplicirt mit der umgekehrten auf Jahr be- rechneten Umschlagszeit. Die Umschlagszeit für A ist ⅒ Jahr; die umgekehrte Umschlagszeit ist Jahr also 500 × = 5000; für B 5000 × = 5000. Der Nenner drückt aus das umgeschlagne Kapital multiplicirt mit der umgekehrten Umschlagszahl; für A 5000 × ⅒, für B 5000 × .
Die respektiven Massen Arbeit (Summe der bezahlten und unbe- zahlten Arbeit), die durch die beiden jährlich umgeschlagnen variablen Kapitale in Bewegung gesetzt sind, sind hier gleich, weil die umge- schlagnen Kapitale selbst gleich sind und ihre Rate der Verwerthung ebenfalls gleich.
Das Verhältniss des jährlich umgeschlagnen zum vorgeschossnen va- riablen Kapital zeigt an 1) das Verhältniss, worin das vorzuschiessende Kapital zu dem in einer bestimmten Arbeitsperiode angewandten variablen Kapital steht. Ist die Umschlagszahl = 10, wie sub A, und das Jahr zu 50 Wochen angenommen, so ist die Umschlagszeit = 5 Wochen. Für diese 5 Wochen muss variables Kapital vorgeschossen werden, und das für 5 Wochen vorgeschossne Kapital muss fünfmal so groß sein wie das während einer Woche angewandte variable Kapital. D. h. nur ⅕ des vorgeschossnen Kapitals (hier 500 £) kann im Lauf einer Woche ange- wandt werden. Beim Kapital B dagegen, wo die Umschlagszahl = , ist die Umschlagszeit = 1 Jahr = 50 Wochen. Das Verhältniss des vorgeschossnen Kapitals zum wöchentlich angewandten ist also 50: 1. Wäre es für B dasselbe wie für A, so müsste B wöchentlich 1000 £ anlegen statt 100. — 2) Es folgt, dass von B ein zehnmal so großes Kapital (5000 £) angewandt worden ist wie von A, um dieselbe Masse variables Kapital, also auch bei gegebner Rate des Mehrwerths dieselbe Masse Arbeit (bezahlte und unbezahlte) in Bewegung zu setzen, also auch dieselbe Masse Mehrwerth während des Jahrs zu produciren. Die wirk- liche Rate des Mehrwerths drückt nichts aus als das Verhältniss des in einem bestimmten Zeitraum angewandten variablen Kapitals zu dem in demselben Zeitraum producirten Mehrwerth; oder die Masse unbezahlter Arbeit, die das während dieses Zeitraums angewandte variable Kapital in Bewegung setzt. Sie hat absolut nichts zu thun mit dem Theil des va-
riablen Kapitals, der vorgeschossen ist während der Zeit, wo er nicht an- gewandt wird, und daher ebensowenig zu thun mit dem für verschiedne Kapitale durch die Umschlagsperiode modificirten und differenzirten Ver- hältniss zwischen ihrem während eines bestimmten Zeitraums vorgeschossnen und ihrem während desselben Zeitraums angewandten Theil.
Es folgt vielmehr aus dem bereits Entwickelten, dass die Jahresrate des Mehrwerths nur in einem einzigen Fall zusammenfällt mit der wirk- lichen Rate des Mehrwerths, die den Exploitationsgrad der Arbeit aus- drückt; wenn nämlich das vorgeschossne Kapital nur einmal im Jahr um- schlägt, daher das vorgeschossne Kapital gleich ist dem während des Jahrs umgeschlagnen Kapital, daher das Verhältniss der während des Jahrs pro- ducirten Mehrwerthmasse zu dem behufs dieser Produktion während des Jahrs angewandten Kapital zusammenfällt und identisch ist mit dem Ver- hältniss der während des Jahrs producirten Mehrwerthsmasse zu dem während des Jahrs vorgeschossnen Kapital.
A) Die Jahresrate des Mehrwerths ist gleich [Formel 1] . Aber die Masse des während des Jahres producirten Mehrwerths ist gleich der wirklichen Rate des Mehrwerths, multiplicirt mit dem zu seiner Produktion ange- wandten Kapital. Das zur Produktion der jährlichen Mehrwerthmasse angewandte Kapital ist gleich dem vorgeschossnen Kapital, multiplicirt mit der Anzahl seiner Umschläge, die wir n nennen wollen. Die Formel A) verwandelt sich daher in:
B) Die Jahresrate des Mehrwerths ist gleich [Formel 2] . Z. B. für Kapital B = oder 100 %. Nur wenn n = 1, d. h. wenn das vorgeschossne variable Kapital nur einmal im Jahr umschlägt, also gleich dem im Jahr angewandten oder umge- schlagnen Kapital ist, ist die Jahresrate des Mehrwerths gleich der wirk- lichen Rate des Mehrwerths.
Nennen wir die Jahresrate des Mehrwerths M', die wirkliche Rate des Mehrwerths m', das vorgeschossne variable Kapital v, die Umschlags-
zahl n, so ist: M' = = m'n; also M' = m'n, und nur = m', wenn n = 1, also M' = m' × 1 = m'.
Es folgt ferner: Die jährliche Rate des Mehrwerths ist immer = m'n, d. h. gleich der wirklichen Rate des Mehrwerths, producirt in einer Um- schlagsperiode durch das während der Periode verzehrte variable Kapital, mul- tiplicirt mit der Zahl der Umschläge dieses variablen Kapitals während des Jahrs, oder multiplicirt (was dasselbe ist) mit seiner auf das Jahr als Einheit berechneten umgekehrten Umschlagszeit. (Schlägt das variable Kapital zehnmal im Jahr um, so ist seine Umschlagszeit = ⅒ Jahr; seine umgekehrte Umschlagszeit also = = 10)
Es folgt weiter: M' = m', wenn n = 1. M' ist größer als m', wenn n größer ist als 1; d. h. wenn das vorgeschossne Kapital mehr als einmal im Jahr umschlägt, oder das umgeschlagne Kapital größer ist als das vorgeschossne.
Endlich M' ist kleiner als m', wenn n kleiner ist als 1; d. h. wenn das während des Jahrs umgeschlagne Kapital nur ein Theil des vorge- schossnen Kapitals ist, die Umschlagsperiode also länger als ein Jahr dauert.
Verweilen wir einen Augenblick bei dem letzten Fall.
Wir behalten alle Voraussetzungen unsers frühern Beispiels bei, nur sei die Umschlagsperiode auf 55 Wochen verlängert. Der Arbeitsprocess erfordert wöchentlich 100 £ variables Kapital, also 5500 £ für die Umschlagsperiode, und producirt wöchentlich 100m; m' ist also wie bis- her 100 %. Die Umschlagszahl n ist hier = = , weil die Um- schlagszeit 1 + ⅒ Jahr (das Jahr zu 50 Wochen), = Jahr.
[Formel 6] , also kleiner als 100 %. In der That wäre die Jahresrate des Mehrwerths 100 %, so müssten 5500v in einem Jahre produciren 5500m, während es dazu Jahre braucht. Die 5500v produciren während des Jahrs nur 5000m, also die Jahresrate des Mehrwerths = = = 90 %.
Die Jahresrate des Mehrwerths, oder die Vergleichung zwischen dem während des Jahrs producirten Mehrwerth und dem überhaupt vorge- schossnen variablen Kapital (im Unterschied zu dem während des Jahrs umgeschlagnen variablen Kapital), ist daher keine blos subjektive, sondern die wirkliche Bewegung des Kapitals bringt selbst diese Gegen- einanderstellung hervor. Für den Besitzer des Kapitals A ist Ende des Jahrs sein vorgeschossnes variables Kapital zurückgeflossen = 500 £, und ausserdem 5000 £ Mehrwerth. Nicht die Kapitalmasse, die er wäh- rend des Jahrs angewandt hat, sondern die periodisch zu ihm zurückfliesst, drückt die Größe seines vorgeschossnen Kapitals aus. Ob das Kapital Ende des Jahrs zum Theil als Produktionsvorrath, zum Theil als Waaren- oder Geldkapital existirt, und in welchem Verhältniss es in diese ver- schiednen Portionen getheilt ist, thut nichts zur vorliegenden Frage. Für den Besitzer des Kapitals B sind zurückgeflossen 5000 £, sein vorge- schossnes Kapital, dazu 5000 £ Mehrwerth. Für den Besitzer des Ka- pitals C (des zuletzt betrachteten von 5500 £) sind 5000 £ Mehrwerth während des Jahrs producirt (5000 £ ausgelegt und Mehrwerthsrate 100 %), aber sein vorgeschossnes Kapital ist noch nicht zurückgeflossen, und ebensowenig sein producirter Mehrwerth.
M' = m'n drückt aus, dass die während einer Umschlagsperiode für das angewandte variable Kapital gültige Rate des Mehrwerths: [Formel 1] , zu mul- tipliciren ist mit der Anzahl der Umschlagsperioden oder der Repro- duktionsperioden des vorgeschossnen variablen Kapitals, der Anzahl der Perioden, worin es seinen Kreislauf erneuert.
Man sah bereits Buch I, Kap. IV (Verwandlung von Geld in Ka- pital) und dann Buch I, Kap. XXI (Einfache Reproduktion), dass der Kapitalwerth überhaupt vorgeschossen ist, nicht ausgegeben, indem dieser Werth, nachdem er die verschiednen Phasen seines Kreislaufs durch- gemacht, wieder zu seinem Ausgangspunkt zurückkehrt, und zwar be- reichert durch Mehrwerth. Dies charakterisirt ihn als vorgeschossnen. Die Zeit, die verstreicht von seinem Ausgangspunkt bis zu seinem Rück- kehrpunkt, ist die Zeit, wofür er vorgeschossen ist. Der ganze Kreislauf den der Kapitalwerth durchläuft, gemessen durch die Zeit von seinem
Vorschuss zu seinem Rückfluss, bildet seinen Umschlag, und die Dauer dieses Umschlags eine Umschlagsperiode. Ist diese Periode abgelaufen, der Kreislauf beendigt, so kann derselbe Kapitalwerth denselben Kreis- lauf von neuem beginnen, also auch von neuem sich verwerthen, Mehr- werth erzeugen. Schlägt das variable Kapital, wie sub A, zehnmal im Jahre um, so wird im Lauf des Jahrs mit demselben Kapitalvorschuss zehnmal die einer Umschlagsperiode entsprechende Masse von Mehrwerth erzeugt.
Man muss sich die Natur des Vorschusses vom Standpunkt der ka- pitalistischen Gesellschaft klar machen.
Kapital A, das zehnmal umschlägt während des Jahrs, ist zehnmal während des Jahrs vorgeschossen. Es ist für jede neue Umschlagsperiode neu vorgeschossen. Aber zugleich schiesst A während des Jahrs nie mehr als denselben Kapitalwerth von 500 £ vor, und verfügt in der That für den von uns betrachteten Produktionsprocess nie über mehr als 500 £. Sobald diese 500 £ einen Kreislauf vollendet, lässt A sie denselben Kreis- lauf von neuem beginnen; wie das Kapital seiner Natur nach den Kapital- charakter gerade nur dadurch bewahrt, dass es stets in wiederholten Pro- duktionsprocessen als Kapital fungirt. Es wird auch nie länger vorge- schossen als für 5 Wochen. Dauert der Umschlag länger, so reicht es nicht. Verkürzt er sich, so wird ein Theil überschüssig. Es sind nicht zehn Kapitale von 500 £ vorgeschossen, sondern ein Kapital von 500 £ wird in successiven Zeitabschnitten zehnmal vorgeschossen. Die Jahres- rate des Mehrwerths wird daher nicht auf ein zehnmal vorgeschossnes Kapital von 500, oder auf 5000 £ berechnet, sondern auf ein einmal vor- geschossnes von 500 £; ganz wie wenn 1 Thaler zehnmal cirkulirt, er immer nur einen einzigen in Cirkulation befindlichen Thaler vorstellt, obgleich er die Funktion von 10 Thalern verrichtet. Aber in der Hand, worin er sich bei jedem Händewechsel befindet, bleibt er nach wie vor derselbe identische Werth von 1 Thaler.
Ebenso zeigt das Kapital A bei seinem jedesmaligen Rückfluss und auch bei seinem Rückfluss am Ende des Jahrs, dass sein Besitzer immer nur mit demselben Kapitalwerth von 500 £ operirt. Es fliessen daher in seine Hand auch jedesmal nur 500 £ zurück. Sein vorgeschossnes Kapital ist daher nie mehr als 500 £. Das vorgeschossne Kapital von 500 £ bildet daher den Nenner des Bruchs, der die Jahresrate des Mehr-
werths ausdrückt. Wir hatten dafür oben die Formel: M' = = m' n. Da die wirkliche Mehrwerthsrate m' = , gleich der Masse des Mehrwerths dividirt durch das sie producirt habende variable Kapital ist, können wir in m'n den Werth von m', also setzen, und erhalten dann die andre Formel: M' = .
Aber durch seinen zehnmaligen Umschlag, und daher durch die zehn- malige Erneuerung seines Vorschusses, verrichtet das Kapital von 500 £ die Funktion eines zehnmal größren Kapitals, eines Kapitals von 5000 £, ganz wie 500 Thalerstücke, die zehnmal im Jahre umlaufen, dieselbe Funktion vollziehn wie 5000, die nur einmal umlaufen.
„Welches immer die gesellschaftliche Form des Produktionsprocesses, er muss kontinuirlich sein oder periodisch stets von neuem dieselben Stadien durchlaufen . . . . In seinem stetigen Zusammenhang und dem beständigen Fluss seiner Erneuerung betrachtet, ist jeder gesellschaftliche Produktionsprocess daher zugleich Reproduktionsprocess . . . . Als perio- disches Inkrement des Kapitalwerths oder periodische Frucht des Kapitals erhält der Mehrwerth die Form einer aus dem Kapital entspringenden Revenue.“ (Buch I, Kap. XXI, S. 588, 589.)
Wir haben 10 fünfwöchentliche Umschlagsperioden des Kapitals A; in der ersten Umschlagsperiode werden 500 £ variables Kapital vorge- schossen; d. h. jede Woche werden 100 £ in Arbeitskraft umgesetzt, sodass am Ende der ersten Umschlagsperiode 500 £ in Arbeitskraft ver- ausgabt worden sind. Diese 500 £, ursprünglich Theil. des vorge- schossnen Gesammtkapitals, haben aufgehört Kapital zu sein. Sie sind in Arbeitslohn wegbezahlt. Die Arbeiter zahlen sie ihrerseits weg in An- kauf ihrer Lebensmittel, verzehren also Lebensmittel zum Werth von 500 £. Eine Waarenmasse zu diesem Werthbetrag ist also vernichtet (was der Arbeiter etwa als Geld etc. aufspart, ist ebenfalls nicht Kapital.) Diese Waarenmasse ist unproduktiv verzehrt für den Arbeiter, ausser so- weit sie seine Arbeitskraft, also ein unentbehrliches Instrument des Kapi- talisten, wirkungsfähig erhält. — Zweitens aber sind diese 500 £ für
den Kapitalisten in Arbeitskraft für denselbon Werth (resp. Preis) umge- setzt. Die Arbeitskraft wird von ihm im Arbeitsprocess produktiv kon- sumirt. Am Ende der 5 Wochen ist ein Werthprodukt da von 1000 £. Die Hälfte davon, 500 £, ist der reproducirte Werth des in Zahlung von Arbeitskraft verausgabten variablen Kapitals. Die andre Hälfte, 500 £, ist neu producirter Mehrwerth. Aber die fünfwöchentliche Arbeitskraft, durch Umsatz in welche ein Theil des Kapitals sich in variables Kapital verwandelte, ist ebenfalls verausgabt, verzehrt, wenn auch produktiv. Die gestern thätige Arbeit ist nicht dieselbe Arbeit, die heute thätig ist. Ihr Werth, plus dem von ihr geschaffnen Mehrwerth existirt jetzt als Werth eines von der Arbeitskraft selbst unterschiednen Dings, des Pro- dukts. Dadurch jedoch, dass das Produkt in Geld verwandelt wird, kann der Werththeil desselben, der gleich dem Werth des vorgeschossnen va- riablen Kapitals ist, von neuem gegen Arbeitskraft umgesetzt werden und daher von neuem als variables Kapital fungiren. Der Umstand, dass mit dem nicht nur reproducirten, sondern auch in Geldform rückverwandelten Kapitalwerth dieselben Arbeiter, d. h. dieselben Träger der Arbeitskraft, beschäftigt werden, ist gleichgültig. Es ist möglich, dass der Kapitalist in der zweiten Umschlagsperiode neue Arbeiter statt der alten anwendet.
Es wird also in der That in den 10 fünfwöchentlichen Umschlags- perioden successive ein Kapital von 5000 £ und nicht von 500 £ in Arbeitslohn verausgabt, welcher Arbeitslohn wieder von den Arbeitern in Lebensmitteln verausgabt wird. Das so vorgeschossne Kapital von 5000 £ ist verzehrt. Es existirt nicht mehr. Andrerseits wird Arbeitskraft zum Werth, nicht von 500, sondern von 5000 £ successive dem Produktions- process einverleibt und reproducirt nicht nur ihren eignen Werth = 5000 £, sondern producirt im Ueberschuss einen Mehrwerth von 5000 £. Das variable Kapital von 500 £, welches in der zweiten Umschlagsperiode vorgeschossen wird, ist nicht das identische Kapital von 500 £, das in der ersten Umschlagsperiode vorgeschossen. Dies ist verzehrt, in Arbeits- lohn verausgabt. Aber es ist ersetzt durch ein neues variables Kapital von 500 £, welches in der ersten Umschlagsperiode in Waarenform pro- ducirt und in Geldform rückverwandelt wurde. Dies neue Geldkapital von 500 £ ist also die Geldform der in der ersten Umschlagsperiode neu pro- ducirten Waarenmasse. Der Umstand, dass sich wieder in der Hand des Kapitalisten eine identische Geldsumme von 500 £ befindet, d. h. abge-
sehn vom Mehrwerth gerade so viel Geldkapital als er ursprünglich vor- schoss, verdeckt den Umstand, dass er mit einem neu producirten Kapital operirt. (Was die andern Werthbestandtheile des Waarenkapitals angeht, welche die konstanten Kapitaltheile ersetzen, so ist ihr Werth nicht neu producirt, sondern nur die Form verändert, worin dieser Werth existirt.) — Nehmen wir die dritte Umschlagsperiode. Hier ist es augenscheinlich, dass das zum dritten Mal vorgeschossne Kapital von 500 £ nicht ein altes, sondern ein neu producirtes Kapital ist, denn es ist die Geldform der in der zweiten Umschlagsperiode und nicht in der ersten Umschlags- periode producirten Waarenmasse, d. h. des Theils dieser Waarenmasse, dessen Werth gleich dem Werth des vorgeschossnen variablen Kapitals ist. Die in der ersten Umschlagsperiode producirte Waarenmasse ist verkauft. Ihr Werththeil, der gleich dem variablen Werththeil des vorgeschossnen Kapitals, wurde in die neue Arbeitskraft der zweiten Umschlagsperiode umgesetzt und producirte eine neue Waarenmasse, die wieder verkauft wurde und wovon ein Werththeil das in der dritten Umschlagsperiode vorgeschossne Kapital von 500 £ bildet.
Und so während der zehn Umschlagsperioden. Während derselben werden alle fünf Wochen neu producirte Waarenmassen (deren Werth, soweit er variables Kapital ersetzt, ebenfalls neu producirt ist, nicht nur wieder erscheint, wie bei dem konstanten cirkulirenden Kapitaltheil) auf den Markt geworfen, um stets neue Arbeitskraft dem Produktionsprocess einzuverleiben.
Was also durch den zehnmaligen Umschlag des vorgeschossnen va- riablen Kapitals von 500 £ erreicht wird, ist nicht, dass dies Kapital von 500 £ zehnmal produktiv konsumirt werden kann, oder dass ein für 5 Wochen reichendes variables Kapital während 50 Wochen angewandt werden kann. Es werden vielmehr 10 × 500 £ variables Kapital in den 50 Wochen angewandt, und das Kapital von 500 £ reicht immer nur für 5 Wochen aus und muss nach Ende der 5 Wochen durch ein neu producirtes Ka- pital von 500 £ ersetzt werden. Dies findet statt ebensogut für Kapi- tal A wie für Kapital B. Aber hier beginnt der Unterschied.
Am Ende des ersten Zeitabschnitts von 5 Wochen ist von B wie von A ein variables Kapital von 500 £ vorgeschossen und verausgabt. Von B wie von A ist sein Werth in Arbeitskraft umgesetzt und ersetzt worden durch den Theil des von dieser Arbeitskraft neu erzeugten Werths
des Produkts, der gleich ist dem Werth des vorgeschossnen variablen Ka- pitals von 500 £. Für B wie für A hat die Arbeitskraft nicht nur den Werth des verausgabten variablen Kapitals von 500 £ durch einen Neuwerth zum selben Betrag ersetzt, sondern einen Mehrwerth — und nach der Voraussetzung von derselben Grösse — zugefügt.
Aber bei B befindet sich das Werthprodukt, welches das vorge- schossne variable Kapital ersetzt und seinem Werth einen Mehrwerth zu- fügt, nicht in der Form, worin es von neuem als produktives Kapital, resp. variables Kapital fungiren kann. Für A befindet es sich in dieser Form. Und bis zu Ende des Jahres besitzt B das in den ersten 5 Wochen und dann successive in je 5 Wochen verausgabte variable Kapi- tal, obgleich ersetzt durch neu producirten Werth plus Mehrwerth, nicht in der Form, worin es von neuem als produktives Kapital, resp. variables Kapital fungiren kann. Sein Werth ist zwar durch einen Neuwerth er- setzt, also erneuert, aber seine Werthform (hier die absolute Werthform, seine Geldform) ist nicht erneuert.
Für den zweiten Zeitraum von 5 Wochen (und so successive für je 5 Wochen während des Jahrs) müssen also ebensowohl fernre 500 £ vorräthig sein, wie für den ersten Zeitraum. Also müssen, von Kredit- verhältnissen abgesehn, am Anfang des Jahres 5000 £ vorräthig, als latentes vorgeschossnes Geldkapital da sein, obgleich sie erst während des Jahres nach und nach wirklich verausgabt, in Arbeitskraft umgesetzt werden.
Bei A dagegen, weil der Kreislauf, der Umschlag des vorgeschossnen Kapitals vollendet, befindet sich der Werthersatz schon nach Ablauf der ersten 5 Wochen in der Form, worin er neue Arbeitskraft für 5 Wochen in Bewegung setzen kann: in seiner ursprünglichen Geldform.
Sub A wie sub B wird in der zweiten Periode von 5 Wochen neue Arbeitskraft verzehrt und ein neues Kapital von 500 £ in Zahlung dieser Arbeitskraft verausgabt. Die mit den ersten 500 £ bezahlten Lebens- mittel der Arbeiter sind weg, in allen Fällen ist der Werth dafür ver- schwunden aus der Hand des Kapitalisten. Mit den zweiten 500 £ wird neue Arbeitskraft gekauft, neue Lebensmittel dem Markt entzogen. Kurz, es wird ein neues Kapital von 500 £ verausgabt, nicht das alte. Aber sub A ist dies neue Kapital von 500 £ die Geldform des neu producirten Werthersatzes der früher verausgabten 500 £. Sub B be- findet sich dieser Werthersatz in einer Form, worin er nicht als variables
Kapital fungiren kann. Er ist da, aber nicht in der Form von variab- lem Kapital. Es muss daher zur Fortsetzung des Produktionsprocesses für die nächsten 5 Wochen ein zuschüssiges Kapital von 500 £ in der hier unumgänglichen Geldform vorhanden sein und vorgeschossen werden. So wird von A wie von B während 50 Wochen gleichviel variables Ka- pital verausgabt, gleichviel Arbeitskraft gezahlt und verbraucht. Aber von B muss sie gezahlt werden mit einem vorgeschossnen Kapital gleich ihrem Gesammtwerth = 5000 £. Von A wird sie successiv gezahlt durch die stets erneute Geldform des während je 5 Wochen producirten Werthersatzes des für je 5 Wochen vorgeschossnen Kapitals von 500 £. Es wird also hier nie ein grössres Geldkapital vorgeschossen als für 5 Wochen, d. h. nie ein größres Geldkapital, als das für die ersten 5 Wochen vorgeschossne von 500 £. Diese 500 £ reichen für das ganze Jahr. Es ist daher klar, dass bei gleichem Exploitationsgrad der Arbeit, gleicher wirklicher Rate des Mehrwerths, die Jahresraten von A und B sich umgekehrt verhalten müssen wie die Grössen der variablen Geld- kapitale, die vorgeschossen werden mussten, um während des Jahres die- selbe Masse Arbeitskraft in Bewegung zu setzen. A : = 1000 %, und B : = 100 %. Aber 500v : 5000v = 1 : 10 = 100 % : 1000 %.
Der Unterschied entspringt aus der Verschiedenheit der Umschlags- perioden, d. h. der Perioden, worin der Werthersatz des in einem be- stimmten Zeitraum angewandten variablen Kapitals von neuem als Kapital fungiren kann, also als neues Kapital. Bei B wie bei A findet derselbe Werthersatz für das während derselben Perioden angewandte variable Ka- pital statt. Es findet auch derselbe Zuwachs von Mehrwerth während der- selben Perioden statt. Aber bei B ist alle 5 Wochen zwar ein Werth- ersatz von 500 £, plus 500 £ Mehrwerth da, dieser Werthersatz bildet jedoch noch kein neues Kapital, weil er sich nicht in der Geldform be- findet. Bei A ist nicht nur der alte Kapitalwerth durch einen neuen er- setzt, sondern er ist in seiner Geldform wieder hergestellt, daher als neues funktionsfähiges Kapital ersetzt.
Die frühere oder spätere Verwandlung des Werthersatzes in Geld, und daher in die Form worin das variable Kapital vorgeschossen wird, ist offenbar ein für die Produktion des Mehrwerths selbst ganz gleich- gültiger Umstand. Diese hängt von der Grösse des angewandten variablen
Kapitals und dem Exploitationsgrad der Arbeit ab. Jener Umstand aber modificirt die Grösse des Geldkapitals, das vorgeschossen werden muss um während des Jahres ein bestimmtes Quantum Arbeitskraft in Bewegung zu setzen, und bestimmt daher die Jahresrate des Mehrwerths.
Betrachten wir die Sache einen Augenblick vom gesellschaftlichen Standpunkt. Ein Arbeiter koste 1 £ per Woche, der Arbeitstag sei = 10 Stunden. Sub A wie sub B sind während des Jahrs 100 Arbeiter beschäftigt (100 £ per Woche für 100 Arbeiter, macht für 5 Wochen 500 £ und für 50 Wochen 5000 £) und diese arbeiten per Woche von 6 Tagen jeder 60 Arbeitsstunden. Also 100 Arbeiter per Woche thun 6000 Arbeitsstunden, und in 50 Wochen 300,000 Arbeitsstunden. Diese Arbeitskraft ist von A wie von B mit Beschlag belegt, und kann also von der Gesellschaft für nichts andres verausgabt werden. Insoweit ist die Sache also gesellschaftlich dieselbe bei A wie bei B. Ferner: Bei A wie bei B erhalten die je 100 Arbeiter einen Lohn per Jahr von 5000 £ (die 200 zusammen also 10,000 £) und entziehn für diese Summe der Gesellschaft Lebensmittel. Soweit ist die Sache gesellschaft- lich wieder dieselbe sub A wie sub B. Da die Arbeiter in beiden Fällen wöchentlich bezahlt werden, entziehn sie auch der Gesellschaft wöchent- lich Lebensmittel, wofür sie ebenfalls in beiden Fällen das Geldäquivalent wöchentlich in Cirkulation werfen. Aber hier beginnt der Unterschied.
Erstens. Das Geld, welches der Arbeiter sub A in Cirkulation wirft, ist nicht nur, wie für den Arbeiter sub B, die Geldform für den Werth seiner Arbeitskraft (in der That Zahlungsmittel für bereits ge- leistete Arbeit); es ist, schon von der zweiten Umschlagsperiode nach Eröffnung des Geschäfts an gerechnet, die Geldform seines eignen Werthprodukts (= Preis der Arbeitskraft plus Mehrwerth) der ersten Umschlagsperiode, womit seine Arbeit während der zweiten Umschlags- periode bezahlt wird. Sub B ist dies nicht der Fall. Mit Bezug auf den Arbeiter ist hier das Geld zwar ein Zahlungsmittel für bereits von ihm geleistete Arbeit, aber diese geleistete Arbeit wird nicht bezahlt mit ihrem eignen vergoldeten Werthprodukt (der Geldform des von ihr selbst producirten Werths.) Dies kann erst eintreten vom zweiten Jahr an,
wo der Arbeiter sub B bezahlt wird mit seinem vergoldeten Werthprodukt des vergangnen Jahres.
Je kürzer die Umschlagsperiode des Kapitals — in je kürzern Zeit- räumen daher seine Reproduktionstermine sich innerhalb des Jahres er- neuern — um so rascher verwandelt sich der ursprünglich in Geldform vom Kapitalisten vorgeschossne variable Theil seines Kapitals in die Geldform des vom Arbeiter zum Ersatz dieses variablen Kapitals ge- schaffnen Werthprodukts (das ausserdem Mehrwerth einschliesst); desto kürzer ist also die Zeit, wofür der Kapitalist Geld aus seinem eignen Fonds vorschiessen muss, desto kleiner ist, im Verhältniss zu gegebnem Umfang der Produktionsleiter, das Kapital, das er überhaupt vorschiesst; und desto grösser ist im Verhältniss die Masse Mehrwerth, die er bei ge- gebner Rate des Mehrwerths während des Jahres herausschlägt, weil er um so öfter den Arbeiter mit der Geldform seines eignen Werthprodukts stets von neuem kaufen und seine Arbeit in Bewegung setzen kann.
Bei gegebner Stufenleiter der Produktion verringert sich im Ver- hältniss zur Kürze der Umschlagsperiode die absolute Grösse des vor- geschossnen variablen Geldkapitals (wie des cirkulirenden Kapitals über- haupt) und wächst die Jahresrate des Mehrwerths. Bei gegebner Grösse des vorgeschossnen Kapitals wächst die Stufenleiter der Produktion, daher bei gegebner Rate des Mehrwerths die absolute Masse des in einer Um- schlagsperiode erzeugten Mehrwerths, gleichzeitig mit der durch die Ver- kürzung der Reproduktionsperioden bewirkten Steigerung in der Jahres- rate des Mehrwerths. Es hat sich überhaupt aus der bisherigen Unter- suchung ergeben, dass je nach den verschiednen Grössen der Umschlags- periode Geldkapital von sehr verschiednem Umfang vorzuschiessen ist, um dieselbe Masse produktives cirkulirendes Kapital und dieselbe Arbeits- masse bei demselben Exploitationsgrad der Arbeit in Bewegung zu setzen.
Zweitens — und dies hängt mit dem ersten Unterschied zusammen — zahlt der Arbeiter sub B wie sub A die Lebensmittel, die er kauft, mit dem variablen Kapital, das sich in seiner Hand in Cirkulationsmittel verwandelt hat. Er entzieht z. B. nicht nur Weizen vom Markt, sondern ersetzt ihn auch durch ein Aequivalent in Geld. Da aber das Geld, womit der Arbeiter sub B seine Lebensmittel zahlt und dem Markt ent- zieht, nicht die Geldform eines von ihm während des Jahrs auf den Markt geworfnen Werthprodukts ist, wie beim Arbeiter sub A, so liefert
er dem Verkäufer seiner Lebensmittel zwar Geld, aber keine Waare — sei es Produktionsmittel, sei es Lebensmittel — die dieser mit dem ge- lösten Geld kaufen könne, was dagegen sub A der Fall ist. Es werden daher dem Markt Arbeitskraft, Lebensmittel für diese Arbeitskraft, fixes Kapital in der Form der sub B angewandten Arbeitsmittel, und Produktionsstoffe entzogen, und zu ihrem Ersatz wird ein Aequivalent in Geld in den Markt geworfen; aber es wird während des Jahres kein Produkt in den Markt geworfen, um die ihm entzognen stofflichen Elemente des produktiven Kapitals zu ersetzen. Denken wir die Gesellschaft nicht kapitalistisch, sondern kommunistisch, so fällt zunächst das Geldkapital ganz fort, also auch die Verkleidungen der Transaktionen, die durch es hineinkommen. Die Sache reducirt sich einfach darauf, dass die Gesellschaft im voraus berechnen muss, wie viel Arbeit, Produktionsmittel und Lebensmittel sie ohne irgend welchen Abbruch auf Geschäftszweige verwenden kann, die, wie Bau von Eisenbahnen z. B., für längre Zeit, ein Jahr oder mehr, weder Produktionsmittel noch Lebensmittel, noch irgend einen Nutzeffekt liefern, aber wohl Arbeit, Produktionsmittel und Lebensmittel der jähr- lichen Gesammtproduktion entziehn. In der kapitalistischen Gesellschaft dagegen, wo der gesellschaftliche Verstand sich immer erst post festum geltend macht, können und müssen so beständig grosse Störungen ein- treten. Einerseits Druck auf den Geldmarkt, während umgekehrt die Leichtigkeit des Geldmarkts ihrerseits solche Unternehmungen in Masse hervorruft, also gerade die Umstände, welche später den Druck auf den Geldmarkt hervorrufen. Der Geldmarkt wird gedrückt, da Vorschuss von Geldkapital auf grosser Stufenleiter hier beständig während langen Zeit- raums nöthig ist. Ganz abgesehn davon, dass Industrielle und Kaufleute das für den Betrieb ihres Geschäfts nöthige Geldkapital in Eisenbahn- spekulationen etc. werfen und durch Anleihen auf dem Geldmarkt er- setzen. — Andrerseits: Druck auf das disponible produktive Kapital der Gesellschaft. Da beständig Elemente des produktiven Kapitals dem Markt entzogen werden und für dieselben nur ein Geldäquivalent in den Markt geworfen wird, so steigt die zahlungsfähige Nachfrage, ohne aus sich selbst irgend ein Element der Zufuhr zu liefern. Daher Steigen der Preise, sowohl der Lebensmittel wie der Produktionsstoffe. Es kommt hinzu, dass während dieser Zeit regelmäßig geschwindelt wird, grosse Ueber- tragung von Kapital stattfindet. Eine Bande von Spekulanten, Kontrak-
toren, Ingenieuren, Advokaten etc. bereichert sich. Sie verursachen starke konsumtive Nachfrage auf dem Markt, daneben steigen die Arbeitslöhne. Mit Bezug auf Nahrungsmittel wird dadurch allerdings auch der Land- wirthschaft ein Sporn gegeben. Da jedoch diese Nahrungsmittel nicht plötzlich, innerhalb des Jahres zu vermehren sind, wächst ihre Einfuhr, wie überhaupt die Einfuhr der exotischen Nahrungsmittel (Kaffee, Zucker, Wein etc.) und der Luxusgegenstände. Daher Uebereinfuhr und Speku- lation in diesem Theil des Importgeschäfts. Andrerseits in den Industrie- zweigen, worin die Produktion rasch vermehrt werden kann (eigentliche Manufaktur, Bergbau etc.), bewirkt das Steigen der Preise plötzliche Aus- dehnung, der bald der Zusammenbruch folgt. Dieselbe Wirkung findet statt auf dem Arbeitsmarkt, um grosse Massen der latenten relativen Uebervölkerung, und selbst der beschäftigten Arbeiter, für die neuen Ge- schäftszweige heranzuziehn. Ueberhaupt entziehn solche Unternehmungen auf grosser Stufenleiter, wie Eisenbahnen, dem Arbeitsmarkt ein bestimmtes Quantum Kräfte, das nur aus gewissen Zweigen, wie Landwirthschaft etc., herkommen kann, wo ausschliesslich starke Burschen gebraucht werden. Dies findet noch statt, selbst nachdem die neuen Unternehmungen schon stehender Betriebszweig geworden sind und daher die für sie nöthige wandernde Arbeiterklasse bereits gebildet ist. Sobald z. B. der Eisen- bahnbau momentan auf einer grössren als der Durchschnitts-Stufenleiter betrieben wird. Ein Theil der Arbeiter-Reservearmee wird absorbirt, deren Druck den Lohn niedriger hielt. Die Löhne steigen allgemein, selbst in den bisher gut beschäftigten Theilen des Arbeitsmarkts. Dies dauert so lange, bis der unvermeidliche Krach die Reservearmee von Ar- beitern wieder freisetzt, und die Löhne wieder auf ihr Minimum und dar- unter herabgedrückt werden.(FN32)
Soweit die grössre oder geringre Länge der Umschlagsperiode abhängt von der Arbeitsperiode im eigentlichen Sinn, d. h. der Periode, nöthig um das Produkt für den Markt fertig zu machen, beruht sie auf den
jedesmal gegebnen sachlichen Produktionsbedingungen der verschiednen Kapitalanlagen, die innerhalb der Agrikultnr mehr den Charakter von Naturbedingungen der Produktion besitzen, in der Manufaktur und dem grössten Theil der extraktiven Industrie mit der gesellschaftlichen Ent- wicklung des Produktionsprocesses selbst wechseln.
Soweit die Länge der Arbeitsperiode auf der Größe der Lieferungen beruht (dem quantitativen Umfang, worin das Produkt als Waare in der Regel auf den Markt geworfen wird), hat dies konventionellen Charakter. Aber die Konvention selbst hat zur materiellen Basis die Stufenleiter der Produktion, und ist daher nur im Einzelnen betrachtet zufällig.
Soweit endlich die Länge der Umschlagsperiode von der Länge der Cirkulationsperiode abhängt, ist diese zum Theil zwar bedingt durch den beständigen Wechsel in den Marktkonjunkturen, die größre oder geringre Leichtigkeit zu verkaufen, und die dieser entspringende Nothwendigkeit, das Produkt theilweise auf nähern oder entferntern Markt zu werfen. Ab- gesehn vom Umfang der Nachfrage überhaupt, spielt die Bewegung der Preise hier eine Hauptrolle, indem der Verkauf bei fallenden Preisen ab- sichtlich beschränkt wird, während die Produktion vorangeht; umgekehrt bei steigenden Preisen, wo Produktion und Verkauf Schritt halten, oder im voraus verkauft werden kann. Jedoch ist als eigentliche materielle Basis zu betrachten die wirkliche Entfernung des Produktionssitzes vom Absatzmarkt.
Es wird z. B. englisches Baumwollgewebe oder Garn nach Indien verkauft. Der Exportkaufmann zahle den englischen Baumwollfabrikanten (der Exportkaufmann thut dies nur willig bei gutem Stand des Geldmarkts. Sobald der Fabrikant selbst durch Kreditoperationen sein Geldkapital er- setzt, steht’s schon schief.) Der Exporteur verkauft seine Baumwollwaare
später auf dem indischen Markt, von wo ihm sein vorgeschossnes Kapital remittirt wird. Bis zu diesem Rückfluss verhält sich die Sache ganz wie in dem Fall, wo die Länge der Arbeitsperiode Vorschuss von neuem Geld- kapital nöthig macht, um den Produktionsprocess auf gegebner Stufen- leiter in Gang zu halten. Das Geldkapital, womit der Fabrikant seine Arbeiter zahlt und ebenso die übrigen Elemente seines cirkulirenden Ka- pitals erneuert, sind nicht die Geldform der von ihm producirten Garne. Dies kann erst der Fall sein, sobald der Werth dieses Garns in Geld oder Produkt nach England zurückgeflossen ist. Sie sind zuschüssiges Geld- kapital wie vorher. Der Unterschied ist nur, dass statt des Fabrikanten der Kaufmann es vorschiesst, dem es vielleicht selbst wieder durch Kredit- operationen vermittelt ist. Ebenso ist nicht, bevor dies Geld in den Markt geworfen wird oder gleichzeitig mit ihm, ein zuschüssiges Produkt in den englischen Markt geworfen worden, das mit diesem Geld gekauft werden und in die produktive oder individuelle Konsumtion eingehn kann. Tritt dieser Zustand für längre Zeit und auf größrer Stufenleiter ein, so muss er dieselben Folgen bewirken, wie vorher die verlängerte Arbeitsperiode.
Es ist nun möglich, dass in Indien selbst wieder das Garn auf Kredit verkauft wird. Mit diesem Kredit wird in Indien Produkt ge- kauft und als Retour nach England geschickt, oder Wechsel für den Be- trag remittirt. Verlängert sich dieser Zustand, so tritt ein Druck auf den indischen Geldmarkt ein, dessen Rückschlag auf England hier eine Krise hervorrufen mag. Die Krise ihrerseits, selbst wenn verbunden mit Export edler Metalle nach Indien, ruft in letztrem Lande eine neue Krise hervor, wegen des Bankrotts englischer Geschäftshäuser und ihrer indischen Zweighäuser, denen von den indischen Banken Kredit gegeben war. So entsteht eine gleichzeitige Krise sowohl auf dem Markt, gegen den, wie auf dem Markt für den die Handelsbilanz ist. Dies Phänomen kann noch komplicirter sein. England hat z. B. Silberbarren nach Indien ge- schickt, aber die englischen Gläubiger von Indien treiben jetzt ihre For- derungen dort ein, und Indien wird kurz nachher seine Silberbarren nach England zurückzuschicken haben.
Es ist möglich, dass der Exporthandel nach Indien und der Import- handel von Indien sich ungefähr ausgleichen, obgleich der letztre (ausge- nommen besondre Umstände, wie Baumwolltheurung etc.) seinem Umfang nach durch den erstern bestimmt und stimulirt sein wird. Die Handels-
bilanz zwischen England und Indien kann ausgeglichen scheinen oder nur schwache Schwankungen nach der einen oder andern Seite aufweisen. So- bald aber die Krise in England ausbricht, zeigt sich, dass unverkaufte Baumwollwaaren in Indien lagern (sich also nicht aus Waarenkapital in Geldkapital verwandelt haben — Ueberproduktion nach dieser Seite), und dass andrerseits in England nicht nur unverkaufte Vorräthe indischer Pro- dukte liegen, sondern dass ein großer Theil der verkauften und ver- zehrten Vorräthe noch gar nicht bezahlt ist. Was daher als Krise auf dem Geldmarkt erscheint, drückt in der That Anomalien im Produktions- und Reproduktionsprocess selbst aus.
Drittens: In Bezug auf das angewandte cirkulirende Kapital selbst (variables wie konstantes) macht die Länge der Umschlagsperiode, soweit sie aus der Länge der Arbeitsperiode hervorgeht, diesen Unterschied: Bei mehreren Umschlägen während des Jahrs kann ein Element des variablen oder konstanten cirkulirenden Kapitals durch sein eignes Produkt geliefert werden, wie bei Kohlenproduktion, Kleiderkonfektion etc. Im andern Fall nicht, wenigstens nicht während des Jahrs.
Wir haben bisher gesehn, dass die Verschiedenheit in der Umschlags- periode eine Verschiedenheit in der Jahresrate des Mehrwerths erzeugt, selbst bei gleichbleibender Masse des jährlich erzeugten Mehrwerths.
Aber es findet ferner nothwendig Verschiedenheit statt in der Kapi- talisation des Mehrwerths, der Akkumulation, und insofern auch in der, bei gleichbleibender Rate des Mehrwerths, während des Jahrs erzeugten Mehrwerthsmasse.
Wir bemerken nun zunächst, dass der Kapitalist A (im Beispiel des vorigen Kapitels) eine laufende periodische Revenue hat, also, mit Aus- nahme der ersten Umschlagsperiode bei Beginn des Geschäfts, seinen eignen Verzehr innerhalb des Jahrs aus seiner Produktion von Mehrwerth be-
streitet, und nicht aus eignem Fonds vorzuschiessen hat. Dies letztre findet dagegen bei B statt. Er producirt zwar während derselben Zeit- abschnitte ebensoviel Mehrwerth wie A, aber der Mehrwerth ist nicht re- alisirt und kann daher weder individuell verzehrt werden, noch produktiv. Soweit der individuelle Verzehr in Betracht kommt, wird der Mehrwerth anticipirt. Fonds dafür muss vorgeschossen werden.
Ein Theil des produktiven Kapitals, der schwer zu rangiren ist, näm- lich das zur Reparatur und Instandhaltung des fixen Kapitals nöthige Zuschusskapital, stellt sich jetzt auch unter neuem Licht dar.
Bei A wird dieser Kapitaltheil — ganz oder großentheils — nicht vorgeschossen bei Beginn der Produktion. Er braucht weder disponibel, noch selbst vorhanden zu sein. Er entspringt aus dem Geschäft selbst durch unmittelbare Verwandlung von Mehrwerth in Kapital, d. h. seine direkte Anwendung als Kapital. Ein Theil des periodisch innerhalb des Jahrs nicht nur erzeugten, sondern auch realisirten Mehrwerths kann die für Reparatur etc. nöthigen Ausgaben bestreiten. Ein Theil des zur Führung des Geschäfts auf seiner ursprünglichen Stufenleiter nöthigen Kapitals wird so während des Geschäfts vom Geschäft selbst erzeugt durch Kapitalisirung eines Theils des Mehrwerths. Dies ist für den Kapitalisten B unmöglich. Der fragliche Kapitaltheil muss bei ihm einen Theil des ursprünglich vorgeschossnen Kapitals bilden. In beiden Fällen wird dieser Kapitaltheil in den Büchern des Kapitalisten als vor- geschossnes Kapital figuriren, was er auch ist, da er nach unsrer An- nahme einen Theil des zur Führung des Geschäfts auf gegebner Stufen- leiter nothwendigen produktiven Kapitals bildet. Aber es macht einen gewaltigen Unterschied, aus welchem Fonds er vorgeschossen wird. Bei B ist er wirklich Theil des ursprünglich vorzuschiessenden oder disponibel zu haltenden Kapitals. Bei A dagegen ist er als Kapital angewandter Theil des Mehrwerths. Dieser letztre Fall zeigt uns, wie nicht nur das akku- mulirte Kapital, sonder auch ein Theil des ursprünglich vorgeschossnen Kapitals, bloss kapitalisirter Mehrwerth sein kann.
Sobald die Entwicklung des Kredits dazwischen kommt, verwickelt sich das Verhältniss von ursprünglich vorgeschossnem Kapital und kapi- talisirtem Mehrwerth noch mehr. Z. B. A borgt Theil des produktiven Kapitals, womit er das Geschäft anfängt oder während des Jahrs fortführt, beim Bankier C. Er hat von vornherein kein eignes hinreichendes Kapital
für Führung des Geschäfts. Bankier C leiht ihm eine Summe, die bloss aus bei ihm deponirtem Mehrwerth der Industriellen D, E, F etc. besteht. Vom Standpunkt des A handelt es sich noch nicht um akkumulirtes Ka- pital. In der That aber ist für D, E, F etc. der A nichts als ein Agent, der den von ihnen angeeigneten Mehrwerth kapitalisirt.
Wir haben Buch I, Kap. XXII gesehn, dass die Akkumulation, die Verwandlung von Mehrwerth in Kapital, ihrem realen Gehalt nach Repro- duktionsprocess auf erweiterter Stufenleiter ist, ob diese Erweitrung ex- tensiv in Gestalt der Zufügung neuer Fabriken zu den alten, oder in der intensiven Ausdehnung der bisherigen Stufenleiter des Betriebs sich ausdrücke.
Die Erweitrung der Produktionsleiter kann in kleinern Dosen vor sich gehn, indem ein Theil des Mehrwerths zu Verbesserungen angewandt wird, die entweder nur die Produktivkraft der angewandten Arbeit erhöhn, oder zugleich erlauben, sie intensiver auszubeuten. Oder auch, wo der Arbeitstag nicht gesetzlich beschränkt ist, genügt eine zuschüssige Aus- gabe von cirkulirendem Kapital (in Produktionsstoffen und in Arbeitslohn), um die Produktionsleiter zu erweitern, ohne Ausdehnung des fixen Ka- pitals, dessen tägliche Gebrauchszeit so nur verlängert, während seine Umschlagsperiode entsprechend verkürzt wird. Oder der kapitalisirte Mehr- werth mag bei günstigen Marktkonjunkturen, Spekulationen in Rohstoff er- lauben, Operationen, wozu das ursprünglich vorgeschossne Kapital nicht hingereicht hätte u. s. w.
Indess ist es klar, dass dort, wo die grössre Anzahl der Umschlags- perioden eine häufigere Realisation des Mehrwerths innerhalb des Jahrs mit sich bringt, Perioden eintreten werden, in denen weder der Arbeits- tag zu verlängern noch Einzelverbessrungen anzubringen sind; während andrerseits Ausdehnung des ganzen Geschäfts auf proportioneller Stufenleiter theils durch die ganze Anlage des Geschäfts, die Baulichkeiten z. B., theils durch Ausdehnung des Arbeitsfonds, wie in der Landwirthschaft, nur innerhalb gewisser weiterer oder engerer Schranken möglich ist, und zudem einen Umfang von zuschüssigem Kapital erheischt, wie er nur durch mehrjährige Akkumulation des Mehrwerths geliefert werden kann.
Neben der wirklichen Akkumulation oder Verwandlung des Mehrwerths in produktives Kapital (und entsprechender Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter) läuft also Geldakkumulation, Zusammenscharren eines Theils
des Mehrwerths als latentes Geldkapital, das erst später, sobald es ge- wissen Umfang erreicht, als zuschüssiges aktives Kapital fungiren soll.
So stellt sich die Sache vom Standpunkt des einzelnen Kapitalisten dar. Mit der Entwicklung der kapitalistischen Produktion entwickelt sich jedoch gleichzeitig das Kreditsystem. Das Geldkapital, das der Kapitalist noch nicht in seinem eignen Geschäft anwenden kann, wird von Andren angewandt, von denen er Zinsen dafür erhält. Es fungirt für ihn als Geldkapital im specifischen Sinn, als eine vom produktiven Kapital unter- schiedne Sorte Kapital. Aber es wirkt als Kapital in andrer Hand. Es ist klar, dass mit der häufigeren Realisation des Mehrwerth und der stei- genden Stufenleiter, worauf er producirt wird, die Proportion wächst, worin neues Geldkapital oder Geld als Kapital auf den Geldmarkt geworfen und von hier aus wenigstens großentheils wieder für erweiterte Produktion absorbirt wird.
Die einfachste Form, worin sich dies zuschüssige latente Geldkapital darstellen kann, ist die des Schatzes. Es ist möglich, dass dieser Schatz zuschüssiges Gold oder Silber ist, erhalten direkt oder indirekt im Aus- tausch mit den edle Metalle producirenden Ländern. Und nur in dieser Weise wächst der Geldschatz innerhalb eines Landes absolut. Es ist andrerseits möglich — und dies ist die Mehrzahl der Fälle, — dass dieser Schatz nichts andres ist als der inländischen Cirkulation entzognes Geld, welches die Form des Schatzes in der Hand einzelner Kapitalisten angenommen hat. Es ist ferner möglich, dass dies latente Geldkapital bloss in Werthzeichen besteht — wir sehn hier noch vom Kreditgeld ab — oder auch in blossen, durch legale Dokumente konstatirten Ansprüchen (Rechtstiteln) der Kapitalisten auf dritte Personen. In allen diesen Fällen, welches immer die Daseinsform dieses zuschüssigen Geldkapitals, repräsen- tirt es, soweit es Kapital in spe ist, durchaus nichts als zuschüssige und in Reserve gehaltne Rechtstitel von Kapitalisten auf zukünftige, zu- schüssige jährliche Produktion der Gesellschaft.
„Die Masse des wirklich akkumulirten Reichthums, nach seiner Größe betrachtet, . . . . ist so durchaus unbedeutend im Vergleich mit den Pro- duktivkräften der Gesellschaft, der er angehört, was auch ihre Civilisations- stufe sei; oder auch nur im Vergleich zu der wirklichen Konsumtion dieser selben Gesellschaft während nur weniger Jahre; so unbedeutend, dass die Hauptaufmerksamkeit der Gesetzgeber und der politischen Oekonomen
gerichtet sein sollte auf die Produktivkräfte und ihre künftige freie Ent- wicklung, nicht aber, wie bisher, auf den blossen akkumulirten Reichthum, der das Auge frappirt. Der bei weitem größte Theil des sogenannten akkumulirten Reichthums ist nur nominell und besteht nicht aus wirk- lichen Gegenständen, Schiffen, Häusern, Baumwollenwaaren, Landmelio- rationen, sondern aus blossen Rechtstiteln, Ansprüchen auf die künftigen jährlichen produktiven Kräfte der Gesellschaft, Rechtstiteln, erzeugt und verewigt durch die Auskunftsmittel oder Institutionen der Unsicherheit . . . . Der Gebrauch solcher Artikel (Akkumulationen physischer Dinge oder wirklicher Reichthum) als blosses Mittel ihren Besitzern den Reichthum anzueignen, den die zukünftigen Produktivkräfte der Gesellschaft erst schaffen sollen, dieser Gebrauch würde ihnen durch die Naturgesetze der Vertheilung ohne Anwendung von Gewalt allmälig entzogen werden; unter- stützt durch genossenschaftliche Arbeit (co-operative labour) würde er ihnen in wenigen Jahren entzogen werden.“ (William Thompson, Inquiry into the Principles of the Distribution of Wealth. London 1850, p. 453. — Dies Buch erschien zuerst 1827.)
„Es wird wenig bedacht, von den Meisten nicht einmal vermuthet, in einem wie äusserst kleinen Verhältniss, sei es nach Masse oder Wir- kungskraft, die thatsächlichen Akkumulationen der Gesellschaft stehn zu den menschlichen Produktivkräften, ja selbst zu der gewöhnlichen Kon- sumtion einer einzigen Menschengeneration während nur weniger Jahre. Der Grund ist augenscheinlich, aber die Wirkung ist sehr schädlich. Der Reichthum, der jährlich verzehrt wird, verschwindet mit seinem Gebrauch; er steht vor dem Auge nur für einen Augenblick, und macht Eindruck nur während man ihn geniesst oder verbraucht. Aber der nur langsam verzehrbare Theil des Reichthums, Möbel, Maschinen, Gebäude, von unsrer Kindheit bis zum Alter stehn sie vor unserm Auge, dauernde Denkmäler der menschlichen Anstrengung. Kraft des Besitzes dieses fixen, dauern- den, nur langsam verzehrten Theils des öffentlichen Reichthums — des Bodens und der Rohstoffe an denen, der Werkzeuge mit denen gearbeitet wird, der Häuser, die während der Arbeit Obdach geben, — kraft dieses Besitzes beherrschen die Eigenthümer dieser Gegenstände zu ihrem eignen Vortheil die jährlichen Produktivkräfte aller wirklich produktiven Arbeiter der Gesellschaft, so unbedeutend jene Gegenstände auch sein mögen im Verhältniss zu den stets wiederkehrenden Produkten dieser Arbeit. Die
Bevölkerung von Britannien und Irland ist 20 Millionen; der Durch- schnittsverbrauch jedes Einzelnen, Mann, Weib und Kind, ist wahrschein- lich ungefähr 20 £, zusammen ein Reichthum von ungefähr 400 Mil- lionen £, das jährlich verzehrte Arbeitsprodukt. Der Gesammtbetrag des akkumulirten Kapitals dieser Länder übersteigt nicht, nach der Ab- schätzung, 1200 Millionen, oder das dreifache jährliche Arbeitsprodukt; bei gleicher Theilung 60 £ Kapital auf den Kopf. Wir haben es hier mehr mit dem Verhältniss zu thun, als mit den mehr oder minder ge- nauen absoluten Beträgen dieser Schätzungssummen. Die Zinsen dieses Gesammtkapitals würden hinreichen, um die Gesammtbevölkerung in ihrer gegenwärtigen Lebenshaltung ungefähr zwei Monate in einem Jahr zu er- halten, und das gesammte akkumulirte Kapital selbst (könnten Käufer gefunden werden) würde sie ohne Arbeit unterhalten für ganze drei Jahre! Am Ende welcher Zeit, ohne Häuser, Kleider oder Nahrung, sie verhungern müssten, oder aber die Sklaven werden Derer, die sie während der drei Jahre unterhalten haben. Wie drei Jahre sich verhalten zur Lebenszeit Einer gesunden Generation, sage zu 40 Jahren, so verhält sich die Grösse und Bedeutung des wirklichen Reichthums, das akkumu- lirte Kapital selbst des reichsten Landes, zu ihrer Produktivkraft, zu den produktiven Kräften einer einzigen Menschengeneration; nicht zu dem was sie produciren könnten unter verständigen Anordnungen gleicher Sicher- heit, und besonders bei genossenschaftlicher Arbeit, sondern zu dem was sie wirklich absolut produciren unter den mangelhaften und entmuthigen- den Ausfluchtsmitteln der Unsicherheit! . . . . Und um diese scheinbar gewaltige Masse des vorhandnen Kapitals, oder vielmehr das vermittelst ihrer erworbne Kommando und Monopol über die Produkte der jährlichen Arbeit in seinem gegenwärtigen Zustand erzwungner Theilung zu erhalten und zu verewigen, soll die ganze schauderhafte Maschinerie, die Laster, Verbrechen und Leiden der Unsicherheit verewigt werden. Nichts kann akkumulirt werden, ohne dass die nothwendigen Bedürfnisse zuerst be- friedigt sind, und der grosse Strom menschlicher Neigungen fliesst dem Genusse nach; daher der verhältnissmäßig unbedeutende Betrag des wirk- lichen Reichthums der Gesellschaft in jedem gegebnen Augenblick. Es ist ein ewiger Kreislauf von Produktion und Konsumtion. In dieser un- geheuren Masse jährlicher Produktion und Konsumtion würde die Handvoll wirklicher Akkumulation kaum entbehrt werden; und doch ist das Haupt-
augenmerk gerichtet worden nicht auf jene Masse Produktivkraft, sondern auf diese Handvoll Akkumulation. Aber diese Handvoll ist mit Beschlag belegt worden durch einige Wenige, und verwandelt worden in das Werk- zeug zur Aneignung der beständig jährlich wiederkehrenden Produkte der Arbeit der grossen Masse. Daher die entscheidende Wichtigkeit eines solchen Werkzeugs für diese Wenigen. . . . . Ungefähr ein Drittel des nationalen Jahresprodukts wird jetzt unter dem Namen öffentlicher Lasten den Producenten entzogen, und unproduktiv konsumirt durch Leute, die kein Aequivalent dafür geben, d. h. keins was den Producenten als solches gilt. . . . . Das Auge der Menge blickt erstaunt auf die akkumulirten Massen, besonders wenn sie in den Händen einiger Wenigen koncentrirt sind. Aber die jährlich producirten Massen, wie die ewigen und unzähl- baren Wogen eines mächtigen Stroms, rollen vorbei und verlieren sich im vergessnen Ocean der Konsumtion. Und doch bedingt diese ewige Kon- sumtion nicht allein alle Genüsse, sondern die Existenz des ganzen Men- schengeschlechts. Die Menge und Vertheilung dieses Jahresprodukts sollte vor allem zum Gegenstand der Erwägung gemacht werden. Die wirkliche Akkumulation ist von durchaus sekundärer Bedeutung und erhält auch diese Bedeutung fast ausschliesslich durch ihren Einfluss auf die Ver- theilung des Jahresprodukts. . . . Die wirkliche Akkumulation und Ver- theilung wird hier (in Thompson’s Schrift) stets betrachtet mit Bezug und Unterordnung zur Produktivkraft. In fast allen andren Systemen ist die Produktivkraft betrachtet worden mit Bezug und Unterordnung zur Akku- mulation und zur Verewigung der bestehenden Vertheilungsweise. Ver- glichen mit der Erhaltung dieser bestehenden Vertheilungsweise wird das stets wiederkehrende Elend oder Wohlergehn des ganzen Menschenge- schlechts nicht eines Blicks würdig gehalten. Die Ergebnisse der Ge- walt, des Betrugs und des Zufalls verewigen, das hat man Sicherheit ge- nannt; und der Erhaltung dieser erlognen Sicherheit sind alle Produktiv- kräfte des Menschengeschlechts erbarmungslos zum Opfer gebracht worden.“ (Ibidem, p. 440—443.)
Für die Reproduktion sind nur zwei normale Fälle möglich, abgesehn von Störungen, welche selbst die Reproduktion auf gegebner Stufenleiter hemmen.
Entweder es findet Reproduktion auf ein einfacher Stufenleiter statt.
Oder es findet Kapitalisirung von Mehrwerth statt, Akkumulation.
Bei einfacher Reproduktion wird der jährlich, oder mit mehreren Umschlägen innerhalb des Jahrs periodisch producirte und realisirte Mehr- werth individuell, d. h. unproduktiv, konsumirt von seinen Eignern, den Kapitalisten.
Der Umstand, dass der Produktenwerth zum Theil aus Mehrwerth besteht, zum andren Theil aus dem Werththeil, gebildet durch das in ihm reproducirte variable Kapital plus dem in ihm aufgezehrten konstanten Kapital, ändert absolut nichts, weder an dem Quantum, noch dem Werth des Gesammt- produkts, welches als Waarenkapital beständig in die Cirkulation eingeht und ihr ebenso beständig entzogen wird, um der produktiven oder der in- dividuellen Konsumtion anheimzufallen, d. h. um als Produktionsmittel oder als Konsumtionsmittel zu dienen. Von dem konstanten Kapital abgesehn, wird nur die Vertheilung des jährlichen Produkts zwischen Arbeitern und Kapitalisten dadurch afficirt.
Selbst die einfache Reproduktion unterstellt, muss daher ein Theil des Mehrwerths beständig in Geld und nicht in Produkt existiren, weil er sonst nicht behufs der Konsumtion aus Geld in Produkt verwandelt werden kann. Diese Verwandlung des Mehrwerths aus seiner ursprüng- lichen Waarenform in Geld ist hier weiter zu untersuchen. Zur Verein- fachung der Sache wird die einfachste Form des Problems unterstellt, nämlich die ausschliessliche Cirkulation von Metallgeld, von Geld, welches wirkliches Aequivalent ist.
Nach den für die einfache Waarencirkulation entwickelten Gesetzen (Buch I, Kap. III) muss die Masse des im Lande vorhandnen Metallgelds nicht nur hinreichen um die Waaren zu cirkuliren. Sie muss hinreichen für die Schwankungen des Geldumlaufs, die theils entspringen aus Fluk- tuationen in der Geschwindigkeit der Cirkulation, theils aus dem Preis- wechsel der Waaren, theils aus den verschiednen und wechselnden Pro- portionen, worin das Geld als Zahlungsmittel oder als eigentliches Cirku- lationsmittel fungirt. Das Verhältniss, worin die vorhandne Geldmasse sich in Schatz und umlaufendes Geld spaltet, wechselt beständig, aber die
Masse des Geldes ist stets gleich der Summe des als Schatz und als um- laufendes Geld vorhandnen Gelds. Diese Geldmasse (Masse edlen Metalls) ist ein nach und nach akkumulirter Schatz der Gesellschaft. Soweit ein Theil dieses Schatzes sich durch Verschleiss verzehrt, muss er jährlich, wie jedes andre Produkt, neu ersetzt werden. Dies geschieht in der Wirk- lichkeit durch direkten oder indirekten Austausch eines Theils des jährlichen Landesprodukts mit dem Produkt der Gold und Silber producirenden Län- der. Dieser internationale Charakter der Transaktion verhüllt indess ihren einfachen Verlauf. Um das Problem daher auf seinen einfachsten und durchsichtigsten Ausdruck zu reduciren, muss vorausgesetzt werden, dass Gold- und Silberproduktion im Lande selbst stattfindet, also Gold- und Silberproduktion einen Theil der gesellschaftlichen Gesammtproduktion innerhalb jedes Landes bildet.
Abgesehn von dem für Luxusartikel producirten Gold oder Silber muss das Minimum ihrer jährlichen Produktion gleich sein dem, durch die jähr- liche Geldcirkulation bewirkten Verschleiss der Geldmetalle. Ferner: Wächst die Werthsumme der jährlich producirten und cirkulirten Waaren- masse, so muss auch die jährliche Gold- und Silberproduktion wachsen, soweit die gewachsne Werthsumme der cirkulirenden Waaren und die für ihre Cirkulation (und entsprechende Schatzbildung) erforderliche Geldmasse nicht kompensirt wird durch größre Geschwindigkeit des Geldumlaufs und durch umfangreichre Funktion des Gelds als Zahlungsmittel, d. h. durch größre gegenseitige Saldirung der Käufe und Verkäufe ohne Dazwischen- kunft von wirklichem Geld.
Ein Theil der gesellschaftlichen Arbeitskraft und ein Theil der gesell- schaftlichen Produktionsmittel muss also in der Produktion von Gold und Silber jährlich verausgabt werden,
Die Kapitalisten, welche die Gold und Silberproduktion betreiben — und wie hier bei Voraussetzung einfacher Reproduktion angenommen — nur betreiben innerhalb der Schranken des jährlichen Durchschnitts- verschleisses und des dadurch verursachten jährlichen Durchschnittskon- sums von Gold und Silber, werfen ihren Mehrwerth, den sie nach der Unterstellung jährlich konsumiren ohne etwas davon zu kapitalisiren, di- rekt in die Cirkulation in der Geldform, die für sie die Naturalform, nicht wie in den andern Produktionszweigen die verwandelte Form des Pro- dukts ist.
Ferner: was den Arbeitslohn betrifft — die Geldform, worin das variable Kapital vorgeschossen wird — so wird er hier ebenfalls ersetzt nicht durch Verkauf des Produkts, seine Verwandlung in Geld, sondern durch ein Produkt, dessen Naturalform von vornherein die Geldform ist.
Endlich findet dies auch mit dem Theil des Edelmetall-Produkts statt, der gleich dem Werth des periodisch aufgezehrten konstanten Kapitals ist, sowohl des konstanten cirkulirenden, wie des während des Jahrs ver- zehrten konstanten fixen Kapitals.
Betrachten wir den Kreislauf, resp. Umschlag des in der Edelmetall- Produktion angelegten Kapitals zunächst unter der Form G — W … P … G'. Soweit in G — W das W nicht nur aus Arbeitskraft und Produktions- mitteln besteht, sondern auch aus fixem Kapital, wovon nur ein Werth- theil in P aufgebraucht wird, ist klar, dass G' — das Produkt — eine Geldsumme ist gleich dem in Arbeitslohn ausgelegten variablen Kapital plus dem in Produktionsmitteln ausgelegten cirkulirenden konstanten Ka- pital plus dem Werththeil des verschlissnen fixen Kapitals plus dem Mehrwerth. Wäre die Summe geringer, bei unverändertem allgemeinen Werth des Goldes, so wäre die Minenanlage unproduktiv, oder — wenn dies allgemein der Fall — würde in Zukunft der Werth des Goldes ver- glichen mit den Waaren, deren Werth nicht verändert, steigen; d. h. die Preise der Waaren würden fallen, es würde also in Zukunft die in G — W ausgelegte Geldsumme kleiner sein.
Betrachten wir zunächst nur den cirkulirenden Theil des in G, dem Ausgangspunkt von G — W … P … G', vorgeschossnen Kapitals, so wird eine bestimmte Geldsumme vorgeschossen, in Cirkulation geworfen zur Zahlung von Arbeitskraft und zum Kauf von Produktionsstoffen. Aber sie wird durch den Kreislauf dieses Kapitals der Cirkulation nicht wieder entzogen, um von neuem hineingeworfen zu werden. Das Produkt in seiner Naturalform ist schon Geld, es braucht also nicht erst durch Aus- tausch, durch einen Cirkulationsprocess, in Geld verwandelt zu werden. Es tritt aus dem Produktionsprocess in die Cirkulationssphäre nicht in der Form von Waarenkapital, das sich in Geldkapital, sondern als Geld- kapital, das sich in produktives Kapital rückverwandeln, d. h. von neuem Arbeitskraft und Produktionsstoffe kaufen soll. Die Geldform des cirku- lirenden, in Arbeitskraft und Produktionsmitteln verzehrten Kapitals wird ersetzt nicht durch den Verkauf des Produkts, sondern durch die Natural-
form des Produkts selbst, also nicht durch Wiederentziehn seines Werths aus der Cirkulation in Geldform, sondern durch zuschüssiges, neu pro- ducirtes Geld.
Nehmen wir an, dies cirkulirende Kapital sei = 500 £, die Um- schlagsperiode = 5 Wochen, Arbeitsperiode = 4 Wochen, Cirkulations- periode = 1 Woche. Es muss von vornherein für 5 Wochen Geld theils in Produktionsvorrath vorgeschossen werden, theils vorräthig sein, um nach und nach in Arbeitslohn weggezahlt zu werden. Anfang der 6. Woche sind 400 £ zurückgeflossen und 100 £ freigesetzt. Dies wiederholt sich beständig. Hier, wie früher, werden während gewisser Zeit des Um- schlags 100 £ beständig in der freigesetzten Form sich befinden. Aber sie bestehn aus zuschüssigem neuproducirtem Geld, ganz wie die andren 400 £. Wir hatten hier 10 Umschläge im Jahr, und das producirte Jahresprodukt ist = 5000 £ Gold. (Die Cirkulationsperiode entsteht hier nicht durch die Zeit. welche die Verwandlung der Waare in Geld, son- dern welche die Verwandlung von Geld in die Produktionselemente kostet).
Bei jedem andren Kapital von 500 £, welches unter denselben Be- dingungen umschlägt, ist die beständig erneuerte Geldform die verwan- delte Form des producirten Waarenkapitals, welches alle 4 Wochen in die Cirkulation geworfen wird und das durch seinen Verkauf — also durch periodische Entziehung des Geldquantums, als das es ursprünglich in den Process eintrat — diese Geldform stets von neuem wieder erhält. Hier dagegen wird in jeder Umschlagsperiode eine neue zuschüssige Geld- masse von 500 £ aus dem Produktionsprocess selbst in die Cirkulation geworfen, um ihr beständig Produktionsstoffe und Arbeitskraft zu entziehn. Dies in die Cirkulation geworfne Geld wird ihr durch den Kreislauf dieses Kapitals nicht wieder entzogen, sondern noch durch beständig neupro- ducirte Goldmassen vermehrt.
Betrachten wir den variablen Theil dieses cirkulirenden Kapitals und setzen wir ihn, wie oben, = 100 £, so wären in der gewöhnlichen Waarenproduktion dies 100 £ bei zehnmaligem Umschlag hinreichend, um beständig die Arbeitskraft zu zahlen. Hier, in der Goldproduktion, reicht dieselbe Summe; aber die 100 £ Rückfluss, womit die Arbeits- kraft in je 5 Wochen bezahlt wird, sind nicht verwandelte Form ihres Produkts, sondern sind ein Theil ihres stets erneuten Produkts selbst. Der Goldproducent zahlt seine Arbeiter direkt mit einem Theil des von
ihnen selbst producirten Goldes. Die so in Arbeitskraft jährlich ausge- legten und von den Arbeitern in die Cirkulation geworfen 1000 £ kehren daher nicht durch die Cirkulation zu ihrem Ausgangspunkt zurück.
Was ferner das fixe Kapital betrifft, so erheischt es bei erster An- lage des Geschäfts die Verausgabung eines größren Geldkapitals, das also in die Cirkulation geworfen wird. Wie alles fixe Kapital fliesst es nur stückweis im Lauf von Jahren zurück. Aber es fliesst zurück als un- mittelbares Stück des Produkts, des Goldes, nicht durch Verkauf des Pro- dukts und seine dadurch vollzogne Vergoldung. Es erhält also allmälig seine Geldform nicht durch Entziehung von Geld aus der Cirkulation, son- dern durch Anhäufen eines entsprechenden Theils des Produkts. Das so wieder hergestellte Geldkapital ist nicht eine Geldsumme, allmälig der Cir- kulation entzogen zur Ausgleichung der ursprünglich für das fixe Kapital in sie geworfnen Geldsumme. Es ist eine zuschüssige Masse Geld.
Endlich, was den Mehrwerth betrifft, so ist er ebenfalls gleich einem Theil des neuen Goldprodukts, das in jeder neuen Umschlagsperiode in Cirkulation geworfen wird, um nach unsrer Unterstellung unproduktiv verausgabt, für Lebensmittel und Luxusgegenstände weggezahlt zu werden.
Nach der Voraussetzung aber ersetzt diese ganze jährliche Goldpro- duktion — wodurch beständig Arbeitskraft und Produktionsstoffe, aber kein Geld dem Markt entzogen und beständig zuschüssiges Geld ihm zu- geführt wird — nur das während des Jahrs verschlissne Geld, hält also nur die gesellschaftliche Geldmasse vollzählig, die beständig, wenn auch in wechselnden Portionen, in den zwei Formen von Schatz und im Um- lauf befindlichem Geld existirt.
Nach dem Gesetz der Waarencirkulation muss die Geldmasse gleich sein der für die Cirkulation erheischten Geldmasse plus einem in Schatz- form befindlichen Geldquantum, welches je nach Kontraktion oder Expan- sion der Cirkulation zu- oder abnimmt, namentlich aber auch für die Bildung der nöthigen Reservefonds von Zahlungsmitteln dient. Was in Geld gezahlt werden muss — soweit keine Ausgleichung der Zahlungen stattfindet — ist der Werth der Waaren. Dass ein Theil dieses Werths aus Mehrwerth besteht, d. h. dem Verkäufer der Waaren nichts ge- kostet hat, ändert absolut nichts an der Sache. Gesetzt, die Produ- centen seien alle selbständige Besitzer ihrer Produktionsmittel, es finde also Cirkulation statt zwischen den unmittelbaren Producenten selbst.
Abgesehn von dem konstanten Theil ihres Kapitals könnte man dann ihr jährliches Mehrprodukt zur Analogie mit dem kapitalistischen Zustand in zwei Theile theilen: den einen a, der bloss ihre nothwendigen Lebens- mittel ersetzt, den andern b, den sie zum Theil in Luxusproduktion ver- zehren, zum Theil zur Erweitrung der Produktion anwenden. A vertritt dann das variable Kapital, b den Mehrwerth. Aber diese Eintheilung bliebe ohne allen Einfluss auf die Größe der zur Cirkulation ihres Ge- sammtprodukts erheischten Geldmasse. Bei sonst gleichbleibenden Um- ständen wäre der Werth der cirkulirenden Waarenmasse derselbe, daher auch die für ihn erheischte Geldmasse. Auch müssten sie dieselben Geld- reserven bei gleicher Theilung der Umschlagsperioden haben, d. h. den- selben Theil ihres Kapitals beständig in Geldform, da nach wie vor, nach der Unterstellung, ihre Produktion Waarenproduktion wäre. Der Umstand also, dass ein Theil des Waarenwerths aus Mehrwerth besteht, ändert ab- solut nichts an der Masse des zum Betrieb des Geschäfts nothwendigen Geldes.
Ein Gegner Tooke’s, der sich an die Form G — W — G' hält, fragt ihn, wie es denn der Kapitalist anfange, um beständig der Cirku- lation mehr Geld zu entziehn, als er in sie hineinwirft. Man verstehe wohl. Es handelt sich hier nicht um die Bildung des Mehrwerths. Diese, die das einzige Geheimniss ausmacht, versteht sich vom kapita- listischen Standpunkt von selbst. Die angewandte Werthsumme wäre ja nicht Kapital, wenn sie nicht mit einem Mehrwerth sich bereicherte. Da sie also der Voraussetzung nach Kapital ist, versteht sich der Mehrwerth von selbst.
Die Frage ist also nicht: Wo kommt der Mehrwerth her? Sondern: Wo kommt das Geld her, um ihn zu versilbern?
Aber in der bürgerlichen Oekonomie versteht sich die Existenz des Mehrwerths von selbst. Sie ist also nicht nur unterstellt, sondern mit ihr ist auch ferner unterstellt, dass ein Theil der in die Cirkulation geworfnen Waarenmasse aus Mehrprodukt besteht, also einen Werth darstellt, den der Kapitalist nicht mit seinem Kapital in die Cirkulation warf; dass der Ka- pitalist also mit seinem Produkt einen Ueberschuss über sein Kapital in die Cirkulation wirft und ihr diesen Ueberschuss auch wieder entzieht.
Das Waarenkapital, das der Kapitalist in die Cirkulation wirft, ist von größrem Werth (woher das kommt wird nicht erklärt oder begriffen,
aber c’est un fait vom Standpunkt dieser Selbigen) als das produktive Kapital, das er in Arbeitskraft plus Produktionsmitteln der Cirkulation entzogen hat. Unter dieser Voraussetzung ist daher klar, warum nicht nur Kapitalist A, sonddern auch B, C, D etc. der Cirkulation durch Aus- tausch seiner Waare beständig mehr Werth entziehn kann als den Werth seines ursprünglich und stets aufs neue vorgeschossnen Kapitals. A, B, C, D etc. werfen beständig einen größren Waarenwerth — diese Opera- tion ist so vielseitig wie die selbständig fungirenden Kapitale — in der Form von Waarenkapital in die Cirkulation als sie ihr unter der Form von produktivem Kapital entziehn. Sie haben also beständig sich in eine Werthsumme zu theilen (d. h. jeder seinerseits der Cirkulation ein pro- duktives Kapital zu entziehn) gleich der Werthsumme ihrer resp. vorge- schossnen produktiven Kapitale; und ebenso beständig sich in eine Werth- summe zu theilen, die sie ebenso allseitig in Waarenform, als respektiven Ueberschuss des Waarenwerths über den Werth seiner Produktionselemente, in die Cirkulation werfen.
Aber das Waarenkapital, vor seiner Rückverwandlung in produktives Kapital, und vor der Verausgabung des in ihm steckenden Mehrwerths, muss versilbert werden. Wo kommt das Geld dazu her? Diese Frage erscheint auf den ersten Blick schwierig, und weder Tooke noch ein Andrer hat sie bisher beantwortet.
Das in der Form von Geldkapital vorgeschossne cirkulirende Kapital von 500 £, welches immer seine Umschlagsperiode, sei das cirkulirende Gesammtkapital der Gesellschaft, d. h. der Kapitalistenklasse. Der Mehrwerth sei 100 £. Wie kann nun die ganze Kapitalistenklasse be- ständig 600 £ aus der Cirkulation herausziehn, wenn sie beständig nur 500 £ hineinwirft?
Nachdem das Geldkapital von 500 £ in produktives Kapital ver- wandelt., verwandelt dieses sich innerhalb das Produktionsprocesses in Waarenwerth von 600 £, und es befindet sich in Cirkulation nicht nur ein Waarenwerth von 500 £, gleich dem ursprünglich vorgeschossnen Geldkapital, sondern ein neuproducirter Mehrwerth von 100 £.
Dieser zuschüssige Mehrwerth von 100 £ ist in Waarenform in die Cirkulation geworfen. Darüber besteht kein Zweifel. Aber durch dieselbe Operation ist nicht das zuschüssige Geld für die Cirkulation dieses zu- schüssigen Waarenwerths gegeben.
Man muss nun die Schwierigkeit nicht durch plausible Ausflüchte zu umgehn suchen.
Zum Beispiel: Was das konstante cirkulirende Kapital betrifft, so ist klar, dass nicht alle es gleichzeitig auslegen. Während Kapitalist A seine Waare verkauft, also für ihn vorgeschossnes Kapital Geldform an- nimmt, nimmt für den Käufer B umgekehrt sein in Geldform vorhandnes Kapital die Form seiner Produktionsmittel an, die gerade A producirt. Durch denselben Akt, wodurch A seinem producirten Waarenkapital die Geldform wiedergibt, gibt B dem seinigen die produktive Form wieder, verwandelt es aus Geldform in Produktionsmittel und Arbeitskraft; dieselbe Geldsumme fungirt in dem doppelseitigen Process wie in jedem einfachen Kauf W — G. Andrerseits, wenn A das Geld wieder in Produktions- mittel verwandelt, kauft er von C, und dieser zahlt damit B etc. So wäre dann der Hergang erklärt. Aber:
Alle in Bezug auf das Quantum des cirkulirenden Geldes bei der Waarencirkulation (Buch I, Kap. III) aufgestellten Gesetze werden in keiner Art durch den kapitalistischen Charakter des Produktionsprocesses geändert.
Wenn also gesagt wird, das in Geldform vorzuschiessende cirku- lirende Kapital der Gesellschaft beträgt 500 £, so ist dabei schon in Rechnung gebracht, dass dies einerseits die Summe ist, die gleichzeitig vorgeschossen war, dass aber andrerseits diese Summe mehr produktives Kapital in Bewegung setzt, als 500 £, weil sie abwechselnd als Geldfonds verschiedner produktiven Kapitale dient. Diese Erklärungsweise setzt also schon das Geld als vorhanden voraus, dessen Dasein sie erklären soll. —
Es könnte ferner gesagt werden: Kapitalist A producirt Artikel, die Kapitalist B individuell, unproduktiv konsumirt. Das Geld von B versilbert also das Waarenkapital von A, und so dient dieselbe Geldsumme zur Versilbrung des Mehrwerths von B und des cirkulirenden konstanten Kapitals von A. Hier ist aber die Lösung der Frage, die beantwortet werden soll, noch direkter unterstellt. Nämlich, wo kriegt B dies Geld für Bestreitung seiner Revenue her? Wie hat er selbst diesen Mehrwerth- theil seines Produkts versilbert? —
Ferner könnte gesagt werden, der Theil des cirkulirenden variablen Kapitals, den A seinen Arbeitern beständig vorschiesst, strömt ihm be- ständig aus der Cirkulation zurück; und nur ein abwechselnder Theil
davon liegt beständig bei ihm selbst für Zahlung des Arbeitslohns fest. Zwischen der Ausgabe und dem Rückstrom verfliesst jedoch eine gewisse Zeit, während deren das in Arbeitslohn ausgezahlte Geld unter andrem auch zur Versilberung von Mehrwerth dienen kann. — Aber wir wissen erstens, dass je größer diese Zeit, um so größer auch die Masse des Geldvorraths sein muss, die der Kapitalist A beständig in petto halten muss. Zweitens gibt der Arbeiter das Geld aus, kauft Waaren damit, versilbert daher den in diesen Waaren steckenden Mehrwerth pro tanto. Also dient dasselbe Geld, das in der Form des variablen Kapitals vorge- schossen wird, pro tanto auch dazu, Mehrwerth zu versilbern. Ohne hier noch tiefer auf diese Frage einzugehn, hier nur so viel: dass die Kon- sumtion der ganzen Kapitalistenklasse und der von ihr abhängigen un- produktiven Personen gleichzeitig Schritt hält mit der für die Arbeiter- klasse; also, gleichzeitig mit dem von den Arbeitern in Cirkulation ge- worfnen Geld, von den Kapitalisten Geld in die Cirkulation geworfen werden muss, um ihren Mehrwerth als Revenue zu verausgaben; also für den- selben der Cirkulatfon Geld entzogen sein muss. Die eben gegebne Er- klärung würde nur das so nöthige Quantum verringern, nicht beseitigen. —
Endlich könnte gesagt werden: Es wird doch beständig ein großes Quantum Geld in Cirkulation geworfen bei der ersten Anlage des fixen Kapitals, das der Cirkulation nur allmälig, stückweis, im Lauf von Jahren, von Dem wieder entzogen wird, der es hineinwarf. Kann diese Summe nicht hinreichen um den Mehrwerth zu versilbern? — Hierauf ist zu ant- worten, dass vielleicht in der Summe von 500 £ (die auch Schatzbildung für nöthige Reservefonds einschliesst) schon die Anwendung dieser Summe als fixes Kapital, wenn nicht durch den der sie hineinwarf, so doch durch jemand anders, einbegriffen ist. Ausserdem ist bei der Summe, die für Beschaffung der als fixes Kapital dienenden Produkte ausgegeben wird, schon unterstellt, dass auch der in diesen Waaren steckende Mehrwerth gezahlt ist, und es frägt sich eben wo dies Geld herkommt. —
Die allgemeine Antwort ist bereits gegeben: Wenn eine Waaren- masse von x × 1000 £ zu cirkuliren, so ändert es absolut nichts am Quantum der zu dieser Cirkulation nöthigen Geldsumme, ob der Werth dieser Waarenmasse Mehrwerth enthält oder nicht, ob die Waaren- masse kapitalistisch producirt ist oder nicht. Das Problem selbst existirt also nicht. Bei sonst gegebnen Bedingungen, Umlaufs-
geschwindigkeit des Geldes etc., ist eine bestimmte Geldsumme erheischt, um den Waarenwerth von x × 1000 £ zu cirkuliren, ganz unabhängig von dem Umstand, wie viel oder wie wenig von diesem Werth den un- mittelbaren Producenten dieser Waaren zufällt. Soweit hier ein Problem existirt, fällt es zusammen mit dem allgemeinen Problem: woher die zur Cirkulation der Waaren in einem Lande nöthige Geldsumme kommt.
Indess existirt allerdings, vom Standpunkt der kapitalistischen Pro- duktion, der Schein eines besondren Problems. Es ist nämlich hier der Kapitalist, welcher als der Ausgangspunkt erscheint, von dem das Geld in die Cirkulation geworfen wird. Das Geld, das der Arbeiter zur Zah- lung seiner Lebensmittel ausgibt, existirt vorher als Geldform des variab- len Kapitals und wird daher ursprünglich vom Kapitalisten in Cirku- lation geworfen als Kauf- oder Zahlungsmittel von Arbeitskraft. Ausser- dem wirft der Kapitalist das Geld in Cirkulation, das für ihn ursprünglich die Geldform seines konstanten, fixen und flüssigen Kapitals bildet; er gibt es aus als Kauf- oder Zahlungsmittel für Arbeitsmittel und Produk- tionsstoffe. Aber über dies hinaus erscheint der Kapitalist nicht weiter als Ausgangspunkt der in der Cirkulation befindlichen Geldmasse. Nun aber existiren nur zwei Ausgangspunkte: der Kapitalist und der Arbeiter. Alle dritten Personenrubriken müssen entweder für Dienstleistungen Geld von diesen beiden Klassen erhalten, oder soweit sie es ohne Gegenleistung erhalten, sind sie Mitbesitzer des Mehrwerths in der Form von Rente, Zins etc. Dass der Mehrwerth nicht ganz in der Tasche des industriellen Kapitalisten bleibt, sondern von ihm mit andern Personen getheilt werden muss, hat mit der vorliegenden Frage nichts zu thun. Es fragt sich, wie er seinen Mehrwerth versilbert, nicht wie das dafür gelöste Silber sich später vertheilt. Es ist also für unsern Fall der Kapitalist noch als einziger Besitzer des Mehrwerths zu betrachten. Was aber den Ar- beiter betrifft, so ist bereits gesagt, dass er nur sekundärer Ausgangs- punkt, der Kapitalist aber der primäre Ausgangspunkt des vom Arbeiter in die Cirkulation geworfnen Gelds ist. Das zuerst als variables Kapital vorgeschossne Geld vollzieht bereits seinen zweiten Umlauf, wenn der Ar- beiter es zur Zahlung von Lebensmitteln ausgibt.
Die Kapitalistenklasse bleibt also der einzige Ausgangspunkt der Geldcirkulation. Wenn sie zur Zahlung von Produktionsmitteln 400 £, zur Zahlung der Arbeitskraft 100 £ braucht, so wirft sie 500 £ in
Cirkulation. Aber der in dem Produkt steckende Mehrwerth, bei Mehr- werthsrate von 100 %, ist gleich einem Werth von 100 £. Wie kann sie 600 £ aus der Cirkulation beständig herausziehn, wenn sie beständig nur 500 £ hineinwirft? Aus Nichts wird Nichts. Die Gesammtklasse der Kapitalisten kann nichts aus der Cirkulation herausziehn, was nicht vorher hineingeworfen war.
Es wird hier abgesehn davon, dass die Geldsumme von 400 £ vielleicht hinreicht, um bei zehnmaligem Umschlag Produktionsmittel zum Werth von 4000 £ und Arbeit zum Werth von 1000 £ zu cirkuliren, und die übrigen 100 £ für die Cirkulation des Mehrwerths von 1000 £ ebenfalls genügen. Dies Verhältniss der Geldsumme zu dem von ihr cirkulirten Waarenwerth thut nichts zur Sache. Das Problem bleibt das- selbe. Fänden nicht verschiedne Umläufe derselben Geldstücke statt, so wären 5000 £ als Kapital in Cirkulation zu werfen und 1000 £ wären nöthig um den Mehrwerth zu versilbern. Es fragt sich, wo dies letztre Geld herkommt, ob nun 1000 oder 100 £. Jedenfalls ist es ein Ueber- schuss über das in Cirkulation geworfne Geldkapital.
In der That, so paradox es auf den ersten Blick scheint, die Kapi- talistenklasse selbst wirft das Geld in Cirkulation, das zur Realisirung des in den Waaren steckenden Mehrwerths dient. Aber nota bene: sie wirft es hinein nicht als vorgeschossnes Geld, also nicht als Kapital. Sie verausgabt es als Kaufmittel für ihre individuelle Konsumtion. Es ist also nicht von ihr vorgeschossen, obgleich sie der Ausgangspunkt seiner Cirkulation ist.
Nehmen wir einen einzelnen Kapitalisten, der sein Geschäft eröffnet, z. B. einen Pächter. Während des ersten Jahrs schiesst er ein Geld- kapital, sage von 5000 £ vor, in Zahlung von Produktionsmitteln (4000 £) und von Arbeitskraft (1000 £). Die Mehrwerthsrate sei 100 %, der von ihm angeeignete Mehrwerth = 1000 £. Die obigen 5000 £ schliessen alles Geld ein, was er als Geldkapital vorschiesst. Aber der Mann muss auch leben, und er nimmt kein Geld ein vor Ende des Jahrs. Sein Konsum betrage 1000 £. Diese muss er besitzen. Er sagt zwar, dass er sich diese 1000 £ vorschiessen muss während des ersten Jahrs. Doch heisst dies Vorschiessen — das hier nur sub- jektiven Sinn hat — weiter nichts als dass er das erste Jahr seine in- dividuelle Konsumtion aus eigner Tasche, statt aus der Gratisproduktion
seiner Arbeiter bestreiten muss. Er schiesst dies Geld nicht vor als Kapital. Er verausgabt es, zahlt es fort für ein Aequivalent in Lebens- mitteln die er verzehrt. Dieser Werth ist von ihm in Geld verausgabt, in die Cirkulation geworfen und in Waarenwerthen ihr entzogen worden. Diese Waarenwerthe hat er verzehrt. Er hat also aufgehört in irgend einem Verhältniss zu ihrem Werth zu stehn. Das Geld womit er ihn gezahlt, existirt als Element des cirkulirenden Geldes. Aber den Werth dieses Geldes hat er der Cirkulation in Produkten entzogen, und mit den Pro- dukten, worin er existirte, ist auch ihr Werth vernichtet. Er ist alle geworden. Am Ende des Jahres nun wirft er in die Cirkulation einen Waarenwerth von 6000 £ und verkauft ihn. Damit fliesst für ihn zurück: 1) sein vorgeschossnes Geldkapital von 5000 £; 2) der versilberte Mehr- werth von 1000 £. Er hat 5000 £ als Kapital vorgeschossen, in die Cirkulation geworfen, und er entzieht ihr 6000 £, 5000 £ für Kapital und 1000 £ für Mehrwerth. Die letztren 1000 £ sind versilbert mit dem Geld, das er selbst nicht als Kapitalist, sondern als Konsument in die Cirkulation geworfen, nicht vorgeschossen, sondern verausgabt hat. Sie kehren jetzt zu ihm zurück als Geldform des von ihm producirten Mehrwerths. Und von nun an wiederholt sich diese Operation jährlich. Aber vom zweiten Jahr an sind die 1000 £, die er verausgabt, be- ständig die verwandelte Form, die Geldform des von ihm producirten Mehrwerths. Er verausgabt sie jährlich und sie fließen ihm ebenso jähr- lich zurück.
Schlüge sein Kapital öfter im Jahre um, so änderte das nichts an der Sache, wohl aber an der Länge der Zeit und daher an der Grösse der Summe, die er über sein vorgeschossnes Geldkapital hinaus für seine individuelle Konsumtion in Cirkulation zu werfen hätte.
Dies Geld wird vom Kapitalisten nicht als Kapital in Cirkulation geworfen. Wohl aber gehört es zum Charakter des Kapitalisten, dass er fähig ist, bis zum Rückfluss von Mehrwerth von den in seinem Besitz befindlichen Mitteln zu leben.
In diesem Fall war angenommen, dass die Geldsumme, die der Kapi- talist bis zum ersten Rückfluss seines Kapitals zur Bestreitung seiner individuellen Konsumtion in Cirkulation wirft, exakt gleich ist dem von ihm producirten und daher zu versilbernden Mehrwerth. Dies ist
offenbar, mit Bezug auf den einzelnen Kapitalisten, eine willkürliche An- nahme. Aber sie muss richtig sein für die gesammte Kapitalistenklasse, bei Unterstellung einfacher Reproduktion. Sie drückt nur dasselbe aus, was diese Unterstellung besagt, nämlich dass der ganze Mehrwerth, aber auch nur dieser, also kein Bruchtheil des ursprünglichen Kapitalstocks, unproduktiv verzehrt wird.
Es war oben unterstellt, dass die Gesammtproduktion an edlen Me- tallen (= 500 £ gesetzt) nur hinreicht um den Geldverschleiss zu ersetzen.
Die Gold producirenden Kapitalisten besitzen ihr ganzes Produkt in Gold, sowohl den Theil desselben, der konstantes Kapital, wie den der variables Kapital ersetzt, wie auch den aus Mehrwerth bestehenden. Ein Theil des gesellschaftlichen Mehrwerths besteht also aus Gold, nicht aus Produkt, das sich erst innerhalb der Cirkulation vergoldet. Er besteht von vornherein aus Gold und wird in die Cirkulation geworfen, um ihr Produkte zu entziehn. Dasselbe gilt hier vom Arbeitslohn, dem variablen Kapital, und vom Ersatz des vorgeschossnen konstanten Kapitals. Wenn also ein Theil der Kapitalistenklasse einen Waarenwerth in die Cirkulation wirft, größer (um den Mehrwerth) als das von ihnen vorgeschossne Geld- kapital, so wirft ein andrer Theil der Kapitalisten einen größren Geld- werth (größer um den Mehrwerth) in die Cirkulation als der Waaren- werth, den sie der Cirkulation zur Produktion des Goldes beständig ent- ziehn. Wenn ein Theil der Kapitalisten beständig mehr Geld aus der Cirkulation auspumpt als er einschiesst, so pumpt der Gold producirende Theil beständig mehr Geld ein als er ihr in Produktionsmitteln entzieht.
Obgleich nun von diesem Produkt von 500 £ Gold ein Theil Mehrwerth der Goldproducenten ist, so ist die ganze Summe doch nur bestimmt zum Ersatz des für die Cirkulation der Waaren nöthigen Geldes; wie viel davon den Mehrwerth der Waaren versilbert, wie viel ihre andren Werthbestandtheile, ist dabei gleichgültig.
Wenn man die Goldproduktion aus dem Land heraus in andre Länder verlegt, so ändert das absolut nichts an der Sache. Ein Theil der ge- sellschaftlichen Arbeitskraft und der gesellschaftlichen Produktionsmittel im Land A ist in ein Produkt verwandelt, z. B. Leinwand zum Werth von 500 £, die nach dem Land B ausgeführt wird, um dort Gold zu kaufen. Das so im Land A verwandte produktive Kapital wirft ebenso-
wonig Waare, im Unterschied von Geld, auf den Markt des Landes A, als wenn es direkt in der Goldproduktion verwandt wäre. Dies Produkt von A stellt sich in 500 £ Gold dar, und tritt nur als Geld in die Cirkulation des Landes A. Der Theil des gesellschaftlichen Mehrwerths, den dies Produkt enthält, existirt direkt in Geld und für das Land A nie anders als in der Form von Geld. Obgleich für die Kapitalisten, welche das Gold produciren, nur ein Theil des Produkts Mehrwerth, ein andrer den Kapitalersatz darstellt, so hängt dagegen die Frage, wie viel von diesem Gold, ausser dem cirkulirenden konstanten Kapital, variables Ka- pital ersetzt und wie viel Mehrwerth darstellt, ausschliesslich ab von den resp. Verhältnissen, die Arbeitslohn und Mehrwerth vom Werth der cirkulirenden Waaren bilden. Der Theil, der Mehrwerth bildet, vertheilt sich unter die verschiednen Mitglieder der Kapitalistenklasse. Obgleich er beständig für die individuelle Konsumtion von ihnen ausgegeben und durch Verkauf neuen Produkts wieder eingenommen wird — gerade dieser Kauf und Verkauf macht überhaupt nur das zur Vergoldung des Mehr- werths nöthige Geld unter ihnen selbst cirkuliren, — so befindet sich doch, wenn auch in wechselnden Portionen, ein Theil des gesellschaftlichen Mehrwerths in der Form von Geld in der Tasche der Kapitalisten, ganz wie sich ein Theil des Arbeitslohns wenigstens während eines Theils der Woche in der Form von Geld in den Taschen der Arbeiter aufhält. Und dieser Theil ist nicht beschränkt durch den Theil des Geldprodukts, der ursprünglich den Mehrwerth der Gold producirenden Kapitalisten bildet, sondern wie gesagt, durch die Proportion, worin obiges Produkt von 500 £ sich zwischen Kapitalisten und Arbeiter überhaupt vertheilt und worin der zu cirkulirende Waarenvorrath aus Mehrwerth und den andren Bestandtheilen des Werths besteht.
Indess besteht der Theil des Mehrwerths, der nicht in andren Waaren existirt, sondern neben diesen andren Waaren in Geld, nur soweit aus einem Theil des jährlich producirten Goldes, als ein Theil der jährlichen Goldproduktion zur Realisirung des Mehrwerths cirkulirt. Der andre Theil des Gelds der sich fortwährend in wechselnden Portionen als Geldform ihres Mehrwerths in den Händen der Kapitalistenklasse befindet, ist nicht Element des jährlich producirten Goldes, sondern der früher im Land akkumulirten Geldmassen.
Nach unsrer Unterstellung reicht die jährliche Goldproduktion von
500 £ nur gerade hin, um das jährlich verschlissne Geld zu ersetzen. Halten wir daher nur diese 500 £ im Auge, und abstrahiren wir von dem Theil der jährlich producirten Waarenmasse, zu deren Cirkulation früher akkumulirtes Geld dient, so findet der in Waarenform producirte Mehrwerth schon deswegen Geld zu seiner Vergoldung in der Cirkulation vor, weil auf der andren Seite Mehrwerth jährlich in der Form von Gold producirt wird. Dasselbe gilt von den andren Theilen des Goldprodukts von 500 £, die das vorgeschossne Geldkapital ersetzen.
Es ist hier nun zweierlei zu bemerken.
Es folgt erstens: Der von den Kapitalisten in Geld ausgegebne Mehrwerth, sowohl wie das von ihnen in Geld vorgeschossne, variable und sonstige produktive Kapital ist in der That Produkt der Arbeiter, nämlich der in der Goldproduktion beschäftigten Arbeiter. Sie produciren neu sowohl den Theil des Goldprodukts, der ihnen als Arbeitslohn „vorge- schossen“ wird, wie den Theil des Goldprodukts, worin sich der Mehr- werth der kapitalistischen Goldproducenten unmittelbar darstellt. Was endlich den Theil des Goldprodukts betrifft, der nur den zu seiner Pro- duktion vorgeschossnen konstanten Kapitalwerth ersetzt, so erscheint er nur in Geldform (überhaupt in einem Produkt) wieder durch die jährliche Arbeit der Arbeiter. Bei Beginn des Geschäfts wurde er ursprünglich vom Kapitalisten weggegeben in Geld, welches nicht neu producirt, sondern Theil der umlaufenden gesellschaftlichen Geldmasse bildete. Soweit er dagegen durch neues Produkt, zuschüssiges Gold ersetzt wird, ist er das jährliche Produkt des Arbeiters. Der Vorschuss von Seiten des Kapita- listen erscheint auch hier nur als eine Form, die daher stammt, dass der Arbeiter weder Besitzer seiner eignen Produktionsmittel ist, noch während der Produktion über die von andren Arbeitern producirten Le- bensmittel verfügt.
Zweitens aber, was die von diesem jährlichen Ersatz von 500 £ unabhängig existirende, theils in Schatzform, theils in Form von umlau- fendem Geld befindliche Geldmasse betrifft, so muss es sich mit ihr gerade so verhalten, d. h. ursprünglich verhalten haben, wie es sich mit diesen 500 £ noch jährlich verhält. Auf diesen Punkt kommen wir am Schluss dieses Unterabschnitts zurück. Vorher noch einige andre Bemerkungen.
Man hat bei Betrachtung des Umschlags gesehn, dass, unter sonst gleichbleibenden Umständen, mit dem Wechsel in der Größe der Um- schlagsperioden wechselnde Massen Geldkapital nöthig sind, um die Pro- duktion auf derselben Stufenleiter auszuführen. Die Elasticität der Geld- cirkulation muss also groß genug sein, um sich diesem Wechsel von Aus- dehnung und Zusammenziehung anzupassen.
Nimmt man ferner sonst gleichbleibende Umstände an — auch un- veränderte Größe, Intensität und Produktivität des Arbeitstags — aber veränderte Theilung des Werthprodukts zwischen Arbeitslohn und Mehrwerth, sodass entweder der erstre steigt und der letztre fällt, oder umgekehrt, so wird dadurch die Masse des umlaufenden Gelds nicht berührt. Dieser Wechsel kann vorgehn ohne irgend welche Expansion oder Kontraktion der im Umlauf befindlichen Geldmasse. Betrachten wir na- mentlich den Fall, wo der Arbeitslohn allgemein stiege und daher — unter den vorausgesetzten Bedingungen — die Rate des Mehrwerths allgemein fiele, ausserdem, ebenfalls nach Unterstellung, kein Wechsel im Werth der cirkulirenden Waarenmasse stattfinde. In diesem Fall wächst aller- dings das Geldkapital, das als variables Kapital vorgeschossen werden muss, also die Geldmasse, die in dieser Funktion dient. Aber um gerade soviel, wie die zur Funktion von variablem Kapital erforderliche Geld- masse wächst, um gerade so viel nimmt der Mehrwerth ab, also auch die zu seiner Realisirung nöthige Geldmasse. Die Summe der zur Realisirung des Waarenwerths nöthigen Geldmasse wird davon ebenso wenig berührt wie dieser Waarenwerth selbst. Der Kostenpreis der Waare steigt für den einzelnen Kapitalisten, aber ihr gesellschaftlicher Produktionspreis bleibt unverändert. Was verändert wird ist das Verhältniss worin, abge- sehn vom konstanten Werththeil, der Produktionspreis der Waaren sich in Arbeitslohn und Profit theilt.
Aber, sagt man, größre Auslage von variablem Geldkapital (der Werth des Gelds ist natürlich als gleichbleibend vorausgesetzt) heißt so- viel als größre Masse von Geldmitteln in der Hand der Arbeiter. Hier- aus folgt größre Nachfrage nach Waaren von Seiten der Arbeiter. Weitre Folge ist Steigen im Preis der Waaren. — Oder man sagt: Steigt der Arbeitslohn, so erhöhn die Kapitalisten die Preise ihrer Waare. — In beiden Fällen verursacht das allgemeine Steigen des Arbeitslohns
Steigen der Waarenpreise. Daher muss eine größre Geldmasse nöthig sein, um die Waaren zu cirkuliren, ob man das Steigen der Preise nun in der einen oder andren Weise erklärt.
Antwort auf die erste Fassung: In Folge steigenden Arbeitslohns wird namentlieh die Nachfrage der Arbeiter nach nothwendigen Lebens- mitteln wachsen. In einem geringren Grad wird ihre Nachfrage nach Luxusartikeln zunehmen, oder sich Nachfrage einstellen für Artikel, die früher nicht in den Bereich ihrer Konsumtion fielen. Die plötzliche und auf größrer Stufenleiter gesteigerte Nachfrage nach nothwendigen Lebens- mitteln wird unbedingt momentan ihren Preis steigern. Folge davon: Ein größrer Theil des gesellschaftlichen Kapitals wird in Produktion von nothwendigen Lebensmitteln, ein geringrer in der Produktion von Luxus- mitteln verwandt, da letztre im Preise fallen, wegen des verminderten Mehrwerths und daher der verminderten Nachfrage der Kapitalisten für dieselben. Soweit die Arbeiter dagegen selbst Luxusmittel kaufen, wirkt die Erhöhung ihres Lohns — innerhalb dieses Umfangs — nicht auf Steigerung des Preises von nothwendigen Lebensmitteln, sondern deplacirt nur die Käufer von Luxuswaaren. Mehr Luxus- waaren als bisher gehn ein in den Konsum der Arbeiter, und verhält- nissmäßig weniger in den Konsum der Kapitalisten. Voilà tout. Nach einigen Oscillationen cirkulirt eine Waarenmasse vom selben Werth wie vorher. — Was die momentanen Oscillationen betrifft, so werden sie kein andres Resultat haben als unbeschäftigtes Geldkapital in die inländische Cirkulation zu werfen, das bisher in spekulativen Unternehmungen an der Börse oder im Auslande Beschäftigung suchte.
Antwort auf die zweite Fassung: Wenn es in der Hand der kapi- talistischen Producenten stände, beliebig die Preise ihrer Waaren zu er- höhn, so könnten und würden sie das thun auch ohne Steigen des Arbeits- lohns. Der Arbeitslohn würde nie steigen bei sinkenden Waarenpreisen. Die Kapitalistenklasse würde sich nie den Trades’ Unions widersetzen, da sie stets und unter allen Umständen thun könnte was sie jetzt ausnahms- weis unter bestimmten, besondren, so zu sagen lokalen Umständen, wirk- lich thut — nämlich jede Erhöhung des Arbeitslohns benutzen, um die Waarenpreise in viel höherem Grade zu erhöhn, also größren Profit einzustecken.
Die Behauptung, dass die Kapitalisten die Preise der Luxusmittel erhöhn können, weil die Nachfrage danach abnimmt (in Folge der ver- minderten Nachfrage der Kapitalisten, deren Kaufmittel dafür abgenommen haben), wäre eine ganz originelle Anwendung des Gesetzes von Nachfrage und Angebot. Soweit nicht bloss Deplacement der Käufer dafür eintritt, Arbeiter statt Kapitalisten, — und soweit dies Deplacement stattfindet, wirkt die Nachfrage der Arbeiter nicht auf Preissteigerung der nothwen- digen Lebensmittel, denn den Theil des Lohnzuschusses, den die Arbeiter für Luxusmittel verausgaben, können sie nicht für nothwendige Lebens- mittel verausgaben, — fallen die Preise der Luxusmittel in Folge der verminderten Nachfrage. In Folge dessen wird Kapital aus ihrer Produktion zurückgezogen, bis ihre Zufuhr auf das Maß reducirt ist, das ihrer veränderten Rolle im gesellschaftlichen Produktionspro- cess entspricht. Mit dieser verringerten Produktion steigen sie, bei sonst unverändertem Werth, wieder auf ihre normalen Preise. Solange diese Kontraktion oder dieser Ausgleichungsprocess stattfindet, wird ebenso beständig, bei steigenden Preisen der Lebensmittel, der Produktion dieser letztren ebensoviel Kapital zugeführt, als dem andren Zweig der Pro- duktion entzogen wird, bis die Nachfrage gesättigt ist. Dann tritt wieder Gleichgewicht ein, und das Ende des ganzen Processes ist, dass das ge- sellschaftliche Kapital, und daher auch das Geldkapital, zwischen der Pro- duktion von nothwendigen Lebensmitteln und der von Luxusmitteln in veränderter Proportion getheilt ist.
Der ganze Einwurf ist ein Schreckschuss der Kapitalisten und ihrer ökonomischen Sykophanten.
Die Thatsachen, die den Vorwand zu diesem Schreckschuss liefern, sind dreierlei Art.
1) Es ist ein allgemeines Gesetz der Geldcirkulation, dass wenn die Preissumme der cirkulirenden Waaren steigt — ob diese Vermehrung der Preissumme nun für dieselbe Waarenmasse oder für eine vergrößerte stattfindet — bei sonst gleichbleibenden Umständen die Masse des cirku- lirenden Geldes wächst. Es wird nun die Wirkung mit der Ursache ver- wechselt. Der Arbeitslohn steigt (wenn auch selten und nur ausnahms- weis verhältnissmäßig) mit dem steigenden Preis der nothwendigen Le- bensmittel. Sein Steigen ist Folge, nicht Ursache des Steigens der Waarenpreise.
2) Bei einem partiellen oder lokalen Steigen des Arbeitslohns — d. h. Steigen in nur einzelnen Produktionszweigen — kann dadurch eine lokale Preissteigerung der Produkte dieser Zweige erfolgen. Aber selbst dies hängt von vielen Umständen ab. Z. B. dass der Arbeitslohn hier nicht abnorm gedrückt, und daher die Profitrate nicht abnorm hoch war, dass der Markt für diese Waaren sich nicht verengt durch die Preis- steigerung (also für ihre Preissteigerung nicht vorherige Kontraktion ihrer Zufuhr nöthig ist) etc.
3) Bei allgemeiner Erhöhung des Arbeitslohns steigt der Preis der producirten Waaren in Industriezweigen, wo das variable Kapital vor- herrscht, fällt dafür aber in solchen, wo das konstante resp. fixe Kapital vorherrscht.
Es zeigte sich bei der einfachen Waarencirkulation (Buch I, Kap. III, 2), dass, wenn auch innerhalb der Cirkulation jedes bestimmten Waaren- quantums seine Geldform nur verschwindend ist, doch das bei der Meta- morphose einer Waare in der Hand des Einen verschwindende Geld noth- wendig seinen Platz in der eines Andern nimmt, also nicht nur in erster Instanz Waaren allseitig ausgetauscht werden oder sich ersetzen, sondern auch dieser Ersatz vermittelt und begleitet ist von allseitigem Nieder- schlag von Geld. „Der Ersatz von Waare durch Waare lässt zugleich in dritter Hand die Geldwaare hängen. Die Cirkulation schwitzt beständig Geld aus.“ (Buch I, S. 92.) Dasselbe identische Faktum drückt sich auf Grundlage der kapitalistischen Waarenproduktion so aus, dass be- ständig ein Theil des Kapitals in der Form von Geldkapital existirt, und beständig ein Theil des Mehrwerths sich ebenfalls in Geldform in den Händen seiner Besitzer befindet.
Hiervon abgesehn, ist der Kreislauf des Gelds — d. h. der Rückfluss des Gelds zu seinem Ausgangspunkt — soweit er ein Moment des Umschlags des Kapitals bildet, ein ganz verschiednes, ja selbst entgegengesetztes Phänomen zum Umlauf des Gelds(FN33), der
seine stete Entfernung vom Ausgangspunkt durch eine Reihe von Händen ausdrückt. (Buch I, S. 94.) Dennoch schliesst beschleunigter Umschlag eo ipso beschleunigten Umlauf ein.
Zunächst was das variable Kapital angeht: Schlägt z. B. ein Geld- kapital von 500 £ in der Form von variablem Kapital zehnmal im Jahr um, so ist klar, dass dieser aliquote Theil der cirkulirenden Geldmasse seine zehnfache Werthsumme = 5000 £ cirkulirt. Es läuft zehnmal im Jahre um zwischen Kapitalist und Arbeiter. Der Arbeiter wird be- zahlt und zahlt zehnmal im Jahr mit demselben aliquoten Theil der cir- kulirenden Geldmasse. Schlüge bei gleicher Stufenleiter der Produktion dies variable Kapital einmal im Jahr um, so fände nur einmaliger Um- lauf von 5000 £ statt.
Ferner: Der konstante Theil des cirkulirenden Kapitals sei = 1000 £. Schlägt das Kapital zehnmal um, so verkauft der Kapitalist zehnmal im Jahr seine Waare, also auch den konstanten cirkulirenden Theil ihres Werths. Derselbe aliquote Theil der cirkulirenden Geldmasse (= 1000 £) geht zehnmal im Jahr aus der Hand seiner Besitzer in die des Kapita- listen über. Dies sind zehn Stellenwechsel dieses Geldes aus einer Hand in die andre. Zweitens: Der Kapitalist kauft zehnmal im Jahr Pro- duktionsmittel; dies sind wieder zehn Umläufe des Gelds aus einer Hand in die andre. Mit Geld zum Betrag von 1000 £ ist Waare für 10,000 £
vom industriellen Kapitalisten verkauft und wieder Waare für 10,000 £ eingekauft. Durch zwanzigmaligen Umlauf der 1000 £ Geld ist ein Waarenvorrath von 20,000 £ cirkulirt.
Endlich läuft bei beschleunigtem Umschlag auch der Geldtheil rascher um, der den Mehrwerth realisirt.
Dagegen schliesst nicht umgekehrt ein raschrer Geldumlauf noth- wendig einen raschren Kapitalumschlag und daher auch Geldumschlag ein, d. h. nicht nothwendig Verkürzung und raschre Erneuerung des Re- produktionsprocesses.
Raschrer Geldumlauf findet jedesmal statt, sobald eine größre Masse Transaktionen mit derselben Geldmasse vollzogen werden. Dies kann auch bei gleichen Reproduktionsperioden des Kapitals der Fall sein, in Folge veränderter technischer Veranstaltungen für den Geldumlauf. Ferner: Es kann sich die Masse von Transaktionen vermehren, in denen Geld umläuft ohne wirklichen Waarenumsatz auszudrücken (Differenzgeschäfte an der Börse u. s. w.). Andrerseits können Geldumläufe ganz wegfallen. Z. B. wo der Landwirth selbst Grundbesitzer ist, findet kein Geldumlauf statt zwischen dem Pächter und Grundbesitzer; wo der industrielle Kapitalist selbst Eigenthümer des Kapitals, findet kein Umlauf statt zwischen ihm und dem Kreditgeber.
Was die ursprüngliche Bildung eines Geldschatzes in einem Lande betrifft, sowie die Aneignung desselben durch Wenige, so ist es unnöthig hier weiter darauf einzugehn.
Die kapitalistische Produktionsweise — wie ihre Basis die Lohnarbeit ist, so auch die Zahlung des Arbeiters in Geld und überhaupt die Ver- wandlung von Naturalleistungen in Geldleistungen — kann sich erst in größrem Umfang und tiefrer Durchbildung dort entwickeln, wo im Lande eine Geldmasse, hinreichend für die Cirkulation und die durch sie bedingte Schatzbildung (Reservefonds etc.) vorhanden ist. Dies ist historische Vor- aussetzung, obgleich die Sache nicht so zu verstehn, dass erst eine hin- reichende Schatzmasse gebildet wird und dann die kapitalistische Produktion beginnt. Sondern sie entwickelt sich gleichzeitig mit der Entwicklung ihrer Bedingungen, und eine dieser Bedingungen ist eine genügende Zu-
fuhr von edlen Metallen. Daher die vermehrte Zufuhr der edlen Metalle seit dem 16. Jahrhundert ein wesentliches Moment in der Entwicklungs- geschichte der kapitalistischen Produktion bildet. Soweit es sich aber um die nöthige weitere Zufuhr von Geldmaterial auf der Basis der kapi- talistischen Produktionsweise handelt, so wird auf der einen Seite Mehr- werth in Produkt in die Cirkulation geworfen ohne das zu seiner Ver- silbrung nöthige Geld, und auf der andren Seite Mehrwerth in Gold, ohne vorherige Verwandlung von Produkt in Geld.
Die zuschüssigen Waaren, die sich in Geld zu verwandeln haben, finden die nöthige Geldsumme vor, weil auf der andren Seite, nicht durch den Austausch, sondern durch die Produktion selbst zuschüssiges Gold (und Silber) in die Cirkulation geworfen wird, das sich in Waaren zu verwandeln hat.
Soweit die Akkumulation in der Form von Reproduktion auf er- weiterter Stufenleiter stattfindet, ist es klar, dass sie kein neues Problem mit Bezug auf die Geldcirkulation bietet.
Was zunächst das zuschüssige Geldkapital betrifft, erheischt zur Funktion des wachsenden produktiven Kapitals, so wird es geliefert durch den Theil des realisirten Mehrwerths, der als Geldkapital, statt als Geld- form der Revenue, von den Kapitalisten in Cirkulation geworfen wird. Das Geld ist bereits in der Hand der Kapitalisten. Bloss seine Anwen- dung ist verschieden.
Nun wird aber in Folge des zuschüssigen produktiven Kapitals, als sein Produkt, eine zuschüssige Waarenmasse in Cirkulation geworfen. Mit dieser zuschüssigen Waarenmasse wurde zugleich ein Theil des zu ihrer Realisation nöthigen zuschüssigen Gelds in Cirkulation geworfen, so- weit nämlich der Werth dieser Waarenmasse gleich ist dem Werth des in ihrer Produktion verzehrten produktiven Kapitals. Diese zuschüssige Geldmasse ist gerade als zuschüssiges Geldkapital vorgeschossen worden und fließt daher zum Kapitalisten zurück durch den Umschlag seines Kapitals. Hier tritt wieder dieselbe Frage auf wie oben. Wo kommt das zuschüssige Geld her, um den jetzt in Waarenform vorhandnen zu- schüssigen Mehrwerth zu realisiren?
Die allgemeine Antwort ist wieder dieselbe. Die Preissumme der cirkulirenden Waarenmasse ist vermehrt, nicht weil die Preise einer ge- gebnen Waarenmasse gestiegen, sondern weil die Masse der jetzt cirku- lirenden Waaren größer ist als die der früher cirkulirenden Waaren, ohne dass dies durch einen Fall der Preise ausgeglichen wäre. Das zur Cir- kulation dieser größren Waarenmasse von größrem Werth erforderte zu- schüssige Geld muss beschafft werden entweder durch erhöhte Oekonomi- sirung der cirkulirenden Geldmasse — sei es durch Ausgleichung der Zahlungen etc., sei es durch Mittel, welche den Umlauf derselben Geld- stücke beschleunigen — oder aber durch Verwandlung von Geld aus der Schatzform in die cirkulirende Form. Letztres schließt nicht nur ein, dass brachliegendes Geldkapital in Funktion tritt als Kauf- oder Zahlungs- mittel; oder auch, daes bereits als Reservefonds fungirendes Geldkapital, während es seinem Eigner die Funktion des Reservefonds vollzieht, für die Gesellschaft aktiv cirkulirt (wie bei Depositen in Banken, die be- ständig ausgeliehen werden), also doppelte Funktion vollzieht, — sondern auch, dass die stagnirenden Reservefonds von Münze ökonomisirt werden.
„Damit das Geld als Münze beständig fließt, muss die Münze be- ständig zu Geld gerinnen. Der beständige Umlauf der Münze ist bedingt durch ihre beständige Stockung in größren oder kleinren Portionen in allseitig innerhalb der Cirkulation ebensowohl entspringenden, als sie be- dingenden Reservefonds von Münze, deren Bildung, Vertheilung, Auflösung und Wiederbildung stets wechselt, deren Dasein beständig verschwindet, deren Verschwinden beständig da ist. A. Smith hat diese unaufhörliche Verwandlung der Münze in Geld und des Geldes in Münze so ausge- drückt, dass jeder Waarenbesitzer neben der besondren Waare, die er ver- kauft, eine gewisse Summe der allgemeinen Waare, womit er kauft, stets vorräthig haben müsse. Wir sahen, dass in der Cirkulation W — G — W das zweite Glied G — W sich beständig in eine Reihe Käufe zer- splittert, die sich nicht auf einmal, sondern successiv in der Zeit voll- ziehn, sodass eine Portion von G als Münze umläuft, während die andre als Geld ruht. Das Geld ist hier in der That nur suspendirte Münze, und die einzelnen Bestandtheile der umlaufenden Münzmasse erscheinen stets wechselnd bald in der einen, bald in der andren Form. Diese erste Verwandlung des Cirkulationsmittels in Geld stellt daher ein nur tech- nisches Moment des Geldumlaufs selbst dar.“ (Karl Marx, Zur Kritik der
Politischen Oekonomie. 1859. S. 105, 106. — „Münze“ im Gegen- satz zu Geld wird hier gebraucht zur Bezeichnung des Geldes in seiner Funktion als blosses Cirkulationsmittel im Gegensatz zu seinen übrigen Funktionen.)
Soweit alle diese Mittel nicht hinreichen, muss zuschüssige Goldpro- dnktion stattfinden, oder was auf dasselbe herauskommt, ein Theil des zuschüssigen Produkts wird gegen Gold — das Produkt der Länder der Edelmetallproduktion — direkt oder indirekt ausgetauscht.
Die ganze Summe der Arbeitskraft und der gesellschaftlichen Pro- duktionsmittel, die in der jährlichen Produktion von Gold und Silber als Instrumenten der Cirkulation verausgabt wird, bildet einen schweren Posten der faux frais der kapitalistischen, überhaupt der auf Waarenproduktion gegründeten Produktionsweise. Sie entzieht der gesellschaftlichen Aus- nutzung eine entsprechende Summe möglicher, zuschüssiger Mittel der Produktion und Konsumtion, d. h. des wirklichen Reichthums. Soweit bei gleichbleibender gegebner Stufenleiter der Produktion oder bei ge- gebnem Grad ihrer Ausdehnung die Kosten dieser theuren Cirkulations- maschinerie vermindert werden, soweit wird dadurch die Produktiv- kraft der gesellschaftlichen Arbeit gesteigert. Soweit also die mit dem Kreditwesen sich entwickelnden Aushülfsmittel diese Wirkung haben, vermehren sie direkt den kapitalistischen Reichthum, sei es, dass ein großer Theil des gesellschaftlichen Produktions- und Arbeitsprocesses dadurch ohne alle Intervention von wirklichem Geld vollzogen, sei es, dass die Funktionsfähigkeit der wirklich fungirenden Geldmasse ge- steigert wird.
Es erledigt sich damit auch die abgeschmackte Frage, ob die kapi- talistische Produktion in ihrem jetzigen Umfang ohne das Kreditwesen (selbst nur von diesem Standpunkt betrachtet) möglich wäre, d. h. mit bloss metallischer Cirkulation. Es ist dies offenbar nicht der Fall. Sie hätte vielmehr Schranken gefunden an dem Umfang der Edelmetallproduktion. Andrerseits muss man sich keine mystischen Vorstellungen machen über die produktive Kraft des Kreditwesens, soweit es Geldkapital zur Ver- fügung stellt oder flüssig macht. Die weitre Entwicklung hierüber ge- hört nicht hierher.
Es ist nun der Fall zu betrachten, wo nicht wirkliche Akkumulation d. h. unmittelbare Erweitrung der Produktionsleiter stattfindet, sondern ein Theil des realisirten Mehrwerths für längre oder kürzre Zeit als Geld- reservefonds aufgehäuft wird, um später in produktives Kapital ver- wandelt zu werden.
Soweit das sich so akkumulirende Geld zuschüssig, ist die Sache selbstverständlich. Es kann nur Theil des aus den Gold producirenden Ländern zugeführten überschüssigen Goldes sein. Es ist dabei zu merken, dass das nationale Produkt, wogegen dies Gold eingeführt, nicht länger im Lande existirt. Es ist in’s Ausland weggegeben gegen Gold.
Wird dagegen unterstellt, dass nach wie vor dieselbe Masse Geld im Land, so ist das aufgehäufte und sich aufhäufende Geld aus der Cirkulation hergeflossen; bloss seine Funktion ist verwandelt. Aus cirku- lirendem Geld ist es in sich allmälig bildendes, latentes Geldkapital verwandelt.
Das Geld, das hier aufgehäuft wird, ist die Geldform von verkaufter Waare, und zwar von dem Theile ihres Werths, der für ihren Besitzer Mehrwerth darstellt. (Das Kreditwesen wird hier als nicht existirend vor- ausgesetzt.) Der Kapitalist, der dies Geld aufgehäuft, hat pro tanto ver- kauft ohne zu kaufen.
Stellt man sich diesen Vorgang partiell vor, so ist nichts daran zu erklären. Ein Theil der Kapitalisten behält einen Theil des aus dem Verkauf seines Produkts gelösten Geldes, ohne dafür Produkt dem Markt zu entziehn. Ein andrer Theil dagegen verwandelt, mit Ausnahme des beständig rekurrirenden, für den Produktionsbetrieb nöthigen Geldkapitals, sein Geld ganz in Produkt. Ein Theil des als Träger von Mehrwerth auf den Markt geworfnen Produkts besteht aus Produktionsmitteln oder aus den realen Elementen des variablen Kapitals, nothwendigen Lebens- mitteln. Es kann also sofort zur Erweitrung der Produktion dienen. Denn es ist keineswegs unterstellt, dass ein Theil der Kapitalisten Geldkapital aufhäuft, während der andre seinen Mehrwerth ganz verzehrt, sondern nur, dass der eine Theil seine Akkumulation in Geldform vollzieht, latentes Geldkapital bildet, während der andre wirklich akkumulirt, d. h. die Produktionsleiter erweitert, sein produktives Kapital wirklich ausdehnt. Die vorhandne Geldmasse bleibt hinreichend für die Bedürfnisse der Cir- kulation, selbst wenn abwechselnd ein Theil der Kapitalisten Geld auf-
häuft, während der andre die Produktionsleiter erweitert, und umgekehrt. Die Geldaufhäufung auf der einen Seite kann zudem auch ohne baares Geld durch blosse Aufhäufung von Schuldforderungen vor sich gehn.
Aber die Schwierigkeit kommt dann, wenn wir nicht partielle, son- dern allgemeine Akkumulation von Geldkapital in der Kapitalistenklasse voraussetzen. Ausser dieser Klasse gibt es nach unsrer Unterstellung — allgemeine und ausschliessliche Herrschaft der kapitalistischen Produktion — überhaupt keine andre Klasse als die Arbeiterklasse. Alles was die Arbeiterklasse kauft, ist gleich der Summe ihres Arbeitslohns, gleich der Summe des von der gesammten Kapitalistenklasse vorgeschossnen variablen Kapitals. Dies Geld strömt der letztren zurück durch den Verkauf ihres Produkts an die Arbeiterklasse. Ihr variables Kapital erhält dadurch wieder seine Geldform. Die Summe des variablen Kapitals sei = x × 100 £, d. h. die Summe nicht des im Jahre vorgeschossnen, sondern angewandten variablen Kapitals; mit wie viel oder wenig Geld, je nach Umschlagsgeschwindigkeit, dieser variable Kapitalwerth während des Jahrs vorgeschossen wird, ändert an der jetzt betrachteten Frage nichts. Mit diesen x × 100 £ Kapital kauft die Kapitalistenklasse eine gewisse Masse Arbeitskraft, oder zahlt Lohn an eine gewisse Zahl Arbeiter — erste Transaktion. Die Arbeiter kaufen mit derselben Summe ein Quantum Waaren von den Kapitalisten, damit fliesst die Summe von x × 100 £ in die Hände der Kapitalisten zurück — zweite Transaktion. Und dies wiederholt sich beständig. Die Summe von x × 100 £ kann also nie die Arbeiterklasse befähigen, den Theil des Produkts zu kaufen, worin sich das konstante Kapital, geschweige den Theil, worin sich der Mehrwerth der Kapitalistenklasse darstellt. Die Arbeiter können mit den x × 100 £ immer nur einen Werththeil des gesellschaftlichen Produkts kaufen, der gleich ist dem Werththeil, worin sich der Werth des vor- geschossnen variablen Kapitals darstellt.
Abgesehn von dem Fall, worin diese allseitige Geldakkumulation nichts ausdrückt als die Vertheilung des zuschüssig eingeführten Edel- metalls, in welcher Proportion immer, unter die verschiednen einzelnen Kapitalisten, — wie soll da also die gesammte Kapitalistenklasse Geld akkumuliren?
Sie müssten alle einen Theil ihres Produkts verkaufen, ohne wieder zu kaufen. Dass sie alle einen bestimmten Geldfonds besitzen, den sie
als Cirkulationsmittel für ihre Konsumtion in Cirkulation werfen, und wovon Jedem wieder ein gewisser Theil aus der Cirkulation zurückfliesst, ist durchaus nichts Mysteriöses. Aber dieser Geldfonds besteht dann ge- rade als Cirkulationsfonds durch die Versilberung des Mehrwerths, keines- wegs aber als latentes Geldkapital.
Betrachtet man die Sache, wie sie sich in der Wirklichkeit ereignet, so besteht das latente Geldkapital, das zu spätrem Gebrauch aufgehäuft wird:
1) Aus Depositen in Banken; und es ist eine verhältnissmäßig ge- ringe Geldsumme, worüber die Bank wirklich verfügt. Es ist hier nur nominell Geldkapital aufgehäuft. Was wirklich aufgehäuft ist sind Geld- fordrungen, die nur deswegen versilberbar sind (soweit sie je versilbert werden) weil ein Gleichgewicht zwischen dem zurückgeforderten und dem eingelegten Geld stattfindet. Was sich als Geld in den Händen der Bank befindet, ist relativ nur eine kleine Summe.
2) Aus Staatspapieren. Diese sind überhaupt kein Kapital, sondern blosse Schuldforderungen auf das jährliche Produkt der Nation.
3) Aus Aktien. Soweit kein Schwindel, sind sie Besitztitel auf, einer Korporation gehöriges, wirkliches Kapital und Anweisung auf den daraus jährlich fliessenden Mehrwerth.
In allen diesen Fällen besteht keine Aufhäufung von Geld, sondern, was auf der einen Seite als Aufhäufung von Geldkapital, erscheint auf der andren als beständige, wirkliche Verausgabung von Geld. Ob das Geld von dem verausgabt wird, dem es gehört, oder von andren, seinen Schuldnern, ändert nichts an der Sache.
Auf Grundlage der kapitalistischen Produktion ist die Schatzbildung als solche nie Zweck, sondern Resultat entweder einer Stockung der Cir- kulation — indem grössre Geldmassen als gewöhnlich die Schatzform an- nehmen — oder der durch den Umschlag bedingten Anhäufungen, oder endlich: der Schatz ist nur Bildung von Geldkapital, einstweilen in la- tenter Form, bestimmt als produktives Kapital zu fungiren.
Wenn daher auf der einen Seite ein Theil des in Geld realisirten Mehrwerths der Cirkulation entzogen und als Schatz aufgehäuft wird, so wird gleichzeitig beständig ein andrer Theil des Mehrwerths in produk- tives Kapital verwandelt. Mit Ausnahme der Vertheilung zuschüssigen Edelmetalls unter die Kapitalistenklasse findet die Aufhäufung in Geldform nie gleichzeitig an allen Punkten statt.
Von dem Theil des jährlichen Produkts, der Mehrwerth in Waaren- form darstellt, gilt ganz dasselbe was von dem andren Theil des jähr- lichen Produkts. Zu seiner Cirkulation ist eine gewisse Geldsumme er- heischt. Diese Geldsumme gehört ebensowohl der Kapitalistenklasse, wie die jährlich producirte Waarenmasse, die Mehrwerth darstellt. Sie wird ursprünglich von der Kapitalistenklasse selbst in Cirkulation geworfen. Sie vertheilt sich beständig von neuem unter sie durch die Cirkulation selbst. Wie bei der Cirkulation der Münze überhaupt, stockt ein Theil dieser Masse an beständig wechselnden Punkten, während ein andrer Theil beständig cirkulirt. Ob ein Theil dieser Anhäufung absichtlich ist, um Geldkapital zu bilden, ändert an der Sache nichts.
Es ist hier abgesehn worden von den Abenteuern der Cirkulation, wodurch ein Kapitalist ein Stück vom Mehrwerth und selbst vom Kapital des andren an sich reisst, und daher eine einseitige Akkumulation und Centralisation sowohl für Geldkapital wie produktives Kapital eintritt. So kann z. B. Theil des erbeuteten Mehrwerths, den A als Geldkapital auf- häuft, ein Stück vom Mehrwerth des B sein, das nicht zu ihm zurückfliesst.
Der unmittelbare Produktionsprocess des Kapitals ist sein Arbeits- und Verwerthungsprocess, der Process, dessen Resultat das Waarenprodukt, und dessen bestimmendes Motiv die Produktion von Mehrwerth.
Der Reproduktionsprocess des Kapitals umfasst ebensowohl diesen unmittelbaren Produktionsprocess, wie die beiden Phasen des eigentlichen Cirkulationsprocesses, d. h. den gesammten Kreislauf, der als periodischer Process — Process, der sich in bestimmten Perioden stets von neuem wiederholt — den Umschlag des Kapitals bildet.
Ob wir nun den Kreislauf in der Form G … G' oder in der Form P … P betrachten, der unmittelbare Produktionsprocess P bildet stets selbst nur ein Glied dieses Kreislaufs. In der einen Form erscheint er als Vermittlung des Cirkulationsprocesses, in der andren Form erscheint der Cirkulationsprocess als seine Vermittlung. Seine beständige Erneue- rung, die beständige Wieder-Darstellung des Kapitals als produktives Ka- pital ist beidemal bedingt durch seine Verwandlungen im Cirkulations- process. Andrerseits ist der beständig erneuerte Produktionsprocess die Bedingung der Verwandlungen, die das Kapital in der Cirkulationssphäre stets von neuem durchmacht, seiner abwechselnden Darstellung als Geld- kapital und Waarenkapital.
Jedes einzelne Kapital bildet jedoch nur ein verselbständigtes, so zu sagen mit individuellem Leben begabtes Bruchstück des gesellschaft- lichen Gesammtkapitals, wie jeder einzelne Kapitalist nur ein individuelles Element der Kapitalistenklasse. Die Bewegung des gesellschaftlichen Ka- pitals besteht aus der Totalität der Bewegungen seiner verselbständigten Bruchstücke, der Umschläge der individuellen Kapitale. Wie die Meta- morphose der einzelnen Waare ein Glied der Metamorphosenreihe der Waarenwelt — der Waarencirkulation — ist, so die Metamorphose des individuellen Kapitals, sein Umschlag, ein Glied im Kreislauf des gesell- schaftlichen Kapitals.
Dieser Gesammtprocess umschliesst ebensowohl die produktive Kon- sumtion (den unmittelbaren Produktionsprocess) nebst den Formverwand- lungen (stofflich betrachtet Austauschen), die ihn vermitteln, wie die indi- viduelle Konsumtion mit den sie vermittelnden Formverwandlungen oder Austauschen. Sie umschliesst einerseits den Umsatz von variablem Kapital in Arbeitskraft, und daher die Einverleibung der Arbeitskraft in den kapi- talistischen Produktionsprocess. Hier tritt der Arbeiter als Verkäufer seiner Waare, der Arbeitskraft, auf und der Kapitalist als Käufer der- selben. Andrerseits aber ist im Verkauf der Waaren eingeschlossen der Kauf derselben durch die Arbeiterklasse, also deren individuelle Konsum- tion. Hier tritt die Arbeiterklasse als Käufer auf und die Kapitalisten als Waarenverkäufer an die Arbeiter.
Die Cirkulation des Waarenkapitals schliesst die Cirkulation des Mehrwerths ein, also auch die Käufe und Verkäufe, wodurch die Kapita- listen ihre individuelle Konsumtion, die Konsumtion des Mehrwerths vermitteln.
Der Kreislauf der individuellen Kapitale in ihrer Zusammenfassung zum gesellschaftlichen Kapital, also in seiner Totalität betrachtet, um- fasst also nicht nur die Cirkulation des Kapitals, sondern auch die all- gemeine Waarencirkulation. Die letztre kann primitiv nur aus zwei Be- standtheilen bestehn: 1) dem eignen Kreislauf des Kapitals, und 2) dem Kreislauf der Waaren, die in die individuelle Konsumtion eingehn, also der Waaren, worin der Arbeiter seinen Lohn und der Kapitalist seinen Mehrwerth (oder Theil seines Mehrwerths) verausgabt. Allerdings umfasst der Kreislauf des Kapitals auch die Cirkulation des Mehrwerths, soweit dieser Theil des Waarenkapitals bildet, und ebenso die Verwandlung von
variablem Kapital in Arbeitskraft, die Zahlung des Arbeitslohns. Aber die Verausgabung dieses Mehrwerths und Arbeitslohns in Waaren bildet kein Glied der Kapitalcirkulation, obwohl wenigstens die Verausgabung des Arbeitslohns diese Cirkulation bedingt.
Im I. Buch wurde der kapitalistische Produktionsprocess, sowohl als vereinzelter Vorgang wie als Reproduktionsprocess analysirt: die Produk- tion des Mehrwerths und die Produktion des Kapitals selbst. Der Form- und Stoffwechsel, den das Kapital innerhalb der Cirkulationssphäre durch- macht, wurde unterstellt, ohne weiter dabei zu verweilen. Es wurde also unterstellt, dass der Kapitalist einerseits das Produkt zu seinem Werth verkauft, andrerseits innerhalb der Cirkulationssphäre die sachlichen Pro- duktionsmittel vorfindet, um den Process von neuem zu beginnen oder kontinuirlich fortzuführen. Der einzige Akt innerhalb der Cirkulations- sphäre, wobei wir uns dort aufzuhalten hatten, war der Kauf und Ver- kauf der Arbeitskraft als Grundbedingung der kapitalistischen Produktion.
Im ersten Abschnitt dieses II. Buchs wurden die verschiednen Formen betrachtet, die das Kapital in seinem Kreislauf annimmt, und die ver- schiednen Formen dieses Kreislaufs selbst. Zu der im I. Buch betrach- teten Arbeitszeit kommt jetzt die Cirkulationszeit hinzu.
Im zweiten Abschnitt wurde der Kreislauf als periodischer, d. h. als Umschlag betrachtet. Es wurde einerseits gezeigt wie die verschiednen Bestandtheile des Kapitals (fixes und cirkulirendes) den Kreislauf der Formen in verschiednen Zeiträumen vollbringen und in verschiedner Weise; es wurden andrerseits die Umstände untersucht, wodurch verschiedne Länge der Arbeitsperiode und Cirkulationsperiode bedingt wird. Es zeigte sich der Einfluss der Kreislaufsperiode und des verschiednen Ver- hältnisses ihrer Bestandtheile auf den Umfang des Produktionsprocesses selbst wie auf die Jahresrate des Mehrwerths. In der That, wenn im ersten Abschnitt hauptsächlich betrachtet wurden die successiven Formen, die das Kapital in seinem Kreislauf beständig annimmt und abstreift, so im zweiten Abschnitt, wie innerhalb dieses Flusses und Succession von Formen ein Kapital von gegebner Größe sich gleichzeitig, wenn auch in wechselndem Umfang, in die verschiednen Formen von produktivem Ka- pital, Geldkapital und Waarenkapital theilt, sodass sie nicht nur mit ein- ander abwechseln, sondern verschiedne Theile des gesammten Kapitalwerths beständig in diesen verschiednen Zuständen sich nebeneinander befinden
und fungiren. Das Geldkapital namentlich stellte sich dar in einer Eigen- thümlichkeit, die sich nicht in Buch I zeigte. Es wurden bestimmte Ge- setze gefunden, nach denen verschieden große Bestandtheile eines gegebnen Kapitals, je nach den Bedingungen des Umschlags, beständig in der Form von Geldkapital vorgeschossen und erneuert werden müssen, um ein pro- duktives Kapital von gegebnem Umfang beständig in Funktion zu halten.
Es handelte sich aber im ersten wie im zweiten Abschnitt immer nur um ein individuelles Kapital, um die Bewegung eines verselbständigten Theils des gesellschaftlichen Kapitals.
Die Kreisläufe der individuellen Kapitale verschlingen sich aber in einander, setzen sich voraus und bedingen einander, und bilden gerade in dieser Verschlingung die Bewegung des gesellschaftlichen Gesammt- kapitals. Wie bei der einfachen Waarencirkulation die Gesammtmetamor- phose einer Waare als Glied der Metamorphosenreihe der Waarenwelt er- schien, so jetzt die Metamorphose des individuellen Kapitals als Glied der Metamorphosenreihe des gesellschaftlichen Kapitals. Wenn aber die ein- fache Waarencirkulation keineswegs nothwendig die Cirkulation des Ka- pitals einschloss — da sie auf Grundlage nichtkapitalistischer Produktion vorgehn kann — so schliesst, wie bereits bemerkt, der Kreislauf des ge- sellschaftlichen Gesammtkapitals auch die nicht in den Kreislauf des ein- zelnen Kapitals fallende Waarencirkulation ein, d. h. die Cirkulation der Waaren, die nicht Kapital bilden.
Es ist nun der Cirkulationsprocess (der in seiner Gesammtheit Form des Reproduktionsprocesses) der individuellen Kapitale, als Bestandtheile des gesellschaftlichen Gesammtkapitals, also der Cirkulationsprocess dieses gesellschaftlichen Gesammtkapitals zu betrachten.
[Obgleich das Folgende erst in den spätern Theil dieses Abschnitts gehört, so wollen wir es gleich untersuchen, nämlich: das Geldkapital als Bestandtheil des gesellschaftlichen Gesammtkapitals betrachtet.]
Bei Betrachtung des Umschlags des individuellen Kapitals hat sich das Geldkapital von zwei Seiten gezeigt.
Erstens: Es bildet die Form, worin jedes individuelle Kapital auf die Bühne tritt, seinen Process als Kapital eröffnet. Es erscheint daher als primus motor, anstossgebend dem ganzen Process.
Zweitens: Je nach der verschiednen Länge der Umschlagsperiode und dem verschiednen Verhältniss ihrer beiden Bestandtheile — Arbeits- periode und Cirkulationsperiode — ist der Bestandtheil des vorgeschossnen Kapitalwerths, der beständig in Geldform vorgeschossen und erneuert werden muss, verschieden im Verhältniss zu dem produktiven Kapital, das es in Bewegung setzt, d. h. im Verhältniss zur kontinuirlichen Pro- duktionsleiter. Welches aber immer dies Verhältniss sei, unter allen Um- ständen ist der Theil des processirenden Kapitalwerths, der beständig als produktives Kapital fungiren kann, beschränkt durch den Theil des vorgeschossnen Kapitalwerths, der beständig neben dem produktiven Kapital in Geldform existiren muss. Es handelt sich hier nur um den normalen Umschlag, einen abstrakten Durchschnitt. Es ist dabei abgesehn von zuschüssigem Geldkapital zur Ausgleichung von Cirkulationsstockungen.
Zum ersten Punkt. Die Waarenproduktion unterstellt die Waaren- cirkulation, und die Waarencirkulation unterstellt die Darstellung der Waare als Geld, die Geldcirkulation; die Verdopplung der Waare in Waare und Geld ist ein Gesetz der Darstellung des Produkts als Waare. Ebenso unterstellt die kapitalistische Waarenproduktion — gesellschaftlich sowohl wie individuell betrachtet — das Kapital in Geldform oder das Geldka- pital als primus motor für jedes neu beginnende Geschäft, und als kon- tinuirlichen Motor. Das cirkulirende Kapital speciell unterstellt das in kürzern Zeiträumen beständig wiederholte Auftreten des Geldkapitals als Motor. Der ganze vorgeschossne Kapitalwerth, d. h. alle Bestandtheile des Kapitals, die aus Waaren bestehn, Arbeitskraft, Arbeitsmittel und Pro- duktionsstoffe müssen beständig mit Geld gekauft und wieder gekauft werden. Was hier für das individuelle Kapital, gilt für das gesellschaft- liche Kapital, das nur in der Form vieler individuellen Kapitale fungirt. Aber wie schon im Buch I gezeigt, folgt daraus keineswegs dass das Funktionsfeld des Kapitals, die Stufenleiter der Produktion, selbst auf kapitalistischer Grundlage, ihren absoluten Schranken nach abhängt von dem Umfang des fungirenden Geldkapitals.
Dem Kapital sind Produktionselemente einverleibt, deren Dehnung, innerhalb gewisser Grenzen, von der Größe des vorgeschossnen Geldkapitals
unabhängig ist. Bei gleicher Zahlung der Arbeitskraft kann sie extensiv oder intensiv stärker ausgebeutet werden. Wird das Geldkapital mit dieser stärkern Ausbeutung vermehrt (d. h. der Arbeitslohn erhöht) so nicht verhältnissmäßig, also pro tanto gar nicht.
Der produktiv ausgebeutete Naturstoff — der kein Werthelement des Kapitals bildet — Erde, Meer, Erze, Waldungen u. s. w., wird mit größrer Spannung derselben Anzahl von Arbeitskräften intensiv oder extensiv stärker ausgebeutet, ohne vermehrten Vorschuss von Geldkapital. Die realen Elemente des produktiven Kapitals werden so vermehrt, ohne Nothwendigkeit eines Zuschusses von Geldkapital. Soweit dieser nöthig wird für zuschüssige Hülfsstoffe, wird das Geldkapital, worin der Kapi- talwerth vorgeschossen wird, nicht verhältnissmäßig zur Erweitrung der Wirksamkeit des produktiven Kapitals vermehrt, also pro tanto gar nicht.
Dieselben Arbeitsmittel, also dasselbe fixe Kapital kann sowohl in der Verlängrung seiner täglichen Gebrauchszeit, wie in der Intensität seiner Anwendung wirksamer vernutzt werden ohne zuschüssige Geldauslage für fixes Kapital. Es findet dann nur raschrer Umschlag des fixen Kapitals statt, aber auch die Elemente seiner Reproduktion werden rascher geliefert.
Von dem Naturstoff abgesehn, können Naturkräfte, die nichts kosten, als Agenten dem Produktionsprocess mit stärkrer oder schwächrer Wirk- samkeit einverleibt werden. Der Grad ihrer Wirksamkeit hängt von Methoden und wissenschaftlichen Fortschritten ab, die dem Kapitalisten nichts kosten.
Dasselbe gilt von der gesellschaftlichen Kombination der Arbeits- kraft im Produktionsprocess und von der gehäuften Geschicklichkeit der individuellen Arbeiter. Carey rechnet heraus, dass der Grundeigenthümer nie genug erhält, weil ihm nicht alles Kapital, resp. Arbeit gezahlt wird, die seit Menschengedenken in den Boden gesteckt worden um ihm seine jetzige Produktionsfähigkeit zu geben. (Von der Produktionsfähig- keit die ihm genommen wird, ist natürlich nicht die Rede.) Danach müsste der einzelne Arbeiter gezahlt werden nach der Arbeit, die es das ganze Menschengeschlecht gekostet hat um aus einem Wilden einen mo- dernen Mechaniker herauszuarbeiten. Man sollte umgekehrt meinen: Be- rechnet man alle unbezahlte, aber durch Grundeigenthümer und Kapita- listen versilberte Arbeit die im Boden steckt, so ist das sämmtliche in
den Boden gesteckte Kapital aber und abermals mit Wucherzinsen zurück- gezahlt, also das Grundeigenthum längst von der Gesellschaft aber und abermals zurückgekauft worden.
Die Erhöhung der Produktivkräfte der Arbeit, soweit sie keine zu- schüssige Auslage von Kapitalwerthen voraussetzt, erhöht zwar in erster Instanz nur die Masse des Produkts, nicht seinen Werth; ausser soweit sie befähigt mehr konstantes Kapital mit derselben Arbeit zu reproduciren, also seinen Werth zu erhalten. Aber sie bildet zugleich neuen Kapital- stoff, also die Basis vermehrter Akkumulation des Kapitals.
Soweit die Organisation der gesellschaftlichen Arbeit selbst, daher die Erhöhung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit, verlangt, dass auf großer Stufenleiter producirt und daher Geldkapital vom Einzel- kapitalisten in großen Massen vorgeschossen wird, ist bereits in Buch I gezeigt, dass dies zum Theil durch Centralisation der Kapitale in wenigen Händen geschieht, ohne dass der Umfang der fungirenden Kapitalwerthe, und daher auch der Umfang des Geldkapitals, worin sie vorgeschossen werden, absolut zu wachsen braucht. Die Größe der Einzelkapitale kann durch Centralisation in wenigen Händen wachsen, ohne dass ihre gesell- schaftliche Summe wächst. Es ist nur veränderte Theilung der Einzel- kapitale.
Es ist endlich im vorigen Abschnitt gezeigt worden, dass Verkürzung der Umschlagsperiode erlaubt entweder mit weniger Geldkapital dasselbe produktive Kapital, oder mit demselben Geldkapital mehr produktives Kapital in Bewegung zu setzen.
Dies alles hat offenbar jedoch mit der eigentlichen Frage des Geld- kapitals nichts zu thun. Es zeigt nur, dass das vorgeschossne Kapital — eine gegebne Werthsumme, die in ihrer freien Form, in ihrer Werth- form, aus einer gewissen Geldsumme besteht — nach seiner Verwandlung in produktives Kapital produktive Potenzen einschliesst, deren Schranken nicht durch seine Werthschranken gegeben sind, sondern die innerhalb eines gewissen Spielraums extensiv oder intensiv verschieden wirken können. Die Preise der Produktionselemente — der Produktionsmittel und der Ar- beitskraft — gegeben, ist die Größe des Geldkapitals bestimmt, die nöthig ist um ein bestimmtes Quantum dieser als Waaren vorhandnen Pro- duktionselemente zu kaufen. Oder die Werthgröße des vorzuschiessenden
Kapitals ist bestimmt. Aber der Umfang, worin dies Kapital als Werth- und Produktbildner wirkt, ist elastisch und variabel.
Zum zweiten Punkt. Dass der Theil der gesellschaftlichen Arbeit und Produktionsmittel, der jährlich zur Produktion oder zum An- kauf von Geld verausgabt werden muss, um verschlissne Münze zu er- setzen, pro tanto ein Abbruch am Umfang der gesellschaftlichen Pro- duktion ist, ist selbstverständlich. Was aber den Geldwerth angeht, der theils als Umlaufsmittel, theils als Schatz fungirt, so ist er einmal da, erworben, er ist da neben der Arbeitskraft, den producirten Produktions- mitteln und den natürlichen Quellen des Reichthums. Er kann nicht als Schranke derselben betrachtet werden. Durch seine Verwandlung in Pro- duktionselemente, durch Austausch mit andren Völkern, könnte die Pro- duktionsleiter erweitert werden. Dies unterstellt jedoch, dass das Geld nach wie vor seine Rolle als Weltgeld spielt.
Je nach der Größe der Umschlagsperiode ist größre oder geringre Masse von Geldkapital nöthig um das produktive Kapital in Bewegung zu setzen. Ebenso haben wir gesehn, dass die Theilung der Umschlags- periode in Arbeitszeit und Cirkulationszeit eine Vermehrung des in Geld- form latenten oder suspendirten Kapitals bedingt.
Soweit die Umschlagsperiode durch die Länge der Arbeitsperiode bestimmt wird, wird sie bestimmt unter sonst gleichbleibenden Bedingungen durch die materielle Natur des Produktionsprocesses, also nicht durch den specifischen gesellschaftlichen Charakter dieses Produktionsprocesses. Auf Basis der kapitalistischen Produktion jedoch bedingen ausgedehntre Ope- rationen von längrer Dauer, größre Vorschüsse von Geldkapital für längre Zeit. Die Produktion in solchen Sphären ist also abhängig von den Grenzen, innerhalb deren der einzelne Kapitalist über Geldkapital verfügt. Diese Schranke wird durchbrochen durch Kreditwesen und damit zusammen- hängende Association, z. B. Aktiengesellschaften. Störungen im Geld- markt setzen daher solche Geschäfte still, während diese selben Geschäfte ihrerseits Störungen im Geldmarkt hervorrufen.
Auf Basis gesellschaftlicher Produktion ist zu bestimmen der Maß- stab, worin diese Operationen, die während längrer Zeit Arbeitskraft und Produktionsmittel entziehn ohne während dieser Zeit ein Produkt als Nutzeffekt zu liefern, ausgeführt werden können ohne die Produktions- zweige zu schädigen, die kontinuirlich oder mehrmals während des Jahrs
nicht nur Arbeitskraft und Produktionsmittel entziehn, sondern auch Le- bensmittel und Produktionsmittel liefern. Bei gesellschaftlicher ebenso wie bei kapitalistischer Produktion werden nach wie vor die Arbeiter in Geschäftszweigen von kürzren Arbeitsperioden nur für kürzre Zeit Pro- dukte entziehn ohne Produkt wieder zu geben; während die Geschäfts- zweige mit langen Arbeitsperioden für längre Zeit fortwährend entziehn, bevor sie zurückgeben. Dieser Umstand entspringt also aus den sachlichen Bedingungen des betreffenden Arbeitsprocesses, nicht aus seiner gesell- schaftlichen Form. Das Geldkapital fällt bei gesellschaftlicher Produktion fort. Die Gesellschaft vertheilt Arbeitskraft und Produktionsmittel in die verschiednen Geschäftszweige. Die Producenten mögen meinetwegen pa- pierne Anweisungen erhalten, wofür sie den gesellschaftlichen Konsumtions- vorräthen ein ihrer Arbeitszeit entsprechendes Quantum entziehn. Diese Anweisungen sind kein Geld. Sie cirkuliren nicht.
Man sieht, dass soweit das Bedürfniss für Geldkapital aus der Länge der Arbeitsperiode entspringt, dies durch zwei Umstände bedingt wird: Erstens, dass überhaupt Geld die Form ist, worin jedes individuelle Kapital (vom Kredit abgesehn) auftreten muss um sich in produktives Kapital zu verwandeln; dies geht hervor aus dem Wesen der kapitali- stischen Produktion, überhaupt der Waarenproduktion. — Zweitens, die Größe des nöthigen Geldvorschusses entspringt aus dem Umstand, dass während längrer Zeit beständig Arbeitskraft und Produktionsmittel der Gesellschaft entzogen werden ohne dass ihr während dieser Zeit ein in Geld rückverwandelbares Produkt zurückgegeben wird. Der erste Um- stand, dass das vorzuschiessende Kapital in Geldform vorgeschossen werden muss, wird nicht aufgehoben durch die Form dieses Geldes selbst, ob es Metallgeld, Kreditgeld, Werthzeichen etc. Der zweite Umstand wird in keiner Weise dadurch afficirt, durch welches Geldmedium oder durch welche Form der Produktion Arbeit, Lebensmittel und Produktionsmittel entzogen werden, ohne ein Aequivalent in die Cirkulation zurück zu werfen.
Quesnay’s Tableau économique zeigt in wenigen großen Zügen wie ein dem Werthe nach bestimmtes Jahresergebniss der nationalen Produk- tion sich so durch die Cirkulation vertheilt, dass, unter sonst gleich- bleibenden Umständen, dessen einfache Reproduktion vorgehn kann, d. h. Reproduktion auf derselben Stufenleiter. Den Ausgangspunkt der Produktionsperiode bildet sachgemäß die letztjährige Ernte. Die zahl- losen individuellen Cirkulationsakte sind sofort zusammengefasst in ihrer charakteristisch-gesellschaftlichen Massenbewegung — der Cirkulation zwischen großen, funktionell bestimmten ökonomischen Gesellschaftsklassen. Was uns hier interessirt: Ein Theil des Gesammtprodukts — wie jeder andre Theil desselben als Gebrauchsgegenstand neues Resultat der verflossnen Jahresarbeit — ist zugleich nur Träger von altem, in selber Naturalform wie- der erscheinendem Kapitalwerth. Er cirkulirt nicht, sondern verbleibt in den Händen seiner Producenten, der Pächterklasse, um dort seinen Kapi- taldienst wieder zu beginnen. In diesen konstanten Kapitaltheil des Jahres- produkts schliesst Quesnay auch ungehörige Elemente ein, aber er trifft die Hauptsache, dank den Schranken seines Horizonts, worin Agrikultur die einzige, Mehrwerth producirende Anlagesphäre der menschlichen Arbeit ist, also dem kapitalistischen Standpunkt gemäß die allein wirklich pro- duktive. Der ökonomische Reproduktionsprocess, was immer sein specifisch gesellschaftlicher Charakter, verschlingt sich auf diesem Gebiet (der Agri- kultur) stets mit einem natürlichen Reproduktionsprocess. Die handgreif- lichen Bedingungen des letztern klären auf über die des erstern und halten Gedankenwirren fern, welche nur das Blendwerk der Cirkulation hervorruft.
Die Etiquette eines Systems unterscheidet sich von der andrer Ar- tikel u. a. dadurch, dass sie nicht nur den Käufer prellt, sondern oft auch den Verkäufer. Quesnay selbst und seine nächsten Schüler glaubten an ihr feudales Aushängeschild. So bis zur Stunde unsre Schulgelehrten. In der That aber ist das physiokratische System die erste systematische Fassung der kapitalistischen Produktion. Der Repräsentant des industriellen Kapitals — die Pächterklasse — leitet die ganze ökonomische Bewegung. Der Ackerbau wird kapitalistisch betrieben, d. h. als Unternehmung des kapitalistischen Pächters auf grosser Stufenleiter; der unmittelbare Bebauer des Bodens ist Lohnarbeiter. Die Produktion erzeugt nicht nur die Ge- brauchsartikel, sondern auch ihren Werth; ihr treibendes Motiv aber ist Gewinnung von Mehrwerth, dessen Geburtsstätte die Produktions-, nicht die Cirkulationssphäre. Unter den drei Klassen, die als Träger des durch die Cirkulation vermittelten gesellschaftlichen Reproduktionsprocesses figuriren, unterscheidet sich der unmittelbare Ausbeuter der „produktiven“ Arbeit, der Producent des Mehrwerths, der kapitalistische Pächter, von dessen blossen Aneignern.
Der kapitalistische Charakter des physiokratischen Systems rief schon während seiner Blüteperiode die Opposition hervor, einerseits von Linguet und Mably, andrerseits der Vertheidiger des freien kleinen Grundbesitzes.
A. Smith’s Rückschritt(FN36) in Analyse des Reproduktionsprocesses ist um so auffallender, als er sonst nicht nur richtige Analysen Quesnay’s weiter verarbeitet, z. B. dessen „avances primitives“ und „avances an- nuelles“ verallgemeinert in „fixes“ und „cirkulirendes“ Kapital, (FN37) son- dern stellenweis ganz und gar in physiokratische Irrthümer zurückfällt. Um z. B. nachzuweisen, dass der Pächter grössern Werth producirt als irgend
eine andre Kapitalistensorte, sagt er: „Kein gleiches Kapital setzt eine größre Menge produktiver Arbeit in Bewegung als das des Pächters. Nicht nur sein Arbeitsgesinde, auch sein Arbeitsvieh besteht aus produk- tiven Arbeitern.“ [Angenehmes Kompliment für das Arbeitsgesinde!] „Im Ackerbau arbeitet auch die Natur neben den Menschen; und obgleich ihre Arbeit keine Auslage kostet, so hat ihr Produkt doch seinen Werth, ebensogut wie das der kostspieligsten Arbeiter. Die wichtigsten Operationen des Ackerbaus scheinen darauf gerichtet, die Fruchtbarkeit der Natur nicht so sehr zu vermehren — obgleich sie das auch thun — als sie auf die Produktion der dem Menschen nützlichsten Pflanzen hinzulenken. Ein mit Dornen und Ranken überwachsnes Feld liefert oft genug eine ebenso große Menge Pflanzenwuchs wie das best- bebaute Weinstück oder Kornfeld. Bepflanzung und Kultur wirken oft mehr zur Regulirung als zur Belebung der aktiven Fruchtbarkeit der Natur; und nachdem jene alle ihre Arbeit erschöpft, bleibt für diese stets noch ein großes Stück Werk zu thun. Die Arbeiter und das Arbeitsvieh (!) die im Ackerbau beschäftigt werden, bewirken also nicht nur, wie die Arbeiter in den Manufakturen, die Reproduktion eines Werths der gleich ist ihrer eignen Konsumtion und dem sie beschäftigenden Kapital nebst dem Profit des Ka- pitalisten, sondern die eines weit grössern Werths. Ueber das Kapital des Pächters und all seinen Profit hinaus bewirken sie auch noch regelmäßig die Reproduktion der Rente des Grundbesitzers. Die Rente kann betrachtet werden als das Produkt der Naturkräfte, deren Gebrauch der Grund- besitzer dem Pächter leiht. Sie ist grösser oder geringer, je nach dem angenommenen Höhegrad dieser Kräfte, in andren Worten, je nach der angenommenen, natürlichen oder künstlich bewirkten Fruchtbarkeit des Bodens. Sie ist das Werk der Natur, welches übrig bleibt, nach Abzug oder Ersatz alles dessen was als Menschenwerk betrachtet werden kann. Sie ist selten weniger als ein Viertel, und oft mehr als ein Drittel des Ge- sammtprodukts. Keine gleiche Menge produktiver Arbeit, angewandt in der Manufaktur, kann je eine so große Reproduktion bewirken. In der Manufaktur thut die Natur nichts, der Mensch alles; und die Reproduk- tion muss immer proportionell sein der Stärke der Agenten die sie durch- führen. Daher setzt das im Ackerbau angelegte Kapital nicht nur eine grössre Menge produktiver Arbeit in Bewegung als irgend welches gleich große in der Manufaktur angewandte Kapital; sondern es fügt auch, im
Verhältniss zu der von ihm beschäftigten Menge produktiver Arbeit, dem Jahresprodukt des Bodens und der Arbeit eines Landes, dem wirklichen Reichthum und Einkommen seiner Bewohner einen weit größren Werth hinzu als jenes.“ (B. II, ch. 5, p. 242.)
A. Smith sagt B. II, ch. 1: „Der ganze Werth der Aussaat ist ebenfalls im eigentlichen Sinn ein fixes Kapital.“ Hier also Kapital = Kapitalwerth; er existirt in „fixer“ Form. „Obgleich die Aussaat zwi- schen dem Boden und der Scheune hin und her geht, wechselt sie doch nie den Eigenthümer und cirkulirt daher nicht wirklich. Der Pächter macht seinen Profit nicht durch ihren Verkauf, sondern durch ihren Zu- wachs.“ (p. 186.) Die Bornirtheit liegt hier darin, dass Smith hier nicht, wie schon Quesnay, Wiedererscheinung des Werths von konstantem Kapital in erneuter Form, also wichtiges Moment des Reproduktionspro- cesses sieht, sondern nur eine Illustration mehr, und noch dazu eine falsche, für seine Differenz von cirkulirendem und fixem Kapital. — In der Smith’schen Uebersetzung von „avances primitives“ und „avances an- nuelles“ in „fixed capital“ und „circulating capital“ besteht der Fort- schritt in dem Wort „Kapital“, dessen Begriff verallgemeinert wird, un- abhängig von der besondren Rücksicht auf die „agrikole“ Anwendungs- sphäre der Physiokraten; der Rückschritt darin, dass „fix“ und „cirku- lirend“ als die entscheidenden Unterschiede aufgefasst und festgehalten werden.
A. Smith sagt B. I, ch. 6, p. 42: „In jeder Gesellschaft löst sich der Preis jeder Waare schliesslich auf in einen oder den andern dieser drei Theile (Arbeitslohn, Profit, Bodenrente), oder in alle drei; und in jeder fortgeschrittnen Gesellschaft gehn sie alle drei, mehr oder weniger, als Bestandtheile in den Preis des weitaus größten Theils der Waaren ein;“(FN4) oder, wie es weiter heisst, p. 63: „Arbeitslohn, Profit und Bo-
denrente sind die drei Urquellen alles Einkommens sowohl wie alles Tauschwerths.“ Wir werden weiter unten diese Lehre A. Smith’s über die „Bestandtheile des Preises der Waaren,“ resp. „alles Tauschwerths,“ näher untersuchen. — Weiter heisst es: „Da dies gilt mit Bezug auf jede besondre Waare einzeln genommen, muss es auch gelten für alle Waaren in ihrer Gesammtheit, wie sie das ganze jährliche Produkt des Bodens und der Arbeit eines jeden Landes ausmachen. Der gesammte Preis oder Tauschwerth dieses jährlichen Produkts muss sich auf- lösen in dieselben drei Theile, und vertheilt werden unter die ver- schiednen Bewohner des Landes, entweder als Lohn ihrer Arbeit, oder als Profit ihres Kapitals, oder als Rente ihres Grundbesitzes.“ (B. II, ch. 2, p. 190.)
Nachdem A. Smith so den Preis sowohl aller Waaren einzeln ge- nommen, wie „den ganzen Preis oder Tauschwerth . . . . des jährlichen Produkts des Bodens und der Arbeit eines jeden Landes“ aufgelöst hat in drei Quellen von Revenuen für Lohnarbeiter, Kapitalist und Grundeigen- thümer, in Arbeitslohn, Profit und Bodenrente, muss er doch auf einem Umweg ein viertes Element hereinschmuggeln, nämlich das Element des Kapitals. Dies geschieht durch die Distinktion zwischen Roh- und Rein- einkommen: „das Brutto-Einkommen sämmtlicher Einwohner eines großen Landes begreift in sich das gesammte Jahresprodukt ihres Bodens und ihrer Arbeit; das Netto-Einkommen den Theil, der ihnen zur Ver- fügung bleibt nach Abzug der Erhaltungskosten erstens ihres fixen und zweitens ihres flüssigen Kapitals; oder den Theil den sie, ohne ihr Kapital anzugreifen, in ihren Konsumtionsvorrath stellen oder zu ihrem Unterhalt, Komfort und Vergnügen verausgaben können. Ihr wirklicher Reichthum steht ebenfalls im Verhältniss, nicht zu ihrem Brutto-, sondern zu ihrem Netto-Einkommen.“ (Ib. p. 190.)
Wir bemerken hierzu:
1) A. Smith behandelt hier ausdrücklich nur die einfache Repro- duktion, nicht die auf erweiterter Stufenleiter oder die Akkumulation; er
spricht nur von den Ausgaben für Erhaltung (maintaining) des fungiren- den Kapitals. Die „Netto“-Revenue ist gleich dem Theil des jährlichen Produkts, sei es der Gesellschaft, sei es des individuellen Kapitalisten, der in den „Konsumtionsfonds“ eingehn kann, aber der Umfang dieses Fonds darf nicht das fungirende Kapital angreifen (encroach upon capital). Ein Werththeil des individuellen wie des gesellschaftlichen Produkts löst sich also weder in Arbeitslohn, noch in Profit- oder Bodenrente auf, sondern in Kapital.
2) A. Smith flüchtet aus seiner eignen Theorie vermittelst eines Wortspiels, der Unterscheidung zwischen gross und net revenue, Roh- und Reineinkommen. Der individuelle Kapitalist wie die ganze Kapitalisten- klasse, oder die sogenannte Nation, nimmt ein an Stelle des in der Pro- duktion verbrauchten Kapitals ein Waarenprodukt, dessen Werth — dar- stellbar in proportionellen Theilen dieses Produkts selbst — einerseits den aufgewandten Kapitalwerth ersetzt, daher Einkommen bildet und noch wörtlicher Revenue (revenu, Particip von revenir, wieder kommen), aber nota bene Kapital-Revenue oder Kapitaleinnahme; andrerseits Werthbe- standtheile, die „vertheilt werden unter die verschiednen Bewohner des Landes entweder als Lohn ihrer Arbeit, oder als Profit ihres Kapitals, oder als Rente ihres Grundbesitzes“ — was man im gewöhnlichen Leben unter Einkommen versteht. Der Werth des ganzen Produkts, sei es für den individuellen Kapitalisten, sei es für das ganze Land, bildet darnach Ein- kommen für irgend Jemand; aber einerseits Kapitaleinkommen, andrerseits von diesem verschiedne „Revenue.“ Was also bei Analyse des Werths der Waare in seine Bestandtheile entfernt wird, wird durch eine Hinter- thür — die Zweideutigkeit des Worts „Revenue“ wieder eingeführt. Es können aber nur solche Werthbestandtheile des Produkts „eingenommen“ werden, die bereits in ihm existiren. Wenn Kapital als Revenue ein- kommen soll, so muss Kapital vorher verausgabt worden sein.
A. Smith sagt ferner: „Die niedrigste gewöhnliche Profitrate muss immer etwas mehr ausmachen als das, was hinreicht zur Entschädigung für die gelegentlichen Verluste, denen jede Kapitalverwendung ausgesetzt ist. Es ist dieser Ueberschuss allein, der den reinen oder Nettoprofit darstellt“ [Welcher Kapitalist versteht unter Profit nothwendige Kapital- auslagen?] „Was man Bruttoprofit nennt, umfasst häufig nicht nur diesen Ueberschuss, sondern auch den für solche aussergewöhnliche Ver-
luste zurückbehaltnen Theil,“ (B. I, ch. 9, p. 72.) Dies heisst aber weiter nichts, als dass ein Theil des Mehrwerths, betrachtet als Theil des Bruttoprofits, einen Assekuranzfonds für die Produktion bilden muss. Diesen Assekuranzfonds schafft ein Theil der Surplusarbeit, die insofern Kapital direkt producirt, d. h. den für die Reproduktion bestimmten Fonds. Was die Auslage für die „Erhaltung“ des fixen Kapitals etc. angeht (siehe die oben citirten Stellen), so bildet der Ersatz des konsumirten fixen Kapitals durch neues keine neue Kapitalanlage, sondern ist nur die Erneuerung des alten Kapitalwerths in neuer Form. Was aber die Re- paratur des fixen Kapitals betrifft, die A. Smith ebenfalls zu den Er- haltungskosten rechnet, so gehört seine Kost mit zum Preis des vorge- schossnen Kapitals. Dass der Kapitalist, statt diesen auf einmal anlegen zu müssen, ihn erst allmälig und je nach Bedürfniss während der Funktion des Kapitals anlegt und aus schon eingestecktem Profit anlegen kann, ändert nichts an der Quelle dieses Profits. Der Werthbestandtheil, woraus er entspringt, beweist nur, dass der Arbeiter Surplusarbeit liefert, wie für den Assekuranzfonds so für den Reparaturfonds.
A. Smith’s Erklärung des fixen Kapitals kommt in der That darauf hinaus, dass es der Theil des vorgeschossnen industriellen Kapitals ist, der im Produktionsprocess fixirt ist, oder wie er p. 187 sagt: „Ein- kommen oder Profit liefert ohne zu cirkuliren oder den Eigenthümer zu wechseln; oder nach p. 185 der Theil, der „in seinem [des Verwenders] Besitz bleibt oder in derselben Form verharrt.“
A. Smith erzählt uns nun, dass von der Netto-Revenue, d. h. der Revenue im specifischen Sinne, das ganze fixe Kapital auszuschliessen, aber auch der ganze Theil des cirkulirenden Kapitals, den die Erhaltung und die Reparatur des fixen Kapitals, wie seine Erneuerung erheischt, in der That alles Kapital, das sich nicht in einer für den Konsumtionsfonds bestimmten Naturalform befindet.
„Die ganze Auslage für Erhaltung des fixen Kapitals muss offenbar von der Netto-Revenue der Gesellschaft ausgeschlossen werden. Weder die Rohstoffe, mit denen die nützlichen Maschinen und Industriewerkzeuge in Stand gehalten werden müssen, noch das Produkt der zur Umwand- lung dieser Rohstoffe in die verlangte Gestalt erforderlichen Arbeit, kann je einen Theil dieser Revenue bilden. Der Preis dieser Arbeit kann allerdings einen Theil jener Revenue bilden, da die so beschäftigten Ar-
beiter den ganzen Werth ihres Lohns in ihrem unmittelbaren Konsum- tionsvorrath anlegen können. Aber bei andern Arten Arbeit geht sowohl der Preis“ [d. h. der für diese Arbeit bezahlte Lohn] „wie das Pro- dukt“ [worin sich diese Arbeit verkörpert] „in diesen Konsumtionsvor- rath ein; der Preis in den der Arbeiter, das Produkt in den andrer Leute, deren Unterhalt, Komfort und Vergnügen durch die Arbeit dieser Arbeiter erhöht wird.“ (B. II, ch. 2, p. 190, 191.)
A. Smith stösst hier auf eine sehr wichtige Unterscheidung zwischen den Arbeitern, die in der Produktion von Produktionsmitteln, und denen, die in der unmittelbaren Produktion von Konsumtionsmitteln wirken. Der Werth des Waarenprodukts der erstern enthält einen Be- standtheil gleich der Summe der Arbeitslöhne, d. h. dem Werth des im Ankauf von Arbeitskraft angelegten Kapitaltheils; dieser Werththeil exi- stirt körperlich als eine gewisse Quote der von diesen Arbeitern produ- cirten Produktionsmittel. Das für ihren Arbeitslohn erhaltne Geld bildet für sie Revenue, aber weder für sie selbst, noch für Andre hat ihre Ar- beit Produkte hergestellt, die konsumabel sind. Diese Produkte bilden also selbst kein Element des Theils des jährlichen Produkts, der bestimmt ist, den gesellschaftlichen Konsumtionsfonds zu liefern, worin allein „Netto- Revenue“ realisirbar ist. A. Smith vergisst hier zuzusetzen, dass was für die Arbeitslöhne, ebenso gültig ist für den Werthbestandtheil der Produktionsmittel, der als Mehrwerth unter den Kategorien von Profit und Rente die Revenue (in erster Hand) des industriellen Kapitalisten bildet. Auch diese Werthbestandtheile existiren in Produktionsmitteln, Nicht-Konsumablem; erst nach ihrer Versilberung können sie ein ihrem Preis gemäfses Quantum der von der zweiten Sorte Arbeiter producirten Konsumtionsmittel heben und in den individuellen Konsumtionsfonds ihrer Besitzer übertragen. Um so mehr aber hätte A. Smith sehn müssen, dass der Werththeil der jährlich erzeugten Produktionsmittel, welcher gleich ist dem Werth der innerhalb dieser Produktionssphäre fungirenden Produktionsmittel — der Produktionsmittel, womit Produktionsmittel ge- macht werden — also ein Werththeil gleich dem Werth des hier an- gewandten konstanten Kapitals, absolut ausgeschlossen ist, nicht nur durch die Naturalform, worin er existirt, sondern durch seine Kapitalfunktion, von jedem Revenue bildenden Werthbestandtheil.
Mit Bezug auf die zweite Sorte Arbeiter — die unmittelbar Kon-
sumtionsmittel produciren — sind A. Smith’s Bestimmungen nicht ganz exakt. Er sagt nämlich, dass in diesen Arten Arbeit beide, der Preis der Arbeit und das Produkt eingehn in (go to) den unmittelbaren Kon- sumtionsfonds; „der Preis (d. h. das als Arbeitslohn erhaltne Geld) in den Konsumtionsstock der Arbeiter, und das Produkt in den andrer Leute (that of other people), deren Unterhalt, Komfort und Vergnügen erhöht werden durch die Arbeit dieser Arbeiter.“ Aber der Arbeiter kann nicht leben von dem „Preis“ seiner Arbeit, dem Geld, worin sein Ar- beitslohn ausgezahlt wird; er realisirt dies Geld, indem er damit Konsum- tionsmittel kauft; diese können z. Th. aus Waarensorten bestehn, die er selbst producirt hat. Andrerseits kann sein eignes Produkt ein solches sein, welches nur in die Konsumtion der Arbeitsausbeuter eingeht.
Nachdem A. Smith das fixe Kapital so gänzlich ausgeschlossen von der „Netto-Revenue“ eines Landes, fährt er fort:
„Obgleich so die ganze Auslage für Erhaltung des fixen Kapitals nothwendig von der Netto-Revenue der Gesellschaft ausgeschlossen ist, so ist doch nicht dasselbe der Fall mit der Auslage für Erhaltung des cirkulirenden Kapitals. Von den vier Theilen, woraus dies letztre Kapital besteht: Geld, Lebensmittel, Rohstoffe und fertige Produkte, werden die drei letztren, wie schon gesagt, regelmäßig aus ihm herausgenommen und entweder in das fixe Kapital der Gesellschaft versetzt, oder aber in den für unmittelbare Konsumtion bestimmten Vorrath. Derjenige Theil der konsumirbaren Artikel, der nicht zur Erhaltung des erstern“ [des fixen Kapitals] „verwandt wird, geht allzumal in den letztren“ [den für unmittelbare Konsumtion bestimmten Vorrath] „und bildet einen Theil des Netto-Einkommens der Gesellschaft. Die Erhaltung dieser drei Theile des cirkulirenden Kapitals verringert daher die Netto-Revenue der Gesell- schaft um keinen andern Theil des Jahresprodukts ausser demjenigen, der nöthig ist zur Erhaltung des fixen Kapitals.“ (B. II, ch. 2, p. 192.)
Dies ist nur die Tautologie, dass der Theil des cirkulirenden Kapi- tals, der nicht für die Produktion von Produktionsmitteln dient, eingeht in die von Konsumtionsmitteln, also in den Theil des jährlichen Produkts, der bestimmt ist den Konsumtionsfonds der Gesellschaft zu bilden. Aber wichtig ist was gleich darauf folgt:
„Das cirkulirende Kapital einer Gesellschaft ist in dieser Beziehung ver- schieden von dem eines Einzelnen. Das eines Einzelnen ist gänzlich aus-
geschlossen von seiner Netto-Revenue, und kann nie einen Theil derselben bilden; sie kann ausschliesslich nur aus seinem Profit bestehn. Aber ob- wohl das cirkulirende Kapital jedes Einzelnen einen Theil des cirkuliren- den Kapitals der Gesellschaft ausmacht zu der er gehört, so ist es doch deshalb keineswegs unbedingt ausgeschlossen von der Netto-Revenue der Gesellschaft, und kann einen Theil davon bilden. Obgleich die sämmt- lichen Waaren im Laden eines Kleinhändlers durchaus nicht in den für seine eigne unmittelbare Konsumtion bestimmten Vorrath gestellt werden dürfen, so können sie doch in dem Konsumtionsfonds andrer Leute ge- hören, die, vermittelst einer durch andre Fonds erzielten Revenue, ihm ihren Werth sammt seinem Profit regelmäßig ersetzen, ohne dass daraus eine Vermindrung weder seines noch ihres Kapitals entsteht.“ (ibidem.)
Wir hören hier also:
1) Wie das fixe Kapital und das zu dessen Reproduktion (Funktion vergisst er) und Erhaltung nöthige cirkulirende Kapital, so ist auch das in der Produktion von Konsumtionsmitteln thätige cirkulirende Kapital jedes individuellen Kapitalisten total ausgeschlossen von seiner Netto- Revenue, die nur in seinen Profiten bestehn kann. Also ist der sein Kapital ersetzende Theil seines Waarenprodukts nicht auflösbar in Werth- bestandtheile, die Revenue für ihn bilden.
2) Das cirkulirende Kapital jedes individuellen Kapitalisten bildet einen Theil des cirkulirenden Kapitals der Gesellschaft, ganz wie jedes individuelle fixe Kapital.
3) Das cirkulirende Kapital der Gesellschaft, obgleich nur die Summe der individuellen cirkulirenden Kapitale, besitzt einen vom cirkulirenden Kapital jedes individuellen Kapitalisten verschiednen Charakter. Das letztre kann niemals einen Theil seiner Revenue bilden; ein Stück des ersten (nämlich das aus Konsumtionsmitteln bestehende) kann dagegen zugleich einen Theil der Revenue der Gesellschaft bilden, oder wie er vorhin sagte, es muss nicht nothwendig die Netto-Revenue der Gesellschaft um einen Theil des Jahresprodukts verringern. In der That besteht das, was A. Smith hier cirkulirendes Kapital nennt, in dem jährlich producirten Waarenkapital, welches die Konsumtionsmittel producirenden Kapitalisten jährlich in Cirkulation werfen. Dies ihr ganzes jährliches Waarenprodukt besteht aus konsumirbaren Artikeln und bildet daher den Fonds worin
sich die Netto-Revenuen (incl. der Arbeitslöhne) der Gesellschaft realisiren oder verausgaben. Statt die Waaren im Laden des Kleinhändlers als Beispiel zu wählen, hätte A. Smith die in den Waarenlagern der indu- striellen Kapitalisten lagernden Gütermassen wählen müssen.
Hätte A. Smith nun die Gedankenblöcke zusammengefasst, die sich ihm aufgedrungen, vorher bei Betrachtung der Reproduktion dessen was er fixes, jetzt bei der dessen was er cirkulirendes Kapital nennt, so wäre er zu folgendem Resultat gekommen:
I. Das gesellschaftliche Jahresprodukt besteht aus zwei Abtheilungen; die erste umfasst die Produktionsmittel, die zweite die Konsumtionsmittel; beide sind getrennt zu behandeln.
II. Der Gesammtwerth des aus Produktionsmitteln bestehenden Theils des Jahresprodukts vertheilt sich wie folgt: Ein Werththeil ist nur der Werth der in der Herstellung dieser Produktionsmittel verzehrten Produktionsmittel, also nur in erneuter Form wiedererscheinender Kapital- werth; ein zweiter Theil ist gleich dem Werth des in Arbeitskraft aus- gelegten Kapitals, oder gleich der Summe der Arbeitslöhne, ausgezahlt von den Kapitalisten dieser Produktionssphäre. Ein dritter Werththeil endlich bildet die Quelle der Profite, incl. Bodenrenten, der industriellen Kapi- talisten dieser Kategorie.
Der erste Bestandtheil, nach A. Smith der reproducirte fixe Kapital- theil sämmtlicher in dieser ersten Abtheilung beschäftigten individuellen Kapitale, ist „offenbar ausgeschlossen, und kann nie einen Theil bilden von der Netto-Revenue,“ sei es des individuellen Kapitalisten, sei es der Gesellschaft. Er fungirt stets als Kapital, nie als Revenue. Sofern unter- scheidet sich das „fixe Kapital“ jedes individuellen Kapitalisten in nichts von dem fixen Kapital der Gesellschaft. Aber die andern Werththeile des in Produktionsmitteln bestehenden jährlichen Produkts der Gesellschaft — Werththeile, die also auch existiren in aliquoten Theilen dieser Ge- sammtmasse von Produktionsmitteln — bilden zwar zugleich Revenuen für alle in dieser Produktion betheiligten Agenten, Löhne für die Arbeiter, Profite und Renten für die Kapitalisten. Aber sie bilden nicht Revenue, sondern Kapital für die Gesellschaft, obgleich das jährliche Produkt der Gesellschaft nur aus der Summe der Produkte der ihr angehörenden individuellen Kapitalisten besteht. Sie können meist schon ihrer Natur nach nur fungiren als Produktionsmittel und selbst
die, die nöthigenfalls als Konsumtionsmittel fungiren könnten, sind be- stimmt als Roh- oder Hülfsmaterial neuer Produktion zu dienen. Sie fungiren als solches — also als Kapital — aber nicht in den Händen ihrer Erzeuger, sondern in denen ihrer Verwender, nämlich:
III. der Kapitalisten der zweiten Abtheilung, der unmittelbaren Pro- ducenten von Konsumtionsmitteln. Sie ersetzen diesen das in der Produktion der Konsumtionsmittel verbrauchte Kapital (soweit letztres nicht in Arbeitskraft umgesetzt, also in der Summe der Arbeitslöhne für die Arbeiter dieser zweiten Abtheilung besteht), während dies verbrauchte Ka- pital, das sich nun in der Form von Konsumtionsmitteln in den Händen der sie producirenden Kapitalisten befindet, seinerseits — also vom gesell- schaftlichen Standpunkt — den Konsumtionsfonds bildet, worin die Kapitalisten und Arbeiter der ersten Abtheilung ihre Re- venue realisiren.
Hätte A. Smith die Analyse soweit verfolgt, es fehlte nur noch wenig an der Auflösung des ganzen Problems. Er war der Sache nah auf dem Sprung, da er bereits bemerkt hatte, dass bestimmte Werth- theile einer Sorte (Produktionsmittel) der Waarenkapitale, aus denen das jährliche Gesammtprodukt der Gesellschaft besteht, zwar Revenue für die in ihrer Produktion beschäftigten individuellen Arbeiter und Ka- pitalisten bilden, aber keinen Bestandtheil der Revenue der Gesellschaft; während ein Werththeil der andren Sorte (Konsumtionsmittel) zwar Ka- pitalwerth für ihre individuellen Eigner, die in dieser Anlagesphäre be- schäftigten Kapitalisten bildet, aber dennoch nur einen Theil der gesell- schaftlichen Revenue.
Soviel geht aber schon aus dem Bisherigen hervor:
Erstens: Obgleich das gesellschaftliche Kapital nur gleich der Summe der individuellen Kapitale, und daher auch das jährliche Waaren- produkt (oder Waarenkapital) der Gesellschaft gleich der Summe der Waarenprodukte dieser individuellen Kapitale; obgleich daher die Analyse des Waarenwerths in seine Bestandtheile, die für jedes individuelle Waaren- kapital gilt, auch für das der ganzen Gesellschaft gelten muss und im Endresultat wirklich gilt, so ist die Erscheinungsform, worin sie sich im gesammten gesellschaftlichen Reproduktionsprocess darstellen, eine ver- schiedne.
Zweitens: Selbst auf dem Boden der einfachen Reproduktion findet nicht nur Produktion von Arbeitslohn (variablem Kapital) und Mehrwerth statt, sondern direkte Produktion von neuem konstanten Kapitalwerth; ob- gleich der Arbeitstag nur aus zwei Theilen besteht, dem einen worin der Arbeiter das variable Kapital ersetzt, in der That ein Aequivalent für den Ankauf seiner Arbeitskraft producirt, und dem zweiten, worin er Mehr- werth producirt (Profit, Rente etc.). — Nämlich die tägliche Arbeit, die in der Reproduktion der Produktionsmittel verausgabt wird — und deren Werth in Arbeitslohn und Mehrwerth zerfällt — realisirt sich in neuen Produktionsmitteln, die den in der Produktion der Konsumtionsmittel ver- ausgabten konstanten Kapitaltheil ersetzen.
Die Hauptschwierigkeiten, wovon im Bisherigen schon der größte Theil gelöst, bieten sich bei der Betrachtung, nicht der Akkumulation, sondern der einfachen Reproduktion. Daher wird, sowohl bei A. Smith (B. II.) wie früher bei Quesnay (Tableau économique) von der einfachen Reproduktion ausgegangen, sobald es sich um die Bewegung des jährlichen Produkts der Gesellschaft, und seine durch die Cirkulation vermittelte Reproduktion handelt.
A. Smiths Dogma, dass der Preis oder Tauschwerth (exchangeable value) jeder einzelnen Waare — also auch aller Waaren zusammen, aus denen das jährliche Produkt der Gesellschaft besteht (er setzt überall mit Recht kapitalistische Produktion voraus) — sich zusammensetzt aus den drei Bestandtheilen (component parts) oder sich auflöst in (resolves itself into): Arbeitslohn, Profit und Rente, kann darauf reducirt werden, dass der Waarenwerth = v + m, d. h. gleich dem Werth des vorgeschossnen variablen Kapitals plus dem Mehrwerth. Und zwar können wir diese Reduktion von Profit und Rente auf eine gemeinsame Einheit, die wir m nennen, vornehmen mit ausdrücklicher Erlaubniss A. Smith’s, wie die nach- folgenden Citate zeigen, in denen wir zunächst alle Nebenpunkte vernach- lässigen, also namentlich alle scheinbare oder wirkliche Abweichung von dem Dogma, dass der Waarenwerth ausschliesslich aus den Elementen be- stehe, die wir als v + m bezeichnen.
In der Manufaktur: „Der Werth, den die Arbeiter den Materialien hinzufügen, löst sich auf . . . . in zwei Theile, wovon der eine ihren Arbeitslohn bezahlt, der andre den Profit ihres Beschäftigers auf das ganze von ihm in Material und Lohn vorgeschossne Kapital.“ (Buch I, ch. 6, p. 41.) — „Obgleich der Manufakturist“ [der Manufakturarbeiter] „seinen Lohn von seinem Meister vorgeschossen erhält, kostet er diesen doch in Wirklichkeit nichts, da in der Regel der Werth dieses Lohns, zusammen mit einem Profit, festgehalten (reserved) wird in dem vermehrten Werth des Gegenstands, auf den seine Arbeit verwandt worden.“ B. II, ch. 3, p. 221.) Der Theil des Kapitals (stock), der ausgelegt wird „im Unterhalt produktiver Arbeit . . . . nachdem er ihm [dem Beschäftiger] in der Funktion eines Kapitals gedient hat . . . . bildet eine Revenue für sie“ [die Arbeiter]. (B. II, ch. 3, p. 223.)
A. Smith im eben citirten Kapitel sagt ausdrücklich: „Das ganze Jahresprodukt des Bodens und der Arbeit jedes Landes . . . . spaltet sich von selbst (naturally) in zwei Theile. Einer derselben, und oft der größte, ist an erster Stelle bestimmt ein Kapital zu ersetzen und die Lebensmittel, Rohstoffe und fertigen Produkte zu erneuern, die aus einem Kapital entnommen worden; der andre ist bestimmt eine Revenue zu bilden, sei es für den Eigenthümer dieses Kapitals, als sein Kapitalprofit, sei es für jemand anders, als Rente seines Grundbesitzes.“ (p. 222.) Nur ein Theil des Kapitals, wie wir vorhin von A. Smith gehört, bildet zugleich Revenue für Jemand, nämlich der im Ankauf von produktiver Arbeit angelegte. Dieser — das variable Kapital — verrichtet zuerst in der Hand des Beschäftigers und für ihn „die Funktion eines Kapitals,“ und sodann „bildet er eine Revenue“ für den produktiven Arbeiter selbst. Der Kapitalist verwandelt einen Theil seines Kapitalwerths in Arbeitskraft und eben dadurch in variables Kapital; nur durch diese Verwandlung fungirt nicht nur dieser Theil des Kapitals, sondern sein Gesammtkapital als industrielles Kapital. Der Arbeiter — der Verkäufer der Arbeits- kraft — erhält in Form des Arbeitslohns den Werth derselben. In seinen Händen ist die Arbeitskraft nur verkäufliche Waare, Waare von deren Verkauf er lebt, die daher die einzige Quelle seiner Revenue bildet; als variables Kapital fungirt die Arbeitskraft nur in den Händen ihres Käufers, des Kapitalisten, und den Kaufpreis selbst schiesst der Kapitalist nur scheinbar vor, da sein Werth ihm vorher bereits durch den Arbeiter geliefert ist.
Nachdem uns A. Smith so gezeigt, dass der Werth des Produkts in der Manufaktur = v + m (wo m = Profit des Kapitalisten), sagt er uns, dass in der Agrikultur die Arbeiter ausser „der Reproduktion eines Werths, der gleich ist ihrer eignen Konsumtion und dem sie be- schäftigenden“ [variablen] „Kapital nebst dem Profit des Kapitalisten“ — ausserdem „über das Kapital des Pächters und all seinen Profit hinaus auch noch regelmäßig die Reproduktion der Rente des Grundbe- sitzers bewirken.“ (B. II, ch. 5, p. 243.) Dass die Rente in die Hände des Grundbesitzers geht, ist für die Frage, die wir betrachten, ganz gleichgültig. Bevor sie in seine Hände geht, muss sie in den Händen des Pächters sich befinden, d. h. in denen des industriellen Kapitalisten. Sie muss einen Werthbestandtheil des Produkts bilden, bevor sie Revenue für irgend wen wird. Rente wie Profit sind also bei A. Smith selbst nur Bestandtheile des Mehrwerths, die der produktive Arbeiter beständig reproducirt zugleich mit seinem eignen Arbeitslohn, d. h. mit dem Werth des variablen Kapitals. Rente wie Profit sind also Theile des Mehrwerths m, und somit löst sich bei A. Smith der Preis aller Waaren auf in v + m.
Das Dogma, dass der Preis aller Waaren (also auch des jährlichen Waarenprodukts) sich auflöst in Arbeitslohn plus Profit plus Grundrente, nimmt in dem zwischendurch laufenden esoterischen Theil von Smith’s Werk selbst die Form an, dass der Werth jeder Waare, also auch des jährlichen Waarenprodukts der Gesellschaft, = v + m, = dem in Ar- beitskraft ausgelegten und vom Arbeiter stets reproducirten Kapitalwerth plus dem von den Arbeitern durch ihre Arbeit zugesetzten Mehrwerth.
Dies Endergebniss bei A. Smith offenbart uns zugleich — siehe weiter unten — die Quelle seiner einseitigen Analyse der Bestandtheile, worin der Waarenwerth zerfällbar. Mit der Größenbestimmung jedes ein- zelnen dieser Bestandtheile und der Grenze ihrer Werthsumme hat aber der Umstand nichts zu thun, dass sie zugleich verschiedne Revenuequellen für verschiedne in der Produktion fungirende Klassen bilden.
Wenn A. Smith sagt: „Arbeitslohn, Profit und Bodenrente sind die drei Urquellen alles Einkommens sowohl wie alles Tauschwerths. Jede andre Revenue ist in letzter Instanz von einer derselben abgeleitet“ (B. I, ch. 6, p. 48) so sind hier allerlei quid pro quo zusammengehäuft.
1) Alle nicht direkt in der Reproduktion, mit oder ohne Arbeit, figurirenden Gesellschaftsglieder können ihren Antheil am jährlichen Waarenprodukt — also ihre Konsumtionsmittel — in erster Hand nur beziehn aus den Händen der Klassen, denen das Produkt in erster Hand zufällt — produktiven Arbeitern, industriellen Kapitalisten und Grund- besitzern. Insofern sind ihre Revenuen materialiter abgeleitet von Arbeits- lohn (der produktiven Arbeiter), Profit und Bodenrente, und erscheinen daher jenen Originalrevenuen gegenüber als abgeleitete. Andrerseits je- doch beziehn die Empfänger dieser in diesem Sinn abgeleiteten Revenuen dieselben, vermittelst ihrer gesellschaftlichen Funktion als König, Pfaff, Professor, Hure, Kriegsknecht etc., und sie können also diese ihre Funktionen als die Originalquellen ihrer Revenue betrachten.
2) — und hier kulminirt der närrische Schnitzer A. Smith’s: Nach- dem er damit begonnen hat, die Werthbestandtheile der Waare und die Summe des Werthprodukts, das in ihnen verkörpert ist, richtig zu be- stimmen und dann nachzuweisen, wie diese Bestandtheile ebensoviele ver- schiedne Revenuequellen bilden(FN39); nachdem er so aus dem Werth die Revenuen abgeleitet hat, verfährt er dann — und das bleibt ihm die vorherrschende Vorstellung — umgekehrt, und lässt die Revenuen, aus „Bestandtheilen“ (component parts), zu „Urquellen alles Tauschwerths“ werden, womit der Vulgärökonomie Thür und Thor weit geöffnet war. (Siehe unsern Roscher.)
Sehn wir nun wie A. Smith den konstanten Werththeil des Kapitals aus dem Waarenwerth wegzuhexen sucht.
„In dem Preis des Korns z. B., zahlt ein Theil die Rente des Grundbesitzers.“ Der Ursprung dieses Werthbestandtheils hat ebensowenig mit dem Umstand zu schaffen, dass er dem Grundbesitzer gezahlt wird und für ihn Revenue unter der Form der Rente bildet, wie der Ursprung der andern Werthbestandtheile damit zu schaffen haben, dass sie als Profit und Arbeitslohn Revenuequellen bilden.
„Ein andrer Theil zahlt den Lohn und Unterhalt der Arbeiter“ [und des Arbeitsviehs! setzt er hinzu] „die in seiner Produktion beschäftigt waren, und der dritte Theil zahlt den Profit des Pächters. Diese drei Theile scheinen [seem, in der That scheinen sie] „entweder unmittelbar oder in letzter Instanz den ganzen Preis des Korns auszumachen.“(FN40) Dieser ganze Preis, d. h. seine Grössenbestimmung, ist absolut unab- hängig von seiner Vertheilung unter drei Sorten von Personen. „Ein vierter Theil mag nothwendig scheinen, um das Kapital des Pächters zu ersetzen, oder um den Verschleiß seines Arbeitsviehs und seiner andern Ackergeräthe zu ersetzen. Aber es muss in Betracht gezogen werden, dass der Preis irgend welches Ackergeräths, z. B. eines Arbeitspferds, selbst wieder aus obigen drei Theilen sich zusammensetzt: der Rente des Bodens auf dem es gezüchtet, der Arbeit der Züchtung und dem Profit des Pächters, der beides, die Rente dieses Bodens und den Lohn dieser Arbeit, vor- schiesst. Obwohl daher der Preis des Korns sowohl den Preis wie die Unterhal- tungskosten des Pferdes ersetzen mag, so löst sich doch der ganze Preis immer noch, unmittelbar oder in letzter Instanz, auf in dieselben drei Theile: Bo- denrente, Arbeit“ [er meint Arbeitslohn] „und Profit.“ (B. I, ch. 6, p. 42.)
Das ist wörtlich Alles, was A. Smith zur Begründung seiner er- staunlichen Doktrin vorbringt. Sein Beweis besteht einfach in der Wiederholung derselben Behauptung. Er gibt beispielsweise zu, dass der Preis des Korns nicht nur besteht aus v + m, sondern ebenfalls aus dem Preis der in der Kornproduktion verzehrten Produktionsmittel, also aus einem Kapitalwerth, den der Pächter nicht in Arbeitskraft an- gelegt hat. Aber, sagt er, die Preise aller dieser Produktionsmittel selbst zerfallen, wie der Kornpreis, auch in v + m; nur vergisst A. Smith hinzuzusetzen: ausserdem in den Preis der in ihrer eignen Erzeugung verzehrten Produktionsmittel. Er verweist von einem Produktionszweig auf den andern, und von dem andern wieder auf einen dritten. Dass der ganze Preis der Waaren sich „unmittelbar“ oder „in letzter Instanz“
(ultimately) in v + m auflöst, wäre nur dann keine hohle Ausflucht, wenn nachgewiesen worden, dass die Waarenprodukte, deren Preis sich un- mittelbar auflöst in c (Preis verzehrter Produktionsmittel) + v + m, schliesslich kompensirt werden durch Waarenprodukte, welche jene „ver- zehrten Produktionsmittel“ ihrem ganzen Umfang nach ersetzen und die ihrerseits dagegen hergestellt werden durch blosse Auslage von variablem, d. h. in Arbeitskraft ausgelegtem Kapital. Der Preis der letztren wäre dann unmittelbar = v + m. Daher auch der Preis der erstern, c + v + m, wo c als konstanter Kapitaltheil figurirt, schliesslich auf- lösbar in v + m. A. Smith glaubte selbst nicht, solchen Nachweis ge- liefert zu haben durch sein Beispiel mit den Scotch pebbles-Sammlern, die aber nach ihm 1) keinen Mehrwerth irgend einer Art liefern, sondern nur ihren eignen Arbeitslohn produciren; 2) keine Produktionsmittel an- wenden (wohl doch auch in Form von Körben, Säcken und andern Ge- fäßen zum Wegtragen der Steinchen).
Wir haben bereits vorhin gesehn, dass A. Smith selbst seine eigne Theorie später über den Haufen wirft, ohne sich indess seiner Wider- sprüche bewusst zu werden. Ihre Quelle ist jedoch zu suchen gerade in seinen wissenschaftlichen Ausgangspunkten. Das in Arbeit umgesetzte Kapital producirt einen größren Werth als seinen eignen. Wie? Indem, sagt A. Smith, die Arbeiter während des Produktionsprocesses den von ihnen bearbeiteten Dingen einen Werth einprägen, der ausser dem Aequi- valent für ihren eignen Kaufpreis einen nicht ihnen, sondern ihren An- wendern zufallenden Mehrwerth bildet (Profit und Rente). Das ist aber auch alles was sie leisten und leisten können. Was von der industriellen Arbeit eines Tages, das gilt von der durch die ganze Kapitalistenklasse während eines Jahres in Bewegung gesetzten Arbeit. Die Gesammtmasse des jährlichen gesellschaftlichen Werthprodukts kann daher nur zerfällbar sein in v + m, in ein Aequivalent, wodurch die Arbeiter den in ihrem eignen Kaufpreis verausgabten Kapitalwerth ersetzen, und in den zusätz- lichen Werth, den sie darüber hinaus ihrem Anwender liefern müssen. Diese beiden Werthelemente der Waaren aber bilden zugleich Revenue- quellen für die verschiednen in der Reproduktion betheiligten Klassen: das erste den Arbeitslohn, die Revenue der Arbeiter; das zweite den Mehr- werth, wovon der industrielle Kapitalist einen Theil in Form des Profits für sich behält, einen andern abtritt als Rente, die Revenue des Grund-
eigenthümers. Wo sollte also ein weitrer Werthbestandtheil herkommen, da das jährliche Werthprodukt keine andren Elemente enthält ausser- v + m? Wir stehn hier auf dem Boden der einfachen Reproduk- tion. Da die ganze jährliche Arbeitssumme sich auflöst in Arbeit, nöthig zur Reproduktion des in Arbeitskraft ausgelegten Kapitalwerths, und in Arbeit, nöthig zur Schöpfung eines Mehrwerths, wo sollte da überhaupt noch die Arbeit zur Produktion eines nicht in Arbeitskraft ausgelegten Kapitalwerths herkommen?
Die Sache liegt folgendermaßen:
1) A. Smith bestimmt den Werth einer Waare durch die Masse Arbeit, die der Lohnarbeiter dem Arbeitsgegenstand zusetzt (adds). Er sagt wörtlich: „den Materialien“, da er von Manufaktur handelt, die selbst schon Arbeitsprodukte verarbeitet; dies ändert aber nichts an der Sache. Der Werth, den der Arbeiter einem Dinge zusetzt (und dies „adds“ ist der Ausdruck Adam’s) ist ganz unabhängig davon, ob dieser Gegenstand, dem Werth zugesetzt wird, vor diesem Zusatz schon selbst Werth hat oder nicht. Der Arbeiter schafft also in Waarenform ein Werthprodukt; dies ist nach A. Smith eines Theils Aequivalent seines Arbeitslohns, und dieser Theil ist also bestimmt durch den Werthumfang seines Arbeitslohns; je nachdem dieser grösser oder kleiner, hat er mehr Arbeit zuzusetzen um einen Werth gleich dem seines Arbeitslohns zu produciren oder zu reproduciren. Anderntheils aber setzt der Arbeiter über die so gezogne Grenze hinaus weitre Arbeit zu, die Mehrwerth für den ihn beschäftigenden Kapitalisten bildet. Ob dieser Mehrwerth ganz in den Händen des Kapitalisten bleibt oder stückweis an dritte Personen von ihm abzutreten ist, ändert absolut nichts weder an der qualitativen (dass es überhaupt Mehrwerth ist), noch an der quantita- tiven (der Grössen-) Bestimmung des vom Lohnarbeiter zugesetzten Mehr- werths. Es ist Werth wie jeder andre Werththeil des Produkts, unter- scheidet sich aber dadurch, dass der Arbeiter kein Aequivalent dafür er- halten hat noch nachher erhält, dieser Werth vielmehr vom Kapitalisten ohne Aequivalent angeeignet wird. Der Gesammtwerth der Waare ist be- stimmt durch das Quantum Arbeit, das der Arbeiter in ihrer Produktion verausgabt hat; ein Theil dieses Gesammtwerths ist dadurch bestimmt, dass er gleich dem Werth des Arbeitslohns ist, also Aequivalent für den- selben. Der zweite Theil, der Mehrwerth, ist daher nothwendig ebenfalls
bestimmt, nämlich gleich dem Gesammtwerth des Produkts minus dem Werththeil desselben, der Aequivalent des Arbeitslohns ist; also gleich dem Ueberschuss des in Herstellung der Waare geschaffnen Werthprodukts über den darin enthaltnen Werththeil, der gleich dem Aequivalent für seinen Arbeitslohn.
2) Was für die Waare, producirt in einem einzelnen industriellen Geschäft durch jeden einzelnen Arbeiter, gilt vom Jahresprodukt aller Ge- schäftszweige zusammen. Was von der Tagesarbeit eines individuellen produktiven Arbeiters, gilt von der durch die ganze produktive Arbeiter- klasse flüssig gemachten Jahresarbeit. Sie „fixirt“ (Smith’scher Ausdruck) im Jahresprodukt einen Gesammtwerth, bestimmt durch das Quantum der verausgabten Jahresarbeit, und dieser Gesammtwerth zerfällt in einen Theil, bestimmt durch dasjenige Stück der Jahresarbeit, worin die Ar- beiterklasse ein Aequivalent ihres Jahreslohns schafft, in der That diesen Lohn selbst; und in einen andern Theil, bestimmt durch die zusätzliche Jahresarbeit, worin der Arbeiter einen Mehrwerth für die Kapitalistenklasse schafft. Das im Jahresprodukt enthaltne jährliche Werthprodukt besteht also nur aus zwei Elementen, dem Aequivalent des von der Arbeiterklasse erhaltnen Jahreslohns, und dem jährlich für die Kapitalistenklasse ge- lieferten Mehrwerth. Der Jahreslohn bildet aber die Revenue der Ar- beiterklasse, die Jahressumme des Mehrwerths die Revenue der Kapitalisten- klasse; beide stellen also (und dieser Gesichtspunkt ist richtig bei Dar- stellung der einfachen Reproduktion) die relativen Antheile am jährlichen Konsumtionsfonds dar und realisiren sich in ihm. Und so bleibt nirgends Platz für den konstanten Kapitalwerth, für die Reproduktion des in Form von Produktionsmitteln fungirenden Kapitals. Dass aber alle Theile des Waarenwerths, die als Revenue fungiren, zusammenfallen mit dem für den gesellschaftlichen Konsumtionsfonds bestimmten jährlichen Arbeits- produkt, sagt A. Smith ausdrücklich in der Einleitung seines Werks: „Worin die Revenue des Volks überhaupt bestanden hat, oder was die Natur des Fonds war, welcher . . . . ihre jährliche Konsumtion geliefert hat (supplied), dies zu erklären ist der Zweck dieser vier ersten Bücher.“ (p. 12.) Und gleich im ersten Satz der Einleitung heisst es: „Die jährliche Arbeit jeder Nation ist der Fonds, welcher sie ursprünglich versieht mit all den Lebensmitteln, die sie im Lauf des Jahres verzehrt und die stets bestehn entweder aus dem unmittelbaren Produkt dieser
Arbeit, oder in den, mit diesem Produkt von andern Nationen gekauften Gegenständen.“ (p. 11.)
Der erste Fehler A. Smith’s besteht nun darin, dass er den jähr- lichen Produktenwerth gleichsetzt dem jährlichen Werthprodukt. Das letztre ist nur Produkt der Arbeit des vergangnen Jahrs; der erstere schliesst ausserdem alle Werthelemente ein, die zur Herstellung des Jahres- produkts verbraucht, aber im vorhergehenden und zum Theil in noch früher verflossnen Jahren producirt wurden: Produktions- mittel, deren Werth nur wieder erscheint — die, was ihren Werth betrifft, weder producirt, noch reproducirt worden sind durch während des letzten Jahrs verausgabte Arbeit. Durch diese Verwechslung mani- pulirt A. Smith den konstanten Werththeil des Jahresprodukts hinweg. Die Verwechslung selbst beruht auf einem andern Irrthum in seiner Fun- damentalauffassung: er unterscheidet nicht den zwiespältigen Charakter der Arbeit selbst: der Arbeit, soweit sie als Verausgabung von Arbeits- kraft Werth, und soweit sie als konkrete, nützliche Arbeit Gebrauchs- gegenstände (Gebrauchswerth) schafft. Die Gesammtsumme der jährlich hergestellten Waaren, also das ganze Jahresprodukt, ist Produkt der im letzten Jahr wirkenden nützlichen Arbeit; nur dadurch, dass ge- sellschaftlich angewandte Arbeit in einem vielverzweigten System nütz- licher Arbeitsarten verausgabt wurde, sind alle diese Waaren da; nur dadurch ist in ihrem Gesammtwerth der Werth der in ihrer Produktion verzehrten Produktionsmittel erhalten, in neuer Naturalform wieder er- scheinend. Das gesammte Jahresprodukt ist also Resultat der während des Jahrs verausgabten nützlichen Arbeit; aber vom jährlichen Pro- duktenwerth ist nur ein Theil während des Jahrs geschaffen worden; dieser Theil ist das jährliche Werthprodukt, worin sich die Summe der während des Jahres selbst flüssig gemachten Arbeit darstellt.
Wenn also A. Smith in der soeben citirten Stelle sagt: „Die jährliche Arbeit jeder Nation ist der Fonds, welcher sie ursprünglich versieht mit all den Lebensmitteln, die sie im Lauf des Jahrs verzehrt etc.“, so stellt er sich einseitig auf den Standpunkt der bloss nützlichen Arbeit, die allerdings alle diese Lebensmittel in ihre verzehrbare Form gebracht hat. Er vergisst aber dabei, dass dies unmöglich war ohne Mit- hülfe der aus frühern Jahren überlieferten Arbeitsmittel und Arbeitsgegen- stände, und dass daher die „jährliche Arbeit,“ soweit sie Werth bildete,
keineswegs den ganzen Werth des durch sie fertig gestellten Produkts geschaffen hat; dass das Werthprodukt kleiner ist als der Produkten- werth.
Wenn man A. Smith keinen Vorwurf machen kann, in dieser Ana- lyse nur soweit gegangen zu sein als alle seine Nachfolger, (obgleich sich ein Ansatz zum Richtigen schon bei den Physiokraten vorfand), so ver- läuft er sich dagegen weiter in einem Chaos, und zwar hauptsächlich weil seine „esoterische“ Auffassung des Waarenwerths überhaupt fort- während durchkreuzt wird von exoterischen, die in der Breite bei ihm vorwiegen, während sein wissenschaftlicher Instinkt von Zeit zu Zeit den esoterischen Standpunkt wieder erscheinen lässt.
Der Werththeil jeder Waare (und daher auch des Jahresprodukts), der nur ein Aequivalent des Arbeitslohns bildet, ist gleich dem vom Kapitalisten im Arbeitslohn vorgeschossnen Kapital, d. h. gleich dem va- riablen Bestandtheil seines vorgeschossnen Gesammtkapitals. Diesen Be- standtheil des vorgeschossnen Kapitalwerths erhält der Kapitalist wieder durch einen neu producirten Werthbestandtheil der von den Lohnarbeitern gelieferten Waare. Ob das variable Kapital vorgeschossen wird in dem Sinn, dass der Kapitalist in Geld den dem Arbeiter zufallenden Antheil eines Produkts zahlt, das noch nicht zum Verkauf fertig, oder das zwar fertig, aber noch nicht vom Kapitalisten verkauft ist, oder ob er ihn mit Geld zahlt, das er bereits erhalten durch Verkauf der vom Arbeiter ge- lieferten Waare, oder ob er durch Kredit dies Geld anticipirt hat — in allen diesen Fällen verausgabt der Kapitalist variables Kapital, das als Geld den Arbeitern zufließt, und besitzt er andrerseits das Aequivalent dieses Kapitalwerths in dem Werththeil seiner Waaren, wodurch der Ar- beiter den ihm selbst zufallenden Antheil an dem Gesammtwerth derselben neu producirt, wodurch er in andren Worten den Werth seines eignen Arbeitslohns producirt hat. Statt ihm diesen Werththeil in der Natural- form seines eignen Produkts zu geben, zahlt ihm der Kapitalist selben in Geld aus. Für den Kapitalisten besteht also jetzt der variable Be- standtheil seines vorgeschossnen Kapitalwerths in Waarenform, während
der Arbeiter das Aequivalent für seine verkaufte Arbeitskraft in Geldform erhalten hat.
Während also der durch Ankauf der Arbeitskraft in variables Kapital umgesetzte Theil des vom Kapitalisten vorgeschossnen Kapitals innerhalb des Produktionsprocesses selbst als sich bethätigende Arbeitskraft fungirt, und durch die Verausgabung dieser Kraft als Neuwerth in Waarenform von neuem producirt, d. h. reproducirt wird — also Reproduktion, d. h. Neuproduktion von vorgeschossnem Kapitalwerth! — verausgabt der Ar- beiter den Werth, resp. Preis seiner verkauften Arbeitskraft in Lebens- mitteln, in Mitteln der Reproduktion seiner Arbeitskraft. Eine dem va- riablen Kapital gleiche Geldsumme bildet seine Einnahme, daher seine Re- venue, die nur so lange dauert als er seine Arbeitskraft an den Kapita- listen verkaufen kann.
Die Waare des Lohnarbeiters — seine Arbeitskraft — selbst fungirt nur als Waare, soweit sie dem Kapital des Kapitalisten einverleibt wird, als Kapital fungirt; andrerseits fungirt das als Geldkapital im Ankauf von Arbeitskraft verausgabte Kapital des Kapitalisten als Revenue in der Hand des Verkäufers der Arbeitskraft, des Lohnarbeiters.
Es verschlingen sich hier verschiedne Cirkulations- und Produktions- processe, die A. Smith nicht aus einander hält.
Erstens. Dem Cirkulationsprocess angehörige Akte: Der Arbeiter verkauft seine Waare — die Arbeitskraft — an den Kapitalisten; das Geld, womit der Kapitalist sie kauft, ist für ihn zur Verwerthung ange- legtes Geld, also Geldkapital; es ist nicht verausgabt, sondern vorge- schossen. (Dies ist der wirkliche Sinn des „Vorschusses“ — avance der Physiokraten — ganz unabhängig davon, wo der Kapitalist das Geld selbst hernimmt. Vorgeschossen ist für den Kapitalisten jeder Werth, den er zum Zweck des Produktionsproceses zahlt, ob dies nun vorher oder post festum geschehe; er ist dem Produktionsprocess selbst vorgeschossen.) Hier ereignet sich nur, was bei jedem Waarenverkauf: der Verkäufer gibt einen Gebrauchswerth fort (hier die Arbeitskraft) und erhält dessen Werth (realisirt dessen Preis) in Geld; der Käufer gibt sein Geld weg und er- hält dafür die Waare selbst — hier die Arbeitskraft.
Zweitens: Im Produktionsprocess bildet jetzt die gekaufte Ar- beitskraft einen Theil des fungirenden Kapitals, und der Arbeiter selbst fungirt hier nur als eine besondre Naturalform dieses Kapitals, unter-
schieden von den in der Naturalform von Produktionsmitteln bestehenden Elementen desselben. Während des Processes setzt der Arbeiter den von ihm in Produkt verwandelten Produktionsmitteln einen Werth zu, durch Verausgabung seiner Arbeitskraft, gleich dem Werth seiner Arbeitskraft (abgesehn vom Mehrwerth); er reproducirt also für den Kapitalisten in Waarenform den von letztrem ihm in Arbeitslohn vorgeschossnen oder vorzuschiessenden Theil seines Kapitals; producirt ihm ein Aequivalent des letztren; er producirt also für den Kapitalisten das Kapital, das dieser von neuem im Ankauf von Arbeitskraft „vorschiessen“ kann.
Drittens: Bei Verkauf der Waare ersetzt also ein Theil ihres Ver- kaufspreises dem Kapitalisten das von ihm vorgeschossne variable Kapital, befähigt daher sowohl ihn, von neuem Arbeitskraft zu kaufen, wie den Arbeiter, sie von neuem zu verkaufen.
Bei allen Waarenkäufen und -Verkäufen — soweit nur diese Trans- aktionen selbst betrachtet werden — ist es vollständig gleichgültig, was in der Hand des Verkäufers aus dem für seine Waare gelösten Geld, und was in der Hand des Käufers aus dem von ihm gekauften Gebrauchs- artikel wird. Es ist also, soweit der blosse Cirkulationsprocess in Betracht kommt, auch völlig gleichgültig, dass die vom Kapitalisten gekaufte Ar- beitskraft für ihn Kapitalwerth reproducirt, und dass andrerseits das als Kaufpreis der Arbeitskraft gelöste Geld für den Arbeiter Revenue bildet. Die Werthgröße des Handelsartikels des Arbeiters, seiner Arbeitskraft, wird weder dadurch afficirt, dass sie „Revenue“ für ihn bildet, noch da- durch, dass der Gebrauch seines Handelsartikels durch den Käufer diesem Käufer Kapitalwerth reproducirt.
Weil der Werth der Arbeitskraft — d. h. der adäquate Verkaufs- preis der Waare — durch die zu ihrer Reproduktion nöthige Arbeitsmenge bestimmt ist, diese Arbeitsmenge selbst aber hier bestimmt ist durch die zur Produktion der nöthigen Lebensmittel des Arbeiters, also zur Er- haltung seines Lebens erheischte Arbeitsmenge, wird der Arbeitslohn zur Revenue, wovon der Arbeiter zu leben hat.
Es ist total falsch, was A. Smith sagt (p. 223): „Der Theil des Kapitals, der angelegt wird im Unterhalt produktiver Arbeit, . . . . nachdem er ihm“ [dem Kapitalisten] „in der Funktion eines Kapitals ge- dient hat, . . . . bildet eine Revenue für sie“ [die Arbeiter]. Das Geld womit der Kapitalist die von ihm gekaufte Arbeitskraft zahlt, „dient ihm
in der Funktion eines Kapitals,“ soweit er dadurch die Arbeitskraft den dinglichen Bestandtheilen seines Kapitals einverleibt, und damit überhaupt sein Kapital erst in den Stand setzt, als produktives Kapital zu fungiren. Unterscheiden wir: Die Arbeitskraft ist Waare, nicht Kapital, in der Hand des Arbeiters, und sie konstituirt für ihn eine Revenue, soweit er deren Verkauf beständig wiederholen kann; sie fungirt als Kapital nach dem Verkauf in der Hand des Kapitalisten, während des Produktionspro- cesses selbst. Was hier zweimal dient ist die Arbeitskraft; als Waare, die zu ihrem Werth verkauft wird, in der Hand des Arbeiters; als Werth- und Gebrauchswerth producirende Kraft in der Hand des Kapitalisten, der sie gekauft hat. Aber das Geld, was der Arbeiter vom Kapitalisten erhält, erhält er erst, nachdem er ihm den Gebrauch seiner Arbeitskraft gegeben hat, nachdem selbe bereits im Werth des Arbeits- produkts realisirt ist. Der Kapitalist hat diesen Werth in seiner Hand, bevor er ihn zahlt. Es ist also nicht das Geld, das zweimal fungirt: erst als Geldform des variablen Kapitals, dann als Arbeitslohn. Sondern es ist die Arbeitskraft, die zweimal fungirt hat; erst als Waare beim Verkauf der Arbeitskraft (das Geld wirkt bei Stipulirung des zu zahlen- den Lohns bloss als ideelles Werthmaß, wobei es noch gar nicht in der Hand des Kapitalisten zu sein braucht); zweitens im Produktionspro- cess, wo sie als Kapital, d. h. als Gebrauchswerth und Werth schaffen- des Element in der Hand des Kapitalisten fungirt. Sie hat bereits in Waarenform das dem Arbeiter zu zahlende Aequivalent geliefert, bevor der Kapitalist es dem Arbeiter in Geldform zahlt. Der Arbeiter schafft also selbst den Zah- lungsfonds aus dem ihn der Kapitalist zahlt. Aber das ist nicht Alles.
Das Geld, das der Arbeiter erhält, wird von ihm verausgabt um seine Arbeitskraft zu erhalten, also — Kapitalistenklasse und Arbeiter- klasse in ihrer Gesammtheit betrachtet — um dem Kapitalisten das Werk- zeug zu erhalten, wodurch er allein Kapitalist bleiben kann.
Der beständige Kauf und Verkauf der Arbeitskraft verewigt also einerseits die Arbeitskraft als Element des Kapitals, wodurch es als Schöpfer von Waaren, Gebrauchsartikeln die einen Werth haben, erscheint, wodurch ferner der Kapitaltheil, der die Arbeitskraft kauft, durch ihr eignes Produkt be- ständig hergestellt wird, der Arbeiter selbst also beständig den Kapital- fonds schafft, aus dem er bezahlt wird. Andrerseits wird der beständige Verkauf der Arbeitskraft zur stets sich erneuernden Lebenserhaltungs-
quelle des Arbeiters, und erscheint also seine Arbeitskraft als das Ver- mögen, wodurch er die Revenue bezieht von der er lebt. Revenue meint hier nichts als durch beständig wiederholten Verkauf einer Waare (der Arbeitskraft) bewirkte Aneignung von Werthen, wobei letztre selbst nur zur beständigen Reproduktion der zu verkaufenden Waare dienen. Und sofern hat A. Smith recht zu sagen, dass der Werththeil des vom Arbeiter selbst geschaffnen Produkts, wofür ihm der Kapitalist ein Aequivalent in Form des Arbeitslohns zahlt, Quelle von Revenue für den Arbeiter wird. Dies ändert aber ebensowenig an der Natur oder Größe dieses Werththeils der Waare, als es am Werth der Produktionsmittel ändert, dass sie als Kapitalwerthe fungiren, oder an der Natur und Größe einer geraden Linie, dass sie als Basis eines Dreiecks oder als Durchmesser einer Ellipse fungirt. Der Werth der Arbeitskraft bleibt gerade so un- abhängig bestimmt wie der jener Produktionsmittel. Weder besteht dieser Werththeil der Waare aus Revenue als einem ihn konstituirenden selbständigen Faktor, noch löst sich dieser Werththeil auf in Revenue. Weil dieser vom Arbeiter beständig reproducirte Neuwerth für ihn Quelle von Revenue bildet, bildet nicht umgekehrt seine Revenue einen Bestand- theil des von ihm producirten Neuwerths. Die Größe des ihm bezahlten Antheils an dem von ihm geschaffnen Neuwerth bestimmt den Werth- umfang seiner Revenue, nicht umgekehrt. Dass dieser Theil des Neu- werths für ihn Revenue bildet, zeigt bloss was aus ihm wird, der Cha- rakter seiner Anwendung, und hat mit seiner Bildung so wenig zu schaffen wie mit jeder andren Werthbildung. Nehme ich jede Woche zehn Thaler ein, so ändert der Umstand dieser wöchentlichen Einnahme nichts, weder an der Werthnatur der zehn Thaler, noch an ihrer Werthgröße. Wie bei jeder andren Waare ist bei der Arbeitskraft ihr Werth bestimmt durch die zu ihrer Reproduktion nothwendige Arbeitsmenge; dass diese Arbeits- menge durch den Werth der nothwendigen Lebensmittel des Arbeiters be- stimmt, also gleich ist der zur Reproduktion seiner Lebensbedingungen selbst nothwendigen Arbeit, ist dieser Waare (der Arbeitskraft) eigen- thümlich, aber nicht eigenthümlicher, als dass der Werth von Lastvieh durch den Werth der zu seiner Erhaltung nothwendigen Lebensmittel be- stimmt ist, also durch die Masse menschlicher Arbeit, nöthig um letztre zu produciren.
Es ist aber die Kategorie „Revenue“, die hier das ganze Unheil bei
A. Smith anrichtet. Die verschiednen Sorten von Revenuen bilden bei ihm die „component parts“, die Bestandtheile des jährlich producirten, neu hergestellten Waarenwerths, während umgekehrt die zwei Theile, worin dieser Waarenwerth für den Kapitalisten zerfällt — das Aequivalent seines bei Ankauf der Arbeit in Geldform vorgeschossnen variablen Ka- pitals, und der andre Werththeil, der ihm auch gehört, ihm aber nichts gekostet hat, der Mehrwerth — Revenuequellen bilden. Das Aequivalent des variablen Kapitals wird von neuem in Arbeitskraft vorgeschossen und bildet sofern eine Revenue für den Arbeiter in Form seines Arbeitslohns; der andre Theil — der Mehrwerth — da er dem Kapitalisten keinen Kapitalvorschuss zu ersetzen hat, kann von ihm in Konsumtionsmitteln (nothwenigen und Luxus) verausgabt, als Revenue verzehrt werden, statt Kapitalwerth irgend einer Art zu bilden. Die Voraussetzung dieser Re- venue ist der Waarenwerth selbst, und seine Bestandtheile unterscheiden sich für den Kapitalisten nur soweit sie entweder Aequivalent für, oder Ueberschuss über den von ihm vorgeschossnen variablen Kapitalwerth bilden. Beide bestehn aus nichts als während der Waarenproduktion ver- ausgabter, in Arbeit flüssig gemachter Arbeitskraft. Sie bestehn aus Aus- gabe, nicht aus Einkommen oder Revenue — aus Arbeitsausgabe.
Nach diesem quid pro quo, wo die Revenue die Quelle von Waaren- werth wird statt der Waarenwerth die Quelle von Revenue, erscheint nun der Waarenwerth als „zusammengesetzt“ aus den verschiednen Sorten Re- venuen; sie sind unabhängig von einander bestimmt, und durch die Ad- dition des Werthumfangs dieser Revenuen wird der Gesammtwerth der Waare bestimmt. Aber nun fragt es sich, wie wird der Werth jeder dieser Revenuen bestimmt, aus denen der Waarenwerth entspringen soll? Bei dem Arbeitslohn geschieht dies, denn der Arbeitslohn ist der Werth seiner Waare, der Arbeitskraft, und dieser bestimmbar (wie der jeder andren Waare) durch die zur Reproduktion dieser Waare nöthige Arbeit. Aber der Mehrwerth, oder bei A. Smith vielmehr seine beiden Formen, Profit und Grundrente, wie sind sie bestimmbar? Hier bleibts bei leerem Geschwätz. Bald stellt A. Smith Arbeitslohn und Mehrwerth (resp. Ar- beitslohn und Profit) als Bestandtheile dar aus denen der Waarenwerth, resp. Preis sich zusammensetzt, bald, und oft fast im selben Athemzug, als Theile, worin sich der Waarenpreis „auflöst“ (resolves itself); was aber umgekehrt heisst, dass der Waarenwerth das zuerst Gegebne ist, und
dass verschiedne Theile dieses gegebnen Werths verschiednen im Produk- tionsprocess betheiligten Personen in der Form verschiedner Revenuen zu- fallen. Dies ist keineswegs identisch mit der Zusammensetzung des Werths aus diesen drei „Bestandtheilen.“ Wenn ich die Größe dreier verschied- nen geraden Linien selbständig bestimme und dann aus diesen drei Linien als „Bestandtheilen“ eine vierte gerade Linie bilde, die gleich der Größe ihrer Summe ist, so ist das keineswegs dieselbe Procedur als wenn ich andrerseits eine gegebne gerade Linie vor mir habe und diese zu irgend welchem Behuf in drei verschiedne Theile theile, gewissermaßen „auf- löse.“ Die Größe der Linie im ersten Fall wechselt durchweg mit der Größe der drei Linien, deren Summe sie bildet; die Größe der drei Linien- theile im letzten Fall ist von vornherein dadurch begrenzt, dass sie Theile einer Linie von gegebner Größe bilden.
In der That aber, soweit wir an dem Richtigen von A. Smith’s Darstellung festhalten, dass der im jährlichen Waarenprodukt der Gesell- schaft (wie in jeder einzelnen Waare, oder wie im Tages-, Wochenpro- dukt etc.) enthaltne, durch die Jahresarbeit neugeschaffne Werth gleich ist dem Werth des vorgeschossnen variablen Kapitals (also dem wieder zu Ankauf von Arbeitskraft bestimmten Werththeil) plus dem Mehr- werth, den der Kapitalist realisiren kann — bei einfacher Reproduktion und sonst gleichbleibenden Umständen — in Mitteln seiner individuellen Konsumtion; wenn wir ferner daran festhalten, dass A. Smith zusammen- wirft die Arbeit, soweit sie Werth schafft, Verausgabung von Arbeitskraft ist — und die Arbeit, soweit sie Gebrauchswerth schafft, d. b. in nütz- licher, zweckgemäßer Form verausgabt wird — so kommt die ganze Vor- stellung darauf hinaus: Der Werth jeder Waare ist das Produkt der Arbeit; also auch der Werth des Produkts der Jahresarbeit oder der Werth des jährlichen gesellschaftlichen Waarenprodukts. Da alle Arbeit aber sich auflöst in 1) nothwendige Arbeitszeit, worin der Arbeiter bloss ein Aequivalent reproducirt für das in Ankauf seiner Arbeitskraft vorge- schossne Kapital, und 2) Mehrarbeit, wodurch er einen Werth für den Kapitalisten liefert, wofür dieser kein Aequivalent zahlt, also Mehrwerth; so kann sich aller Waarenwerth nur in diese zwei verschiednen Bestand- theile auflösen und bildet also schliesslich als Arbeitslohn die Revenue der Arbeiterklasse, als Mehrwerth die der Kapitalistenklasse. Was aber den konstanten Kapitalwerth angeht, d. h. den Werth der in der Produktion
des Jahresprodukts aufgezehrten Produktionsmittel, so kann zwar nicht ge- sagt werden (ausser der Phrase, dass der Kapitalist dem Käufer ihn an- rechnet bei Verkauf seiner Waare) wie dieser Werth in den Werth des neuen Produkts hineinkommt, aber schliesslich — ultimately — kann dieser Werththeil, da die Produktionsmittel selbst Produkt der Arbeit sind, doch selbst wieder nur bestehn aus Aequivalent des variablen Kapitals und aus Mehrwerth; aus Produkt von nothwendiger Arbeit und von Mehr- arbeit. Wenn die Werthe dieser Produktionsmittel in der Hand ihrer An- wender als Kapitalwerthe fungiren, so hindert das nicht, dass sie „ur- sprünglich“ und wenn man ihnen auf den Grund geht, in einer andren Hand — wenn auch früher — in dieselben beiden Werththeile zerfällbar waren, also in zwei verschiedne Revenuequellen.
Ein richtiger Punkt hierin ist: dass in der Bewegung des gesell- schaftlichen Kapitals — d. h. der Gesammtheit der individuellen Kapi- tale — die Sache sich anders darstellt, als sie sich für jedes indivi- duelle Kapital, besonders betrachtet, also vom Standpunkt jedes einzelnen Kapitalisten darstellt. Für letztren löst sich der Waarenwerth auf 1) in ein konstantes Element (viertes, wie Smith sagt) und 2) in die Summe von Arbeitslohn und Mehrwerth, resp. Arbeitslohn, Profit und Grundrente. Vom gesellschaftlichen Standpunkt aus verschwindet dagegen Smith’s viertes Element, der konstante Kapitalwerth.
Die abgeschmackte Formel, dass die drei Revenuen, Arbeitslohn, Profit, Rente, drei „Bestandtheile“ des Waarenwerths bilden, entspringt bei A. Smith aus der plausibleren, dass der Waarenwerth resolves itself, sich auflöst, in diese drei Bestandtheile. Auch dies ist falsch, selbst vorausgesetzt der Waarenwerth sei nur theilbar in das Aequivalent der verbrauchten Arbeitskraft und den von letztrer geschaffnen Mehrwerth. Aber der Irrthum ruht hier wieder auf einer tiefern, wahren Grundlage. Die kapitalistische Produktion beruht darauf, dass der produktive Arbeiter seine eigne Arbeitskraft, als seine Waare, dem Kapitalisten verkauft, in dessen Händen sie dann bloss als ein Element seines produktiven Kapi- tals fungirt. Diese, der Cirkulation angehörige Transaktion — Verkauf und Kauf der Arbeitskraft — leitet nicht nur den Produktionsprocess ein,
sondern bestimmt implicite seinen specifischen Charakter. Die Produktion eines Gebrauchswerths, und selbst die einer Waare (denn diese kann auch seitens unabhängiger produktiver Arbeiter vorgehn) ist hier nur Mittel für die Produktion von absolutem und relativem Mehrwerth für den Kapita- listen. Wir haben daher bei Analyse des Produktionsprocesses gesehn, wie die Produktion von absolutem und relativem Mehrwerth 1) die Dauer des täglichen Arbeitsprocesses, 2) die ganze gesellschaftliche und technische Gestaltung des kapitalistischen Produktionsprocesses bestimmt. Innerhalb dieses selbst verwirklicht sich die Unterscheidung zwischen blosser Er- haltung von Werth (des konstanten Kapitalswerths), wirklicher Reproduk- tion von vorgeschossnem Werth (Aequivalent der Arbeitskraft) und Pro- duktion von Mehrwerth, d. h. von Werth, wofür der Kapitalist kein Aequivalent weder vorher vorgeschossen hat noch post festum vorschiesst.
Die Aneignung von Mehrwerth — einem Werth der überschüssig ist über das Aequivalent des vom Kapitalisten vorgeschossnen Werths — obgleich eingeleitet durch den Kauf und Verkauf der Arbeitskraft, ist ein innerhalb des Produktionsprocesses selbst sich vollziehender Akt und bildet ein wesentliches Moment desselben.
Der einleitende Akt, der einen Cirkulationsakt bildet: der Kauf und Verkauf der Arbeitskraft, beruht selbst wieder auf einer der Distribution der ge- sellschaftlichen Produkte vorausgegangnen und vorausgesetzten Distribution der Produktionselemente, nämlich der Scheidung der Arbeitskraft als Waare des Arbeiters von den Produktionsmitteln als Eigenthum von Nichtarbeitern.
Zugleich aber ändert diese Aneignung von Mehrwerth oder diese Scheidung der Werthproduktion in Reproduktion von vorgeschossnem Werth und Produktion von kein Aequivalent ersetzendem Neuwerth (Mehrwerth) durchaus nichts an der Substanz des Werths selbst und der Natur der Werthproduktion. Die Substanz des Werths ist und bleibt nichts ausser verausgabter Arbeitskraft — Arbeit, unabhängig von dem besondren nütz- lichen Charakter dieser Arbeit — und die Werthproduktion ist nichts als der Process dieser Verausgabung. So gibt der Leibeigne während sechs Tagen Arbeitskraft aus, arbeitet während sechs Tagen und macht es für die Thatsache dieser Verausgabung als solcher keinen Unterschied, dass er z. B. drei dieser Arbeitstage für sich auf seinem eignen Feld und drei andre für seinen Gutsherrn auf dessen Feld verrichtet. Seine freiwillige Arbeit für sich und seine Zwangsarbeit für seinen Herrn sind gleichmäßig Arbeit; soweit
sie als Arbeit mit Bezug auf die von ihr geschaffnen Werthe oder auch nützlichen Produkte betrachtet wird, findet kein Unterschied in seiner sechstägigen Arbeit statt. Der Unterschied bezieht sich nur auf die verschiednen Verhältnisse, wodurch die Verausgabung seiner Arbeitskraft während der beiden Hälften der sechstägigen Arbeitszeit veranlasst wird. Ebenso verhält es sich mit der nothwendigen und der Mehrarbeit des Lohnarbeiters.
Der Produktionsprocess erlischt in der Waare. Dass in ihrer Her- stellung Arbeitskraft verausgabt worden ist, erscheint jetzt als dingliche Eigenschaft der Waare, dass sie Werth besitzt; die Größe dieses Werths ist gemessen durch die Größe der verausgabten Arbeit; in ein Weiteres löst sich der Waarenwerth nicht auf und besteht aus nichts andrem. Wenn ich eine gerade Linie von bestimmter Größe gezogen habe, so habe ich zuerst durch die Art der Zeichnung, die nach gewissen von mir un- abhängigen Regeln (Gesetzen) geschieht, eine gerade Linie „producirt“ (zwar nur symbolisch, was ich vorher weiss). Theile ich diese Linie in drei Abschnitte (die wieder einem bestimmten Problem entsprechen mögen), so bleibt jedes dieser drei Stücke nach wie vor gerade Linie, und die ganze Linie, deren Theile sie sind, wird durch diese Theilung nicht in etwas von gerader Linie Unterschiednes, z. B. eine Kurve irgend einer Art, aufgelöst. Ebensowenig kann ich die Linie von gegebner Größe so theilen, dass die Summe dieser Theile größer als die ungetheilte Linie selbst wird; die Größe der ungetheilten Linie ist also auch nicht bestimmt durch beliebig bestimmte Größen der Theillinien. Umgekehrt, die rela- tiven Größen der letztren sind von vornherein begrenzt durch die Grenzen der Linie, deren Theile sie sind.
Die vom Kapitalisten hergestellte Waare unterscheidet sich soweit in nichts von der durch einen selbständigen Arbeiter, oder von Arbeiterge- meinden, oder von Sklaven hergestellten Waaren. Jedoch gehört in un- serm Fall das ganze Arbeitsprodukt wie sein ganzer Werth dem Kapita- listen. Wie jeder andre Producent hat er die Waare erst durch den Ver- kauf in Geld zu verwandeln, um weiter damit manipuliren zu können; er muss sie in die Form von allgemeinem Aequivalent umsetzen. —
Betrachten wir das Waarenprodukt, bevor es in Geld verwandelt wird. Es gehört ganz dem Kapitalisten. Es ist andrerseits als nützliches Ar- beitsprodukt — als Gebrauchswerth — ganz und gar das Produkt des vergangnen Arbeitsprocesses; nicht so sein Werth. Ein Theil dieses Werths
ist nur in neuer Form wiedererscheinender Werth der in der Produktion der Waare verausgabten Produktionsmittel; dieser Werth ist nicht pro- ducirt worden während des Produktionsprocesses dieser Waare; denn diesen Werth besassen die Produktionsmittel vor dem Produktionsprocess, unab- hängig von ihm; als seine Träger gingen sie ein in diesen Process; was sich erneuert und verändert hat, ist nur seine Erscheinungsform. Dieser Theil des Waarenwerths bildet für den Kapitalisten ein Aequivalent für den während der Waarenproduktion verzehrten Theil seines vorgeschossnen konstanten Kapitalwerths. Er existirte vorher in der Form von Pro- duktionsmitteln; er existirt jetzt als Bestandtheil des Werths der neu pro- ducirten Waare. Sobald letztre versilbert ist, muss dieser nun in Geld existirende Werth wieder verwandelt werden in Produktionsmittel, in seine ursprüngliche durch den Produktionsprocess und seine Funktion in selbem bestimmte Form. Am Werthcharakter einer Waare wird nichts geändert durch die Kapitalfunktion dieses Werths. —
Ein zweiter Werththeil der Waare ist der Werth der Arbeitskraft, die der Lohnarbeiter an den Kapitalisten verkauft. Er ist bestimmt wie der Werth der Produktionsmittel, unabhängig von dem Produktionsprocess, in den die Arbeitskraft eingehn soll, und wird fixirt in einem Cirku- lationsakt, dem Kauf und Verkauf der Arbeitskraft, bevor diese in den Produktionsprocess eingeht. Durch seine Funktion — die Verausgabung seiner Arbeitskraft — producirt der Lohnarbeiter einen Waarenwerth gleich dem Werth, den ihm der Kapitalist für den Gebrauch seiner Ar- beitskraft zu zahlen hat. Er gibt dem Kapitalisten diesen Werth in Waare, der zahlt ihm denselben in Geld. Dass dieser Theil des Waaren- werths für den Kapitalisten nur ein Aequivalent für sein im Arbeitslohn vorzuschiessendes variables Kapital ist, ändert durchaus nichts an der Thatsache, dass er ein während des Produktionsprocesses neu geschaffner Waarenwerth ist, der aus gar nichts andrem besteht als woraus der Mehr- werth — nämlich aus verflossner Verausgabung von Arbeitskraft. Eben- sowenig wird diese Thatsache dadurch afficirt, dass der vom Kapitalisten in Form von Lohn an den Arbeiter gezahlte Werth der Arbeitskraft für den Arbeiter die Form von Revenue annimmt, und dass hierdurch nicht nur die Arbeitskraft fortwährend reproducirt wird, sondern auch die Klasse der Lohnarbeiter als solche, und damit die Grundlage der gesammten ka- pitalistischen Produktion.
Die Summe dieser beiden Werththeile macht aber nicht den ganzen Waarenwerth aus. Es bleibt ein Ueberschuss über beide: der Mehrwerth. Dieser ist, ebenso wie der, das in Arbeitslohn vorgeschossne variable Ka- pital ersetzende Werththeil, ein während des Produktionsprocesses vom Arbeiter neugeschaffner Werth — festgeronnene Arbeit. Nur kostet er dem Eigner des ganzen Produkts, dem Kapitalisten, nichts. Dieser letztre Umstand erlaubt in der That dem Kapitalisten, ihn ganz als Revenue zu verzehren, falls er nicht Theile davon an andre Antheilhaber abzutreten hat — wie Bodenrente an den Grundeigenthümer, in welchem Fall dann diese Theile die Revenuen solcher dritten Personen bilden. Dieser selbe Umstand war auch das treibende Motiv, weswegen unser Kapitalist sich überhaupt mit der Waarenproduktion befasst hat. Aber weder seine ur- sprüngliche wohlmeinende Absicht, Mehrwerth zu ergattern, noch die nach- trägliche Verausgabung desselben als Revenue durch ihn und andre affi- ciren den Mehrwerth als solchen. Sie ändern nichts daran, dass er fest- geronnene unbezahlte Arbeit ist, und ebenfalls nichts an seiner Größe, die durch ganz andre Bedingungen bestimmt wird.
Wollte aber einmal A. Smith, wie er es thut, schon bei Betrachtung des Waarenwerths sich damit beschäftigen, welche Rolle verschiednen Theilen desselben im Gesammt-Reproduktionsprocess zufällt, so war klar, dass, wenn besondre Theile als Revenue fungiren, andre ebenso beständig als Kapital fungiren — und deswegen nach seiner Logik auch als kon- stituirende Theile des Waarenwerths oder Theile, worin dieser sich auflöst, hätten bezeichnet werden müssen.
A. Smith identificirt Waarenproduktion überhaupt mit kapitalistischer Waarenproduktion; die Produktionsmittel sind von vornherein „Kapital,“ die Arbeit von vornherein Lohnarbeit und daher ist „die Zahl der nütz- lichen und produktiven Arbeiter überall . . . . im Verhältniss zu der Größe des zu ihrer Beschäftigung angewandten Kapitals“ (to the quan- tity of capital stock which is employed in setting them to work.“ Intro- duction, p. 12). Mit einem Wort, die verschiednen Faktoren des Arbeits- processes — gegenständliche und persönliche — erscheinen von vorn- herein in den Charaktermasken der kapitalistischen Produktionsperiode. Die Analyse des Waarenwerths fällt daher auch unmittelbar zusammen mit der Rücksicht, wie weit dieser Werth einerseits blosses Aequivalent für ausgelegtes Kapital, wie weit es andrerseits „freien,“ keinen vorgeschossnen
Kapitalwerth ersetzenden Werth bildet oder Mehrwerth. Die von diesem Standpunkt aus mit einander verglichnen Stücke des Waarenwerths ver- wandeln sich so unter der Hand in seine selbständigen „Bestandtheile“ und schliesslich in „Quellen alles Werths.“ Eine fernere Konsequenz ist die Komposition des Waarenwerths aus, oder abwechselnd seine „Auf- lösung in“ Revenuen varschiedner Sorten, sodass die Revenuen nicht aus Waarenwerth, sondern der Waarenwerth aus „Revenuen“ besteht. So wenig es aber an der Natur eines Waarenwerths qua Waarenwerth, oder des Geldes qua Geld ändert, dass sie als Kapitalwerth fungiren, so wenig an einem Waarenwerth, dass er später als Revenue für Diesen oder Jenen fungirt. Die Waare, mit der A. Smith es zu thun hat, ist von vorn- herein Waarenkapital (das, ausser dem in der Produktion der Waare ver- zehrten Kapitalwerth, den Mehrwerth einschliesst), also die kapitalistisch producirte Waare, das Resultat des kapitalistischen Produktionsprocesses. Dieser hätte also vorher analysirt werden müssen, also auch der in ihm eingeschlossne Verwerthungs- und Werthbildungsprocess. Da dessen Vor- aussetzung selbst wieder die Waarencirkulation ist, so erheischt seine Darstellung also auch eine davon unabhängige und vorhergehende Analyse der Waare. Selbst soweit A. Smith „esoterisch“ vorübergehend das Richtige trifft, nimmt er stets auf die Werthproduktion nur Rücksicht bei Gelegen- heit der Waarenanalyse, d. h. der Analyse des Waarenkapitals.
Ricardo reproducirt ziemlich wörtlich A. Smith’s Theorie: „Man muss darüber einverstanden sein, dass alle Produkte eines Landes konsumirt werden, aber es macht den denkbar größten Unterschied, ob sie konsumirt werden durch solche die einen andren Werth reproduciren oder durch solche die dies nicht thun. Wenn wir sagen, Revenue wird aufgespart und zum Kapital geschlagen, so meinen wir damit, dass der zum Kapital geschlagne Theil der Revenue durch produktive Arbeiter konsumirt wird, statt durch unproduktive.“ (Principles, p. 163.)
In der That hat Ricardo A. Smith’s Theorie über die Auflösung des Waarenpreises in Arbeitslohn und Mehrwerth (oder variables Kapital und Mehrwerth) völlig acceptirt. Worüber er mit ihm streitet ist 1) über die Bestandtheile des Mehrwerths: er eliminirt die Grundrente als noth- wendiges Element desselben; 2) Ricardo zerfällt den Waarenpreis in diese Bestandtheile. Die Werthgrösse ist also das Prius. Die Summe der Bestandtheile ist als gegebne Größe vorausgesetzt, von ihr wird aus- gegangen, nicht wie A. Smith oft umgekehrt und im Gegensatz zu seiner eignen tiefern Einsicht thut, die Werthgröße der Waare post festum durch Addition der Bestandtheile hervorgebracht.
Ramsay bemerkt gegen Ricardo: „Ricardo vergisst, dass das ganze Produkt nicht nur zwischen Arbeitslohn und Profit sich vertheilt, sondern dass auch ein Theil nöthig ist zum Ersatz des fixen Kapitals.“ (An Essay on the Distribution of Wealth. Edinburgh 1836, p. 174.) Ramsay versteht unter fixem Kapital dasselbe, was ich unter konstantem verstehe: „fixes Kapital existirt in einer Form, in der es zwar zur Herstellung der in Arbeit begriffnen Waare beiträgt aber nicht zum Unterhalt der Ar- beiter.“ (p. 53.)
A. Smith sträubte sich gegen die nothwendige Konsequenz seiner Auflösung des Waarenwerths, also auch des Werths des gesellschaftlichen Jahresprodukts, in Arbeitslohn und Mehrwerth, also in blosse Revenue: die Konsequenz, dass alsdann das ganze Jahresprodukt verzehrt werden könne. Es sind nie die originellen Denker, welche die absurden Konse- quenzen ziehn. Sie überlassen das den Says und MacCullochs.
Say macht sich die Sache in der That leicht genug. Was für den Einen Kapitalvorschuss, ist für den Andern Revenue und Nettoprodukt oder war es; der Unterschied zwischen Brutto- und Netto - Produkt ist rein subjektiv, und „so hat sich der Gesammtwerth aller Produkte in der Gesellschaft als Revenue vertheilt.“ (Say, Traité d’Écon. Pol. 1817. II, p. 69.) „Der Gesammtwerth eines jeden Produkts setzt sich zusam- men aus den Profiten der Grundbesitzer, der Kapitalisten und der Ge- werbfleissigen,“ [der Arbeitslohn figurirt hier als profits des industrieux!] „die zu seiner Herstellung beigetragen haben. Dies macht, dass die Re- venue der Gesellschaft gleich ist dem producirten Bruttowerth, nicht wie die Sekte der Oekonomisten“ [die Physiokraten] „meinten, nur gleich dem Nettoprodukt des Bodens.“ (p. 63.)
Diese Entdeckung Say’s hat u. A. auch Proudhon sich angeeignet.
Storch, der ebenfalls A. Smith’s Doktrin im Princip acceptirt, findet jedoch, dass Say’s Nutzanwendung nicht haltbar ist. „Wenn man zugibt, dass die Revenue einer Nation ihrem Bruttoprodukt gleich ist, d. h. kein Kapital“ [soll heissen: kein konstantes Kapital] „in Abzug zu bringen ist, so muss man auch zugeben, dass diese Nation den ganzen Werth ihres jährlichen Produkts unproduktiv verzehren kann, ohne ihrer künf- tigen Revenue den geringsten Abbruch zu thun . . . . Die Produkte, die das [konstante] „Kapital einer Nation ausmachen, sind nicht konsumabel.“ (Storch, Considérations sur la nature du revenu national. Paris 1824. p. 150.)
Wie aber die Existenz dieses konstanten Kapitaltheils mit der von ihm angenommenen Smith’schen Preisanalyse stimmt, wonach der Waaren- werth nur Arbeitslohn und Mehrwerth, aber keinen konstanten Kapital- theil enthält, hat Storch vergessen zu sagen. Es wird ihm nur ver- mittelst Say klar, dass diese Preisanalyse zu absurden Resultaten führt, und sein eignes letztes Wort hierüber lautet: „dass es unmöglich ist, den nothwendigen Preis in seine einfachsten Elemente aufzulösen.“ (Cours d’Econ. Pol. Pétersbourg 1815. II, p. 140.)
Sismondi, der sich besonders mit dem Verhältniss von Kapital und Re- venue zu schaffen, und in der That die besondre Fassung dieses Ver- hältnisses zur differentia specifica seiner Nouveaux Principes macht, hat nicht ein wissenschaftliches Wort gesagt, nicht ein Atom zur Klärung des Problems beigetragen.
Barton, Ramsay und Cherbuliez machen Versuche, über die Smith’- sche Fassung hinauszugehn. Sie scheitern, weil sie von vornherein das Problem einseitig stellen, indem sie den Unterschied von konstantem und variablem Kapitalwerth nicht klar abschälen von dem Unterschied von fixem und cirkulirendem Kapital.
Auch John Stuart Mill reproducirt mit gewohnter Wichtigthuerei die von A. Smith auf seine Nachfolger vererbte Doktrin.
Resultat: Die Smith’sche Gedankenwirre existirt fort bis zur Stunde, und sein Dogma bildet orthodoxen Glaubensartikel der politischen Oekonomie.
Betrachten(FN42) wir die jährliche Funktion des gesellschaftlichen Kapi- tals — also des Gesammtkapitals, wovon die individuellen Kapitale nur Bruchstücke bilden, deren Bewegung sowohl ihre individuelle Bewegung ist, wie gleichzeitig integrirendes Glied der Bewegung des Gesammtkapi- tals — in ihrem Resultat, d. h. betrachten wir das Waarenprodukt, welches die Gesellschaft während des Jahrs liefert, so muss sich zeigen, wie der Reproduktionsprocess des gesellschaftlichen Kapitals von statten geht, welche Charaktere diesen Reproduktionsprocess vom Reproduktionsprocess eines individuellen Kapitals unterscheiden, und welche Charaktere beiden gemeinsam sind. Das Jahresprodukt umschliesst sowohl die Theile des gesellschaftlichen Produkts, welche Kapital ersetzen, die gesellschaftliche Reproduktion, wie die Theile, welche dem Konsumtionsfonds anheimfallen, durch Arbeiter und Kapitalisten verzehrt werden, also sowohl die produk- tive wie die individuelle Konsumtion. Sie umschliesst ebensowohl die Reproduktion (d. h. Erhaltung) der Kapitalistenklasse und der Arbeiter- klasse, daher auch die Reproduktion des kapitalistischen Charakters des gesammten Produktionsprocesses.
Es ist offenbar die Cirkulationsfigur die wir zu analysiren haben, und zwar spielt die Konsumtion nothwendig eine Rolle darin; denn der Ausgangspunkt W' = W + w, das Waa- renkapital, schliesst sowohl den konstanten und variablen Kapitalwerth ein wie den Mehrwerth. Seine Bewegung umfasst daher ebensowohl die individuelle Konsumtion wie die produktive. Bei den Kreisläufen G — W … P … W' — G' und P … W' — G' — W … P ist die
Bewegung des Kapitals Ausgangs- und Endpunkt: was zwar auch die Konsumtion einschliesst, da die Waare, das Produkt, verkauft werden muss. Dies aber als geschehn vorausgesetzt, ist es gleichgültig für die Bewegung des Einzelkapitals, was weiter aus dieser Waare wird. Dagegen sind bei der Bewegung von W' … W' die Bedingungen der gesell- schaftlichen Reproduktion gerade daraus erkennbar, dass nachgewiesen werden muss, was aus jedem Werththeil dieses Gesammtprodukts W' wird. Der gesammte Reproduktionsprocess schliesst hier den durch die Cirku- lation vermittelten Konsumtionsprocess ebensosehr ein, wie den Repro- duktionsprocess des Kapitals selbst.
Und zwar ist der Reproduktionsprocess für unsern vorliegenden Zweck zu betrachten vom Standpunkt sowohl des Werth- wie des Stoffersatzes der einzelnen Bestandtheile von W'. Wir können uns jetzt nicht mehr begnügen, wie bei Analyse des Produktenwerths des einzelnen Kapitals, mit der Voraussetzung, dass der einzelne Kapitalist die Bestandtheile seines Kapitals durch Verkauf seines Waarenprodukts erst in Geld um- setzen und dann durch Wiederkauf der Produktionselemente auf dem Waa- renmarkt in produktives Kapital rückverwandeln kann. Jene Produktions- elemente, soweit sie sachlicher Natur, bilden ebensowohl einen Bestand- theil des gesellschaftlichen Kapitals, wie das individuelle fertige Produkt, das sich gegen sie austauscht und sich durch sie ersetzt. Andrerseits bildet die Bewegung des Theils des gesellschaftlichen Waarenprodukts, das vom Arbeiter in Verausgabung seines Arbeitslohns und vom Kapitalisten in Verausgabung des Mehrwerths verzehrt wird, nicht nur ein integri- rendes Glied der Bewegung des Gesammtprodukts, sondern sie verschlingt sich mit der Bewegung der individuellen Kapitale, und ihr Vorgang kann daher nicht dadurch erklärt werden, dass man ihn einfach voraussetzt.
Die Frage, wie sie unmittelbar vorliegt, ist die: Wie wird das in der Produktion verzehrte Kapital seinem Werth nach aus dem jährlichen Produkt ersetzt, und wie verschlingt sich die Bewegung dieses Ersatzes mit der Konsumtion des Mehrwerths durch die Kapitalisten, und des Ar- beitslohns durch die Arbeiter? Es handelt sich also zunächst um die Reproduktion auf einfacher Stufenleiter. Ferner wird unterstellt nicht nur, dass die Produkte ihrem Werth nach sich austauschen, sondern auch dass keine Werthrevolution in den Bestandtheilen des produktiven Kapi- tals vorgehe. Soweit die Preise von den Werthen abweichen, kann dieser
Umstand übrigens auf die Bewegung des gesellschaftlichen Kapitals keinen Einfluss ausüben. Es tauschen sich nach wie vor im Ganzen dieselben Massen Produkte aus, obgleich die einzelnen Kapitalisten dabei in Werth- verhältnissen betheiligt sind, die nicht mehr proportionell wären ihren re- spektiven Vorschüssen und den von edem von ihnen einzeln producirten Mehrwerthmassen. Was aber Werthrevolutionen angeht, so ändern sie nichts an den Verhältnissen zwischen den Werthbestandtheilen des jähr- lichen Gesammtprodukts, soweit sie allgemein und gleichmäßig vertheilt sind. Soweit sie dagegen partiell und nicht gleichmäßig vertheilt sind, stellen sie Störungen dar, welche erstens als solche nur verstanden werden können, soweit sie als Abweichungen von gleichbleibenden Werthverhältnissen betrachtet werden; zweitens aber, wenn das Gesetz nachgewiesen, wonach ein Werththeil des jährlichen Produkts konstantes, ein andrer variables Kapital ersetzt, so würde eine Revolution, sei es im Werth des konstanten, sei es des variablen Kapitals, an diesem Gesetz nichts ändern. Sie würde nur die relative Größe der Werththeile ändern, die in der einen oder andern Qualität fungiren, weil an die Stelle der ursprünglichen Werthe andre Werthe getreten wären.
So lange wir die Werthproduktion und den Produktenwerth des Ka- pitals individuell betrachteten, war die Naturalform des Waarenprodukts für die Analyse ganz gleichgültig, ob sie z. B. aus Maschinen bestand oder aus Korn oder aus Spiegeln. Es war dies immer Beispiel, und jeder beliebige Produktionszweig konnte gleichmäßig zur Illustration dienen. Womit wir es zu thun hatten war der unmittelbare Produktionsprocess selbst, der auf jedem Punkt als Process eines individuellen Kapitals sich darstellt. Soweit dio Reproduktion des Kapitals in Betracht kam, ge- nügte es zu unterstellen, dass innerhalb der Cirkulationssphäre der Theil des Waarenprodukts, welcher Kapitalwerth darstellt, die Gelegenheit findet sich in seine Produktionselemente, und daher in seine Gestalt als pro- duktives Kapital rückzuverwandeln; ganz wie es genügte zu unterstellen, dass Arbeiter und Kapitalist auf dem Markte die Waaren vorfinden, worin sie Arbeitslohn und Mehrwerth verausgaben. Diese nur formelle Manier der Darstellung genügt nicht mehr bei Betrachtung des gesell- schaftlichen Gesammtkapitals und seines Produktenwerths. Die Rückver- wandlung eines Theils des Produktenwerths in Kapital, das Eingehn eines andern Theils in die individuelle Konsumtion der Kapitalisten- wie der
Arbeiterklasse bildet eine Bewegung innerhalb des Produktenwerths selbst, worin das Gesammtkapital resultirt hat; und diese Bewegung ist nicht nur Werthersatz, sondern Stoffersatz, und ist daher ebensosehr bedingt durch das gegenseitige Verhältniss der Werthbestandtheile des gesellschaft- lichen Produkts, wie durch ihren Gebrauchswerth, ihre stoffliche Gestalt.
Die(FN43) einfache Reproduktion auf gleichbleibender Stufenleiter er- scheint insoweit als eine Abstraktion, als einerseits auf kapitalistischer Basis Abwesenheit aller Akkumulation oder Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter eine befremdliche Annahme ist, andrerseits die Verhältnisse worin producirt wird, nicht absolut gleichbleiben (und dies ist vorausge- setzt) in verschiednen Jahren. Die Voraussetzung ist, dass ein gesell- schaftliches Kapital von gegebnem Werth, wie im vorigen Jahr so in diesem, dieselbe Masse Waarenwerthe wieder liefert, und dasselbe Quantum Bedürfnisse befriedigt, obgleich die Formen der Waaren sich im Repro- duktionsprocess ändern mögen. Indess, soweit Akkumulation stattfindet, bildet die einfache Reproduktion stets einen Theil derselben, kann also für sich betrachtet werden, und ist ein realer Faktor der Akkumulation. Der Werth des jährlichen Produkts kann abnehmen, obgleich die Masse der Gebrauchswerthe gleichbleibt; der Werth kann derselbe bleiben, ob- gleich die Masse der Gebrauchswerthe abnimmt; Werthmasse und Masse der reproducirten Gebrauchswerthe können gleichzeitig abnehmen. Alles dies kömmt darauf hinaus, dass die Reproduktion entweder unter günstigern Umständen als vorher stattfindet, oder unter erschwerenden, welche letztre in eine unvollkommne Reproduktion — mangelhafte — resultiren können. Alles dies kann nur die quantitative Seite der verschiednen Elemente der Reproduktion berühren, nicht aber die Rolle, die sie als reproducirendes Kapital oder als reproducirte Revenue in dem Gesammtprocess spielen.
Das Gesammtprodukt, also auch die Gesammtproduktion, der Gesell- schaft zerfällt in zwei große Abtheilungen:
I. Produktionsmittel, Waaren, welche eine Form besitzen, worin sie in die produktive Konsumtion eingehn müssen oder wenigstens ein- gehn können.
II. Konsumtionsmittel, Waaren, welche eine Form besitzen, worin sie in die individuelle Konsumtion der Kapitalisten- und Arbeiter- klasse eingehn.
In jeder dieser Abtheilungen bilden sämmtliche verschiedne, ihr an- gehörige Produktionszweige einen einzigen großen Produktionszweig, die einen den der Produktionsmittel, die andern den der Konsumtionsmittel. Das in jedem der beiden Produktionszweige angewandte gesammte Kapital bildet eine besondre große Abtheilung des gesellschaftlichen Kapitals.
In jeder Abtheilung zerfällt das Kapital in zwei Bestandtheile:
1) Variables Kapital. Dies, dem Werth nach betrachtet, ist gleich dem Werth der in diesem Produktionszweig angewandten gesell- schaftlichen Arbeitskraft, also gleich der Summe der dafür gezahlten Ar- beitslöhne. Dem Stoff nach betrachtet, besteht es aus der sich bethäti- genden Arbeitskraft selbst, d. h. aus der von diesem Kapitalwerth in Bewegung gesetzten lebendigen Arbeit.
2) Konstantes Kapital, d. h. den Werth aller zur Produktion in diesem Zweig angewandten Produktionsmittel. Diese zerfallen ihrerseits wieder in fixes Kapital: Maschinen, Arbeitswerkzeuge, Baulichkeiten, Ar- beitsvieh etc.; und in cirkulirendes konstantes Kapital: Produktions- materialien, wie Roh- und Hülfsstoffe, Halbfabrikate etc.
Der Werth des mit Hülfe dieses Kapitals in jeder der beiden Ab- theilungen erzeugten gesammten Jahresprodukts zerfällt in einen Werth- theil der das in der Produktion aufgezehrte und seinem Werth nach auf das Produkt nur übertragne konstante Kapital c darstellt, und in den durch die gesammte Jahresarbeit zugesetzten Werththeil. Dieser letztre zerfällt wieder in den Ersatz des vorgeschossnen variablen Kapitals v und in den Ueberschuss darüber, der den Mehrwerth m bildet. Wie der Werth jeder einzelnen Waare, so zerfällt also auch der des gesammten Jahres- produkts jeder Abtheilung in c + v + m.
Der Werththeil c, der das in der Produktion verzehrte konstante Kapital darstellt, deckt sich nicht mit dem Werth des in der Produktion angewandten konstanten Kapitals. Die Produktionsstoffe sind zwar ganz verzehrt, und ihr Werth ist daher ganz auf das Produkt übertragen.
Aber nur ein Theil des angewandten fixen Kapitals ist ganz verzehrt, sein Werth daher auf das Produkt übergegangen. Ein andrer Theil des fixen Kapitals, Maschinen, Gebäude etc. existirt und fungirt fort, nach wie vor, wenn auch mit durch den Jahresverschleiss vermindertem Werth. Dieser fortfungirende Theil des fixen Kapitals existirt nicht für uns, wenn wir den Produktenwerth betrachten. Er bildet einen, von diesem neu- producirten Waarenwerth unabhängigen, neben ihm vorhandnen Theil des Kapitalwerths. Dies zeigte sich bereits bei Betrachtung des Produkten- werths eines Einzelkapitals (Buch I, Kap. VI, S. 192). Hier müssen wir jedoch vorläufig von der dort angewandten Betrachtungsweise abstra- hiren. Wir sahen bei Betrachtung des Produktenwerths des Einzelka- pitals, dass der dem fixen Kapital durch Verschleiss entzogne Werth sich auf das während der Verschleisszeit erzeugte Waarenprodukt überträgt, einerlei ob ein Theil dieses fixen Kapitals während dieser Zeit in natura aus diesem übertragnen Werth ersetzt wird oder nicht. Dagegen sind wir hier, bei Betrachtung des gesellschaftlichen Gesammtprodukts und seines Werths, genöthigt, wenigstens vorläufig von dem, durch Verschleiss von fixem Kapital während des Jahrs auf das Jahresprodukt übertragnem Werththeil zu abstrahiren, soweit dies fixe Kapital nicht während des Jahrs auch wieder in natura ersetzt worden ist. In einem spätern Ab- schnitt dieses Kapitels werden wir dann diesen Punkt getrennt erörtern.
Für unsre Untersuchung der einfachen Reproduktion wollen wir fol- gendes Schema zu Grunde legen, worin c = konstantes Kapital, v = va- riables Kapital, m = Mehrwerth ist, und das Verwerthungsverhältniss zu 100 % angenommen wird. Die Zahlen mögen Millionen Mark, Franken oder Pfund Sterling bedeuten.
I. Produktion von Produktionsmitteln: Kapital ‥ 4000c + 1000v = 5000. Waarenprodukt 4000c + 1000v + 1000m = 6000, existirend in Produktionsmitteln.
II. Produktion von Konsumtionsmitteln; Kapital ‥ 2000c + 500v = 2500. Waarenprodukt 2000c + 500v + 500m = 3000, existirend in Konsumtionsmitteln.
Rekapitulirt, jährliches Gesammt-Waarenprodukt:
Gesammtwerth = 9000, wovon das in seiner Naturalform fortfungirende fixe Kapital nach der Voraussetzung ausgeschlossen ist.
Wenn wir nun die auf Grundlage einfacher Reproduktion, wo also der ganze Mehrwerth unproduktiv konsumirt wird, nothwendigen Umsätze untersuchen, und dabei zunächst die sie vermittelnde Geldcirkulation un- beachtet lassen, so ergeben sich uns von vornherein drei große An- haltspunkte.
1) Die 500v, Arbeitslohn der Arbeiter, und die 500m, Mehrwerth der Kapitalisten der Abtheilung II, müssen in Konsumtionsmitteln ver- ausgabt werden. Aber ihr Werth existirt in den Konsumtionsmitteln zum Werth von 1000, die in den Händen der Kapitalisten, Abtheilung II, die vorgeschossnen 500v ersetzen und die 500m repräsentiren. Arbeits- lohn und Mehrwerth der Abtheilung II werden also innerhalb Abtheilung II gegen Produkt von II umgesetzt. Damit verschwinden aus dem Ge- sammtprodukt (500v + 500m) II = 1000 in Konsumtionsmitteln.
2) Die 1000v + 1000m der Abtheilung I müssen ebenfalls in Konsumtionsmitteln verausgabt werden, also in Produkt von Abtheilung II. Sie müssen sich also austauschen gegen den von diesem Produkt noch übrigen, dem Belauf nach gleichen, konstanten Kapitaltheil 2000c. Da- für erhält Abtheilung II einen gleichen Betrag von Produktionsmitteln, Produkt von I, worin der Werth der 1000v + 1000m von I verkörpert. Damit verschwinden aus der Rechnung 2000 IIc und (1000v + 1000m) I.
3) Es bleiben noch 4000 Ic. Diese bestehn in Produktionsmitteln, die nur in Abtheilung I vernutzt werden können, zum Ersatz ihres ver- zehrten konstanten Kapitals dienen, und daher durch gegenseitigen Aus- tausch zwischen den einzelnen Kapitalisten von I ebenso ihre Erledigung finden, wie die (500v + 500m) II durch Austausch zwischen den Arbeitern und Kapitalisten, resp. zwischen den einzelnen Kapitalisten von II.
Dies einstweilen nur zum bessern Verständniss des Nachfolgenden.
Wir beginnen mit dem großen Austausch zwischen beiden Klassen. (1000v + 1000m) I — diese Werthe, die in den Händen ihrer Pro- ducenten in der Naturalform von Produktionsmitteln bestehn, tauschen sich aus gegen 2000 IIc, gegen Werthe die unter der Naturalform von Konsumtionsmitteln bestehn. Die Kapitalistenklasse II hat dadurch ihr konstantes Kapital = 2000 aus der Form von Konsumtionsmitteln wieder in die von Produktionsmitteln der Konsumtionsmittel umgesetzt, in eine Form, worin es von neuem als Faktor des Arbeitsprocesses und für die Verwerthung als konstanter Kapitalwerth fungiren kann. Andrerseits ist dadurch das Aequivalent für die Arbeitskraft in I (1000 Iv) und der Mehrwerth der Kapitalisten I (1000 Im) realisirt in Konsumtionsmitteln; beide sind aus ihrer Naturalform von Produktionsmitteln umgesetzt in eine Naturalform, worin sie als Revenue verzehrt werden können.
Dieser wechselseitige Umsatz kommt aber zustande durch eine Geld- cirkulation, die ihn ebensosehr vermittelt wie sie sein Verständniss er- schwert, die aber entscheidend wichtig ist, weil der variable Kapitaltheil immer von neuem in Geldform auftreten muss, als Geldkapital, das sich aus Geldform in Arbeitskraft umsetzt. Das variable Kapital muss in allen auf der ganzen Peripherie der Gesellschaft gleichzeitig neben ein- ander betriebnen Geschäftszweigen, einerlei ob sie der Kategorie I oder II angehören, in Geldform vorgeschossen werden. Der Kapitalist kauft die Arbeitskraft ehe sie in den Produktionsprocess eintritt, zahlt sie aber erst in verabredeten Terminen, nachdem sie schon verausgabt ist in der Produktion von Gebrauchswerth. Wie der übrige Werththeil des Pro- dukts, gehört ihm auch der Theil desselben, der nur ein Aequivalent für das in Zahlung der Arbeitskraft verausgabte Geld ist, der den variablen Kapitalwerth repräsentirende Werththeil des Produkts. In diesem Werth- theil selbst hat der Arbeiter ihm das Aequivalent für seinen Arbeitslohn bereits geliefert. Es ist aber die Rückverwandlung der Waare in Geld, ihr Verkauf, die dem Kapitalisten sein variables Kapital wieder her- stellt als Geldkapital, das er von neuem in Ankauf der Arbeitskraft vor- schiessen kann.
In Abtheilung I hat der Gesammtkapitalist also 1000 £ (ich sage £, bloss um zu bezeichnen, dass es Werth in Geldform ist) = 1000v an die Arbeiter gezahlt für den bereits als v-Theil existirenden Werth- theil des Produkts I, d. h. der von ihnen producirten Produktionsmittel. Die Arbeiter kaufen mit diesen 1000 £ für selben Werth Konsumtions- mittel von den Kapitalisten II, und verwandeln so eine Hälfte des kon- stanten Kapitals II in Geld; die Kapitalisten II ihrerseits kaufen mit diesen 1000 £ Produktionsmittel zum Werth von 1000 von den Kapi- talisten I; damit ist für diese letztern der variable Kapitalwerth = 1000v der als Theil ihres Produkts in der Naturalform von Produktionsmitteln bestand, wieder in Geld verwandelt, und kann jetzt in der Hand der Kapitalisten I von neuem als Geldkapital fungiren, das in Arbeitskraft, also in das wesentlichste Element des produktiven Kapitals, umgesetzt wird. Auf diesem Weg strömt ihnen ihr variables Kapital in Geldform zurück, in Folge der Realisation eines Theils ihres Waarenkapitals.
Was aber das Geld betrifft, das nöthig ist für den Umsatz des m- Theils des Waarenkapitals I gegen die zweite Hälfte des konstanten Ka- pitaltheils II, so kann es auf verschiedne Weise vorgeschossen werden. In der Wirklichkeit umschliesst diese Cirkulation eine zahllose Masse ein- zelner Käufe und Verkäufe der Kapitalindividuen beider Kategorien, wobei aber unter allen Umständen das Geld von diesen Kapitalisten herrühren muss, da wir bereits mit der von den Arbeitern in Cirkulation geworfnen Geldmasse abgerechnet. Es kann bald ein Kapitalist der Kategorie II aus seinem neben dem produktiven Kapital vorhandnen Geldkapital sich Produktionsmittel bei Kapitalisten der Kategorie I kaufen, bald umgekehrt ein Kapitalist der Kategorie I aus für persönliche Ausgabe, nicht Kapi- talausgabe, bestimmtem Geldfonds Konsumtionsmittel bei Kapitalisten der Kategorie II kaufen. Gewisse Geldvorräthe — sei es für Kapital- vorschuss, sei es für Verausgabung von Revenue — müssen, wie schon oben in Abschnitt I und II gezeigt, unter allen Umständen neben dem produktiven Kapital in den Händen des Kapitalisten als vorhanden vor- ausgesetzt werden. Unterstellen wir — die Proportion ist dabei ganz gleichgültig für unsern Zweck — die Hälfte des Geldes werde von den Kapitalisten II für den Ersatz ihres konstanten Kapitals im Ankauf von Produktionsmitteln vorgeschossen, die andre Hälfte von den Kapitalisten I für Konsumtion verausgabt, so: Abtheilung II schiesst 500 £ vor und
kauft damit von I Produktionsmittel, hat damit (inclusive der obigen, von den Arbeitern I herrührenden 1000 £) ¾ ihres konstanten Kapitals in natura ersetzt; Abtheilung I kauft mit den so erhaltnen 500 £ Kon- sumtionsmittel von II und hat damit für die Hälfte des aus m bestehen- den Theils ihres Waarenkapitals die Cirkulation w — g — w beschrieben, dies ihr Produkt realisirt in Konsumtionsfonds. Durch diesen zweiten Process kehren die 500 £ in die Hände von II zurück als Geldkapital, das es neben seinem produktiven Kapital besitzt. Andrerseits anticipirt I für die Hälfte des noch als Produkt bei ihm lagernden Theils m seines Waarenkapitals — vor dem Verkauf desselben — Geldausgabe zum Betrag von 500 £ für Ankauf von Konsumtionsmitteln II. Mit den- selben 500 £ kauft II Produktionsmittel von I und hat damit sein ganzes konstantes Kapital (1000 + 500 + 500 = 2000) in natura ersetzt, während I seinen ganzen Mehrwerth in Konsumtionsmitteln realisirt hat. Im ganzen hätte ein Umsatz von Waaren zum Belauf von 4000 £ statt- gefunden mit einer Geldcirkulation von 2000 £, eine Größe der letztren, die nur herauskommt, weil das gesammte Jahresprodukt als auf einmal in wenigen großen Quoten umgesetzt dargestellt wird. Das Wichtige hierbei ist nur der Umstand, dass II nicht nur sein in Form von Kon- sumtionsmitteln reproducirtes konstantes Kapital wieder in die Form von Produktionsmitteln umgesetzt, sondern ausserdem die 500 £, die es im Ankauf von Produktionsmitteln der Cirkulation vorgeschossen, ihm zurück- kehren; und dass ebenso I nicht nur sein variables Kapital, das es in Form von Produktionsmitteln reproducirt, wieder in Geldform besitzt, als Geldkapital, das von neuem direkt in Arbeitskraft umsetzbar ist, sondern dass ihm ausserdem die 500 £ zurückströmen, die es, vor Verkauf des Mehrwerththeils seines Kapitals, anticipirend im Ankauf von Konsumtions- mitteln verausgabt. Sie strömen ihm aber zurück, nicht durch die statt- gehabte Verausgabung, sondern durch den nachfolgenden Verkauf eines, seinen halben Mehrwerth tragenden Theils seines Waarenprodukts.
In beiden Fällen wird nicht nur das konstante Kapital von II wie- der umgesetzt aus der Produktform in die Naturalform von Produktions- mitteln, worin es allein als Kapital fungiren kann; und ebenso wird nicht nur der variable Kapitaltheil von I in Geldform, und der Mehrwerththeil der Produktionsmittel I in konsumable, als Revenue verzehrbare Form umge- setzt. Sondern ausserdem strömen an II die 500 £ Geldkapital zurück,
die es im Ankauf von Produktionsmitteln vorgeschossen, bevor es den entsprechenden, sie kompensirenden Werththeil des konstanten Ka- pitals — vorhanden in Form von Konsumtionsmitteln — verkauft hat; und ferner an I die 500 £, die es im Ankauf von Konsumtionsmitteln anticipando verausgabt hat. Wenn an II das auf Rechnung des kon- stanten Theils seines Waarenprodukts vorgeschossne, und an I das auf Rechnung eines Mehrwerththeils seines Waarenprodukts vorgeschossne Geld zurückströmt, so nur, weil die eine Klasse Kapitalisten ausser dem in Waarenform II existirenden konstanten Kapital, die andre ausser dem in Waarenform I existirenden Mehrwerth noch je 500 £ Geld in Cirkulation geworfen. Sie haben sich schliesslich wechselseitig vollständig bezahlt durch den Austausch ihrer resp. Waarenäquivalente. Das Geld, das sie über die Werthbeträge ihrer Waaren hinaus in Cirkulation geworfen, als Mittel dieses Waarenumsatzes, kehrt jedem von ihnen aus der Cirkulation zurück, pro rata der Quote davon, die jedes von beiden in Cirkulation geworfen. Sie sind dadurch um keinen Deut reicher geworden. II be- saß ein konstantes Kapital = 2000 in Form von Konsumtionsmitteln + 500 in Geld; es besitzt jetzt 2000 in Produktionsmitteln und 500 in Geld wie vorher; ebenso I besitzt, wie vorher, einen Mehrwerth von 1000 (aus Waaren, Produktionsmitteln, jetzt verwandelt in Konsumtions- fonds) + 500 in Geld, wie vorher. — Es folgt allgemein: Von dem Geld, dass die industriellen Kapitalisten in Cirkulation werfen zur Ver- mittlung ihrer eignen Waarencirkulation, sei es nun auf Konto des kon- stanten Werththeils der Waare, oder des in den Waaren existirenden Mehrwerths, soweit er als Revenue verausgabt wird, kehrt so viel zurück in die Hände der respektiven Kapitalisten, als sie für die Geldcirkulation vorgeschossen.
Was die Rückverwandlung des variablen Kapitals der Klasse I in Geldform betrifft, so existirt es für die Kapitalisten I, nachdem sie es in Arbeitslohn ausgelegt haben, zunächst in der Waarenform, worin es ihnen die Arbeiter geliefert haben. Sie haben es in Geldform diesen letztren als den Preis ihrer Arbeitskraft ausgezahlt. Sie haben sofern den Werth- bestandtheil ihres Waarenprodukts bezahlt, der gleich diesem in Geld aus- gelegten variablen Kapital. Dafür sind sie Eigner auch dieses Theils des Waarenprodukts. Aber der von ihnen angewandte Theil der Arbeiter- klasse ist kein Käufer der von ihm selbst producirten Produktionsmittel;
er ist Käufer der von II producirten Konsumtionsmittel. Das bei der Zahlung der Arbeitskraft in Geld vorgeschossne variable Kapital kehrt also nicht direkt an die Kapitalisten I zurück. Es geht durch die Käufe der Arbeiter über in die Hände der kapitalistischen Producenten der, dem Arbeiterkreis nothwendigen und überhaupt zugänglichen Waaren, also in die Hände der Kapitalisten II, und erst indem diese das Geld zum An- kauf von Produktionsmitteln verwenden — erst auf diesem Umweg kehrt es zurück in die Hände der Kapitalisten I.
Es ergibt sich, dass bei einfacher Reproduktion die Werthsumme v + m des Waarenkapitals I (also auch ein entsprechender proportio- neller Theil des Gesammtwaarenprodukts I) gleich sein muss dem, eben- falls als proportioneller Theil des gesammten Waarenprodukts der Klasse II ausgeschiednen, konstanten Kapital IIc; oder I (v + m) = IIc.
Vom Werth des Waarenprodukts der Abtheilung II sind nun noch zu untersuchen die Bestandtheile v + m. Ihre Betrachtung hat nichts zu thun mit der wichtigsten Frage, die uns hier beschäftigt: in wie fern nämlich die Zerfällung des Werths jedes individuellen kapitalistischen Waarenprodukts in c + v + m, wenn auch durch verschiedne Erschei- nungsform vermittelt, ebenfalls gilt für den Werth des jährlichen Ge- sammtprodukts. Diese Frage wird gelöst durch den Umsatz von I (v + m) gegen IIc einerseits, durch die für später vorbehaltne Untersuchung der Reproduktion von Ic im jährlichen Waarenprodukt I andrerseits. Da II (v + m) in der Naturalform von Konsumtionsartikeln existirt; da das den Arbeitern in Zahlung der Arbeitskraft vorgeschossne variable Kapital von selben im Ganzen und Grofsen in Konsumtionsmitteln verausgabt werden muss, und da der Werththeil m der Waaren, bei Voraussetzung der einfachen Reproduktion, faktisch in Konsumtionsmitteln als Revenue verausgabt wird, so ist prima facie klar, dass die Arbeiter II mit dem von den Kapitalisten II erhaltnen Arbeitslohn einen Theil ihres eignen Produkts — entsprechend dem Umfang des als Arbeitslohn erhaltnen Geldwerths — wiederkaufen. Dadurch verwandelt die Kapitalistenklasse II
ihr in Zahlung der Arbeitskraft vorgeschossnes Geldkapital zurück in Geldform; es ist ganz dasselbe, als hätten sie die Arbeiter in blossen Werthmarken gezahlt. Sobald die Arbeiter diese Werthmarken realisiren durch Kauf eines Theils des von ihnen producirten und den Kapitalisten gehörigen Waarenprodukts, würden diese Werthmarken in die Hände der Kapitalisten zurückkehren; bloss dass hier die Marke Werth nicht nur vorstellt, sondern in ihrer goldnen oder silbernen Leiblichkeit besitzt. Diese Sorte Rückfluss des in Geldform vorgeschossnen variablen Kapitals durch den Process, worin die Arbeiterklasse als Käufer und die Kapitalistenklasse als Verkäufer erscheint, werden wir später näher unter- suchen. Hier aber handelt es sich um einen andern Punkt, der bei diesem Rückfluss des variablen Kapitals zu seinem Ausgangspunkt zu erörtern ist.
Die Kategorie II der jährlichen Waarenproduktion besteht aus den mannichfaltigsten Industriezweigen, die aber — mit Bezug auf ihre Pro- dukte — in zwei grofse Unterabtheilungen zerfällt werden können:
a) Konsumtionsmittel, die in den Konsum der Arbeiterklasse ein- gehn und, soweit sie nothwendige Lebensmittel, wenn auch oft der Qua- lität und dem Werth nach verschieden von denen der Arbeiter, auch einen Theil der Konsumtion der Kapitalistenklasse bilden. Diese ganze Unter- abtheilung können wir für unsern Zweck zusammenfassen unter der Rubrik: Nothwendige Konsumtionsmittel, wobei es ganz gleichgültig ob ein solches Produkt, wie z. B. Tabak, vom physiologischen Standpunkt aus ein nothwendiges Konsumtionsmittel ist oder nicht; genug, dass es ge- wohnheitsmäßig ein solches.
b) Luxus-Konsumtionsmittel, die nur in den Konsum der Kapita- listenklasse eingehn, also nur gegen verausgabten Mehrwerth umgesetzt werden können, der dem Arbeiter nie zufällt. Bei der ersten Rubrik ist klar, dass das in der Produktion der ihr angehörigen Waarensorten vor- geschossne variable Kapital in Geldform direkt zurückfliessen muss an den Theil der Kapitalistenklasse II (also an die Kapitalisten IIa), welche diese nothwendigen Lebensmittel producirt. Sie verkaufen sie an ihre eignen Arbeiter zum Betrag des diesen in Arbeitslohn ausgezahlten variablen Kapitals. Dieser Rückfluss ist direkt mit Bezug auf diese ganze Unterabtheilung a der Kapitalistenklasse II, so zahlreich auch die Transaktionen zwischen den Kapitalisten der verschiednen betheiligten Industriezweige sein mögen,
wodurch dies rückfliessende variable Kapital pro rata vertheilt wird. Es sind Cirkulationsprocesse, deren Cirkulationsmittel direkt geliefert werden durch das von den Arbeitern ausgegebne Geld. Anders verhält es sich aber mit Unterabtheilung IIb. Der ganze Theil des Werthprodukts mit dem wir es hier zu thun haben, IIb (v + m) besteht unter der Na- turalform von Luxusartikeln, d. h. Artikeln, die die Arbeiterklasse eben- sowenig kaufen kann wie den unter Form von Produktionsmitteln be- stehenden Waarenwerth Iv; obgleich diese Luxusmittel wie jene Pro- duktionsmittel Produkte dieser Arbeiter. Der Rückfluss, wodurch das in dieser Unterabtheilung vorgeschossne variable Kapital den kapitalistischen Producenten in seiner Geldform wiederkehrt, kann also nicht direkt, son- dern muss vermittelt sein, ähnlich wie sub Iv.
Nehmen wir z. B. an wie oben für die gesammte Klasse II: v = 500; m = 500; aber das variable Kapital und der ihm ent- sprechende Mehrwerth seien vertheilt wie folgt:
Die Arbeiter von IIb haben in Zahlung für ihre Arbeitskraft 100 erhalten in Geld, sage 100 £; sie kaufen damit von den Kapitalisten IIa Konsumtionsmittel zum Betrag vou 100. Diese Kapitalistenklasse kauft damit für 100 der Waare IIb, womit den Kapitalisten IIb ihr variables Kapital in Geldform zurückströmt.
In IIa existiren bereits 400v wieder in Geldform in der Hand der Kapitalisten durch Austausch mit ihren eignen Arbeitern; von dem den Mehrwerth darstellenden Theil ihres Produkts ist ausserdem der vierte Theil an die Arbeiter IIb abgetreten und dafür IIb (100v) in Luxus- waaren bezogen worden.
Wenn wir nun gleiche verhältnissmäßige Theilung der Revenue-Aus- gabe in nothwendige Lebensmittel und Luxusmittel bei den Kapitalisten IIa und IIb voraussetzen — annehmen, dass beide je ⅗ in nothwen- digen Lebensmitteln, ⅖ in Luxusmitteln ausgeben, so werden die Kapi-
talisten der Unterklasse IIa ihre Mehrwerths-Revenue von 400m auslegen zu ⅗ in ihren eignen Produkten, nothwendigen Lebensmitteln, also 240; und zu ⅖ = 160 in Luxusmitteln. Die Kapitalisten der Unter- klasse IIb werden ihren Mehrwerth = 100m ebenso vertheilen: ⅗ = 60 auf nothwendige und ⅖ = 40 auf Luxusmittel; diese letztren innerhalb ihrer eignen Unterklasse producirt und umgesetzt.
Die 160 Luxusmittel, die (IIa)m erhält, fliessen den Kapitalisten IIa zu wie folgt: Von den (IIa) 400m wurden, wie wir sahen, 100 in Form von nothwendigen Lebensmitteln ausgetauscht gegen gleichen Be- trag von (IIb)v, die in Luxusmitteln existiren, und weitere 60 in noth- wendigen Lebensmitteln gegen (IIb) 60m in Luxusmitteln. Die Gesammt- rechnung steht dann so: IIa: 400v + 400m; IIb: 100v + 100m.
1) 400v (a) werden aufgegessen von den Arbeitern IIa, von deren Produkt (nothwendigen Lebensmitteln) sie einen Theil bilden; die Arbeiter kaufen sie von den kapitalistischen Producenten ihrer eignen Abtheilung; Diesen kehrt damit 400 £ Geld zurück, ihr, selbigen Arbeitern in Ar- beitslohn gezahlter variabler Kapitalwerth von 400; womit sie Arbeits- kraft von neuem kaufen können,
2) Ein Theil der 400m (a), gleich den 100v (b), also ¼ des Mehrwerths (a), wird realisirt in Luxusartikeln wie folgt: Die Arbeiter (b) erhielten von den Kapitalisten ihrer Abtheilung (b) in Arbeitslohn 100 £; sie kaufen damit ¼ von m (a), d. h. Waaren, die in nothwendigen Lebensmitteln bestehn; die Kapitalisten von a kaufen mit diesem Geld zum selben Werthbelauf Luxusartikel = 100v (b), d. h. eine Hälfte der ganzen Luxusproduktion. Damit kehrt den Kapitalisten b ihr vari- ables Kapital in Geldform zurück und sie können durch Erneuerung des Ankaufs der Arbeitskraft ihre Reproduktion von neuem beginnen, da das ganze konstante Kapital der Gesammtklasse II schon ersetzt ist durch den Austausch von I (v + m) gegen IIc. Die Arbeitskraft der Luxus- arbeiter ist also nur dadurch neu verkäuflich, dass der als Aequivalent für ihren Arbeitslohn geschaffne Theil ihres eignen Produkts, von den Kapitalisten IIa in ihren Konsumtionsfonds gezogen, vermöbelt wird. (Dasselbe gilt für den Verkauf der Arbeitskraft sub I; da das IIc, wo- gegen sich I (v + m) austauscht, sowohl aus Luxusmitteln wie noth- wendigen Lebensmitteln besteht und was durch I (v + m) erneuert
wird, sowohl die Produktionsmittel der Luxus- wie der nothwendigen Le- bensmittel ausmacht.)
3) Wir kommen nun zum Austausch zwischen a und b, soweit er nur Austausch der Kapitalisten der beiden Unterabtheilungen. Durch das Bisherige ist erledigt das variable Kapital (400v) und ein Theil des Mehrwerths (100m) in a und das variable Kapital (100v) in b. Wir nahmen ferner an als Durchschnittsverhältniss der kapitalistischen Revenue-Ausgabe in beiden Klassen ⅖ für Luxus und ⅗ für nothwen- dige Lebensbedürfnisse. Ausser den bereits für Luxus ausgegebnen 100 entfällt daher auf die ganze Unterklasse a noch 60 für Luxus und im selben Verhältniss, d. h. 40, auf b.
(II a)m wird also vertheilt auf 240 für Lebensittel und 160 für Luxusmittel = 240 + 160 = 400m (IIa).
(IIb)m vertheilt sich in 60 für Lebensmittel und 40 für Luxus: 60 + 40 = 100m (IIb). Die letzten 40 konsumirt diese Klasse aus ihrem eignen Produkt (⅖ ihres Mehrwerths); die 60 für Lebensmittel erhält sie dadurch, dass sie 60 ihres Mehrprodukts für 60m (a) aus- tauscht.
Wir haben also für die ganze Kapitalistenklasse II (wobei v + m bei Unterabtheilung a in nothwendigen Lebensmitteln existirt, bei b in Luxusmitteln):
IIa (400v + 400m) + IIb (100v + 100m) = 1000; durch die Bewegung so realisirt: 500v (a + b) [realisirt in 400v (a) und 100m (a)] + 500m (a + b) [realisirt in 300m (a) + 100v (b) + 100m (b)] = 1000.
Für a und b, jedes für sich betrachtet, erhalten wir die Realisation:
Halten wir der Einfachheit halber dasselbe Verhältniss zwischen variablem und konstantem Kapital fest (was beiläufig durchaus nicht nöthig), so kommt auf 400v (a) ein konstantes Kapital = 1600, und auf 100v (b) ein konstantes Kapital = 400, und wir haben für II folgende zwei Abtheilungen a und b:
und zusammen: 2000c + 500v + 500m = 3000.
Dem entsprechend sind von den 2000 IIc in Konsumtionsmitteln, die ausgetauscht werden gegen 2000 I (v + m) 1600 umgesetzt in Produktionsmittel von nothwendigen Lebensmitteln und 400 in Pro- duktionsmittel von Luxusmitteln.
Die 2000 I (v + m) würden also selbst zerfallen in (800v + 800m) I für a = 1600 Produktionsmittel nothwendiger Lebensmittel, und (200v + 200m) I für b = 400 Produktionsmittel für Luxus- mittel.
Ein bedeutender Theil nicht nur der eigentlichen Arbeitsmittel, son- dern auch der Roh- und Hülfsstoffe etc. für beide Abtheilungen ist gleich- artig. Was aber die Umsetzungen der verschiednen Werththeile des ge- sammten Produkts I (v + m) betrifft, so wäre diese Theilung ganz gleichgültig. Sowohl die obigen 800 Iv wie 200 Iv werden dadurch re- alisirt, dass der Arbeitslohn in Konsumtionsmitteln 1000 II[e] verausgabt wird, also das für selben vorgeschossne Geldkapital gleichmäfsig sich bei der Rückkehr vertheilt unter die kapitalistischen Producenten I, ihnen pro rata ihr vorgeschossnes variables Kapital wieder in Geld ersetzt; andrer- seits, was die Realisation der 1000 Im betrifft, so werden auch hier die Kapitalisten gleichmäßig (proportionell zur Größe ihres m) aus der ge- sammten zweiten Hälfte von IIc = 1000, 600 IIa und 400 IIb in Konsumtionsmitteln ziehn; also diejenigen, welche das konstante Kapital von II a ersetzen: 480 (⅗) aus 600c (IIa) und 320 (⅖) aus 400c (IIb) = 800; die das konstante Kapital von IIb ersetzen: 120 (⅗) aus 600c (IIa) und 80 (⅖) aus 400c (IIb) = 200. Summa = 1000.
Was hier willkürlich ist, sowohl für I wie für II, ist das Verhält- niss des variablen Kapitals zum konstanten, wie die Dieselbigkeit dieses Verhältnisses für I und II und für ihre Unterabtheilungen. Was diese Dieselbigkeit angeht, so ist sie nur der Vereinfachung wegen hier ange- nommen, und die Annahme verschiedner Verhältnisse würde absolut nichts ändern an den Bedingungen des Problems und an seiner Lösung. Was
sich aber als nothwendiges Resultat ergibt, bei Voraussetzung einfacher Reproduktion, ist:
1) Dass das unter Naturalform von Produktionsmitteln geschaffne neue Werthprodukt der Jahresarbeit (zerfällbar in v + m) gleich sei dem konstanten Kapitalwerth c des durch den andern Theil der Jahres- arbeit hergestellten Produktenwerths, reproducirt in Form von Konsumti- onsmitteln. Wäre es geringer als IIc, so könnte II sein konstantes Kapital nicht ganz ersetzen; wäre es größer, so bliebe ein Ueberschuss unbenutzt liegen. In beiden Fällen wäre die Voraussetzung: einfache Reproduktion, verletzt.
2) Dass bei dem unter Form von Konsumtionsmitteln reproducirten Jahresprodukt, das in Geldform vorgeschossne variable Kapital v, von dessen Empfängern, soweit sie Luxusarbeiter sind, nur realisirbar ist in dem Theil der nothwendigen Lebensmittel, der den kapitalistischen Pro- ducenten derselben ihren Mehrwerth prima facie verkörpert: dass also das v, ausgelegt in der Luxusproduktion, gleich ist einem seinem Werthum- fang entsprechenden Theil von m, producirt unter der Form von noth- wendigen Lebensmitteln, also kleiner sein muss als dieses gesammte m — nämlich (IIa)m — und dass nur durch die Realisirung jenes v in diesem Theil von m den kapitalistischen Producenten der Luxusartikel ihr vorgeschossnes variables Kapital in Geldform zurückkehrt. Es ist dies ein ganz analoges Phänomen wie die Realisirung von I (v + m) in IIc; nur dass im zweiten Fall (IIb)v sich realisirt in einem ihm den Werthumfang nach gleichen Theil von (IIa)m. Diese Verhältnisse bleiben qualitativ mafsgebend bei jeder Vertheilung des jährlichen Ge- sammtprodukts, soweit es in den Process der jährlichen, durch Cirku- lation vermittelten Reproduktion wirklich eingeht. I (v + m) kann nur realisirt werden in IIc, wie IIc in seiner Funktion als Bestandtheil des produktiven Kapitals nur erneubar durch diese Realisation; ebenso ist (IIb)v nur realisirbar in einem Theil von (IIa)m, und (IIb)v nur so wieder rückverwandelbar in seine Form als Geldkapital. Selbstredend gilt dies nur, soweit alles dies wirklich ein Resultat des Reproduktionspro- cesses selbst ist, also soweit nicht z. B. die Kapitalisten IIb Geldkapital für v durch Kredit anderweitig aufnehmen. Quantitativ dagegen können die Umsetzungen der verschiednen Theile des Jahresprodukts nur so pro- portionell stattfinden wie oben dargestellt, soweit Stufenleiter und Werth-
verhältnisse der Produktion stationär bleiben, und soweit diese strengen Verhältnisse nicht alterirt werden durch den auswärtigen Handel.
Wenn man nun nach A. Smith’scher Weise sagte, I (v + m) lösen sich auf in IIc, und IIc löst sich auf in I (v + m), oder, wie er öfter und noch abgeschmackter zu sagen pflegt, I (v + m) bilden Be- standtheile des Preises (resp. Werths, er sagt value in exchange) von IIc und IIc bildet den ganzen Bestandtheil des Werths I (v + m) so könnte und müsste man ebenfalls sagen (IIb)v löst sich auf in (IIa)m, oder (IIa)m in (IIb)v, oder (IIb)v bildet einen Bestandtheil des Mehr- werths IIa, und vice versa: der Mehrwerth löste sich so auf in Arbeits- lohn, resp. variables Kapital, und das variable Kapital bildete einen „Be- standtheil“ des Mehrwerths. Diese Abgeschmacktheit findet sich soweit in der That bei A. Smith, da bei ihm der Arbeitslohn bestimmt ist durch den Werth der nothwendigen Lebensmittel, diese Waarenwerthe dahingegen wieder durch den Werth des in ihnen enthaltnen Arbeitslohns (variablen Kapitals) und Mehrwerths. Er ist so absorbirt durch die Bruchstücke, worin das Werthprodukt eines Arbeitstags auf kapitalistischer Basis zer- fällbar — nämlich in v + m — dass er ganz darüber vergisst, dass es beim einfachen Waarenaustausch ganz gleichgültig, ob die in ver- schiedner Naturalform existirenden Aequivalente aus bezahlter oder un- bezahlter Arbeit bestehn, da sie in beiden Fällen gleichviel Arbeit zu ihrer Produktion kosten; und dass es ebenso gleichgültig ist ob die Waare des A ein Produktionsmittel und die des B ein Konsumtionsmittel, ob nach dem Verkauf die eine Waare als Kapitalbestandtheil zu fungiren hat, die andre dagegen in den Konsumtionsfonds eingeht und secundum Adam als Revenue verzehrt wird. Der Gebrauch, den der individuelle Käufer von seiner Waare macht, fällt nicht in den Waarenaustausch, in die Cirkulationssphäre, und berührt nicht den Werth der Waare. Dies wird in keiner Weise dadurch anders, dass bei Analyse der Cirkulation des jährlichen gesellschaftlichen Gesammtprodukts die bestimmte Gebrauchs- bestimmung, das Moment der Konsumtion der verschiednen Bestandtheile jenes Produkts in Betracht kommen muss.
Bei obig konstantirter Umsetzung von (II b)v gegen einen gleich- werthigen Theil von (II a)m und bei den weitern Umsetzungen zwischen (IIa)m und (IIb)m ist keineswegs vorausgesetzt, dass, seien es die ein- zelnen Kapitalisten von IIa und IIb, seien es ihre respektiven Gesammt-
heiten, sie im selben Verhältniss ihren Mehrwerth zwischen nothwendigen Konsumtionsgegenständen und Luxusmitteln theilen. Einer mag mehr in dieser Konsumtion, ein andrer mehr in jener verausgaben. Auf dem Boden der einfachen Reproduktion ist nur vorausgesetzt, dass eine Werth- summe, gleich dem ganzen Mehrwerth, in Konsumtionsfonds realisirt wird. Die Grenzen sind also gegeben. Innerhalb jeder Abtheilung mag der eine mehr in a, der andre mehr in b leisten; dies kann sich aber wech- selseitig kompensiren, so dass die Kapitalistenklassen a und b, als ganze genommen, sich je im selben Verhältniss an beiden betheiligen. Die Werthverhältnisse — der proportionelle Antheil am Gesammtwerth des Produkts II für die zwei Sorten Producenten a und b — also auch ein bestimmtes quantitatives Verhältniss zwischen den Produktionszweigen, welche jene Produkte liefern — sind aber nothwendig gegeben in jedem konkreten Fall; nur das Verhältniss, das beispielsweis figurirt, ist ein hypothetisches; wird ein andres angenommen, so ändert dies nichts an den qualitativen Momenten; nur die quantitativen Bestimmungen würden sich ändern. Tritt aber durch irgend welche Umstände eine wirkliche Verändrung in der proportionellen Größe von a und b ein, so würden sich auch die Bedingungen der einfachen Reproduktion entsprechend ändern.
Aus dem Umstand, dass (IIb)v realisirt wird in einem äquivalenten Theil von (IIa)m folgt, dass im Verhältniss wie der Luxustheil des jähr- lichen Produkts wächst, wie also ein steigendes Quotum der Arbeitskraft absorbirt wird in der Luxusproduktion, — dass im selben Verhältniss die Rückverwandlung des in (IIb)v vorgeschossnen variablen Kapitals in Geldkapital, das von neuem als Geldform des variablen Kapitals fungirt, und damit die Existenz und Reproduktion des in IIb beschäftigten Theils der Arbeiterklasse — ihre Zufuhr nothwendiger Konsumtionsmittel — bedingt wird durch die Verschwendung der Kapitalistenklasse, den Umsatz eines bedeutenden Theils ihres Mehrwerths in Luxusartikel.
Jede Krise vermindert die Luxuskonsumtion momentan; sie verlang- samt, verzögert die Rückverwandlung des (IIb)v in Geldkapital, lässt sie nur theilweis zu und wirft damit einen Theil der Luxusarbeiter aufs
Pflaster, während sie andrerseits den Verkauf der nothwenigen Konsum- tionsmittel eben dadurch auch in’s Stocken bringt und verringert. Ganz abgesehn von den, gleichzeitig abgedankten, unproduktiven Arbeitern, die für ihre Dienste einen Theil der Ausgabe der Kapitalisten in Luxus bil- den (diese Arbeiter selbst sind pro tanto Luxusartikel) und die sich sehr stark betheiligen namentlich auch an der Konsumtion nothwendiger Lebens- mittel etc. Umgekehrt in der Prosperitätsperiode, und namentlich während der Zeit ihrer Schwindelblüte — wo schon aus andren Gründen der rela- tive, in Waaren ausgedrückte Werth des Geldes fällt (ohne wirkliche sonstige Werthrevolution), also der Preis der Waaren, unabhängig von ihrem eignen Werth, steigt. Nicht nur steigt die Konsumtion nothwen- diger Lebensmittel; die Arbeiterklasse (in die nun ihre ganze Reservearmee aktiv eingetreten) nimmt auch momentan Antheil an der Konsumtion ihr sonst unzugänglicher Luxusartikel, ausserdem auch an der Klasse der nothwendigen Konsumtionsartikel, die sonst zum größten Theil „nothwen- dige“ Konsumtionsmittel nur für die Kapitalistenklasse bildet, was seiner- seits eine Steigerung der Preise hervorruft.
Es ist eine reine Tautologie zu sagen, dass die Krisen aus Mangel an zahlungsfähiger Konsumtion oder an zahlungsfähigen Konsumenten her- vorgehn. Andre Konsumarten, als zahlende, kennt das kapitalistische System nicht, ausgenommen die sub forma pauperis oder die des „Spitz- buben.“ Dass Waaren unverkäuflich sind, heisst nichts, als dass sich keine zahlungsfähigen Käufer für sie fanden, also Konsumenten (sei es nun, dass die Waaren in letzter Instanz zum Behuf produktiver oder in- dividueller Konsumtion gekauft werden). Will man aber dieser Tauto- logie einen Schein tiefrer Begründung dadurch geben, dass man sagt, die Arbeiterklasse erhalte einen zu geringen Theil ihres eignen Produkts, und dem Uebelstand werde mithin abgeholfen, sobald sie größern Antheil davon empfängt, ihr Arbeitslohn folglich wächst, so ist nur zu bemerken, dass die Krisen jedesmal gerade vorbereitet werden durch eine Periode, worin der Arbeitslohn allgemein steigt und die Arbeiterklasse realiter größern Antheil an dem für Konsumtion bestimmten Theil des jährlichen Produkts erhält. Jene Periode müsste — von dem Gesichtspunkt dieser Ritter vom gesunden und „einfachen“ (!) Menschenverstand — umgekehrt die Krise entfernen. Es scheint also, dass die kapitalistische Produktion vom guten oder bösen Willen unabhängige Bedingungen einschliesst, die jene
relative Prosperität der Arbeiterklasse nur momentan zulassen und zwar immer nur als Sturmvogel einer Krise.(FN47)
Man sah vorhin, wie das proportionelle Verhältniss zwischen der Produktion nothwendiger Konsumtionsmittel und der Produktion von Luxus die Theilung von II (v + m) zwischen IIa und IIb bedingte — also auch die von IIc zwischen (IIa)c und (IIb)c. Sie greift also den Cha- rakter und die quantitativen Verhältnisse der Produktion bis an die Wurzel an und ist ein wesentlich bestimmendes Moment ihrer Gesammtgestaltung.
Die einfache Reproduktion ist der Sache nach auf die Konsumtion als Zweck gerichtet, obgleich die Ergatterung von Mehrwerth als treiben- des Motiv der individuellen Kapitalisten erscheint; aber der Mehrwerth — welches immer seine proportionelle Größe — soll schliesslich hier dienen nur für die individuelle Konsumtion des Kapitalisten.
Soweit die einfache Reproduktion Theil und bedeutendster Theil auch jeder jährlichen Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter, bleibt dies Motiv in Begleitung von, und im Gegensatz zu dem Motiv der Bereicherung als solcher. Die Sache erscheint in Wirklichkeit verwickelter, weil Theil- nehmer (partners) an der Beute — dem Mehrwerth des Kapitalisten — als von ihm unabhängige Konsumenten auftreten.
Soweit bisher entwickelt, verlief die Cirkulation zwischen den ver- schiednen Klassen von Producenten nach folgendem Schema.
1) Zwischen Klasse I und Klasse II:
Abgemacht ist also die Cirkulation von IIc = 2000, das umgesetzt ist gegen I (1000v + 1000m).
Es bleibt — da wir 4000 Ic einstweilen bei Seite lassen — noch die Cirkulation von v + m innerhalb Klasse II. Nun theilen sich II(v + m) zwischen die Unterklassen IIa und IIb wie folgt:
2) II. 500v + 500m = a (400v + 400m) + b (100v + 100m).
Die 400v (a) cirkuliren innerhalb ihrer eignen Unterklasse; die
damit bezahlten Arbeiter kaufen dafür, von ihnen selbst producirte, noth- wendige Lebensmittel von ihren Anwendern, den Kapitalisten IIa.
Da die Kapitalisten beider Unterklassen ihren Mehrwerth je zu ⅗ in Produkten von IIa (nothwendigen Lebensmitteln) und zu ⅖ in Produkten von IIb (Luxusmitteln) verausgaben, so werden ⅗ des Mehrwerths a, also 240, innerhalb der Unterklasse IIa selbst verzehrt; ebenso ⅖ des Mehrwerths b (der in Luxusmitteln producirt und vorhanden ist) innerhalb der Unterklasse IIb.
Es bleiben zwischen IIa und IIb also noch auszutauschen: auf Seite IIa : 160m, auf Seite IIb : 100v + 60m. Diese gehn in einander auf. Die Ar- beiter IIb kaufen für ihre in Geldlohn erhaltnen 100 von IIa noth- wendige Lebensmittel im Betrag von 100. Die Kapitalisten IIb kaufen zum Betrag von ⅗ ihres Mehrwerths = 60 ebenfalls ihre nothwendigen Lebensmittel von IIa. Die Kapitalisten IIa erhalten damit das nöthige Geld, um die, oben angenommenen, ⅖ ihres Mehrwerths = 160m in den von IIb producirten Luxuswaaren anzulegen (100v, die in den Händen der Kapitalisten IIb als den gezahlten Arbeitslohn ersetzendes Produkt lagern, und 60m). Das Schema hierfür ist also:
wo die eingeklammerten Posten diejenigen sind, die nur innerhalb ihrer eignen Unterklasse cirkuliren und verzehrt werden.
Der direkte Rückfluss des in variablem Kapital vorgeschossnen Geld- kapitals, der nur stattfindet für die Kapitalistenabtheilung IIa, die noth- wendige Lebensmittel producirt, ist nur eine durch specielle Bedingungen modificirte Erscheinung des früher erwähnten allgemeinen Gesetzes, dass den Waarenproducenten, die der Cirkulation Geld vorschiessen, selbes zu- rückkehrt bei normalem Verlauf der Waarencirkulation. Woraus beiläufig folgt, dass wenn hinter dem Waarenproducenten überhaupt ein Geldkapi- talist steht, der wieder dem industriellen Kapitalisten Geldkapital (in dem strengsten Sinne des Worts, also Kapitalwerth in Geldform) vorschiesst, der eigentliche Rückflusspunkt dieses Geldes die Tasche dieses Geldkapi- talisten ist. In dieser Weise, obgleich das Geld durch alle Hände mehr oder weniger cirkulirt, gehört die Masse des cirkulirenden Geldes der in Form von Banken etc. organisirten und koncentrirten Abtheilung des
Geldkapitals; die Art, wie diese ihr Kapital vorschiesst, bedingt den be- ständigen finalen Rückfluss in Geldform zu ihr, obgleich dies wieder ver- mittelt ist durch die Rückverwandlung des industriellen Kapitals in Geldkapital.
Zur Waarencirkulation ist immer zweierlei nöthig: Waaren, die in Cirkulation geworfen werden, und Geld, das in Cirkulation geworfen wird. „Der Cirkulationsprocess erlischt . . . . nicht, wie der unmittelbare Pro- duktenaustausch, in dem Stellen- oder Händewechsel der Gebrauchswerthe. Das Geld verschwindet nicht, weil es schliesslich aus der Metamorphosen- reihe einer Waare herausfällt. Es schlägt immer nieder auf eine durch die Waaren geräumte Cirkulationsstelle“ etc. (Buch I, Kap. III, p. 92.)
Z. B. in der Cirkulation zwischen IIc und I(v + m) nahmen wir an, dass für diese Cirkulation 500 £ in Geld von II vorgeschossen werden. Bei der unendlichen Zahl Cirkulationsprocesse, worin sich die Cirkulation zwischen grofsen gesellschaftlichen Gruppen von Producenten auflöst, wird bald einer aus dieser, bald einer aus jener Gruppe zuerst als Käufer auftreten — also Geld in Cirkulation werfen. Es ist das, ganz abgesehn von individuellen Umständen, schon bedingt durch die Verschiedenheit der Produktionsperioden und daher der Umschläge der verschiednen Waaren- kapitale. Also II kauft mit 500 £ zum selben Werthbetrag Produktions- mittel von I, dieses aber kauft von II Konsumtionsmittel für 500 £; das Geld fliesst also zurück zu II; letztres wird in keiner Weise be- reichert durch diesen Rückfluss. Es warf erst für 500 £ Geld in Cir- kulation und zog zum selben Werthbetrag Waaren aus ihr heraus; es verkauft dann für 500 £ Waaren und zieht zum selben Werthbetrag Geld aus ihr heraus; so fliessen die 500 £ zurück. In der That hat II so in Cirkulation geworfen für 500 £ Geld und für 500 £ Waaren = 1000 £; es zieht aus der Cirkulation heraus für 500 £ Waaren und für 500 £ Geld. Die Cirkulation braucht für den Umsatz von 500 £ Waaren (I) und 500 £ Waaren (II) nur 500 £ Geld; wer das Geld also vorgeschossen beim Kauf fremder Waare, erhält es wieder beim Verkauf eigner. Hätte daher I zuerst von II gekauft Waare für 500 £, und später an II verkauft Waare für 500 £, so würden die 500 £ zu I statt zu II zurückkehren.
In Klasse I kehrt das in Arbeitslohn angelegte Geld, d. h. das in Geldform vorgeschossne variable Kapital in dieser Form nicht direkt, son-
dern indirekt zurück, auf einem Umweg. In II dagegen kehren die 500 £ Arbeitslohn direkt von den Arbeitern an die Kapitalisten zurück, wie diese Rückkehr immer direkt ist wo Kauf und Verkauf zwischen den- selben Personen sich so wiederholt, dass sie abwechselnd einander als Käufer und Verkäufer von Waaren beständig gegenübertreten. Der Kapi- talist II zahlt die Arbeitskraft in Geld; er verleibt dadurch die Arbeits- kraft seinem Kapital ein und tritt nur durch diesen Cirkulationsvorgang, der für ihn nur Verwandlung von Geldkapital in produktives Kapital ist, als industrieller Kapitalist dem Arbeiter als seinem Lohnarbeiter gegen- über. Dann aber tritt der Arbeiter, der in erster Instanz Verkäufer, Händler in eigner Arbeitskraft war, in zweiter Instanz als Käufer, als Geldbesitzer, dem Kapitalisten als dem Waarenverkäufer gegenüber; damit fliesst diesem das in Arbeitslohn ausgelegte Geld zurück. Soweit der Verkauf dieser Waaren nicht Prellerei etc. einschliesst, sondern Aequiva- lente in Waare und Geld ausgetauscht werden, ist derselbe nicht ein Pro- cess, wodurch der Kapitalist sich bereichert. Er zahlt den Arbeiter nicht zweimal, erst in Geld und dann in Waare; sein Geld kehrt zu ihm zu- rück, sobald der Arbeiter es in Waare bei ihm auslöst.
Das in variables Kapital verwandelte Geldkapital — also das in Ar- beitslohn vorgeschossne Geld — spielt aber eine Hauptrolle in der Geldcirkulation selbst, weil — da die Arbeiterklasse von der Hand in den Mund leben muss, also den industriellen Kapitalisten keine langen Kredite geben kann — auf zahllosen örtlich verschiednen Punkten der Gesellschaft gleichzeitig variables Kapital in Geld vorgeschossen werden muss in gewissen kurzen Terminen, wie Woche etc. — in relativ rasch sich wiederholenden Zeitabschnitten (je kürzer diese Abschnitte, desto kleiner kann relativ die durch diesen Kanal auf einmal in Cirkulation geworfne gesammte Geldsumme sein) — welches auch immer die verschiednen Um- schlagsperioden der Kapitale in verschiednen Industriezweigen sein mögen. In jedem Land kapitalistischer Produktion bildet das so vorgeschossne Geldkapital einen proportionell entscheidenden Antheil an der Gesammt- cirkulation, um so mehr, da dasselbe Geld — vor seinem Rückfluss zum Ausgangspunkt — in den mannigfachsten Kanälen sich umtreibt und als Cirkulationsmittel für eine Unzahl andrer Geschäfte fungirt.
Betrachten wir jetzt die Cirkulation zwischen I (v + m) und IIc von einem andern Gesichtspunkt aus.
Die Kapitalisten I schiessen 1000 £ in Zahlung von Arbeitslohn vor, womit die Arbeiter für 1000 £ Lebensmittel kaufen von den Kapi- talisten II, und diese wieder für dasselbe Geld Produktionsmittel von den Kapitalisten I. Letztren ist ihr variables Kapital in Geldform nun zu- rückgekehrt, während die Kapitalisten II die Hälfte ihres konstanten Kapitals aus der Form von Waarenkapital in produktives Kapital rück- verwandelt haben. Die Kapitalisten II schiessen weitere 500 £ Geld vor um Produktionsmittel bei I zu heben; die Kapitalisten I verausgaben das Geld in Konsumtionsmitteln von II; diese 500 £ fliessen so den Ka- pitalisten II zurück; sie schiessen sie von neuem vor um das letzte Viertel ihres in Waare verwandelten konstanten Kapitals rückzuverwandeln in seine produktive Naturalform. Dies Geld strömt wieder zu I zurück, und hebt von neuem bei II Konsumtionsmittel zu gleichem Betrage; damit fliessen die 500 £ zurück an II; dessen Kapitalisten sind jetzt wie vor- hin im Besitz von 500 £ Geld und 2000 £ konstantem Kapital, das aber aus der Form von Waarenkapital in produktives Kapital neu umge- setzt worden ist. Mit 1500 £ Geld ist eine Waarenmasse von 5000 £ cirkulirt worden; nämlich 1) I zahlt an die Arbeiter 1000 £ für Ar- beitskraft zum gleichen Werthbelauf; 2) die Arbeiter kaufen mit selben 1000 £ Lebensmittel von II; 3) II kauft mit demselben Geld Pro- duktionsmittel von I, dem damit 1000 £ variables Kapital in Geldform wieder hergestellt ist; 4) II kauft mit 500 £ Produktionsmittel von I; 5) I kauft mit selben 500 £ Konsumtionsmittel von II; 6) II kauft mit selben 500 £ Produktionsmittel von I; 7) I kauft mit selben 500 £ Lebensmittel von II. An II sind 500 £ zurückgeflossen, die es ausser seinen 2000 £ in Waare in Cirkulation warf und für die es der Cirku- lation kein Aequivalent in Waare entzogen.(FN48)
Die Umsetzung verläuft also wie folgt:
Resultat ist:
1) I besitzt variables Kapital in Geldform zum Belauf von 1000 £, die es ursprünglich der Cirkulation vorschoss; es hat ausserdem veraus- gabt für seine individuelle Konsumtion 1000 £ — in seinem eignen Waarenprodukt; d. h. es hat das Geld verausgabt, das es für den Ver- kauf von Produktionsmitteln zum Werthbetrag von 1000 £ einnahm.
Andrerseits ist die Naturalform, worin sich das in Geldform exis- tirende variable Kapital umsetzen muss — d. h. die Arbeitskraft — durch den Konsum erhalten, reproducirt und wieder vorhanden als derjenige ein- zige Handelsartikel ihrer Besitzer, den diese verkaufen müssen, wenn sie leben wollen. Es ist also auch reproducirt das Verhältniss von Lohnar- beitern und Kapitalisten.
2) Das konstante Kapital von II ist in natura ersetzt, und die von selbem II der Cirkulation vorgeschossnen 500 £ sind ihm rückgekehrt.
Für die Arbeiter I ist die Cirkulation die einfache von W — G — W. [Formel 1] (Arbeitskraft) — [Formel 2] (1000 £, Geldform des variablen Kapitals I) — [Formel 3] (nothwendige Lebensmittel zum Betrage von 1000 £); diese 1000 £
versilbern bis zum selben Werthbetrag das in Form von Waare — Le- bensmitteln — existirende konstante Kapital II.
Für die Kapitalisten II ist der Process: W — G, Verwandlung eines Theils ihres Waarenprodukts in Geldform, woraus es rückverwandelt wird in Bestandtheile des produktiven Kapitals — nämlich in einen Theil der ihnen nothwendigen Produktionsmittel.
Bei dem Vorschuss von G (500 £), den die Kapitalisten II machen zum Ankauf der andren Theile der Produktionsmittel, ist die Geldform des noch in Waarenform (Konsumtionsmitteln) existirenden Theils von IIc anticipirt; im Akt G — W, wo II mit G kauft und W von I verkauft wird, verwandelt sich das Geld (II) in einen Theil des produktiven Ka- pitals, während W (I) den Akt W — G durchmacht, sich in Geld ver- wandelt, das aber keinen Bestandtheil des Kapitalwerths für I vorstellt, sondern versilberten Mehrwerth, der nur in Konsumtionsmitteln veraus- gabt wird.
In der Cirkulation G — W … P … W' — G' ist der erste Akt G — W des einen Kapitalisten, der letzte W' — G' eines andern (oder Theil davon); ob dies W, wodurch G in produktives Kapital umgesetzt wird, für den Verkäufer von W (der also dies W in Geld umsetzt) kon- stanten Kapitalbestandtheil, variablen Kapitalbestandtheil, oder Mehrwerth vorstellt, ist für die Waarencirkulation selbst durchaus gleichgültig.
Was die Klasse I, in Bezug auf den Bestandtheil v + m ihres Waarenprodukts angeht, so zieht sie mehr Geld aus der Cirkulation her- aus, als sie hineingeworfen hat. Erstens kehren ihr die 1000 £ vari- ables Kapital zurück; zweitens verkauft sie (siehe oben, Umsetzung No. 4) für 500 £ Produktionsmittel; damit ist die Hälfte ihres Mehrwerths versilbert; dann (Umsetzung No. 6) verkauft sie wieder für 500 £ Pro- duktionsmittel, die zweite Hälfte ihres Mehrwerths, und damit ist der ganze Mehrwerth in Geldform der Cirkulation entzogen worden; also successive 1) variables Kapital in Geld rückverwandelt = 1000 £; 2) die Hälfte des Mehrwerths versilbert = 500 £; 3) die andre Hälfte des Mehrwerths = 500 £; also Summa: 1000v + 1000m versilbert = 2000 £. Obgleich I (abgesehn von den später zu betrachtenden Umsätzen, die die Reproduktion von Ic vermitteln) nur 1000 £ in Cir- kulation warf, hat es ihr doppelt so viel entzogen. Natürlich verschwindet das versilberte (in G verwandelte) m sofort wieder in andre Hand (II)
dadurch, dass dies Geld in Konsumtionsmitteln vermöbelt wird. Die Ka- pitalisten von I haben nur soviel in Geld entzogen, als sie an Werth in Waare hineinwarfen; dass dieser Werth Mehrwerth ist, d. h. den Kapitalisten nichts kostet, ändert absolut nichts am Werth dieser Waaren selbst; ist also, soweit es sich um Werthumsatz in der Waarencirkulation handelt, vollständig gleichgültig. Die Versilberung des Mehrwerths ist natürlich verschwindend, wie alle andern Formen, die das vorgeschossne Kapital in seinen Umsetzungen durchläuft. Sie dauert gerade nur so- lange wie der Zwischenraum zwischen Verwandlung der Waare I in Geld, und der darauf folgenden Verwandlung des Geldes I in Waare II
Wären die Umschläge kürzer angenommen — oder, vom Standpunkt einfacher Waarencirkulation aus betrachtet, die Anzahl der Umläufe des cirkulirenden Geldes rascher — so wäre noch weniger Geld hinreichend um die umgesetzten Waarenwerthe zu cirkuliren; die Summe ist stets bestimmt — wenn die Anzahl der successiven Umsätze gegeben — durch die Preissumme, resp. Werthsumme, der cirkulirenden Waaren. Welche Proportion dieser Werthsumme aus Mehrwerth einerseits und Kapitalwerth andrerseits besteht, ist dabei durchaus gleichgültig.
Würde in unserm Beispiel der Arbeitslohn bei I viermal des Jahres ausgezahlt, so 4 × 250 = 1000. Es würden also 250 £ in Geld hinreichen für die Cirkulation Iv — ½IIc und für die Cirkulation zwischen dem variablen Kapital Iv und der Arbeitskraft I. Ebenso wären, wenn die Cirkulation zwischen Im und IIc in vier Umschlägen erfolgt, nur 250 £ dazu nöthig, also im ganzen eine Geldsumme, resp. ein Geld- kapital von 500 £ für Cirkulation von Waaren zum Betrag von 5000 £. Der Mehrwerth würde dann, statt zweimal successive zur Hälfte, jetzt viermal successive zu ¼ versilbert.
Wenn statt II, in Umsetzung No. 4, I als Käufer auftritt, also 500 £ Geld in Konsumtionsmitteln von selbem Werthumfang verausgabt, so kauft dann II in Umsetzung No. 5 Produktionsmittel mit denselben 500 £; 6) I kauft Konsumtionsmittel mit selben 500 £; 7) II kauft mit selben 500 £ Produktionsmittel; die 500 £ kehren also schliesslich zu I, wie vorhin zu II, zurück. Der Mehrwerth wird hier versilbert durch, von seinem kapitalistischen Producenten selbst in ihrer Privatkonsumtion ver- ausgabtes Geld, das anticipirte Revenue vorstellt, anticipirte Einnahme
aus dem in der noch zu verkaufenden Waare steckenden Mehrwerth. Die Versilberung des Mehrwerths findet nicht statt durch den Rückfluss der 500 £; denn neben den 1000 £ in Waare Iv hat I, am Schluss von Umsetzung No. 4, 500 £ in Geld in die Cirkulation geworfen, und dies war zuschüssig, nicht — soviel wir wissen — Erlös verkaufter Waare. Fliesst dies Geld an I zurück, so hat I damit nur sein zuschüssiges Geld zurück erhalten, nicht seinen Mehrwerth versilbert. Die Versilberung des Mehrwerths von I findet nur statt durch den Verkauf der Waaren Im, worin er steckt, und dauert jedesmal nur so lang, als das durch Ver- kauf der Waare eingelöste Geld nicht von neuem in Konsumtionsmitteln verausgabt ist.
I kauft mit zuschüssigem Geld (500 £) von II Konsumtionsmittel; dies Geld ist verausgabt von I, es hat dafür Aequivalent in Waare II; das Geld fliesst zum ersten Mal zurück dadurch, dass II von I für 500 £ Waare kauft; es fliesst also zurück als Aequivalent der von I ver- kauften Waare, aber diese Waare kostet I nichts, bildet also Mehrwerth für I, und so versilbert das von ihm selbst in Cirkulation ge- worfne Geld seinen eignen Mehrwerth; ebenso bei seinem zweiten Kauf (No. 6) hat I sein Aequivalent in Waare II erhalten. Gesetzt, II kaufe nun nicht (No. 7) Produktionsmittel von I, so hätte I in der That für 1000 £ Konsumtionsmittel gezahlt — seinen ganzen Mehrwerth als Revenue verzehrt — nämlich 500 in seinen Waaren I (Produktionsmitteln) und 500 in Geld; es hätte dagegen noch für 500 £ in seinen Waaren I (Produktionsmitteln) auf Lager, und wäre dagegen 500 £ in Geld los- geworden.
Dahingegen hätte II drei Viertel seines konstanten Kapitals aus der Form von Waarenkapital in produktives Kapital rückverwandelt; ein Viertel dagegen in der Form von Geldkapital (500 £), in der That von brach- liegendem Geld oder seine Funktion unterbrechendem und abwartendem Geld. Dauerte diese Situation länger, so müsste II die Stufenleiter der Reproduktion um ein Viertel reduciren. — Die 500 in Produktionsmitteln aber, die I auf dem Hals hat, sind nicht in Waarenform existirender Mehrwerth; sie sind an der Stelle der vorgeschossnen 500 £ Geld da, die I besass neben seinem Mehrwerth von 1000 £ in Waarenform. Als Geld befinden sie sich in stets realisirbarer Form; als Waare sind sie mo- mentan unverkäuflich. Soviel ist klar, dass einfache Reproduktion — wo
jedes Element des produktiven Kapitals in II wie in I ersetzt werden muss — hier nur möglich bleibt, wenn die 500 Goldvögel zurückkehren zu I, das sie zuerst ausfliegen liess.
Gibt ein Kapitalist (hier haben wir nur noch industrielle Kapita- listen vor uns, zugleich Repräsentanten aller andern) Geld aus in Kon- sumtionsmitteln, so ist es für ihn alle geworden, den Weg alles Fleisches gegangen. Fliesst es wieder zu ihm zurück, so kann das nur geschehn, soweit er es für Waaren — also durch sein Waarenkapital — aus der Cirkulation herausfischt. Wie der Werth seines ganzen jährlichen Waaren- produkts (das für ihn = Waarenkapital), so ist der jedes Elements des- selben, d. h. der Werth jeder einzelnen Waare, für ihn zerfällbar in konstanten Kapitalwerth, variablen Kapitalwerth und Mehrwerth. Die Versilbrung jeder einzelnen der Waaren (die als Elemente das Waaren- produkt bilden) ist also zugleich Versilbrung eines gewissen Quotums des im ganzen Waarenprodukt steckenden Mehrwerths. Es ist also im ge- gebnen Fall wörtlich richtig, dass der Kapitalist selbst das Geld in die Cirkulation warf — und zwar bei Verausgabung desselben in Kon- sumtionsmitteln — womit sein Mehrwerth versilbert, alias realisirt wird. Es handelt sich dabei natürlich nicht um identische Geldstücke, sondern um einen Betrag in klingendem Geld, gleich dem (oder gleicher Theil von dem), den er zur Bestreitung persönlicher Bedürfnisse in die Cirku- lation geworfen.
In der Praxis geschieht dies in doppelter Weise: Ist das Geschäft erst innerhalb des laufenden Jahrs eröffnet worden, so dauert es gute Weile, im besten Fall einige Monate, bevor der Kapitalist aus der Ge- schäftseinnahme selbst Geld für seinen persönlichen Konsum ausgeben kann. Er suspendirt deswegen keinen Augenblick seine Konsumtion. Er schiesst sich selbst (ob aus eigner, oder per Kredit aus fremder Tasche, ist hier ganz gleichgültiger Umstand) Geld auf erst zu ergatternden Mehrwerth vor; damit aber auch cirkulirendes Medium zur Realisation später zu realisirenden Mehrwerths. Ist das Geschäft dagegen schon länger im regelmäßigen Gang, so vertheilen sich Zahlungen und Einnahmen auf verschiedne Termine während des Jahrs. Eins aber geht ununterbrochen fort, die Konsumtion des Kapitalisten, die anticipirt und deren Umfang berechnet wird nach gewisser Proportion zu der gewohnten oder veran- schlagten Einnahme. Mit jeder Portion verkaufter Waare wird auch ein
Theil des jährlich zu machenden Mehrwerths realisirt. Würde aber wäh- rend des ganzen Jahrs nur soviel der producirten Waare verkauft, wie nöthig, um die in ihr enthaltnen konstanten und variablen Kapitalwerthe zu ersetzen; oder fielen die Preise so, dass beim Verkauf des ganzen jährlichen Waarenprodukts nur der in ihm enthaltne vorgeschossne Kapi- talwerth realisirt würde, so träte der anticipatorische Charakter des auf künftigen Mehrwerth hin verausgabten Geldes klar hervor. Macht unser Kapitalist Fallite, so untersuchen seine Gläubiger und das Gericht, ob seine anticipirten Privatausgaben in richtiger Proportion zum Umfang seines Geschäfts und der, selbem gewöhnlich oder normal entsprechenden Mehrwertheinnahme stehn.
Mit Bezug auf die ganze Kapitalistenklasse erscheint aber der Satz, dass sie das Geld zur Realisation ihres Mehrwerths (resp. auch zur Cir- kulation ihres Kapitals, konstanten und variablen) selbst in die Cirkulation werfen muss, nicht nur nicht paradox, sondern als nothwendige Bedingung des ganzen Mechanismus; denn hier gibt es nur zwei Klassen: die Arbeiter- klasse, die nur über ihre Arbeitskraft verfügt; die Kapitalistenklasse, die im Monopolbesitz der gesellschaftlichen Produktionsmittel wie des Geldes ist. Das Paradoxe läge darin, wenn die Arbeiterklasse in erster Instanz das zur Realisation des in den Waaren steckenden Mehrwerths nothwen- dige Geld aus eignen Mitteln vorschösse. Der einzelne Kapitalist ver- richtet diesen Vorschuss aber immer nur in der Form, dass er als Käufer agirt, Geld verausgabt im Ankauf von Konsumtionsmitteln, oder Geld vorschiesst im Ankauf von Elementen seines produktiven Kapitals, sei es von Arbeitskraft, sei es von Produktionsmitteln. Er gibt das Geld immer nur weg gegen ein Aequivalent. Er schiesst der Cirkulation, nur Geld vor in derselben Art, wie er ihr Waare vorschiesst. Er agirt beidemal als Ausgangspunkt ihrer Cirkulation.
Der wirkliche Hergang wird durch zwei Umstände verdunkelt.
1) Die Erscheinung des Handelskapitals (dessen erste Form immer Geld, da der Kaufmann als solcher kein „Produkt“ oder „Waare“ herstellt) und des Geldkapitals, als Gegenstandes der Manipulation einer besondern Sorte von Kapitalisten, in dem Cirkulationsprocess des industriellen Kapitals.
2) Die Spaltung des Mehrwerths — der in erster Hand immer in Hand des industriellen Kapitalisten sich befinden muss — in ver-
schiedne Kategorien, als deren Träger neben dem industriellen Kapita- listen der Grundbesitzer (für Bodenrente), der Wucherer (für Zins) etc. erscheinen, ditto die Regierung und ihre Beamten, Rentiers etc. Diese Burschen erscheinen als Käufer gegenüber dem industriellen Kapitalisten und in so weit als Versilbrer seiner Waaren; pro parte werfen auch sie „Geld“ in die Cirkulation und er erhält es von ihnen. Wobei stets ver- gessen wird, aus welcher Quelle sie es ursprünglich erhielten und stets wieder von neuem erhalten.
Es bleibt noch zu untersuchen das konstante Kapital der Ab- theilung I = 4000 Ic. Dieser Werth ist gleich dem im Waaren- produkt I wieder erscheinenden Werth der in der Produktion dieser Waa- renmasse verzehrten Produktionsmittel. Dieser wiedererscheinende Werth, der nicht in dem Produktionsprocess I producirt, sondern das Jahr vor- her als konstanter Werth in ihn eintrat, als gegebner Werth seiner Pro- duktionsmittel, existirt jetzt in dem ganzen Theil der Waarenmasse I, die nicht von der Kategorie II absorbirt ist; und zwar ist der Werth dieser Waarenmasse, die so in der Hand der Kapitalisten I bleibt, = ⅔ des Werths ihres ganzen jährlichen Waarenprodukts. Bei dem einzelnen Kapi- talisten, der ein besondres Produktionsmittel producirt, konnten wir sagen: Er verkauft sein Waarenprodukt, er verwandelt es in Geld. Indem er es in Geld verwandelt, hat er auch den konstanten Werththeil seines Produkts in Geld rückverwandelt. Mit diesem in Geld verwandelten Werththeil kauft er dann von andren Waarenverkäufern seine Produktionsmittel wieder ein, oder verwandelt den konstanten Werththeil seines Produkts in eine Naturalform, worin er von neuem als produktives konstantes Kapital fun- giren kann. Jetzt dagegen wird diese Voraussetzung unmöglich. Die Kapitalistenklasse I umschliesst die Gesammtheit der Kapitalisten, die Produktionsmittel produciren. Ausserdem ist das Waarenprodukt von 4000, das in ihrer Hand geblieben, ein Theil des gesellschaftlichen Produkts, der gegen keinen andern auszutauschen ist, denn es existirt kein solcher andrer Theil des Jahresprodukts mehr. Mit Ausnahme dieser
4000 ist bereits über den ganzen Rest disponirt; ein Theil ist durch den gesellschaftlichen Konsumtionsfonds absorbirt, und ein andrer Theil hat das konstante Kapital der Abtheilung II zu ersetzen, die bereits alles ausgetauscht hat, worüber sie im Austausch mit Abtheilung I verfügen kann.
Die Schwierigkeit löst sich sehr einfach, wenn man erwägt, dass das ganze Waarenprodukt I seiner Naturalform nach aus Produktionsmitteln besteht, d. h. aus den stofflichen Elementen des konstanten Kapitals selbst. Es zeigt sich hier dasselbe Phänomen wie vorhin sub II, nur unter einem andern Aspekt. Sub II bestand das ganze Waarenprodukt in Konsum- tionsmitteln; ein Theil desselben, gemessen durch den in diesem Waaren- produkt enthaltnen Arbeitslohn plus Mehrwerth, konnte daher von seinen eignen Producenten verzehrt werden. Hier sub I, besteht das ganze Waarenprodukt aus Produktionsmitteln, Baulichkeiten, Maschinerie, Ge- fäßen, Roh- und Hülfstoffen etc. Ein Theil derselben, derjenige, welcher das in dieser Sphäre angewandte konstante Kapital ersetzt, kann daher in seiner Naturalform sofort von neuem als Bestandtheil des produktiven Kapitals fungiren. Soweit er in Cirkulation tritt, cirkulirt er innerhalb der Klasse I. Sub II wird ein Theil des Waarenprodukts in natura von seinen eignen Producenten individuell, sub I dagegen wird ein Theil des Produkts in natura von seinen kapitalistischen Producenten produktiv konsumirt.
In dem Theil des Waarenprodukts I = 4000c, erscheint der in dieser Kategorie konsumirte konstante Kapitalwerth wieder und zwar in einer Naturalform, worin er sofort wieder als produktives konstantes Ka- pital fungiren kann. Sub II geht der Theil des Waarenprodukts von 3000, dessen Werth gleich Arbeitslohn plus Mehrwerth (= 1000), direkt in die individuelle Konsumtion der Kapitalisten und Arbeiter von II ein, während dagegen der konstante Kapitalwerth dieses Waarenprodukts (= 2000) nicht wieder in die produktive Konsumtion der Kapitalisten II ein- gehn kann, sondern durch Austausch mit I zu ersetzen ist.
Sub I dagegen geht der Theil seines Waarenprodukts von 6000, dessen Werth gleich Arbeitslohn plus Mehrwerth (= 2000), nicht in die individuelle Konsumtion seiner Producenten ein, und kann es auch seiner Naturalform nach nicht. Er muss vielmehr erst mit II ausge- tauscht werden. Der konstante Werththeil dieses Produkts = 4000 be- findet sich umgekehrt in einer Naturalform, worin er — die ganze
Kapitalistenklasse I betrachtet — direkt wieder als deren konstantes Ka- pital fungiren kann. In andren Worten: Das ganze Produkt der Ab- theilung I besteht aus Gebrauchswerthen, die ihrer Naturalform nach — bei kapitalistischer Produktionsweise — nur als Elemente des konstanten Kapitals dienen können. Von diesem Produkt zum Werth von 6000 er- setzt also ein Drittel (2000) das konstante Kapital der Abtheilung II, und die übrigen ⅔ das konstante Kapital der Abtheilung I.
Das konstante Kapital I besteht in einer Masse verschiedner Kapital- gruppen, die in den verschiednen Produktionszweigen von Produktions- mitteln angelegt sind, so viel in Eisenhütten, so viel in Kohlengruben etc. Jede dieser Kapitalgruppen, oder jedes dieser gesellschaftlichen Gruppen- kapitale setzt sich wieder zusammen aus einer größren oder geringren Masse selbständig fungirender Einzelkapitale. Erstens zerfällt das Kapital der Gesellschaft, z. B. 7500 (was Millionen u. s. w. bedeuten kann) in verschiedne Kapitalgruppen; das gesellschaftliche Kapital von 7500 ist zerfällt in besondre Theile, wovon jeder in einem besondren Produktions- zweig angelegt; der in jedem besondren Produktionszweig angelegte Theil des gesellschaftlichen Kapitalwerths besteht der Naturalform nach theils in den Produktionsmitteln jeder besondren Produktionssphäre, theils aus der für ihren Betrieb nöthigen und entsprechend qualificirten Arbeitskraft, verschieden modificirt durch die Theilung der Arbeit, je nach der speci- fischen Arbeitsart, die sie in jeder einzelnen Produktionssphäre zu leisten hat. Der in jedem besondren Produktionszweig angelegte Theil des ge- sellschaftlichen Kapitals besteht wieder aus der Summe der in ihm an- gelegten, selbständig fungirenden Einzelkapitale. Dies gilt selbstredend für beide Abtheilungen, für I wie für II.
Was nun sub I den in Form seines Waarenprodukts wieder er- scheinenden konstanten Kapitalwerth angeht, so geht er zum Theil in die besondre Produktionssphäre (oder selbst in den individuellen Geschäfts- betrieb), woraus er als Produkt herauskommt, auch wieder als Produk- tionsmittel ein; z. B. Korn in die Kornproduktion, Kohle in die Kohlen- produktion, Eisen in Form von Maschinen in die Eisenproduktion u. s. w.
Soweit jedoch die Theilprodukte, woraus der konstante Kapitalwerth von I besteht, nicht wieder direkt in ihre besondre oder individuelle Pro- duktionssphäre eingehn, wechseln sie nur den Platz. Sie gehn in Natural- form ein in eine andre Produktionssphäre der Abtheilung I, während das
Produkt andre Produktionssphären der Abtheilung I sie in natura ersetzt. Es ist blosser Stellenwechsel dieser Produkte. Sie gehn alle wieder ein als Faktoren, die konstantes Kapital in I ersetzen, nur statt in einer Gruppe von I in einer andern. Soweit hier Austausch zwischen den einzelnen Kapita- listen von I stattfindet, ist es Austausch einer Naturalform von konstantem Ka- pital gegen eine andre Naturalform von konstantem Kapital, einer Sorte Pro- duktionsmittel gegen andre Sorten Produktionsmittel. Es ist Austausch der verschiednen individuellen konstanten Kapitaltheile von I unter ein- ander. Die Produkte werden, soweit sie nicht direkt als Produktionsmittel in ihren eignen Produktionszweigen dienen, aus ihrer Produktionsstätte in eine andre entfernt, und ersetzen sich so wechselseitig. In andren Worten (ähnlich wie sub II für den Mehrwerth geschehn): jeder Kapitalist sub I zieht im Verhältniss, worin er Miteigenthümer an diesem konstanten Kapital von 4000, die ihm nöthigen entsprechenden Produktionsmittel aus dieser Waarenmasse heraus. Wäre die Produktion gesellschaftlich, statt kapitalistisch, so ist klar, dass diese Produkte der Abtheilung I unter die Produktionszweige dieser Abtheilung, zum Behuf der Reproduktion, nicht minder beständig wieder als Produktionsmittel vertheilt würden, ein Theil direkt in der Produktionssphäre bliebe, wo er als Produkt herauskam, ein andrer Theil dagegen nach andren Produktionsstätten entfernt würde, und so ein beständiges Hin und Her zwischen den verschiednen Pro- duktionsstätten dieser Abtheilung stattfände.
Der Gesammtwerth der jährlich producirten Konsumtionsmittel ist also gleich dem während des Jahrs reproducirten variablen Kapitalwerth II plus dem neu producirten Mehrwerth II (d. h. gleich dem sub II wäh- rend des Jahrs producirten Werth) plus dem während des Jahres repro- ducirten variablen Kapitalwerth I und dem neu producirten Mehrwerth I (also plus dem sub I während des Jahrs producirten Werth).
Unter Voraussetzung einfacher Reproduktion ist also der Gesammt- werth der jährlich producirten Konsumtionsmittel gleich dem jährlichen
Werthprodukt, d h. gleich dem ganzen durch die gesellschaftliche Arbeit während des Jahrs producirten Werth, und muss es sein, da bei einfacher Reproduktion dieser ganze Werth verzehrt wird.
Der totale gesellschaftliche Arbeitstag zerfällt in zwei Theile: 1) noth- wendige Arbeit; sie schafft im Lauf des Jahrs einen Werth von 1500v; 2) Mehrarbeit; sie schafft einen zuschüssigen Werth oder Mehrwerth von 1500m. Die Summe dieser Werthe = 3000, ist gleich dem Werth der jährlich producirten Konsumtionsmittel von 3000. Der Totalwerth der während des Jahrs producirten Konsumtionsmittel ist also gleich dem Totalwerth, den der totale gesellschaftliche Arbeitstag während des Jahrs producirt, gleich dem Werth des gesellschaftlichen variablen Kapitals plus dem gesellschaftlichen Mehrwerth, gleich dem totalen jährlichen Neu- produkt.
Aber wir wissen, dass obgleich diese beiden Werthgrößen sich decken, deswegen keineswegs der Totalwerth der Waaren II, der Kon- sumtionsmittel, in dieser Abtheilung der gesellschaftlichen Produktion pro- ducirt worden ist. Sie decken sich, weil der sub II wieder erscheinende konstante Kapitalwerth gleich ist dem sub I neuproducirten Werth (vari- ablem Kapitalwerth plus Mehrwerth); daher I (v + m) den Theil des Pro- dukts von II kaufen kann, der für seine Producenten (in Abtheilung II) konstanten Kapitalwerth darstellt. Es zeigt sich daher, warum, obgleich für die Kapitalisten II der Werth ihres Produkts zerfällt in c + v + m, gesellschaftlich betrachtet der Werth dieses Produkts zerfällbar ist in v + m. Dies ist nämlich nur der Fall, weil IIc hier gleich I (v + m) und diese beiden Bestandtheile des gesellschaftlichen Produkts durch ihren Austausch ihre Naturalformen mit einander austauschen, daher nach diesem Umsatz IIc wieder in Produktionsmitteln, I (v + m) dagegen in Konsumtions- mitteln existirt.
Und es ist dieser Umstand, der A. Smith veranlasst hat zu be- haupten, der Werth des jährlichen Produkts löse sich in v + m auf. Es gilt dies 1) nur für den aus Konsumtionsmitteln bestehenden Theil des jährlichen Produkts, und 2) gilt es nicht in dem Sinn, dass dieser Totalwerth in II producirt wird, und sein Produktenwerth daher gleich ist dem sub II vorgeschossnen variablen Kapitalwerth plus dem sub II producirten Mehrwerth. Sondern nur in dem Sinn, dass II (c + v + m) = II (v + m) + I (v + m) oder weil IIc = I (v + m).
Es folgt ferner:
Obgleich der gesellschaftliche Arbeitstag (d. h. die während des ganzen Jahrs von der gesammten Arbeiterklasse verausgabte Arbeit), wie jeder individuelle Arbeitstag, nur in zwei Theile zerfällt, nämlich in noth- wendige Arbeit plus Mehrarbeit, obgleich daher der von diesem Arbeits- tag producirte Werth ebenfalls nur in zwei Theile zerfällt, nämlich in den variablen Kapitalwerth, d. h. den Werththeil, womit der Arbeiter seine eignen Reproduktionsmittel kauft, und den Mehrwerth, den der Kapitalist zu seiner eignen individuellen Konsumtion verausgaben kann, — so wird dennoch, gesellschaftlich betrachtet, ein Theil des gesellschaftlichen Ar- beitstages ausschliesslich verausgabt in Produktion von frischem konstantem Kapital, nämlich von Produkten, die ausschliesslich be- stimmt sind im Arbeitsprocess als Produktionsmittel, und daher in dem ihn begleitenden Verwerthungsprocess als konstantes Kapital zu fungiren. Nach unsrer Voraussetzung stellt sich der ganze gesellschaftliche Arbeits- tag dar in einem Geldwerth von 3000, wovon nur ⅓ = 1000 in der Abtheilung II producirt wird, welche Konsumtionsmittel producirt, d. h. die Waaren, worin sich der gesammte variable Kapitalwerth und der ge- sammte Mehrwerth der Gesellschaft schliesslich realisirt. Nach dieser Voraussetzung werden also ⅔ des gesellschaftlichen Arbeitstags in der Produktion von neuem konstantem Kapital verwandt. Obgleich vom Stand- punkt der individuellen Kapitalisten und Arbeiter der Abtheilung I diese ⅔ des gesellschaftlichen Arbeitstags bloss zur Produktion von variablem Kapitalwerth plus Mehrwerth dienen, ganz wie das letzte Drittel des ge- sellschaftlichen Arbeitstags in Abtheilung II, so produciren dennoch diese ⅔ des gesellschaftlichen Arbeitstags, gesellschaftlich betrachtet — und ebenso dem Gebrauchswerth des Produkts nach betrachtet — nur Ersatz von im Process der produktiven Konsumtion begriffnem oder auf- gezehrtem konstantem Kapital. Auch individuell betrachtet, produciren diese ⅔ des Arbeitstags zwar einen Totalwerth, der nur gleich dem va- riablen Kapitalwerth plus dem Mehrwerth für seinen Producenten, aber sie produciren keine Gebrauchswerthe solcher Art, dass Arbeitslohn oder Mehrwerth darin verausgabt werden könnten; ihr Produkt ist ein Pro- duktionsmittel.
Zunächst ist zu bemerken, dass kein Theil des gesellschaftlichen Arbeitstags, sei es sub I oder sub II, dazu dient, den Werth des in
diesen zwei grossen Produktionssphären angewandten, in ihnen fungirenden konstanten Kapitals zu produciren. Sie produciren nur zusätzlichen Werth, 2000 I (v + m) + 1000 II (v + m), zusätzlich zu dem konstanten Ka- pitalwerth = 4000 Ic + 2000 IIc. Der Neuwerth, der in der Form von Produktionsmitteln producirt wurde, ist noch nicht konstantes Kapital. Er hat nur die Bestimmung, künftig als solches zu fungiren.
Das gesammte Produkt von II — die Konsumtionsmittel — ist seinem Gebrauchswerth nach, konkret, in seiner Naturalform betrachtet, Produkt des von II geleisteten Drittels des gesellschaftlichen Arbeitstags, es ist Produkt der Arbeiten in ihrer konkreten Form als Weberarbeit, Bäckerarbeit u. s. w., die in dieser Abtheilung verwandt worden, dieser Arbeit, soweit sie als das subjektive Element des Arbeitsprocesses fungirt. Was dagegen den konstanten Werththeil dieses Produkts II angeht, so erscheint er nur wieder in einem neuen Gebrauchswerth, in einer neuen Naturalform, der Form von Konsumtionsmitteln, während er früher in der Form von Produktionsmitteln bestand. Sein Werth ist durch den Arbeits- process von seiner alten Naturalform auf seine neue Naturalform über- tragen worden. Aber der Werth dieser ⅔ des Produktenwerths = 2000 ist nicht in dem diesjährigen Verwerthungsprocess von II producirt worden.
Ganz wie vom Standpunkt des Arbeitsprocesses betrachtet, das Pro- dukt II das Resultat neu fungirender lebendiger Arbeit und ihr gegebner, vorausgesetzter Produktionsmittel ist, in denen sie sich als in ihren gegen- ständlichen Bedingungen verwirklicht, so ist vom Standpunkt des Ver- werthungsprocesses der Produktenwerth II = 3000 zusammengesetzt aus dem, durch das neu zugesetzte ⅓ des gesellschaftlichen Arbeitstags pro- ducirten Neuwerth (500v + 500m = 1000) und aus einem konstanten Werth, worin ⅔ eines vergangnen, vor dem hier betrachteten Pro- duktionsprocess II verflossnen gesellschaftlichen Arbeitstags vergegenständ- licht sind. Dieser Werththeil des Produkts II stellt sich dar in einem Theil des Produkts selbst. Es existirt in einem Quantum Konsumtions- mittel zum Werth von 2000 = ⅔ eines gesellschaftlichen Arbeitstags. Es ist dies die neue Gebrauchsform, worin er wieder erscheint. Der Aus- tausch von einem Theil der Konsumtionsmittel = 2000 IIc gegen Pro- duktionsmittel I = I (1000v + 1000m), ist also in der That Aus- tausch von ⅔ Gesammtarbeitstag, die keinen Theil der diesjährigen Ar-
beit bilden, sondern vor diesem Jahr verflossen sind, mit ⅔ des dies- jährigen, in diesem Jahr neu zugesetzten Arbeitstags. ⅔ des gesellschaft- lichen Arbeitstags dieses Jahrs könnten nicht in der Produktion von kon- stantem Kapital verwandt werden, und doch zugleich variablen Kapitalwerth plus Mehrwerth für ihre eignen Producenten bilden, wenn sie sich nicht mit einem Werththeil der jährlich konsumirten Konsumtionsmittel auszu- tauschen hätten, worin ⅔ eines vor diesem Jahr, nicht innerhalb des- selben verausgabten und realisirten Arbeitstags steckten. Es ist Aus- tausch von ⅔ Arbeitstag dieses Jahrs gegen ⅔ Arbeitstag, die vor diesem Jahr verausgabt worden, Austausch zwischen diesjähriger und vor- jähriger Arbeitszeit. Dies also erklärt uns das Räthsel, warum das Werth- produkt des ganzen gesellschaftlichen Arbeitstags sich auflösen kann in variablen Kapitalwerth plus Mehrwerth, obgleich ⅔ dieses Arbeitstags nicht verausgabt worden in der Produktion von Gegenständen, worin variables Kapital oder Mehrwerth sich realisiren können, sondern vielmehr in der Produktion von Produktionsmitteln zum Ersatz des während des Jahrs verbrauchten Kapitals. Es erklärt sich einfach daraus, dass ⅔ des Produktenwerths II, worin Kapitalisten und Arbeiter I den von ihnen producirten variablen Kapitalwerth plus Mehrwerth realisiren (und die des gesammten jährlichen Produktenwerths ausmachen) dem Werth nach betrachtet, das Produkt von ⅔ eines vor diesem Jahr vergangnen gesell- schaftlichen Arbeitstags sind.
Die Summe des gesellschaftlichen Produkts I und II, Produktions- mittel und Konsumtionsmittel, sind zwar ihrem Gebrauchswerth nach, konkret, in ihrer Naturalform betrachtet, das Produkt der diesjährigen Arbeit, aber nur soweit diese Arbeit selbst als nützliche, konkrete Arbeit, nicht soweit sie als Verausgabung von Arbeitskraft, als werthbildende Arbeit betrachtet wird. Und auch das erste nur in den Sinn, dass die Produktionsmittel nur durch die ihnen zugesetzte, mit ihnen hantirende lebendige Arbeit sich in neues Produkt, in das diesjährige Produkt ver- wandelt haben. Dagegen hätte sich aber auch umgekehrt die diesjährige Arbeit ohne von ihr unabhängige Produktionsmittel, ohne Arbeitsmittel und Produktionsstoffe, nicht in Produkt verwandeln können.
Was den Gesammtproduktenwerth von 9000 angeht, und die Kate- gorien, worin er zerfällt wird, so bietet dessen Analyse keine größre Schwierigkeit als die des Produktenwerths eines Einzelkapitals, sie ist vielmehr identisch damit.
In dem ganzen gesellschaftlichen Jahresprodukt sind hier drei ein- jährige gesellschaftliche Arbeitstage enthalten. Der Werthausdruck jedes dieser Arbeitstage ist = 3000; daher der Werthausdruck des Total- produkts = 3 × 3000 = 9000.
Ferner ist von dieser Arbeitszeit vor dem einjährigen Produktions- (process, dessen Produkt wir analysiren, vorgegangen: In Abtheilung I Arbeitstag (Werthprodukt 4000) und in Abtheilung II ⅔ Arbeitstag Werthprodukt 2000). Zusammen 2 gesellschaftliche Arbeitstage, deren Werthprodukt = 6000. Daher figuriren 4000 Ic + 2000 IIc = 6000c als der im ganzen Produktenwerth der Gesellschaft wiedererschei- nende Werth der Produktionsmittel oder konstante Kapitalwerth.
Ferner ist von dem neu zugesetzten gesellschaftlichen Jahresarbeits- tag in Abtheilung I ⅓ nothwendige Arbeit oder Arbeit die den Werth des variablen Kapitals 1000 Iv ersetzt, und den Preis der sub I ange- wandten Arbeit zahlt. Ebenso in II ist ⅙ des gesellschaftlichen Ar- beitstags nothwendige Arbeit mit einem Werthbetrag von 500. Also 1000 Iv + 500 IIv = 1500v, der Werthausdruck des halben ge- sellschaftlichen Arbeitstags, ist der Werthausdruck der aus nothwendiger Arbeit bestehenden ersten Hälfte des in diesem Jahre zugesetzten Ge- sammtarbeitstags.
Endlich sub I ist ⅓ Gesammtarbeistag, Werthprodukt = 1000, Mehrarbeit; sub II ist ⅙ Arbeitstag, Werthprodukt = 500, Mehrarbeit; sie machen zusammen die andre Hälfte des zugesetzten Gesammtarbeits- tags aus. Daher der producirte Gesammtmehrwerth = 1000 Im + 500 IIm = 1500m.
Also:
Konstanter Kapitaltheil des gesellschaftlichen Produktenwerths (c):
Während des Jahres verausgabte nothwendige Arbeit (v):
Während des Jahres verausgabte Mehrarbeit (m):
Werthprodukt der Jahresarbeit (v + m) = 3000.
Die Schwierigkeit besteht also nicht in der Analyse des gesellschaft- lichen Produktenwerths selbst. Sie entspringt bei Vergleichung der Werthbestandtheile des gesellschaftlichen Produkts mit seinem sach- lichen Bestandtheilen.
Der konstante, nur wiedererscheinende Werththeil ist gleich dem Werth des Theils dieses Produkts, der aus Produktionsmitteln besteht, und ist verkörpert in diesem Theil.
Das neue Werthprodukt des Jahres = v + m ist gleich dem Werth des Theils dieses Produkts, das aus Konsumtionsmitteln be- steht, und ist verkörpert in ihm.
Aber, mit hier gleichgültigen Ausnahmen, sind Produktionsmittel und Konsumtionsmittel total verschiedne Sorten von Waaren, Produkte von ganz verschiedner Natural- oder Gebrauchsform, also auch Produkte total verschiedner konkreter Arbeitsarten. Die Arbeit, welche Maschi- nen zur Produktion von Lebensmitteln anwendet, ist ganz verschieden von der Arbeit, welche Maschinen macht. Der ganze jährliche Gesammt- arbeitstag, dessen Werthausdruck = 3000, scheint verausgabt in der Produktion von Konsumtionsmitteln = 3000, in denen kein konstanter Werththeil wieder erscheint, da diese 3000 = 1500v + 1500m sich nur in variablen Kapitalwerth + Mehrwerth auflösen. Andrerseits er- scheint der konstante Kapitalwerth = 6000 wieder in einer von den Konsumtionsmitteln ganz verschiednen Produktenart, den Produktions- mitteln, während doch kein Theil des gesellschaftlichen Arbeitstags in der Produktion dieser neuen Produkte verausgabt scheint; dieser ganze Arbeitstag scheint vielmehr nur aus den Arbeitsweisen zu be- stehn, die nicht in Produktionsmitteln, sondern in Konsumtionsmitteln resultiren. Das Geheimniss ist bereits gelöst. Das Werthprodukt der Jahresarbeit ist gleich dem Produktenwerth der Abtheilung II, dem Total- werth der neu producirten Konsumtionsmittel. Aber dieser Produkten-
werth ist größer um ⅔ als der innerhalb der Produktion von Konsum- tionsmitteln (Abtheilung II) verausgabte Theil der Jahresarbeit. Nur ⅓ der Jahresarbeit ist in ihrer Produktion verausgabt. ⅔ dieser Jahres- arbeit sind in der Produktion von Produktionsmitteln verausgabt, also in Abtheilung I. Das während dieser Zeit sub I erzeugte Werthprodukt, gleich dem sub I producirten variablen Kapitalwerth plus Mehrwerth, ist gleich dem sub II in Konsumtionsmitteln wiedererscheinenden konstanten Kapitalwerth von II. Sie können sich daher wechselseitig austauschen und in natura ersetzen. Der Totalwerth der Konsumtionsmittel II ist daher gleich der Summe des neuen Werthprodukts sub I + II, oder II (c + v + m) = I (v + m) + II (v + m), also gleich der Summe des von der Jahresarbeit in Form von v + m producirten Neuwerths.
Andrerseits ist der Totalwerth der Produktionsmittel (I) gleich der Summe des in der Form von Produktionsmitteln (I) und des in der Form von Kon- sumtionsmitteln (II) wiedererscheinenden konstanten Kapitalwerths, also gleich der Summe des im Totalprodukt der Gesellschaft wiedererscheinenden kon- stanten Kapitalwerths. Dieser Totalwerth ist gleich dem Werthausdruck von vor dem Produktionsprocess sub I, und ⅔ vor dem Produktionsprocess sub II vergangnen Arbeitstagen, also zusammen von zwei Gesammtarbeitstagen.
Die Schwierigkeit kommt also bei dem gesellschaftlichen Jahrespro- dukt daher, dass der konstante Werththeil in einer ganz andren Pro- duktenart — Produktionsmitteln — sich darstellt, als der diesem konstanten Werththeil zugesetzte Neuwerth v + m, der sich in Kon- sumtionsmitteln darstellt. So hat es den Schein, als fänden sich — dem Werth nach betrachtet — ⅔ der aufgezehrten Produktenmasse in einer neuen Form wieder, als Neuprodukt, ohne dass irgend eine Arbeit von der Gesellschaft in ihrer Produktion verausgabt wäre. Dies findet bei dem Einzelkapital nicht statt. Jeder individuelle Kapitalist wendet eine bestimmte konkrete Arbeitsart an, welche die ihr eigenthümlichen Pro- duktionsmittel in ein Produkt verwandelt. Z. B. der Kapitalist sei Ma- schinenbauer, das während des Jahrs verausgabte konstante Kapital = 6000c, das variable = 1500v, der Mehrwerth = 1500m; das Pro- dukt = 9000, wir wollen sagen ein Produkt von 18 Maschinen, wovon jede = 500. Das ganze Produkt besteht hier in derselben Form, der von Maschinen. (Producirt er mehrere Sorten, so wird jede für sich berechnet.) Das ganze Waarenprodukt ist Produkt der während des
Jahres im Maschinenbau verausgabten Arbeit, Kombination derselben kon- kreten Arbeitsart mit denselben Produktionsmitteln. Die verschiednen Theile des Produktenwerths stellen sich daher in derselben Naturalform dar: in 12 Maschinen stecken 6000c, in 3 Maschinen 1500v, in 3 Maschinen 1500m. Es ist hier klar, dass der Werth der 12 Maschinen = 6000c ist, nicht weil in diesen 12 Maschinen bloss vor dem Ma- schinenbau vergangne und nicht in ihm verausgabte Arbeit verkörpert. Der Werth der Produktionsmittel für 18 Maschinen hat sich nicht von selbst in 12 Maschinen verwandelt, aber der Werth dieser 12 Maschinen (der selbst aus 4000c + 1000v + 1000m besteht) ist gleich dem Totalwerth des in den 18 Maschinen enthaltnen konstanten Kapitalwerths. Der Maschinenbauer muss daher von den 18 Maschinen 12 verkaufen, um sein verausgabtes konstantes Kapital, das er zur Reproduktion von 18 neuen Maschinen nöthig hat, zu ersetzen. Dagegen wäre die Sache un- erklärlich, wenn, obgleich die angewandte Arbeit bloss aus Maschinenbau besteht, als ihr Resultat sich ergäben: einerseits 6 Maschinen = 1500v + 1500m, andrerseits Eisen, Kupfer, Schrauben, Riemen etc. zum Werth- betrag von 6000c, d. h. die Produktionsmittel der Maschinen in ihrer Naturalform, die der einzelne, Maschinen bauende Kapitalist bekanntlich nicht selbst producirt, sondern sich durch den Cirkulationsprocess ersetzen muss. Und dennoch scheint, auf den ersten Blick, sich die Reproduk- tion des gesellschaftlichen Jahresprodukts in so widersinniger Weise zu vollziehn.
Das Produkt des individuellen Kapitals, d. h. jedes selbständig fun- girenden, mit eignem Leben begabten Bruchstücks des gesellschaftlichen Kapitals, hat irgend eine beliebige Naturalform. Die einzige Bedingung ist, dass es wirklich eine Gebrauchsform hat, einen Gebrauchswerth, der es zu einem cirkulationsfähigen Glied der Waarenwelt stempelt. Es ist ganz gleichgültig und zufällig, ob es als Produktionsmittel wieder in denselben Produktionsprocess eingehn kann, aus dem es als Produkt her- auskommt, also ob der Theil seines Produktenwerths, worin sich der kon- stante Kapitaltheil darstellt, eine Naturalform besitzt, worin er thatsäch- lich wieder als konstantes Kapital fungiren kann. Wenn nicht, wird dieser Theil des Produktenwerths durch Verkauf und Einkauf wieder in die Form seiner sachlichen Produktionselemente verwandelt, und dadurch das konstante Kapital in seiner funktionsfähigen Naturalform reproducirt.
Anders verhält es sich mit dem Produkt des gesellschaftlichen Ge- sammtkapitals. Alle sachlichen Elemente der Reproduktion müssen in ihrer Naturalform Theile dieses Produkts selbst bilden. Der aufgezehrte kon- stante Kapitaltheil kann durch die Gesammtproduktion nur ersetzt werden soweit im Produkt der gesammte wiedererscheinende konstante Kapitaltheil in der Naturalform neuer Produktionsmittel wieder erscheint, die wirklich als konstantes Kapital fungiren können. Einfache Reproduktion voraus- gesetzt, muss daher der Werth des Theils des Produkts, der aus Pro- duktionsmitteln besteht, gleich dem konstanten Werththeil des gesellschaft- lichen Kapitals sein.
Ferner: Individuell betrachtet, producirt der Kapitalist in seinem Produktenwerth durch die neu zugesetzte Arbeit nur sein variables Ka- pital plus Mehrwerth, während der konstante Werththeil durch den kon- kreten Charakter der neu zugesetzten Arbeit auf das Produkt über- tragen ist.
Gesellschaftlich betrachtet, producirt der Theil des gesellschaftlichen Arbeitstags, der Produktionsmittel producirt, ihnen daher sowohl Neuwerth zusetzt als den Werth der in ihrer Produktion verzehrten Produktions- mittel auf sie überträgt, nichts als neues konstantes Kapital, be- stimmt, das in der Form der alten Produktionsmittel aufgezehrte zu er- setzen, sowohl das sub I wie sub II konsumirte konstante Kapital. Er producirt nur Produkt, bestimmt der produktiven Konsumtion anheimzu- fallen. Der ganze Werth dieses Produkts ist also nur Werth, der als konstantes Kapital von neuem fungiren, der nur konstantes Kapital in seiner Naturalform zurückkaufen kann, der sich daher, gesellschaftlich be- trachtet, weder in variables Kapital noch in Mehrwerth auflöst. — Andrer- seits producirt der Theil des gesellschaftlichen Arbeitstags, der Kon- sumtionsmittel producirt, keinen Theil des gesellschaftlichen Ersatzkapitals. Er producirt nur Produkte, die in ihrer Naturalform bestimmt sind den Werth des variablen Kapitals und den Mehrwerth sub I und II zu re- alisiren.
Wenn man von gesellschaftlicher Betrachtungsweise spricht, also das gesellschaftliche Gesammtprodukt betrachtet, welches sowohl die Re- produktion des gesellschaftlichen Kapitals wie die individuelle Konsumtion einschliesst, so muss man nicht in die von Proudhon der bürgerlichen Oekonomie nachgemachte Manier verfallen und die Sache so betrachten,
als wenn eine Gesellschaft kapitalistischer Produktionsweise, en bloc, als Totalität betrachtet, diesen ihren specifischen, historisch ökonomischen Charakter verlöre. Umgekehrt. Man hat es dann mit dem Gesammtka- pitalisten zu thun. Das Gesammtkapital erscheint als das Aktienkapital aller einzelnen Kapitalisten zusammen. Diese Aktiengesellschaft hat das mit vielen andern Aktiengesellschaften gemein, dass jeder weiss was er hineinsetzt, aber nicht was er herauszieht.
Der Gesammtwerth des gesellschaftlichen Produkts beträgt 9000 = 6000c + 1500v + 1500m, mit andren Worten: 6000 reprodu- ciren den Werth der Produktionsmittel und 3000 den Werth der Kon- sumtionsmittel. Der Werth der gesellschaftlichen Revenue (v + m) be- trägt also nur ⅓ des Gesammtproduktenwerths, und nur zum Werthbe- trag dieses Drittels kann die Gesammtheit der Konsumenten, Arbeiter wie Kapitalisten, Waaren, Produkte, dem gesellschaftlichen Gesammtpro- dukt entziehn und ihrem Konsumtionsfonds einverleiben. Dagegen sind 6000 = ⅔ des Produktenwerths Werth des konstanten Kapitals, das in natura ersetzt werden muss. Produktionsmittel zu diesem Betrag müssen also dem Produktionsfonds wieder einverleibt werden. Dies ist es was Storch als nothwendig einsieht, ohne es beweisen zu können: II est clair que la valeur du produit annuel se distribue partie en capitaux et partie en profits, et que chacune de ces parties de la valeur du produit annuel va régulièrement acheter les produits dont la nation a besoin, tant pour entretenir son capital que pour remplacer son fonds consommable . . . . les produits qui constituent le capital d’une nation, ne sont point consommables. (Storch, Considérations sur la nature du revenu na- tional. Paris 1824, p. 150.)
A. Smith jedoch hat dieses fabelhafte Dogma aufgestellt, das ihm bis heute geglaubt wird, nicht nur in der bereits erwähnten Form, wonach der gesammte gesellschaftliche Produktenwerth sich in Revenue auflöst, in Arbeitslohn plus Mehrwerth, oder wie er es ausdrückt, in Arbeitslohn plus Profit (Zins) plus Grundrente. Sondern auch in der noch popu- läreren Form, dass die Konsumenten in letzter Instanz (ultimately) den
ganzen Produktenwerth den Producenten zahlen müssen. Dies ist bis heute einer der bestbeglaubigten Gemeinplätze oder vielmehr ewigen Wahrheiten der sogenannten Wissenschaft der politischen Oekonomie. Dies wird in folgender plausiblen Weise veranschaulicht. Nimm irgend einen Artikel z. B. leinene Hemden. Erst hat der Spinner von Leinengarn dem Flachsbauer den ganzen Werth des Flachses zu zahlen, also Flachs- samen, Düngmittel, Arbeitsviehfutter etc., nebst dem Werththeil, den das fixe Kapital des Flachsbauers, wie Baulichkeiten, Ackergeräthe u. s. w. an dies Produkt abgibt; den in der Produktion des Flachses gezahlten Arbeitslohn; den Mehrwerth (Profit, Grundrente) der im Flachs steckt; endlich die Frachtkosten des Flachses von seiner Produktionsstätte zur Spinnerei. Dann hat der Weber dem Spinner des Leinengarns nicht nur diesen Preis des Flachses zurückzuerstatten, sondern auch den Werththeil der Maschinerie, Baulichkeiten etc., kurz des fixen Kapitals, der auf den Flachs übertragen wird, ferner alle während des Spinnprocesses verzehrten Hülfsstoffe, Arbeitslohn der Spinner, Mehrwerth etc., und so geht’s weiter mit dem Bleicher, den Transportkosten der fertigen Leinwand, endlich dem Hemdenfabrikanten, der den ganzen Preis aller frühern Producenten bezahlt hat, die ihm nur sein Rohmaterial geliefert haben. In seiner Hand findet nun fernerer Werthzusatz statt, durch Werth theils des konstanten Kapitals, das in der Form von Arbeitsmitteln, Hülfsstoffen etc. in der Hemdenfabrikation verzehrt wird, theils durch die darin verausgabte Arbeit, die den Werth des Arbeitslohns der Hemdenmacher plus dem Mehrwerth des Hemdenfabrikanten zusetzt. Dies ganze Hemdenprodukt koste nun schliesslich 100 £, und dies sei der Antheil am ganzen jährlichen Pro- duktenwerth, den die Gesellschaft in Hemden verausgabt. Die Kon- sumenten der Hemden zahlen die 100 £, also den Werth aller in den Hemden enthaltnen Produktionsmittel wie den Arbeitslohn plus Mehrwerth des Flachsbauers, Spinners, Webers, Bleichers, Hemdenfabrikanten, sowie sämmtlicher Transporteure. Dies ist vollständig richtig. Es ist in der That das, was jedes Kind sieht. Aber dann heisst es weiter: So verhält es sich mit dem Werth aller andern Waaren. Es sollte heissen; So ver- hält es sich mit dem Werth aller Konsumtionsmittel, mit dem Werth des gesellschaftlichen Produktentheils, der in den Konsumtionsfonds eingeht, also mit dem Theil des gesellschaftlichen Produktenwerths, der als Revenue verausgabt werden kann. Die Werthsumme aller dieser
Waaren ist allerdings gleich dem Werth aller in ihnen aufgezehrten Pro- duktionsmittel (konstanten Kapitaltheile) plus dem Werth, den die letzt zugefügte Arbeit geschaffen hat (Arbeitslohn plus Mehrwerth). Die Ge- sammtheit der Konsumenten kann also diese ganze Werthsumme zahlen, weil zwar der Werth jeder einzelnen Waare aus c + v + m besteht, aber die Werthsumme aller in den Konsumtionsfonds eingehenden Waaren zusammengenommen, dem Maximum nach, nur gleich sein kann dem Theil des gesellschaftlichen Produktenwerths, der sich in v + m auflöst, d. h. gleich dem Werth, den die während des Jahrs verausgabte Arbeit den vorgefundnen Produktionsmitteln — dem konstanten Kapitalwerth — zu- gesetzt hat. Was aber den konstanten Kapitalwerth angeht, so haben wir gesehn, dass er aus der gesellschaftlichen Produktenmasse auf doppelte Weise ersetzt wird. Erstens durch Austausch der Kapitalisten II, die Konsumtionsmittel produciren, mit den Kapitalisten I, welche die Pro- duktionsmittel dafür produciren. Und hier ist die Quelle der Phrase, dass was für den Einen Kapital, für den Andern Revenue ist. Aber so verhält sich die Sache nicht. Die 2000 IIc, die in Konsumtionsmitteln zum Werth von 2000 existiren, bilden für die Kapitalistenklasse II konstanten Kapitalwerth. Sie können ihn also nicht selbst konsumiren, obgleich das Produkt nach seiner Naturalform konsumirt werden muss. Andrerseits sind 2000 I (v + m) der von der Kapitalisten- und Arbeiterklasse I producirte Arbeitslohn plus Mehrwerth. Sie existiren in der Naturalform von Pro- duktionsmitteln, von Dingen, in denen ihr eigner Werth nicht konsumirt werden kann. Wir haben hier also eine Werthsumme von 4000, von denen vor wie nach dem Austausch die Hälfte nur konstantes Kapital ersetzt und die Hälfte nur Revenue bildet. — Zweitens aber wird das konstante Kapital der Abtheilung I in natura ersetzt, theils durch Aus- tausch unter den Kapitalisten I, theils durch Ersatz in natura in jedem einzelnen Geschäft.
Die Phrase, dass der ganze jährliche Produktenwerth schliesslich von den Konsumenten bezahlt werden muss, wäre nur dann richtig, wenn man unter Konsumenten zwei gauz verschiedne Sorten einbegriffe, indi- viduelle Konsumenten und produktive Konsumenten. Aber dass ein Theil des Produkts produktiv konsumirt werden muss, heisst ja weiter nichts als dass er als Kapital fun giren muss und nicht als Revenue verzehrt werden kann.
Wenn wir den Werth des Gesammtprodukts = 9000 eintheilen in 6000c + 1500v + 1500m, und die 3000 (v + m) nur in ihrer Eigen- schaft als Revenue betrachten, so scheint umgekehrt das variable Kapital zu verschwinden und das Kapital, gesellschaftlich betrachtet, nur aus konstantem Kapital zu bestehn. Denn was ursprünglich als 1500v er- schien, hat sich in einen Theil der gesellschaftlichen Revenue, in Arbeits- lohn, Revenue der Arbeiterklasse, aufgelöst, und sein Kapitalcharakter ist damit verschwunden. In der That wird diese Folgerung von Ramsay ge- zogen. Nach ihm besteht, gesellschaftlich betrachtet, das Kapital nur aus fixem Kapital, aber unter fixem Kapital versteht er konstantes Kapi- tal, die in Produktionsmitteln bestehende Werthmasse, seien diese Pro- duktionsmittel nun Arbeitsmittel oder Arbeitsmaterial, wie Rohstoff, Halb- fabrikat, Hülfsstoff etc. Er nennt das variable Kapital cirkulirendes: Circulating capital consists only of subsistence and other necessaries ad- vanced to the workmen previous to the completion of the produce of their labour. . . . . Fixed capital alone, not circulating, is properly speaking a source of national wealth . . . . Circulating capital is not an immediate agent in production, nor essential to it at all, but merely a convenience rendered necessary by the deplorable poverty of the mass of the people . . . . Fixed capital alone constitutes an element of cost of production in a national point of view. (Ramsay, l. c., p. 23—26 passim.) Ramsay erklärt fixes Kapital, worunter er konstantes versteht, näher wie folgt: The length of time during which any portion of the product of that labour (nämlich labour bestowed on any commodity) has existed as fixed capital, i. e. in a form in which, though assisting to raise the future commodity, it does not maintain labourers (p. 59).
Hier sieht man wieder das Unheil, das A. Smith angerichtet, indem der Unterschied von konstantem und variablem Kapital bei ihm ertränkt ist in dem Unterschied von fixem und cirkulirendem Kapital. Das kon- stante Kapital Ramsay’s besteht aus Arbeitsmitteln, sein cirkulirendes aus Lebensmitteln; beide sind Waaren von gegebnem Werth; die einen können so wenig einen Mehrwerth produciren wie die andern.
Die ganze jährliche Reproduktion, das ganze Produkt dieses Jahrs ist Produkt der diesjährigen nützlichen Arbeit. Aber der Werth dieses Gesammtprodukts ist größer als der Werththeil desselben, worin sich die Jahresarbeit, als während dieses Jahres verausgabte Arbeitskraft, ver- körpert. Das Werthprodukt dieses Jahrs, der während desselben in Waarenform neu geschaffne Werth, ist kleiner als der Produktenwerth, der Gesammtwerth der während des ganzen Jahres hergestellten Waaren- masse. Die Differenz, die wir erhalten, wenn wir vom Gesammtwerth des jährlichen Produkts den Werth abziehn, der ihm durch die laufende Jahresarbeit zugesetzt wurde, ist nicht wirklich reproducirter Werth, sondern nur in neuer Daseinsform wiedererscheinender Werth; Werth, auf das Jahresprodukt übertragen von vor ihm existirendem Werth, der je nach der Dauer der konstanten Kapitalbestandtheile, die im diesjährigen gesellschaftlichen Arbeitsprocess mitgewirkt, von früherm oder späterm Datum sein kann, der von dem Werth eines Produktionsmittels herrühren kann, welches im vorigen Jahr oder in einer Reihe früherer Jahre zur Welt kam. Es ist unter allen Umständen Werth, übertragen von vor- jährigen Produktionsmitteln auf das Produkt des laufenden Jahrs.
Nehmen wir unser Schema, so haben wir nach Umsatz der bisher betrachteten Elemente zwischen I und II und innerhalb II:
I) 4000c + 1000v + 1000m (letztre 2000 realisirt in Kon- sumtionsmitteln IIc) = 6000.
II) 2000c (reproducirt durch Umsatz mit I (v + m)) + 500v + 500m = 3000.
Werthsumme = 9000.
Während des Jahrs neu producirter Werth steckt nur in den v und m. Die Summe des Werthprodukts dieses Jahrs ist also gleich der Summe der v + m, = 2000 I (v + m) + 1000 II (v + m) = 3000. Alle übrigen Werththeile des Produktenwerths dieses Jahres sind nur übertragner Werth, vom Werth früherer, in der jährlichen Produktion verzehrter Produktionsmittel. Ausser dem Werth von 3000 hat die lau-
fende Jahresarbeit nichts an Werth producirt; es ist ihr ganzes jährliches Werthprodukt.
Nun aber ersetzen, wie wir sahn, die 2000 I (v + m) der Klasse II ihre 2000 IIc in Naturalform von Produktionsmitteln. Zwei Drittel der Jahresarbeit, verausgabt in Kategorie I, haben also neu producirt das konstante Kapital II, sowohl seinen ganzen Werth wie seine Naturalform. Gesellschaftlich betrachtet haben also zwei Drittel der während des Jahrs verausgabten Arbeit neuen konstanten Kapitalwerth geschaffen, realisirt in der der Abtheilung II angemessnen Naturalform. Der größre Theil der gesellschaftlichen Jahresarbeit ist also verausgabt worden in Produk- tion von neuem konstantem Kapital (in Produktionsmitteln existirendem Kapitalwerth) zum Ersatz des in der Produktion von Konsumtionsmitteln verausgabten konstanten Kapitalwerths. Was hier die kapitalistische Ge- sellschaft vom Wilden unterscheidet ist nicht, wie Senior(FN50) meint, dass es das Privilegium und die Eigenheit des Wilden sei, seine Arbeit zu verausgaben in gewisser Zeit, die ihm keine in Revenue, d. h. in Kon- sumtionsmittel auflösbare (umsetzbare) Früchte verschafft, sondern der Unterschied besteht darin:
a) Die kapitalistische Gesellschaft verwendet mehr ihrer disponiblen Jahresarbeit in Produktion von Produktionsmitteln (ergo von konstantem Kapital), die weder unter der Form von Arbeitslohn noch von Mehrwerth in Revenue auflösbar sind, sondern nur als Kapital fungiren können.
b) Wenn der Wilde Bogen, Pfeile, Steinhämmer, Aexte, Körbe etc. macht, so weiss er ganz genau, dass er die so verwandte Zeit nicht auf Herstellung von Konsumtionsmitteln verwendet hat, dass er also seinen Bedarf an Produktionsmitteln gedeckt hat und weiter nichts. Ausserdem begeht der Wilde eine schwere ökonomische Sünde durch seine völlige Gleichgültigkeit gegen Zeitaufwand, und verwendet z. B. manchmal, wie Tyler erzählt, einen ganzen Monat zur Verfertigung eines Pfeils.(FN51)
Die laufende Vorstellung, wodurch ein Theil der politischen Oeko- nomen sich die theoretische Schwierigkeit, d. h. das Verständniss des realen Zusammenhangs, vom Hals zu schaffen sucht, — dass, was für den Einen Kapital, für den Andren Revenue ist, und umgekehrt, — ist theilweise richtig, und wird ganz falsch (enthält also ein völliges Miss- verständniss des ganzen Umsetzungsprocesses, der mit der jährlichen Re- produktion vorgeht, also auch ein Missverständniss über die thatsächliche Grundlage des theilweis Richtigen), sobald sie allgemein aufgestellt wird.
Wir stellen jetzt die thatsächlichen Verhältnisse zusammen, worauf die theilweise Richtigkeit dieser Vorstellung beruht, wobei sich zugleich die falsche Auffassung dieser Verhältnisse zeigen wird.
1) Das variable Kapital fungirt als Kapital in der Hand des Kapi- talisten und fungirt als Revenue in der Hand des Lohnarbeiters.
Das variable Kapital existirt zunächst in der Hand des Kapitalisten als Geldkapital; es fungirt als Geldkapital, indem er damit Arbeits- kraft kauft. So lange es in seiner Hand in Geldform verharrt, ist es nichts als in Geldform existirender gegebner Werth, also eine konstante und keine variable Größe. Es ist nur potentiell variables Kapital — eben durch seine Umsatzfähigkeit in Arbeitskraft. Wirkliches variables Kapital wird es nur nach Abstreifung seiner Geldform, nachdem es in Arbeitskraft umgesetzt worden und diese als Bestandtheil des produktiven Kapitals im kapitalistischen Process fungirt.
Das Geld, das zuerst als Geldform des variablen Kapitals für den Kapitalisten fungirte, fungirt nun in der Hand des Arbeiters als Geld- form seines Arbeitslohns, den er in Lebensmittel umsetzt; also als Geld- form der Revenue, die er aus dem stets wiederholten Verkauf seiner Arbeitskraft bezieht.
Hier haben wir nur die einfache Thatsache, dass das Geld des Käufers, hier des Kapitalisten, aus seiner Hand in die Hand des Ver- käufers, hier des Verkäufers der Arbeitskraft, des Arbeiters, geht. Es ist nicht das variable Kapital, das doppelt fungirt, als Kapital für den Kapitalisten und als Revenue für den Arbeiter, sondern es ist dasselbe Geld, das erst in der Hand des Kapitalisten als Geldform seines variablen Kapitals, daher als potentielles variables Kapital existirt, und das, sobald der Kapitalist es umgesetzt in Arbeitskraft, in der Hand des Arbeiters als Aequivalent für verkaufte Arbeitskraft dient. Dass aber dasselbe Geld
in der Hand des Verkäufers einer andren Nutzanwendung dient als in der Hand des Käufers, ist allem Kauf und Verkauf von Waaren ange- höriges Phänomen,
Apologetische Oekonomen stellen die Sache falsch dar, wie sich am besten zeigt wenn wir nur den Cirkulationsakt G — A (= G — W), Umsatz von Geld in Arbeitskraft auf Seite des kapitalistischen Käufers, A — G (= W — G), Umsatz der Waare Arbeitskraft in Geld auf Seite des Verkäufers, des Arbeiters, ausschliesslich im Auge halten, ohne uns vorläufig um das weiter Folgende zu bekümmern. Sie sagen: das- selbe Geld realisirt hier zwei Kapitale; der Käufer — Kapitalist — setzt sein Geldkapital in lebendige Arbeitskraft um, die er seinem produktiven Kapital einverleibt; andrerseits der Verkäufer — Arbeiter — setzt seine Waare — die Arbeitskraft — in Geld um, das er als Revenue veraus- gabt, wodurch er eben befähigt wird, seine Arbeitskraft stets von neuem wieder zu verkaufen und so zu erhalten; seine Arbeitskraft ist also selbst sein Kapital in Waarenform, woraus ihm beständig seine Revenue quillt. In der That ist die Arbeitskraft sein Vermögen (stets sich erneuerndes, reproduktives), nicht sein Kapital. Sie ist die einzige Waare, die er be- ständig verkaufen kann und muss, um zu leben, und die als Kapital (variables) nur erst in der Hand des Käufers, des Kapitalisten, wirkt. Dass ein Mann beständig gezwungen ist, stets wieder von neuem seine Arbeitskraft, d. h. sich selbst, an eine dritte Person zu verkaufen, be- weist nach jenen Oekonomen, dass er ein Kapitalist ist, weil er beständig „Waare“ (sich selbst) zu verkaufen hat. In diesem Sinn wird auch der Sklave Kapitalist, obgleich er von einer dritten Person ein für allemal als Waare verkauft wird; denn die Natur dieser Waare — des Arbeits- sklaven — bringt es mit sich, dass ihr Käufer sie nicht nur jeden Tag von neuem arbeiten lässt, sondern ihr auch die Lebensmittel gibt, vermöge deren sie stets von neuem wieder arbeiten kann. — (Vergleiche hierüber Sismondi und Say in den Briefen an Malthus.)
2) In dem Umsatz von 1000 Iv + 1000 Im gegen 2000 IIc wird also das, was konstantes Kapital für die Einen (2000 IIc), variables Kapital und Mehrwerth, also überhaupt Revenue, für die Andren; und das was variables Kapital und Mehrwerth (2000 I (v + m)) also über- haupt Revenue für die Einen, wird konstantes Kapital für die Andren.
Betrachten wir zunächst den Umsatz von Iv gegen IIc, und zwar zuerst vom Standpunkt des Arbeiters.
Der Gesammtarbeiter von I hat seine Arbeitskraft verkauft an den Gesammtkapitalisten von I für 1000; er erhält diesen Werth in Geld ausgezahlt in der Form des Arbeitslohns. Mit diesem Geld kauft er von II Konsumtionsmittel zum selben Werthbetrag. Der Kapitalist II steht ihm nur als Waarenverkäufer und als nichts andres gegenüber, auch wenn der Arbeiter von seinem eignen Kapitalisten kauft, wie z. B. oben (S. 400) im Umsatz der 500 IIv. Die Cirkulationsform, die seine Waare, die Arbeitskraft, durchmacht, ist die der einfachen, auf blosse Befriedigung von Bedürfnissen, auf Konsumtion gerichtete Waarencirkulation W (Ar- beitskraft) — G — W (Konsumtionsmittel, Waare II). Resultat dieses Cirkulationsvorgangs ist: dass der Arbeiter sich als Arbeitskraft für den Kapitalisten I erhalten hat, und um sich weiter als solche zu erhalten, muss er stets von neuem den Process A (W) — G — W wiederholen. Sein Arbeitslohn realisirt sich in Konsumtionsmitteln, er wird als Revenue verausgabt und, die Arbeiterklasse im ganzen genommen, wieder beständig als Revenue verausgabt.
Betrachten wir nun denselben Umsatz Iv gegen IIc vom Standpunkt des Kapitalisten. Das ganze Waarenprodukt von II besteht aus Kon- sumtionsmitteln; also aus Dingen, bestimmt in die jährliche Konsumtion einzugehn, also zur Realisirung von Revenue zu dienen für irgend Jemand, im hier betrachteten Fall für den Gesammtarbeiter I. Für den Gesammt- kapitalisten II aber ist ein Theil seines Waarenprodukts, = 2000, jetzt die in Waare verwandelte Form des konstanten Kapitalwerths seines pro- duktiven Kapitals, welches aus dieser Waarenform wieder rückverwandelt werden muss in die Naturalform, worin es von neuem als konstanter Theil des produktiven Kapitals wirken kann. Was Kapitalist II bis jetzt erreicht hat ist, dass er die Hälfte (= 1000) seines in Waarenform (Konsumtionsmitteln) reproducirten konstanten Kapitalwerths durch den Verkauf an den Arbeiter I in Geldform rückverwandelt hat. Es ist also auch nicht das variable Kapital Iv das sich umgesetzt hat in diese erste Hälfte des konstanten Kapitalwerths IIc, sondern das Geld, das für I als Geldkapital fungirte im Umsatz gegen Arbeitskraft, war so in den Besitz des Verkäufers der Arbeitskraft gekommen, für den es kein Kapital, sondern Revenue in Geldform darstellt, d. h. verausgabt wird als Kauf-
mittel von Konsumtionsmitteln. Das Geld = 1000, das den Kapitalisten II von den Arbeitern I zugeflossen, kann andrerseits nicht als konstantes Element des produktiven Kapitals II fungiren. Es ist nur noch die Geld- form seines Waarenkapitals, noch umzusetzen in fixe oder cirkulirende Be- standtheile von konstantem Kapital. II kauft also mit dem von den Ar- beitern I, den Käufern seiner Waare, gelösten Geld für 1000 Produktions- mittel von I. Damit ist der konstante Kapitalwerth II zur Hälfte des Gesammtbetrags erneuert in der Naturalform, worin es wieder als Element des produktiven Kapitals II fungiren kann. Die Cirkulationsform war dabei W — G — W: Konsumtionsmittel zum Werth von 1000 — Geld = 1000 — Produktionsmittel zum Werth von 1000.
Aber W — G — W ist hier Kapitalbewegung. W, verkauft an die Arbeiter, verwandelt sich in G, und dies G wird umgesetzt in Pro- duktionsmittel; es ist Rückverwandlung aus Waare in die stofflichen Bil- dungselemente dieser Waare. Andrerseits, wie Kapitalist II gegen I nur als Waarenkäufer, fungirt Kapitalist I gegen II hier nur als Waarenver- käufer. I hat ursprünglich mit 1000 Geld, bestimmt als variables Ka- pital zu fungiren, Arbeitskraft zum Werth von 1000 gekauft; er hat also ein Aequivalent für seine in Geldform weggegebnen 1000v erhalten; das Geld gehört jetzt dem Arbeiter, der es verausgabt in Käufen von II; I kann dies Geld, das so in dieKasse von II geflossen, nur rückerhalten indem er es durch Verkauf von Waaren zum selben Werthbetrag wieder herausfischt.
Erst hatte I eine bestimmte Geldsumme = 1000, bestimmt als va- riabler Kapitaltheil zu fungiren; sie fungirt als solcher durch ihren Um- satz in Arbeitskraft zum selben Werthbetrag. Der Arbeiter hat ihm aber als Resultat des Produktionsprocesses geliefert eine Waarenmasse (Pro- duktionsmittel) zum Werth von 6000, wovon ⅙ oder 1000 ihrem Werth nach ein Aequivalent des in Geld vorgeschossnen variablen Kapitaltheils. So wenig wie früher in seiner Geldform, fungirt der variable Kapitalwerth jetzt in seiner Waarenform als variables Kapital; dies kann er nur nach erfolgtem Umsatz in lebendige Arbeitskraft, und nur solange diese im Pro- duktionsprocess fungirt. Als Geld war der variable Kapitalwerth nur po- tentielles variables Kapital. Aber er befand sich in einer Form, worin er direkt in Arbeitskraft umsetzbar. Als Waare ist dieser selbe variable Kapitalwerth nur noch potentieller Geldwerth; er wird erst wieder in der ursprünglichen Geldform hergestellt durch den Verkauf der Waare, hier
also dadurch, dass II für 1000 Waare kauft von I. Die Cirkulations- bewegung ist hier: 1000v (Geld) — Arbeitskraft zum Werth von 1000 — 1000 in Waare (Aequivalent des variablen Kapitals) — 1000v (Geld); also: G — W . . . . W — G (= G — A . . . . W — G). Der zwischen W . . . . W falllende Produktionsprocess selbst gehört der Cirkulationssphäre nicht an; er erscheint nicht im Umsatz der verschiednen Elemente der jährlichen Reproduktion gegen einander, obgleich dieser Um- satz die Reproduktion aller Elemente des produktiven Kapitals einschliesst, sowohl seiner konstanten wie des variablen Elements, der Arbeitskraft. Alle Träger dieses Umsatzes erscheinen nur als Käufer oder Verkäufer, oder als beides; die Arbeiter erscheinen darin nur als Waarenkäufer; die Ka- pitalisten abwechselnd als Käufer und Verkäufer; und innerhalb bestimmter Grenzen nur als einseitig Waarenkäufer oder als einseitig Waaren- verkäufer.
Resultat: Dass I den variablen Werththeil seines Kapitals wieder in der Geldform besitzt, woraus allein er direkt in Arbeitskraft umsetzbar ist, d. h. ihn wieder besitzt in der einzigen Form, worin er wirklich als variables Element seines produktiven Kapitals vorgeschossen werden kann. Andrerseits, um wieder als Waarenkäufer auftreten zu können, muss der Arbeiter jetzt vorher wieder als Waarenverkäufer, als Verkäufer seiner Arbeitskraft auftreten.
Mit Bezug auf das variable Kapital der Kategorie II (500 IIv) tritt der Cirkulationsprocess zwischen Kapitalisten und Arbeitern derselben Produktionsklasse in unvermittelter Form auf, sofern wir ihn betrachten als vorgehend zwischen dem Gesammtkapitalisten II und dem Gesammt- arbeiter II.
Der Gesammtkapitalist II schiesst 500v vor im Ankauf von Arbeits- kraft zum selben Werthbetrag; der Gesammtkapitalist ist hier Käufer, der Gesammtarbeiter Verkäufer. Dann tritt der Arbeiter mit dem für seine Arbeitskraft gelösten Geld als Käufer eines Theils der von ihm selbst pro- ducirten Waaren auf. Hier ist der Kapitalist also Verkäufer. Der Ar- beiter hat dem Kapitalisten das ihm im Ankauf seiner Arbeitskraft ge- zahlte Geld ersetzt durch einen Theil des producirten Waarenkapitals II, nämlich 500v in Waare; der Kapitalist besitzt jetzt in Waarenform das- selbe v, das er vor dem Umsatz in Arbeitskraft in Geldform besass; der Arbeiter andrerseits hat den Werth seiner Arbeitskraft in Geld reali-
sirt, und realisirt dies Geld jetzt wieder, indem er es zur Bestreitung seiner Konsumtion als Revenue verausgabt in Ankauf eines Theils der von ihm selbst producirten Konsumtionsmittel. Es ist dies Austausch der Revenue des Arbeiters in Geld gegen den von ihm selbst in Waarenform reproducirten Waarenbestandtheil 500v des Kapitalisten. So kehrt dies Geld zum Kapitalisten II als Geldform seines variablen Kapitals zurück. Aequivalenter Revenuewerth in Geldform ersetzt hier variablen Kapital- werth in Waarenform.
Der Kapitalist bereichert sich nicht dadurch, dass er das Geld, das er dem Arbeiter bei Ankauf der Arbeitskraft zahlt, ihm wieder entzieht durch Verkauf einer äquivalenten Waarenmasse an den Arbeiter. Er würde den Arbeiter in der That zweimal zahlen, wenn er ihm erst 500 zahlte im Ankauf seiner Arbeitskraft, und ihm ausserdem noch die Waaren- masse im Werth von 500 umsonst gäbe, die er den Arbeiter hat produ- ciren lassen. Umgekehrt, producirte ihm der Arbeiter weiter nichts als ein Aequivalent in Waare von 500 für den Preis seiner Arbeitskraft von 500, so wäre der Kapitalist nach der Operation gerade auf demselben Punkt wie vor derselben. Aber der Arbeiter hat ein Produkt von 3000 reproducirt; er hat den konstanten Werththeil des Produkts, d. h. den Werth der darin verbrauchten Produktionsmittel = 2000 erhalten durch ihre Verwandlung in neues Produkt; er hat diesem gegebnen Werth ausserdem einen Werth von 1000 (v + m) zugefügt. (Die Vorstellung, als wenn der Kapitalist sich bereichre in dem Sinn, dass er Mehrwerth gewinne durch den Rückfluss der 500 in Geld, entwickelt Destutt de Tracy, worüber des Breitern Abschnitt XIII dieses Kapitels.)
Durch den Kauf der Konsumtionsmittel zum Werth von 500 seitens des Arbeiters II kehrt dem Kapitalisten II der Werth von 500 IIv, den er eben noch in Waare besass, wieder zurück in Geld, in der Form, worin er ihn ursprünglich vorschoss. Unmittelbares Resultat der Transaktion, wie bei jedem andern Waarenverkauf, ist der Umsatz gegebnen Werths aus Waarenform in Geldform. Auch der dadurch vermittelte Rückfluss des Geldes zu seinem Ausgangspunkt ist nichts specifisches. Hätte Kapitalist II für 500 in Geld Waare von Kapitalist I gekauft und dann seinerseits Waare zum Betrag von 500 an I verkauft, so wären ihm ebenfalls 500 in Geld zurückgeströmt. Die 500 Geld hätten nur zum Umsatz einer Waarenmasse von 1000 gedient und wären nach dem frühern allge-
meinen Gesetz an den zurückgeflossen, der das Geld zum Umsatz dieser Waarenmasse in Cirkulation geworfen.
Aber die 500 Geld, die zu Kapitalist II zurückgeflossen, sind zu- gleich erneutes potentielles variables Kapital in Geldform. Warum dies? Geld, also auch Geldkapital, ist potentielles variables Kapital nur weil und sofern es umsetzbar in Arbeitskraft. Die Rückkehr der 500 £ Geld zu Kapitalist II ist begleitet von der Rückkehr der Arbeitskraft II auf den Markt. Die Rückkehr beider auf entgegengesetzten Polen — also auch die Wiedererscheinung der 500 Geld, nicht nur als Geld, sondern auch als variables Kapital in Geldform — ist bedingt durch eine und dieselbe Procedur. Das Geld = 500 fliesst an Kapitalist II zurück, weil er an Arbeiter II Konsumtionsmittel zum Betrag von 500 verkauft hat, also weil der Arbeiter seinen Arbeitslohn verausgabt, dadurch sich nebst Familie und damit auch seine Arbeitskraft erhalten hat. Um weiter zu leben, und weiter als Waarenkäufer auftreten zu können, muss er von neuem seine Arbeitskraft verkaufen. Die Rückkehr der 500 in Geld zum Kapitalisten II ist also gleichzeitig Rückkehr, resp. Verbleiben, der Ar- beitskraft als durch die 500 Geld kaufbare Waare, und damit Rückkehr der 500 Geld als potentielles variables Kapital.
Mit Bezug auf die, Luxusmittel producirende, Kategorie II b verhält es sich mit ihrem v — (II b)v — dann wie mit Iv. Das Geld, das den Kapitalisten II b ihr variables Kapital in Geldform erneuert, strömt ihnen zu auf dem Umweg durch die Hand der Kapitalisten II a. Aber dennoch macht es einen Unterschied, ob die Arbeiter ihre Lebensmittel direkt von den kapitalistischen Producenten kaufen, denen sie ihre Arbeits- kraft verkaufen, oder ob sie von einer andren Kategorie Kapitalisten kaufen, vermittelst deren den erstren das Geld nur auf einem Umweg zu- rückströmt. Da die Arbeiterklasse von der Hand in den Mund lebt, kauft sie solange sie kaufen kann. Anders beim Kapitalisten, z. B. bei dem Umsatz von 1000 IIc gegen 1000 Iv. Der Kapitalist lebt nicht von der Hand in den Mund. Möglichste Verwerthung seines Kapitals ist sein treibendes Motiv. Treten daher Umstände irgend einer Art ein, die es dem Kapitalisten II vortheilhafter erscheinen lassen, statt unmittelbar sein konstantes Kapital zu erneuern, es theilweise wenigstens in Geldform längre Zeit festzuhalten, so verzögert sich der Rückfluss der 1000 IIc (in Geld) zu I; also auch die Wiederherstellung von 1000v in Geldform,
und Kapitalist I kann nur auf derselben Stufenleiter fortarbeiten wenn er Reservegeld zur Verfügung hat, wie überhaupt Reservekapital in Geld nöthig ist um ununterbrochen, ohne Rücksicht auf raschern und langsamern Rückfluss des variablen Kapitalwerths in Geld fortarbeiten zu können.
Hat man den Umsatz der verschiednen Elemente der laufenden jähr- lichen Reproduktion zu untersuchen, so auch das Resultat der vergangnen Jahresarbeit, der Arbeit des bereits zum Abschluss gekommnen Jahrs. Der Produktionsprocess, der in diesem jährlichen Produkt resultirte, liegt hinter uns, ist vergangen, aufgegangen in seinem Produkt, umsomehr also auch der Cirkulationsprocess, der dem Produktionsprocess vorhergeht oder ihm parallel läuft, der Umsatz von potentiellem in wirkliches variables Kapital, d. h. der Kauf und Verkauf von Arbeitskraft. Der Arbeitsmarkt bildet keinen Theil mehr des Waarenmarkts, den man hier vor sich hat. Der Arbeiter hat hier bereits nicht nur seine Arbeitskraft verkauft, son- dern ausser dem Mehrwerth ein Aequivalent des Preises seiner Arbeits- kraft in Waare geliefert; er hat andrerseits seinen Arbeitslohn in der Tasche und figurirt während des Umsatzes nur als Käufer von Waare (Konsumtionsmitteln). Andrerseits muss aber das jährliche Produkt alle Elemente der Reproduktion enthalten, alle Elemente des produktiven Ka- pitals wieder herstellen, vor allem also sein wichtigstes Element, das va- riable Kapital. Und wir haben in der That gesehn, dass mit Bezug auf variables Kapital als Resultat des Umsatzes sich darstellt: als Waaren- käufer, durch Verausgabung seines Arbeitslohns, und durch den Konsum der gekauften Waare erhält und reproducirt der Arbeiter seine Arbeits- kraft als die einzige Waare, die er zu verkaufen hat: wie das in Ankauf dieser Arbeitskraft vom Kapitalisten vorgeschossne Geld zu diesem zurück- kehrt, kehrt auch die Arbeitskraft, als gegen es umsetzbare Waare, auf den Arbeitsmarkt zurück; als Resultat, hier speciell bei 1000 Iv, erhalten wir: 1000v in Geld auf Seiten der Kapitalisten I — dem gegenüber: Arbeitskraft zum Werth von 1000 auf Seiten der Arbeiter I, sodass der ganze Reproduktionsprocess I von neuem beginnen kann. Dies ist das eine Resultat des Umsatzprocesses.
Andrerseits hat die Verausgabung des Arbeitslohns der Arbeiter I Konsumtionsmittel zum Belauf von 1000c von II gehoben, diese somit aus Waarenform in Geldform verwandelt; aus dieser Geldform hat II sie rückverwandelt in die Naturalform seines konstanten Kapitals, durch Kauf
von Waaren = 1000v von I, dem dadurch sein variabler Kapitalwerth wieder in Geldform rückfliesst.
Das variable Kapital I macht drei Verwandlungen durch, die im Umsatz des jährlichen Produkts gar nicht oder nur andeutungsweise er- scheinen.
1) Die erste Form, 1000 Iv in Geld, das in Arbeitskraft zum selben Werthbetrag umgesetzt wird. Dieser Umsatz erscheint nicht selbst im Waarenumsatz zwischen I und II, aber sein Resultat erscheint darin, dass die Arbeiterklasse I mit 1000 Geld dem Waarenverkäufer II gegen- übertritt, ganz wie die Arbeiterklasse II mit 500 Geld dem Waarenver- käufer von 500 IIv in Waarenform.
2) Die zweite Form, die einzige, worin das variable Kapital wirk- lich variirt, als variables fungirt, wo werthschöpferische Kraft an Stelle von dafür eingetauschtem, gegebnem Werth erscheint, gehört ausschliess- lich dem Produktionsprocess an, der hinter uns liegt.
3) Die dritte Form, worin das variable Kapital sich als solches be- währt hat im Resultat des Produktionsprocesses, ist das jährliche Werth- produkt, also bei I = 1000v + 1000m = 2000 I (v + m). An Stelle seines ursprünglichen Werths = 1000 in Geld ist ein doppelt so großer Werth = 2000 in Waare getreten. Der variable Kapital- werth = 1000 in Waare bildet daher auch nur die Hälfte des durch das variable Kapital als Element des produktiven Kapitals geschaffnen Werthprodukts. Die 1000 Iv in Waare sind exaktes Aequivalent des in 1000v Geld von I ursprünglich vorgeschossnen, seiner Bestimmung nach variablen Theils des Gesammtkapitals; in Waarenform sind sie aber nur potentiell Geld (werden es wirklich erst durch ihren Verkauf), also noch weniger direkt variables Geldkapital. Schliesslich werden sie dies durch den Verkauf der Waare 1000 Iv an IIc, und durch das baldige Wiedererscheinen der Arbeitskraft als käuflicher Waare, als Material, worin sich 1000v Geld umsetzen kann.
Während aller dieser Wandlungen hält Kapitalist I beständig das variable Kapital in seiner Hand; 1) anfänglich als Geldkapital; 2) so- dann als Element seines produktiven Kapitals; 3) noch später als Werth- theil seines Waarenkapitals, also in Waarenwerth; 4) endlich wieder in Geld, dem die Arbeitskraft, worin es umsetzbar, wieder gegenübersteht. Während des Arbeitsprocesses hat der Kapitalist das variable Kapital in
seiner Hand als sich bethätigende, Werth schaffende Arbeitskraft, aber nicht als Werth von gegebner Größe; da er jedoch den Arbeiter stets nur zahlt nachdem seine Kraft schon bestimmte, kürzre oder längre Zeit gewirkt hat, so hat er auch den von ihr geschaffnen Ersatzwerth für sie selbst plus Mehrwerth bereits in seiner Hand bevor er zahlt.
Da das variable Kapital stets in irgend einer Form in der Hand des Kapitalisten bleibt, kann in keiner Weise ge- sagt werden, dass es sich in Revenue für irgend Jemand um- setzt. 1000 Iv in Waare setzt sich vielmehr um in Geld durch seinen Verkauf an II, dem es die Hälfte seines konstanten Kapitals in natura ersetzt.
Was sich in Revenue auflöst, ist nicht das variable Kapital I, 1000v in Geld; dies Geld hat aufgehört als Geldform des variablen Kapitals I zu fungiren sobald es in Arbeitskraft umgesetzt ist, wie das Geld jedes andern Waarenver- käufers aufgehört hat, irgend ihm gehöriges zu repräsentiren sobald er es in Waare eines Verkäufers umgetzt hat. Die Umsätze, die das als Arbeits- lohn bezogne Geld in der Hand der Arbeiterklasse durchmacht, sind keine Umsätze des variablen Kapitals, sondern des in Geld verwandelten Werths ihrer Arbeitskraft; ganz ebenso wie der Umsatz des vom Arbeiter ge- schaffnen Werthprodukts (2000 I (v + m)) nur der Umsatz einer den Kapitalisten gehörigen Waare ist, der den Arbeiter nichts angeht. Der Kapitalist aber — und noch mehr sein theoretischer Dollmetscher, der politische Oekonom — kann sich nur schwer der Einbildung entschlagen, dass das dem Arbeiter ausgezahlte Geld immer noch sein, des Kapita- listen Geld ist. Ist der Kapitalist Goldproducent, so erscheint direkt der variable Werththeil — d. h. das Aequivalent in Waare, das ihm den Kaufpreis der Arbeit ersetzt — selbst in Geldform, kann also auch ohne den Umweg eines Rückflusses von neuem als variables Geldkapital fun- giren. Was aber den Arbeiter in II betrifft — soweit wir absehn vom Luxusarbeiter — so existirt 500v selbst in Waaren, die für die Konsumtion des Arbeiters bestimmt sind, die er, als Gesammtarbeiter be- trachtet, direkt wieder kauft von demselben Gesammtkapitalisten, an den er seine Arbeitskraft verkauft hat. Der variable Werththeil des Kapi- tals II besteht seiner Naturalform nach in Konsumtionsmitteln, größten- theils bestimmt für den Verzehr der Arbeiterklasse. Aber es ist nicht das variable Kapital, das in dieser Form vom Arbeiter verausgabt wird;
es ist der Arbeitslohn, das Geld des Arbeiters, das gerade durch seine Realisation in diesen Konsumtionsmitteln das variable Kapital 500 IIv für den Kapitalisten wieder in seiner Geldform herstellt. Das variable Kapital IIv ist reproducirt in Konsumtionsmitteln, wie das konstante Kapital 2000 IIc; so wenig wie das eine löst sich das andre in Revenue auf. Was sich in Revenue auflöst ist in beiden Fällen der Arbeitslohn.
Dass aber durch die Verausgabung des Arbeitslohns als Revenue im einen Fall 1000 IIc, ebenso auf diesem Umweg 1000 Iv und ditto 500 IIv, also konstantes Kapital und variables (bei diesem theils durch direkten, theils durch indirekten Rückfluss) wieder als Geldkapital her- gestellt wird, ist eine wichtige Thatsache im Umsatz des jährlichen Produkts.
Eine große Schwierigkeit bei Darstellung der Umsätze der jährlichen Reproduktion ist die folgende. Nehmen wir die einfachste Form, worin sich die Sache darstellt, so haben wir:
was sich schliesslich auflöst in: 4000 Ic + 2000 IIc + 1000 Iv + 500 IIv + 1000 Im + 500 IIm = 6000c + 1500v + 1500m = 9000. Ein Werththeil des konstanten Kapitals, soweit dies nämlich besteht aus eigentlichen Arbeitsmitteln (als distinkte Abtheilung der Produktionsmittel) ist über- tragen von den Arbeitsmitteln auf das Arbeitsprodukt (die Waare); diese Arbeitsmittel fahren fort als Elemente des produktiven Kapitals zu fungiren und zwar in ihrer alten Naturalform; es ist ihr Verschleiss, der Werthverlust, den sie nach und nach erleiden während ihrer in bestimmter Periode fortdauernden Funktion, der als Werthelement der vermittelst derselben producirten Waaren wiedererscheint, vom Arbeitsinstrument auf das Arbeitsprodukt übertragen wird. Mit Bezug auf die jährliche Repro- duktion kommen hier also von vornherein nur solche Bestandtheile des fixen Kapitals in Betracht, deren Leben länger als ein Jahr währt. Sterben sie ganz ab innerhalb des Jahrs, so sind sie auch ganz durch die jährliche Reproduktion zu ersetzen und zu erneuern, und der in Frage kommende Punkt betrifft sie daher von vornherein nicht. Bei Maschinen
und andren länger währenden Formen des fixen Kapitals kann es vor- kommen — und kommt häufiger vor — dass gewisse Theilorgane der- selben innerhalb des Jahres mit Haut und Haar zu ersetzen sind, obgleich der ganze Gebäude- oder Maschinenkörper langlebig. Diese Theilorgane fallen in dieselbe Kategorie der innerhalb des Jahres zu ersetzenden Ele- mente des fixen Kapitals.
Dies Werthelement der Waaren ist in keiner Weise zu verwechseln mit den Reparaturkosten. Wird die Waare verkauft, so wird dies Werth- element versilbert, in Geld verwandelt wie die andren; nach seiner Ver- wandlung in Geld aber erscheint sein Unterschied von den andren Werth- elementen. Die in der Produktion der Waaren verzehrten Rohmaterialien und Hülfsstoffe müssen in natura ersetzt werden, damit die Repro- duktion der Waaren beginne (überhaupt der Produktionsprocess der Waaren ein kontinuirlicher sei); die in ihnen verausgabte Arbeitskraft muss ebenso durch frische Arbeitskraft ersetzt werden. Das aus der Waare gelöste Geld muss also beständig in diese Elemente des produk- tiven Kapitals wieder umgesetzt werden, aus Geldform in Waarenform. Es ändert nichts an der Sache, dass z. B. Rohmaterialien und Hülfs- stoffe in gewissen Terminen in größrer Masse — sodass sie Produktions- vorräthe bilden — gekauft werden, dass also während gewisser Frist diese Produktionsmittel nicht neugekauft zu werden brauchen, also auch — so lange sie vorhalten — das aus dem Waarenverkauf eingehende Geld — soweit es für diesen Zweck dient — sich ansammeln kann, und dieser Theil des konstanten Kapitals daher zeitweilig als in seiner aktiven Funktion suspendirtes Geldkapital erscheint. Es ist kein Revenuekapital; es ist produktives Kapital, das in Geldform suspendirt ist. Die Erneue- rung der Produktionsmittel muss beständig stattfinden, obgleich die Form dieser Erneuerung — mit Bezug auf die Cirkulation — verschieden sein kann. Der Neukauf, die Cirkulations-Operation, wodurch sie erneuert, ersetzt werden, kann in längren Terminen vorgehn: dann große Geld- anlage auf einmal, kompensirt durch entsprechenden Produktionsvorrath; oder in kurz aufeinander folgenden Terminen: dann rasch aufeinander fol- gende kleinere Dosen von Geldausgabe, kleine Produktionsvorräthe. Dies ändert nichts an der Sache selbst. Ebenso mit der Arbeitskraft. Wo die Produktion kontinuirlich auf selber Stufenleiter das Jahr durch aus- geführt: beständiger Ersatz der aufgezehrten Arbeitskraft durch neue;
wo die Arbeit saisonmäßig, oder verschiedne Portionen Arbeit in ver- schiednen Perioden, wie in der Agrikultur, angewandt werden: dem ent- sprechender Ankauf bald kleinrer bald größrer Masse Arbeitskraft. Da- gegen wird das aus dem Waarenverkauf gelöste Geld, soweit es den Waarenwerththeil vergoldet, der gleich ist dem Verschleiss von fixem Kapital, nicht wieder rückverwandelt in den Bestandtheil des produktiven Kapitals, dessen Werthverlust es ersetzt. Es schlägt nieder neben dem produktiven Kapital und verharrt in seiner Geldform. Dieser Geldnieder- schlag wiederholt sich, bis die aus einer größren oder geringren Anzahl von Jahren bestehende Reproduktionsepoche abgelaufen ist, während deren das fixe Element des konstanten Kapitals unter seiner alten Naturalform fortfährt im Produktionsprocess zu fungiren. Sobald das fixe Element, Baulichkeiten, Maschinerie etc., ausgelebt hat, nicht länger im Produk- tionsprocess fungiren kann, existirt sein Werth neben ihm, vollständig ersetzt in Geld — der Summe der Geldniederschläge, der Werthe, die vom fixen Kapital allmälig übertragen worden auf die Waaren, in deren Produktion es mitgewirkt, und die durch den Verkauf der Waaren in Geld- form übergegangen. Dies Geld dient dann dazu, das fixe Kapital (oder Elemente desselben, da die verschiednen Elemente desselben verschiedne Lebensdauer haben) in natura zu ersetzen und so diesen Bestandtheil des produktiven Kapitals wirklich zu erneuern. Dies Geld ist also Geldform eines Theils des konstanten Kapitalwerths, des fixen Theils desselben. Diese Schatzbildung ist also selbst ein Element des kapitalistischen Re- produktionsprocesses, Reproduktion und Aufspeicherung — in Geldform — des Werths des fixen Kapitals oder seiner einzelnen Elemente, bis zu der Zeit wo das fixe Kapital ausgelebt und folglich seinen ganzen Werth an die producirten Waaren abgegeben hat und nun in natura ersetzt werden muss. Dies Geld verliert aber nur seine Schatzform und tritt daher erst aktiv wieder ein in den durch die Cirkulation vermittelten Reproduktions- process des Kapitals, sobald es rückverwandelt wird in neue Elemente des fixen Kapitals, um die abgestorbnen zu ersetzen.
So wenig wie die einfache Waarencirkulation identisch ist mit blossem Produktenaustausch, so wenig kann sich der Umsatz des jährlichen Waarenprodukts in blossen, unvermittelten, gegenseitigen Austausch seiner verschiednen Bestandtheile auflösen. Das Geld spielt eine specifische Rolle darin, die namentlich auch in der Weise der Reproduktion des
fixen Kapitalwerths sich ausdrückt. (Es ist nachher zu untersuchen, wie sich das anders darstellen würde, vorausgesetzt die Produktion sei ge- meinsam und besitze nicht die Form der Waarenproduktion.)
Kehren wir nun zu dem Grundschema zurück, so hatten wir für Klasse II: 2000c + 500v + 500m. Die sämmtlichen im Lauf des Jahrs producirten Konsumtionsmittel sind hier gleich Werth von 3000; und jedes der verschiednen Waarenelemente, woraus die Waarensumme besteht, zerfällt seinem Werth nach in ⅔c + ⅙v + ⅙m, oder procentig in 66⅔c + 16⅔v + 16⅔m. Die verschiednen Waaren- sorten der Klasse II mögen konstantes Kapital in verschiedner Proportion ent- halten; ebenso mag der fixe Theil des konstanten Kapitals bei ihnen verschieden sein; ebenso die Lebensdauer der fixen Kapitaltheile, also auch der jähr- liche Verschleiss oder der Werththeil, den sie pro rata übertragen auf die Waaren, in deren Produktion sie betheiligt sind. Dies ist hier gleichgültig. Mit Bezug auf den gesellschaftlichen Reproduktionsprocess handelt es sich nur um den Umsatz zwischen den Klassen II und I. II und I treten sich hier nur in ihren gesellschaftlichen Massenverhältnissen gegenüber; die proportionelle Größe des Werththeils c des Waarenpro- dukts II (in der jetzt behandelten Frage allein maßgebend) ist daher das Durchschnittsverhältniss, wenn alle Produktionszweige, die unter II sub- sumirt sind, zusammengefasst werden.
Jede der Waarensorten (und es sind zum großen Theil dieselben Waarensorten) deren Gesammtwerth rubricirt ist unter: 2000c + 500v + 500m, ist so gleichmäßig dem Werth nach = 66⅔ %c + 16⅔ %v + 16⅔ %m. Dies gilt sowohl von je 100 der unter c, als unter v, als unter m figurirenden Waaren.
Die Waaren, worin die 2000c verkörpert sind, sind dem Werth nach wieder zerfällbar in: 1) 1333⅓c + 333⅓v + 333⅓m = 2000c, ebenso 500v in: 2) 333⅓c + 83⅓v + 83⅓m = 500v, endlich 500m in: 3) 333⅓c + 83⅓v + 83⅓m = 500m.
Addiren wir nun in 1, 2 und 3 die c zusammen, so haben wir 1333⅓c + 333⅓c + 333⅓c = 2000. Ebenso 333⅓v + 83⅓v
+ 83⅓v = 500, und desgleichen unter m; die Gesammtaddition er- gibt den Totalwerth von 3000 wie oben.
Der ganze in der Waarenmasse II zum Werth von 3000 enthaltne kon- stante Kapitalwerth ist also enthalten in 2000c, und weder 500v noch 500m enthalten ein Atom davon. Dasselbe gilt für v und m ihrerseits.
In andren Worten: Das ganze Quotum der Waarenmasse II, das konstanten Kapitalwerth darstellt und daher wieder umsetzbar ist, sei es in dessen Natural-, sei es in dessen Geldform — existirt in 2000c. Alles auf den Umsatz des konstanten Werths der Waaren II Bezügliche ist also beschränkt auf die Bewegung von 2000 IIc; und dieser Umsatz kann nur vorgehn mit I (1000v + 1000m).
Ebenso ist für Klasse I alles auf den Umsatz des ihrangehörigen konstanten Kapitalwerths Bezügliche zu beschränken auf die Betrachtung von 4000 Ic.
Nehmen wir nun zunächst: I. 4000c + 1000v + 1000m II. . . . . . [Formel 1] + 500v + 500m, so würde der Umsatz der Waaren 2000 IIc gegen Waaren vom selben Werth I (1000v + 1000m) voraussetzen, dass 2000 IIc sich allzu- sammt in natura wieder umgesetzt in die von I producirten Natural- bestandtheile des konstanten Kapitals II; aber der Waarenwerth von 2000, worin letztres existirt, enthält ein Element für Werthverlust von fixem Kapital, das nicht sofort in natura zu ersetzen, sondern in Geld zu ver- wandeln, das als Totalsumme nach und nach sich anhäuft, bis der Ter- min der Erneuerung des fixen Kapitals in seiner Naturalform fällig ge- worden. Jedes Jahr ist das Todesjahr für fixes Kapital, das in diesem oder jenem Einzelgeschäft oder auch diesem oder jenem Industriezweig zu ersetzen; im selben individuellen Kapital ist dieser oder jener Theil des fixen Kapitals (da dessen Theile von verschiedner Lebensdauer) zu er- setzen. Betrachten wir die jährliche Reproduktion — wenn auch auf einfacher Stufenleiter, d. h. abstrahirend von aller Akkumulation — so beginnen wir nicht ab ovo; es ist ein Jahr im Fluss vieler, es ist nicht das erste Geburtsjahr der kapitalistischen Produktion. Die verschiednen Kapitale, die in den mannichfachen Produktionszweigen der Klasse II an- gelegt, sind also von verschiednem Lebensalter, und wie jährlich in diesen
Produktionszweigen fungirende Personen sterben, so erreichen jährlich Massen fixer Kapitale in diesem Jahr ihr Lebensend und müssen aus akkumulirtem Geldfonds in natura erneuert werden. Sofern ist im Um- satz 2000 IIc gegen 2000 I (v + m) der Umsatz von 2000 IIc aus seiner Waarenform (als Konsumtionsmittel) in Naturalelemente eingeschlossen, die nicht nur aus Roh- und Hülfsmaterialien sondern ebenso aus Natural- elementen des fixen Kapitals, Maschinen, Werkzeugen, Baulichkeiten etc. bestehn. Der Verschleiss, der im Werth von 2000 IIc in Geld zu er- setzen, ist daher durchaus nicht entsprechend dem Umfang des fungirenden fixen Kapitals, da jährlich ein Theil desselben in natura ersetzt werden muss; was aber voraussetzt, dass in frühern Jahren das zu diesem Um- satz nöthige Geld sich aufgehäuft in den Händen von Kapitalisten der Klasse II. Eben diese Voraussetzung gilt aber für das laufende Jahr ebensowohl wie sie für die frühern angenommen wird.
In dem Umsatz zwischen I (1000v + 1000m) und 2000 IIc ist zunächst zu bemerken, dass die Werthsumme I(v + m) kein konstantes Werthelement enthält, also auch kein Werthelement für zu ersetzenden Verschleiss, d. h. für Werth, der von fixem Bestandtheil des konstanten Kapitals auf die Waaren übertragen worden, in deren Naturalform v + m existiren. Dies Element existirt dagegen in IIc, und es ist gerade ein Theil dieses dem fixen Kapital geschuldeten Werthelements, der nicht un- mittelbar aus Geldform in Naturalform sich zu verwandeln, sondern zu- nächst in Geldform zu verharren hat. Es drängt sich daher sofort bei dem Umsatz von I (1000v + 1000m) gegen 2000 IIc die Schwierig- keit anf, dass die Produktionsmittel I, in deren Naturalform die 2000 (v + m) existiren, zu ihrem ganzen Werthbetrag von 2000 gegen Aequi- valent in Konsumtionsmitteln II umzusetzen sind, dahingegen andrerseits die Konsumtionsmittel 2000 IIc nicht zu ihrem vollen Werthbetrag in die Produktionsmittel I (1000v + 1000m) umgesetzt werden können, weil ein aliquoter Theil ihres Werths — gleich dem zu ersetzenden Ver- schleiss oder Werthverlust des fixen Kapitals — sich zunächst in Geld niederschlagen muss, das innerhalb der laufenden jährlichen Reproduk- tionsperiode, die allein betrachtet wird, nicht wieder als Cirkulations- mittel fungirt. Das Geld aber, wodurch das Verschleisselement versilbert wird, das im Waarenwerth 2000 IIc steckt, dies Geld kann nur von I herkommen, da II sich nicht selbst zu bezahlen hat, sondern sich be-
zahlt eben durch Verkauf seiner Waare, und da der Voraussetzung nach I (v + m) die ganze Waarensumme 2000 IIc kauft; die Klasse I muss also durch diesen Kauf jenen Verschleiss für II versilbern. Aber nach dem früher entwickelten Gesetz kehrt der Cirkulation vorgeschossnes Geld an den kapitalistischen Producenten zurück, der später gleiches Quantum in Waare in die Cirkulation wirft. I kann beim Ankauf von IIc offenbar nicht für 2000 Waaren und überdem noch eine überschüssige Geldsumme ein für alle Mal (ohne dass selbe durch die Operation des Umsatzes zu ihm zurückkehrt) an II geben. Es würde sonst die Waarenmasse IIc über ihrem Werth kaufen. Wenn II in der That I (1000v + 1000m) im Umsatz für seine 2000c eintauscht, so hat es weiter nichts von I zu fordern und das während dieses Umsatzes cirkulirende Geld kehrt zurück zu I oder zu II, abhängig davon, wer von beiden es in Cirkulation ge- worfen, d. h. wer von beiden zuerst als Käufer aufgetreten ist. Zugleich hätte in diesem Fall II sein Waarenkapital dem ganzen Werthumfang nach in die Naturalform von Produktionsmitteln rückverwandelt, während die Voraussetzung ist, dass es einen aliquoten Theil desselben, nach ihrem Verkauf, nicht während der laufenden jährlichen Reproduktionsperiode aus Geld wieder rückverwandelt in die Naturalform fixer Bestandtheile seines konstanten Kapitals. Es könnte also an II nur dann eine Bilanz in Geld zufließen, wenn II zwar für 2000 an I verkaufte, aber für weniger als 2000 von I kaufte, z. B. nur 1800; dann hätte I den Saldo gut zu machen durch 200 in Geld, das nicht zu ihm zurückflösse, weil es dies der Cirkulation vorgeschossne Geld ihr nicht wieder entzogen hätte durch Hineinwurf von Waaren = 200 in die Cirkulation. In diesem Fall hätten wir einen Geldfonds für II auf Rechnung seines Verschleisses an fixem Kapital; wir hätten aber auf der andern Seite, auf I, eine Ueber- produktion von Produktionsmitteln zum Belauf von 200, und damit wäre die ganze Basis des Schemas zerronnen, nämlich Reproduktion auf gleich- bleibender Stufenleiter, wo also völlige Proportionalität zwischen den ver- schiednen Produktionssystemen vorausgesetzt ist. Die eine Schwierigkeit wäre nur beseitigt durch eine viel unangenehmere.
Da dies Problem eigne Schwierigkeiten bietet und bisher überhaupt nicht von den politischen Oekonomen behandelt worden ist, so wollen wir der Reihe nach alle möglichen (wenigstens scheinbar möglichen) Lösungen oder vielmehr Stellungen des Problems selbst betrachten.
Zunächst hatten wir soeben unterstellt, dass II an I verkauft 2000, aber nur kauft für 1800 Waaren von I. In dem Waarenwerth 2000 IIc steckte 200 für Verschleissersatz, der in Geld aufzuschatzen; so zerfiele der Werth 2000 IIc in 1800, die auszutauschen gegen Produktions- mittel I, und in 200 Verschleissersatz, die in Geld (nach dem Verkauf der 2000c an I) festzuhalten. Oder mit Bezug auf seinen Werth wäre 2000 IIc = 1800c + 200c (d), wo d = déchet [Verschleiss].
Wir hätten dann zu betrachten den Umsatz I. 1000v + 1000m II. [Formel 1] + 200c (d).
I kauft mit 1000 £, welche den Arbeitern in Zahlung ihrer Ar- beitskraft in Arbeitslohn zugeflossen, für 1000 IIc Konsumtionsmittel; II kauft mit selben 1000 £ für 1000 Iv Produktionsmittel. Den Ka- pitalisten I fliesst damit ihr variables Kapital in Geldform zurück und können sie damit nächstes Jahr Arbeitskraft zum selben Werthbetrag kaufen, d. h. den variablen Theil ihres produktiven Kapitals in natura ersetzen. — II kauft ferner mit vorgeschossnen 400 £ Produktionsmittel Im und Im kauft mit denselben 400 £ Konsumtionsmittel IIc. Die von II der Cirkulation vorgeschossnen 400 £ sind so an die Kapitalisten II zurückgekehrt, aber nur als Aequivalent für verkaufte Waare. I kauft für vorgeschossne 400 £ Konsumtionsmittel; II kauft von I für 400 £ Produktionsmittel, womit diese 400 £ zu I zurückströmen. Die Rech- nung bis dahin ist nun folgende:
I wirft in Cirkulation 1000v + 800m in Waare; wirft ferner in Cirkulation in Geld: 1000 £ in Arbeitslohn und 400 £ zum Umsatz mit II. Nach vollendetem Umsatz hat I: 1000v in Geld, 800m umge- setzt in 800 IIc (Konsumtionsmittel) und 400 £ in Geld.
II wirft in Cirkulation 1800c in Waare (Konsumtionsmittel) und 400 £ in Geld; nach vollendetem Umsatz hat es: 1800 in Waare I (Produktionsmittel) und 400 £ in Geld.
Wir haben jetzt noch auf Seite I 200m (in Produktionsmitteln), auf Seite II 200c (d) (in Konsumtionsmitteln).
Nach der Voraussetzung kauft I mit 200 £ die Konsumtionsmittel c (d) zum Werthbetrag von 200; diese 200 £ aber hält II fest, da 200c (d) Verschleiss repräsentirt, also nicht direkt wieder in Produktions- mittel umzusetzen ist. Also 200 Im sind unverkaufbar; ⅒ des zu
ersetzenden Mehrwerths I ist unrealisirbar, nicht aus seiner Naturalform von Produktionsmitteln umsetzbar in die von Konsumtionsmitteln.
Dies widerspricht nicht nur der Voraussetzung der Reproduktion auf einfacher Stufenleiter; es ist an und für sich keine Hypothese, um die Versilberung von 200c (d) zu erklären; es heisst vielmehr, dass sie nicht erklärlich ist. Da nicht nachzuweisen, wie 200c (d) zu versilbern sei, wird unterstellt, dass I die Gefälligkeit hat es zu versilbern, gerade weil I nicht im Stande, seinen eignen Rest von 200m zn versilbern. Dies als eine normale Operation des Umsatzmechanismus aufzufassen, ist ganz dasselbe, als unterstellte man, dass jährlich 200 £ vom Himmel regnen, um regelmäßig die 200c (d) zu versilbern.
Die Abgeschmacktheit solcher Hypothese springt jedoch nicht un- mittelbar in’s Auge, wenn Im, statt wie hier in seiner primitiven Da- seinsweise aufzutreten — nämlich als Bestandtheil des Werths von Pro- duktionsmitteln, also als Bestandtheil des Werths von Waaren, die ihre kapitalistischen Producenten durch Verkauf in Geld realisiren müssen — in der Hand der Antheilhaber der Kapitalisten erscheint, z. B. als Grund- rente in der Hand von Grundeigenthümern, oder als Zins in der Hand von Geld- verleihern. Ist aber der Theil des Mehrwerths der Waaren, den der industrielle Kapitalist als Grundrente oder Zins an andre Miteigenthümer des Mehrwerths abzutreten hat, auf die Dauer nicht realisirbar durch den Verkauf der Waaren selbst, so hat es auch mit der Zahlung von Rente oder Zins ein Ende, und können daher Grundeigenthümer oder Zinsbezieher durch deren Verausgabung nicht als dei ex machina dienen zu beliebiger Ver- silberung bestimmter Theile der jährlichen Reproduktion. Ebenso verhält es sich mit den Ausgaben sämmtlicher sog. unproduktiven Arbeiter, Staatsbeamte, Aerzte, Advokaten etc., und was sonst in der Form des „großen Publikums“ den politischen Oekonomen „Dienste“ leistet, um von ihnen Unerklärtes zu erklären.
Ebensowenig ist damit geholfen, wenn statt des direkten Umsatzes zwischen I und II — zwischen den zwei großen Abtheilungen der kapi- talistischen Producenten selbst — der Kaufmann als Vermittler beige- zogen wird, und mit seinem „Geld“ über alle Schwierigkeiten weghilft. Im gegebnen Fall z. B. muss 200 Im schliesslich und endgültig abgesetzt werden an die industriellen Kapitalisten von II. Es mag durch die
Hände einer Reihe von Kaufleuten laufen, der letzte befindet sich — ge- mäß der Hypothese — in demselben Fall gegenüber II, worin sich die kapitalistischen Producenten von I bei Beginn befanden, d. h. sie können die 200 Im nicht verkaufen an II; und die festgerittne Kaufsumme kann denselben Process mit I nicht erneuern.
Man sieht hier, wie abgesehn von unserm eigentlichen Zweck, die Betrachtung des Reproduktionsprocesses in seiner Fundamentalform — worin alle verdunkelnden Zwischenschieber beseitigt — durchaus nöthig ist, um die falschen Ausflüchte loszuwerden, die den Schein „wissenschaft- licher“ Erklärung liefern, wenn der gesellschaftliche Reproduktionsprocess sofort in seiner verwickelten konkreten Form zum Gegenstand der Analyse gemacht wird.
Das Gesetz, dass beim normalen Verlauf der Reproduktion (sei es auf einfacher, sei es auf erweiterter Stufenleiter) das von dem kapita- listischen Producenten der Cirkulation vorgeschossne Geld zu seinem Aus- gangspunkt zurückkehren muss (wobei es gleichgültig, ob das Geld ihnen gehört oder gepumpt ist) schliesst also ein für allemal die Hypothese aus, dass 200 IIc (d) versilbert werde durch von I vorgeschossnes Geld.
Nach Beseitigung der eben betrachteten Hypothese bleiben nur noch solche Möglichkeiten, die ausser dem Ersatz des Verschleisstheils in Geld auch noch die Vollziehung des Ersatzes des gänzlich abgestorbnen fixen Kapitals in natura einschliessen.
Wir hatten vorhin vorausgesetzt:
a) dass 1000 £, gezahlt in Arbeitslohn von I, von den Arbeitern verausgabt werden in IIc zum selben Werthbetrag, d. h. dass sie damit Konsumtionsmittel kaufen.
Dass hier die 1000 £ von I vorgeschossen werden in Geld, ist nur Konstatirung von Thatsache. Der Arbeitslohn ist in Geld auszuzahlen von den respektiven kapitalistischen Producenten; dies Geld wird dann von den Arbeitern in Lebensmitteln verausgabt, und dient den Verkäufern der Lebensmittel ihrerseits wieder als Cirkulationsmittel bei Umsatz ihres konstanten Kapitals aus Waarenkapital in produktives Kapital. Es läuft zwar durch viele Kanäle durch (Krämer, Hausbesitzer, Steuereinnehmer, unproduktive Arbeiter wie Aerzte etc., die der Arbeiter selbst braucht)
und fliesst daher nur zum Theil direkt aus den Händen der Arbeiter I in die der Kapitalistenklasse II. Der Fluss mag mehr oder minder stocken, daher neue Geldreserve nöthig sein auf Seiten der Kapitalisten. Alles dies kommt bei dieser Fundamentalform nicht in Betracht.
b) War vorausgesetzt, dass einmal I weitere 400 £ in Geld vorschiesst zum Ankauf von II, das ihm zurückfliesst, wie ein andres Mal II 400 £ vor- schiesst zum Ankauf von I, die ihm rückfliessen. Diese Voraussetzung muss gemacht werden, da umgekehrt die Annahme willkürlich wäre, dass einseitig die Kapitalistenklasse I, oder aber die Kapitalistenklasse II das zum Waarenumsatz nöthige Geld der Cirkulation vorschiesst. Da nun im vorigen Unterabschnitt 1) gezeigt wurde, dass die Hypothese als ab- geschmackt verwerflich, wonach I zuschüssiges Geld in die Cirkulation würfe um 200 IIc (d) zu versilbern, so bliebe offenbar nur die schein- bar noch abgeschmacktere Hypothese übrig, dass II selbst das Geld in die Cirkulation wirft, womit der Werthbestandtheil Waare versilbert wird, welcher den Verschleiss von fixem Kapital zu ersetzen hat. Z. B. den Werththeil, den die Spinnmaschine des Herrn X in der Produktion ver- liert, erscheint als Werththeil des Nähgarns wieder; was seine Spinn- maschine auf der einen Seite an Werth oder Verschleiss einbüsst, soll sich auf der andren Seite als Geld bei ihm aufsammeln. X möge nun z. B. für 200 £ Baumwolle kaufen von Y, und so der Cirkulation 200 £ in Geld vorschiessen; Y kauft von ihm mit denselben 200 £ Garn, und diese 200 £ dienen nun dem X als Fonds zum Ersatz von Verschleiss der Spinnmaschine. Dies käme nur darauf hinaus, dass X, abgesehn von seiner Produktion und deren Produkt und dessen Ver- kauf, 200 £ in petto hält, um sich selbst für den Werthverlust der Spinnmaschine zu zahlen, d. h. dass er ausser dem Werthverlust seiner Spinnmaschine von 200 £ noch andre 200 £ in Geld jährlich aus seiner Tasche zusetzen muss, um schliesslich im Stand zu sein, eine neue Spinnmaschine zu kaufen.
Die Abgeschmacktheit ist aber nur scheinbar. Die Klasse II besteht aus Kapitalisten, deren fixes Kapital sich in ganz verschiednen Terminen seiner Reproduktion befindet. Für die Einen ist es bei dem Termin an- gelangt, wo es ganz in natura zu ersetzen ist. Für die andren befindet es sich mehr oder minder entfernt von diesem Stadium; allen Gliedern der letztren Abtheilung ist das gemein, dass ihr fixes Kapital nicht wirklich
reproducirt, d. h. nicht in natura erneuert oder durch neues Exemplar derselben Art ersetzt wird, sondern dass sein Werth successiv in Geld angesammelt wird. Der erstre Theil befindet sich ganz (resp. theilweise, was hier gleichgültig) in derselben Situation wie bei Errichtung seines Geschäfts, wo er mit einem Geldkapital auf den Markt trat um dies einer- seits in (fixes und cirkulirendes) konstantes Kapital zu verwandeln, an- drerseits aber in Arbeitskraft, in variables Kapital. Wie damals hat er jetzt dies Geldkapital wieder der Cirkulation vorzuschiessen, also den Werth des konstanten fixen Kapitals ebensogut wie den des cirkulirenden und des variablen Kapitals.
Wenn also vorausgesetzt wird, dass von den 400 £, die die Kapi- talistenklasse II zum Umsatz mit I in Cirkulation wirft, die Hälfte von solchen Kapitalisten in II herrührt, die nicht nur durch ihre Waaren ihre zum cirkulirenden Kapital gehörenden Produktionsmittel, sondern auch durch ihr Geld ihr fixes Kapital in natura erneuern müssen, während die andre Hälfte der Kapitalisten II mit ihrem Geld nur den cirkuliren- den Theil ihres konstanten Kapitals in natura ersetzt, nicht aber ihr fixes Kapital in natura erneuert, so liegt durchaus nichts Widerspruchsvolles darin, dass die zurückfliessenden 400 £ (zurückfliessend sobald I dafür Konsumtionsmittel kauft) sich nun verschieden vertheilen zwischen diesen zwei Abtheilungen von II. Sie fliessen zurück zur Klasse II, aber sie fliessen nicht in dieselben Hände zurück, sondern vertheilen sich ver- schieden innerhalb dieser Klasse, gehn von einem Theil derselben auf den andern über.
Der eine Theil von II hat, ausser dem durch seine Waaren schliess- lich gedeckten Theil von Produktionsmitteln, 200 £ Geld umgesetzt in neue fixe Kapitalelemente in natura. Sein so verausgabtes Geld — wie beim Anfang des Geschäfts — fliesst ihm erst successive in Reihen von Jahren aus der Cirkulation zurück als Verschleiss-Werthbestandtheil der mit diesem fixen Kapital zu producirenden Waaren.
Der andre Theil von II hat dagegen für 200 £ keine Waaren von I bezogen, sondern dieser zahlt ihn mit dem Geld, womit der erste Theil von II fixe Kapitalelemente gekauft. Der eine Theil von II besitzt seinen fixen Kapitalwerth wieder in erneuter Naturalform, der andre ist noch damit beschäftigt, ihn in Geldform anzusammeln, zum spätern Ersatz seines fixen Kapitals in natura.
Der Status, von dem wir auszugehn haben, nach den frühern Um- setzungen, ist der Rest der beiderseits umzusetzenden Waaren: bei I — 400m, bei II — 400c.(FN52) Wir nehmen an dass II 400 in Geld vorschiesst zum Umsatz dieser Waaren zum Betrag von 800. Eine Hälfte der 400 (= 200) muss unter allen Umständen ausgelegt werden von dem Theil von IIc, der 200 in Geld als Verschleisswerth aufge- häuft, und der diesen jetzt wieder rückzuwandeln hat in die Naturalform seines fixen Kapitals.
Ganz wie konstanter Kapitalwerth, variabler Kapitalwerth und Mehr- werth — worin der Werth des Waarenkapitals von II wie von I zerfäll- bar — in besondren proportionellen Quoten der Waaren II. resp. I, selbst darstellbar sind, so innerhalb des konstanten Kapitalwerths selbst wieder der Werththeil, der noch nicht in die Naturalform des fixen Kapitals um- zusetzen, sondern einstweilen noch in Geldform allmälig aufzuschatzen ist. Ein bestimmtes Quantum Waaren II (in unserm Fall also die Hälfte des Rests = 200) ist hier nur noch Träger dieses Verschleisswerths, der sich durch den Umsatz in Geld niederzuschlagen hat. (Der erste Theil der Kapitalisten II, der fixes Kapital in natura erneuert, mag mit dem Verschleisstheil der Waarenmasse, von der hier nur noch der Rest figurirt, einen Theil seines Verschleisswerths bereits so realisirt haben; bleibt aber 200 Geld so noch für ihn zu realisiren.)
Was nun die zweite Hälfte (= 200) der von II bei dieser Rest- operation in Cirkulation geworfnen 400 £ betrifft, so kauft sie von I cirkulirende Bestandtheile des konstanten Kapitals. Ein Theil dieser 200 £ mag von beiden Theilen von II oder nur von dem in Cirkulation ge- worfen werden, der den fixen Werthbestandtheil nicht in natura erneuert.
Mit den 400 £ werden also von I herausgehoben 1) Waaren zum Belauf von 200 £, die nur aus Elementen des fixen Kapitals bestehn, 2) Waaren zum Belauf von 200 £, die nur Naturalelemente des cirku- lirenden Theils des konstanten Kapitals von II ersetzen. I hat nun sein ganzes jährliches Waarenprodukt, soweit dies an II zu verkaufen ist, verkauft: der Werth eines Fünftels davon aber, 400 £, existirt jetzt in seiner Hand unter Geldform. Dies Geld ist aber versilberter Mehrwerth,
der als Revenue in Konsumtionsmitteln verausgabt werden muss. I kauft also mit den 400 den ganzen Waarenwerth von II = 400. Das Geld fliesst also zu II zurück, indem es dessen Waare hebt.
Wir wollen nun drei Fälle annehmen: Wir nennen dabei den Theil der Kapitalisten II, der fixes Kapital in natura ersetzt: „Theil 1“, und denjenigen, der Verschleisswerth von fixem Kapital in Geldform aufspeichert: „Theil 2.“ Die drei Fälle sind folgende: a) dass von den 400, die in Waaren sub II noch als Rest bestehn, ein Quotum für Theil 1 und Theil 2 (sage je ½) gewisse Quota cirkulirender Theile des konstanten Kapitals zu ersetzen hat; b) dass Theil 1 bereits seine ganze Waare ver- kauft, also Theil 2 noch 400 zu verkaufen hat; c) dass Theil 2 Alles verkauft hat ausser den 200, die Verschleisswerth tragen.
Wir erhalten dann folgende Theilungen:
a) Von dem Waarenwerth = 400c, den II noch in Händen hat, besitzt Theil 1 100, und Theil 2 300; von diesen 300 repräsentiren 200 den Verschleiss. In diesem Fall hat von den 400 £ Geld, die I jetzt zurückschickt um die Waaren II zu heben, Theil 1 ursprünglich ausgelegt 300, nämlich 200 in Geld, wofür es fixe Kapitalelemente in natura aus I gezogen, und 100 in Geld zur Vermittlung seines Waaren- austauschs mit I; dagegen hat Theil 2 von den 400 nur ¼, also 100, vorgeschossen, ebenfalls zur Vermittlung seines Waarenumsatzes mit I.
Von den 400 Geld hat Theil 1 also 300 vorgeschossen und Theil 2 100.
Es fließen aber zurück von diesen 400:
An Theil 1: 100, also nur ⅓ des von ihm vorgeschossnen Geldes. Er besitzt aber für die andern ⅔ erneuertes fixes Kapital zum Werth von 200. Für dieses fixe Kapitalelement zum Werth von 200 hat er Geld an I gegeben, aber keine nachträgliche Waare. Er tritt, mit Be- zug auf sie, gegenüber I nur als Käufer auf, nicht nachträglich wieder als Verkäufer. Dies Geld kann daher nicht an Theil 1 zurückfliessen; sonst hätte er die fixen Kapitalelemente von I geschenkt erhalten. — Mit Bezug auf das letzte Drittel des von ihm vorgeschossnen Geldes trat Theil 1 erst als Käufer auf von cirkulirenden Bestandtheilen seines kon- stanten Kapitals. Mit demselben Geld kauft I von ihm den Rest seiner Waare zum Werth von 100. Das Geld fliesst also zu ihm (Theil 1 von II) zurück, weil er als Waarenverkäufer auftritt, gleich nachdem er
vorher als Käufer aufgetreten. Flösse es nicht zurück, so hätte II (Theil 1) an I, für Waaren zum Belauf von 100, erst 100 in Geld und dann noch obendrein 100 in Waare gegeben, ihm also seine Waare geschenkt.
Dagegen fliesst an Theil 2, der 100 in Geld ausgelegt, 300 in Geld zurück; 100, weil er erst als Käufer 100 Geld in Cirkulation warf und diese als Verkäufer zurückerhält; 200, weil er nur als Ver- käufer von Waaren zum Werthbetrag von 200 fungirt, nicht aber als Käufer. Das Geld kann also nicht an I zurückfliessen. Der fixe Kapi- talverschleiss ist also saldirt durch das von II (Theil 1) im Ankauf von fixen Kapitalelementen in Cirkulation geworfne Geld; aber es kommt in die Hand von Theil 2 nicht als das Geld des Theils 1, sondern als der Klasse I gehörendes Geld.
b) Unter dieser Voraussetzung vertheilt sich der Rest von IIc so, dass Theil 1 200 in Geld, und Theil 2 400 in Waaren besitzt.
Theil 1 hat seine Waare alle verkauft, aber 200 in Geld sind ver- wandelte Form des fixen Bestandtheils seines konstanten Kapitals, den er in natura zu erneuern hat. Er tritt also hier nur als Käufer auf und erhält statt seines Geldes Waare I in Naturalelementen des fixen Kapi- tals zum selben Werthbetrag. Theil 2 hat als Maximum (wenn für den Waarenumsatz zwischen I und II kein Geld von I vorgeschossen wird) nur 200 £ in Cirkulation zu werfen, da er für die Hälfte seines Waaren- werths nur Verkäufer an I, nicht Käufer von I ist.
Es retourniren ihm aus der Cirkulation 400 £; 200, weil er sie vorgeschossen als Käufer und sie zurückerhält als Verkäufer von 200 Waare; 200, weil er Waare zum Werth von 200 an I verkauft, ohne dafür Waarenäquivalent von I wieder heraus zu ziehn. —
c) Theil 1 besitzt 200 in Geld und 200c in Waare; Theil 2 200c (d) in Waaren.
Theil 2 hat unter dieser Voraussetzung nichts in Geld vorzuschiessen, weil er, I gegenüber, überhaupt nicht mehr als Käufer, sondern nur noch als Verkäufer fungirt, also abzuwarten hat bis von ihm gekauft wird.
Theil 1 schiesst 400 £ in Geld vor, 200 zum gegenseitigen Waaren- umsatz mit I, 200 als blosser Käufer von I. Mit diesen letzteren 200 £ Geld kauft er die fixen Kapitalelemente.
I kauft mit 200 £ Geld für 200 Waare von Theil 1, dem damit seine für diesen Waarenumsatz vorgeschossnen 200 £ Geld zurückfliessen; und I kauft mit den andren 200 £ — die er ebenfalls von Theil 1 erhalten — für 200 Waaren von Theil 2, dem damit sein fixer Kapitalverschleiss in Geld niederschlägt.
Die Sache würde in keiner Weise verändert unter der Voraussetzung, dass im Fall c) statt II (Theil 1), Klasse I die 200 Geld zum Umsatz der existirenden Waaren vorschiesst. Kauft I dann zuerst für 200 Waare von II, Theil 2, — es ist vorausgesetzt, dass dieser nur noch diesen Waarenrest zu verkaufen hat — so kehren die 200 £ nicht an I zurück, da II, Theil 2, nicht wieder als Käufer auftritt; aber II, Theil 1, hat dann für 200 £ Geld um zu kaufen, und ditto noch 200 Waaren umzusetzen, also im ganzen 400 einzutauschen von I. 200 £ Geld kehren dann zu I zurück von II, Theil 1. Legt I sie wieder aus um die 200 Waare zu kaufen von II, Theil 1, so kehren sie ihm zurück, sobald II, Theil 1, die zweite Hälfte der 400 Waare von I löst. Theil 1 (II) hat 200 £ Geld als blosser Käufer von Elementen des fixen Ka- pitals ausgelegt; sie kehren ihm daher nicht zurück, sondern dienen dazu, die 200c Restwaaren von II, Theil 2, zu versilbern, während an I das für Waarenumsatz ausgelegte Geld, 200 £, zurückgeflossen, nicht via II, Theil 2, sondern via II, Theil 1. Für seine Waare von 400 ist ihm Waarenäquivalent zum Belauf von 400 zurückgekehrt; die für den Umsatz der 800 Waare von ihm vorgeschossnen 200 £ Geld sind ihm ditto zurückgekehrt — und so ist alles in Ordnung.
Die Schwierigkeit, die sich ergab bei der Umsetzung: I. 1000v + 1000m, wurde reducirt auf die Schwierigkeit bei Um- II. [Formel 1] setzung der Reste: I. . . . . . 400m II. (1) 200 Geld + 200c Waare + (2) 200c Waare, oder, um die Sache noch klarer zu machen: . 200m + 200m. II. (1) 200 Geld + 200c Waare + (2) 200c Waare.
Da in II. Theil 1, 200c Waare sich umgesetzt gegen 200 Im (Waare), und da alles Geld, was bei diesem Umsatz von 400 Waaren zwischen I und II cirkulirt, zurückfliesst zu dem, der es vorgeschossen hat, I oder II, so ist dies Geld, als Element des Umsatzes zwischen I und II, in der That kein Element des Problems, das uns hier beschäf- tigt. Oder anders dargestellt: unterstellen wir, dass in dem Umsatz zwischen 200 Im (Waare) und 200 IIc (Waare von II, Theil 1) das Geld als Zahlungsmittel fungirt, nicht als Kaufmittel und daher auch nicht als „Cirkulationsmittel“ im engsten Sinn, so ist klar, da die Waaren 200 Im und 200 IIc (Theil 1) von gleichem Werthbetrag, Produktions- mittel vom Werth von 200 sich austauschen gegen Konsumtionsmittel zum Werth von 200, das Geld hier nur ideell fungirt, und kein Geld zur Zahlung von Bilanz von dieser oder jener Seite wirklich in Cirku- lation zu werfen. Das Problem tritt also erst rein hervor, wenn wir die Waare 200 Im und ihr Aequivalent, die Waare 200 IIc (Theil 1) auf beiden Seiten I und II wegstreichen.
Nach Beseitigung dieser beiden Waarenbeträge von gleichem Werth (I und II), die sich wechselseitig saldiren, bleibt also der Rest des Um- satzes, worin das Problem rein hervortritt, nämlich:
Hier ist klar: II, Theil 1, kauft mit 200 Geld die Bestandtheile seines fixen Kapitals 200 Im; damit ist das fixe Kapital von II, Theil 1, in natura erneuert und der Mehrwerth von I, im Werth von 200, ist aus Waarenform (Produktionsmitteln und zwar Elementen von fixem Kapital) in Geldform verwandelt. Mit diesem Geld kauft I Konsumtions- mittel von II, Theil 2, und das Resultat ist für II, dass für Theil 1 ein fixer Bestandtheil seines konstanten Kapitals in natura erneuert ist; und dass für Theil 2 ein andrer Bestandtheil (welcher Verschleiss von fixem Kapital ersetzt) in Geld niedergeschlagen; und dies dauert jährlich fort, bis auch dieser Bestandtheil in natura zu erneuern.
Die Vorbedingung ist hier offenbar, dass dieser fixe Bestandtheil des konstanten Kapitala II, der seinem ganzen Werth nach in Geld rückver- wandelt und daher jedes Jahr in natura zu erneuern ist (Theil 1), gleich sei dem Jahresverschleiss des andern fixen Bestandtheils des konstanten Kapitals II, der noch in seiner alten Naturalform fortfungirt, und dessen
Verschleiss, der Werthverlust, den es auf die Waaren überträgt, in deren Produktion er wirkt, zunächst in Geld zu ersetzen ist. Ein solches Gleich- gewicht erschiene danach als Gesetz der Reproduktion auf gleichbleibender Stufenleiter; was in andren Worten heisst, dass in der die Produktions- mittel producirenden Klasse I die proportionelle Theilung der Arbeit un- verändert bleiben muss, soweit sie einerseits cirkulirende, und andrerseits fixe Bestandtheile des konstanten Kapitals der Abtheilung II liefert.
Bevor wir dies näher untersuchen, ist erst zu sehn wie die Sache sich stellt, wenn der Restbetrag von IIc (1) nicht gleich dem Rest von IIc (2); er kann größer sein oder kleiner. Setzen wir nach einander beide Fälle.
Erster Fall:
Hier kauft IIc (1) mit 200 £ Geld die Waaren 200 Im, und I kauft mit demselben Geld die Waaren 200 IIc (2), also den Bestandtheil des fixen Kapitals, der in Geld niederzuschlagen ist; dieser ist damit versilbert. Aber 20 IIc (1) in Geld ist nicht rückverwandelbar in fixes Kapital in natura.
Diesem Uebelstand scheint abhelfbar, indem wir den Rest von Im statt auf 200 auf 220 setzen, sodass von den 2000 I statt 1800 nur 1780 durch frühern Umsatz erledigt sind. In diesem Fall also:
IIc, Theil 1, kauft mit 220 £ Geld die 220 Im und I kauft so- dann mit 200 £ die 200 IIc (2) in Waare. Aber dann bleiben 20 £ in Geld auf Seite von I, ein Stück Mehrwerth, das es nur in Geld fest- halten, nicht in Konsumtionsmitteln verausgaben kann. Die Schwierigkeit ist damit nur verlegt, von IIc (Theil 1) auf Im.
Nehmen wir nun andrerseits an, IIc, Theil 1, sei kleiner als IIc (Theil 2), also: Zweiter Fall:
II (Theil 1) kauft für 180 £ Geld Waaren 180 Im; I kauft mit diesem Geld Waaren zum gleichen Werth von II (Theil 2), also
180 IIc (2); es bleiben 20 Im unverkaufbar auf einer Seite, und ebenso 20 IIc (2) auf der andern; Waaren zum Werth von 40 unverwandel- bar in Geld.
Es würde uns nichts nutzen, den Rest I = 180 zu setzen; es würde dann zwar kein Ueberschuss in I bleiben, aber nach wie vor ein Ueberschuss von 20 in IIc (Theil 2) unverkaufbar, nicht in Geld ver- wandelbar.
Im ersten Fall, wo II (1) größer als II (2), bleibt auf Seite von IIc (1) ein Ueberschuss in Geld, nicht rückverwandelbar in fixes Kapital, oder wenn der Rest Im = IIc (1) gesetzt wird, derselbe Ueberschuss in Geld auf Seite von Im, nicht verwandelbar in Konsumtionsmittel.
Im zweiten Fall, wo IIc (1) kleiner als IIc (2), bleibt ein Deficit in Geld auf Seite von 200 Im und IIc (2), und gleicher Ueberschuss von Waare auf beiden Seiten, oder wenn der Rest Im = IIc (2) gesetzt wird, ein Deficit in Geld und Ueberschuss in Waare auf Seite von IIc (2).
Setzen wir die Reste Im stets gleich IIc (1) — da die Aufträge die Produktion bestimmen, und es an der Reproduktion nichts ändert, wenn dies Jahr mehr fixe Kapitalbestandtheile, nächstes mehr cirkulirende Kapitalbestandtheile des konstanten Kapitals II und I producirt werden — so wäre im ersten Fall Im rückverwandelbar in Konsumtionsmittel, nur wenn I damit einen Theil des Mehrwerths von II kaufte, dieser also, statt verzehrt zu werden, von I als Geld aufgehäuft würde; im zweiten Fall wäre nur abzuhelfen wenn I selbst das Geld ausgäbe, also die von uns verworfne Hypothese.
Ist IIc (1) größer als IIc (2), so ist Einfuhr fremder Waare nöthig zur Realisirung des Geldüberschusses in Im. Ist IIc (1) kleiner als IIc (2), so umgekehrt Ausfuhr von Waare II (Konsumtionsmittel) zur Reali- sirung des Verschleisstheils IIc in Produktionsmitteln. In beiden Fällen ist also auswärtiger Handel nöthig.
Gesetzt auch, es sei für Betrachtung der Reproduktion auf gleich- bleibender Stufenleiter anzunehmen, dass die Produktivität aller Industrie- zweige, also auch die proportionellen Werthverhältnisse ihrer Waarenpro- dukte konstant bleiben, so würden dennoch die beiden letzterwähnten Fälle, wo IIc (1) größer oder kleiner als IIc (2), immer Interesse bieten für die Produktion auf erweiterter Stufenleiter, wo sie unbedingt ein- treten können.
Mit Bezug auf den Ersatz des fixen Kapitals ist allgemein zu be- merken:
Wenn — alle andren Umstände, also nicht nur die Stufenleiter der Produktion, sondern namentlich auch die Produktivität der Arbeit als gleich- bleibend vorausgesetzt — ein größrer Theil des fixen Elements von IIc abstirbt als das Jahr vorher, also auch ein größrer Theil in natura zu erneuern ist, so muss der Theil des fixen Kapitals, der erst auf dem Weg seines Absterbens, und bis zu seinem Todestermin einstweilen in Geld zu ersetzen ist, in derselben Proportion abnehmen, da nach der Voraussetzung die Summe (auch die Werthsumme) des in II fungirenden fixen Kapital- theils dieselbe bleibt. Es führt dies aber folgende Umstände mit sich. Erstens: Besteht ein größrer Theil des Waarenkapitals I aus Elementen des fixen Kapitals von IIc, so ein um so viel geringrer Theil aus cirku- lirenden Bestandtheilen von IIc, da die Gesammtproduktion von I für IIc unverändert bleibt. Wächst ein Theil derselben, so nimmt der andre ab und umgekehrt. Andrerseits bleibt aber auch die Gesammtproduktion der Klasse II von derselben Größe. Wie ist dies aber möglich bei Ab- nahme ihrer Rohstoffe, Halbfabrikate, Hülfsstoffe? (d. h. der cirkulirenden Elemente des konstanten Kapitals II.) Zweitens: Ein größrer Theil des unter Geldform wieder hergestellten fixen Kapitals IIc strömt zu I, um aus Geldform in Naturalform rückverwandelt zu werden. Es strömt also an I mehr Geld zu, ausser dem zwischen I und II zum blossen Waarenumsatz cirkulirendem Geld; mehr Geld, das nicht wechselseitigen Waarenumsatz vermittelt, sondern nur einseitig in Funktion von Kaufmittel auftritt. Zugleich aber hätte die Waarenmasse von IIc, die Träger des Werth- ersatzes von Verschleiss ist, proportionell abgenommen, also die Waaren- masse II, die nicht gegen Waare von I, sondern nur gegen Geld von I umgesetzt werden muss. Es wäre mehr Geld von II an I als blosses Kaufmittel zugeströmt und es wäre weniger Waare von II da, welcher gegenüber I als blosser Käufer zu fungiren hätte. Ein größrer Theil von Im — denn Iv ist bereits in Waare II umgesetzt — wäre also nicht in Waare II umsetzbar, sondern festhaftend in Geldform.
Der umgekehrte Fall, wo in einem Jahr die Reproduktion der Sterbe- fälle des fixen Kapitals II geringer, und dagegen der Verschleisstheil größer, braucht hiernach nicht weiter durchgegangen zu werden.
Und so wäre Krise da — Produktionskrise — trotz Reproduktion auf gleichbleibender Stufenleiter.
Mit einem Wort: Wird bei einfacher Reproduktion und gleichblei- benden Umständen, also namentlich gleichbleibender Produktivkraft, Ge- sammtgröße und Intensität der Arbeit — nicht eine konstante Proportion vorausgesetzt zwischen absterbendem (zu erneuerndem) und in alter Natu- ralform fortwirkendem (bloss für Ersatz seines Verschleisses den Produkten Werth zusetzendem) fixem Kapital — so bliebe in einem Fall die Masse von zu reproducirenden cirkulirenden Bestandtheilen dieselbe, aber die Masse von zu reproducirenden fixen Bestandtheilen wäre gewachsen; es müsste also die Gesammtproduktion I wachsen oder es wäre, selbst abgesehn von den Geldverhältnissen, Deficit der Reproduktion da.
Im andern Fall: Nähme die proportionelle Grösse des in natura zu reproducirenden fixen Kapitals II ab, also im selben Verhältniss der nur noch in Geld zu ersetzende Bestandtheil des fixen Kapitals II zu, so bliebe die Masse der von I reproducirten cirkulirenden Bestandtheile des konstanten Kapitals II unverändert, die des zu reproducirenden fixen da- gegen hätte abgenommen. Also entweder Abnahme der Gesammtproduktion I oder aber Ueberschuss (wie vorher Deficit) und nicht zu versilbernder Ueberschuss.
Dieselbe Arbeit kann zwar im ersten Fall mit zunehmender Pro- duktivität, Ausdehnung oder Intensität, größres Produkt liefern, und so wäre das Deficit im ersten Fall zu decken; solcher Wechsel würde aber nicht ohne Deplacirung von Arbeit und Kapital aus einem Produktions- zweig von I in den andern stattgreifen und jede solche Deplacirung würde momentane Störungen hervorrufen. Zweitens aber würde (soweit Aus- dehnung und Intensivirung der Arbeit zunehmen) I mehr Werth gegen weniger Werth von II auszutauschen haben, also eine Depreciation des Produkts von I stattfinden.
Umgekehrt im zweiten Fall, wo I seine Produktion kontrahiren muss, was Krise für die darin beschäftigten Arbeiter und Kapitalisten bedeutet, oder Ueberschuss liefert, was wieder Krise. An und für sich sind solche Ueberschüsse kein Uebel, sondern ein Vortheil; sind aber Uebel in der kapitalistischen Produktion.
Der auswärtige Handel könnte in beiden Fällen aushelfen, im ersten Fall, um die in Geldform festgehaltne Waare I in Konsumtionsmittel um-
zusetzen, im zweiten Fall, um den Ueberschuss in Waare abzusetzen. Aber der auswärtige Handel, soweit er nicht bloss Elemente (auch dem Werth nach) ersetzt, verlegt nur die Widersprüche auf ausgedehntere Sphäre, eröffnet ihnen größren Spielkreis.
Ist die kapitalistische Form der Reproduktion einmal beseitigt, so kommt die Sache darauf hinaus, dass die Größe des absterbenden und daher in natura zu ersetzenden Theils des fixen Kapitals (hier des in der Erzeugung der Konsumtionsmittel fungirenden) in verschiednen successiven Jahren wechselt. Ist er in einem Jahr sehr gross (über die Durch- schnittssterblichkeit, wie bei den Menschen) so im folgenden sicher um so geringer. Die zur jährlichen Produktion der Konsumtionsmittel nöthige Masse von Rohstoffen, Halbfabrikaten und Hülfsstoffen — sonst gleich- bleibende Umstände vorausgesetzt — nimmt deswegen nicht ab; die Ge- sammtproduktion der Produktionsmittel müsste also im einen Fall zu- nehmen, im andren abnehmen. Diesem kann nur abgeholfen werden durch fortwährende relative Ueberproduktion; einerseits ein gewisses Quantum fixes Kapital, das mehr producirt wird als direkt nöthig ist; andrerseits und namentlich Vorrath von Rohstoff etc., der über die unmittelbaren jährlichen Bedürfnisse hinausgeht (dies gilt ganz besonders von Lebens- mitteln). Solche Art Ueberproduktion ist gleich mit Kontrole der Gesell- schaft über die gegenständlichen Mittel ihrer eignen Reproduktion. Inner- halb der kapitalistischen Gesellschaft aber ist sie ein anarchisches Element.
Dies Beispiel vom fixen Kapital — bei gleichbleibender Stufenleiter der Reproduktion — ist schlagend. Missverhältniss in der Produktion von fixem und cirkulirendem Kapital ist einer der Lieblingsgründe der Oekonomen, um die Krisen zu erklären. Dass solches Missverhältniss bei blosser Erhaltung des fixen Kapitals entspringen kann und muss — ist ihnen etwas neues; dass sie entspringen kann und muss bei Voraus- setzung einer idealen Normalproduktion, bei einfacher Reproduktion des bereits fungirenden gesellschaftlichen Kapitals.
Es ist bisher ein Moment ganz ausser Acht gelassen worden, nämlich die jährliche Reproduktion von Gold und Silber. Als blosses Material zu Luxusartikeln, Vergoldung etc., wären sie hier ebensowenig speciell zu er- wähnen, wie irgend welche andren Prodnkte. Dagegen spielen sie wich-
tige Rolle als Geldmaterial und daher potentialiter Geld. Als Geldmate- rial nehmen wir hier der Vereinfachung wegen nur Gold.
Die gesammte jährliche Goldproduktion betrug nach ältren Angaben 8 — 900,000 ℔. = rund 1100 oder 1250 Millionen Mark. Nach Soetbeer(FN53) dagegen nur 170,675 Kilogramm im Werth von rund 476 Millionen Mark im Durchschnitt der Jahre 1871—75. Davon lieferten: Australien rund 167, Vereinigte Staaten 166, Russland 93 Millionen Mark. Der Rest vertheilt sich auf verschiedne Länder in Beträgen von weniger als je 10 Millionen Mark. Die jährliche Silberproduktion, wäh- rend derselben Periode, betrug etwas unter 2 Millionen Kilogramm im Werth von 354½ Millionen Mark; davon lieferte in runder Zahl Mexiko 108, die Vereinigten Staaten 102, Südamerika 67, Deutschland 26 Mil- lionen u. s. w.
Von Ländern vorherrschender kapitalistischer Produktion sind nur die Vereinigten Staaten Gold- und Silberproducenten; die europäischen kapi- talistischen Länder erhalten fast all ihr Gold und bei weitem den größten Theil ihres Silbers von Australien, Vereinigten Staaten, Mexiko, Südamerika und Russland.
Wir verlegen aber die Goldminen in das Land der kapitalistischen Produktion, dessen jährliche Reproduktion wir hier analysiren, und zwar aus folgendem Grund:
Kapitalistische Produktion existirt überhaupt nicht ohne auswärtigen Handel. Wird aber normale jährliche Reproduktion auf einer gegebnen Stufenleiter unterstellt, so ist damit auch unterstellt, dass der auswärtige Handel nur durch Artikel von andrer Gebrauchs- oder Naturalform ein- heimische Artikel ersetzt, ohne die Werthverhältnisse zu afficiren, also auch nicht die Werthverhältnisse, worin die zwei Kategorien: Produk- tionsmittel und Konsumtionsmittel, sich gegen einander umsetzen, und ebensowenig die Verhältnisse von konstantem Kapital, variablem Kapital und Mehrwerth, worin der Werth des Produkts jeder dieser Kategorien zerfällbar. Die Hereinziehung des auswärtigen Handels bei Analyse des jährlich reproducirten Produktenwerths kann also nur verwirren, ohne irgend ein neues Moment, sei es des Problems, sei es seiner Lösung zu liefern. Es ist also ganz davon zu abstrahiren; also ist hier auch das Gold als
direktes Element der jährlichen Reproduktion, nicht als von aussen durch Austausch eingeführtes Waarenelement zu behandeln.
Die Produktion von Gold gehört, wie die Metallproduktion überhaupt, zu Klasse I, der Kategorie, die die Produktion von Produktionsmitteln umfasst. Wir wollen annehmen, das jährliche Goldprodukt sei = 30 (der Bequemlichkeit wegen, thatsächlich viel zu hoch gefasst gegen die Zahlen unsres Schema); es sei dieser Werth zerfällbar in 20c + 5v + 5m; 20c ist auszutauschen gegen andre Elemente von Ic und dies ist später zu betrachten; aber die 5v + 5m (I) sind umzusetzen gegen Ele- mente von IIc, d. h. Konsumtionsmittel.
Was die 5v betrifft, so beginnt zunächst jedes Gold producirende Ge- schäft damit, die Arbeitskraft zu kaufen; nicht mit selbst producirtem Gold, sondern mit einem Quotum des im Lande vorräthigen Gelds. Die Arbeiter beziehn für diese 5v Konsumtionsmittel aus II heraus, und dies kauft mit diesem Geld Produktionsmittel von I. Sage, II kaufe von I für 2 Gold als Waarenmaterial etc. (Bestandtheil seines konstanten Kapitals), so fliessen 2v zurück zu den Goldproducenten I in Geld, das der Cirkulation schon früher angehörte. Wenn II weiter nichts an Material von I kauft, so kauft I von II, indem es sein Gold als Geld in die Cirkulation wirft, da Gold jede Waare kaufen kann. Der Unterschied ist nur, dass I hier nicht als Verkäufer, sondern nur als Käufer auftritt. Die Goldgräber von I können ihre Waare stets absetzen, sie befindet sich stets in unmittelbar austauschbarer Form.
Nehmen wir an, ein Garnspinner habe 5v an seine Arbeiter bezahlt, diese liefern ihm — abgesehn vom Mehrwerth — dafür ein Gespinnst in Produkt = 5; die Arbeiter kaufen für 5 von IIc, dies kauft für 5 in Geld Garn von I, und so fliesst 5v zurück in Geld an den Garn- spinner. In dem supponirten Fall dagegen schiesst Ig (wie wir die Gold- producenten bezeichnen wollen) 5v an seine Arbeiter in Geld vor, das schon früher der Cirkulation angehörte; diese geben das Geld aus in Lebensmitteln; es kehren aber von den 5 nur 2 aus II zu Ig zurück. Aber Ig kann ganz so gut wie der Garnspinner den Reproduktionsprocess von neuem beginnen; denn seine Arbeiter haben ihm in Gold 5 geliefert, wovon es 2 verkauft hat, 3 in Gold besitzt, also nur zu münzen(FN54) oder
in Banknoten zu verwandeln hat, damit direkt, ohne weitre Vermittlung von II, sein ganzes variables Kapital wieder in Geldform in seiner Hand sei.
Schon bei diesem ersten Process der jährlichen Reproduktion ist aber eine Veränderung in der Masse der wirklich oder virtuell der Cirkulation angehörigen Geldmasse vorgegangen. Wir haben angenommen, IIc habe 2v (Ig) als Material gekauft, 3 sei von Ig innerhalb II wieder ausgelegt als Geldform des variablen Kapitals. Es sind also aus der mittelst der neuen Goldproduktion gelieferten Geldmasse 3 innerhalb II geblieben und nicht zurückgeströmt zu I. Nach der Voraussetzung hat II seinen Be- darf in Goldmaterial befriedigt. Die 3 bleiben als Goldschatz in seinen Händen. Da sie keine Elemente seines konstanten Kapitals bilden können, und da ferner II schon vorher hinreichendes Geldkapital zum Ankauf der Arbeitskraft hatte; da ferner, mit Ausnahme des Verschleisselements, dies zuschüssige 3 g keine Funktion zu verrichten hat innerhalb IIc, gegen einen Theil wovon es ausgetauscht (es könnte nur dazu dienen das Ver- schleisselement pro tanto zu decken, wenn IIc (1) kleiner als IIc (2) was zufällig); andrerseits aber, eben mit Ausnahme des Verschleissele- ments, das ganze Waarenprodukt IIc gegen Produktionsmittel I(v + m) umzusetzen ist — so muss dies Geld ganz aus IIc übertragen werden in IIm, ob dies nun in nothwendigen Lebensmitteln oder in Luxusmitteln existire, und dagegen entsprechender Waarenwerth übertragen werden aus IIm in IIc. Resultat: Ein Theil des Mehrwerths wird als Geldschatz aufgespeichert.
Beim zweiten Reproduktionsjahr, wenn dieselbe Proportion des jähr- lich producirten Golds fortfährt als Material vernutzt zu werden, wird wieder 2 an Ig zurückfliessen und 3 in natura ersetzt, d. h. wieder in II als Schatz freigesetzt sein u. s. w.
Mit Bezug auf das variable Kapital überhaupt: Der Kapitalist Ig hat wie jeder andre dies Kapital beständig in Geld zum Ankauf der Ar- beit vorzuschiessen. Mit Bezug auf dies v hat nicht er sondern seine Arbeiter zu kaufen von II; es kann also nie der Fall eintreten, dass er
als Käufer auftritt, also Gold ohne die Initiative des II in selbes wirft. Soweit aber II von ihm Material kauft, sein konstantes Kapital IIc in Goldmaterial umsetzen muss, fliesst ihm Theil von (Ig)v von II zurück auf dieselbe Weise wie den andren Kapitalisten von I; und soweit dies nicht der Fall, ersetzt er sein v in Gold direkt aus seinem Produkt. In dem Verhältniss aber, worin ihm das als Geld vorgeschossne v nicht von II zurückfliesst, wird in II ein Theil der schon vorhandnen Cirku- lation (von I ihm zugeflossnes und nicht an I retournirtes Geld) in Schatz verwandelt und dafür ein Theil seines Mehrwerths nicht in Konsumtions- mitteln verausgabt. Da beständig neue Goldminen in Angriff genommen oder alte wieder eröffnet werden, so bildet eine bestimmte Proportion des von Ig in v auszulegenden Geldes stets Theil der vor der neuen Gold- produktion vorhandnen Geldmasse, die von Ig vermittelst ihrer Arbeiter in II hineingeworfen wird, und, soweit sie nicht aus II zu Ig zurück- gekehrt, bildet sie dort Element der Schatzbildung.
Was aber (Ig)m angeht, so kann Ig hier stets als Käufer auftreten; es wirft sein m als Gold in die Cirkulation und zieht dafür Konsumtions- mittel IIc heraus; hier wird das Gold zum Theil als Material vernutzt, fungirt daher als wirkliches Element des konstanten Bestandtheils c des produktiven Kapitals II; und soweit dies nicht der Fall, wird es wieder Element der Schatzbildung als in Geld verharrender Theil von IIm. Es zeigt sich — auch abgesehn von dem später zu betrachtenden Ic (FN55) — wie selbst bei einfacher Reproduktion, wenn hier auch Akkumulation im eigentlichen Sinn des Worts, d. h. Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter, ausgeschlossen, dagegen Geldaufspeicherung oder Schatzbildung nothwendig ein- geschlossen ist. Und da sich dies jährlich neu wiederholt, so erklärt sich damit die Voraussetzung, von welcher bei Betrachtung der kapitalistischen Produktion ausgegangen wird: dass sich bei Beginn der Reproduktion eine dem Waarenumsatz entsprechende Masse von Geldmitteln in den Händen der Kapitalistenklassen I und II befindet. Solche Aufspeicherung findet statt selbst nach Abzug des durch Verschleiss des cirkulirenden Geldes verloren gehenden Goldes.
Es versteht sich von selbst, dass je fortgeschrittner das Lebensalter der
kapitalistischen Produktion, um so größer die allerseits aufgehäufte Geld- masse, um so kleiner also die Proportion, die die jährliche neue Goldpro- duktion dieser Masse zufügt, obgleich dieser Zuschuss seiner absoluten Quantität nach bedeutend sein kann. Im allgemeinen wollen wir nur noch einmal zurückkommen auf den gegen Tooke gemachten Einwurf: wie ist es möglich, dass jeder Kapitalist in Geld einen Mehrwerth aus dem jährlichen Produkt herauszieht, d. h. mehr Geld herauszieht aus der Cirkulation als er hineinwirft, da in letzter Instanz die Kapitalistenklasse selbst als die Quelle betrachtet werden muss, die überhaupt das Geld in die Cirkulation wirft?
Wir bemerken hierauf, unter Zusammenfassung des schon früher (Kap. XVII) Entwickelten:
1) die einzige hier erforderliche Voraussetzung: dass überhaupt Geld genug vorhanden sei, um die verschiednen Elemente der jährlichen Repro- duktionsmasse umzusetzen, — wird in keiner Weise dadurch berührt, dass ein Theil des Waarenwerths aus Mehrwerth besteht. Gesetzt, die ganze Produktion gehöre den Arbeitern selbst, ihre Mehrarbeit sei also nur Mehrarbeit für sie selbst, nicht für die Kapitalisten, so wäre die Masse des cirkulirenden Waarenwerths dieselbe, und erheischte bei sonst gleich- bleibenden Umständen dieselbe Geldmasse zu ihrer Cirkulation. Es fragt sich also in beiden Fällen nur: Wo kommt das Geld her, um diesen Ge- sammtwaarenwerth umzusetzen? — Und in keiner Weise: Wo kommt das Geld zur Versilberung des Mehrwerths her?
Allerdings, um noch einmal darauf zurückzukommen, besteht jede einzelne Waare aus c + v + m, und es ist also zur Cirkulation der gesammten Waarenmasse einerseits eine bestimmte Geldsumme nöthig zur Cirkulation des Kapitals c + v, und andrerseits eine andre Geldsumme zur Cirkulation der Revenue der Kapitalisten, des Mehrwerths m. Wie für die einzelnen Kapitalisten so für die ganze Klasse ist das Geld, wo- rin sie Kapital vorschiesst, verschieden von dem Geld, worin sie Revenue verausgabt. Woher kommt dies letztre Geld? Einfach daher, dass von der in der Hand der Kapitalistenklasse befindlichen Geldmasse, also im Ganzen und Großen von der innerhalb der Gesellschaft befindlichen ge- sammten Geldmasse ein Theil die Revenue der Kapitalisten cirkulirt. Man sah schon oben, wie jeder ein neues Geschäft einrichtende Kapitalist das Geld, das er zu seiner Erhaltung in Konsumtionsmitteln verausgabt,
wieder zurückfischt als zur Versilberung seines Mehrwerths dienendes Geld, sobald das Geschäft einmal im Gang. Aber allgemein gesprochen kommt die ganze Schwierigkeit aus zwei Quellen her:
Erstens: Betrachten wir blos die Cirkulation und den Umschlag des Kapitals, also auch den Kapitalisten nur als Personifikation des Kapitals — nicht als kapitalistischen Konsumenten und Lebemann — so sehn wir ihn zwar beständig Mehrwerth in die Cirkulation werfen als Bestand- theil seines Waarenkapitals, aber wir sehn nie das Geld als Form der Revenue in seiner Hand; wir sehn ihn nie Geld zum Verzehr des Mehr- werths in die Cirkulation werfen.
Zweitens: Wirft die Kapitalistenklasse eine gewisse Geldsumme in Gestalt von Revenue in Cirkulation, so scheint es als zahle sie ein Ae- quivalent für diesen Theil des jährlichen Gesammtprodukts und höre dieser somit auf Mehrwerth darzustellen. Das Mehrprodukt aber, worin sich der Mehrwerth darstellt, kostet der Kapitalistenklasse nichts. Als Klasse be- sitzt und geniesst sie es umsonst, und daran kann die Geldcirkulation nichts ändern. Die Veränderung, die diese vermittelt, besteht einfach darin, daß jeder Kapitalist, statt sein Mehrprodukt in natura zu verzehren, was meist gar nicht angeht, Waaren aller Art bis zum Belauf des von ihm angeeigneten Mehrwerths aus dem Gesammtstock des jährlichen ge- sellschaftlichen Mehrprodukts herauszieht und sich aneignet. Aber der Mechanismus der Cirkulation hat gezeigt, dass wenn die Kapitalistenklasse Geld zur Verausgabung von Revenue in die Cirkulation hineinwirft, sie selbiges Geld auch wieder der Cirkulation entzieht, und also denselben Process stets von neuem beginnen kann; dass sie also, als Kapitalisten- klasse betrachtet, nach wie vor im Besitz dieser zur Versilberung des Mehrwerths nöthigen Geldsumme bleibt. Wenn also nicht nur der Mehr- werth, in Form von Waaren, vom Kapitalisten für seinen Konsumtions- fonds dem Waarenmarkt entzogen wird, sondern zugleich das Geld, womit er diese Waaren kauft, an ihn zurückfliesst, so hat er offenbar die Waaren ohne Aequivalent der Cirkulation entzogen. Sie kosten ihm nichts, ob- gleich er sie mit Geld zahlt. Wenn ich mit einem Pfund Sterling Waaren kaufe, und mir der Verkäufer der Waare das Pfund zurückgiebt für Mehrpro- dukt, das mich nichts gekostet hat, habe ich offenbar die Waaren um- sonst erhalten. Die beständige Wiederholung dieser Operation ändert nichts daran, dass ich beständig Waaren entziehe und beständig im Besitz des
Pfundes bleibe, obgleich ich mich desselben zum Bezug der Waaren vor- übergehend entäussere. Der Kapitalist erhält beständig dies Geld zurück als Versilberung von Mehrwerth, der ihm nichts gekostet hat.
Wir sahn, dass bei A. Smith der gesammte gesellschaftliche Produkten- werth sich auflöst in Revenue, in v + m, dass also der konstante Ka- pitalwerth gleich Null gesetzt wird. Es folgt daher nothwendig, dass das zur Cirkulation der jährlichen Revenue erforderliche Geld auch hin- reichend ist zur Cirkulation des gesammten jährlichen Produkts; dass also, in unserm Fall, das zur Cirkulation der Konsumtionsmittel zum Werth von 3000 nöthige Geld hinreicht zur Cirkulation des gesammten Jahres- produkts zum Werth von 9000. Dies ist in der That A. Smith’s An- sicht, und sie wird von Th. Tooke wiederholt. Diese falsche Vorstellung vom Verhältniss der zur Versilbrung der Revenue erforderlichen Geldmasse zur Geldmasse, welche das gesammte gesellschaftliche Produkt cirkulirt, ist ein nothwendiges Resultat der nicht begriffnen, gedankenlos vorge- stellten Art und Weise, wie die verschiednen stofflichen und Werthele- mente des jährlichen Gesammtprodukts sich reproduciren und jährlich er- setzt werden. Sie ist daher bereits widerlegt.
Hören wir Smith und Tooke selbst.
Smith sagt, Book II, ch. 2: „Die Cirkulation jedes Landes kann in zwei Theile geschieden werden: die Cirkulation der Händler untereinander und die Cirkulation zwischen Händlern und Konsumenten. Wenn auch dieselben Geldstücke, Papier oder Metall, bald in der einen, bald in der andern Cirkulation verwandt werden mögen, so gehn doch beide fort- während gleichzeitig neben einander vor, und jede von beiden bedarf daher einer bestimmten Geldmasse dieser oder jener Art, um in Gang zu bleiben. Der Werth der zwischen den verschiednen Händlern cirkulirten Waaren kann nie den Werth der zwischen den Händlern und den Kon- sumenten cirkulirten Waaren übersteigen; denn was die Händler auch immer kaufen, muss doch schliesslich an die Konsumenten verkauft werden. Da die Cirkulation zwischen den Händlern en gros geschieht, erfordert sie im Allgemeinen eine ziemlich grosse Summe für jeden einzelnen Umsatz. Die Cirkulation zwischen Händlern und Konsumenten dagegen geschieht meist en detail, und erfordert oft nur sehr kleine Geldbeträge; ein Schil- ling oder selbst ein halber Penny genügt manchmal. Aber kleine Summen cirkuliren weit rascher als grosse … Obgleich die jährlichen Käufe
aller Konsumenten daher denen aller Händler an Werth mindestens“ [dies „mindestens“ ist gut!] „gleich sind, so können sie doch in der Regel mit einer weit geringern Geldmasse erledigt werden“ u. s. w.
Zu dieser Stelle Adam’s bemerkt Th. Tooke (An Inquiry into the Currency Principle. London 1844. p. 34—36 passim): „Es kann kein Zweifel bestehn, dass dieser hier gemachte Unterschied der Sache nach richtig ist … Der Austausch zwischen Händlern und Konsumenten schliesst auch die Zahlung des Arbeitslohns ein, der die Haupteinnahme (the principal means) der Konsumenten ausmacht. . . . Alle Umsätze von Händler zu Händler, d. h. alle Verkäufe vom Producenten oder Im- porteur an, durch alle Abstufungen von Zwischenprocessen der Manufaktur u. s. w. bis herab zum Detailhändler oder Exportkaufmann, sind auflösbar in Bewegungen von Kapitalübertragung. Kapitalübertragungen setzen aber nicht nothwendig voraus, und führen in der That auch nicht wirklich mit sich, in der großen Masse der Umsätze, eine wirkliche Abtretung von Banknoten oder Münze — ich meine eine materielle, nicht fingirte Abtretung — zur Zeit der Uebertragung … Der Gesammtbetrag der Umsätze zwi- schen Händlern und Händlern muss in letzter Instanz bestimmt und be- grenzt sein durch den Betrag der Umsätze zwischen Händlern und Kon- sumenten.“
Stände der letzte Satz vereinzelt, so könnte man glauben, Tooke konstatire bloss, dass ein Verhältniss stattfinde zwischen den Umsätzen von Händler zu Händler, und denen von Händler zu Konsument, in andern Worten, zwischen dem Werth der jährlichen Gesammtrevenue und dem Werth des Kapitals womit sie producirt wird. Dies ist jedoch nicht der Fall. Er bekennt sich ausdrücklich zur Auffassung A. Smith’s. Eine besondre Kritik seiner Cirkulationstheorie ist daher überflüssig.
2) Jedes industrielle Kapital wirft bei seinem Beginn auf einmal Geld in Cirkulation für seinen ganzen fixen Bestandtheil, den es nur allmälig in einer Reihe von Jahren durch Verkauf seines jährlichen Pro- dukts wieder herauszieht. Es wirft also zunächst mehr Geld in die Cirku- lation hinein, als es ihr entzieht. Dies wiederholt sich jedesmal bei Er- neuerung des Gesammtkapitals in natura; es wiederholt sich jedes Jahr für eine bestimmte Anzahl Geschäfte, deren fixes Kapital in natura zu erneuern; es wiederholt sich stückweis bei jeder Reparatur, bei jeder nur bruchweisen Erneuerung des fixen Kapitals. Wird also von der einen
Seite der Cirkulation mehr Geld entzogen als hineingeworfen, so von der andern Seite umgekehrt.
In allen Industriezweigen, deren Produktionsperiode (als verschieden von der Arbeitsperiode) längre Zeit umfasst, wird während derselben von den kapita- listischen Producenten beständig Geld in die Cirkulation geworfen, theils in Zah- lung der angewandten Arbeitskraft, theils in Ankauf der zu verbrauchenden Produktionsmittel; es werden so Produktionsmittel direkt, Konsumtionsmittel theils indirekt, durch die ihren Arbeitslohn verausgabenden Arbeiter, theils direkt durch die ihren Verzehr keineswegs suspendirenden Kapitalisten selbst dem Waarenmarkt entzogen, ohne dass diese Kapitalisten zunächst gleichzeitig ein Aequivalent in Waaren in den Markt würfen. Während dieser Periode dient das von ihnen in Cirkulation geworfne Geld zur Versilbrung von Waarenwerth, incl. des darin enthaltnen Mehrwerths. Sehr bedeutend wird dies Moment in entwickelter kapitalistischer Produktion bei lang- athmigen Unternehmungen, ausgeführt von Aktiengesellschaften etc., wie Anlage von Eisenbahnen, Kanälen, Docks, großen städtischen Bauten, Eisenschiffsbau, Drainirung von Land auf großem Umfang, etc.
3) Während die andern Kapitalisten, abgesehn von der Auslage in fixem Kapital, mehr Geld aus der Cirkulation herausziehn als sie beim Kauf der Arbeitskraft und der cirkulirenden Elemente hineingeworfen, wird von den Gold und Silber producirenden Kapitalisten, abgesehn von dem Edelmetall, das als Rohstoff dient, nur Geld in die Cirkulation ge- worfen, während ihr nur Waaren entzogen werden. Das konstante Ka- pital, mit Ausnahme des Verschleisstheils, der größre Theil des variablen, und der ganze Mehrwerth, mit Ausnahme des etwa in ihren eignen Händen sich aufhäufenden Schatzes, wird als Geld in die Cirkulation geworfen.
4) Einerseits cirkuliren zwar allerlei Dinge als Waaren, die nicht innerhalb des Jahres producirt worden, Grundstücke, Häuser etc., ferner Produkte, deren Produktionsperiode sich über mehr als ein Jahr erstreckt, Vieh, Holz, Wein u. s. w. Für diese und andre Phänomene ist es wichtig festzuhalten, dass ausser der für die unmittelbare Cirkulation erheischten Geldsumme, sich stets ein gewisses Quantum in latentem, nicht fungiren- dem Zustand vorfindet, das bei gegebnem Anstoss in Funktion treten kann. Auch cirkulirt der Werth solcher Produkte oft stückweis und allmälig, wie der Werth von Häusern in der Miethe einer Reihe von Jahren.
Andrerseits werden nicht alle Bewegungen des Reproduktionsprocesses durch Geldcirkulation vermittelt. Der gesammte Produktionsprocess, so- bald seine Elemente einmal angeschafft, ist davon ausgeschlossen. Ferner alles Produkt, das der Producent direkt selbst wieder konsumirt — sei es individuell, sei es produktiv, wozu auch Naturalverpflegung ländlicher Arbeiter gehört.
Die Geldmasse also, welche das jährliche Produkt cirkulirt, ist in der Gesellschaft vorhanden, nach und nach akkumulirt worden. Sie gehört nicht zum Werthprodukt dieses Jahrs, mit Ausnahme etwa des Ersatz- golds für verschlissne Münzen.
Es ist bei dieser Darstellung vorausgesetzt exclusive Cirkulation von Edelmetallgeld, und bei dieser wieder die einfachste Form baarer Käufe und Verkäufe; obwohl auf Basis blosser Metallcirkulation das Geld auch als Zahlungsmittel fungiren kann und historisch wirklich so fungirt hat, und auf dieser Basis ein Kreditwesen und bestimmte Seiten seines Mecha- nismus sich entwickelt haben.
Diese Voraussetzung wird gemacht nicht bloss aus methodischen Rücksichten, deren Gewicht sich schon darin zeigt, dass sowohl Tooke und seine Schule wie ihre Gegner in ihren Kontroversen beständig ge- zwungen waren bei Erörterung der Banknotencirkulation wieder rückzu- greifen zur Hypothese rein metallischer Cirkulation. Sie waren ge- zwungen, dies post festum zu thun, thaten es aber dann sehr oberflächlich, und zwar nothwendig, weil der Ausgangspunkt so nur die Rolle eines Incidenzpunkts in der Analyse spielt.
Aber die einfachste Betrachtung der in ihrer naturwüchsigen Form dargestellten Geldcirkulation — und diese ist hier immanentes Mo- ment des jährlichen Reproduktionsprocesses — zeigt:
a) Entwickelte kapitalistische Produktion vorausgesetzt, also Herr- schaft des Lohnarbeitssystems, spielt offenbar das Geldkapital eine Haupt- rolle, soweit es die Form ist, in der das variable Kapital vorgeschossen wird. Im Maß, wie sich das Lohnarbeitssystem entwickelt, ver- wandelt sich alles Produkt in Waare, muss daher auch — mit einigen wichtigen Ausnahmen — allzusammt die Verwandlung in Geld als eine Phase seiner Bewegung durchlaufen. Die Masse des cirkuliren- den Geldes muss zu dieser Versilberung der Waaren hinreichen, und der größte Theil dieser Masse wird geliefert in Form des Arbeitslohns, des
Geldes, das als Geldform des variablen Kapitals in Zahlung der Arbeits- kraft vom industriellen Kapitalisten vorgeschossen, in den Händen der Arbeiter — seiner großen Masse nach — nur als Cirkulationsmittel (Kaufmittel) fungirt. Es ist dies ganz im Gegensatz zur Naturalwirth- schaft, wie sie vorwiegt auf Basis jedes Hörigkeitssystems (Leibeigen- schaft eingeschlossen) und noch mehr auf der mehr oder weniger primitiver Gemeinwesen, ob diese nun mit Hörigkeits- oder Sklavereiverhältnissen versetzt seien oder nicht.
Im Sklavensystem spielt das Geldkapital, das im Ankauf der Arbeits- kraft ausgelegt wird, die Rolle von Geldform des fixen Kapitals, das nur allmälig ersetzt wird, nach Ablauf der aktiven Lebensperiode des Sklaven. Bei den Athenern wird daher der Gewinn, den ein Sklavenbesitzer direkt durch industrielle Verwendung seines Sklaven, oder indirekt durch Ver- miethung desselben an andre industrielle Verwender (z. B. für Bergwerks- arbeit) zieht, auch nur betrachtet als Zins (nebst Amortisation) des vor- geschossnen Geldkapitals, ganz wie in der kapitalistischen Produktion der industrielle Kapitalist ein Stück des Mehrwerths, plus dem Verschleiss des fixen Kapitals, als Zins und Ersatz seines fixen Kapitals in Rechnung setzt; wie dies auch Regel ist bei den, fixes Kapital (Häuser, Maschinen etc.) vermiethenden Kapitalisten. Blosse Haussklaven, sei es, dass sie zur Leistung nothwendiger Dienste oder bloss zur Luxusparade dienen, kommen hier nicht in Betracht, sie entsprechen unsrer dienenden Klasse. Aber auch das Sklavensystem — sofern es in Agrikultur, Manufaktur, Schiffs- betrieb etc., die herrschende Form der produktiven Arbeit ist, wie in den entwickelten Staaten Griechenlands und in Rom — behält ein Element der Naturalwirthschaft bei. Der Sklavenmarkt selbst erhält beständig Zufuhr seiner Arbeitskraft-Waare durch Krieg, Seeraub etc., und dieser Raub ist seinerseits nicht durch einen Cirkulationsprocess vermittelt, son- dern Naturalaneignung fremder Arbeitskraft durch direkten physischen Zwang. Selbst in den Vereinigten Staaten, nachdem das Zwischengebiet zwischen den Lohnarbeits-Staaten des Nordens und den Sklaven-Staaten des Südens sich in ein Sklavenzuchtgebiet für den Süden verwandelt, wo also der auf den Sklavenmarkt geworfne Sklave selbst ein Element der jährlichen Reproduktion geworden, genügte das für längre Zeit nicht, sondern wurde noch möglichst lange afrikanischer Sklavenhandel zur Füllung des Markts fortgetrieben.
b) Die auf Basis der kapitalistischen Produktion sich naturwüchsig vollziehenden Ab- und Rückströmungen des Geldes bei Umsatz des jähr- lichen Produkts; die einmaligen Vorschüsse von fixen Kapitalen, ihrem ganzen Werthumfang nach, und das successive, über jahrelange Perioden sich verbreitende Herausziehn ihres Werths aus der Cirkulation, also ihre allmälige Rekonstitution in Geldform durch jährliche Schatzbildung, eine Schatzbildung, ihrem Wesen nach total verschieden von der ihr parallel gehenden, auf jährlich neuer Goldproduktion beruhenden Schatz- bildung; die verschiedne Länge der Zeit, worin je nach der Länge der Produktionsperioden der Waaren Geld vorgeschossen, also auch vorher schon stets von neuem aufgeschatzt werden muss, bevor es durch Ver- kauf der Waare aus der Cirkulation zurückgezogen werden kann; die verschiedne Länge der Vorschusszeit, die schon allein aus der ver- schiednen Entfernung des Produktionsorts vom Absatzmarkt entsteht; ebenso die Verschiedenheit in Größe und Periode des Rückflusses je nach dem Stand, resp. der relativen Größe der Produktionsvorräthe in ver- schiednen Geschäften und bei den verschiednen einzelnen Kapitalisten desselben Geschäftszweigs, also die Termine der Einkäufe von Elementen des konstanten Kapitals — alles das während des Reproduktionsjahrs: alle diese verschiednen Momente der naturwüchsigen Bewegung brauchen sich bloss durch Erfahrung bemerklich und auffallend gemacht zu haben, um planmäßig sowohl zu den mechanischen Hülfsmitteln des Kreditsys- tems den Anlass zu geben, wie auch zu der wirklichen Auffischung der vorhandnen verleihbaren Kapitale.
Es kommt hierzu noch der Unterschied der Geschäfte, deren Pro- duktion unter sonst normalen Verhältnissen kontinuirlich auf derselben Stufenleiter vor sich geht, und solcher, die in verschiednen Perioden des Jahrs Arbeitskraft in verschiednem Umfang anwenden, wie die Land- wirthschaft.
Als Beispiel der konfusen und zugleich renommistischen Gedanken- losigkeit politischer Oekonomen, bei Betrachtung der gesellschaftlichen Re-
produktion, diene der große Logiker Destutt de Tracy (vergl. Buch I, p. 146, Note 30), den selbst Ricardo ernsthaft nahm und a very distin- guished writer nennt. (Principles, p. 333.)
Dieser distinguirte Schriftsteller gibt folgende Aufschlüsse über den gesammten gesellschaftlichen Reproduktions- und Cirkulationsprocess:
„Man wird mich fragen wie diese Industrieunternehmer so grosse Profite machen und von wem sie sie ziehn können. Ich antworte, dass sie dies thun, indem sie alles was sie produciren, theurer verkaufen als es ihnen zu produciren gekostet; und dass sie es verkaufen
1) an einander für den ganzen Theil ihrer Konsumtion, bestimmt zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse, welche sie bezahlen mit einem Theil ihrer Profite;
2) an die Lohnarbeiter, sowohl an die, welche sie besolden, wie die, welche die müßigen Kapitalisten besolden; von welchen Lohn- arbeitern sie auf diesem Wege ihren ganzen Lohn zurückerhalten, aus- genommen etwa deren kleine Ersparnisse;
3) an die müßigen Kapitalisten, welche sie bezahlen mit dem Theil ihrer Revenue, den sie nicht schon abgegeben haben an die von ihnen direkt beschäftigten Lohnarbeiter; sodass die ganze Rente, welche sie ihnen jährlich zahlen, ihnen auf dem einen oder andern dieser Wege wieder zurückfließt.“ (Destutt de Tracy, Traité de la volonté et de ses effets. Paris 1821. p. 239.)
Also die Kapitalisten bereichern sich erstens, indem sie im Umsatz des Theils des Mehrwerths, den sie ihrer Privatkonsumtion widmen oder als Revenue verzehren, sich alle wechselseitig übervortheilen. Also, wenn dieser Theil ihres Mehrwerths, resp. ihrer Profite, = 400 £ ist, so werden aus diesen 400 £ etwa 500 £ dadurch, dass jeder Betheiligte der 400 £ dem andern seinen Theil um 25 % zu theuer verkauft. Da alle dasselbe thun, so ist das Resultat dasselbe, als hätten sie sich wechsel- seitig zum richtigen Werth verkauft. Nur brauchen sie zur Cirkulation eines Waarenwerths von 400 £ eine Geldmasse von 500 £, und dies scheint eher eine Methode sich zu verarmen als sich zu bereichern, indem sie einen grossen Theil ihres Gesammtvermögens in der nutzlosen Form von Cirkulationsmitteln unproduktiv aufbewahren müssen. Das Ganze kommt darauf hinaus, dass die Kapitalistenklasse trotz der allseitigen nominellen Preiserhöhung ihrer Waaren nur einen Waarenstock von 400 £
Werth unter sich zu ihrer Privatkonsumtion zu vertheilen haben, dass sie aber sich das wechselseitige Vergnügen machen, 400 £ Waarenwerth zu cirkuliren mit einer Geldmasse, die für 500 £ Waarenwerth erheischt ist.
Ganz abgesehn davon, dass hier „ein Theil ihrer Profite“ und also überhaupt ein Waarenvorrath, worin Profit sich darstellt, unterstellt ist. Destutt will uns aber gerade erklären, wo dieser Profit herkommt. Die Geldmasse, die nöthig ist um ihn zu cirkuliren, ist eine ganz unter- geordnete Frage. Die Waarenmasse, worin der Profit sich darstellt, scheint davon herzustammen, dass die Kapitalisten diese Waarenmasse nicht nur einander verkaufen, was bereits sehr schön und tief ist, sondern sich alle einander zu theuer verkaufen. Wir kennen jetzt also eine Quelle der Bereicherung der Kapitalisten. Sie kommt hinaus auf das Geheimniss des „Entspektor Bräsig,“ dass die große Armuth von der großen pauvreté herkommt.
2) Dieselben Kapitalisten verkaufen ferner „an die Lohnarbeiter, so- wohl an die, welche sie selbst besolden, wie an die, welche die müßigen Kapitalisten besolden; von welchen Lohnarbeitern sie auf diese Weise ihren ganzen Lohn zurückerhalten, ausgenommen deren kleine Ersparnisse.“
Der Rückfluss des Geldkapitals, in Form von welchem die Kapi- talisten den Lohn dem Arbeiter vorgeschossen haben, zu den Kapitalisten, macht nach Herrn Destutt die zweite Quelle der Bereicherung solcher Kapitalisten aus.
Wenn also die Kapitalistenklasse z. B. 100 £ den Arbeitern in Lohn gezahlt und dann dieselben Arbeiter von derselben Kapitalistenklasse Waare zum selben Werth von 100 £ kaufen, und daher die Summe von 100 £, welche die Kapitalisten als Käufer von Arbeitskraft vorgeschossen, ihnen beim Verkauf von Waaren zu 100 £ an die Arbeiter zurückfliesst, so bereichern sich dadurch die Kapitalisten. Es scheint, vom Stand- punkt des gewöhnlichen Menschenverstands, dass die Kapitalisten sich ver- mittelst dieser Procedur wieder im Besitz von 100 £ befinden, die sie vor der Procedur besaßen. Bei Beginn der Procedur besitzen sie 100 £ Geld, sie kaufen für diese 100 £ Arbeitskraft. Für diese 100 £ Geld producirt die gekaufte Arbeit Waaren von einem Werth, soviel wir bis jetzt wissen von 100 £. Durch Verkauf der 100 £ Waaren an die Arbeiter erhalten die Kapitalisten 100 £ Geld zurück. Die Kapitalisten besitzen also wieder 100 £ Geld, die Arbeiter aber für 100 £ Waare,
die sie selbst producirt haben. Wie sich die Kapitalisten dabei bereichern sollen ist nicht abzusehn. Wenn die 100 £ Geld ihnen nicht zurück- flössen, so hätten sie den Arbeitern erstens 100 £ Geld für ihre Arbeit zahlen, und zweitens ihnen das Produkt dieser Arbeit, für 100 £ Konsum- tionsmittel, umsonst geben müssen. Der Rückfluss könnte also höchstens erklären, warum die Kapitalisten durch die Operation nicht ärmer, keines- wegs aber, warum sie dadurch reicher geworden.
Eine andre Frage ist allerdings, wie die Kapitalisten die 100 £ Geld besitzen, und warum die Arbeiter, statt selbst für eigne Rechnung Waaren zu produciren, gezwungen sind, ihre Arbeitskraft gegen diese 100 £ auszutauschen. Aber dies ist etwas, was sich für einen Denker vom Kaliber Destutt’s von selbst versteht.
Destutt ist selbst nicht ganz befriedigt mit dieser Lösung. Er hatte uns ja nicht gesagt, dass man sich dadurch bereichert, dass man eine Geldsumme von 100 £ ausgibt und dann eine Geldsumme von 100 £ wieder einnimmt, also nicht durch den Rückfluss von 100 £ Geld, der ja nur zeigt, warum die 100 £ Geld nicht verloren gehn. Er hatte uns gesagt, dass die Kapitalisten sich bereichern, „indem sie alles was sie produciren theurer verkaufen als es ihnen zu kaufen gekostet hat.“
Also müssen sich auch die Kapitalisten in ihrer Transaktion mit den Arbeitern dadurch bereichern, dass sie denselben zu theuer verkaufen. Vortrefflich! „Sie zahlen Arbeitslohn . . . . und alles das fliesst ihnen zurück durch die Ausgaben aller dieser Leute, die ihnen“ [die Produkte] „theurer bezahlen als sie ihnen“ [den Kapitalisten] „vermittelst dieses Arbeitslohns gekostet haben.“ (p. 240.) Also die Kapitalisten zahlen 100 £ Lohn an die Arbeiter, und dann verkaufen sie den Arbeitern ihr eignes Produkt zu 120 £, sodass ihnen nicht nur die 100 £ zurück- fließen, sondern noch 20 £ gewonnen werden? Dies ist unmöglich. Die Arbeiter können nur mit dem Geld zahlen, das sie in Form von Arbeits- lohn erhalten haben. Wenn sie 100 £ Lohn von den Kapitalisten er- halten, können sie nur für 100 £ kaufen und nicht für 120 £. Also auf diese Weise ginge die Sache nicht. Es gibt aber noch einen andern Weg. Die Arbeiter kaufen von den Kapitalisten Waare für 100 £, er- halten aber in der That nur Waare zum Werth von 80 £. Sie sind daher unbedingt um 20 £ geprellt. Und der Kapitalist hat sich un- bedingt um 20 £ bereichert, weil er die Arbeitskraft thatsächlich 20 %
unter ihrem Werth gezahlt oder einen Abzug vom nominellen Arbeits- lohn zum Belauf von 20 % auf einem Umweg gemacht hat.
Die Kapitalistenklasse würde dasselbe Ziel erreichen, wenn sie von vornherein den Arbeitern nur 80 £ Lohn zahlte und ihnen hinterher für diese 80 £ Geld in der That 80 £ Waarenwerth lieferte. Dies scheint — die ganze Klasse betrachtet — der normale Weg, da nach Herrn Destutt selbst die Arbeiterklasse „genügenden Lohn“ (p. 219) er- halten muss, da dieser Lohn wenigstens hinreichen muss, um ihre Exi- stenz und Werkthätigkeit zu erhalten, „sich die genaueste Subsistenz zu verschaffen.“ (p. 180.) Erhalten die Arbeiter nicht diese hinreichenden Löhne, so ist dies nach demselben Destutt „der Tod der Industrie“ (p. 208), also wie es scheint kein Bereicherungsmittel für die Kapitalisten. Welches aber immer die Höhe der Löhne sei, welche die Kapitalisten- klasse der Arbeiterklasse zahlt, so haben sie einen bestimmten Werth, z. B. 80 £. Zahlt also die Kapitalistenklasse 80 £ an die Arbeiter, so hat sie ihnen 80 £ Waarenwerth für diese 80 £ zu liefern, und der Rückfluss der 80 £ bereichert sie nicht. Zahlt sie ihnen in Geld 100 £ und verkauft ihnen für 100 £ einen Waarenwerth für 80 £, so zahlte sie ihnen in Geld 25 % mehr als ihren normalen Lohn, und lieferte ihnen dafür in Waaren 25 % weniger.
Mit andern Worten: der Fonds, woher die Kapitalistenklasse über- haupt ihren Profit zieht, würde gebildet durch Abzug vom normalen Ar- beitslohn, durch Zahlung der Arbeitskraft unter ihrem Werth, d. h. unter dem Werth der Lebensmittel, die zu ihrer normalen Reproduktion als Lohnarbeiter nothwendig sind. Würde also der normale Arbeitslohn ge- zahlt, was nach Destutt geschehn soll, so existirte kein Fonds von Profit, weder für die Industriellen noch für die müßigen Kapitalisten.
Herr Destutt hätte also das ganze Geheimniss, wie sich die Kapi- talistenklasse bereichert, darauf reduciren müssen: durch Abzug am Ar- beitslohn. Die andern Fonds des Mehrwerths, wovon er sub 1 und sub 3 spricht, existirten dann nicht.
In allen Ländern also, wo der Geldlohn der Arbeiter reducirt ist auf den Werth der zu ihrer Subsistenz als Klasse nöthigen Konsumtions- mittel, existirte kein Konsumtionsfonds und kein Akkumulationsfonds für die Kapitalisten, also auch kein Existenzfonds der Kapitalistenklasse, also auch keine Kapitalistenklasse. Und zwar wäre dies nach Destutt der
Fall in allen reichen entwickelten Ländern alter Civilisation, denn hier „in unsern altgewurzelten Gesellschaften ist der Fonds, aus dem der Lohn bestritten wird . . . . eine beinahe konstante Größe.“ (p. 202.)
Auch beim Abbruch am Lohn kommt die Bereicherung der Kapita- listen nicht daher, dass sie erst dem Arbeiter 100 £ in Geld zahlen und ihm nachher 80 £ in Waaren für diese 100 £ Geld liefern — also in der That 80 £ Waare durch die um 25 % zu große Geld- summe von 100 £ cirkuliren, sondern daher, dass der Kapitalist vom Produkt des Arbeiters sich ausser dem Mehrwerth — dem Theil des Produkts, worin sich Mehrwerth darstellt — auch noch 25 % von dem Theil des Produkts aneignet, das dem Arbeiter in der Form von Arbeits- lohn anheimfallen sollte. In der albernen Weise, wie Destutt die Sache auffasst, würde die Kapitalistenklasse absolut nichts gewinnen. Sie zahlt 100 £ für Arbeitslohn und gibt dem Arbeiter für diese 100 £ von seinem eignen Produkt 80 £ Waarenwerth zurück. Aber bei der nächsten Operation muss sie wieder für dieselbe Procedur 100 £ vorschiessen. Sie macht sich also nur das nutzlose Vergnügen, 100 £ Geld vorzu- schiessen und 80 £ Waare dafür zu liefern, statt 80 £ Geld vorzu- schiessen und 80 £ Waare dafür zu liefern. D. h. sie schiesst be- ständig nutzlos ein um 25 % zu großes Geldkapital für die Cirkulation ihres variablen Kapitals vor, was eine ganz eigenthümliche Methode der Bereicherung ist.
3) Die Kapitalistenklasse verkauft endlich „an die müssigen Kapi- talisten, welche sie bezahlen mit dem Theil ihrer Revenue, den sie nicht schon abgegeben haben an die von ihnen direkt beschäftigten Lohnarbeiter; sodass die ganze Rente, welche sie jenen (den Müssigen) jährlich zahlt, ihr auf dem einen oder andern dieser Wege wieder zurückfliesst.“
Wir haben vorher gesehn, dass die industriellen Kapitalisten „mit einem Theil ihrer Profite den ganzen Theil ihrer Konsumtion, bestimmt zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse bezahlen.“ Gesetzt also, ihre Profite seien = 200 £. 100 £ z. B. verzehren sie für ihre individuelle Konsumtion. Aber die andre Hälfte = 100 £ gehört nicht ihnen, son- dern den müssigen Kapitalisten, d. h. den Grundrentlern und den auf Zins leihenden Kapitalisten. Sie haben also 100 £ Geld an diese Ge- sellschaft zu zahlen. Wir wollen nun sagen, von diesem Geld brauchen diese letztren 80 £ zu ihrer eignen Konsumtion und 20 £ zum Kauf
von Bedienten etc. Sie kaufen also mit den 80 £ Konsumtionsmittel von den industriellen Kapitalisten. Damit strömen diesen, während sich für 80 £ Produkt von ihnen entfernt, 80 £ Geld zurück oder ⅘ von den 100 £, die sie an die müssigen Kapitalisten unter den Namen Rente, Zins etc. gezahlt haben. Ferner die Bedientenklasse, die direkten Lohnarbeiter der müssigen Kapitalisten, haben von ihren Herrschaften 20 £ Lohn erhalten. Sie kaufen damit ebenfalls von den industriellen Kapitalisten für 20 £ Konsumtionsmittel. Damit strömen diesen, während sich für 20 £ Produkt von ihnen entfernt, 20 £ Geld zurück oder das letzte Fünftel von den 100 £ Geld, die sie an die müssigen Kapi- talisten als Rente, Zins etc. gezahlt haben.
Am Ende der Transaktion sind den industriellen Kapitalisten die 100 £ Geld, die sie zur Zahlung von Rente, Zins etc. an die müssigen Kapitalisten abgetreten, zurückgeströmt, während die Hälfte ihres Mehr- produkts = 100 £ aus ihren Händen in den Konsumtionsfonds der müssigen Kapitalisten übergegangen ist.
Es ist also für die Frage, um die es sich hier handelt, offenbar ganz überflüssig, die Theilung der 100 £ zwischen den müssigen Kapi- talisten und ihren direkten Lohnarbeitern irgendwie ins Spiel zu bringen. Die Sache ist einfach: Ihre Renten, Zinsen, kurz der Antheil, der ihnen vom Mehrwerth = 200 £ zukommt, wird ihnen von den industriellen Kapitalisten in Geld gezahlt, in 100 £. Mit diesen 100 £ kaufen sie direkt oder indirekt Konsumtionsmittel von den industriellen Kapitalisten. Sie zahlen ihnen also zurück 100 £ Geld, und entziehn ihnen für 100 £ Konsumtionsmittel.
Damit hat der Rückfluss der von den industriellen Kapitalisten an die müssigen Kapitalisten gezahlten 100 £ Geld stattgefunden. Ist dieser Geldrückfluss, wie Destutt schwärmt, ein Mittel der Bereicherung für die industriellen Kapitalisten? Vor der Transaktion hatten sie eine Werth- summe von 200 £; 100 £ in Geld und 100 £ in Konsumtionsmitteln. Nach der Transaktion besitzen sie nur die Hälfte der ursprünglichen Werthsumme. Sie haben wieder die 100 £ in Geld, aber sie haben ver- loren die 100 £ in Konsumtionsmitteln, die in die Hände der müssigen Kapitalisten übergegangen sind. Sie sind also um 100 £ ärmer statt um 100 £ reicher. Hätten sie statt des Umwegs, erst 100 £ Geld zu zahlen, und dann diese 100 £ Geld zurückzuerhalten in Zahlung von
100 £ Konsumtionsmittel, direkt Rente, Zins etc. in der Naturalform ihres Produkts gezahlt, so strömten ihnen keine 100 £ Geld aus der Cir- kulation zurück, weil sie keine 100 £ Geld in sie hineingeworfen hätten. Auf dem Weg der Naturalzahlung hätte sich die Sache einfach so dar- gestellt, dass sie von dem Mehrprodukt zum Werth von 200 £ die Hälfte für sich behalten und die andre Hälfte ohne Aequivalent an die müssigen Kapitalisten weggegeben. Selbst Destutt hätte dies nicht für ein Mittel der Bereicherung zu erklären sich versucht fühlen können.
Das Land und das Kapital, das die industriellen Kapitalisten von den müßigen Kapitalisten geliehn und wofür sie ihnen einen Theil des Mehrwerths in Form von Grundrente, Zins etc. zu zahlen haben, war ihnen natürlich profitlich, denn es war eine der Bedingungen der Produk- tion sowohl des Produkts überhaupt, wie des Theils des Produkts, der Mehrprodukt bildet oder worin sich der Mehrwerth darstellt. Dieser Profit fließt aus der Benutzung des geliehnen Landes und Kapitals, aber nicht aus dem Preis, der dafür bezahlt wird. Dieser Preis konstituirt vielmehr einen Abzug davon. Oder es müsste behauptet werden, die in- dustriellen Kapitalisten würden nicht reicher, sondern ärmer, wenn sie die andre Hälfte des Mehrwerths für sich selber behalten könnten statt sie wegzugeben. Aber zu solcher Konfusion führt es, wenn man Cirku- lationserscheinungen, wie Geldrückfluss, zusammenwirft mit der Verthei- lung des Produkts, welche durch solche Cirkulationsphänomene nur ver- mittelt ist.
Und doch ist derselbe Destutt so pfiffig zu bemerken: „woher kommen die Revenuen dieser müßigen Leute? Kommen sie nicht aus der Rente, die ihnen aus ihrem Profit Diejenigen zahlen, die die Kapi- tale der erstern arbeiten machen, d. h. Diejenigen, die mit den Fonds der erstern eine Arbeit besolden, die mehr producirt als sie kostet, in einem Worte, die Industriellen? Auf diese muss man also immer zurück- gehn, um die Quelle alles Reichthums zu finden. Sie sind es, die in Wirklichkeit die von den erstren beschäftigten Lohnarbeiter ernähren.“ (p. 246.)
Also jetzt ist die Zahlung dieser Rente etc. Abbruch an dem Profit der Industriellen. Vorhin war es Mittel für sie, sich zu bereichern.
Aber ein Trost ist unserm Destutt noch geblieben. Diese braven Industriellen treiben es mit den müßigen Industriellen wie sie es unter ein-
ander und gegen die Arbeiter getrieben haben. Sie verkaufen ihnen alle Waaren zu theuer, z. B. um 20 %. Nun ist zweierlei möglich. Die Müßigen haben ausser den 100 £, die sie jährlich von den Industriellen erhalten, noch andre Geldmittel oder sie haben sie nicht. Im ersten Fall verkaufen die Industriellen ihnen Waare und Werthe von 100 £ zum Preis sage von 120 £. Es strömen ihnen also beim Verkauf ihrer Waaren nicht nur die 100 £ zurück, die sie an die Müßigen gezahlt, sondern ausserdem noch 20 £, die wirklich Neuwerth für sie bilden. Wie steht nun die Rechnung? Sie haben für 100 £ Waare umsonst weggegeben, denn die 100 £ Geld, womit sie zum Theil bezahlt, waren ihr eignes Geld. Ihre eigne Waare ist ihnen also mit ihrem eignen Geld bezahlt worden. Also 100 £ Verlust. Aber sie haben ausserdem 20 £ für Ueberschuss des Preises über den Werth erhalten. Also 20 £ Ge- winn; dazu 100 £ Verlust macht 80 £ Verlust, wird nie ein Plus, bleibt immer ein Minus. Die an den Müßigen verübte Prellerei hat den Verlust der Industriellen vermindert, aber deswegen nicht Verlust von Reichthum für sie in Bereicherungsmittel verwandelt. Diese Methode kann aber auf die Länge nicht gehn, da die Müßigen unmöglich jährlich 120 £ Geld zahlen können, wenn sie jährlich nur 100 £ Geld einnehmen.
Also die andre Methode: Die Industriellen verkaufen Waaren von 80 £ Werth für die 100 £ Geld, die sie den Müßigen bezahlt haben. In diesem Fall geben sie vor wie nach 80 £ umsonst weg, in der Form von Rente, Zins etc. Durch diese Prellerei haben sie den Tribut an die Müßigen vermindert, aber er existirt nach wie vor, und die Müßigen sind im Stand, nach derselben Theorie, wonach die Preise von dem guten Willen der Verkäufer abhängen, künftig 120 £ Rente, Zins etc. für ihr Land und Kapital zu verlangen, statt wie bisher 100 £.
Diese glänzende Entwicklung ist ganz des tiefen Denkers würdig, der auf der einen Seite dem A. Smith abschreibt, dass „Arbeit die Quelle alles Reichthums ist“ (p. 242), dass die industriellen Kapitalisten „ihr Kapital anwenden um Arbeit zu bezahlen, die es mit Profit reproducirt“ (p. 246), und auf der andern Seite schliesst, dass diese industriellen Ka- pitalisten „alle übrigen Menschen ernähren, allein das öffentliche Ver- mögen vermehren und alle unsre Mittel des Genusses schaffen“ (p. 242), dass nicht die Kapitalisten von den Arbeitern, sondern die Arbeiter von den Kapitalisten ernährt werden und zwar aus dem brillanten Grund,
weil das Geld, womit die Arbeiter gezahlt werden, nicht in ihrer Hand bleibt, sondern beständig zu den Kapitalisten zurückkehrt in Zahlung der von den Arbeitern producirten Waaren. „Sie empfangen nur mit einer Hand und geben mit der andern zurück. Ihre Konsumtion muss also angesehn werden als erzeugt durch Diejenigen, die sie besolden.“ (p. 235.)
Nach dieser erschöpfenden Darstellung der gesellschaftlichen Repro- duktion und Konsumtion, wie sie vermittelt ist durch die Geldcirkulation, fährt Destutt fort: „Das ist es, was dies perpetuum mobile des Reich- thums vervollständigt, eine Bewegung, die obwohl schlecht verstanden“ [mal connu — sicher!] „mit Recht Cirkulation genannt worden ist; denn sie ist in der That ein Kreislauf und kommt immer zurück zu ihrem Ausgangspunkt. Dieser Punkt ist derjenige, wo die Produktion sich voll- zieht.“ (p. 139, 140.)
Destutt, that very distinguished writer, membre de l’Institut de France et de la Société Philosophique de Philadelphie, und in der That gewissermaßen ein Lumen unter den Vulgärökonomen, ersucht den Leser schliesslich, die wundervolle Klarheit zu bewundern, womit er den Ver- lauf des gesellschaftlichen Processes dargestellt, den Lichtstrom den er über den Gegenstand ausgegossen, und ist sogar herablassend genug, dem Leser mitzutheilen wo all dies Licht herkommt. Dies muss im Original gegeben werden:
„On remarquera, j’espère, combien cette manière de considérer la consommation de nos richesses est concordante avec tout ce que nous avons dit à propos de leur production et de leur distribution, et en même temps quelle clarté elle répand sur toute la marche de la société. D’où viennent cet accord et cette lucidité? De ce que nous avons rencontré la vérité. Cela rappelle l’effet de ces miroirs oé les objets se peignent nettement et dans leurs justes proportions, quand on est placé dans leur vrai point-de-vue, et où tout paraît confus et désuni, quand on en est trop prés ou trop loin.“ (p. 242, 243.)
Voilà le crétinisme bourgeois dans toute sa béatitude!
Akkumulation und erweiterte Reproduktion.
Es wurde in Buch I gezeigt, wie die Akkumulation für den einzelnen Kapitalisten verläuft. Durch die Versilberung des Waarenkapitals wird auch das Mehrprodukt versilbert, in dem sich der Mehrwerth darstellt. Diesen so in Geld verwandelten Mehrwerth rückverwandelt der Kapitalist in zuschüssige Naturalelemente seines produktiven Kapitals. Im nächsten Kreislauf der Produktion liefert das vergrößerte Kapital ein vergrößertes Produkt. Was aber beim individuellen Kapital, muss auch erscheinen in der jährlichen Gesammtreproduktion, ganz wie wir gesehn bei Betrach- tung der einfachen Reproduktion, dass der successive Niederschlag — beim individuellen Kapital — seiner verbrauchten fixen Bestandtheile in Geld, das aufgeschatzt wird, sich auch in der jährlichen gesellschaftlichen Re- produktion ausdrückt.
Wenn ein individuelles Kapital = 400c + 100v ist, der jährliche Mehrwerth = 100, so ist das Waarenprodukt = 400c + 100v + 100m. Diese 600 werden in Geld verwandelt. Von diesem Geld werden wieder 400c umgesetzt in Naturalform von konstantem Kapital, 100v in Arbeitskraft, und — falls der gesammte Mehrwerth akkumulirt wird — ausserdem 100m verwandelt in zuschüssiges konstantes Kapital, durch Umsatz in Naturalelemente des produktiven Kapitals. Es ist dabei unter- stellt: 1) dass diese Summe unter den gegebnen technischen Bedingungen genügend ist, sei es zur Ausdehnung des fungirenden konstanten Kapitals, sei es zur Anlage eines neuen industriellen Geschäfts. Es kann aber auch sein, dass die Verwandlung von Mehrwerth in Geld und die Auf- schatzung dieses Geldes für viel längre Zeit nöthig ist, bevor dieser Pro- cess statthaben, also wirkliche Akkumulation, Erweitrung der Produktion eintreten kann. 2) Es ist vorausgesetzt, dass in der That schon vorher
Produktion auf erweiterter Stufenleiter eingetreten; denn um das Geld (den in Geld aufgeschatzten Mehrwerth) in Elemente des produktiven Ka- pitals verwandeln zu können, müssen diese Elemente als Waaren auf dem Markte kaufbar sein; es macht dabei auch keinen Unterschied, wenn sie nicht als fertige Waaren gekauft, sondern auf Bestellung angefertigt werden. Bezahlt werden sie erst, nachdem sie da sind, und jedenfalls nachdem mit Bezug auf sie wirkliche Reproduktion auf erweiterter Stufen- leiter, Ausdehnung der bisher normalen Produktion, bereits stattgefunden hat. Sie mussten potentiell, d. h. in ihren Elementen da sein, da es doch nur des Anstosses der Bestellung, d. h. eines dem Dasein der Waare vor- ausgehenden Kaufs derselben und ihres anticipirten Verkaufs bedarf, da- mit ihre Produktion wirklich stattfinde. Das Geld auf der einen Seite ruft dann die erweiterte Reproduktion auf der andern ins Leben, weil deren Möglichkeit ohne das Geld da ist; denn Geld an sich selbst ist kein Element der wirklichen Reproduktion.
Wenn Kapitalist A z. B. während eines Jahrs oder einer größren Anzahl von Jahren die successive von ihm producirten Mengen von Waarenprodukt verkauft, so verwandelt er auch damit den Theil des Waarenprodukts, der Träger des Mehrwerths ist — das Mehrprodukt — also den von ihm in Waarenform producirten Mehrwerth selbst successive in Geld, speichert dies nach und nach auf und bildet sich so potentielles neues Geldkapital; potentiell wegen seiner Fähigkeit und Bestimmung in Elemente von produktivem Kapital umgesetzt zu werden. Thatsächlich aber vollzieht er nur einfache Schatzbildung, die kein Element der wirklichen Reproduktion ist. Seine Thätigkeit besteht dabei zunächst nur im succes- siven Entziehn von cirkulirendem Geld aus der Cirkulation, wobei natür- lich nicht ausgeschlossen ist, dass das cirkulirende Geld, das er so unter Schloss und Riegel sperrt, eben selbst noch — vor seinem Eintritt in die Cirkulation — Theil eines andern Schatzes war. Dieser Schatz des A, der potentiell neues Geldkapital ist, ist kein zusätzlicher gesellschaft- licher Reichthum, ebensowenig wie wenn es in Konsumtionsmitteln ver- ausgabt würde. Aber Geld, das dem Umlauf entzogen, also vorher in ihm vorhanden war, mag vorher schon einmal als Schatzbestandtheil ge- lagert haben, oder Geldform von Arbeitslohn gewesen sein, Produktions- mittel oder andre Waare versilbert, konstante Kapitaltheile oder Revenue eines Kapitalisten cirkulirt haben. Es ist ebensowenig neuer Reichthum,
als Geld; vom Standpunkt der einfachen Waarencirkulation aus betrachtet, Träger nicht nur seines vorhandnen, sondern seines zehnfachen Werths ist, weil es zehnmal im Tag umgeschlagen, zehn verschiedne Waaren- werthe realisirt hat. Die Waaren sind ohne es da und es selbst bleibt was es ist (oder wird noch geringer durch Verschleiss) in einem Um- schlag oder in zehn. Nur in der Goldproduktion — soweit das Goldpro- dukt Mehrprodukt enthält, Träger von Mehrwerth — ist neuer Reichthum (potentielles Geld) geschaffen, und nur soweit das ganze neue Goldprodukt in Cirkulation tritt, vermehrt es das Geldmaterial potentieller neuer Geld- kapitale.
Obgleich kein zuschüssiger neuer gesellschaftlicher Reichthum, stellt dieser in Geldform aufgeschatzte Mehrwerth neues potentielles Geldkapital vor, wegen der Funktion, für die es aufgespeichert wird. (Wir werden später sehn, dass neues Geldkapital auch auf andrem Weg, als durch all- mälige Vergoldung von Mehrwerth entspringen kann.)
Geld wird der Cirkulation entzogen und als Schatz aufgespeichert durch Verkauf der Waare ohne nachfolgenden Kauf. Wird diese Operation also als allgemein vor sich gehend aufgefasst, so scheint nicht abzusehn, wo die Käufer herkommen sollen, da in diesem Process — und er muss allgemein aufgefasst werden, indem jedes individuelle Kapital sich in Ak- kumulationsprocedur befinden kann, — Jeder verkaufen will um aufzu- schatzen, Keiner kaufen.
Stellte man sich den Cirkulationsprocess zwischen den verschiednen Theilen der jährlichen Reproduktion als in gerader Linie verlaufend vor — was falsch, da er mit wenigen Ausnahmen allzumal aus gegeneinander rückläufigen Bewegungen besteht, — so müsste man mit dem Gold- (resp. Silber-) Producenten beginnen, der kauft ohne zu verkaufen, und voraus- setzen, dass alle Andren an ihn verkaufen. Dann ginge das gesammte jährliche gesellschaftliche Mehrprodukt (der Träger des gesammten Mehr- werths) an ihn über und sämmtliche andre Kapitalisten vertheilten pro rata unter sich sein von Natur in Geld existirendes Mehrprodukt, die Naturalvergoldung seines Mehrwerths; denn der Theil des Produkts des Goldproducenten, der sein fungirendes Kapital zu ersetzen hat, ist schon gebunden und darüber verfügt. Der in Gold producirte Mehrwerth des Goldproducenten wäre dann der einzige Fonds, aus dem alle übrigen Ka- pitalisten die Materie für Vergoldung ihres jährlichen Mehrprodukts ziehn.
Er müsste also der Werthgröße nach gleich sein dem ganzen gesellschaft- lichen jährlichen Mehrwerth, der erst in die Form von Schatz sich ver- puppen muss. So abgeschmackt diese Voraussetzungen, so hülfen sie zu weiter nichts, als die Möglichkeit einer allgemeinen gleichzeitigen Schatz- bildung zu erklären, womit die Reproduktion selbst, ausser auf Seite der Goldproducenten, um keinen Schritt weiter wäre.
Bevor wir diese scheinbare Schwierigkeit lösen, ist zu unterscheiden: Akkumulation in Abtheilung I (Produktion von Produktionsmitteln) und in Abtheilung II (Produktion von Konsumtionsmitteln). Wir beginnen mit I.
Es ist klar, dass sowohl die Kapitalanlagen in den zahlreichen In- dustriezweigen, woraus Klasse I besteht, wie die verschiednen individu- ellen Kapitalanlagen innerhalb jedes dieser Industriezweige, je nach ihrem Lebensalter, d. h. ihrer schon verflossnen Funktionsdauer, ganz abgesehn von ihrem Umfang, technischen Bedingungen, Marktverhältnissen u. s. w., sich auf verschiednen Stufen des Processes der successiven Verwandlung von Mehrwerth in potentielles Geldkapital befinden, ob dies Geldkapital nun zur Erweiterung ihres fungirenden Kapitals dienen soll, oder zur Anlage neuer industrieller Geschäfte — den zwei Formen der Erweitrung der Produktion. Ein Theil der Kapitalisten verwandelt daher beständig sein zu entsprechender Größe angewachsnes potentielles Geldkapital in produktives Kapital, d. h. kauft mit dem durch Vergoldung von Mehr- werth aufgeschatzten Geld Produktionsmittel, zuschüssige Elemente von konstantem Kapital; während ein andrer Theil noch beschäftigt ist mit der Aufschatzung seines potentiellen Geldkapitals. Kapitalisten, diesen beiden Kategorien angehörig, treten sich also gegenüber, die Einen als Käufer, die Andern als Verkäufer, und jeder der beiden in dieser exclusiven Rolle.
A verkaufe z. B. 600 (= 400c + 100v + 100m) an B (der mehr als einen Käufer repräsentiren mag). Er hat für 600 Waaren ver- kauft, gegen 600 in Geld, wovon 100 Mehrwerth darstellen, die er der Cirkulation entzieht, sie aufschatzt als Geld; aber diese 100 Geld sind
nur die Geldform des Mehrprodukts, das der Träger eines Werths von 100 war. Die Schatzbildung ist überhaupt keine Produktion, also von vornherein auch kein Inkrement der Produktion. Die Aktion des Kapi- talisten dabei besteht nur darin, dass er das durch Verkauf des Mehr- produkts von 100 ergatterte Geld der Cirkulation entzieht, festhält und mit Beschlag belegt. Diese Operation findet nicht nur statt auf Seiten des A, sondern auf zahlreichen Punkten der Cirkulationsperipherie von andren A', A'', A''', Kapitalisten, die alle ebenso emsig an dieser Sorte Schatzbildung arbeiten. Diese zahlreichen Punkte, wo Geld der Cirku- lation entzogen wird und sich in zahlreichen individuellen Schätzen, resp. potentiellen Geldkapitalen aufhäuft, scheinen eben so viele Hindernisse der Cirkulation, weil sie das Geld immobilisiren und es seiner Cirku- lationsfähigkeit für längre oder kürzre Zeit berauben. Es ist aber zu er- wägen, dass bei einfacher Waarencirkulation, lange bevor diese auf kapi- talistischer Waarenproduktion begründet wird, Schatzbildung stattfindet; das in der Gesellschaft vorhandne Geldquantum ist immer größer als der in aktiver Cirkulation befindliche Theil desselben, obgleich dieser je nach Umständen anschwillt oder abnimmt. Diese selben Schätze und die- selbe Schatzbildung finden wir hier wieder, aber jetzt als ein dem kapi- talistischen Produktionsprocess immanentes Moment.
Man begreift das Vergnügen, wenn innerhalb des Kreditwesens alle diese potentiellen Kapitale durch ihre Koncentration in Händen von Banken u. s. w. zu disponiblem Kapital, „loanable capital“, Geldkapital werden, und zwar nicht mehr zu passivem und als Zukunftsmusik, sondern zu aktivem, wucherndem (hier wuchern im Sinn des Wachsens).
A vollbringt diese Schatzbildung aber nur sofern er — mit Bezug auf sein Mehrprodukt — nur als Verkäufer, nicht hintennach als Käufer auftritt. Seine successive Produktion von Mehrprodukt — dem Träger seines zu vergoldenden Mehrwerths — ist also die Voraussetzung seiner Schatzbildung. Im gegebnen Fall, wo die Cirkulation nur innerhalb Kategorie I betrachtet wird, ist die Naturalform des Mehrprodukts, wie die des Gesammtprodukts, von dem es einen Theil bildet, Naturalform eines Elements des konstanten Kapitals I, d. h. gehört in die Kategorie der Produktionsmittel von Produktionsmitteln. Was daraus wird, d. h. zu welcher Funktion es dient, in der Hand der Käufer B, B', B'' etc., werden wir gleich sehn.
Was aber hier zunächst festzuhalten ist dies: Obgleich A Geld für seinen Mehrwerth der Cirkulation entzieht und es aufschatzt, wirft er andrerseits Waare in sie hinein, ohne ihre andre Waare dafür zu ent- ziehn, wodurch B, B', B'' etc. ihrerseits befähigt werden, Geld hinein zu werfen und dafür nur Waare ihr zu entziehn. Im gegebnen Fall geht diese Waare, ihrer Naturalform wie ihrer Bestimmung nach, als fixes oder flüssiges Element in das konstante Kapital von B, B' etc. ein. Ueber letztres mehr, sobald wir es mit dem Käufer des Mehrprodukts, dem B, B' etc. zu schaffen haben werden.
Bemerken wir hier nebenbei: Wie vorher, bei Betrachtung der ein- fachen Reproduktion, finden wir hier wieder, dass der Umsatz der ver- schiednen Bestandtheile des jährlichen Produkts, d. h. ihre Cirkulation (die zugleich Reproduktion des Kapitals und zwar seine Wiederherstellung in seinen verschiednen Bestimmtheiten, konstantes, variables, fixes, cirkuliren- des, Geldkapital, Waarenkapital umfassen muss) keineswegs blossen Kauf von Waare voraussetzt, der sich durch nachfolgenden Verkauf, oder Ver- kauf, der sich durch nachfolgenden Kauf ergänzt, sodass thatsächlich nur Umsatz von Waare gegen Waare stattfände, wie die politische Oekonomie, namentlich die Freihandelsschule seit den Physiokraten und Adam Smith annimmt. Wir wissen, dass das fixe Kapital, nachdem die Auslage dafür einmal gemacht, während seiner ganzen Funktionszeit nicht erneuert wird, sondern in der alten Form fortwirkt, während sein Werth sich allmälig in Geld niederschlägt. Wir sahen nun, dass die periodische Erneuerung des fixen Kapitals IIc (welcher gesammte Kapitalwerth IIc sich umsetzt in Elemente zum Werth von I (v + m)) voraussetzt einerseits blossen Kauf des fixen Theils von IIc, der sich aus Geldform in Naturalform rückverwandelt, und welchem entspricht blosser Verkauf von Im; andrer- seits voraussetzt blossen Verkauf von Seiten IIc, Verkauf des fixen (Verschleiss-) Werththeils desselben, der sich in Geld niederschlägt, und welchem entspricht blosser Kauf von Im. Damit sich hier der Umsatz normal vollziehe, ist vorauszusetzen, dass blosser Kauf seitens IIc dem Werthumfang nach gleich sei dem blossen Verkauf seitens IIc, und ebenso, dass der blosse Verkauf von Im an IIc, Theil 1, gleich sei seinem blossen Kauf von IIc, Theil 2. (S. 463). Sonst wird die einfache Re-
produktion gestört; blosser Kauf hier muss gedeckt werden durch blossen Verkauf dort. Ebenso ist hier vorauszusetzen, dass der blosse Verkauf des schatzbildenden Theils A, A', A'' von Im im Gleichgewicht stehe mit dem blossen Kauf des Theils B, B', B'', in Im, der seinen Schatz in Elemente von zusätzlichem produktivem Kapital verwandelt.
Soweit das Gleichgewicht dadurch hergestellt wird, dass der Käufer nachher und für den gleichen Werthbetrag als Verkäufer auftritt und umgekehrt, findet Rückfluss des Geldes statt an die Seite, die es beim Kauf vorgeschossen, die zuerst verkauft hat, ehe sie wieder kaufte. Das wirkliche Gleichgewicht, mit Bezug auf den Waarenumsatz selbst, den Umsatz der verschiednen Theile des jährlichen Produkts, ist aber bedingt durch gleichen Werthbetrag der gegen einander umgesetzten Waaren.
Soweit aber bloss einseitige Umsätze stattfinden, Masse blosser Käufe einerseits, Masse blosser Verkäufe andrerseits — und wir haben gesehn, dass der normale Umsatz des jährlichen Produkts auf kapitalistischer Grundlage diese einseitigen Metamorphosen bedingt — ist das Gleich- gewicht nur vorhanden unter der Annahme, dass der Werthbetrag der einseitigen Käufe und der Werthbetrag der einseitigen Verkäufe sich decken. Die Thatsache, dass die Waarenproduktion die allgemeine Form der kapi- talistischen Produktion ist, schliesst bereits die Rolle ein, die das Geld, nicht nur als Cirkulationsmittel, sondern als Geldkapital in derselben spielt, und erzeugt gewisse, dieser Produktionsweise eigenthümliche Bedin- gungen des normalen Umsatzes, also des normalen Verlaufs der Repro- duktion, sei es auf einfacher, sei es auf erweiterter Stufenleiter, die in ebenso viele Bedingungen des anormalen Verlaufs, Möglichkeiten von Krisen umschlagen, da das Gleichgewicht — bei der naturwüchsigen Gestaltung dieser Produktion — selbst ein Zufall ist.
Wir haben ebenso gesehn, dass bei dem Umsatz von Iv gegen entsprechen- den Werthbetrag von IIc, zwar für IIc schliesslich Ersatz von Waare II durch gleichen Werthbetrag von Waare I stattfindet, dass also seitens des Gesammt- kapitalisten II hier Verkauf der eignen Waare nachträglich sich ergänzt durch Kauf von Waare I zum selben Werthbetrag. Dieser Ersatz findet statt; es findet aber nicht statt ein Austausch seitens der Kapitalisten I und II in diesem Umsatz ihrer wechselseitigen Waaren. IIc verkauft seine Waare an die Arbeiterklasse von I, diese tritt ihm einseitig als Waarenverkäufer,
es tritt ihr einseitig als Waarenverkäufer gegenüber; mit dem hierdurch gelösten Geld tritt IIc einseitig als Waarenkäufer dem Gesammtkapita- listen I gegenüber, dieser ihm bis zum Betrag von Iv einseitig als Waarenverkäufer. Nur durch diesen Waarenverkauf reproducirt I schliess- lich sein variables Kapital wieder in Form von Geldkapital. Tritt das Kapital von I dem von II einseitig als Waarenverkäufer bis zum Betrag von Iv gegenüber, so seiner Arbeiterklasse gegenüber als Waarenkäufer im Ankauf ihrer Arbeitskraft; und tritt die Arbeiterklasse I dem Kapi- talisten II einseitig als Waarenkäufer gegenüber (nämlich als Käufer von Lebensmitteln), so dem Kapitalisten I einseitig als Waarenverkäufer, näm- lich als Verkäufer ihrer Arbeitskraft.
Das fortwährende Angebot der Arbeitskraft von Seiten der Arbeiter- klasse in I, die Rückverwandlung eines Theils des Waarenkapitals I in Geldform des variablen Kapitals, der Ersatz eines Theils des Waaren- kapitals II durch Naturalelemente des konstanten Kapitals IIc — alle diese nothwendigen Voraussetzungen bedingen sich wechselseitig, werden aber vermittelt durch einen sehr komplicirten Process, der drei unab- hängig von einander vorgehende, aber sich mit einander verschlingende Cirkulationsprocesse einschliesst. Die Komplicirtheit des Processes selbst bietet ebenso viel Anlässe zu anormalem Verlauf.
Das Mehrprodukt, der Träger des Mehrwerths, kostet den Aneignern desselben, den Kapitalisten I nichts. Sie haben in keinerlei Art Geld oder Waaren vorzuschiessen, um es zu erhalten. Vorschuss (avance) ist schon bei den Physiokraten die allgemeine Form von Werth, verwirklicht in Elementen von produktivem Kapital. Was sie also vorschiessen, ist nichts als ihr konstantes und variables Kapital. Der Arbeiter erhält ihnen nicht nur durch seine Arbeit ihr konstantes Kapital; er ersetzt ihnen nicht nur den variablen Kapitalwerth durch einen entsprechenden neugeschaffnen Werththeil in Form von Waare; durch seine Mehrarbeit liefert er ihnen ausserdem einen in Form von Mehrprodukt existirenden Mehrwerth. Durch den successiven Verkauf dieses Mehrprodukts bilden sie den Schatz, zuschüssiges potentielles Geldkapital. Im hier betrachteten Fall besteht dies Mehrprodukt von vornherein aus Produktionsmitteln von Produktionsmitteln. Erst in der Hand von B, B,' B'' etc. (I) fungirt
dies Mehrprodukt als zuschüssiges konstantes Kapital; aber es ist dies virtualiter schon bevor es verkauft wird, schon in der Hand der Schatz- bildner A, A,' A'' (I). Wenn wir bloss den Werthumfang der Repro- duktion seitens I betrachten, so befinden wir uns noch innerhalb der Grenzen der einfachen Roproduktion, denn kein zusätzliches Kapital ist in Bewegung gesetzt worden, um dies virtualiter zuschüssige konstante Kapital (das Mehrprodukt) zu schaffen, auch keine größre Mehrarbeit, als die auf Grundlage der einfachen Reproduktion verausgabte. Der Unter- schied liegt hier nur in der Form der angewandten Mehrarbeit, der kon- kreten Natur ihrer besondren nützlichen Weise. Sie ist verausgabt worden in Produktionsmitteln für Ic statt für IIc, in Produktionsmitteln für Produktionsmittel statt in Produktionsmitteln für Konsumtionsmittel. Bei der einfachen Reproduktion wurde vorausgesetzt, dass der ganze Mehrwerth I verausgabt wird als Revenue, also in Waaren II; er be- stand also nur aus solchen Produktionsmitteln, die das konstante Kapital IIc in seiner Naturalform wieder zu ersetzen haben. Damit also der Uebergang von der einfachen zur erweiterten Reproduktion vor sich gehe, muss die Produktion in Abtheilung I im Stande sein, weniger Ele- mente des konstanten Kapitals für II, aber um ebensoviel mehr für I herzustellen. Erleichtert wird dieser Uebergang, der sich nicht immer ohne Schwierigkeit vollziehn wird, durch die Thatsache, dass eine Anzahl Produkte von I als Produktionsmittel in beiden Abtheilungen dienen können.
Es folgt also, dass — bloss dem Werthumfang nach betrachtet — innerhalb der einfachen Reproduktion das materielle Substrat der er- weiterten Reproduktion producirt wird. Es ist einfach direkt in Pro- duktion von Produktionsmitteln, in Schöpfung von virtuellem zuschüssigem Kapital I verausgabte Mehrarbeit der Arbeiterklasse I. Die Bildung von virtuellem zusätzlichem Geldkapital seitens A, A', A'' (I) — durch suc- cessiven Verkauf ihres Mehrprodukts, das ohne alle kapitalistische Geld- ausgabe gebildet — ist also hier die blosse Geldform von zuschüssig producirten Produktionsmitteln I.
Produktion von virtuellem zusätzlichem Kapital drückt also in un- serm Fall (denn wie wir sehn werden kann es sich auch ganz anders bilden) nichts aus als ein Phänomen des Produktionsprocesses selbst, Pro- duktion, in einer bestimmten Form, von Elementen des produktiven Kapitals.
Produktion auf großer Stufenleiter von zuschüssigem virtuellem Geld- kapital — auf zahlreichen Punkten der Cirkulationsperipherie — ist also nichts als Resultat und Ausdruck vielseitiger Produktion von virtuell zu- sätzlichem produktivem Kapital, dessen Entstehung selbst keine zusätz- lichen Geldausgaben seitens der industriellen Kapitalisten voraussetzt.
Die successive Verwandlung dieses virtuell zusätzlichen produktiven Kapitals in virtuelles Geldkapital (Schatz) seitens A, A', A'' etc. (I), die durch den successiven Verkauf ihres Mehrprodukts bedingt ist — also durch wiederholten einseitigen Waarenverkauf ohne ergänzenden Kauf — vollzieht sich in wiederholter Entziehung von Geld aus der Cirkulation und ihr entsprechende Schatzbildung. Diese Schatzbildung — ausgenommen den Fall, wo der Goldproducent der Käufer — unterstellt in keiner Weise zusätzlichen Edelmetall-Reichthum, sondern nur veränderte Funktion von bisher umlaufendem Geld. Eben fungirte es als Cirkulationsmittel, jetzt fungirt es als Schatz, als sich bildendes, virtuell neues Geldkapital. Bil- dung von zusätzlichem Geldkapital und Masse des in einem Lande befind- lichen edlen Metalls stehn also in keiner ursächlichen Verbindung mit einander.
Es folgt daher ferner: Je größer das bereits in einem Lande fun- girende produktive Kapital (eingerechnet die ihm inkorporirte Arbeitskraft, die Erzeugerin des Mehrprodukts), je entwickelter die Produktivkraft der Arbeit und damit auch die technischen Mittel rascher Ausweitung der Produktion von Produktionsmitteln — je größer daher auch die Masse des Mehrprodukts nach seinem Werth wie nach der Masse der Gebrauchs- werthe, worin er sich darstellt — desto größer ist
1) das virtuell zusätzliche produktive Kapital in der Form von Mehrprodukt in der Hand von A, A', A'' etc. und
2) die Masse dieses in Geld verwandelten Mehrprodukts, also des virtuell zuschüssigen Geldkapitals in den Händen von A, A', A''. Wenn also Fullarton z. B. nichts von der Ueberproduktion im gewöhnlichen Sinn wissen will, wohl aber von Ueberproduktion von Kapital, nämlich Geld- kapital, so beweist dies wieder, wie absolut wenig selbst die besten bürgerlichen Oekonomen vom Mechanismus ihres Systems verstehn.
Wenn das Mehrprodukt, direkt producirt und angeeignet durch die Kapitalisten A, A', A'' (I), die reale Basis der Kapitalakkumulation, d. h. der erweiterten Reproduktion ist, obgleich es aktuell erst in dieser
Eigenschaft fungirt in den Händen von B, B', B'' etc. (I) — so ist es dagegen in seiner Geldverpuppung — als Schatz und bloss sich nach und nach bildendes virtuelles Geldkapital — absolut unproduktiv, läuft dem Produktionsprocess in dieser Form parallel, liegt aber ausserhalb desselben. Es ist ein Bleigewicht (dead weight) der kapitalistischen Pro- duktion. Die Sucht, diesen als virtuelles Geldkapital sich aufschatzenden Mehrwerth sowohl zum Profit wie zur Revenue brauchbar zu machen, findet im Kreditsystem und in den „Papierchens“ das Ziel ihres Strebens. Das Geldkapital erhält dadurch in einer andern Form den enormsten Ein- fluss auf den Verlauf und die gewaltige Entwicklung des kapitalistischen Produktionssystems.
Das in virtuelles Geldkapital umgesetzte Mehrprodukt wird seiner Masse nach um so größer sein, je größer die Gesammtsumme des bereits fungirenden Kapitals war, aus dessen Funktion es hervorgegangen. Bei der absoluten Vergrößerung des Umfangs des jährlich reproducirten vir- tuellen Geldkapitals ist aber auch dessen Segmentation leichter, sodass es rascher in einem besondren Geschäft angelegt wird, sei es in der Hand desselben Kapitalisten, sei es in andern Händen (z. B. Familiengliedern, bei Erbtheilungen etc.). Segmentation von Geldkapital meint hier, dass es ganz von Stammkapital losgetrennt wird, um als neues Geldkapital in einem neuen selbständigen Geschäft angelegt zu werden.
Wenn die Verkäufer des Mehrprodukts A, A', A'' etc. (I) selbes er- halten haben als direktes Ergebniss des Produktionsprocesses, der, ausser dem auch bei einfacher Reproduktion erheischten Vorschuss in konstantem und variablem Kapital, keine weitren Cirkulationsakte voraussetzt, wenn sie ferner damit die reale Basis der Reproduktion auf erweiterter Stufen- leiter liefern, in der That virtuell zusätzliches Kapital fabriciren, so ver- halten sich dagegen die B, B', B'' etc. (I) verschieden. 1) Erst in ihrer Hand wird das Mehrprodukt der A, A', A'' etc. aktuell fungiren als zu- sätzliches konstantes Kapital (das andre Element des produktiven Kapi- tals, die zusätzliche Arbeitskraft, also das zusätzliche variable Kapital, lassen wir einstweilen ausser Acht); 2) damit es in ihre Hände komme, ist ein Cirkulationsakt erforderlich, sie haben das Mehrprodukt zu kaufen.
Ad 1) ist hier zu bemerken, dass ein grosser Theil des Mehrprodukts (virtuell zusätzlichen konstanten Kapitals), producirt durch A, A', A'' (I), zwar in diesem Jahr producirt wird, aber erst im nächsten Jahr oder
noch später aktuell in den Händen von B, B', B'' (I) als industrielles Kapital fungiren kann; ad 2) fragt sich, wo kommt das zu dem Cirku- lationsprocess nöthige Geld her?
Soweit die Produkte, die B, B', B'' etc. (I) produciren, selbst wieder in natura in ihren Process eingehn, versteht es sich von selbst, dass pro tanto ein Theil ihres eignen Mehrprodukts direkt (ohne Cirku- lationsvermittlung) übertragen wird in ihr produktives Kapital, und hier eingeht als zuschüssiges Element des konstanten Kapitals. Pro tanto sind sie aber auch keine Vergolder des Mehrprodukts von A, A' etc. (I). Hiervon abgesehn, wo kommt das Geld her? Wir wissen, dass sie ihren Schatz gebildet wie A, A' etc., durch Verkauf ihrer respektiven Mehr- produkte, und nun ans Ziel gelangt sind, wo ihr als Schatz aufgehäuftes, nur virtuelles Geldkapital nun effektiv als zusätzliches Geldkapital fun- giren soll. Aber damit drehn wir uns nur im Cirkel. Die Frage ist immer noch, wo das Geld herkomme, das die B’s (I) früher der Cirku- lation entzogen und aufgehäuft?
Wir wissen jedoch schon aus der Betrachtung der einfachen Repro- duktion, dass sich eine gewisse Geldmasse in den Händen der Kapi- talisten I und II befinden muss um ihr Mehrprodukt umzusetzen. Dort kehrte das Geld, das nur zur Verausgabung als Revenue in Konsumtions- mitteln diente, zu den Kapitalisten zurück, im Maß wie sie es vorge- schossen zum Umsatz ihrer respektiven Waaren; hier erscheint dasselbe Geld wieder, aber mit veränderter Funktion. Die A’s und die B’s (I) liefern sich abwechselnd das Geld zur Verwandlung von Mehrprodukt in zusätzliches virtuelles Geldkapital, und werfen abwechselnd das neu- gebildete Geldkapital als Kaufmittel in die Cirkulation zurück.
Das Einzige, was hierbei vorausgesetzt, ist dass die im Land be- findliche Geldmasse (Umlaufsgeschwindigkeit etc. als gleich gesetzt) hin- reicht sowohl für aktive Cirkulation — also dieselbe Voraussetzung, die wie wir sahn, auch bei einfacher Waarencirkulation erfüllt sein muss. Nur die Funktion der Schätze ist hier verschieden. Auch muss die vor- handne Geldmasse grösser sein 1) weil bei der kapitalistischen Produk- tion alles Produkt (mit Ausnahme des neuproducirten Edelmetalls und der vom Producenten selbst verbrauchten wenigen Produkte) als Waare pro- ducirt wird, also Geldverpuppung durchmachen muss; 2) weil auf kapi- listischer Basis die Masse des Waarenkapitals und dessen Werthumfang
nicht nur absolut grösser ist, sondern mit ungleich größrer Geschwindig- keit wächst; 3) ein immer ausgedehnteres variables Kapital sich stets in Geldkapital umsetzen muss; 4) weil mit der Erweitrung der Produktion die Bildung neuer Geldkapitale Schritt hält, also auch das Material ihrer Schatzform da sein muss. — Gilt dies schlechthin für die erste Phase der kapitalistischen Produktion, wo auch das Kreditsystem von vorzugs- weis metallischer Cirkulation begleitet ist, so gilt es selbst soweit für die entwickeltste Phase des Kreditsystems, als dessen Basis die Metallcirku- lation bleibt. Einerseits kann hier die zuschüssige Produktion der edlen Metalle, soweit sie abwechselnd reichlich oder spärlich, störende Einflüsse auf die Waarenpreise ausüben, nicht nur in längren, sondern innerhalb sehr kurzer Perioden; andrerseits ist der ganze Kreditmechanismus be- ständig damit beschäftigt, die wirkliche Metallcirkulation durch allerhand Operationen, Methoden, technische Einrichtungen, auf ein relativ stets abnehmendes Minimum zu beschränken — womit auch die Künstlichkeit der ganzen Maschinerie und die Chancen für Störungen ihres normalen Ganges im selben Verhältniss zunehmen.
Es können die verschiednen B, B', B'' etc. (I), deren virtuelles neues Geldkapital als aktives in Operation tritt, wechselseitig ihre Pro- dukte (Theile ihres Mehrprodukts) von einander zu kaufen und an einander zu verkaufen haben. Pro tanto fliesst das der Cirkulation des Mehr- produkts vorgeschossne Geld — bei normalem Verlauf — an die ver- schiednen B’s zurück, in derselben Proportion worin sie solches zur Cir- kulation ihrer respektiven Waaren vorgeschossen haben. Cirkulirt das Geld als Zahlungsmittel, so sind hier nur Bilanzen zu zahlen, soweit sich die wechselseitigen Käufe und Verkäufe nicht decken. Es ist aber wichtig, überall, wie es hier geschieht, zunächst die metallische Cirku- lation in ihrer einfachsten, ursprünglichsten Form vorauszusetzen, weil sich damit Fluss und Rückfluss, Ausgleichung von Bilanzen, kurz alle Momente, die im Kreditsystem als bewusst geregelte Verläufe erscheinen, als unabhängig vom Kreditsystem vorhanden darstellen, die Sache in naturwüchsiger Form erscheint, statt in der spätren reflektirten.
Jetzt haben wir, da es sich bisher nur um zusätzliches konstantes Kapital gehandelt, uns zu wenden zur Betrachtung des zusätzlichen variablen Kapitals.
Es ist in Buch I weitläufig auseinandergesetzt, wie Arbeitskraft auf Basis der kapitalistischen Produktion immer vorräthig ist und wie, wenn nöthig, ohne Vergrößrung der beschäftigten Anzahl Arbeiter oder Masse Arbeitskraft mehr Arbeit flüssig gemacht werden kann. Es ist daher vor der Hand nicht nöthig weiter hierauf einzugehn, vielmehr anzunehmen, dass der in variables Kapital verwandelbare Theil des neugebildeten Geld- kapitals immer die Arbeitskraft vorfindet, worin es sich verwandeln soll. Es ist ebenfalls in Buch I aus einandergesetzt worden, wie ein gegebnes Kapital, ohne Akkumulation, innerhalb gewisser Grenzen seinen Produk- tionsumfang erweitern kann. Hier aber handelt es sich um Kapitalakku- mulation im specifischen Sinn, sodass die Erweitrung der Produktion be- dingt ist durch Verwandlung von Mehrwerth in zuschüssiges Kapital, also auch durch erweiterte Kapitalbasis der Produktion.
Der Goldproducent kann einen Theil seines goldnen Mehrwerths als virtuelles Geldkapital akkumuliren; sobald es den nöthigen Umfang er- reicht, kann er es direkt in neues variables Kapital umsetzen, ohne dass er dazu erst sein Mehrprodukt verkaufen muss; ebenso kann er es umsetzen in Elemente des konstanten Kapitals. Doch muss er im letztren Fall diese sachlichen Elemente seines konstanten Kapitals vorfinden; sei es, wie bei der bisherigen Darstellung angenommen wurde, dass jeder Producent auf Lager arbeitet, und dann seine fertige Waare auf den Markt bringt, sei es, dass er auf Bestellung arbeitet. Die reale Er- weitrung der Produktion, d. h. das Mehrprodukt, ist in beiden Fällen vorausgesetzt, das eine Mal als wirklich vorhanden, das andre Mal als virtuell vorhanden, lieferbar.
Wir haben bisher vorausgesetzt, dass die A, A', A'' (I) ihr Mehr- produkt verkaufen an die B, B', B'' etc. die derselben Abtheilung I an- gehören. Gesetzt aber, A (I) vergolde sein Mehrprodukt durch Verkauf an einen B aus Abtheilung II. Dies kann nur dadurch geschehn, dass, nachdem A (I) an B (II) Produktionsmittel verkauft, er nicht hinter- her Konsumtionsmittel kauft; also nur durch einseitigen Verkauf seinerseits. Sofern nun IIc aus Form von Waarenkapital in die Naturalform von produktivem konstantem Kapital nur umsetzbar da- durch, dass nicht nur Iv, sondern auch wenigstens ein Theil von
Im sich umsetzt gegen einen Theil von IIc, welches IIc in Form von Konsumtionsmitteln existirt; nun aber A sein Im dadurch vergoldet, dass dieser Umsatz nicht vollzogen wird, unser A vielmehr das im Verkauf seines Im von II gelöste Geld der Cirkulation entzieht, statt es in Kauf von Konsumtionsmitteln IIc umzusetzen — so findet zwar auf Seite des A (I) Bildung von zusätzlichem virtuellem Geldkapital statt; aber auf der andren Seite liegt ein dem Werthumfang nach gleicher Theil des konstanten Kapitals von B (II) fest in der Form von Waarenkapital, ohne sich in die Naturalform von produktivem, konstantem Kapital um- setzen zu können. In andren Worten: Ein Theil der Waaren des B (II), und zwar prima facie ein Theil, ohne dessen Verkauf er sein konstantes Kapital nicht ganz in produktive Form rückverwandeln kann, ist unver- käuflich geworden; mit Bezug auf ihn findet daher Ueberproduktion statt, welche ebenfalls mit Bezug auf ihn die Reproduktion — selbst auf gleich- bleibender Stufenleiter — hemmt.
In diesem Fall ist also das zusätzliche virtuelle Geldkapital auf Seiten von A (I) zwar vergoldete Form von Mehrprodukt (Mehrwerth); aber Mehrprodukt (Mehrwerth) als solches betrachtet ist hier Phänomen einfacher Reproduktion, noch nicht Reproduktion auf erweiterter Stufen- leiter. I (v + m), wo dies jedenfalls von einem Theil von m gilt, muss sich umsetzen schliesslich gegen IIc, damit die Reproduktion von IIc auf gleichbleibender Stufenleiter vor sich gehe. A (I), durch den Verkauf seines Mehrprodukts an B (II), hat diesem einen entsprechenden Werth- theil konstanten Kapitals in Naturalform geliefert, aber zugleich durch Entziehung des Geldes aus der Cirkulation — durch unterlassne Vervoll- ständigung seines Verkaufs mittelst nachfolgendem Kauf — einen dem Werth nach gleichen Waarentheil des B (II) unverkäuflich gemacht. Fassen wir also die gesammte gesellschaftliche Reproduktion in’s Auge — die gleichmäßig die Kapitalisten I und II umschliesst — so drückt die Ver- wandlung des Mehrprodukts von A (I) in virtuelles Geldkapital die Nicht-Rückverwandelbarkeit eines dem Werthumfang nach gleichen Waa- renkapitals von B (II) im produktives (konstantes) Kapital aus; also nicht virtuell Produktion auf erweiterter Stufenleiter, sondern Hemmung der einfachen Reproduktion, also Deficit in der einfachen Reproduktion. Da die Bildung und der Verkauf des Mehrprodukts von A (I) selbst normale Phänomene der einfachen Reproduktion sind, so haben wir hier auf Grund-
lage schon der einfachen Reproduktion folgende einander bedingende Phä- nomene: Bildung von virtuell zuschüssigem Geldkapital bei Klasse I (daher Unterkonsumtion vom Standpunkt von II); Festsetzung von Waaren- vorräthen bei Klasse II, die nicht rückverwandelbar in produktives Kapital (also relative Ueberproduktion bei II); überschüssiges Geldkapital bei I und Deficit in der Reproduktion bei II.
Ohne bei diesem Punkt länger zu verweilen, bemerken wir nur: Es ist bei Darstellung der einfachen Reproduktion vorausgesetzt worden, dass der ganze Mehrwerth I und II als Revenue verausgabt wird. In der That aber wird ein Theil des Mehrwerths als Revenue verausgabt, ein andrer Theil in Kapital verwandelt. Wirkliche Akkumulation findet nur unter dieser Voraussetzung statt. Dass die Akkumulation sich auf Kosten der Konsumtion vollziehe, ist — so allgemein gefasst — selbst eine Illusion, die dem Wesen der kapitalistischen Produktion widerspricht, indem sie voraussetzt, dass ihr Zweck und treibendes Motiv die Konsum- tion sei, nicht aber die Ergatterung von Mehrwerth und seine Kapitali- sation, d. h. Akkumulation.
Betrachten wir nun die Akkumulation in Abtheilung II etwas näher.
Die erste Schwierigkeit mit Bezug auf IIc, d. h. seine Rückver- wandlung aus einem Bestandtheil des Waarenkapitals II in die Natural- form von konstantem Kapital II, betrifft die einfache Reproduktion. Nehmen wir das frühere Schema: (1000v + 1000m) I setzen sich um gegen: 2000 IIc. Wird nun z. B. die Hälfte des Mehrprodukts I, also m oder 500 Im wieder selbst als konstantes Kapital der Abtheilung I einverleibt, so kann dieser in I rückbehaltne Theil des Mehrprodukts keinen Theil von IIc er- setzen. Statt in Konsumtionsmittel umgesetzt zu werden (und hier in dieser Abtheilung der Cirkulation zwischen I und II findet — im Unter- schied von dem durch die Arbeiter I vermittelten Ersatz von 1000 IIc durch 1000 Iv — wirklicher wechselseitiger Austausch, also doppel- seitiger Stellenwechsel der Waaren statt), soll es als zusätzliches Produk- tionsmittel in I selbst dienen. Es kann diese Funktion nicht gleichzeitig in I und II verrichten. Der Kapitalist kann den Werth seines Mehr-
produkts nicht in Konsumtionsmitteln verausgaben, und gleichzeitig das Mehrprodukt selbst produktiv konsumiren, d. h. seinem produktiven Ka- pital einverleiben. Statt 2000 I (v + m) sind also nur 1500, nämlich (1000v + 500m) I umsetzbar in 2000 IIc; es sind also 500 IIc aus ihrer Waarenform nicht rückverwandelbar in produktives (konstantes) Kapital II. Es fände also in II eine Ueberproduktion statt, ihrem Umfang nach genau entsprechend dem Umfang der in I vorgegangnen Erweitrung der Produk- tion. Die Ueberproduktion von II würde vielleicht so sehr auf I reagiren, dass selbst der Rückfluss der von den Arbeitern I in Konsumtionsmittel II verausgabten 1000 nur theilweis stattfände, diese 1000 also nicht in Form von variablem Geldkapital in die Hände der Kapitalisten I zurück- kehrten. Diese letztren fänden sich so gehemmt selbst in der Reproduk- tion auf gleichbleibender Stufenleiter, und zwar durch den blossen Ver- such sie zu erweitern. Und dabei ist zu erwägen, dass in I thatsäch- lich nur einfache Reproduktion stattgefunden, und dass nur die Elemente, wie sie sich im Schema finden, zum Behuf einer Erweitrung in der Zu- kunft, sage im nächsten Jahr, verschieden gruppirt sind.
Man könnte diese Schwierigkeit zu umgehn versuchen — so: die 500 IIc, die auf Lager der Kapitalisten liegen und die nicht unmittelbar in produktives Kapital umsetzbar sind, sind soweit entfernt Ueberproduk- tion zu sein, dass sie umgekehrt ein nothwendiges Element der Repro- duktion darstellen, welches wir bisher vernachlässigt haben. Man sah, dass Geldvorrath sich an vielen Punkten aufhäufen, also der Cirkulation entzogen werden muss, theils um die Bildung von neuem Geldkapital innerhalb I selbst zu ermöglichen, theils um den Werth des sich all- mälig verzehrenden fixen Kapital transitorisch in Geldform festzuhalten. Da aber bei der Darstellung des Schema’s alles Geld und alle Waaren sich von vornherein ausschliesslich in den Händen der Kapitalisten I und II befinden, weder Kaufmann, noch Geldhändler, noch Bankier, noch bloss konsumirende und nicht direkt in der Waarenproduktion betheiligte Klassen hier existiren — so ist ebenfalls die beständige Bildung von Waarenlagern, hier in den Händen ihrer respektiven Producenten selbst, unentbehrlich um die Maschinerie der Reproduktion in Gang zu halten. Die 500 IIc, die auf Lager der Kapitalisten II liegen, stellen also den Waarenvorrath an Konsumtionsmitteln dar, der die Kontinuität des in die Reproduktion eingeschlossnen Konsumtionsprocesses vermittelt, hier also
den Uebergang eines Jahrs ins andre. Der Konsumtionsfonds, der hier noch in den Händen seiner Verkäufer und zugleich Producenten befind- lich ist, kann nicht dieses Jahr auf Null herabsinken um nächstes Jahr mit Null zu beginnen, so wenig dies beim Uebergang vom heutigen Tag zum folgenden der Fall sein kann. Da beständige Neubildung solcher Waarenlager, wenn auch in wechselndem Umfang, statthaben muss, so müssen unsre kapitalistischen Producenten II ein Geldreservekapital haben, das sie befähigt mit ihrem Produktionsprocess fortzufahren, obgleich ein Theil ihres produktiven Kapitals vorübergehend festliegt in Waarenform. Sie verbinden ja der Voraussetzung nach das ganze Kaufmannsgeschäft mit dem Produktionsgeschäft; sie müssen also auch über das zusätzliche Geldkapital verfügen, das, bei Verselbständigung der einzelnen Funktionen des Reproduktionsprocesses unter verschiedne Sorten von Kapitalisten, sich in den Händen der Kaufleute befindet.
Es ist hierauf zu erwidern: 1) solche Vorrathbildung und ihre Nothwendigkeit gilt für alle Kapitalisten, sowohl I wie II. Als blosse Waarenverkäufer betrachtet, unterscheiden sie sich nur dadurch, dass sie Waaren verschiedner Sorten verkaufen. Der Vorrath in Waaren II unter- stellt einen frühern Vorrath in Waaren I. Vernachlässigen wir diesen Vorrath auf der einen Seite, so müssen wir es auch auf der andern. Ziehn wir ihn aber auf beiden Seiten in Betracht, so wird am Problem nichts geändert. — 2) Wie dies Jahr auf Seite II mit einem Waaren- vorrath für nächstes abschliesst, so hat es begonnen mit einem Waaren- vorrath auf derselben Seite, überliefert vom vorigen Jahr. Bei Analyse der jährlichen Reproduktion — auf ihren abstraktesten Ausdruck redu- cirt — müssen wir ihn also beidemal streichen. Indem wir diesem Jahr seine ganze Produktion lassen, also auch das, was es als Waarenvorrath an nächstes Jahr abgibt, nehmen wir ihm aber auch andrerseits den Waarenvorrath, den es vom vorigen Jahr bekommen, und haben damit in der That das Gesammtprodukt eines Durchschnittsjahrs als Gegenstand der Analyse vor uns. — 3) Der einfache Umstand, dass die Schwierig- keit, die umgangen werden soll, uns nicht aufstiess bei Betrachtung der einfachen Reproduktion, beweist dass es sich um ein specifisches Phäno- men handelt, das nur der verschiednen Gruppirung (mit Bezug auf Re- produktion) der Elemente I geschuldet ist, einer veränderten Gruppirung,
ohne welche überhaupt keine Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter stattfinden könnte.
Wir betrachten nun die Reproduktion nach folgendem Schema: Schema a) I. 4000c + 1000v + 1000m = 6000 II. 1500c + 376v + 376m = 2252 Summa = 8252. Man bemerkt zunächst, dass die Gesammtsumme des jährlichen gesell- schaftlichen Produkts = 8252 kleiner ist als im ersten Schema, wo sie = 9000 war. Wir könnten ebensogut eine viel größre Sume nehmen, sie meinetwegen verzehnfachen. Eine kleinre Summe als in Schema I ist gewählt, gerade um augenfällig zu machen, dass die Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter (die hier nur als mit größrer Kapitalanlage betriebne Produktion gefasst wird) mit der absoluten Größe des Produkts nichts zu thun hat, dass sie für eine gegebne Waarenmasse nur ein ver- schiednes Arrangement oder verschiedne Funktionsbestimmung der ver- schiednen Elemente des gegebnen Produkts voraussetzt, dem Werthumfang nach also zunächst nur einfache Reproduktion ist. Nicht die Quantität, sondern die qualitative Bestimmung der gegebnen Elemente der einfachen Reproduktion ändert sich, und diese Aenderung ist die materielle Vor- aussetzung der später folgenden Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter.(FN58
Wir könnten das Schema verschieden darstellen bei verschiednen Verhältnissen zwischen variablem und konstantem Kapital; z. B. so: Schema b) I. 4000c + 875v + 875m = 5750 II. 1750c + 376v + 376m = 2502 Summe = 8252. So erschiene es als arrangirt für Reproduktion auf einfacher Stufenleiter, sodass der Mehrwerth ganz als Revenue verausgabt und nicht akkumulirt würde. In beiden Fällen, unter a) wie unter b) haben wir ein jährliches Produkt vom selben Werthumfang, nur das eine Mal sub b) mit solcher Funktionsgruppirung seiner Elemente, dass die Reproduktion auf derselben
Stufenleiter wieder beginnt, während sie sub a) die materielle Basis der Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter bildet. Sub b) nämlich setzen sich (875v + 875m) I = 1750 I (v + m) ohne Ueberschuss um gegen 1750 IIc, während sub a (1000v + 1000m) I = 2000 I (v + m) im Umsatz mit 1500 IIc einen Ueberschuss von 500 Im für die Akku- mulation bei Klasse I übrig lassen.
Nun zur nähern Analyse des Schema a). Unterstellen wir, dass sowohl in I wie in II eine Hälfte des Mehrwerths, statt als Revenue aus- gegeben zu werden, akkumulirt, d. h. in Element von zuschüssigem Ka- pital verwandelt wird. Da die Hälfte von 1000 Im = 500 in einer oder der andern Form akkumulirt, als zuschüssiges Geldkapital angelegt, d. h. in zuschüssiges produktives Kapital verwandelt werden soll, so werden nur (1000v + 500m) I als Revenue verausgabt. Als normale Größe von IIc figurirt daher hier auch nur 1500. Der Umsatz zwischen 1500 I (v + m) und 1500 IIc ist nicht weiter zu untersuchen, da er als Process der einfachen Reproduktion bereits dargestellt; ebensowenig kommt 4000 Ic in Betracht, da sein Rearrangement für die neubeginnende Re- produktion (die diesmal auf erweiterter Stufenleiter stattfindet) ebenfalls als Process der einfachen Reproduktion erörtert wurde.
Was also hier allein zu untersuchen bleibt, ist: 500 Im und (376v + 376m) II, soweit einerseits die innern Verhältnisse sowohl von I wie von II in Betracht kommen, andrerseits die Bewegung zwischen den beiden. Da vorausgesetzt ist, dass in II ebenfalls die Hälfte des Mehrwerths akkumulirt werden soll, so sind hier in Kapital zu verwan- deln 188, davon ¼ in variables = 47, sage der rundren Zahl wegen 48; bleibt in konstantes zu verwandeln 140.
Wir stossen hier auf ein neues Problem, dessen blosse Existenz der laufenden Einsicht, dass Waaren einer Art sich gegen Waaren andrer Art, ditto Waaren gegen Geld und dasselbige Geld wieder gegen Waare andrer Art auszutauschen pflegt, wunderlich erscheinen muss. Die 140 IIm können nur dadurch in produktives Kapital verwandelt werden, dass sie ersetzt werden durch einen Theil der Waaren Im zum selben Werth- betrag. Es versteht sich von selbst, dass der mit IIm umzusetzende Theil von Im aus Produktionsmitteln bestehn muss, die entweder sowohl in die Produktion von I, wie in die von II, oder aber ausschliesslich nur in die von II eingehn können. Dieser Ersatz kann nur geschehn durch
einseitigen Kauf seitens II, da das ganze noch zu betrachtende Mehrpro- dukt 500 Im zur Akkumulation innerhalb I dienen soll, also nicht aus- getauscht werden kann gegen Waaren II; in andren Worten, von I nicht gleichzeitig akkumulirt und aufgegessen werden kann. II muss 140 Im, also mit baarem Geld kaufen, ohne dass dies Geld zu ihm zurückflösse durch nachfolgenden Verkauf seiner Waare an I. Und zwar ist dies ein beständig, bei jeder jährlichen Neuproduktion, soweit sie Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter, sich wiederholender Process. Wo springt dafür die Geldquelle in II?
II scheint im Gegentheil für die, die wirkliche Akkumulation be- gleitende und bei kapitalistischer Produktion sie bedingende Bildung von neuem Geldkapital, die faktisch zunächst als einfache Schatzbildung sich darstellt, ein durchaus unergiebiges Feld.
Zunächst haben wir 376 IIv; das Geldkapital von 376, vorge- schossen in Arbeitskraft, kehrt durch den Ankauf in Waaren II beständig als variables Kapital in Geldform zu dem Kapitalisten II zurück. Diese beständig sich wiederholende Entfernung von und Rückkehr zum Aus- gangspunkt — der Tasche des Kapitalisten — vermehrt das in diesem Kreislauf sich herumtreibende Geld in keiner Weise. Dies also ist keine Quelle von Geldakkumulation; dies Geld kann dieser Cirkulation auch nicht entzogen werden, um aufgeschatztes, virtuell neues Geldkapital zu bilden.
Aber Halt! ist hier nicht ein Profitchen zu machen?
Wir müssen nicht vergessen, dass die Klasse II den Vorzug vor Klasse I besitzt, dass die Arbeiter, die sie anwendet, die von ihnen selbst producirten Waaren von ihr wieder zu kaufen haben. Klasse II ist Käufer der Arbeitskraft und zugleich Verkäufer von Waaren an die Besitzer der von ihr angewandten Arbeitskraft. Klasse II kann also:
1) und das hat sie mit den Kapitalisten der Klasse I gemein, ein- fach den Lohn unter seine normale Durchschnittshöhe herabdrücken. Dadurch wird ein Theil des als Geldform des variablen Kapitals fungiren- den Geldes freigesetzt, und dies könnte bei beständiger Wiederholung des- selben Processes eine normale Quelle der Schatzbildung, also auch der Bildung von virtuell zuschüssigem Geldkapital in Klasse II werden. Mit zufälligem Schwindelprofit haben wir es natürlich hier, wo es sich von normaler Kapitalbildung handelt, nicht zu schaffen. Es darf aber nicht vergessen werden, dass der wirklich gezahlte normale Arbeitslohn (der
ceteris paribus die Grösse des variablen Kapitals bestimmt) keineswegs aus Güte der Kapitalisten gezahlt wird, sondern unter gegebnen Verhält- nissen gezahlt werden muss. Damit ist diese Erklärungsweise beseitigt. Wenn wir 376v als das von Klasse II zu verausgabende variable Kapital voraussetzen, dürfen wir, um ein neu aufstossendes Problem zu erklären, nicht plötzlich die Hypothese unterschieben, dass sie etwa nur 350v vorschiesst und nicht 376v.
2) Andrerseits aber hat die Klasse II, als Gesammtheit betrachtet, wie gesagt den Vorzug vor Klasse I, dass sie zugleich Käufer der Ar- beitskraft und ebenso Wiederverkäufer ihrer Waare an ihre eignen Ar- beiter ist. Und wie dies ausgebeutet werden kann, — wie nominell der normale Arbeitslohn gezahlt werden kann, in der That aber ein Theil davon ohne entsprechendes Waarenäquivalent wieder zurückgeschnappt, alias zurückgestohlen werden kann; wie dies theils vermittelst des Truck- systems, theils vermittelst Fälschung (wenn auch vielleicht legal nicht fassbarer) des cirkulirenden Mediums fertig gebracht werden kann — davon liegen in jedem industriellen Land die handgreiflichsten Data vor. Z. B. in England und in den Vereinigten Staaten. (Bei dieser Gelegen- heit dies an artigen Exempeln etwas auszuspinnen.) Es ist dies dieselbe Operation wie sub 1, nur verkleidet und auf einem Umweg exekutirt. Sie ist also hier ebensosehr zurückzuweisen wie jene. Es handelt sich hier um wirklich, nicht nominell gezahlten Arbeitslohn.
Man sieht, bei der objektiven Analyse des kapitalistischen Mechanis- mus sind gewisse, demselben noch extraordinär anklebende Schandflecken nicht als Ausflüchte zur Beseitigung theoretischer Schwierigkeiten zu ver- werthen. Aber sonderbarer Weise schreit die große Mehrzahl meiner bürgerlichen Kritiker als ob ich z. B. in Buch I des „Kapital“ durch die Annahme, dass der Kapitalist den wirklichen Werth der Arbeitskraft zahlt, was er großentheils nicht thut, selbigen Kapitalisten ein Unrecht ange- than hätte! (Hier kann Schäffle mit der mir beigelegten Großmuth citirt werden.)
Mit 376 IIv ist also zu dem erwähnten Zweck nichts anzustellen.
Aber noch bedenklicher scheint’s mit dem 376 IIm zu stehn. Hier stehn sich nur Kapitalisten derselben Klasse gegenüber, die die von ihnen producirten Konsumtionsmittel wechselseitig an einander verkaufen und von einander kaufen. Das zu diesem Umsatz nöthige Geld fungirt nur
als Cirkulationsmittel, und muss bei normalem Verlauf zu den Betheiligten zurückfliessen, in dem Maß wie sie es der Cirkulation vorgeschossen haben, um stets von neuem dieselbe Bahn zu durchlaufen.
Entziehung dieses Geldes aus der Cirkulation zur Bildung von vir- tuell zusätzlichem Geldkapital scheint nur auf zweierlei Weg möglich. Entweder ein Theil der Kapitalisten II beschwindelt den andern und bringt so Geldraub zu Weg. Zur Bildung von neuem Geldkapital ist wie wir wissen keine vorläufige Erweitrung des umlaufenden Mediums nöthig; es ist nichts nöthig, als dass das Geld von gewissen Seiten her der Cirkulation entzogen und als Schatz aufgespeichert wird. Dass das Geld gestohlen sein kann, und daher Bildung von zusätzlichem Geldkapital unter einem Theil der Kapitalisten II verbunden sein kann mit positivem Geldverlust eines andern Theils, würde nichts zur Sache thun. Der be- schwindelte Theil der Kapitalisten II würde etwas weniger flott leben müssen, das wäre aber auch alles.
Oder aber, ein in nothwendigen Lebensmitteln sich darstellender Theil von IIm wird direkt in neues variables Kapital innerhalb Abtheilung II verwandelt. Wie dies geschieht, wird am Schluss dieses Kapitels (unter No. IV.) untersucht werden.
A) Schema einfacher Reproduktion.
I. 4000c + 1000v + 1000m = 6000 II. 2000c + 500v + 500m = 3000 Summa = 9000.
B) Ausgangsschema für Akkumulation auf erweiterter Stufenleiter.
I. 4000c + 1000v + 1000m = 6000 II. 1500c + 750v + 750m = 3000 Summa = 9000.
Angenommen, dass in Schema B die Hälfte des Mehrwerths von I akkumulirt wird, also 500, so erhalten wir zunächst (1000v + 500m) I oder 1500 I (v + m) zu ersetzen durch 1500 IIc; es bleibt dann in I: 4000c + 500m, welche letztre zu akkumuliren. Die Ersetzung von (1000v + 500m) I durch 1500 IIc ist ein Process der einfachen Reproduktion, und schon bei letztrer erläutert.
Nehmen wir an, dass von den 500 Im 400 in konstantes Kapital zu verwandeln, 100 in variables. Der Umsatz innerhalb I der 400m, die so kapitalisirt werden sollen, ist bereits erörtert; sie können also ohne weitres annexirt werden an Ic, und wir erhalten dann für I: 4400c + 1000v + 100m (die in 100v umzusetzen sind).
Seinerseits kauft II zum Zweck der Akkumulation von I die 100 Im (in Produktionsmitteln existirend), die nun zuschüssiges konstantes Kapital von II bilden, während die 100 Geld, die es dafür zahlt, in Geldform des zuschüssigen variablen Kapitals von I verwandelt werden. Wir haben dann für I ein Kapital von 4400c + 1100v (die letztren in Geld) = 5500.
II hat jetzt für konstantes Kapital 1600c; es muss zu deren Be- arbeitung weitre 50v in Geld für Ankauf neuer Arbeitskraft zuschiessen, sodass sein variables Kapital von 750 auf 800 wächst. Diese Ausdehnung des konstanten wie variablen Kapitals von II um zusammen 150 wird bestritten aus seinem Mehrwerth; von den 750 IIm bleiben also nur 600m als Konsumtionsfonds der Kapitalisten II, deren Jahresprodukt sich nun vertheilt wie folgt: II. 1600c + 800v + 600m (Konsumtionsfonds) = 3000. Die in Konsumtionsmitteln producirten 150m, die hier in (100c + 50v) II umgesetzt, gehn in ihrer Naturalform ganz in die Konsumtion der Arbeiter ein: 100 werden verzehrt von den Arbeitern I (100 Iv) und 50 von den Arbeitern II (50 IIv), wie oben auseinandergesetzt. In der That muss in II, wo sein Gesammtprodukt in einer für die Akkumu- lation nöthigen Form zubereitet wird, ein um 150 größrer Theil des Mehrwerths in Form von nothwendigen Konsumtionsmitteln reproducirt werden. Beginnt wirklich die Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter, so fliessen die 100 variables Geldkapital von I durch die Hände seiner Arbeiterklasse zurück an II; welches dagegen 100m in Waarenvorrath an I überträgt und zugleich 50 in Waarenvorrath an seine eigne Ar- beiterklasse.
Das zum Zweck der Akkumulation veränderte Arrangement steht nun wie folgt:
Davon sind Kapital: I. 4400c + 1100v (Geld) = 5500 II. 1600c + 800v (Geld) = 2400 = 7900, während die Produktion begann mit: I. 4000c + 1000v = 5000 II. 1500c + 750v = 2250 = 7250.
Geht die wirkliche Akkumulation nun auf dieser Basis vor sich, d. h. wird mit diesem vermehrten Kapital nun wirklich producirt, so er- halten wir am Ende des nächsten Jahres: I. 4400c + 1100v + 1100m = 6600 II. 1600c + 800v + 800m = 3200 = 9800. Es werde nun sub I in derselben Proportion fortakkumu irt; also 550m als Revenue verausgabt, 550m akkumulirt. Zunächst werden dann 1100 Iv ersetzt durch 1100 Ic, ferner sind noch 550 Im zu reali- siren in einem gleichen Betrag von Waaren II; also zusammen 1650 I(v + m). Aber das zu ersetzende konstante Kapital von II ist nur = 1600, die übrigen 50 müssen also ergänzt werden aus 800 IIm. Wenn wir hier zunächst vom Geld absehn, so haben wir als Resultat dieser Transaktion:
I. 4400c + 550m (welche zu kapitalisiren sind); daneben in Kon- sumtionsfonds der Kapitalisten und Arbeiter 1650 (v + m), realisirt in Waaren IIc.
II. 1650c (nämlich 50 zugefügt nach Obigem aus IIm) + 800v + 750m (Konsumtionsfonds der Kapitalisten).
Wenn aber das alte Verhältniss von v zu c in II bleibt, so müssen für 50c weitre 25v ausgelegt werden; diese sind zu nehmen von den 750m; wir erhalten also: II. 1650c + 825v + 725m.
Sub I ist zu kapitalisiren 550m; wenn das frühere Verhältniss bleibt, so bilden davon 440 konstantes Kapital, und 110 variables Ka- pital. Diese 110 sind eventuell zu schöpfen aus 725 IIm, d. h. Kon- sumtionsmittel zum Werth von 110 werden von den Arbeitern I verzehrt statt von Kapitalisten II, diese letztren also gezwungen, diese 110m die sie nicht verzehren können, zu kapitalisiren. Dies lässt von den 725 IIm übrig 615 IIm. Wenn aber so II diese 110 in zusätzliches konstantes Kapital verwandelt, so braucht es ein ferneres zusätzliches variables Ka- pital von 55; dies muss wieder von seinem Mehrwerth gestellt werden;
abgezogen von 615 IIm lässt es übrig 560 für Konsumtion der Kapi- talisten II und wir erhalten nun nach Vollziehung aller aktuellen und potentiellen Uebertragungen, an Kapitalwerth:
Soll die Sache normal abgehn, so muss die Akkumulation in II sich rascher vollziehn, als in I, weil der Theil von I (v + m), der in Waaren IIc umzusetzen ist, sonst rascher wächst, als IIc, gegen das allein er sich umsetzen kann.
Wird die Reproduktion auf dieser Grundlage und bei sonst gleich- bleibenden Umständen fortgesetzt, so erhalten wir am Schluss des fol- genden Jahrs: I. 4840c + 1210v + 1210m = 7260 II. 1760c + 880v + 880m = 3520 = 10,780.
Bei gleichbleibender Theilungsrate des Mehrwerths ist zunächst als Revenue zu verausgaben von I: 1210v und die Hälfte von m = 605, zusammen = 1815. Dieser Consumtionsfonds ist wieder größer um 55 als IIc. Die 55 sind abzuziehn von 880 IIm, bleiben 825. 55 IIm in IIc verwandelt, setzt fernern Abzug von IIm voraus für entsprechen- des variables Kapital = 27½; bleibt zu verzehren 797½ IIm.
Es sind jetzt zu kapitalisiren in I 605m; davon konstant 484, und variabel 121; letztre sind abzuziehn von IIm, das jetzt noch = 797½, lässt 676½ IIm. II verwandelt also weitre 121 in kon- stantes Kapital und braucht dafür weitres variables Kapital = 60½; dies geht ebenfalls von 676½ ab; bleiben 616 zu verzehren.
Wir haben dann an Kapital:
I. 5324c + 1331v + 1331m = 7986 II. 1936c + 968v + 968m = 3872 = 11,858.
Mit Wiederholung derselben Rechnung und Abrundung der Brüche erhalten wir am Schluss des folgenden Jahrs ein Produkt von: I. 5856c + 1464v + 1464m = 8784 II. 2129c + 1065v + 1065m = 4249 = 13,033.
Und am Schlusse des nächstfolgenden Jahres: I. 6442c + 1610v + 1610m = 9662 II. 2342c + 1172v + 1172m = 4686 = 14,348.
Im Verlauf von vierjähriger Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter ist das Gesammtkapital von I und II gestiegen von 5400c + 1750v = 7150 auf 8784c + 2782v = 11,566, also im Verhält- niss von 100 : 160. Der Gesammtmehrwerth war ursprünglich 1750, er ist 2782. Der verzehrte Mehrwerth war anfangs 500 für I und 535 für II, zusammen = 1035; er war im letzten Jahr 732 für I und 958 für II, zusammen = 1690. Er ist also gewachsen im Verhält- niss von 100 : 163.
Nehmen wir nun das jährliche Produkt von 9000, das sich allzu- sammt als Waarenkapital in der Hand der industriellen Kapitalistenklasse befindet, in einer Form, wo das allgemeine Durchschnittsverhältniss des variablen und konstanten Kapitals das von 1 : 5 ist. Es setzt dies voraus: schon bedeutende Entwicklung der kapitalistischen Produktion und, dem entsprechend, der Produktivkraft der gesellschaftlichen Arbeit; bedeutende, schon vorhergegangne Erweitrung der Produktionsleiter; endlich Entwicklung aller der Umstände, die eine relative Uebervöl- kerung in der Arbeiterklasse produciren. Das Jahresprodukt wird sich dann, nach Abrundung der Brüche, vertheilen wie folgt: I. 5000c + 1000v + 1000m = 7000 II. 1430c + 285v + 285m = 2000 = 9000.
Gesetzt jetzt, die Kapitalistenklasse I konsumire den halben Mehr- werth = 500, und akkumulire die andre Hälfte. Dann wären (1000v
+ 500m) I = 1500 umzusetzen in 1500 IIc. Da hier IIc nur = 1430, so ist vom Mehrwerth 70 zuzusetzen; dies von 285 IIm abge- zogen lässt 215 IIm. Wir erhalten also:
I. 5000c + 500m (zu kapitalisiren) + 1500 (v + m) in Kon- sumtionsfonds der Kapitalisten und Arbeiter.
II. 1430c + 70m (zu kapitalisiren) + 285v + 215m.
Da hier 70 IIm direkt annexirt werden an IIc, so ist erheischt, um dies zuschüssige konstante Kapital in Bewegung zu setzen, ein va- riables Kapital von = 14; diese 14 gehn also weiter ab von 215 IIm; bleibt 201 IIm, und wir haben: II. (1430c + 70c) + (285v + 14v) + 201m.
Der Umsatz von 1500 I (v + ½ m) gegen 1500 IIc ist ein Pro- cess der einfachen Akkumulation, und sofern abgemacht. Indess sind hier noch einige Eigenthümlichkeiten zu bemerken, die daraus entstehn, dass bei der akkumulirenden Reproduktion I (v + ½ m) nicht durch IIc allein ersetzt wird, sondern durch IIc plus einem Theil von IIm.
Dass, Akkumulation vorausgesetzt, I (v + m) größer ist als IIc und nicht gleich IIc, wie in der einfachen Reproduktion, versteht sich von selbst; denn 1) inkorporirt I einen Theil seines Mehrprodukts in sein eignes produktives Kapital, und verwandelt davon ⅚ in konstantes Ka- pital, kann diese ⅚ also nicht gleichzeitig ersetzen durch Konsumtions- mittel II; 2) I hat aus seinem Mehrprodukt für das zur Akkumulation innerhalb II nöthige konstante Kapital den Stoff zu liefern, ganz wie II an I den Stoff zu liefern hat für das variable Kapital, das den von I selbst als konstantes Mehrkapital angewandten Theil seines Mehrprodukts in Bewegung setzen soll. Wir wissen: das wirkliche variable Kapital besteht aus Arbeitskraft, also auch das zusätzliche. Es ist nicht der Kapitalist I, der etwa von II nothwendige Lebensmittel auf Vorrath kauft, oder aufhäuft für die von ihm zu verwendende zusätzliche Arbeitskraft, wie es der Sklavenhalter thun musste. Es sind die Arbeiter selbst, die mit II handeln. Dies verhindert aber nicht, dass vom Standpunkt des Kapitalisten aus die Konsumtionsmittel zuschüssiger Arbeitskraft nur Pro- duktions- und Erhaltungsmittel seiner eventuell zuschüssigen Arbeitskraft, also die Naturalform seines variablen Kapitals sind. Seine eigne nächste Operation, hier die von I, besteht nur darin, das er das nöthige neue Geldkapital aufspeichert, das zum Kauf zuschüssiger Arbeitskraft nöthig.
Sobald er diese inkorporirt, wird das Geld Kaufmittel der Waaren II für diese Arbeitskraft, muss also ihre Konsumtionsmittel vorfinden.
Nebenbei. Der Herr Kapitalist, wie seine Presse, ist oft unzufrieden mit der Art wie die Arbeitskraft ihr Geld verausgabt und mit den Waa- ren II, worin sie selbes realisirt. Bei dieser Gelegenheit philosophirt, kulturschwatzt und philanthropisirt er, wie z. B. Herr Drummond, eng- lischer Gesandtschaftssekretär in Washington: „The Nation“ [ein Blatt] habe letzten Oktober 1879 einen interessanten Artikel gebracht, worin es unter andrem heisse: „Die Arbeiter haben in der Kultur nicht Schritt gehalten mit dem Fortschritt der Erfindungen; es sind ihnen Massen von Gegenständen zugänglich geworden, die sie nicht zu gebrauchen wissen, und für die sie also keinen Markt schaffen.“ [Jeder Kapitalist wünscht natürlich, dass der Arbeiter seine Waare kaufen soll.] „Es liegt kein Grund vor, warum der Arbeiter sich nicht ebensoviel Komforts wün- schen sollte, wie der Geistliche, Advokat und Arzt, der denselben Betrag erwirbt wie er.“ [Diese Sorte Advokaten, Geistliche und Aerzte müssen es in der That bei dem Wunsch vieler Komforts gewähren lassen!] „Aber er thut es nicht. Die Frage ist noch immer, wie er als Konsument durch ein rationelles und gesundes Verfahren höher zu stellen ist; keine leichte Frage, da sein ganzer Ehrgeiz nicht über eine Verkürzung seiner Arbeitsstunden hinausgeht, und der Demagog ihn hierzu vielmehr aufreizt als zur Erhebung seiner Lage durch Verbessrung seiner geistigen und moralischen Fähigkeiten.“ (Reports of H. M.’s Secretaries of Embassy and Legation on the Manufactures, Commerce etc. of the countries in which they reside. London 1879, p. 404.)
Lange Arbeitsstunden scheinen das Geheimniss des rationellen und gesunden Verfahrens, welches die Lage des Arbeiters durch Verbessrung seiner geistigen und moral schen Fähigkeit heben und ihn zu einem ratio- nellen Konsumenten machen soll. Um ein rationeller Konsument der Waare der Kapitalisten zu werden, muss er vor allem — aber der Dema- gog hindert ihn daran! — damit beginnen, seine eigne Arbeitskraft irra- tionell und gesundheitswidrig von seinem eignen Kapitalisten konsumiren zu lassen. Was der Kapitalist unter rationellen Konsum versteht, zeigt sich dort wo er so herablassend ist, sich direkt in den Konsumtions- handel seiner Arbeiter einzulassen — im Trucksystem, wovon auch das
Wohnungsliefern an die Arbeiter, sodass sein Kapitalist zugleich sein Hausvermiether, ein Zweig unter vielen ist.
Derselbe Drummond, dessen schöne Seele für die kapitalistischen Hebungsversuche der Arbeiterklasse schwärmt, erzählt in demselben Be- richt unter andrem über die Baumwollmusterfabriken der Lowell und Lawrence Mills. Die Kost- und Logirhäuser für die Fabrikmädchen ge- hören der Aktiengesellschaft, die die Fabrikbesitzerin ist; die Vorstehe- rinnen dieser Häuser stehn im Dienst dieser selben Gesellschaft, die ihnen Verhaltungsregeln vorschreibt; kein Mädchen darf nach 10 Uhr Nachts nach Haus kommen. Aber nun die Perle: Eine Specialpolizei der Ge- sellschaft patrouillirt die Gegend ab um die Uebertretung dieser Haus- ordnung zu verhindern. Nach 10 Uhr Abends wird kein Mädchen weder aus- noch eingelassen. Kein Mädchen darf anderswo logiren als auf dem der Gesellschaft gehörigen Terrain, auf dem jedes Haus ihr ungefähr 10 Doll. Wochenmiethe einbringt; und nun sehn wir in voller Glorie den rationellen Konsumenten: „Da sich jedoch das allgegenwärtige Piano in vielen der besten Logirhäuser für Arbeiterinnen vorfindet, spielt Musik, Gesang und Tanz eine bedeutende Rolle wenigstens bei denen, die nach zehnstündiger stetiger Arbeit am Webstuhl mehr Abwechslung nach der Monotonie nöthig haben als wirkliches Ausruhn.“ (p. 412.) Das Haupt- geheimniss aber, wie aus dem Arbeiter ein rationeller Konsument zu machen, kommt erst. Herr Drummond besucht die Messerwaarenfabrik von Turner’s Falls (Connecticut River), und Herr Oakman, der Schatz- meister der Aktiengesellschaft, nachdem er ihm erzählt, dass namentlich die amerikanische Tischmesserwaare die englische in der Qualität schlägt, fährt fort: „Auch in den Preisen werden wir England schlagen; wir sind ihm voraus in der Qualität schon jetzt, das ist anerkannt; aber wir müssen niedrigere Preise haben, und die bekommen wir, sowie wir unser Stahl wohlfeiler erhalten und unsre Arbeit heruntergebracht haben!“ (p. 427.) Herabsetzung des Arbeitslohns und lange Arbeitsstunden, das ist der Kern des rationellen und gesunden Verfahrens, das den Arbeiter erheben soll zur Würde eines rationellen Konsumenten, damit er einen Markt schaffe für die Masse von Gegenständen, die die Kultur und der Fortschritt der Erfindung ihm zugänglich gemacht haben.
Wie also I das zusätzliche konstante Kapital von II aus seinem Mehrprodukt zu liefern hat, so liefert II in diesem Sinn das zuschüssige variable Kapital für I. II akkumulirt für I und für sich selbst soweit das variable Kapital in Betracht kommt, indem es einen größern Theil seiner Gesammtproduktion, also auch namentlich seines Mehrprodukts, in Form von nothwendigen Konsumtionsmitteln reproducirt.
I (v + m) muss bei Produktion auf wachsender Kapitalbasis sein = IIc plus dem Theil des Mehrprodukts, der als Kapital wieder inkorporirt wird, plus dem zuschüssigen Theil von konstantem Kapital, nöthig zur Erweitrung der Produktion in II; und das Minimum dieser Erweitrung ist das, ohne welches die wirkliche Akkumulation, d. h. die wirkliche Produktionsausdehnung in I selbst nicht ausführbar ist.
Kommen wir nun zu dem oben zuletzt betrachteten Fall zurück, so hat er die Eigenthümlichkeit, dass IIc kleiner als I (v + ½ m), als der in Konsumtionsmitteln als Revenue verausgabte Theil des Produkts von sodass, um die 1500 I (v + m) umzusetzen, sofort ein Theil des Mehr- produkts II = 70 dadurch realisirt wird. Was IIc = 1430 betrifft, so muss es, bei sonst gleichbleibenden Umständen, ersetzt werden aus I (v + m) zum selben Werthbetrag, damit einfache Reproduktion in II stattfinden könne, und ist insoweit hier nicht weiter zu betrachten. Anders mit den ergänzenden 70 IIm. Was für I blosser Ersatz von Revenue durch Konsumtionsmittel, bloss auf die Konsumtion gerichteter Waarenaustausch, ist für II hier nicht — wie innerhalb der einfachen Reproduktion — blosse Rückverwandlung seines konstanten Kapitals aus der Form von Waarenkapital in seine Naturalform, sondern direkter Ak- kumulationsprocess, Verwandlung eines Theils seines Mehrprodukts aus der Form von Konsumtionsmitteln in die von konstantem Kapital. Kauft I mit 70 £ (Geld — Geldreserve zum Umsatz von Mehrwerth) die 70 IIm, und kauft II nicht dafür 70 Im, sondern akkumulirt die 70 £ als Geldkapital, so ist letztres zwar immer Ausdruck von zu- schüssigem Produkt (eben des Mehrprodukts von II, wovon es Aliquote), obgleich nicht von einem in die Produktion wieder eingehenden Produkt; aber dann wäre diese Geldakkumulation auf Seite II zugleich Ausdruck von unverkaufbaren 70 Im in Produktionsmitteln. Es fände also relative Ueberproduktion in I statt, entsprechend dieser gleichzeitigen Nicht- erweitrung der Reproduktion auf Seite II.
Aber abgesehn hiervon: Während der Zeit, worin die 70 Geld, die von I kamen, noch nicht oder nur theilweis durch Ankauf von 70 Im seitens II zu I zurückgekehrt, figurirt 70 in Geld ganz oder theilweis als zusätzliches virtuelles Geldkapital in der Hand von II. Dies gilt von jedem Umsatz zwischen I und II, bevor wechselseitige Ersetzung der beiderseitigen Waaren den Rückfluss des Geldes zu seinem Ausgangspunkt bewirkt hat. Aber das Geld, bei normalem Verlauf der Dinge, figurirt hier nur vorübergehend in dieser Rolle. Im Kreditsystem nun, wo jedes momentan zusätzlich freigesetzte Geld sofort aktiv als zusätzliches Geld- kapital fungiren soll, kann solches nur vorübergehend freie Geldkapital festgeritten werden, z. B. zu neuen Unternehmungen sub I dienen, wäh- rend es daselbst noch festliegendes Zusatzprodukt in andren Unterneh- mungen flüssig zu machen hätte. Es ist ferner zu bemerken, dass die Annexation von 70 Im an das konstante Kapital II zugleich Erweitrung des variablen Kapitals II erheischt zum Betrag von 14. Dies setzt vor- aus — ähnlich wie in I bei direkter Inkorporation von Mehrprodukt Im in Kapital Ic — dass die Reproduktion in II schon vor sich geht mit der Tendenz auf fernere Kapitalisation; dass sie also Erweitrung des Theils des Mehrprodukts einschliesst, der aus nothwendigen Lebensmitteln besteht.
Das Produkt von 9000 im zweiten Beispiel muss zum Zweck der Reproduktion, wie wir sahn, folgende Vertheilung annehmen, wenn 500 Im kapitalisirt werden sollen. Wir ziehn dabei bloss die Waaren in Be- tracht und vernachlässigen die Geldcirkulation.
I. 5000c + 500m (zu kapitalisiren) + 1500 (v + m) Konsum- tionsfonds = 7000 in Waaren.
II. 1500c + 299v + 201m = 2000 in Waaren. Gesammt- summe 9000 in Waarenprodukt.
Die Kapitalisation geht nun vor sich wie folgt:
In I theilen sich die 500m, die kapitalisirt werden, in ⅚ = 417c + ⅙ = 83v. Die 83v entziehn einen gleichen Betrag von IIm, der Elemente des konstanten Kapitals kauft, also zu IIc geschlagen wird. Eine Vermehrung von IIc um 83 bedingt eine Vermehrung von IIv um ⅕ von 83 = 17. Wir haben also nach dem Umsatz:
Das Kapital in I ist gewachsen von 6000 auf 6500, also um In II von 1715 auf 1899, also um nicht ganz ⅑.
Die Reproduktion auf dieser Grundlage im zweiten Jahr ergibt am Jahresschluss an Kapital: I. 5417c + 452m)c + (1083v + 90m)v = 5869c + 1173v = 7042. II. (1583c + 42m + 90m)c + (316v + 8m + 18m)v = 1715c + 342v = 2057. und am Ende des dritten Jahres an Produkt:
Akkumulirt hier I wie bisher die Hälfte des Mehrwerths, so er- gibt I (v + ½ m) 1173v + 587 (½ m) = 1760, ist also größer als das gesammte 1715 IIc, und zwar um 45. Diese müssen also wieder durch Uebernahme eines gleichen Betrags von Produktionsmitteln auf IIc ausgeglichen werden. IIc wächst also um 45, was einen Zuwachs von ⅕ = 9 in IIv bedingt. Ferner theilen sich die kapitalisirten 587 Im zu ⅚ und ⅙ in 489c und 98v; diese 98 bedingen in II einen neuen Zuschlag zum konstanten Kapital von 98 und dieser wieder eine Ver- mehrung des variablen Kapitals von II um ⅕ = 20. Wir haben dann:
In drei Jahren wachsender Reproduktion ist also das Gesammtkapital von I gewachsen von 6000 auf 7629, das von II von 1715 auf 2229, das gesellschaftliche Gesammtkapital von 7715 auf 9858.
Im Austausch von I (v + m) mit IIc finden also verschiedne Fälle statt.
Bei der einfachen Reproduktion müssen beide gleich sein und ein- ander ersetzen, da sonst, wie oben gesehn, die einfache Reproduktion nicht ohne Störung vor sich gehn kann.
Bei der Akkumulation kommt vor allem die Akkumulationsrate in Betracht. In den bisherigen Fällen nahmen wir an, dass die Akkumu- lationsrate in I = ½ m I war, und ebenfalls, dass sie in den ver- schiednen Jahren konstant blieb. Wir liessen nur die Proportion wechseln, nach welcher dies akkumulirte Kapital sich in variables und konstantes theilt. Dabei ergaben sich drei Fälle:
1) I (v + ½m) = IIc, welches also kleiner ist als I (v + m). Dies muss es immer sein, sonst akkumulirte I nicht.
2) I (v + ½m) ist größer als IIc. In diesem Fall wird der Ersatz dadurch bewirkt, dass zu IIc ein entsprechender Theil von IIm hinzuge- fügt wird, sodass diese Summe = I (v + ½ m). Hier ist der Umsatz für II nicht einfache Reproduktion seines konstanten Kapitals, sondern schon Akkumulation, Vermehrung desselben um den Theil seines Mehrprodukts, den es austauscht gegen Produktionsmittel I; diese Vermehrung schliesst zugleich ein, dass II ausserdem sein variables Kapital aus seinem eignen Mehrprodukt entsprechend vergrößert.
3) I (v + ½ m) ist kleiner als IIc. In diesem Fall hat II durch den Umsatz sein konstantes Kapital nicht vollständig reproducirt, muss also das Deficit durch Kauf von I ersetzen. Dies ernöthigt aber keine weitre Akkumulation von variablem Kapital II, da sein konstantes Kapital der Größe nach durch diese Operation erst vollständig reproducirt wird. Andrerseits hat durch diesen Umsatz der Theil der Kapitalisten von I, der nur zusätzliches Geldkapital aufhäuft, schon einen Theil dieser Sorte Akkumulation vollbracht.
Die Voraussetzung der einfachen Reproduktion, dass I(v + m) = IIc sei, ist nicht nur unverträglich mit der kapitalistischen Produktion, was übrigens nicht ausschliesst, dass im industriellen Cyklus von 10—11 Jahren ein Jahr oft geringre Gesammtproduktion hat als das vorhergehende, also nicht einmal einfache Reproduktion stattfindet im Verhältniss zum vorher- gehenden Jahr. Sondern auch, bei dem natürlichen jährlichen Wachs- thum der Bevölkerung könnte einfache Reproduktion nur insofern statt- finden, als von den 1500, die den Gesammtmehrwerth repräsentiren, eine entsprechend größre Zahl unproduktiver Dienstleute mitzehrten. Akku-
mulation von Kapital, also wirkliche kapitalistische Produktion, wäre da- gegen hierbei unmöglich. Die Thatsache der kapitalistischen Akkumu- lation schliesst demnach aus, dass IIc = I (v + m). Dennoch könnte selbst bei kapitalistischer Akkumulation der Fall eintreten, dass, in Folge des Gangs der in der frühern Reihe von Produktionsperioden vollzognen Akkumulationsprocesse, IIc nicht nur gleich, sondern selbst größer würde als I (v + m). Dies wäre eine Ueberproduktion in II, und nur auszu- gleichen durch einen großen Krach, in Folge dessen Kapital von II auf I sich übertrüge. — Es ändert auch nichts an dem Verhältniss von I(v + m) zu IIc, wenn ein Theil des konstanten Kapitals von II sich selbst reproducirt, wie z. B. in der Agrikultur die Anwendung von selbst erzeugtem Samen. Dieser Theil von IIc kommt mit Bezug auf den Um- satz zwischen I und II ebensowenig in Betracht, wie Ic dabei in Be- tracht kommt. Es ändert auch nichts an der Sache, wenn ein Theil der Produkte von II seinerseits fähig ist, als Produktionsmittel in I einzugehn. Sie werden gedeckt durch einen Theil der von I gelieferten Produktions- mittel, und dieser Theil ist von vornherein auf beiden Seiten in Abzug zu bringen, wenn wir den Austausch zwischen den beiden großen Klassen der gesellschaftlichen Produktion, den Producenten von Produktionsmitteln und den Producenten von Konsumtionsmitteln, rein und ungetrübt unter- suchen wollen.
Also bei kapitalistischer Produktion kann I(v + m) nicht gleich IIc sein oder beide können sich nicht im Umsatz gegen einander decken. Dagegen kann, wenn I der Theil von Im ist, der als Revenue von den Kapitalisten I ausgegeben wird, I (v + ) gleich, größer oder kleiner sein, als IIc; I (v + ) muss aber immer kleiner sein als II(c + m), und zwar um so viel kleiner als der Theil von IIm, den die Kapitalistenklasse II unter allen Umständen selbst verzehren muss.
Es ist zu bemerken, dass bei dieser Darstellung der Akkumulation der Werth des konstanten Kapitals, sofern es Werththeil des Waarenka- pitals ist, zu dessen Produktion es mitwirkt, nicht exakt dargestellt ist. Der fixe Theil des neu akkumulirten konstanten Kapitals geht nur all- mälig und periodisch, je nach der Natur dieser fixen Elemente verschieden, in das Waarenkapital ein; dies besteht daher da, wo Rohstoff und Halb- fabrikat etc. massenhaft in die Waarenproduktion eingeht, zum größren
Theil aus Ersatz der cirkulirenden konstanten Bestandtheile und des va- riablen Kapitals. (Des Umschlags der cirkulirenden Bestandtheile wegen kann doch so verfahren werden; es ist damit angenommen, dass inner- halb des Jahres der cirkulirende Theil zusammen mit dem an ihn abge- gebnen Werththeil des fixen Kapitals so oft umschlägt, dass die Gesammt- summe der gelieferten Waaren gleich dem Werth des gesammten in die jährliche Produktion eingehenden Kapitals.) Wo aber für den Maschinen- betrieb nur Hülfsstoffe eingehn, kein Rohmaterial, muss das Arbeitselement = v als größrer Bestandtheil in Waarenkapital wieder erscheinen. Wäh- rend in der Profitrate der Mehrwerth berechnet wird auf das Gesammt- kapital, unabhängig davon, ob die fixen Bestandtheile viel oder wenig Werth periodisch an das Produkt abgeben, ist für den Werth jedes periodisch erzeugten Waarenkapitals der fixe Theil des konstanten Kapitals nur so- weit mit einzurechnen, als er durch Verbrauch im Durchschnitt Werth an das Produkt selbst abgiebt.
Die ursprüngliche Geldquelle für II ist v + m der Goldproduktion I, ausgetauscht gegen einen Theil von IIc; nur soweit der Goldproducent Mehrwerth aufhäuft oder in Produktionsmittel I verwandelt, also seine Produktion ausdehnt, geht sein v + m nicht in II ein; andrerseits, so- weit Akkumulation von Geld, seitens des Goldproducenten selbst, schliess- lich zur erweiterten Reproduktion führt, geht ein nicht als Revenue aus- gegebner Theil des Mehrwerths der Goldproduktion für zuschüssiges va- riables Kapital des Goldproducenten in II ein, fördert hier neue Schatz- bildung oder gibt neue Mittel von I zu kaufen, ohne direkt wieder an es zu verkaufen. Von dem aus diesem I (v + m) der Goldproduktion stam- menden Geld geht der Theil des Goldes ab, den gewisse Produktionszweige von II als Rohmaterial etc., kurz als Ersatzelement ihres konstanten Ka- pitals brauchen. Element zur vorläufigen — zum Zweck künftiger er- weiterter Reproduktion erfolgenden — Schatzbildung im Umsatz zwischen I und II ist: für I nur, wenn ein Theil von Im an II ein- seitig, ohne Gegenkauf verkauft wird und hier für zusätzliches konstantes Kapital II dient; für II, wenn dasselbe der Fall ist seitens I für zuschüssiges variables Kapital; ferner, wenn ein Theil des von
I als Revenue ausgegebnen Mehrwerths nicht gedeckt wird durch IIc, also damit ein Theil von IIm gekauft und dadurch in Geld verwandelt wird. Ist I (v + ) größer als IIc, so braucht IIc zu seiner einfachen Reproduktion nicht durch Waare aus I zu ersetzen, was I von IIm weg- gezehrt hat. Es fragt sich, wie weit innerhalb des Austausches der Ka- pitalisten II unter sich — ein Austausch, der nur aus gegenseitige Austausch von IIm bestehn kann — Schatzbildung stattfinden kann. Wir wissen, dass innerhalb II direkte Akkumulation dadurch stattfindet, dass ein Theil von IIm direkt in variables Kapital (gerade wie in I ein Theil von Im direkt in konstantes Kapital) verwandelt wird. Bei den verschiednen Altersklassen der Akkumulation innerhalb der verschiednen Geschäftszweige von II, und innerhalb jedes einzelnen Geschäftzweigs für die einzelnen Kapitalisten, erklärt sich die Sache, mutatis mutandis, ganz wie sub I. Die Einen befinden sich noch im Stadium der Schatz- bildung, verkaufen ohne zu kaufen, die Andern auf dem Punkt wirklicher Erweiterung der Reproduktion, kaufen ohne zu verkaufen. Das zuschüssige variable Geldkapital wird zwar zunächst ausgelegt in zuschüssiger Arbeits- kraft; diese kauft aber Lebensmittel von den schatzbildenden Inhabern der zuschüssigen, in den Arbeiterkonsum eingehenden Konsumtionsmittel. Von letztren kehrt pro rata ihrer Schatzbildung das Geld nicht an seinen Ausgangspunkt zurück, sie häufen es auf.
Druck von G. Reusche, Leipzig.